Kapitel 17
Die ganze Halle war geschockt und es dauerte einige Augenblicke, bevor überhaupt jemand reagieren konnte. Es war Dumbledore, der losrannte und das in einer Geschwindigkeit, die man dem alten Zauberer gar nicht zugetraut hätte. Er beugte sich über die beiden leblosen Körper und untersuchte sie.
„Sie leben", sagte er leise und man konnte eine gewisse Erleichterung hinter seiner halbmondförmigen Brille erkennen. Im nächsten Moment kam Madame Pomfrey aus dem Kamin gestürmt und untersuchte die zwei Schüler erneut. Da sie aber nichts feststellen konnte, beschwor sie zwei Tragen und bat den Direktor die Beiden darauf zu levitieren. Dann ließ sie einen Gang frei machen und die zwei Bewusstlosen schwebten hinter ihr her, in Richtung Krankenflügel. Ginny und Hermine starrten nur gerade aus und schienen nichts mehr mitzubekommen. Ron brauchte einige Minuten um sie in die Realität zu holen und mit ihnen Madame Pomfrey zu folgen. Der Rest der Halle begann zu tuscheln und es brauchte die laute Stimme von Professor Mc Gonnagal um wieder Ordnung und Ruhe herzustellen. Sie machte allen klar, dass die beiden leben und sie keine Gerüchte über das, was mit ihnen geschehen sein soll, hören will. Dann drehte sich die alte Lehrerin um und sah hoch zum Schulwappen. Es glühte immer noch leicht und obwohl Mc Gonnagal nicht mal ansatzweise die Fähigkeiten des Direktors hatte, konnte sie die magische Energie, die von dort oben ausging, förmlich spüren.
Madame Pomfrey hatte in Begleitung von Professor Dumbledore und den anderen Gryffindors den Krankenflügel erreicht und sie legten Harry und Chris in jeweils ein Bett.
„Was ist mit ihnen ?", fragte Ginny besorgt.
„Das kann ich noch nicht sagen, Ms. Weasley, doch ich möchte die Zwei jetzt genauer untersuchen und sie daher bitten, den Krankenflügel zu verlassen." Erwiderte die alte Heilerin und begann die Kleidung bei Harry zu entfernen.
„Nein, sagte Ginny energisch, Erstens will ich wissen, was mit Harry ist und zweitens habe ich schon ganz andere Seiten von meinem Freund gesehen."
Madame Pomfrey sah sie überrascht an und erkannte, dass Ginny recht hatte. Sie nickte zustimmend und machte mit dem Entkleiden weiter. Als sie das T-Shirt entfernt hatte, ließ sie einen weiteren Analysezauber wirken und begann danach Chris auszuziehen. Bei ihm war das leichter, da er sich nach der Prüfung nur sein T-Shirt übergezogen hatte. Sie betrachtet den vor ihr liegenden Körper und stöhnte überrascht auf.
„Was ist Poppy ?", fragte Dumbledore und die alte Heilerin deutete auf ein leuchtendes Tattoo auf dem rechten Oberarm des Blonden.
„Da... Das ist nicht möglich Albus", stotterte sie und der Blick des Direktors wanderte auf die Tätowierung. Die bestand aus einem goldenen Zauberstab, um den sich eine weise Schlange wand.
„Was bedeutet das Poppy ?" fragte der Direktor, da er trotz seiner Erfahrung noch nie ein solches Zeichen gesehen hatte.
Madame Pomfrey antwortete nicht sondern ging an ihren Schreibtisch. Sie öffnete die unterste Schublade und holte ein sehr alt aussehendes Buch hervor. Dann öffnete sie es und man konnte die verschiedensten Symbole erkennen. Das des Blonden war auch darunter und in einem kleinen Kästchen daneben stand „Medimagus".
„Harry hat auch eins", rief Ginny überrascht auf und alle drehten sich zu ihr um. Sie deutete auf Harry´s Arm und alle sahen wie das Tattoo immer deutlicher wurde. Das des Schwarzhaarigen war jedoch anders. Es bestand aus einem goldenen Drachen, der zwischen seinen Klauen ein Schwert hielt. Sofort suchten Dumbledore und Madame Pomfrey im Buch nach dem Symbol und als sie es fanden stöhnten beide auf.
