Kapitel 8

Sirius staunte nicht schlecht.

"Woher hast du den denn?", fragte er, sobald er seine Sprache wiedergefunden hatte.

"Nicht schlecht, was? Hab ich von meinem Onkel zum Schulstart."

"Wow, netter Onkel, so einen hätt ich auch gerne..."

James antwortete nicht, sondern warf Sirius nur einen kurzen Blick zu. Auch Sirius schwieg.

Erst nach einer Weile, als das Schweigen langsam erdrückend wurde, sagte James:
"Also, wollen wir jetzt? Wir haben ja auch nicht die ganze Nacht Zeit."

Sirius nickte kurz, rührte sich allerdings weder vom Fleck noch tat er sonst irgendetwas, sodass James kurzerhand auf ihn zuging und ihm den Tarnumhang überwarf. Als die beiden sicher waren, dass sie bis zur Gänze verschwunden waren, verließen sie den Schlafsaal. Der Weg die Treppenstufen hinunter stellte die beiden schon vor die erste Herausforderung, denn es durfte ja nichts von ihnen zu sehen sein. Also bemühten sie sich möglichst auf alles zu achten und zischeten sich immer wieder Befehle oder Beleidigungen zu, wenn etwas nicht klappte.
Im Gemeinschaftsraum herrschte mittlerweile schon mehr oder minder Chaos. Vor allem die jüngeren Schüler hatten sich an die Wände zurückgezogen, da in der Mitte eine große Gruppe Sechst- und Siebtklässler sang, tanzte und sprang, dass man immer Angst haben musste irgendein Körperteil abzubekommen. Auf den Tischen, die sonst dort standen, wo nun getanzt wurde, stapelten sich Süßigkeiten und leere Flaschen Butterbier.

Hier unbemerkt durch zu kommen, war mindestens doppelt so schwer, wie die Treppe herutnerzusteigen, doch diesmal schafften es James und Sirius ohne sich ein einziges mal anzugiften und achteten nur darauf nicht entdeckt zu werden. Als sie sich sicher waren, dass niedmand auf das Portraitloch achtete, schlüpften sie hinaus aus dem Gemeinschaftsraum raus in den leeren Gang.

"Huch?", hörten sie die fette Dame sagen, die offenbar erstaunt war, dass niedmand hinausgekommen zu sein schien.

Erst in sicherer Entfernung von ihr, wagte es James das erste Mal etwas zu flüstern.

"Das war ganz schön knapp, was?"
"Allerdings!"
, flüsterte Sirius zurück. Daraufhin verfielen beide wieder ins Schweigen, welches sie jedoch diesmal ignorierten, um sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren.
Eigentlich verlief ihr "Flucht" aus dem Schloss reibungslos. Nur einmal wären sie beinahe mit einer wütend dreinsehenden McGonagell zusammengestoßen, die anscheinend von der Party im Gryffindorturm gehört hatte( was auch nicht schwer war, denn die Gesänge waren noch einige Korridore entfernt zu hören). Vor Schreck hätten Sirius und James beinahe vergessen zur Seite zu gehen, wodurch sie wirklich mit ihr zusammengestoßen wären. Nur dadurch, dass James sich schnell wieder von dem Schrecken erholt hatte und Sirius zur Seite zog, konnten sie dem frühen Ende ihres Ausflugs entgehen.

"Grad noch rechtzeitig, Potter.", flüsterte Sirius und konnte es nicht verhindern, dass man sogar etwas Anerkennung in seiner Stimme mitschwingen hören konnte.

"Tja, ich bin halt gut.", lobte James sich selbst. Sirius konnte ihn im Schein des durchs Fenster hereinfallenden Lichtes grinsen sehen und tat es ihm gleich.

"Egal, weiter.", meinte James jedoch schließlich und die beiden setzten ihren Weg durch das Schloss fort. Sie kamen ohne weitere Unterbrechungen gut durch und ließen den Umhang noch an bis sie schließlich Hagrids Hütte erreicht hatten. Da dort kein Licht brannte, schlichen sie zu einem der Fenster und warfen einen Blick hinein. Auf einem riesigen Bett, dass rechts neben ihnen an der Wand stand, lag Hagrid und schnarchte sogar noch draußen hörbar. James nahm ihnen Tarnumhang ab.

