Kapitel 19

Harry kam gerade von der Lichtung, wo sie Quittitsch spielten, zurück und wollte noch vor dem Eintreffen von Hermine und Chris duschen. Doch scheinbar hatte er die Zeit etwas vergessen, denn er hörte wie Mrs. Weasley sich mit den Zwei unterhielt und musste lächeln, als sie begann Chris zu fragen, was er mit ihrer Tochter gemacht hat. Der Blonde schaute die Frau, die er nur kurz auf dem Bahnhof gesehen hatte, fragend an und wusste nicht was sie meinte. Hermine war ebenfalls ratlos. Deshalb beschloss Harry seinem Freund zu helfen und betrat die Küche.

„Hey ihr zwei", sagte er laut und deutlich, so dass Mrs. Weasley erst einmal unterbrochen wurde.

Hermine schnellte rum und Harry sah sich in einer Umarmung wieder, die er sonst nur von Mrs. Weasley kannte. Dann begrüßte ihn auch der Blonde und fragte leise, was er denn gemacht haben soll. Harry erzählte ihm was Ginny nach ihrer Rückkehr gesagt hat und Chris begann zu lächeln. Dann drehte dieser sich zu Mrs. Weasley und sagte.

„Entschuldigen sie bitte mein Eingreifen in ihre Erziehung."

Mrs. Weasley starrte den Blonden fragend an und begann leicht stotternd.

„So... so hatte ich das nicht gemeint. Ich war doch nur so überrascht, dass meine Kleine, dabei legte sie ihren Arm um Ginny, so schnell erwachsen geworden ist."

Chris begann noch mehr zu lächeln und auch Harry musste leicht schmunzeln, denn sein Freund schaffte es gleich bei seinem ersten Gespräch mit einer der resolutesten Frauen, die Harry kannte, dass diese rot wurde. Deshalb beschloss er jetzt Mrs. Weasley zu helfen und wechselte das Thema.

„Und wie war dein Antrittsbesuch bei Hermines Eltern ?"

Chris begann plötzlich zu grinsen und Hermine sagte mit einem Funkeln im Auge,

„Sag es nicht."

„Was nicht, Schatz ? Das deine Eltern mich vergöttern oder dass wir beim ersten Frühstück alle mit roten Gesichtern da saßen, weil du in der Nacht deine Stimme nicht unter Kontrolle hattest ?", fragte Chris und Hermines Gesicht wurde leicht purpurfarben.

„Ich meinte eigentlich beides", stotterte sie und Chris küsste seine Freundin schnell, damit sie nicht weiter böse auf ihn war.

Nachdem alle sich vollständig vorgestellt hatten, bat Ginny´s Mum sie an dem Mittagstisch und man ließ sich das leckere Essen schmecken. Danach gingen Harry und Ginny ihre Sachen holen und Chris verwandelte die etwas klobigen Koffer in zwei modern und muggelmäßig aussehende Sporttaschen. Als das getan war bat er seine Freunde sich im Flur des Fuchsbaues zu versammeln und richtete seinen Zauberstab auf sie.

„Translatio", sagte er laut und Harry konnte ein leichtes Kribbeln in seinen Ohren und seinem Hals, da wo seine Stimmbänder waren, spüren. Chris erklärte ihnen, dass sie nun beide Sprachen beherrschten und es so keine Probleme mit der Verständigung geben würde. Dann zog der Blonde eine alte Brieftasche aus seiner Jeans und hielt sie in die Mitte. Ginny umarmte ihr Mum noch einmal und die Anderen sagten „Auf Wiedersehen". Alle berührten den Portschlüssel und Harry fühlte das ihm bekannte Ziehen hinter seinem Bauchnabel.

Das Nächste was er sah, war ein großes gläsernes Gebäude und Hunderte von Menschen. Vorsicht drehte sich Harry um, damit er sehen konnte, wo sie gelandet waren, als plötzlich ein unheimlicher Lärm über ihren Köpfen ertönte und alle außer Chris gingen in Deckung. Dann erkannte Harry ein startendes Flugzeug und nun konnte er auch das Haus mit den vielen Menschen zuordnen. Sie mussten vor einem Flughafen sein. Harry hatte mal einen Bericht bei den Dursleys gesehen, als diese ihn wieder mal allein zu Hause gelassen hatten.

„Chris, ich dachte wir landen bei deinen Eltern ?", fragte der Schwarzhaarige und sein Freund begann zu lächeln.