„Warriormagus", sagte Dumbledore leise und setze sich langsam hin.
„Das meinte Rowena also, als sie damals fast zu viel gesagt hätte." Fuhr der alte Zauber fort.
„Was heißt das, Magus ?", fragte Ron.
Der Direktor bat alle sich zu setzen und begann.
„Mr. Weasley, die Sache mit den Magus, oder Magiern ist eigentlich ein Mythos, genau wie es der Stab der Gründer war."
„Ja aber wir sind doch alle Magier, oder ?", warf der Rothaarige ein.
„Nein Mr. Weasley. Wir sind alle Zauberer. Die Magier sind unser Ursprung. Doch um das zu verstehen, müssen sie erst einmal wissen, woher die Magie kommt. Ich selbst habe es erst durch die Aufzeichnungen von Godric Gryffindor erfahren. In einem seiner Bücher beschreibt er nämlich eine Art Stammbaum seit dem Anfang der Magie. Dort heißt es, dass die Magie eine Kraft ist, die tief im Inneren der Erde steckt. Doch man kann sie nicht orten, da sie ständig in Bewegung ist. Nun vor etwa zehntausend Jahren lebten neben den Menschen, hauptsächlich Muggel, auch andere Rassen auf der Erde. Eine davon waren die Goddar, die Helga in ihrem Tagebuch erwähnte und es gab die Magier. Beide eigentlich sehr unterschiedlichen Rassen, hatten jedoch eine Gemeinsamkeit. Sie waren direkt mit der Magie verbunden und konnten ihre volle Macht auch nutzen. Dann kam es zum Krieg zwischen den beiden Rassen und beide wären fast vom Angesicht der Erde verschwunden. Nach all den Verlusten in ihren Reihen, begannen sich die Magier mit den Muggeln zu verbinden und eine neue Art entstand, die Zauberer.
Sie konnten ebenso wie die Magier zaubern, doch ihre Kräfte waren begrenzt, da sie nicht mehr mit der Magie direkt verbunden waren, sondern nur die von Geburt an erhaltene nutzen konnten. Zwar schafften sie es durch Lernen und diverse neue Zaubereiformen sich eine gewissen Macht zu erarbeiten, doch solches Potenzial wie die Magier hatten sie nicht mehr. Da die Magier im Laufe der Zeit immer weniger wurden und die Zahl der Zauberer zunahm, suchte auch die Magie der Erde, da sie ein Art Bewusstsein hat und immer bestrebt war sich zu verbreiten, nach neuen Wegen, um wirken zu können. Deshalb schickte sie kleine Stücke von sich an die Erdoberfläche und verband sich mit noch einer Menschengattung."
„Muggel", sagte Hermine leise und Dumbledore nickte.
„Richtig Ms. Granger. Mit Muggeln und so wurden die ersten Muggelgeborenen Zauber geboren. Sie sehen also, dass ihre Herkunft und die der ganzen anderen Muggelgeborenen nicht auf der Verletzung der Reinblütigkeit beruht, sondern eine Art der Selbsterhaltung der Magie ist. Deshalb sollten sie sich nie etwas anders einreden lassen. Und noch eins und das ist die Ironie im Kampf der Reinblütigen Zauberer gegen die Halbblüter und Muggelgeborenen. Magie kann nicht zerstört werden oder verschwindet nach dem Tod. Sie kehrt zu ihrem Ursprung zurück und der Kreis beginnt von Neuem. Damit erklärt sich auch endlich, warum es kurz nach Voldemords erster Schreckensherrschaft und den damit verbundenen Opfern, so viele Muggelgeborene gab."
Alle starrten den alten Zauberer fassungslos an und auch er selbst musste das, was er eben erzählt hatte erst einmal verdauen. Wieder war es Ron, der die etwas bedrückende Stille durchbrach.