"Ich lass ihn hier hinter Hagrids Hütte. Ich will nicht, dass ich ihn verliere oder er beschädigt wird." Er ging ein Stück weiter zum Feld hinter Hagrids Haus und legte seinen Tarnumhang auf die Erde. Sirius folgte ihm und spähte umher. Nachts sahen Gelände und Schloss völlig anders aus als tagsüber, fand er.

"Wir hätten Fackeln oder Lampen oder sowas mitbringen sollen!", hörte er James die merkwürdige Stille der Nacht durchbrechen. Sirus wandte sich ihm zu und sah, wie James in den Wald blickte und anscheinend überlegte.

Sirius holte währenddessen seinen Zauberstab hervor.

"Lumos!", sagte er und die Spitze des Stabes begann zu leuchten. Sirius trat neben James und konnte nun ein gutes Stück in den Wald hineinblicken.

"Hey! Woher hast du den Spruch denn? Den hatten wir ja noch gar nicht!", meinte James zum einen leicht skeptisch zum anderen aber auch beeindruckt.

"Hat mein Vater mir vor Ewigkeiten mal beigebracht, weil er einfach ist.", antwortete Sirius gleichgültig. Er mochte es nicht seinen Vater erwähnen zu müssen und damit James gar nicht erst auf den Gedanken kam weitere Fragen zu stellen, fuhr er fort:

"Du solltest ihn auch benutzen. Hol deinen Zauberstab raus und sag 'Lumos'. Das ist alles. Wenn du das Licht löschen willst, sagst du 'Nox'. Kapiert? Kaum zu glauben, dass du in den Wald willst ohne zu wissen, wie du an Licht kommst.."

Sirius merkte, dass James ihm einen verärgerten Seitenblick zuwarf, denn Sirius hatte ziemlich gebieterisch geredet. Dennoch leuchtete im nächsten Moment ein weiterer Zauberstab auf.

"Also dann, los!", sagte Sirius schließlich und betrat den Wald.

Lange Zeit folgten die beiden einem kleinen Weg ohne sich zu unterhalten. Beide spähten in alle Richtungen um sich. Anfangs schraken sie jedes Mal zusammen, wenn einer von ihnen auf einen Zweig trat, etwas im Gebüsch raschelte oder Vögel aus den Baumkronen über ihnen flatterten. Doch mit der Zeit wurden sie ruhiger und konnten nun ihre Umgebung erst richtig wahrnehmen. Je länger sie liefen, desto schmaler wurde ihr Weg und desto schwieriger wurde es auch etwas zwischen den Bäumen zu sehen. Dieses standen nun dicht an dicht und waren von Dornenbüschen umwachsen. Etwas ungewöhnliches hatten sie bisher allerdings noch nicht bemerkt. Dennoch hatte dieser Wald für Sirius etwas unheimliches. Durch die Bäume drang kein Licht mehr und lange Zeit hörte er nur James hinter sich.

"Ist nicht viel los hier, oder?", hörte Sirius schließlich James hinter sich.

"Mmmh...", stimmte Sirius ihm knapp zu. Er fand es bisher auch weniger spannend, als er erwartet hatte, obwohl der dunkle Wald eine unheimliche Atmospäre erzeugte.

"Hast du dir eigentlich gemerkt, wie wir wieder zurück kommen?", fragte James und unterbrach erneut die natürliche Stille des Waldes.

"Nein, hab ich nicht.", antwortete Sirius und sah sich zu James um, "Du?"

"Willst du mir jetzt sagen, dass wir keine Ahnung haben, wie wir zurückkommen?", wollte James entsetzt wissen und beantwortete somit Sirius' Frage. James war stehengeblieben und auch Sirius hatte angehalten und blickte James an.

"Anscheinend. Aber so schwer kann das ja nicht sein. Wir sind ja nur geradeaus gegangen.", meinte Sirius ruhig.

"Toll, und was ist wenn nicht? Ich hab keinen Bock hier ewig rumzurennen!", raunte James.

