Kapitel 34

„... HARRY , CHRIS", schrieen Hermine und Ginny. Keine zwei Sekunden später waren sie zu ihnen geeilt und hielten sie in den Armen.

„POPPY", rief Professor Mc Gonnagal aufgeregt und rannte los um die alte Heilerin zu holen. Diese war im Nebenraum und versorgte Vicky mit einem Mittel gegen das Veritaserum. Nur eine Minute danach stand Madame Pomfrey neben den zwei Jungen und begann sie zu untersuchen.

„Kein Puls, keine Pupillenaktivität", murmelte sie und die Umherstehenden stöhnten auf. Für sie konnte das nur eines Bedeuten, die zwei sind tot.

„Cornelius, was hast du getan ?" Sagte Dumbledore und schaute Fudge mit wütenden Augen an. Alle in der Halle konnten plötzlich spüren, wie die Wut im Inneren des alten Zauberers stieg und er kurz davor war, zu explodieren.

„Was ich getan habe ? Was ich getan habe ?", fragte Fudge mit einem selbstgefälligen Lächeln.

„Ich habe Voldemord besiegt. Etwas das sie Dumbledore, schon vor gut einem Jahr hätten tun sollen. Aber nein, der große Albus Dumbledore musste ja warten, bis er seinen Auftritt haben kann. Doch ich habe gehandelt und diesen Bastart in die Hölle geschickt."

„Wir hatten gute Gründe ihn nicht anzugreifen, Cornelius", donnerte Dumbledore los und es schien so, als hätte er seine Wut kaum noch unter Kontrolle.

„Gründe ?", fragten die Meisten im Saal.

„Ja Gründe. Diese werde ich allerdings nicht hier und jetzt offen legen." Erwiderte der alte Zauberer. Dann nickte er zu Kingsley und auf ein Zeichen des neuen Ministers verließen vier seiner Auroren zügig die Halle. Drei anderen zogen ihre Zauberstäbe und nahmen kurz darauf Cornelius Fudge unter Arrest.

Ginny und Hermine lagen in der Zwischenzeit über ihren Liebsten gekauert und Madame Pomfrey musste Ron und Dean um Hilfe bitten, damit diese die beiden Mädchen etwas von den beiden leblosen Körpern weg zogen, damit sie dieses in die Krankenstation bringen konnten.

Auf dem Weg dorthin begannen die Reporter plötzlich Bilder zu schießen und es war Ron der jetzt seine Fassung verlor. Mit blanker Wut im Gesicht zog er seinen Zauberstab und rannte auf die Presseleute zu.

„Verschwindet ihr Aasgeier", schrie er und feuerte einige Zauber ab, welche die meisten nicht einmal kannten.

Gelbe Blitze jagten durch die Luft. Sie schienen jedoch keine Wirkung auf die Reporter zu haben. Als Ron dann aber kurz davor war einem von Ihnen mit der Faust ins Gesicht zu schlagen, schritt Dumbledore ein.

„Immobilus", rief der Direktor und sofort erstarrte der Rotschopf. Die Lehrer schauten erst auf ihren Schüler und dann zu den Reportern. Letztere wurden mit missbilligenden und angewiderten Blicken gestraft, während die für Ron Bewunderung ausdrückten. Dann wandte sich Professor Dumbledore an die Pressemeute.

„So sehr ich Angriffe auf unbewaffnete Menschen verabscheue, muss ich Mr. Weasley recht geben. Sie alle sollten sich schämen. Lord Potter und Graf Von Schwarzenberg wurden gerade schwer verletzt und sie haben nichts besseres zu tun, als Fotos von ihnen zu machen."

Die versammelten Reporter senkten die Köpfe und einige von ihnen anfingen die Filme aus den Apparaten zu ziehen. Dabei ertönten plötzlich verwunderte Rufe und alle konnten sehen, dass die Filme bereits völlig zerstört waren. Dumbledor erkannte was der rothaarige Gryffindor gemachte hatte, schmunzelte und sprach weiter.

„Ich würde nun alle bitte sich in ihre Quartiere zu begeben, denn es werden heute keine weiteren Informationen mehr an die Öffentlichkeit gehen. Wer möchte, dem stehe ich morgen früh gern Rede und Antwort, doch für jetzt ist Schluss."