„Und was bedeutet das jetzt für Harry und Chris ?"
Diesmal war es jedoch Madame Pomfrey die antwortete.
„Was Mr. Potter angeht, weis ich es nicht. Doch Mr. Wels hat sich als Medimagus dem Leben verschrieben. Das heißt, selbst wenn er in einem Kampf einem Gegner gegenübersteht und es eigentlich keine andere Wahl gibt, kann er ihn nicht töten. Verletzen ja, aber das Leben ist ihm heilig. Und noch etwas weiß ich, dass er kann. Doch das würde bedeuten, jetzt blickte sie zu Dumbledore, dass er ein Elementar ist."
„Und was ist das, was er noch kann ?", fragte Hermine.
„Er kann Tränke, egal welcher Art erschaffen und das ohne sie zu brauen. Er nutzt die Magie und Erde dafür."
Alle sahen die alte Heilerin an und keiner hatte bemerkt, dass die beide anderen längst erwacht waren und neugierig zuhörten.
„Das ist ja hochinteressant, Madame Pomfrey", sagte Harry und lächelte seinem blonden Freund zu.
„HARRY, CHRIS" riefen Ginny und Hermine und stürmten an die Betten ihrer Freunde. Es dauerte mehrere Minuten bis sich die Mädchen lösten und Madame Pomfrey ihre Untersuchung abschließen konnte. Kurz darauf entließ sie die Zwei und Dumbledore bat sie alle mit in sein Büro zu kommen. Dort erzählten Harry und Chris, dass sie von den Gründern, bei denen sie waren, und vor allem von Godric, dem letzten Magier und Hüter des Alten Ordens, für würdig gehalten worden, um die höchste Stufe der Magie zu erreichen.
„Heißt das jetzt ihr seid Übermenschen ?",fragte Ron und Harry lachte los.
„Bei Merlin nein Ron, sind wir nicht. Wir haben jetzt nur ein bar weitere Fähigkeiten und ich kann zum Beispiel, ohne das ich einen bestimmten Zauberspruch sagen muss, diese Büro hier komplett umgestalten. Ich nutze die Magie um mich herum und nicht nur meine eigene innere. Das ist der eigentliche Unterschied. Und ich habe meine vierte Animagusform gesehen. Doch denke ich es ist noch nicht soweit, dass ich sie euch verraten kann." Erwiderte Harry und lächelte beim letzten Satz geheimnisvoll zu Chris.
Was den anging wusste er es durch seine Gabe, die ihm schon bei Hermine geholfen hatte, ihre Form zu sehen.
Am nächsten Morgen verkündete Dumbledore, dass es den beide Jungs wieder gut ging. Der Blitz war, seiner Aussage zufolge, nur eine Überladung der Magie des Schlosses und Harry und Chris waren nur zur falschen Zeit am falschen Platz gewesen.
Ein Großteil glaubte das und so wurden die Beiden freudig in der Halle wieder begrüßt. Das Beste kam aber am Ende des Frühstücks. Plötzlich erhoben sich nämlich Draco Malfoy und Blaise Zabini und gingen zum Gryffindortisch. Sie überreichten dem Blonden ihre Wettschulden und mussten unter dem Applaus und den Pfiffen der anderen Schüler wie bei einem Spiesrutenlauf zurück zum Slytherintisch gehen. Chris dankte ihnen und übergab die Kiste Butterbier Ron, damit er sie verteilen konnte. Den Feuerwhiskey behielt er, öffnete die Flasche und leckte sich voller Vorfreude über die Lippen. Das bescherte ihm allerdings einen vernichtenden Blick von Professor Mc Gonnagal und der Blonde schraubte die Flasche schnell wieder zu.