Auf einmal war James wieder genauso ungehalten, wie er es sonst immer gewesen war. Auch Sirius Ruhe war verflogen und daher blaffte er zurück:

"Dann hättest du dir vielleicht den Weg merken müssen. Kann ich ja nichts für!"

"Ach, aber du hättest nicht drauf achten können oder was? Super, das war ja wieder klar, dass das mit dir nichts werden kann. Das hab ich Remus ja gleich gesagt!"

Der letzte Teil von James Aussage schien eher zu ihm selbst gewandt gewesen zu sein, doch sprach er laut genug, dass auch Sirius ihn verstehen konnte.

"Dann war das hier also Remus' Idee?", hakte Sirius misstrauisch nach. Also war es Remus gewesen, der James zu dieser Unternehmung hier angeregt hatte. Das sah ihm ähnlich, fand Sirius, denn Remus hatte auch ihm gegenüber erwähnt, dass er mal versuchen sollte sich mit James zu beschäftigen. Sie würden sich gut verstehen, hatte er gemeint.

James antwortete nicht auf Sirius' Frage, schien sich jedoch zu ärgern, anscheinend in diesem Fall eher über sich selbst.

Zeit wirklich zu antworten blieb ihm jedoch auch nicht mehr.

In diesem Moment der Stille hörten Sirius und James auf einmal leichtes Flügelschlagen um sich herum. Als sie ihre Zauberstäbe blitzschnell gen Himmel richteten konnten sie eine riesige Gruppe fledermausartiger Tiere auf sich zu rasen sehen.

"Deckung!", rief Sirius geistesgegenwärtig und warf James zu Boden, als diese merkwürdigen Fledermäuse über die Stelle hinweg flogen, an der zuvor noch ihre Köpfe gewesen waren.

"Weg hier!", rief Sirius erneut und zog James auf die Beine und hinter sich her, während ihre Angreifer zu einer neuen Attacke ansetzten. James stolperte beinahe, als er von Sirius hochgerissen und hinter ihm hergezogen wurde und brauchte einige Zeit bis er wirklich auf den Beinen war. In diesem Moment stoß Sirius ihn auch schon zur Seite hinter einen dicken Baumstamm und sprang selbst hinter einen Dornenbusch links neben sich. Sekunden später sausten wieder die Fledermäuse über den Weg. Hätte Sirius ihn nicht weggeschubst,wären sie ihm wieder direkt gegen den Kopf geflogen, dachte James. Doch er hatte keine Zeit sich großartig Gedanken zu machen. Die Fledermäuse hatten in einem engen Radius nur knapp vor ihnen gewendet und rasten nun wieder los- direkt auf James zu.

"MOBILIARBUS!"donnerte Sirius und verschob einen Baum direkt neben James, sodass die Fledermäuse eine nach dem anderen dagegen flogen und zu Boden fielen. Sirius trat auf ihre Gegner zu und sprach noch einen Lähmzauber aus, damit sie nicht so schnell wieder angegriffen werden konnten. James war währenddessen neben ihn getreten und hatte ihm mit aufgerissenen Augen zugesehen.

"Wie...woher..-?", stammelte er. Anscheinend hatte er sich bisher noch nicht wieder erholt.

"Die Zaubersprüche hab ich von meinem Vater.", antwortete Sirius ruhig, aber verlieh seiner Stimme den Ausdruck, dass er nicht weiter darüber reden wollte.

"Was waren das für Biester? Die sind größer als echte Fledermäuse...und sehen viel hässlicher aus!", meinte James, der recht schnell seine Sprache wiedergefunden hatte.

"Das sind die sogenannten "schottischen Vampire", den Fachnamen kenn ich nicht. Eine Fledermausart, die gefährlich ist, weil sie sich wirklich am liebsten von Menschenblut ernährt . Sie sind etwas größer als normale Fledermäuse, das stimmt und sie haben größere und längere Zähne. Meistens saugen sie an der Halsschlagader."

Kurzes Schweigen trat ein.

"Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mir geholfen hast, als es brenzlig war...", sagte James schließlich und starrte dabei die Fledrmäuse an.

