Tut mir leid, dass ich so lange weg war – ich habe einen laaaangen Urlaub genossen und dann hat mich der Arbeitsalltag leider eingeholt.


7. Gefangen III

"Holt ihn an Bord!"

Noch immer benommen vom harten Aufprall auf die Wasseroberfläche, nahm WIll nur wie aus weiter Ferne wahr, dass ihn zwei starke Arme grob packten und ihn nach oben hievten, wo ihn nicht weniger harte Griffe erwarteten, die ihn über die Reling zogen. Die Piraten zerrten an seiner nassen Kleidung und an seinen Haaren. Kaum war sein Oberkörper weit genug an Bord gezogen worden, liessen ihn die stützenden Hände los und er schlug unverhofft mit dem Gesicht auf die Holzplanken des Decks. Trotz des Schmerzes, der ihm beim Aufprall durch Kiefer und Nacken schoss, kam nur ein tonloses Keuchen über die Lippen des jungen Mannes.

Er hatte nicht überlegt was er tat, als durch das grosse Fenster in Barbossas Kabine gesprungen war. Das Meer hatte ihn buchstäblich verschlungen als die Wellen über ihm zusammen gebrochen waren und der entstandene Strudel ihn in die Tiefe gesogen hatte. Alles was er nach den betäubenden Schlägen und dem Glas, das seine Haut aufgeritzt hatte, zu spüren bekommen hatte, war alles umhüllende, nasse Kälte gewesen. Verzweifelt nach Luft ringend hatte er sich nach oben gekämpft an die rettende Wasseroberfläche, nur um seine Flucht als beendet zu erleben, als man nach ihm gegriffen hatte vom kleinen Beiboot aus.

Und nun lag der junge Schmied vor den Piraten am Boden, erschöpft und zitternd vor Kälte, seine Muskeln schmerzten von Barbossas Schlägen und dem unglücklichen Aufprall auf dem Wasser, er war benommen, fernab von einem einzigen klaren Gedanken und sein Körper war mit blutenden Schnittwunden übersät, die an den Rändern aufklafften, wo das brennende Salz die Haut aufgeweicht hatte.

Will war zu müde und ausgelaugt, um irgend etwas von alledem wirklich an sich heranzulassen und wahrzunehmen. Alles was er wusste, der Gedanke, der seinen Geist erfüllte, war, dass nun alles verloren und die Hoffnung erloschen. Eine grosse, dunkle Gestalt zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Barbossa. Der Captain stand regungslos vor ihm und sah in geringschätzig an, ein verhöhnendes Lächeln auf den Lippen und Jack, den Affen auf der Schulter.

Und dann traf ihn der unerwartete Tritt.

Die Wucht nahm Will die Luft zum Atmen und erstickte seinen schmerzerfüllten Aufschrei. Mit regloser Miene trat Barbossa mit dem schweren Stiefel wieder und wieder zu, beobachtete, wie sich dunkelrote Stellen unter der Haut des Gefangenen bildeten und aufbrachen, während dieser sich so gut es ging zusammen rollte und schützend die Hände über seinen Kopf legte.

Will konnte nicht atmen, er konnte nicht schreien, obwohl die Schmerzen kaum zu ertragen waren, er konnte sich nicht wehren und sein Körper, malträtiert von Barbossas Tritten, fühlte sich an wie etwas Fremdes, etwas, das er beobachtete, aber das ihn nicht weiter berührte. Irgendwo, wie durch einen dichten Schleier von pulsierendem Blut, das in seinen Ohren rauschte, vernahm er dessen Stimme, vor grauser Genugtuung triefend.

"Nun, Turner... wie fühlt es sich an getreten zu werden? Ich werde dich lehren noch einmal nach Jack zu treten!"

Es kam dem jungen Mann vor, als würde die Zeit stehen bleiben. Sekunden zogen sich hin und wurden zu Jahren, bis er keine Kraft mehr hatte, um sich noch irgendwie gegen die Misshandlung schützen zu können. Tränen der Wut und des Schmerzes benetzten seine Wangen. Und gerade als er glaubte, das nicht zu überleben, hörten die Tritte mit einem Mal auf. Wimmernd und zitternd blieb Will reglos liegen, warten, welcher Schmerz ihn nun erwarten würde. Stille erfüllte das Deck des Schiffes. Die Piraten standen gespannt wartend um ihn und Barbossa herum, der sich zu dem Gefangenen herabbeugte, sein Kinn umfasste und ihn zwang den Blick zu heben.

"Narr! Niemand kann vor mir fliehen oder von der Black Pearl entkommen, wenn ich es nicht will. Siehst du das nun ein?"

Die zuckersüsse Stimme Barbossas, die sich einschmeichelnd und Sicherheit vortäuschend ihren Weg suchte, liess Will trotzdem nicht vergessen mit wem er es zu tun hatte. Nur schwer konnte er dem Drang widerstehen, dem Piraten ins Gesicht zu spucken. Doch wusste er genau, dass er sich damit keinen Gefallen tun würde. Ihm blieb nichts, als schweigend und noch immer zitternd liegen zu bleiben und dem Blick Barbossas stand zu halten.

"Wird der Welpe jetzt ein braver Junge sein und tun, was man von ihm verlangt?"

Der Griff um Wills Kinn verstärkte sich und rang ihm ein Nicken ab. Und ehe er sich versah wurde er auf einen Wink Barbossas erneut von groben Händen gepackt und hochgehoben. Will konnte kaum stehen. Schwanken und nach Halt suchend stand er da, das Hemd zerfetzt und die Hose noch immer über die Hüften nach unten geschoben. Peinlich berührt von seiner Nacktheit vor all den Piraten, die ihn anstarrten, versuchte er seine Männlichkeit zu verbergen, gab es aber fast im gleichen Augenblick wieder auf. Es war zwecklos. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er Barbossas Worte hörte, die nicht nur ihm, sondern der ganzen Mannschaft zu gelten schienen.

"Nun, werter Mr. Turner, das ihr ohnehin gerade nahezu nichts anhabt... Ihr habt da vorhin etwas unterbrochen, das noch nicht zu ende war. Nicht sehr anständig von euch. Ich denke, ich habe das Recht, das zu beenden. Und damit ihr nicht wieder auf dumme Gedanken kommt, werden wir das gleich hier tun, wo genügend scharfe Augen euch beobachten und genügend starke Hände euch an einer Flucht hindern können."

Ein freudiges Gröhlen ging durch die Reihen der Piraten, die sich gegenseitig anstiessen. Will wollte zurückweichen, dem entgehen, was man ihm mit Andeutungen androhte, doch nach zwei Schritten stand er bereits mit dem Rücken gegen den Hauptmast und presste sich verzweifelt dagegen, während er beobachtete wie Barbossa die Schnalle seines Gürtels öffnete...

Ich weiss, ich sagte "jetzt", aber gerade fällt mir auf, dass das Kapitel ja viel zu lang geworden wäre... müsst ihr euch noch gedulden bis zum nächsten Kapitelchen... kicher