Alle Anwesenden nickten stumm und man sah, dass einige der Reporter das Schloss verließen, während andere noch blieben. Der deutsche Minister und seine Begleiter wurden vom Schulsprecher in den dritten Stock geführt, wo man einige Gästezimmer hergerichtet hatte. Mit besorgtem Blick verabschiedete sich Minister Wilson vom Direktor und dieser machte sich, sobald sich die Halle geleert hatte, auf den Weg zum Krankenflügel. Dort wurde er von Madame Pomfrey und Minerva Mc Gonnagal bereits erwartet.

„Albus ich weiß nicht weiter", sagte die alte Heilerin und das Gesicht des Direktors versteinerte.

„Was ist los ? Wie geht es ihnen ?", fragte völlig aufgelöst und Madame Pomfrey sagte mit müder, fast hoffnungsloser Stimme,

„Ich weiß es nicht Albus. Sie sind weder tot, noch kann ich irgendwelche Lebenszeichen erkennen."

Auf diese Worte hin begannen Ginny und Hermine wieder zu schluchzen, während Ron und Dean nur dastanden und versuchten die Mädchen zu trösten.

Plötzlich durchflutete eine ungewöhnliche Kälte den Raum und Dumbledore blickte sich leicht panisch um. Normalerweise bedeutete dies nämlich, dass Dementoren in der Nähe waren, doch dies sollte anhand von Schutzzaubern unmöglich sein.

„Vorsicht Albus", rief Professor Mc Gonnagal und deutete auf vier Nebelschwaden, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den alten Zauberer zu bewegten. Dieser schaute sich um und ein Lächeln schien sich auf seinem Gesicht breit zu machen. Völlig entsetzt sah die alte Lehrerin dann, wie der Direktor vor ihren Augen mit eben diesem Lächeln verschwand.

Sie war kurz davor ohnmächtig zu werden, als sich Ron zu Wort meldete.

„Professor keine Sorge dem Direktor geht es gut. Es waren die Gründer, oder vielmehr ihre Geister, die ihn geholt haben."

Weiter kam der Rothaarige nicht, denn zwei der Auroren, die Kingsley vorhin aus der Halle geschickt hatte tauchten in der großen, hölzernen Tür auf. Zwischen ihnen eine zusammengekauerte Gestalt, die sich scheinbar kaum auf ihren Beinen halten konnte. Ron wurde blass. Es war Percy, sein älterer Bruder, der sofort von Madame Pomfrey und den beiden Auroren in eines der Betten gelegt wurde.

„Percy, was ist mit ihm ?", fragte der Rotschopf mit ängstlicher Stimme. Denn auch wenn sein Bruder eine Menge Mist gemacht hatte und sich gegen seine Familie gewandt hatte, so blieb er dennoch ein Weasley.

„Wir wissen es nicht, sagte der ältere der Auroren. Wir fanden ihn so und er zitterte am ganzen Körper. Ron, dein Bruder muss Schreckliches gesehen haben, denn alles was seine Augen wiederspiegelten, kurz nachdem wir in Voldemords Versteck auftauchten, war Panik und eine unnatürliche Furcht."

Ron starrte ungläubig auf die beiden Männer und erst der Lärm neben ihm brachte ihn zurück in die Realität. Es war Percy, der plötzlich einen Anfall zu haben schien und immer lauter schrie,

„Teufel, es war der Teufel."

„Mr. Weasley beruhigen sie sich", rief Madame Pomfrey und versuchte den Rotschopf wieder flach hinzulegen, doch Percy schien eine immense Kraft zu entwickeln. Sein Blut musste kurz vorm Kochen sein und immer wieder rief er den schon gehörten Satz. Dann begann er zu zittern und Madame Pomfrey wurde selbst ein wenig panisch.

„Helft mir, sonst verlieren wir ihn"

„Nein", schrie Ron und warf sich auf seinen Bruder, damit er sich nicht weiter bewegen konnte.

Dann bäumte sich der Rothaarige noch mal auf und während Ron gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert wurde, brach Percy bewusstlos zusammen.

Sofort war Ron wieder auf den Beinen und rannte zurück zum Bett. Madame Pomfrey beugte sich über den Jungen und untersuchte ihn erneut.

„Schock. Er hat einen Schock", sagte sie und überprüfte danach die Vitalfunktionen. Der Puls war wieder normal und auch der Atem hatte sich beruhigt. Einzig die Starre der Pupillen sagte der alten Heilerin, dass die Genesung eine Weile dauern kann.