"Wann?", wollte Sirius wissen. Sie waren bisher doch nur auf diese Mini-Vampire getroffen.

"Na, jetzt und damals mit dem komischen Baum in der Flugstunde... Wieso machst du das eigentlich? Wir können uns doch gar nicht ausstehen!", erklärte James und sah Sirius nun fest an.

Sirius zuckte nur mit den Schultern. Er wusste wirklich nicht, warum er James geholfen hatte. Wenn seine Eltern oder sonst jemand aus der Familie das mitbekommen würde, würde er wahrscheinlich die Strafe seines Lebens bekommen.

"Ach, was soll's.", meinte James schließlich mit einem Mal fröhlich und klopfte Sirius anerkennend auf die Schulter, "In gefährlichen Situationen ist es wohl besser sich mit den bösen Schwarzmagiern zusammen zu schließen. Die kennen sich mit allem was tödlich sein könnte einfach besser aus."

James grinste Sirius an und Sirius tat es ihm nach ohne sich weiter Gedanken zu machen. Es war das erste Mal, dass er seit er in Hogwarts war, das Gefühl hatte sich wirklich mit jemandem anfreunden zu können.

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Während James und Sirius sich langsam wieder einen Weg durch den Wald bahnten, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. James war ganz bei ihrem Erlebnis kurz zuvor. Sirius hatte ihm schon wieder das Leben gerettet und das obwohl er, James, ihm das Leben bisher nur schwer gemacht hatte. Außerdem musste er sich eins eingestehen: Es machte richtig Spaß mit Sirius durch den Wald zu streichen. Sie hatten zwar noch nicht viel geredet, aber James hatte in Sirius genau den Partner, den er gebraucht hatte. Sie waren auf einer Ebene, was ihr Talent im Zaubern anbelangte und unbewusst war James sich sicher, dass er sich auf Sirius verlassen konnte.

James wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren oder wie spät es war. Die Bäume standen so dicht beieinander und verdeckten mit ihren Kronen dem Himmel, sodass man Tag und Nacht wohl kaum voneinander unterscheiden konnte. Auch wusste James nicht, wo sie gerade hingingen, auch wenn er annahm, dass es sie in etwa Richtung Schloss liefen. Es war merkwürdig still im Wald, alles schien zu schlafen. Er ließ seinen Zauberstab immer wieder in alle Richtung wandern, um auch ja jeds Detail zu sehen, aber seit dem Angriff der kleinen Vampire war ihm nichts mehr aufgefallen.

Erst nachdem sie noch ein für James endloses Stück weiter auf ihrem schmalen Pfad gewandert waren, fiel James' Lichtstrahl so in den Wald, dass James meinte, eine Lichtung erkennen zu können.

"Hey Sirius! Da vorn ist 'ne Lichtung!", informierte er sofort seinen Partner.

"Na und? Ist da was besonderes?", erkundigte Sirius sich uninteressiert.

"Keine Ahnung. Lass uns näher rangehen." Ohne eine Antwort abzuwarten, machte sich James schon auf den Weg.

Seufzend folgte Sirius ihm, sodass sie dicht hintereinander gehend eine Schneise durch die Dornenbüsche schlugen.

Es war keine besonders große Lichtung, es hätten dort gerade einmal 5 oder 6 Bäume Platz gehabt und Sirius und James gegenüber lagen einige Findlinge. Doch für diese interessierten sich James und Sirius wenig, als die gesamte Lichtung in ihr Blickfeld fiel. Denn am Rande graste ein Einhorn mit seinem Jungen.

"Wow, ein Einhorn!", staunte James über das schöne weiße Geschöpf, dass so friedlich dort, ganz in seiner Nähe, stand.

"Ich hätte gar nicht gedacht, dass es solche Tiere hier gibt.", musste auch Sirius beeindruckt hinzufügen.

Beide wagten es nicht sich auch nur einen Schritt der Lichtung zu nähern aus Angst die Einhörner zu verschrecken. So standen sie beide einfach nur da, ganz im Bann der zwei Geschöpfe. Die Einhörner selbst schienen Sirius und James gar nicht bemerkt zu haben. So grasten sie einfach weiter und bewegten sich mal etwas auf eine andere Stelle, wo das Gras noch höher und grüner war.

