Kapitel 55

Harry saß in seinem Lieblingssessel am Kamin und ließ die letzten Tage nochmals an sich vorbei ziehen. Alles war so aufregend und erschreckend zugleich gewesen und es dauerte bestimmt noch einige Tage, bis die einzelnen Betroffenen es auch alles so richtig verstanden hatten. Glücklicherweise gab es aber nicht nur schlechte Erinnerungen an dieses Fest. Besonders schmunzeln musste Harry, wenn er an die Gesichter von Gorden und Dean dachte und wie sie die Neuigkeiten erfahren hatten.

Backflash

„Hallo alle zusammen", rief Gorden gleich vom Portal der Großen Halle aus und ließ sich nur wenige Sekunden später auf einer der Bänke am Gryffindortisch fallen. Dean folgte ihm kurz darauf, allerdings setzte er sich gesitteter hin.

„Hey Gorden", erwiderte Harry mit einem breiten, schelmischen Grinsen. „Na unserm Mohrenkopf, ein schönes Fest beschert ?"

„Jepp Harry, doch ich glaube, er ist noch etwas benommen von Oma´s Glühwein. Außerdem war mein Schatz hier nicht zu bremsen, wenn es darum ging, einen neuen Rekord im Skifahren aufzustellen. Wir haben nämlich ganz weit oben in den Alpen gefeiert." Antwortete Gorden und drückte Dean einen langen Kuss auf den Mund.

„Skifahren ?", fragte Ron und Harry erklärte seinem Freund schnell, dass es sich um eine Muggelsportart handle und man dabei auf zwei dünnen Brettern den Berg herunter gleitet. Dann bemerkte Harry aber, dass sich die Gesichter der beiden Neuankömmlinge veränderten. Sie wurden unruhig und fragend. Schließlich platzte es aus Gorden heraus.

„Du Harry, es gab da wilde Gerüchte auf der Zugfahrt. Man sagte, Hogwarts soll während der Ferien angegriffen worden sein. Außerdem barmte die alte Hexe mit den Süßigkeiten, es hätte Tote gegeben."

Harry sah kurz zu den anderen am Tisch, atmete tief durch und begann die Ereignisse von Weihnachten zu erzählen. Dabei fiel ihm Gordens entsetztes Gesicht auf, als er von Malfoy und vor allem von Jeanny sprach. Das Gesicht entspannte sich aber wieder, als dem dunkelhaarigen Deutschen klar wurde, dass es seiner Mitschülerin und Freundin wieder besser geht.

Kurz bevor Harry dann mit seinen Ausführungen fertig war, sagte Gorden mit erleichterter Stimme,

„Na Gott sei Dank, hat es keine weiteren Verluste gegeben. Was diesen Grabbe betrifft, das tut mir sehr leid. Obwohl er sich wahrscheinlich eh dem dunklen Lord angeschlossen hätte, sollte niemand unter dem Einfluss des Imperius sterben. Ich habe gehört, man hat danach Probleme sich in der anderen Welt zurechtzufinden, da man seinen Tod gar nicht richtig wahr nimmt"

Alle am Tisch nickten zustimmend. Diese Bewegung erstarrte aber bei Gordens nächster Frage, die dieser mit Sicherheit nur so aus Spaß gestellt hatte.

„Und noch was passiert ? Ist irgendwer schwanger ?"

Als der Deutsche daraufhin die versteinerten Gesichter sah, fiel ihm allerdings die Kinnlade runter und es dauerte einige Augenblicke, bis er verstand, was das zu bedeuten hatte.

„Ähm Leute, das war ein Scherz... ihr wollte mir doch nicht sagen... Wer ?"

Mit abschätzendem Blick schaute Gorden jedem Einzelnen ins Gesicht. Als dann Hermine die Hand zögernd erhob, begannen Gorden und Dean zu grinsen. Jenes Grinsen erstarb aber als drei weitere Hände auftauchten.