Nachdem Ron sich sicher war, dass sein Bruder versorgt sei, wandte er sich an die beiden Auroren.

„Was ist geschehen ? Was ist bloß passiert, dass mein Bruder einen solchen Schock erfahren hat?"

Die beiden Männer schauten sich kurz an und erst als sie von Professor Mc Gonnagal ebenfalls aufgefordert wurden, begannen sie.

„Wir wissen es nicht, doch das Versteck von Voldemord gleicht einem Schlachtfeld. Überall lagen Leichen und auch völlig entstellte Körper. Man konnte kaum erkennen, wer es ist, doch sonderlicher Weise waren auch Todesser dabei. Dann fanden wir Mr. Weasley und sein Blick ruhte auf nur einer Stelle. Nämlich der, wo Voldemord aufgebahrt wurden war. Die Stelle war aber leer. Es gab keine Leiche des Monsters, lediglich riesige Brandstellen umgaben den Platz."

Die Drei, Pomfrey, Weasley und auch Professor Mc Gonnagal starrten die Auroren mit entsetzten Gesichtern an.

„Und wo ist er hin ?", fragte Professor Mc Gonnagal.

„In die Hölle", sagte eine Stimme hinter ihnen. Es war Professor Dumbledore, der wie aus dem Nichts erschienen war.

„Albus, Merlin sei Danke du lebst und...", rief die alte Lehrerin und tastete den weisbärtigen Mann vorsichtig ab, ob er auch wirklich war.

„Es geht Minerva mir gut und auch unseren beiden Freunden hier wird es bald wieder besser gehen." Erwiderte Dumbledore mit einem Funkeln hinter seiner halbmondförmigen Brille.

„Wo warst du Albus, fragte nun Madame Pomfrey. Mr. Weasley hier sagte, dass dich die Geister der Gründer geholt haben."

„Das stimmt Poppy", antwortete der alte Zauberer und bekam einen tödlichen Blick zugeworfen. Madame Pomfrey konnte es nämlich überhaupt nicht ab, wenn man sie vor Fremden mit ihrem Vornamen rief.

„Ich war bei den Gründern und sie haben mir eine gute und eine weniger gute Nachricht gegeben. Die Gute, Harry und Chris sind nicht tot, sondern nur in einer Art Zwischenwelt. Die Schlechte Nachricht ist, dass der voreilige Angriff auf Voldemord ihn stärker gemacht hat, als wir es uns bisher vorstellen konnten. Godric hatte uns gewarnt ihn anzugreifen, doch Fudge in seiner Blindheit und Unfähigkeit die Zusammenhänge zu verstehen hat nun Mächte auf den Plan gerufen, die über alle bisher bekannten Formen der Magie hinausgehen."

„Was meinen sie Professor ?", fragte Hermine, die seit dem sie mitbekommen hatte, dass Hoffnung für ihren Freund und Harry bestand, aufmerksam zugehörte.

„Ganz einfach Ms. Granger. Die Gründer hatten uns gewarnt, doch nun müssen wir uns mit seinen neuen Verbündeten herumschlagen." Antwortete der Direktor.

„Neue Verbündete ?", fragten alle Anwesenden zeitgleich.

„Ja und zwar Wesen aus der Unterwelt. So wie ich nämlich die Gründer verstanden habe, fordert Voldemord Wiedergutmachung für ihr Fehlschlagen."

„Von welchen Wesen sprechen sie ?", fragte Hermine.

„Von den Goddar Hermine, von den Goddar. Voldemord hat sich, nachdem sein Angriff auf Harry im Ministerium fehlschlug, damit beschäftigt die alten Tempel der Götter der Unterwelt zu durchsuchen und herausgefunden, dass Salazar von ihnen abstammt. Dann hat er einen der in der Unterwelt herrschenden Goddar gefunden und mit ihm einen Pakt geschlossen. Der Goddar sollte, während der Zeit wo sich sein Körper vom Todesfluch erholt, auf Voldemord aufpassen. Dieser Teil des Paktes wurde aber nicht erfüllt und als Wiedergutmachung fordert Voldemord jetzt, dass ihm der Goddar dient."

„Ihm dient ? Heißt das wir müssen jetzt gegen die Götter kämpfen ?", fragte Ron mit verzweifelter Stimme.

