Kapitel 11

Der Abend vorm Weihnachtfest kam und alle verbliebenen Schüler und Lehrer saßen in der Großen Halle. Hermin schaute sich um und sah dass neben Malfoy aus Slytherin und Cho Chang aus Ravenclaw, nur noch Neville, Ginny, Luna und Ron von den Schülern in Hogwarts geblieben waren. Deshalb gab es nur einen Tisch, an dem sich alle niedergelassen hatte. Doch die Gryffindor bemerkte auch, dass es noch weitere frei Plätze gab. Einen für Dumbledore und zwei für Harry und Chris. Doch wer auf die restlichen drei sollte, war ihr ein Rätsel.

Dann öffnete sich die Tür und Harry führte seinen blonden Freund herein. Er sah sehr schwach aus und machte den Eindruck, dass er geistig noch nicht völlig auf dem Damm war. Harry blieb plötzlich stehen und schien zu warten. Hermine winkte ihm zu. Er soll doch zu ihnen kommen, doch er schüttelte den Kopf. Erneut öffnete sich die Tür und Dumbledore in Begleitung einer alten Hexe und zweier unbekannten Personen betrat die Halle.

„Mum ? Dad ?" Es war Neville, der plötzlich aufsprang und in Richtung der beide ging.

Als hätte Harry darauf gewartet, hob er seine Hände und in mit einer komplizierten Bewegung seines Zauberstabes, erschienen riesige Glasplatten. Diese setzten sich zu einem Würfel zusammen und schossen Chris und Neville´s Eltern ein. Dann nickte Dumbledore und Harry wandte sich an den aufgeregten Gryffindor.

„Neville, ich hoffe du kannst mir irgendwann vergeben."

Und während der Gryffindor ihn fragend ansah, richtete Harry seinen Zauberstab auf den Würfel und sagte laut „CRUCIO".

Neville´s Augen weiteten sich und er rannte zu seinen Eltern. Diese krümmten, ebenso wie Chris, sich vor Schmerz und schrieen.

Doch man konnte nichts hören, der Glaswürfel musste absolut dicht sein oder war mit einem Schallschutzzauber belegt. Einzig Neville´s Schreie schallten durch die Halle und er versuchte das Glas zu zerschlagen. Allerdings brachten seine Schläge und Tritte nichts und so musste er wieder mit ansehen, wie seine Eltern litten. Dann geschah das, was die meisten Anwesenden in den letzten Tage schon öfters gesehen hatten. Unter den Schmerzensschreien der Personen im Würfel lösten sich drei gelb schillernde Kugeln. Aber sie verschwanden nicht. Scheinbar verhinderte das Glas das und so blieb den Lichterscheinungen nichts weiter übrig, als wieder in die Körper zurückzukehren. Jeweils einer nahm ein Leuchten in sich auf und nachdem das geschehen wir, lösten Harry den Fluch und ließ den Würfel verschwinden. Sofort eilten Dumbledore und Madame Pomfrey zu Chris und den Longbottens um sie zu untersuchen. Alle anderen in der Großen halle waren zu geschockt um sich überhaupt zu bewegen. Einzig Neville´s Oma ging zu ihrem Enkel um ihn zu trösten. Der stand jedoch auf und riesige Wut zeichnete sich in seinem Gesicht ab.

„Ich bring dich um, Potter", schrie er und richtete seinen Zauberstab auf dem Schwarzhaarigen.

Harry wiederum verstand seinen Freund und die einzige Hoffnung, die er hatte, war dass Neville ihm irgendwann vergibt.

„Neville Franklin Longbotten, diese Worte will ich nie wieder von dir hören. Was sollen den deine Eltern von dir denken ?" schrie Mrs. Longbotten sen.

Daraufhin drehte sich Neville um und schaute in das zornige Gesicht seiner Großmutter. Erst nach einigen Sekunden nahm er wahr, wer neben ihr stand und wurde ohnmächtig. Harry lächelte und half ihm wieder auf. Dann sagte er „Enervate" und Neville sah, zum ersten Mal seit Jahren, in die Augen seiner Mutter.

„Mum ? Dad ?". Stotterte er und seine Eltern zogen ihn in ihre Arme. Neville konnte es immer noch nicht glauben. Seine Eltern, seine eigenen Eltern sprachen mit ihm. Sie waren geheilt. Es sah so aus, als wollte er sie nie wieder loslassen. Doch dann drehte Neville sich zu Harry um und sagte leise „danke".

Harry nickte und ging zu Chris, der gerade erst erwacht war.

„Alles Ok ?", fragte der Blonde und als er sich aufsetzte um besser sehen zu können, fiel sein Blick auf einen überglücklichen Neville.

Dann sah nur noch braunes Haar, den Hermine warf sich an seinen Hals und schluchzte, „ Tu das nie wieder".

Chris küsste sie und sagte „Versprochen".

Etwas später am Abend erklärte allen Dumbledore in kurzen Sätzen, was sich gerade zugetragen hat und eröffnete das Essen. Obwohl so richtig runter bekam, außer Ron, keiner was. Kurz nach dem Essen waren Harry und seine Freunde verschwunden.