„Nein Harry, das geht nicht. Noch nicht. Dumbledore hat das Haus meiner Eltern so geschützt, dass auch wir das erste Mal auf Muggelart dort hingelangen müssen. Deshalb holt uns mein Dad ab. Er müsste eigentlich jeden Augenblick kommen, denn der Flughafen hier liegt nicht weit weg von unserer Stadt. Außerdem fällt es hier nicht so schnell auf, wenn plötzlich vier Jugendliche aus dem Nichts auftauchen." Erklärte Chris und wandte sich dann wieder in Richtung der Straße.

Sie warteten, doch niemand kam. Dann wurde Harry´s Aufmerksamkeit und auch die seiner Freunde, auf etwas anderes gelenkt. Und zwar auf einen Wagen, denn Harry bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Es war eine Limousine, oder besser gesagte eine Stretchlimousine.

„Wem die wohl gehört ?", fragte Hermine, da auch sie durch das Fernsehen wusste, dass solch Autos sehr selten auf den Straßen zu sehen sind.

„Keine Ahnung, doch das Emblem auf der Tür kommt mir bekannt vor", erwiderte Chris mit einem Stirnrunzeln.

Dann geschah etwas, was sie nun überhaupt nicht erwartet hatten. Der Wagen hielt genau vor ihnen und ein Mann mit schwarzem Anzug und einer Chauffeursmütze stieg aus. Er kam auf Chris zu und fragte leicht zögernd.

„Mr. Wels ? Mr. Christoph Wels ?"

Der Blonde nickte überrascht und sagte „ja".

„Mein Name ist Karl und ich bin ihr Fahrer."

„Wie Fahrer ? Mein Dad holt uns ab und außerdem kenne ich sie nicht einmal." Sagte der Blonde und bekam ein ungutes Gefühl im Bauch. Daraufhin erwiderte der Mann, er war im mittleren Alter,

„Sie haben Recht Mr. Wels, doch ihre Mutter hatte einen Notfall in der Klinik und ihr Vater hat sie dorthin begleitet. Deshalb schickt er mich und hat mir außerdem den Auftrag erteilt, sie eine Weile durch die Gegend zu fahren. Er wollte versuchen bis fünf wieder daheim zu sein und wenn sie es wünschen, dann kann ich ihn über das Autotelefon anrufen, damit er meine Angaben bestätigt."

„Das wird nicht nötig sein", erwiderte Chris und nachdem sie die Taschen im Kofferraum untergebracht hatten nahmen alle im Innern der Limousine Platz. Harry staunte nicht schlecht. Alles war sehr edel und die weichen Ledersitze fühlten sich herrlich an. Hermione schaute ihren Freund immer noch fragend an und während Harry Ginny alles erklärte, öffnete Chris die Trennscheibe zum Fahrersitz und fragte,

„Karl ? Was ist das für ein Wagen ?"

„Er gehört zur Fahrbereitschaft des Pharmakonzerns, in dem ihr Vater arbeitet. Alle Vorstandsmitglieder können sie nutzen", antwortete ihr Fahrer.

„Vorstandsmitglieder ?", fragte Chris und sah wie Karl immer kleiner im Sitz wurde. Scheinbar hatte er was verraten, mit dem Mr. Wels seinen Sohn überraschen wollte.

„Keine Sorge Karl, ich weiß von nichts", sagte Chris mit einem Lächeln, als er das leicht verzweifelte Gesicht ihres Chauffeurs sah.

Nachdem das geklärt war, beschloss Chris, dass sie sich einige Sehenswürdigkeiten ansahen. Natürlich nur von außen, denn für mehr reichte die Zeit nicht. Chris und Hermine, die sich natürlich etwas vorbereitet hatte, redeten die ganze Zeit und die beiden anderen hörten aufmerksam zu. Ab und zu sah Harry zu Karl vor und bemerkte, dass dieser leicht über Ginny schmunzelte. Denn die Rothaarige kam voll nach ihrem Vater und war immer völlig aus dem Häuschen, wenn man ihr etwas eigentlich Banales erklärte.