"Mist, so kann ich sie nicht mehr sehen.", sagte Sirius, als die beiden gerade ein Stück weiter in den Schutz der Bäume geschritten waren.

Um sie wieder sehen zu können, machte Sirius ein, zwei Schritte nach vorn und blieb dabei an einem Dornenbusch hängen.

"Au!", rief er aus und bevor er realisierte, was im einzelnen passiert war, sah man nur noch zwei weiße Schweife zwischen den Büschen verschwinden.

"Toll gemacht, Sirius.", merkte James leicht verärgert an.

"Kann ich ja nichts für, dass hier überall diese blöden Dornenbüsche stehen.", blaffte Sirius zurück und besah sich seinen Umhang, der einen Riss an der Stelle hatte, wo er eben noch am Busch gehangen hatte. Zu Sirius größerem Ärger hatte er sich dort auch noch die Haut aufgekratzt. Während Sirius seine kleine Wunde betrachtete, betrat James die Lichtung.

"Aber schon cool so ein Einhorn zu sehen.", meinte er und sah bedächtig auf die Stelle, wo zuvor noch die zwei Einhörner gegrast hatten.

"Immrhin etwas...Hab mir den Wald hier irgendwie spannender vorgestellt.", sagte Sirius und trat neben James. Im Gegensatz zu James interessierte ihn das Gras, dass die Einhörner wohl gefressen hätte, wenn er sie nicht verschreckt hätte, eher weniger.

"Hey, schau mal da!", riss er James aus seinen Gedanken, die gerade bei Einhörnern aus seinen Kinderbüchern waren. James blickte sich um und sah wie Sirius sich den Steinen genähert hatten, die am Rand der Lichtung standen.

"Was ist denn da?", fragte James und stellte sich neben Sirius, der sich mittlerweile hingekniet hatte.

"Hier!" Sirius zeigte auf eine Stelle unten auf dem größten Stein in der Mitte mehrerer kleiner Steine. Dort war sehr fein und in schwacher Farbe ein Totenkopf eingraviert aus dessen Mund eine Schlange quoll.

"Was soll das denn sein?", fragte er und sah zu James hoch.

"Keine Ahnung, hab ich noch nie gesehen...", meinte James nachdenklich.

"Dies ist nicht der richtige Ort zum rumstreunen für kleine Hogwartsschüler wie euch", drang plötzlich eine rauchige Stimme aus dem Nichts. Erschreckt blickten Sirius und James umher und hielten ihre Zauberstäbe erhoben. Aus der Dunkelheit der Bäume trat ein Wesen, halb Pferd, halb Mensch - ein Zentaur. Er hatte das Gesich eines relativ jungen Mannes und das hellbraune Fell eines Pferdes.

"Wer bist du?", fragte James ohne den Zauberstab zu senken.

"Mein Name ist Hale, um euch den Gefallen zu tun. An eurer Stelle würde ich mir um soetwas jedoch keine Gedanken machen, denn es gibt Dinge, die euch mehr kümmern sollten, als die Zentauren dieses Waldes. Hier schleicht so einiges rum..." Nachdenklich wandte der Zentaur den Blick gen Himmel.

"Ja, mit den schottischen Vampiren haben wir schon Bekanntschaft gemacht.", meinte Sirius und erinnerte sich kurz an die Attacke der Fledermäuse.

"Es sind nicht nur die Kreaturen dieses Waldes, die unwissenden Hogwartsschülern Ärger bereiten werden...Unglaubhafte Gestalten werden den Wald missbrauchen, um ihren Lebensweg zu lehren. Noch ist Mars nur schwach zu sehen..."

Gedankenverloren unterbrach der Zentaur seine Rede. Sirius und James hingegen waren mit ihren Gedanken eindeutig in der Gegenwart.

"Was für Gestalten sind das?", hakte Sirius nach. Langsam begann es spannend zu werden.

Doch Hale ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Sirius überlegt gerade, ob er seine Frage vielleicht wiederholen sollte, als der Zentaur seinen Blick plötzlich von den Sternen abwandte.