„Nein, nicht ganz Mr. Weasley. Götter dienen keinem Sterblichen, doch sie sind an den Pakt den sie schließen gebunden. So wie Godric es gehört hat, bekommt Voldemord einige Truppen zur Verfügung gestellt und es wurde außerdem ein uraltes Blutritual durchgeführt."

„Welches Ritual ?" Fragte Hermine voller Neugier.

„Das Ritual der Unsterblichkeit. Es bedeutet, dass Voldemord seinem größten Ziel einen gewaltigen Schritt näher gekommen ist. Alles was er jetzt noch dazu braucht, ist die Seele seiner Nemesis. Harry´s Seele."

Alle starrten den alten Zauberer schockiert an und Ginny begann erneut zu weinen.

„ Bitte Ginny nicht weinen. Glaubst du wirklich, dass ich oder einer deiner Freunde dies zulassen wird ?"

Ginny horchte auch und sagte mit matter Stimme,

„Nein, doch was ist nun mit Harry. Sein ganzer Körper ist schon kalt."

Daraufhin drehte sich Madame Pomfrey erschrocken um und kam hinüber um den Schwarzhaarige zu untersuchen.

„Es stimmt Albus. Seine Temperatur liegt jetzt annähernd bei zehn Grad. Dies ist keinesfalls normal."

Der Direktor nickte und bedeutete Poppy und Professor Mc Gonnagal zu ihm zu kommen. Die Drei stellten sich etwas abseits und Hermine, Ron und Ginny konnten nur Bruchstücke dem, was sie sagten verstehen. Allerdings schien ihre Hauslehrerin alles andere als erfreut und ihre Augen kamen immer weiter aus den Höhlen.

„... das ist nicht dein Ernst Albus... wieso ich... kannst nicht du..."

„Nein Minerva, dass ist deine Aufgabe." Erwiderte der Direktor und die drei Schüler stutzten als sie das amüsierte Lächeln auf seinem Gesicht sahen.

„Außerdem, wie sagte Mr. Wels so schön. Du musst lockerer werden." Fügte er noch hinzu und bat dann Ron, Dean und die beiden Auroren ihm aus dem Krankenflügel zu folgen.

Hermine und Ginny sahen ihre Hauslehrerin an und als sie bemerkten, wie diese immer unsicherer wurde, schlich sich bei den Mädchen ein ungutes Gefühl ein. Madame Pomfrey, sonst immer in der Nähe ihrer Patienten, hatte sich ebenfalls mit einem Grinsen aus dem Staub gemacht.

„Ähm na ja Ms. Granger, Ms. Weasley. So wie es aussieht, sind ihre beiden Freunde in einer Art Zwischenwelt gefangen und brauchen nun ihre Hilfe, um wieder hierher zu finden." Fing Professor Mc Gonnagal an.

„Und was sollen wir tun ?", fragte Hermine und sah, dass Mc Gonnagal die Röte ins Gesicht schoss.

„Sie sollen... wie..., ach man irgendwann bringe ich Albus um,... sie sollen ihnen ihre Liebe zeigen und auch ihre Körper wärmen..." Sagte die alte Hexe und Hermine klappte der Mund auf.

„Gibt es denn keinen Zauber ?", fragte Ginny dazwischen.

„Nein eben nicht. Nur ihre Liebe zueinander bewirkt dies und daher..." antwortete Mc Gonnagal immer leiser werdend.

„Ich verstehe Professor." Sagte die Rothaarige mit einem Lächeln und die alte, sonst so gefasste Hexe atmete erleichtert aus.

Kurz darauf verließ die Lehrerin für Verwandlungen den Krankensaal und die beiden Mädchen waren kurz davor loszulachen. Schließlich kam es nicht oft vor, dass vier Schüler auf Anweisung ihrer Lehrerin mit einander schliefen. Kein Wunder, dass sie Dumbledore jetzt dafür hasste.

Dann halfen sich Ginny und Hermine gegenseitig aus ihren Ballkleidern und schlüpften kurz darauf nackt unter die Decken zu ihren Liebsten. Ginny die Leichtere von Beiden legte sich auf Harry und zuckte leicht zusammen, als sie seine kalte Haut spürte. Hermine hingegen kuschelte sich von hinten an Chris und begann mit sanften, kreisenden Bewegungen seine Brust zu massieren...