„Das ist nicht euer ernst ?" Fragte der schwarze Gryffindor mit leicht ohnmächtiger Stimme und Harry erzählte ihnen die Geschichte mit Malfoy und seinem Versuch, Chris eins auszuwischen. Daraufhin drehten sich die Beiden zum Slytherintisch und bedachten den blonden Malfoyerben mit einem mörderischen Blick. Dieser schmolz auf seinem Platz zusammen und das war ja nun wirklich unmalfoyhaft. Was dann folgte, brachte Harry und Chris schell dazu, aus der Halle zu flüchten. Dean und Gorden benahmen sich plötzlich wie Mädchen und bombardierten die vier Schwangeren mit Fragen, die man sonst nur aus dem Mädchenschlafsaal her kannte. Sie wollten wissen, ob man schon Namen hätte. Was es werden wird und so weiter.

Backflash Ende

Eine andere Sache über die sich Harry tagelang amüsierte, war das blaue Auge, welches Malfoy zwei Tage nachdem die anderen wieder im Schloss waren zierte und von dem keiner wusste, woher er es hat. Eigentlich, so dachte Harry immer, wäre eine solche Gesichtverzierung für Madame Pomfrey kein Problem. Doch alle Mittel, welche die alte Heilerin anwand, versagten. So musste Malfoy es wohl oder übel auf die herkömmliche Weise heilen lassen. Snape war außer sich. Er wollte mit allen Mitteln erfahren, wer dafür verantwortlich war. Doch keiner der Schüler konnte ihm was sagen. Einzig die kleine Flasche mit einem Harry sehr vertrauten Kühlmittel, welche er bei Chris auf dem Nachttisch gesehen hatte und die Tatsache, dass Chris das Schreiben etwas Schwierigkeiten machte, bescherte dem Schwarzhaarigen ein wissendes Lächeln aufs Gesicht.

„Harry ? Weißt du wo Chris ist ?"

Eine Stimme riss Harry aus seinen Erinnerungen. Er schaute auf und sah in das leicht besorgte und sehr unsicher wirkende Gesicht von Neville.

„Ähm nein... warte... doch Neville. Er müsste in seinem Arbeitzimmer sein und die Ergebnisse der Untersuchungen von Ginny und Hermine auswerten."

Bei dem Wort „Untersuchung" verdunkelte sich der Blick von Neville schlagartig und er lief schnellen Schrittes aus dem Gemeinschaftsraum. Harry fragte sich ernsthaft, was seinen Kumpel so besorgte. Er wurde aber von Ginny´s freudigem Gesicht wieder davon abgelenkt.

„Harry es wird ein Junge und alles ist soweit in Ordnung." Rief der Rotschopf überglücklich und nach einem kurzen Kuss, machte sich Harry Liebste auch gleich daran, es ihrer Mutter zu schreiben.

Gegen sechs Uhr dann, Harry wollte mit Ginny gerade zum Abendessen, führte Chris Neville und Susan in den Gryffindorturm. Sofort bemerkte der Schwarzhaarige das versteinerte Gesicht von Neville und das dieser sich sehr stark auf seine Bewegungen konzentrieren musste.

„Neville ? Ist was mit dem Baby ?" Fragte Harry geschockt und sowohl Ginny, als auch Hermine, welche gerade die Treppe herunter kam, horchten auf.

„Welches ?", stotterte Neville undeutlich und ließ sich auf einen der Sessel fallen.

„Wie ? Welches ?" fragte Harry verstört nach und blickte hilfesuchend zu Chris, welcher sich neben Susan gesetzt hatte und ihr gerade irgendwas ins Ohr flüsterte

„Du musst schon genauer sein Harry," sagte der Blonde auf die Frage hin mit einem Grinsen im Gesicht und fügte schnell hinzu,

„Man Neville muss Snape wirklich hassen."

Daraufhin bekam der Blonde von Susan ein Kissen und von den Anderen weitere fragende Blicke an den Kopf geworfen.

„Wir bekommen Zwillinge", verriet die Nicht der Ministerin im nächsten Moment und allen klappte der Mund auf.