"Probleme werden auf diese, eure Welt zukommen, die die Dimensionen eurer Vorstellungskraft vorläufig sprengen werden, kleiner Black."

"Woher-" Sirius wirkte irritiert, da sein Name gefallen war.

"Obwohl wir hier in einer scheinbar völlig von eurem Leben losgelösten Welt leben, bedeutet dies nicht, dass uns die Sterne nicht zeigen mit wem wir es zu tun haben, wenn ihr zu uns vordringt... Folge deinem Herzen, Sirius"

Sirius blickte den Zentaur leicht genervt an. James hingegen war jetzt ebenfalls nachdenklich gestimmt. Zum einen beschäftigten ihn die Gestalten von denen der Zentaur gesprochen hatte zum anderen wollte er wissen, was genau der Zentauer mit "Folge deinem Herzen" gemeint hatte.

Sirius schien mit den Worten des Zentaurs nichts anfangen zu können, denn er sprach ein ganz anderes Thema an.

"Wenn du so schlau bist, Hale, dann kannst du mir bestimmt auch sagen, was das hier für ein Zeichen ist."

Er deutete auf den Totenkopf, der schwach auf dem großen Stein zu sehen war.

Der Zentaur wandte seinen Blick auf die Bemalung, schwieg jedoch. Erst nache einer Weile murmelte er leise mehr zu sich als zu Sirius oder James:

"Die ersten Zeichen sind schon zu sehen... wie die Sterne sagen.."

Sirius schien langsam der Geduldsfaden zu reißen, denn mit all diesen halben Informationen konnten weder er noch James etwas anfangen. Daher maulte er:

"Kannst du vielleicht auch mal Klartext reden? Wir sind keine Sternenleser!"

"Wie ich euch schon zu Beginn riet, ist dies hier nicht der Ort, um Geheimnisse aufzudecken. In eurem nächsten Umfeld gibt es Verborgenes, dessen Entdeckung ein wichtiger Teil eurer Zukunft sein wird. Lasst die Zukunft des Waldes vorerst die Aufgabe anderer Wesen sein. Ich bringe euch zum Waldrand. Bitte fragt mich nichts mehr, ich habe euch schon viel zu viel gesagt über die Geheimnisse der Sterne."

Ohne Sirius auch nur die Chance zu lassen sich über die Unklarheiten seiner Aussagen aufzuregen, verschwand er zwischen den Bäumen. James packte Sirius am Arm, denn dies war die beste Gelegenheit endlich einen Ausweg aus dem Wald zu finden. Zwar war dieser Besuch im Wald nicht das erhoffte große Abenteuer oder der unglaubliche Kampf mit wilden Kreaturen gewesen, aber dennoch war James allein durch diese undurchschaubaren Informationen ziemlich kaputt.

Also stapften James und Sirius schließlich hinter dem Zentauren her und fragten ihn über im Wald lebende Kreaturen oder sein Leben als Zantaur aus, wobei er über letzteres wieder nur in sehr schwammigen Sätzen sprach, was Sirius' Laune nicht zu heben schien.

Nach einer Weile wurden die Abstände zwischen den Bäumen wieder größer und es dauerte nicht mehr allzu lang bis Sirius, James und Hale den Waldrand erreicht hatten. Erstaunt stellten Sirius und James fest, dass es mittlerweile schon begonnen hatte zu dämmern. Hale verließ sie, als sie aus dem Schatten der Bäume heraustraten und sich auf den Weg zu Hagrids Hütte machten, um James' Tarnumhang zu holen.

Als sie das Schloss betraten, waren schon die ersten Schüler auf dem Weg in die Große Halle, sodass sich James und Sirius kurzerhand entschlossen den Tarnumhang hinter einer Rüstung zu verstecken und zu frühstücken bevor sie sich in ihren Schlafsaal begaben und den Rest des Tages verschliefen.

Erst abends war James schließlich wieder auf den Beinen und traf Remus und Peter im Gemeinschaftsraum, wo sie gerade die Hausaufgaben für den nächsten Schultag anfertigten.