Dumbledore lächelte und sagte zu sich selbst „ ruht euch aus".

Harry musste sich höllisch konzentrieren, denn mit fünf Mann im Schlepptau war er noch nie appariert. Er schaffte es jedoch und so ließen sich kurze Zeit später alle in den Sesseln vorm Kamin des Gryffindorgemeinschafftsraums nieder. Sie saßen eine ganze Weile friedlich da, bis sich das Portrait der fetten Dame bewegte und der Direktor in Begleitung von Professor Mc Gonnagal und den Longbottens herein kam.

Kaum das er Chris sah, rannte Neville auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. Immer wieder sagte er danke und Chris konnte nur glücklich lächeln. Dann stand der Blonde jedoch auf und sprach zu Neville´s Eltern.

„Mr. und Mrs. Longbotten ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen, doch ich dachte mir jetzt oder nie."

Daraufhin sahen alle, außer den beiden Angesprochenen, ihn fragend an und Chris beschloss, dass es Zeit für eine Geschichte war. Er bat aller sich zu setzen, beschwor etwas zum Naschen und begann.

„Also wo fange ich an ? Alles begann mit dem Buch, was euch Harry vorgelesen hat und dem Duell zwischen Harry und Draco Malfoy. Die Sache mit dem Zurückholen war mehr so eine Kurzschlusshandlung und wenn ich mich an den Schmerz erinnere, glaubt mir ich hätte es nicht getan.

Ich richtete also den Stab auf mich und unbeschreiblich Schmerzen durchfuhren meinen Körper. Dann spürte ich hinter meiner Stirn ein Ziehen, ähnlich dem, welches man beim Reisen mit einem Portschlüssel verspürt.

Als ich meine Sinne wieder erlangt hatte, befand ich mich in einer Art Steppenlandschaft. Doch es war nicht gerade einladend. Überall lagen Knochen und tote Pflanzen herum. Das Sonderbarste war jedoch, dass es, bis auf den rötlichen Himmel, keine Farbe gab. Alles war grau, selbst mein Körper schimmerte in einem fahlen aschgrau. Nachdem ich mich kurz umgesehen hatte, fiel mir wieder ein, wieso ich hier war. Es gab Jemanden zu retten, die Kleine. „Mein Gott, wie muss sie sich erst fühlen", dachte ich und kurz darauf fand ich Fußspuren und folgte ihnen. Es dauerte nicht lang und ich sah das Mädchen weinend im Schatten eines toten Baumes. Sofort als es mich erkannte rannte das völlig verängstigte Mädchen in meinen Arme und ich begann sie zu trösten und ihr Mut zu zusprechen. Nach einer Weile beruhigte sie sich und ich erfuhr ihren Namen, Clarice Mc Pherson. Kurz darauf gingen wir los, in Richtung Westen. Ich nahm an, dass es Westen war, den die rote Sonne verschwand allmählich hinter dem Horizont. Etwa eine Stunde später erreichten wir den Rand einer Siedlung und die nächste Besonderheit fiel mir auf. Es waren die dort lebenden Menschen, oder vielmehr Geister. Denn sie unterschieden sich von uns zwei. Da wo wir nur farblos waren, schienen sie wirkliche Geister zu sein, denn ihren Körpern fehlte die Fülle, sie waren durchsichtig. Skeptisch betrachteten mich die spielenden Kinder auf dem Weg, bis uns ein alter Mann zu sich winkte und dann fragte, was wir wollen. Ich sagte, dass wir nur zu Besuch seien und er lachte los. „ Ja das dachten die beiden Letzten auch und jetzt sind sie fast vierzehn Jahre hier."

Ich horchte auf und fragte, ob der alte Mann wüsste, wo man die Zwei finden könne. Er wies uns den Weg und eine halbe Stunde später standen wir vor dem Haus der Beiden. Völlig geschockt öffnete der Mann die Tür und bat uns herein. Seine Frau kümmerte sich sofort mütterlich um Clarice und ich kam ins Gespräch mit ihrem Mann. So erfuhr ich ihren Namen und die Beiden sahen mich geschockt an, als ich ihnen erzählte, dass ihr Sohn lebt und er bei mir mit in der Klasse sei. Dann erklärte ich, was überhaupt mit ihnen passiert ist und das es eine Möglichkeit gibt, zurück zukehren. Daraufhin bekamen sie etwas Angst und waren sich nicht sicher ob es eine gute Idee sei. Denn sie befürchteten, dass ihr Sohn, den sie eigentlich für tot hielten, sie nicht mehr akzeptieren würde. So verging zwei Tage, in denen ich Mr. Longbotten auf dem Feld half und Clarice einige Arbeiten im Haus übernahm. Dann am dritten Tag, beim Mittagessen, spürte ich plötzlich wie Harry mich rief und wir Zwei machten uns bereit zurück zukehren. Als das Licht uns umschloss kam es wieder zu einer Kurzschlusshandlung und ich zog die Longbottens ohne Vorwarnung mittels eines „accio" in das Leuchten, um sie mitzunehmen."