Was folgte, war eine Welle von Gratulationen und auch Mutzusprechungen insbesondere für Neville Diese schienen nun auch zu wirken und sein Gesicht hellte sich etwas auf. Beim Abendessen beglückwünschten dann auch Schüler der anderen Häuser den Beiden. Einzigster Negativpunkt war der Punktverlust seitens der Gryffindors, da Neville, nach einer Bemerkung von Malfoy, dessen gerade abgeheilten Konturen ums Auge herum, wieder nachgezogen hatte. Harry konnte es immer noch nicht fassen, wie schnell der Gryffindor zum Slytherintisch gerannt war und Malfoy seine Faust aufs Auge gedrückt hatte.

Es war nun mittlerweile Ende Januar und Harry befand sich gerade auf den Weg zum Verwandlungsunterricht, als ihm laute Schreie aus der Eingangshalle entgegen kamen. Das Verwunderliche daran war aber, dass sie auf gar keinem Falle menschlicher Natur waren und deshalb lief Harry mit gezücktem Zauberstab und alarmiertem Gesicht in Richtung Lärmquelle.

Unten in der Eingangshalle angekommen, traf er dann auch auf Professor Dumbledore und weitere Lehrer von Hogwarts, die alle aufgeregt hier her geeilt waren und einen Angriff auf das Schloss erwarteten.

Die Ursache für den Radau stellte sich aber als das Ungewöhnlichste dar, was Harry bisher gesehen hat. Den Gesichtern der Erwachsenen zu urteilen, erging es ihnen genauso. Mitten in der Eingangshalle kämpften mehrere Hauselfen. Unter ihnen befand sich auch Dobby, Harry´s Freund und alle schienen gegen nur einen anderen, wenn gleich etwas größeren Hauselfen, zu kämpfen. Harry war erstaunt, wie geschickt der Elf sich verteidigte und man konnte auch erkennen, dass er sich stetig weiter ins Schlossinnere vorkämpfte. Dann aber schritt Professor Dumbledore ein und machte alle am Kampf beteiligten Hauselfen mittels eines „Immobilus" kampfunfähig. Im nächsten Moment trat er an den fremden, jetzt eher verängstigten Elfen heran und bemerkte, dass dieser in seiner rechten Hand einen abgebrochenen Zauberstab hielt. Der Stummel sah sehr alt aus, musste aber auf Grund der reichhaltigen Verzierungen am Griff einem sehr reichen Zauberer gehört haben.

In der Zwischenzeit hatten auch die anderen Lehrer und Harry sich dem fremden Elfen genähert und sahen interessiert auf das Schauspiel.

„Wer bist du und woher hast du... "

Dumbledore stockte plötzlich mitten im Satz und sein Blick haftete an dem kleinen Holzstück, welches der Elf immer fester mit seinen langen, dünnen Fingern ängstlich umklammerte.

„Erakus ?", fragte Harry´s Mentor plötzlich unsicher und Harry sah, dass sich in den tennisballgroßen Augen des kleinen Geschöpfes vor ihm, Tränen bildeten.

„Nein Sir. Mein Name ist Trexus. Erakus war mein Vater und er ist letzten Monat gestorben, Sir." Erwiderte der Elf und sah dann den alten Zauberer vor ihm hoffnungsvoll an.

„Trexus ist hier um seinen Meister zu finden. Der Bund zwischen Erakus und seiner Familie, welcher er zu dienen verpflichtet ist, wurde vor einigen Monaten erneuert. Meine Vater, Sir, war aber zu schwach..."

Immer stärker liefen die Tränen aus den Augen des Elfen und es sah so aus, als würde er im nächsten Moment eine Strafe erwarten. Harry fragte sich allerdings, wer sein Meister sein könnte, horchte aber den von Schluchzern durchzogenen Worten des Elfen weiter zu.

„... Sir... Trexus hat seinem Vater versprochen, den Meister zu bitten, dass er seinen Platz einnehmen kann. Trexus ist jung und er wird alles machen, was der Meister verlangt. Bitte Sir, ich muss zu meinem Meister, bitte lassen sie mich gehen."