Sofort berichtete er haarklein und im Flüsterton, was ihm und Sirius im Wald wiederfahren war. Bei der Geschichte mit den Fledermäusen wich Peter in Sekundenschnelle die Farbe aus dem Gesicht, während Remus eher auf die Vorhersage des Zentauren reagierte. Gerade wollte er ein weiteres Detail verkünden, als Sirius die Treppe zum Schlafsaal herunterkam. Sofort verstummte James. Er war sich nicht sicher, wie er sich Sirius gegenüber verhalten sollte. Sollte er jetzt auf ihn zugehen oder hatten sie jetzt nur ihren Waffenstillstand endgültig besiegelt? Unschlüssig wartete er, ob Sirius vielleicht hersah oder sonst irgendwie einen Hinweis darauf gab, was James tun sollte.

Als er vor kurzem in seinem Bett aufgewacht war, hatte James sich erst einmal die Zeit genommen und sich Gedanken über all das, was passiert war und was sie gehört hatten zu machen. Während er dort oben gelegen hatte, war ihm etwas durch den Kopf gegangen, was Remus mal zu ihm gesagt hatte: "Wenn sein Vater schlecht ist, muss er es nicht zwangsläufig auch sein."

James hasste es, wenn er zugeben musste, dass er wirklich völlig falsch gelegen hatte. Nur hatte er das Gefühl, dass er in diesem Punkt wirklich nur, wie wohl alle anderen Gryffindors auch, von seinen Vorurteilen auf Sirius geschlossen hatte, ohne ihm wirklich eine Chance zu geben und das war es, was James am meisten ärgerte. Denn Sirius schien ganz anders zu sein als seine Familie. Und so war er zu dem Schluss gekommen, dass er Sirius ab jetzt ebenso normal entgegen treten würde wie Remus und ihm seine Freundschaft anbieten wollte.

Jetzt, wo er allerdings wirklich mehr oder weniger zugeben musste, dass er sich geirrt hatte, was Sirius anging, war er sich nicht mehr sicher. Auch wusste er nicht, ob Sirius vielleicht keine Freundschaft mit einem Gryffindor wollte, denn immerhin hatte er sich ja auch mit Remus noch nicht angefreundet.

Sirius hatte inzwischen das Ende der Treppe erreicht. Er ließ den Blick kurz durch den Gemeinschaftsraum schweifen und entdeckte dabei James, Remus und Peter. Im gleichen Moment kamen zwei Viertklässler auf ihn zu. James hörte einen der beiden sagen:
"Hey Black, wo warst du gestern eigentlich bei unserer Party? Wir haben dich echt vermisst.", wobei er höhnisch lachte.

"Wenn Gryffindor dich nicht interessiert, solltest du vielleicht besser doch nach Slytherin.", fuhr der andere fort.

Im nächsten Moment war James von seinem Platz aufgesprungen und trat an Sirius' Seite ohne sich auch nur einen weiteren Gedanken zu machen, ob sie Freunde waren oder ob es Sirius stören könnte. Denn James spürte plötzlich eine Wut in sich, als würden die Viertklässler mit ihm so reden.

"Wer in welches Haus passt, entscheidet zum Glück der Sprechende Hut und nicht ihr.", verteidigte er Sirius und blickte die beiden Viertklässler verärgert an. Da diese anscheinend nicht damit gerechnet hätten, dass irgendjemand zu Sirius's Verteidigung erscheinen würde, schien beiden für einen Moment die Sprache verschlagen zu sein.

James nutzte diesen Moment und zog Sirius am Arm in Richtung Remus und Peter. Dort blieb er stehen und überlegte kurz, was er jetzt sagen sollte.

"Äh, willst du mit uns vielleicht Hausaufgaben machen? Oder gleich mit runter zum Essen?", fragte James, dem auf die Schnelle nichts besseres einfiel. Er sah Sirius fragend an, als dieser nicht sofort antwortete.

Sein Gesichtsausdruck offenbarte, dass er hin- und hergerissen war. James verstand nicht, warum er nicht einfach "Ja" sagte, sprach ihn aber nicht an und wartete geduldig eine Antwort ab.