Als Letztes bat Chris Karl, als sie auf die Autobahn fuhren, ihnen doch mal zu zeigen, was das Auto so drauf hatte. Scheinbar hatte ihr Chauffeur auf so etwas gehofft, denn er nickte freudig und Harry fühlte, wie es ihn in den Sitz drückte. Bei Zweihundertunddreißig hörte er auf und musste auch kurz darauf schon bremsen, denn sie hatten ihre Abfahrt erreicht. Nach gut zehn Minuten kamen sie auch vor dem Haus der Wels an und ihre Fahrt endete. Harry klappte der Mund auf und auch die beiden Mädchen schienen sprachlos. Natürlich hatte Harry damals im Krankenflügel gehört, dass es den Wels nicht all zu schlecht gehen konnte, doch das Haus vor dem sie hielten war mehr als beeindruckend. Es war ein riesiges Backsteinhaus und einer Veranda, die sich um das ganze Haus zu ziehen schien. Große Fenster wiesen darauf hin, dass es im Innern des Hauses sehr hell sein musste. Doch das Beeindruckendste war die Eingangstreppe mit ihren weisen Marmorsäulen. Diese schienen sehr alt und waren teilweise mit Efeu überzogen. Das verlieh dem Haus einen sehr geheimnisvollen Charakter.

„Es gehört meinen Großeltern, sagte Chris, besonders Oma mag diese Mischung aus Modernem und Altertümlichen. Deshalb hat sie auch meinem Dad verboten diese Säulen wegzureißen."

Die drei Anderen starrten immer noch gebannt. Dann kehrten sie in die Realität zurück und stiegen aus.

„CHRISSSSI", rief eine Stimme und keine Sekunde später sprang ein kleines, blondes Mädchen dem Gryffindor an den Hals.

„Hey Angel", erwiderte Chris und warf die Kleine hoch in die Luft. Dann setzte er sie wieder ab und sagte mit einem Lächeln zu seinen Freunden.

„Das ist Victoria, meine Schwester. Doch ich gebe euch den guten Rat, sie Vicky zu nennen, sonst erlebt ihr den nächsten Tag nicht."

Daraufhin reichte die Kleine jedem die Hand und Harry merkte sofort, dass Schüchternheit nicht in ihrem Lebenslauf stand. Als alle sich vorgestellt hatten, begann Chris Schwester mit ihren Fragen und wollte alles genau wissen. Nur gut, dass Chris ihnen gesagte hatte, dass allein seine Eltern bescheid wissen und die Drei sich darauf einstellen konnten. Harry nutzte einen Tarnzauber für seine Narbe um Fragen zu umgehen und Ginny, die eigentlich sehr gern mit anderen sprach, hatte beschlossen, sich etwas zurückzuhalten.

Dann traten zwei Erwachsene aus der Haustür und Harry erkannte Mrs. Wels wieder. Bei Chris Vater war er allerdings überrascht. Wenn er an Chris und dessen sportlichen Körper dachte, dann war sein Vater das ganze Gegenteil. Mr. Wels erinnerte Harry mehr an Mr. Weasley, nur das er ein bar Haare mehr auf dem Kopf hatte. Was die beide Väter aber am meisten unterschied, waren ihre Anzüge. Mr. Weasley trug meistens abgetragene Umhänge, doch Chris Dad schien wirklich am Puls der Zeit zu sein. Sein Anzug war mehr als modisch und verlieh ihm einen chefähnliches Auftreten. Andererseits sollte es vielleicht auch so sein, denn wie Harry vorhin von Karl gehört hatte, war Mr. Wels scheinbar ein wichtiger Mann in seiner Firma.

Mrs. Wels trat als erste auf sie zu und begrüßte ihren Sohn, Harry und Ginny. Dann rief sie ihre Tochter.

„Vicky, führst du Harry und Ginny schon mal ins Haus"

Die Kleine sagte begeistert ja und zog die Zwei mit sich. Dann kam auch Mr. Wels, wenn auch etwas zögernd, die Treppe hinunter und begrüßte Harry und dessen Freundin. Als er schließlich seinen Sohn erreichte, legte dieser seinen Arm um Hermine und sagte etwas unsicher.

„Mum ? Dad ? Ich möchte euch Hermine vorstellen"

Seine Mutter lächelte und zog das Mädchen in ihre Arme. Mr. Wels allerdings schaute Hermine nur an und schien zu überlegen. Das machte seinen Sohn noch unruhiger, denn so kannte er seinen Vater nicht.

„Dad, ich sagte, ich möchte dir Hermine vorstellen." Wiederholte der Blonde etwas lauter.

„Ich habe dich verstanden", sagte Mr. Wels und zuckte etwas zusammen.

„Entschuldige Sofia, ich wollte keines Weges unhöflich sein."

„Was ? Wie haben sie mich eben genannt ?", entfuhr es Hermine und auch Chris sah seinen Vater überrascht an.