Flehte der Elf weiter und plötzlich stahl sich ein breites Grinsen in Dumbledore´s Gesicht. Er erlöste alle anderen Hauselfen und versicherte ihnen, dass keine Gefahr bestand. Dann wandte er sich unter den fragenden Blicken, welche ihm die anderen Zauberer im Raum zuwarfen an Dobby und flüsterte ihm was ins Ohr. Zwei Sekunden später war Harry´s Freund verschwunden und Dumbledore sprach wieder mit Trexus.

„Trexus, du weißt wer ich bin, oder ?"

„Ja Sir. Sie sind der Direktor dieser Schule. Hogwarts ist weit über die Grenzen hin bekannt, Sir. Und sie sind ein alter Freund vom Großvater meines Meisters, Sir"

Harry versuchte immer noch zu erraten, wer nun der ominöse Meister des Elfen war. Dumbledore hatte viele alte Freunde. Ok, bei fast hundertsechzig Jahren war das ja kein Problem. Doch irgendwie kam es Harry so vor, als läge ihm die Antwort auf der Zunge. Wieso war Dumbledore so überrascht gewesen, als er den Zauberstabstummel gesehen hatte ? Wem gehörte dieser ? Harry versuchte einen kurzen Blick auf das Stück Holz zu werfen, doch bis auf einen Schlangenkopf und eine Rune konnte er nichts erkennen. Verdammt, dachte der Schwarzhaarige, wieso hatte er damals nicht alte Runen belegt. Auch wenn er mittlerweile das Wissen der Gründer hatte, war dies eine Sache mit der er sich eher weniger beschäftigt hatte. Das war Chris Ressort.

Wenige Minuten später erschienen dann plötzlich Chris und Hermine am oberen Treppenabsatz und bevor irgendwer etwas sagen konnte, rannte der kleine Hauself los und warf sich der Länge lang vor den Blonden.

„Meister, Meister verzeiht meinen Ungehorsam...", jammerte er und Harry, dem plötzlich so Einiges klar geworden war, war nun gespannt, wie sich sein Freund verhalten würde. Dann stahl sich aber ein Lächeln in sein Gesicht, wenn er an die Reaktion seiner besten Freundin dachte. Wie würde sie wohl reagieren ?

Chris allerdings starrte das kleine Wesen vor seinen Füßen mit großen Augen an und es dauerte mehrere Minuten bis er sich zusammen riss und den Elfen bat, aufzustehen. Chris kniete sich sogar hin um ihm aufzuhelfen. Dies brachte den kleinen Elfen aber nur dazu, noch mehr zu zittern. Völlig verunsichert blickte Chris zu Dumbledore und dieser trat an die Beiden heran.

„Mr. Wels, dies ist Trexus, der Sohn von Erakus. Erakus war der treue Diener von Augustus von Schwarzenberg und nach der alten Magie der Hauselfen und ihren Gesetzen gehört Trexus nun ihnen und er ist an sie gebunden."

Daraufhin klappten dem Blonden und auch Hermine die Kinnladen herunter und Harry musste sich stark zusammenreißen, nicht loszulachen. Denn es kam ja schließlich nicht sehr oft vor, dass dem Blonden die Gesichtszüge entgleisten.

„Und was soll ich jetzt mit ihm machen ?" Fragte Chris und schaute vorsichtig in Richtung Hermine. Nur zu gut kannte er ja ihre Meinung, was die Hauselfen betraf. Dann wiederum kamen ihm andere Fragen in den Sinn.

„Wo kam er jetzt so plötzlich her ? Könnte der Elf ihnen vielleicht in der nahen Zukunft helfen ?"

Professor Dumbledore schien zu erkennen, was im Kopf des Blonden gerade vor sich ging und bat daher Chris, Hermine, Professor Mc Gonnagal, Harry und Trexus ihn in seine Büro zu begleiten. Dort angekommen beschwor er schnell ein paar bequeme Sessel und alle ließen sich nieder. Zwei Minuten später tauchte Dobby aus dem Nichts aus und servierte einige Snacks. Bevor er aber wieder verschwinden konnte, bat ihn der Direktor zu bleiben, damit er falls nötig als Vermittler zwischen den beiden Rassen fungieren konnte.