Alle starrten ihn an und Neville war kurz davor Chris wieder um den Hals zu fallen. Dann sprach Harry weiter.

„So weit, so gut. Doch jetzt kam der schwierigere Teil. Denn Chris Körper beherbergte jetzt drei Seele und deshalb stellten Professor Dumbledore und ich ihn erst mal ruhig. Ein anderes Problem war, dass die Longbottens nicht gerade freiwillig mitgekommen waren und ihre Zweifel an der Richtigkeit ihrer Wiederkehr wuchsen. Deshalb beschlossen wir, dass sie einen Ansporn brauchten und wir inszenierten den heutigen Abend."

Dann drehte sich Harry zu Neville.

„Verstehst du was ich meine, Neville ? Die ganzen Sache heute diente nur dazu, um deine Eltern zu retten. Den Fluch hätte ich eh anwenden müssen, doch sie mussten ihren Sohn leiden sehen, um willentlich in ihre Körper zurück zukehren. Und für diese Qualen bitte ich dich um Vergebung."

Der ganze Raum war totenstill, bis Neville aufstand und Harry mit weinenden Augen umarmte. Danach erzählte Chris noch etwas von der Geisterwelt, bis sich die Longbottens verabschiedeten und den Gemeinschaftsraum verließen. Als sie weg waren, beschlossen auch die übrigen, dass es Zeit fürs Bett war und man ging schlafen.

Am nächsten Morgen wurde Harry durch Ron´s alljährlichen Ruf geweckt.

„GESCHENKE", schallte es durch den ganzen Gryffindorturm und nach und nach wachten Harry und die anderen auf. Sie eilten hinunter in den Gemeinschaftsraum und sahen den Rothaarigen, wie er aufgeregt um einen Berg von Geschenken umherlief. Ron durfte dann auch das Erste aufmachen. Es war von Luna und bestand aus einer goldenen Kette mit einem Medaillon. In ihm befand sich ein kleines Foto von ihrem ersten gemeinsamen Hogsmeadewochenende. Ron umarmte seine Freundin überglücklich. Von Harry bekam er ein Buch mit den neusten Quittitschregeln und ein Poster der Chudney Canyon´s, auf dem alle Spieler persönlich unterschrieben hatten.

Die Nächsten, die ihre Geschenke öffnen durften waren Ginny und Hermine. Beide bekamen von ihren Liebsten eine Kette. Ginny´s war silbern und hatte einen wunderschönen Phönix als Anhänger. Harry wusste nicht wieso, doch die Kette schien damals im Laden förmlich nach ihm zu schreien. Er musste sie einfach kaufen und war jetzt um so glücklicher, da er das Strahlen in Ginny´s Augen sah.

Hermines Kette war golden und sehr feingliedrig. Ihr Anhänger zeigte einen Panther im Sprung und seine Augen bestanden aus winzigen Diamanten. Harry hatte Chris damals gefragt, wieso er dieses Tier gewählt hat, doch der Blonde hatte nur geheimnisvoll gelächelt und gemein, dass er dieses anmutige und intelligente Tier liebe.

Beide Jungen fanden sich wenige Augenblick in den Armen ihre Mädchen wieder und diese bedankten sich mit einem Kuss.

Nun waren Harry und Chris dran. Der Schwarzhaarige bekam von Ginny ein Zauberstabhohlster für den Arm, in das mit goldenen Lettern sein Name eingearbeitet war.

Als Chris sein Geschenk öffnete stöhnte er überrascht auf und sah dann den fragenden Blick der beiden Weasleys. Hermine hatte ihm ein edles Muggelschreibset, bestehend aus Kugelschreiber und Füller, geschenkt. Harry hatte ihr den Tipp gegeben, da seinem Freund das Schreiben mit der Adlerfeder nicht so zusagte. Hermine nickte Harry dankbar zu und erklärte Chris, dass sie die Stifte so verzaubert hat, dass die Tinte niemals ausgeht.

Nachdem nun alle ihre Geschenke ausgetauscht hatten, deutete Luna auf ein kleines Paket, welches noch unter dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum lag.

„Für wen ist es ?", fragte Ron als seine Freundin den kleinen Brief daran las.

„Für uns", antwortete sie und trug das Paket zum Tisch. Dort streifte Luna sachte das rote Geschenkpapier ab und zum Vorschein kam eine kleine Holzschatulle. In ihr lagen, in roten Samt gebettet, sieben Ringe und ein weiterer Brief.

Dies sind Freundschaftsringe. Mögen sie euch immer daran erinnern, dass Freundschaft, neben der Liebe, eines der höchsten Güter in einer Zeit der Not ist.

In großer Dankbarkeit

Alice und Frank Longbotten

Alle sechs ließen diese Worte in sich eindringen, bevor sich jeder einen der Ringe ansteckte. Sofort brannte sich der jeweilige Name in den Ring und ein warmes Gefühle breitete sich bei jedem aus. Den siebenden Ring, so beschlossen sie, gaben sie Neville. Auch er war, nach allem was in letzter Zeit oder damals im Ministerium passiert ist, ein wahrer Freund geworden.