A/N von Cecelle: Da die Geschichte vor HBP geschrieben worden ist, deckt sich Snape's Familienleben leider nicht mit dem, was wir jetzt wissen – aber zumindest habe ich es richtig geraten, dass er in eher aermlichen Verhaeltnissen aufgewachsen ist! ;-)
Kapitel 2
Ahnenhaus:
Severus Snape hielt für einen Moment inne, bevor er zu der Tür des baufälligen Hauses hinaufschritt. Früher einmal musste es beeindruckend gewesen sein, aber es wurde nun schon seit vielen, vielen Jahren vernachlässigt, was es in diesen deprimierenden Zustand hatte verfallen lassen. Er konnte sich nicht erinnern, es jemals anders als so gesehen zu haben, mit von den Wänden blätternder Farbe, eingesunkenem Dachfirst und Gärten, die seit Jahren nicht mehr gejätet worden waren. Er straffte unwillkürlich die Schultern, bevor er endgültig zur massiven Haustüre schritt. Wie er diesen Ort hier hasste.
„Hallo, Mutter." Severus Snape erlaubte es sich, von der kleinen Frau, die die Tür geöffnet hatte, umarmt zu werden. "Ist er hier?"
„Ich befürchte es", sagte sie entschuldigend, während sie mit Unbehagen über ihre Schulter blickte.
Snape spannte die Muskeln in seinem Gesicht an, trat aber durch die Tür.
Der einzige Grund warum er in dieses Haus kam, war um seine Mutter zu sehen, und er limitierte seine Besuche auf einen pro Jahr. Das war das Äusserste, wozu er sich überwinden konnte.
Saeran Snape folgte ihrem Sohn in das dunkle, überfüllte Wohnzimmer. Vor langer Zeit war sie eine Schönheit gewesen, mit dem schwarzen Haar und der Porzellan-Haut ihrer walisischen Vorfahren. Diese Schönheit war seit langem gewichen und hinterliess eine schwindende Frau mit fahler Haut.
„Setz dich hin. Ich stelle das Teewasser auf."
Er setzte sich behutsam auf das grosse Chintzsofa. Wie alles andere im Haus hatte es schon bessere Tage gesehen. Die Armlehnen waren so abgenützt, dass der Faden unter den Mustern klar zu sehen war, eine Tatsache, die die Hausherrin erfolglos, mit vom Alter gelblich verfärbten Sofaschonern zu verstecken suchte.
„So, wie geht es dir denn so?" Die Konversation war wie immer steif und unbehaglich.
„Gut, gut. Und dir?"
„Recht gut." Es gab eine Pause als beide versuchten etwas zum sagen zu finden.
„Du siehst gut aus", sagte Saeran und meinte es auch so. Er sah auch besser aus als das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte. Ausgeruhter.
Sie plauderten noch für eine Weile, über Themen, die nichts bedeuteten. Die Art Konversation welche Leute in Spitälern führten, wenn sie auf jemanden warteten, der schlechte Nachrichten bringen wird.
Eine Tür öffnete sich irgendwo im Haus, und das Geräusch liess sie beide in dunkler Vorahnung aufsehen.
"Ich denke, dass ich besser nach dem Teekessel sehe", sagte Saeran hastig und stürmte in die Küche.
„Hallo, Sev." Ein dunkler, stämmiger Mann stand unter dem Türrahmen gegen den Korridor, der das Wohnzimmer mit dem Rest des Hauses verband. „Welche Freude dich hier zu sehen." Augustus Snapes Stimme triefte vor Sarkasmus.
„Hallo, Vater", antwortete Severus reserviert.
Der Blick auf Augustus' Gesicht sprach von Verachtung und Spott. „Ich bin überrascht, dass du es wagst, dein Gesicht hier in der Gegend zu zeigen."
„Ich kam her um Mutter zu sehen." Nicht dich. Die Folgerung war deutlich.
„Als ob sie dich sehen wollte, nachdem du uns so in Verlegenheit gebracht hast. Hast du überhaupt eine Vorstellung, was du uns angetan hast, mir und deiner Mutter?"
„Darf ich dich daran erinnern, dass, hätte ich dich nicht sicher aus dem Weg des Ministeriums gebracht, du jetzt in Askaban verrotten würdest?" sagte Severus durch zusammengebissene Zähne.