„Na du bist doch Hermine Sofia Granger, oder ?"

„Ja, aber dass... Ich meine woher...", stotterte das Mädchen leicht verstört.

„Deine Augen mein Liebe, deine Augen. Außerdem hatte dein Vater immer ein Bild, von dir und deiner Mum, in seinem Arbeitszimmer hängen."

Hermine wurde leicht blass und Chris vermutete, dass sein Vater damit Recht haben muss. Deshalb fragte er direkt.

„Und woher weißt du das, Dad."

„Ganz einfach mein Sohn. Hermines Vater, von Beruf Zahnarzt, hat vorletztes Jahr an einem meiner Projekte in London mitgearbeitet und er war der Einzigste, der auch mal an was anderes, außer an dieses Projekt, dachte. Vorzugsweise seine Familie und dadurch kamen wir häufig miteinander ins Gespräch. Er erwähnte immer seinen ganzen Stolz, seine Tochter, doch wenn es um ihre Schule ging merkte ich, dass er mir etwas verschwieg. Als ich nun Hermines Augen und ihr Lächeln sah, fiel mir spontan mein alter Projektpartner und das Bild wieder ein Dass ich sie bei ihrem zweiten Namen genannt habe ist wohl mehr ein Zufall. Doch jetzt möchte ich dich erst einmal ganz herzlich in unserer Familie willkommen heißen."

Damit zog er Hermine in seine Arme und drückte sie fest. Chris fiel ein Stein vom Herzen. Denn auch wenn er Hermine über alles liebte und er für sie die Sterne vom Himmel holen würde, lag ihm sehr viel an der Meinung seiner Eltern.

Kurz darauf gingen die Vier ins Haus, um die anderen Drei zu suchen. Harry hatte mittlerweile die unterste Etage gesehen und war sehr beeindruckt. Besonders gefielen ihm die hellen Räume und der viele Platz. Aber auch die Symbiose von alt und neu, die er schon von Außen bewundert hatte. Das Wohnzimmer war mit den neusten Hifi-Geräten ausgestattet und daneben stand ein altes, nein uraltes Klavier. Dann zog Vicky die Zwei durch eine Glastür auf die Terrasse und Harry schluckte. Ein riesiger Garten, mit allem was man sich vorstellen konnte, lag vor ihnen. Es gab einen großen Pool, einen Grillplatz und gepflastertes Areal mit einer Tischtennisplatte und einem Basketballkorb. Harry war sprachlos und Vicky musste beim Anblick ihrer Gesichter lachen.

„Du siehst Harry. Alles da um fit zu bleiben." Sagte Chris, als auch die anderen auf die Terrasse traten.

„Ich muss schon sagen", erwiderte der Schwarzhaarige und sah wie Mr. Wels Brust leicht anschwoll.

Danach gingen sie wieder ins Haus und der Blonde beschloss seinen Freunden sein Zimmer zu zeigen. Vicky war voller Eifer und zog Ginny, die sie sofort in ihr Herz geschlossen hatte, mit sich. Harry, Chris und Hermine kamen gar nicht hinter her, bis sie Ginny´s Schrei hörten und losstürmten. Harry´s Freundin stand wie angewurzelt vor der offenen Zimmertür und starrte mit weisem Gesicht in den Raum. Harry war kurz davor seinen Zauberstab zu ziehen, entschloss sich aber es im Notfall stablos zu handhaben. Vorsichtig schauten er und Chris in das Zimmer und Harry zuckte etwas zurück. Chris allerdings begann zu lachen.

„Otto, du Idiot. Du sollst doch nicht immer meine Gäste erschrecken." Dabei ging er auf ein mannshohes Skelett zu, welches in einer Motorradkombi steckte. Harry fasste sich wieder und zog Ginny in seine Arme.

„Alles Ok. Es ist nur ein Skelett", sagte er und küsste Ginny sanft. Dann betrat Hermine den Raum und sah ihren Freund fragend an. Dieser bat jedoch alle herein und schloss die Tür.

„Entschuldige Gin. Ich hatte Otto vollkommen vergessen."

„Otto ?"

„Ja Otto. Er war ein Geschenk meiner Eltern, als ich mich entschieden hatte, dass ich Medizin studieren will."