„So alle mit einander. Als Erstes sollten wir feststellen, was nun mit Trexus geschieht. Ich denke, dass dies allein die Aufgabe von Mr. Wels ist, doch vielleicht hat der eine oder andere ja eine Idee." Begann Professor Dumbledore und blickte milde lächelnd in die Runde.

„Ich bin für freilassen", sagte Hermine ohne mit der Wimper zu zucken. Daraufhin weiteten sich die Augen des kleinen Elfen und er war kurz davor wieder in Tränen auszubrechen.

„So gern ich meiner Liebsten zustimmen würde, gebe ich ihr dieses mal aber nicht recht." Erwiderte Chris gelassen und Hermine sah ihn mit großen Augen an.

„Ich denke wir sollten Trexus fragen, was er will. Und was mich noch mehr interessiert ist, wo er bis jetzt war ?"

Auf diese Frage hin wanderten alle Blicke auf das kleine Geschöpf vor ihnen und Harry konnte förmlich spüren, wie sich eine Welle von Furcht in ihm aufbauten. Die großen spitzen Ohren begann leicht zu zittern und die Augen wanderten etwas unkoordiniert durch den Raum.

„Ich... ich war im... im... Greifennest", stammelte Trexus leise und Professor Dumbledore stöhnte überrascht auf.

„Im Greifennest, dem Greifennest"

„Ja Sir, Professor Dumbledore Sir. Master Augustus hat uns vor langer Zeit dahin geschickt. Er hat zu Vater gesagt, bereite das Haus vor, wir kommen nach. Aber er kam nie, sagte Vater. Erakus war ein guter Hauself, er hat immer die Befehle befolgt. Wir haben das Haus gepflegt und immer für Vorräte gesorgt. Trexus weiß es aus Geschichten, die Vater ihm erzählt hat. Ich habe ihn oft gefragt, warum er nicht zum Meister zurückgekehrt ist ? Doch seine Antwort war, solange das Band besteht, müssen wir den Befehlen folge leisten. Vor einigen Monaten dann spürte Vater, dass das Band wieder erstarkt ist und dass der Meister zurückgekehrt war. Aber Erakus war alt und schwach und so hat es Trexus als seine Pflicht gesehen, den Meister zu suchen und ihm zu dienen."

Alle im Raum hörten den Worten des Elfen aufmerksam zu und zum ersten Mal wurde Harry klar, was eine solche Bindung zwischen Zauberern und ihren Hauselfen wirklich bedeutete. Die Zwei haben, wenn man es überschlug, fast über fünfzig Jahre nur darauf gewartet, dass ihr Herr zurückkehrte.

Dann sprach Professor Dumbledore wieder und er fragte den Elfen nach dem eben bereits erwähnten Greifennest.

„Trexus ? In welchem Zustand befindet sich das Greifennest ?"

Der kleine Elf begann daraufhin mit seinem Kopf nach vorn und nach hinten zu wippen, wie es Dobby immer tat, wenn er sich nicht sicher war, was er tun sollte. Harry bemerkte dies und bedeutet seinem blonden Freund, dass er, als sein Meister, ihm die Erlaubnis darüber zu sprechen, geben muss. Chris verstand.

„Trexus, du darfst die Fragen von Professor Dumbledore beantworten."

Der Elf nickte verstehend und sagte mit leicht stolzer, wenn auch etwas quiekender Stimme,

„Das Anwesen ist in einem sehr guten Zustand. Die Gebäude sind gepflegt und die Wiesen gemäht. Allerdings muss Trexus der Meister bedauerlicherweise mitteilen, dass es keine Pferde mehr gibt, da wir Elfen keine Berechtigung vom Meister hatten, die Zucht fortzuführen..."

Chris schaute Trexus etwas verdutzt an, nickte aber zum Zeichen, das er es verstand. Man konnte regelrecht sehen, wie dem kleinen Geschöpf ein Stein vom Herzen fiel.