„Wäre es nicht für dich, lieber Sohn, würde ich jetzt einen Ehrenplatz an der Seite des Dunklen Lords inne haben, anstatt nicht mehr in der Lage zu sein, mein Gesicht in anständiger Gesellschaft zu zeigen." Augustus Snape spie die Worte seinem Nachkommen ins Gesicht.
„Du hättest nirgends in einem Ehrenplatz inne", sagte Severus kalt und geringschätzend. „Der einzige Grund warum ich Mutter die Schmach ersparen konnte, dich nach Askaban gesteckt zu sehen war, ist dass du als dunkler Zauberer genauso unbedeutend warst wie in allem anderen, was du jemals getan hast."
Es war Augustus Snape immer ein Dorn im Auge gewesen, dass er es, im Unterschied zu seinem Sohn, nie geschafft hatte, in Voldemorts inneren Kreis aufzusteigen. Er schätzte es nicht, daran erinnert zu werden. Sein Gesicht nahm eine alarmierend rote Färbung ein.
„Wie kannst du es wagen?" brüllte er. „Wenn ich daran denke, wo wir heute sein könnten... der Dunkle Lord hat dir vertraut. Wir hätten diesem Haus seine Ehre zurückgeben können, seine Grösse. Die Snapes hätten wieder ein Name sein können, der etwas zählt. Aber nein, du musstest dich ja mit Dumbledore und seinem schlammblütigen Haufen verbrüdern. Merlin, was für eine Verschwendung." Augustus Snape kam näher und blieb mit vor seiner Brust geballten Fäusten vor seinem Sohn stehen.
„Du armseliger kleiner Spion. Dumbledores Hampelmann. Du bist gerade der Richtige, um von Erfolg zu sprechen. Du wurdest gut dafür belohnt, dass du deine Freunde verkauft hast, nicht wahr? War es das wert, erniedrigt vor dem Zauberergamot zu stehen? Was hat er getan? Hat er dir einen neuen, hübsch glänzenden Kessel für deine Kerker gekauft?" Das höhnische Grinsen auf seinem Gesicht wäre sofort von jedem von Snapes Schülern wiedererkannt worden. „Du hättest so viel mehr sein können."
Severus presste seine Lippen so fest aufeinender, dass sie blutleer schienen. Eilig stand er auf und blickte auf seinen Vater hinunter. Es war immer ein Quell geheimer Genugtuung für ihn gewesen, dass er etliche Zentimeter grösser war. Augustus trat ein paar Schritte zurück.
„Ich denke, dass ich besser gehe."
„Das erste, was ich dich heute habe sagen hören, das irgendeinen Sinn ergibt. Ja, verschwinde", sagte Augustus. „Und bleib weg."
„Meine Mutter lebt noch immer hier. Ich werde tun, was ich will", sagte Severus mit verengten Augen.
„Dies ist mein Haus. Du bist hier nicht mehr länger willkommen."
„Und wie genau willst du mich aufhalten?" sagte Severus fast freundlich. Er hatte aufgehört vor seinem Vater Angst zu haben, als er in seinem siebten Jahr realisiert hatte, dass ihn sein Vater in einem Duell nicht mehr besiegen würde können, selbst wenn sein Leben davon abhinge. Der Tag, an dem Augustus zur selben Einsicht gekommen war, war kein erfreulicher gewesen. Severus hatte es ihn auch nie vergessen lassen.
„Hätte irgendjemand gerne Tee?" sagte eine bebende Stimme von der Küchentür. Saeran Snape stand dort mit weissem Gesicht und einem Teekessel in ihren zitternden Fingern.
„Ich fürchte, Sev war gerade am gehen", sagte Augustus halb erstickt vor Zorn, und ohne die Augen von seinem Sohn zu nehmen.
Severus sah so aus, als ob er etwas sagen wollte, änderte aber dann seine Meinung.
Er drehte sich entschlossen um und ging hinüber zu Saeran. „Es tut mir leid, Mutter", sagte er leise.
„Ist schon gut", sagte sie mit einem Beben in ihrer Stimme. Sie legte ihre Hand an seine Wange. „Es war schön dich zu sehen."
Severus küsste sie auf die Stirn und ging ohne ein weiteres Wort oder einen Blick.
T.B.C.
Danke an Shelley für das Betaen.