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Sirius war ziemlich überrascht gewesen, dass James eben für ihn eingesprungen war und dass er ihn jetzt auch noch in seiner Gruppe dabei haben wollte. Er selbst hatte noch lange wach gelegen bevor er endlich schlafen konnte.
Er hatte noch einmal an die Sache mit der Peitschenden Weide zurückgedacht und an die Situation im Wald. Er konnte sich nicht erklären, warum er James in beiden Situationen geholfen hatte, er konnte sich selbst nicht mal haargenau erklären, warum er überhaupt mit James mitgegangen war. Aber es hatte ihm dennoch Spaß gemacht, denn es war das erste Mal, dass er mit jemandem etwas unternommen hatte, worauf er selbst wirlich Lust gehabt hatte. Der Besuch im Wald war ganz anders gewesen, als die Unternehmungen mit Malfoy oder anderen Kindern schwarzmagischer Familien. Und eigentlich, hatte Sirius gedacht, während er auf seinem Bett gelegen hatte, hätte er gern endlich mal echte Freunde. Nur war ihm genauso klar, dass seine Eltern jede Verbündung mit Gryffindors herausbekommen und bestrafen würden. Erst kurz zuvor hatte er wieder einen Brief seiner Eltern bekommen. Sie und der Rest der Familie würden ihn, komme was da wolle nach Slytherin bringen, sie hätten bereits einige Kontakte zum Ministerium geknüpft. Auch hatten sie ihn ermahnt sich endlich wie ein Black zu verhalten ansonsten würde er Ärger mit Bellatrix und Narzissa strellvertretend für die gesamte Familie Black bekommen. So war Sirius unschlüssig, was er tun sollte. Das, was er wollte oder das, was besser für ihn war. Seine Abneigung, ja fast sein Hass, gegenüber seiner Familie und der Ungerechtigkeit, die sie ihm zuteil wurden ließen, machten ihn wütend und weckten in ihm den Drang alles zu tun, um sich von ihr loszureißen und ihr einen Schlag nach dem anderen zu versetzten. Auf der anderen Seite sagte ihm seine Vernunft, dass er nicht ungestraft davon kommen würde und er sich die nächsten Sommerferien selbst zur Hölle machen würde, denn er wusste, dass sein Vater ungeahnte Dimensionen an Strafen versteckt hielt und ihn nicht nur mit einem Übelkeitstrank davon kommen lassen würde. Geplagt mit all diesen Problemen war er schließlich eingeschlafen und vor kurzem wieder aufgewacht mit dem Entschluss, alles einfach auf sich zukommen zu lassen.

Jetzt hatte er alles auf sich zukommen lassen und stand vor der Entscheidung die Weichen zu stellen: Entweder Freunde oder davonkommen von den Strafen, die sein Vater androhte und sich dem Familienwillen beugen.

Er dachte an seine Eltern und an seine Zeit im Grimmauldplatz. Genau konnte er sich erinnern, wie in ihm die Vorfreude auf Hogwarts gewachsen war, weil er dort endlich nach seinem eigenen Willen leben konnte. Wenn er sich jetzt von seinem Vater einschüchtern ließ, würde er nie echte Freunde haben, denn in Slytherin, das wusste er, gab es niemandem, der seinem Bild eines

Freundes entsprach.

"Ich hol eben meine Bücher.", sagte Sirius schließlich. Er wusste nicht, warum, denn sein innerer Konflikt war noch lange nicht entschieden, aber irgendetwas hatte ihm das Gefühl gegeben, dass dies eindeutig die richtige Entscheidung war. Also verließ er James und die anderen, um aus dem Schlafsaal seine Sachen zu holen. Während er die Treppenstufen hinauflief, hatte er das Gefühl, dass er endlich das gefunden hatte, was seinem Bild von Hogwarts entsprach.

Author Notes:Endlich fertig! Tut mir Leid, dass es so lang gedauert hat, ich versuch das nächste Mal wieder schneller zu sein. Jetzt kann ich ja einschätzen, wann ich Zeit zu schreiben habe"

Hoffe das Kapitel gefällt euch einigermaßen auch wenn es nicht sonderlich spannend ist.

Vielen Dank an dieser Stelle nochmal für die Reviews!