„... allerdings hat sich eine Herde Einhörner im angrenzenden Wald niedergelassen und die Gewächshäuser sind voller neuer Pflanzen. Trexus hat sie alle katalogisiert und eine große Liste in die Bibliothek gelegt."

„BIBLIOTHEK ?", rief Hermine plötzlich laut in den Raum. Woraufhin der Elf in seinem Sessel zusammenzuckte und alle anderen im Raum dem Lockenkopf ein breites Grinsen zuwarfen. Ja das war ein Schlüsselwort mit dem man Hermine auf jeden Fall hinter dem Ofen hervor bekam. Harry konnte ganz deutlich sehen, wie die Augen seiner besten Freundin, in Mitten ihres roten Gesichtes, leuchteten.

„Ja Ms. Granger," sagte Professor Dumbledore amüsiert. „Die Bibliothek der Schwarzenbergs ist legendär. Besonders was die Bücher für Verteidigung gegen die dunklen Künste und das Brauen von Zaubertränken angeht. Augustus war ja schließlich ein Großmeister. Wir sollten sie uns mit Sicherheit bei Gelegenheit mal anschauen. Es sei denn sie haben etwas dagegen Mr. Wels ?"

Beim letzten Satz schaute der alte Zauberer zu Chris und Harry musste schmunzeln. Der Blonde saß immer noch mit weit aufgerissenen Augen da und schien die letzten Sätze gar nicht mehr mitbekommen zu haben.

„Ich weiß nicht so recht, Professor." Sagte er dann doch, als er aus seiner Starre erwacht war. „ Ich weiß ja nicht einmal was das Greifennest ist und wo es sich befindet ? Außerdem glaube ich, dass wenn ich Hermine in diese Bibliothek lasse und diese wirklich so ist, wie sie sie beschrieben haben, dann vergisst meine Liebst hier, dass sie ein Kind im Bauche trägt."

Daraufhin hustete Chris los, denn Hermine hatte ihrem Freund den Ellenbogen in die Seite gestoßen. Die Anderen lachte nur leicht über diese Bemerkung, obwohl sich ein Großteil der Anwesenden auch fragte, was es mit dem Greifennest auf sich hatte. Die Antwort darauf kam vom Direktor.

„Das Greifennest war das Sommerhaus der von Schwarzenbergs, Mr. Wels. Es gehörte zu einem von sieben Anwesen, welche Augustus auf der ganzen Welt verteil besaß. Doch das Greifennest, es muss in der Nähe schottischen Highlands liegen, war sein bevorzugtes Domizil."

„Es ist hier ? Hier in England ?" Fragte Chris überrascht nach.

„Ja Mr. Wels, unsere beiden Länder, zu mindestens was die Zaubererwelt anging, verband sehr viel. Der Handel und auch die gesellschaftlichen Verbindungen waren vorzüglich, bis der Krieg mit Grindewald begann. Danach wuchs das Misstrauen auf der ganzen Welt und alle Länder kapselten sich irgendwie ab. Früher konnte man auch ohne Kontrollen oder Schwierigkeiten zwischen den einzelnen Ländern apparieren. Jetzt bedarf es einer Menge Bürokratie. Es sei den man kann auch auf andere Weise reisen."

Harry bemerkte, wie Dumbledore ihm und auch Chris beim letzten Satz ein leichtes Zwinkern zuwarf.

„Professor, meinen sie, wir könnten das Anwesen bei Gelegenheit besuchen ?" Fragte Hermine leise und der Direktor sah sie mit seinen blauen Augen lange an.

„Ich denke, dass muss noch etwas warten, Ms. Granger. Das Greifennest war nicht ohne Grund das Sommerhaus meines Freundes. Ich vermute bei dem Wetter und dem vielen Schnee dieses Jahr, kann man es eh erst gegen Mitte April wieder erreichen. Außerdem glaube ich mal von Augustus gehört zu haben, dass es neben dem Wetter auch andere saisonbedingte Gefahren dort gibt. Oder stimmt das nicht mehr, Trexus ?"