„ ... ahhhh Scheiße tut das weh", schrie Harry und presste seine Hände an den Kopf. Kurz darauf war der Schmerz genauso schnell wie er kam, auch wieder verschwunden. Der Schwarzhaarige wartete noch einige Augenblicke und machte sich dann seelisch und moralisch fertig, eine Entschuldigung für sein Gefluche an die gesamte Halle zu richten. Plötzlich merkte er aber, dass ihn eine komplette Stille umgab und Harry hob sachte den Kopf.

Nichts, er stand im Nichts und das Einzigste was sich noch in diesem Nichts befand, war Chris. Dieser schien ebenfalls gerade erwacht zu sein und Harry sah, dass auf seiner Brust ein riesiger Blutfleck leuchtete. Dann sah der Schwarzhaarige hinab auf seine Hände. Sie waren voller Blut, seinem Blut. Harry tastete zögerlich seine Stirn entlang und spürte, wie immer noch langsam etwas Blut aus der Narbe floss.

„Harry alles Ok ?", fragte Chris als er mit seiner Wundversorgung fertig war.

„Ja, ja es geht schon." Erwiderte der Gryffindor und sprach einen kurzen Heilungszauber aus. Dann half er Chris auf und sah sich vorsichtig um.

„Chris ? Hast du ´ne Ahnung wo wir sind ?"

„ Nicht bestimmt, aber ich denke, wir sind nicht tot."

„Wie kommst du darauf ? Fragte Harry ungläubig, denn der Schmerz erinnerte ihn stark an sein Erlebnis auf dem Friedhof.

„Na weil wir nicht durchsichtig sind, sondern nur farblos. Kannst du dich erinnern ? Ich meine an die Sache mit den Longbottens ?" Erklärte der Blonde und strich sich nebenbei über seinen Umhang. Sofort verschwanden die Rückstände des Blutes und Chris meinte nebenbei trocken,

„Den krieg ich sonst nie wieder aus dem Gewebe."

Harry lachte kurz auf und schaute sich erneut um. Irgendwas musste es doch hier geben, wenn sie schon im Reich der Toten waren. Dann plötzlich hörte er wie sein Freund etwas vor sich hinmurmelte und er klang so, als würde er überlegen.

„Was ist Chris ?",fragte Harry in der Hoffnung den Grund für Chris lautes Denken zu erfahren.

„Ach Harry. Ich überlege nur, wieso wir hier im Nichts stehen und nicht wie ich damals direkt im Reich der Toten."

Harry nickte und versuchte nun ebenfalls über dieses Problem nachzudenken. Er setzte sich in den Schneidersitz und ließ sich das Erlebte noch mal durch den Kopf gehen. Dann plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke.

„Du Chris, an was hast du damals gedacht, als du Clarice gefolgt bist ?"

„Was meinst du ? Ich wollte sie retten und einfach nur dorthin wo... Harry du hast recht. Wir haben uns kein Ziel gesteckt." Antwortete der Blonde und sein Gesicht hellte sich, genauso wie das von Harry, auf.

„Wieso auch, sagte Harry sarkastisch. Wir hatten ja nicht vor zu sterben."

Daraufhin antwortete der Blonde mit einem kurzen nicken und meinte, sie sollten sich vielleicht auf einen bestimmten Ort oder eine bestimmte Person konzentrieren. Doch bevor Chris mit seinen Ausführungen weiter kam, begann sich der Boden und die Luft um sie herum zu drehen. Dann folgte ein lauter Knall und Harry spürte das ihm bekannte Ziehen. Allerdings nicht hinter seinem Bauchnabel, sondern wie Chris es schon erwähnte, hinter seiner Stirn.

Von einer auf die andere Sekunde standen die zwei Gryffindors am Rande eines kleinen Dörfchens. Es hatte wenn's hoch kam fünfzehn Häuser und war in ein kleines Tal gebaut. Harry und Chris waren etwas oberhalb gelandet und daher konnten sie das Dorf gut überschauen.

„Wo sind wir denn jetzt schon wieder ? An was hast du gedacht Harry ?", fragte Chris und sah den Schwarzhaarigen mit nachdenklichem Gesicht an.

„Ähm ich weiß nicht." Stotterte Harry und versucht sich krampfhaft an seinen letzten Gedanken zu erinnern.