Dann deckte der Blonde ein Tuch über das Skelett und setzte sich neben Hermine. Nachdem dieser Schock verdaut war, sahen sich Harry, Ginny und Hermine im Zimmer um. Auch hier war der Schwarzhaarige wieder überrascht. Denn so wie sein Freund in Hogwarts immer lernte und in den alten Büchern steckte, hatte er ihn immer für eine männliche Hermine gehalten. Doch hier im Raum gab es kein einziges Buch, geschweige denn einen Schreibtisch. Der ganze Raum schien mehr einem Sportler zu gehören. Rechts vom Fenster waren seine Fitnessgeräte und daneben stand ein sehr einladend aussehendes Bett. Links vom Fenster befand sich eine Sitzecke und in der Ecke war ein großer gemauerter Kamin.

„Chris, was ist das für ein Gemälde ?", fragte Hermine und deutete auf das Bild oberhalb des Kaminsimses.

Harry bemerkte, dass der Blick seines Freundes sich etwas verdunkelte und betrachtete das Gemälde genauer. Es zeigte acht Jugendliche an einem Lagerfeuer. Vier Mädchen und vier Jungen. Sie mussten so um die sechzehn Jahre alt sein. Das Besondere waren neben den hellblonden Haaren der Jungs, die Zigarren in ihren Händen und als Harry unter einem der Jungen einen schwarzen Balken erkannte, fiel ihm die Geschichte mit der „Tradition" wieder ein.

„Hermine, dass sind meine Freunde und ich bei unserem letzten gemeinsamen Urlaub." Antwortete der Blonde und Harry konnte eine kleine Träne bei seinem Freund sehen. Deshalb beschloss er das Thema zu wechseln und fragte, ob sie ab morgen wieder trainieren wollen. Chris stimmte zu und sie verließen das Zimmer, um Harry und Ginny ihres zu zeigen. Gegen Sieben rief Mrs. Wels alle zum Essen und sie sprachen den Rest des Abends über verschiedene Dinge. Chris hatte recht behalten, was Vicky betraf und deshalb mussten die schulischen Themen warten, bis die Kleine ins Bett gegangen war.

Am nächsten Morgen wurde Harry durch eine Stimme in seinem Kopf geweckt.

„Harry, es ist halb Sieben. Komm lass uns eine kleine Runde laufen."

Der Schwarzhaarige öffnete die Augen und versuchte Ginny sanft von sich zu schieben.

„Morgen Schatz. Ich gehe schnell mit Chris laufen", flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sie sanft auf die Stirn. Ginny murmelte etwas und zog die Decke ganz nah an sich ran. Harry schmunzelte als er sah, wie sich seine Freundin zusammen rollte und zog seine Trainingssachen an. Chris wartete unten im Wohnzimmer und als er Harry hörte stand er auf und führte ihn durch die Terrassentür in den Garten.

„Ich denke wir laufen eine gute halbe Stunde und sind zum Frühstück wieder da." Sagte Chris und Harry stimmte zu.

Sie liefen los. Ums Haus, die Einfahrt hinunter und in Richtung Sonnenaufgang. Harry fand es herrlich so früh schon zu laufen. Die Luft war klar und kein störender Lärm drang an seine Ohren. Es ging vorbei an mehreren kleinen Häuschen und einem Weiher, auf dem die Schwäne auch gerade erwacht waren. Plötzlich stoppte Chris und sprang über einen Gartenzaun. Harry war etwas verwirrt, doch folgte er seinem Freund. Nach gut einem Kilometer auf dem fremden Grundstück trafen sie auf einen alten Mann, der dabei war Rosen zu verschneiden. Der Blonde trat an ihn heran und Harry konnte sehen, wie das Gesicht des Alten plötzlich anfing zu strahlen.

„Chris ? Bist du das wirklich ?", fragte er.

„Natürlich Opa", antwortete Chris und wurde in eine herzliche Umarmung gezogen. Dann stellte der Chris auch Harry vor und der Schwarzhaarige reichte dem alten Mann die Hand.

„Wo ist Oma ?", fragte Chris

„Ach Christoph, du kennst sie doch. Jeden Morgen geht sie in den Wald und sammelt Kräuter. Selbst jetzt, nach fünf Jahren im Ruhestand, kann sie es einfach nicht lassen." Sagte Chris Opa und sein Enkel nickte lächelnd.

Harry sah seinen Freund fragend an und dieser erklärte ihm, dass seine Oma, die Gründerin ihrer Apotheke, sehr viele Arzneien selbst hergestellt hat und auch die dazu benötigten Kräuter immer selbst sammeln ging.