Alle Anwesenden starrten erst auf den Direktor und dann auf den kleinen Elfen.

„Trexus, was meint der Direktor ?" Fragte Chris direkt und mit einer sehr autoritären Stimme. Die Elf zuckte kurz zusammen und antwortete dann mit leicht ängstlicher Stimme.

„Meister, das Sommerhaus hat seinen Namen nicht ohne Grund."

Harry´s Augen weiteten sich und bevor sein blonder Freund weiter nachfragen konnte, platzte es aus ihm heraus.

„Heißt das, dort gibt es Greifen ? Richtige Greifen ? So wie das Gryffindorwappentier ?"

„Ähm... ja... Sir. Sie nisten dort. Haben ihre Nester in einem Felsen über dem Haus und lassen keine Menschen in ihre Nähe. Nur wir Elfen sind sicher vor ihnen."

Harry saß immer noch fassungslos auf seinem Sessel und auch die anderen taten sich schwer, Worte zu finden. Einzig Professor Dumbledore schien diese Tatsache nicht neu zu sein und er versuchte allen die Geschichte etwas besser verständlich zu machen.

„Harry, Mr. Wels die Geschichte Greifennestes geht weit zurück. Vor ungefähr sechshundert Jahren hat einer ihrer beschlossen, das Anwesen zu gründen. Hauptsächlich wollte er im Schutze der Berge Landwirtschaft betreiben und aus alten Erzählungen bot sich das Land förmlich dazu an. Einziger Nachteil war, dass in den Bergen ringsumher eine riesige Anzahl von Greifen nistete. Anfangs hat man sie bekämpft, doch wer schon mal mit einem magischen Tier gekämpft hat weiß, dass es sehr schwer ist, ein solches zu besiegen. Der Kampf ging über viele Jahre und kostete unzählige Verletzte und auch Tote auf beiden Seiten. Dann aber fand Mr. Wels Vorfahr heraus, dass die Greifen sich immer nur im Winter dort aufhielten, um zu nisten. So beschloss er, da ihm das Land nun mal gehörte und er die Idee Landwirtschaft zu betreiben auch nicht aufgeben wollte, seine Anwesenheit und auch die Bestellung der Felder auf die Zeit zu beschränken, wo er nicht mit den Greifen in Berührung kam. Dies hat sich über die Jahrhunderte so fortgesetzt und ist nun ein, wenn auch ungeschriebenes, Gesetz."

Nachdem nun alle diese Informationen förmlich aufgesogen hatten, kam man aber wieder zum eigentlichen Grund dieser kleinen Runde, Trexus. Chris hatte die ganze Zeit immer wieder auf den kleinen Elfen geschaut und Harry kam es so vor, als wüsste sein Freund nicht so recht, was er tun soll. Freilich war er auch nicht davon angetan, dass die Elfen den Zauberern dienen mussten, doch andererseits kamen ihm die Erinnerungen an Winky wieder ins Gedächtnis und wie sie abgestürzt war, als Barthy Crouch sen. die kleine völlig verstörte Elfe damals freigelassen hatte. Deshalb war Harry gespannt, wie Chris sich entscheiden würde. Zumal er Hermine im Nacken hatte.

„Trexus, ich weiß nicht so recht. Ich meine, es wiederstrebt mir andere Lebewesen als Sklaven für mich arbeiten zu lassen. Sie dich doch mal an. Du kriechst hier vor mir, obwohl du ein magisches Lebewesen bist. Dein Putztuch, welches du als Umhang trägst spottet jeder Beschreibung..."

„Aber Meister, Trexus dient gern. Trexus hat es seinem Vater versprochen. Bitte schickt Trexus nicht weg, bitte"

Alle im Raum hatten plötzlich Mitleid mit dem kleinen Wesen. Und auch wenn die Meisten nicht mal selbst eine Hauselfe besaßen, so kannten sie doch aus dem Geschichtsunterricht, was es für eine Elfe bedeutet frei zu sein, es war eine Schande.