„Also gut, lass uns hinunter ins Dorf gehen. Ich denke dort in dem kleinen Wirtshaus, der Blonde deutete auf ein Fachwerkhaus in der Mitte des Ortes, werden wir etwas Näheres erfahren."

Harry stimmte zu und beide liefen los. Unterwegs trafen sie auf die verschiedensten Leute, doch keinen von ihnen schien sehr gesprächig zu sein. Chris vermutete, dass es ihre Erscheinung war. Sie waren schließlich keine hundertprozentigen Geister und damals war es wahrscheinlich Glück gewesen, dass er in einem Ort gelandet war, wo man durch die Longbottens schon einmal Leute wie sie gesehen hatte.

Zehn Minuten später erreichten sie das Wirtshaus und Harry bemerkte wie ihn alle anstarrten. „Himmel, Herrgott nicht mal hier hat man seine Ruhe", dachte der Schwarzhaarige und verleierte leicht seine Augen. Im nächsten Momente trat der Wirt aus der Tür um seine Gäste zu empfangen. Als er aber sah, wen er vor sich hatte, versteinerte sein Gesicht und er sank auf die Knien. Harry wollte schon weglaufen, als er bemerkte, dass der Wirt und alle um ihn herum Tränen in den Augen hatten. Chris schien dies auch wahrgenommen zu haben und fragte.

„Herr Wirt, was ist los ? Wieso sind sie so aufgelöst, wenn sich mal ein paar neue Gäste hierher verlaufen."

Der alte Mann, Harry könnte schwören er ist mit Tom, dem Wirt des Tropfenden Kessels verwandt, sah den Blonden entgeistert an.

„Warum wir weinen ? Wegen ihm, wegen Harry Potter. Er ist tot und nun ist niemand mehr da, der unsere lebenden Verwanden vor ihrem Schicksal retten kann."

Die anderen Dorfbewohner nickten zustimmend, während Harry´s Augen fast aus ihren Höhlen fielen. Sogar hier im Reich der Toten sah man ihn als Retter. Das war eindeutig zu viel. Harry wollte nur noch weg, doch ein lauter Schrei stoppte seinen Drang loszulaufen.

„HARRYYYY" rief eine weibliche Stimme und irgendetwas an ihr kam dem Schwarzhaarigen bekannt vor. Er hatte sie schon einmal gehört, nur war sie da voller Panik und Schrecken. Er überlegte und überlegte. Dann traf es ihn wie ein Blitz. Dementoren, die Stimme, es war die Stimme seiner Mum, die er jedes Mal hörte, wenn die Dementoren ihn angriffen. Sein Kopf schnellte herum und keine Sekunde später sah er sich in einer Umarmung wieder, die der von Mrs. Weasley Konkurrenz machen konnte. Was dann folgte war unbeschreiblich. Das Gefühl von Liebe und Geborgenheit, welches rasend in seinem Körper ausbreitete war das schönste, was er bis dahin erlebt hat. Er lag in den Armen seiner Mutter und Harry wollte sie nie wieder loslassen. Lily Potter hielt ihren Sohn und der Schwarzhaarige konnte spüren, wie ihre Tränen über seinen Hals liefen. Dann allerdings erklang eine weitere Stimme und noch eine, die Harry´s Herz fast zum stehen bleiben brachte. Er riss den Kopf hoch und sah seinen Vater und... Sirius.

„Hallo Harry", sagte seine Patenonkel cool und Harry wusste auf einmal nicht, was er tun sollte. Seine Mum loslassen oder...

„Na los geh schon", flüsterte Lily und nahm ihm damit die Entscheidung ab. Harry zögerte noch einen Moment, doch dann rannte er los und warf sich seinem Paten an den Hals. Eine Sekunde später zuckte er allerdings zurück und es traf ihn wie ein Schock. Was machte er da ? Dort stand sein Vater und er ließ ihn einfach stehen ? Vorsichtig drehte Harry seinen Kopf in Richtung James Potter und war sich sicher, dass sein Gesicht voll von Enttäuschung war. Doch mit entsetztem Gesicht musste Harry feststellen, dass dem nicht so war und das verwunderte den Gryffindor noch mehr.

„Siehst du Tatze, ich habe dir schon damals als er noch ein Baby war gesagt, dass er dich vergöttert und wenn du da bist, ich abgemeldet bin." Sagte der schwarzhaarige Mann mit der dunkelgerahmten Brille.