Sie sprachen noch eine Weile über dies und das, wobei Harry erfuhr, dass Chris Großeltern in zwei Tagen zu Besuch rüberkommen wollten. Dann beschlossen beide zurück zulaufen und verabschiedeten sich von dem alten Mann. Eine viertel Stunde später waren sie wieder bei Chris und gingen schnell duschen. Kurz darauf betraten sie die Küche und Harry stellte fest, dass sie die Letzten waren, die noch fehlten. Er nahm neben Ginny Platz und sofort kam Mrs. Wels auf ihn zu. Harry fühlte dabei sich sehr stark an Mrs. Weasley erinnert und musste unwillkürlich schmunzeln.

„Harry, wie magst du deine Eier am liebsten ?", fragte Chris Mum, doch bevor der Schwarzhaarige antworten konnte, sagte sein Freund.

„Gestreichelt Mum, aber heute tun es auch Rühreier."

Augenblicklich verstummten alle und eine etwas peinlich Stille trat auf. Hermine ließ ihr Messer fallen und auch Ginny konnte gerade noch die Tasse auffangen. Harry merkte, wie er rot wurde und sah Chris Mutter entsetz an. Diese drehte sich zu ihrem Sohn und sagte in einem Ton, bei dem sich Harry fragte, ob den alle Mütter haben.

„CHRISTOPH, ALEXANDER WELS wie sprichst du mit deiner Mutter ?"

Wenn Harry auf eines gespannt war, dann das, wie sich der Blonde jetzt verhalten würde.

„Ach Mum, gib dich nicht älter, als du bist. Du warst es doch, die mich aufgeklärt hat, oder ", erwiderte ihr Sohn mit einem Grinsen im Gesicht.

Daraufhin wandte sich Mrs. Wels, leicht nach Hilfe suchend, an ihren Mann.

„Georg hast du gehört, was dein Sohn eben gesagt hat ? Was sagst du dazu ?"

Alle Blicke wanderten jetzt zum anderen Ende des Tisches, wo der Herr des Hauses saß. Harry konnte jedoch nicht viel erkennen, da sich Mr. Wels hinter einer Zeitung verbarg. Aber alle konnten ganz deutlich sehen, dass diese anfing zu zittern. Harry blickte, genau wie die beiden Mädchen, zurück zu Mrs. Wels und sahen wie sich deren Augen zu Schlitzen verengten. Dann ging sie langsam auf ihren Mann zu und drückte mit dem Eierwender die Zeitung nach unten. Zum Vorschein kam ein schmerzverzogenes Gesicht, da Mr. Wels versuchte krampfhaft nicht loszulachen. Doch dann brach es aus ihm heraus.

„Tut mir leid Schatz. Aber wenn Chris nicht gewesen wäre, dann hättest du diese Antwort von mir bekommen."

Chris Mum funkelte ihren Mann an und ging zurück in Richtung Herd. Allerdings nicht ohne ein lautes „Männer" durch den Raum zu schicken. Nachdem sich die Nichtfamiliemitglieder von diesem Schock erholt hatten, begann das Frühstück und eine halbe Stunde später berieten sie, was man heute unternehmen soll.

„Ihr könnt alles machen, Chris. Nur seid gegen Fünf zurück. Ich habe mir erlaubt ein bar Gäste einzuladen."

Sagte Mr. Wels mit einem geheimnisvollen Gesicht und Harry sah, wie seinem Freund die Gesichtszüge entgleisten.

„Du hast... Ich meine... Kommen etwa Mike und Steve ?", stammelte er und Mr. Wels Grinsen wurde noch breiter.

„Jepp und sie bringen ihre Freundinnen und deren jüngeren Bruder mit. Letzter versteht sich nämlich sehr gut mit Vicky."

Chris sah zu seiner Schwester und sagte, „So, so Angel hat einen Verehrer." Daraufhin wurde die Kleine knallrot und der Blonde wandte sich an seine Mutter.

„Sieht so aus Mum, dass bald wieder ein Gespräch fällig ist."

Vicky tat nun das Unmögliche. Sie wurde noch roter. Dann hielt sie es aber nicht mehr aus und rannte aus dem Zimmer. Hermine boxte ihrem Freund auf den Arm und sah ihn strafend an. Daraufhin hörte Chris auf seine Schwester zu ärgern und lief ihr hinterher. Die anderen beschlossen den Tage ganz ruhig angehen zu lassen und vor allem den Pool im Garten zu nutzen.