Chris hingegen schien seine Wahl getroffen zu haben und mit einem Schwung seines Zauberstabes erschien mitten in der Luft ein Stückchen braunes Leder. Dieses verformte sich kurz darauf in eine winzige Hose, gefolgt von einer ebenso winzigen Jacke. Alle im Raum stöhnten auf und Trexus, als sie die beiden Sachen sah, warf sich vor Chris auf den Boden.

„Nein Meister, bitte nicht frei lassen... keine Kleidung", flehte der Elfe und Harry war hin und hergerissen. Wieso tat sein Freund dem kleinen Kerl das an.

„Trexus steh auf. Wer sagt hier was von freilassen. Nur weil ich mir zwei Polierlappen für meinen Zauberstab beschworen habe ? Vergiss es."

Daraufhin nahm der Blonde die beiden Lederstücken und rieb ganz vorsichtig, damit sie ja nicht schmutzig wurden, über seinen Zauberstab. Dann zwinkerte er allen im Raum zu und warf die Hose und die Jacke vor Trexus auf den Boden und sagte,

„Trexus, du wirst meiner Familie weiter treu dienen und auch den Bitten von Hermine hier, er deutete auf seine Freundin, gehorsam Folge leisten. Und das Erste, was du machst ist, du wirst in die Küche gehen, essen und dann dieses Putztuch, welches du trägst, gegen diese beiden Putzlappen da eintauschen. Du kannst gehen, sofern Professor Dumbledore damit einverstanden ist."

Trexus sah seinen Meister mit großen Augen an und stammelte,

„Aber... aber es ist Kleidung ,Sir"

Chris wurde allmählich ungeduldig und fragte Harry mit amüsierter und übermäßig betonter Stimme.

„Harry ? Sieht das für dich nach Kleidung aus ?"

Der Schwarzhaarige brauchte einige Momente bevor er verstand, verneinte dann aber vehement.

„Nein, nein nie im Leben. Das sind doch eindeutig Putzlappen."

Alle im Raum begannen zu schmunzeln und als der kleine Elf jeden einzelnen ansah, bekam er immer ein Kopfschütteln zu sehen. Besonders bei Professor Mc Gonnagal musste Harry grinsen, denn es fiel der alten Hexe ziemlich schwer nicht zu lügen. Trexus schien jedoch überglücklich, schnappte sich seine Kleidung – oops Putzlappen und verschwand.

Sofort als er weg war brach ein Sturm von Lachern im Büro des Direktors los. Sogar Dobby schien etwas von dem verstanden zu haben, was gerade geschehen war. Er entschuldigte sich jedoch schnell, da er den anderen Hauselfen erklären wollte, dass Trexus nicht frei war, obwohl er offensichtlich Kleidung trug.

„Mr. Wels, ich muss sagen, dass ich es nicht hätte besser machen können und auch wenn mir Ms. Granger gleich einen Fluch aufhalsen wird, so finde ich es doch sehr gut, dass sie Trexus behalten haben. Ich weiß, dass es ihm bei ihnen gut gehen wird und glauben sie mir, mit dem zu erwarteten Nachwuchs und den verschiedenen Besitztümern, wohlgemerkt die Immobilien, ist es gar nicht so verkehrt, einen treuen Helfer im Haus zu haben."

Sagte der Direktor, bedachte Hermine mit einem sanften Lächeln und bat alle sich wieder zu setzen. In den nächsten Minuten beschloss man sobald es ging das Greifennest zu besuchen und auch, wie man sich in der nächsten Zeit verhalten soll. Es standen schwerwiegende Entscheidungen an und Dumbledore hatte Harry versprochen ihn jetzt überall mit einzubeziehen.

Gegen halb Sechs machte sich dann die ganze Truppe auf den Weg zum Abendessen und unten in der Großen Halle angekommen, flog ihnen ein Hauch von Angst und Trauer entgegen. Harry lief schnell zum Gryffindortisch und sah nun auch den Grund dafür. Es war die Titelseite einer Sonderausgabe des Tagespropheten.

ANGRIFF AUF DAS MINISTERIUM... DER KRIEG BEGINNT"