Harry klappte der Mund auf und sah die beiden lachenden Männer an, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Es war Lily Potter, die ihren Sohn in die Realität zurück holte.

„Harry Schatz mach dir nichts draus. Die beiden Kindsköpfe wetten seit Wochen, zu wem du zuerst gehst, falls du irgendwann mal hierher kommen solltest. Also mach dir keine Sorgen, denn es war James der die Wette jetzt gewonnen hat. Er meinte von Anfang an, dass du ihn zwar liebst und vermisst, aber dich mit Sirius viel mehr Erlebnisse verbinden."

Harry konnte nicht glauben was er da hörte und erst die Stimme von Sirius schien ihn wirklich wieder klar denken zu lassen. Dieser hatte sich nämlich an Chris gewandt, welcher die letzten Minuten nur so da stand und alle beobachtete.

„So und du bist der Stecher von Hermine ?"

„SIRIUS", rief Lily empört und sah Harry´s Paten böse an. Wie konnte er den Blonden nur so begrüßen.

„Jepp bin ich. Doch hatte keine Ahnung, dass Harry´s Pate einen Hang zum Voyeur hat." Antwortete Chris trocken und alle lachten, als Sirius daraufhin die Kinnlade runterklappte.

„Gute Antwort Kumpel, sagte James und reichte dem Blonden die Hand. Außerdem möchte ich dir und Harry dafür danken, was ihr mit Frank und Alice gemacht habt. Die Geschichte hat sich nämlich wie ein Lauffeuer herumgesprochen und viele der Geister waren sehr glücklich darüber. Denn eines solltet ihr vielleicht wissen, Menschen, die wie die Beiden hierher kommen, altern weiter, wenn auch langsamer. Aber sie können nicht sterben und dies bedeutet, dass sie irgendwann als tausendjährige, fast verweste Körper dahinvegetieren müssten. Deshalb sind wir alle so froh, dass ihnen geholfen wurde."

Harry und Chris sahen den Mann überrascht an. Dann wandte sich Lily wieder an die Zwei.

„So wo das jetzt geklärt ist, sollten wir vielleicht nach Hause gehen und es uns dort etwas gemütlich machen. Schließlich müssen wir noch herausfinden, wieso ihr Zwei überhaupt hier seid."

Daraufhin deutet sie in Richtung eines etwas abseits gelegenen Hauses und die Fünf gingen langsam darauf zu.

„Dad, was ist das eigentlich für ein Ort ? Ich meine die Longbotten schienen nach Chris Berichten eher in einer Westernstadt zu wohnen. Ich meine er erzählte von vertrockneten Bäumen und Steppe. Hier aber ist alles viel lebendiger und bis auf die Tatsache, dass die Farbe fehl, scheint es hier vor Magie nur so zu strotzen."

James Potter begann zu lächeln und sagte mit geheimnisvoller Stimme.

„Der Ort hier heißt Godric´s Hollow. Oder vielmehr die Geisterversion davon. Sie existiert parallel zum echten Zaubererdorf. Der Ort wo die Longbottens gelandet sind, liegt irgendwo in Amerika. Ich vermute, dass der Cruciatusfluch sie dorthin geschickt hat. Godric´s Hollow ist wie du vielleicht weißt, der Geburtsort von Godric Gryffindor und da unser Vorfahr die dunklen Künste verabscheute, vermute ich hat er einen gewissen Schutz über dieser Ort hier gelegt."

Harry hörte fasziniert zu und auch Sirius und Chris schienen diese Informationen regelrecht aufzusaugen. Dann allerdings wurde James ernst und ersah seinen Sohn mit festem Blick an.

„Harry, ich weiß das du eine große Bürde tragen musst und glaub mir, wenn ich dies alles früher gewusst hätte, dann hätte ich alles in meiner Macht stehende versucht, damit du ein normales Leben führen kannst. Doch das Schicksal wollte es anders und so bleibt mir nur der eine Rat, den dir auch Sirius in seinem Testament gegeben hat. Harry lebe und das jeden Tag, denn du weißt nicht, was dich erwartete. Und was Tom Riddle angeht ? Harry die Prophezeiung sagt zwar dass du ihn töten musst, doch das heißt nicht, dass du dabei allein bist."