Die Tage bis zu den Sommerferien flogen schnell dahin und nach einem berauschendem Abschlussfest wachte Harry am Tage der Abreise durch ein Kitzeln in der Nase auf. Er öffnete seine Augen und sah rot. Sofort kam ihm die letzte Nacht mit Ginny wieder in den Sinn und er musste unwillkürlich lächeln. Seine Liebste lag in seinen Armen und schien noch fest zu schlafen. Deshalb löste sich Harry vorsichtig von ihr und beschloss erst einmal duschen zu gehen. Er zog den Vorhang sachte auf und huschte hindurch. Die anderen waren scheinbar schon lange auf und ihre Koffer standen bereit, damit sie die Hauselfen zum Bahnhof bringen konnten. Harry ging ins Bad und stellte sich unter die heiße Brause.
Durch das Geräusch des Wassers und das Fehlen ihres wärmenden Kissens erwachte Ginny und sah sich um. Schnell streifte sie sich ein T-Shirt über und lief in Richtung Fenster. Der Anblick der sich ihr da bot, war atemberaubend. Obwohl sie mit Hermine auch im Turm wohnte, zeigten ihre Fenster jedoch in die andere Richtung und daher bekamen sie nie einen Sonnenaufgang zu Gesicht. Verträumt blickte sie zum Verbotenen Wald, über dessen Wipfeln gerade die Sonne aufstieg. Nebelschwaden zogen sich entlang des Sees und man konnte Hagrid´s Hütte nur an der Spitze ihre Daches erahnen. Doch das Beeindruckendste war eine Herde von Einhörnern, die auf der Wiese nahe dem östlichen Ufer weideten. Die Tiere, für gewöhnlich schon eine Pracht, strahlten jetzt im Schein der Morgensonne voller Magie. Ihre Hörner funkelten als wären sie aus Gold und das sonst weise Fell hatte einen silbernen Schimmer.
Ginny war verloren in diesem Anblick und zuckte erst zusammen, als sich zwei kräftige Arme um ihre Hüften legten und Harry sanfte ihren Hals küsste. „Ich liebe dich", sagte er leise und Ginny erwiderte seine Worte.
Im Gemeinschaftsraum war es nicht ganz so ruhig. Neville und Seamus erzählten sich ihre Ferienpläne und Dean versuchte Collin zu überreden, seine Kamera noch mal aus dem Koffer zu holen, damit sie ein Klassenfoto machen können. Hermine hatte sich von Ron breitschlagen lassen und spielte mit ihm Schach, während Chris noch ein bar Seiten in einem der Gründertagebücher las.
Plötzlich öffnete sich das Portrait der fetten Dame und Professor Mc Gonnagal betrat den Raum.
„Haben sie Mr. Potter gesehen ?", fragte sie und Ron antwortete so nebenbei,
„Ja, er ist noch oben im Schlafraum."
Die alte Lehrerin nickte dankend und ging in Richtung Treppe. Chris sah Ron ungläubig an und in dem Moment, wo er fragen wollte, was ist, weiteten sich seine Augen. Er hatte völlig vergessen, dass sein Freund nicht allein war und wollte schon der alten Hexe hinterher laufen. Diese kam jedoch schon zurück und lief zügig durch den Raum. Chris sah sie fragend an und bemerkte den Grund für ihre Eile, Tränen. Der Blonde stand auf und folgte seiner Lehrerin. Vor den Turm holte er sie ein und fragte,
„Professor ? Alles in Ordnung ?"
Mc Gonnagal drehte sich um und wischte schnell ihre Augen trocken.
„Ja Mr. Wels, alles Ok. Ich hatte nur ein Dejawu", sagte sie leise und ging weiter. Chris kehrte um und lief zum Schlafraum der Jungen. Vorsichtig schaute er hinein und erkannte gegen das Sonnenlicht zwei Gestalten. Einen Jungen mit schwarzen, wirren Haaren, der seine Arme um ein Mädchen mit roten Haaren geschlungen hatte. Chris lächelte und ihm fiel das Foto von Harry´s Eltern wieder ein.
Zwanzig Minuten später saßen alle bei Frühstück und der Direktor wünschte allen schöne Ferien. Die Zugfahrt verlief ereignislos und Harry vermisste sogar den sonst so störenden Besuch von Malfoy und seinen Anhängseln.
Gegen vier Uhr lief fuhr der Hogwartexpress in Kings Cross ein und die Ferien konnten beginnen...