„Apropos Riddle, warf Harry ein. Was ist eigentlich passiert ? Ich meine, wieso sind wir hier?"

Die Geister schauten sich fragend an. Scheinbar hatten sie keine Ahnung und konnten den beiden Jungen keine Antwort geben. Plötzlich hörten alle eine Stimme hinter ihnen und als sich Harry umdrehte, erkannte er Godric Gryffindor.

„Hallo alle zusammen", sagte der Geist und reichte jedem die Hand.

„Sir Godric was führt euch zu unserem bescheidenem Haus ?", fragte Harry´s Vater mit einem Grinsen im Gesicht.

„Na was wohl James. Harry und Chris hier. Es wird Zeit für sie nach Hause zurück zu kehren. Allerdings wollte ich ihnen noch schnell ein paar Informationen geben, was die Sache mit Salazars Erben betrifft."

Daraufhin erklärte der Geist den Beiden, was passiert ist und auch dass Voldemord jetzt einige neue Verbündete hat. Dann wünschte er seinem Nachfahren noch alle Gute und verschwand.

„Und wie kommen wir nun zurück ? Ich glaube nicht, dass Poppy den Cruciatusfluch auf uns anwendet." Fragte Harry und bekam daraufhin ein komisches Gefühl in der Magengegend. Ihm wurde wärmer und wärmer. Leicht verstört sah er zu Chris und auch dieser schien etwas zu spüren. Denn der Blonde saß ganz starr da und schien sich zu konzentrieren. Dann plötzlich sah er die Geister an und sagte.

„Mrs. Potter, Mr. Potter würden sie sich bitte von Harry verabschieden. Ich glaube es geht los."

Harry´s Eltern nickten und zogen ihren Sohn in ihre Arme.

„Harry mein Schatz denk immer daran, dass wir dich lieben und immer für dich da sind." Sagte Lily Potter und James legte beruhigend seinen Arm auf Harry´s Schulter.

„Ich liebe euch auch und werde euch nie vergessen" Erwiderte Harry und eine Tränen bildete sich in seinem Auge. Dann bat Chris die Potters den Raum mit der Begründung, dass er nicht weiß, was genau geschehen wird, zu verlassen. Als die Zwei gegangen war verabschiedet sich auch Sirius und wollte gehen, doch Chris hielt ihn zurück.

„Mr. Black, sie können ruhig bleiben", sagte der Blonde und Harry sah seinen Freund fragend an.

„Wieso... ich meine Lily und James sollten doch..." Stotterte Harry´s Pate.

Daraufhin begann der Blonde in einer Art zu Grinsen, die Harry kannte und die bedeutete, das jetzt noch irgendwas kam.

„Das stimmt Mr. Black.."

„Sirius, nenn mich Sirius", warf der Geist ein.

„Ok Sirius. Es stimmt, die zwei sollten gehen, da ich weiß, oder besser ahne, was gerade geschieht. Ichvermute es sind Hermine und Ginny, die mit Hilfe unserer Liebe uns den Weg weisen. Und ich denke daher, das Letzte was Harry jetzt braucht, ist das Gesicht seiner Mutter, wenn ihr Sohn vor ihr steht und in der Hose ein Zelt aufbaut."

Harry wäre am liebsten gestorben, als Chris es mal wieder nicht lassen konnte. Er blickte mit feuerrotem Kopf zu Sirius und dieser schien kurz davor loszulachen.

„Chris, du bist wirklich jemand nach meinem Geschmack und ich gebe dir recht. Ich glaube das wäre wirklich das Letzte was unser kleiner Held hier braucht. Ach wo wir gerade beim Thema sind. Harry tust du mir bitte einen Gefallen ?"

„Alles was du willst." Antwortete der Schwarzhaarige rasch und immer noch mit rotem Gesicht.

„Sagst du bitte Moony, dass Casandra ihn frei gibt und will, dass er glücklich wird."

Harry sah seine Paten fragend an und Sirius fügte schnell mit einem Grinsen hinzu,

„Dass soll heißen, er kann bei Tonks endlich mal den Wolf raushängen lassen."

Auf diese Bemerkung hin wurde der Gryffindor wieder roter. Dies fiel jedoch kaum auf, da sich ein gelbes Leuchten um seinen Körper legte und er das bekannte Ziehen spürte. Das Letzte was er sah war ein lachender Chris und Sirius, wie er ihm noch mal zuwinkte.