Kapitel 62

Harry lag eng an Ginny gekuschelt und wurde durch ein leises Rascheln munter gemacht. Schnell nahm er seinen Zauberstab zur Hand und drückte damit den schweren, roten Vorhang, der sein Bett vor neugierigen Blicken schützte, etwas bei Seite.

Mit Erleichterung stellte der Schwarzhaarige jedoch fest, dass es nur Chris war, der, wenn auch ungewöhnlicherweise nackt, aus dem Bad kam. „Viel Glück", flüsterte Harry ihm zu und Chris zuckte kurz zusammen und bedeutete dann seinem Freund, er solle sich noch mal umdrehen. Harry kam dem nach und schlief wieder ein. Es war ja schließlich erst drei Uhr.

Als der Schwarzhaarige das nächste Mal erwachte, bemerkte er, dass seine Wärmequelle fehlte. Harry öffnete noch leicht verschlafen seine Augen und sah sich um. Ginny war ohne Zweifel im Bad und so ließ Harry seinen Blick gedankenverloren weiter schweifen. Er sah zu Nevilles Bett, dann zu Deans und schließlich blieben seine Augen an dem von Chris hängen. Augenblicklich wurde Harry rot und er wollte eigentlich seine Augen abwenden, doch er konnte nicht. Völlig gebannt, nein fasziniert starrte Harry auf Hermines Körper. Allerdings nicht auf ihre Brüste oder die unteren Regionen, denn diese waren verdeckt. Nein es war Hermines Bauch, welcher keck und leicht protzend zwischen der Bettdecke und dem nach oben gerutschten Nachthemd hervorlugte und den Schwarzhaarigen in seinen Bann zog. Ganz deutlich konnte man schon sehen, dass er begann zu wachsen und das sich in seinem Inneren ein neues Leben entwickelte.

„Na Schatz, genug gesehen ? Oder soll ich Hermine um eine private Stunde für dich bitten."

Harry schreckte hoch und sah völlig überrumpelt in das voller Kampfeslust funkelnde Gesicht von Ginny.

„Nein... ich... oh Gott... nein... ich wollte doch nicht..." stotterte Harry völlig verlegen und durch sein Gestammel wurden nun auch die anderen im Raum munter. Ginny konnte nicht mehr, sie musste einfach lachen.

Immer roter werdend zog Harry sich die Decke über den Kopf und erst die leise Stimme von Hermine und ihre Worte, dass es ihr nichts ausgemacht, veranlassten den Schwarzhaarigen dazu, wieder ans Tageslicht zu kommen. Sofort wurde er von allen mit einem Grinsen bedacht und Ginny ging sogar soweit, dass sie sich direkt vor ihn stellte und ihm ihren Bauch zeigte. Dann nahm sie seine Hand und legte sie darauf.

„Harry, es ist zwar noch nicht soweit, doch bald wirst du spüren, wie es sich bewegt."

Harry starrte in Ginny´s Gesicht und dann auf den hellhäutigen Bauch seiner Liebsten. Langsam näherte er sich diesem und küsste sachte die Regionen um den Bauchnabel herum. Er war im Moment, so wusste es Harry, der glücklichste Mensch auf Erden. Dieser Augenblick sollte aber nur kurz andauern, denn von der Badezimmertür her kam eine laute, wenn auch nur gespielt wütende Stimme.

„Harry James Potter, hatte ich dir nicht gesagt, dass ich es nie und nimmer sehen will, wenn du so etwas mit meiner kleinen Schwester machst."

Es war Ron, der gerade fertig mit Duschen war und sich nun anziehen wollte, damit er zu Luna verschwinden konnte. Alle im Raum lachten über das abrupte Zurückziehen des Schwarzhaarigen und wenig später gingen sie auch schon zum Frühstück in die Große Halle.

In der Halle angekommen, trat ihnen Professor Mc Gonnagal in den Weg und sah Hermine mit fragenden Augen an.

Ms. Granger, ist alle in Ordnung mit ihnen ? Sind sie ausgeruht und bereit für den Unterricht ?"

Hermine stutzte etwas über diese Fragen, antwortete aber ehrlich und sagte, dass sie eine unruhige Nacht gehabt hat. Harry und Ginny wussten warum. Der Schwarzhaarige selbst hatte es die ganze Nacht über gespürt. Gespürte, dass Chris total aufgewühlt war. Dann hatte er während die anderen schon schliefen gehört, wie sich seine beiden Freunde unterhielten und dass Chris die Sache mit Roberts Familie doch sehr zu schaffen machte.

„Und wieso sollte ich nicht für den Unterricht bereit sein, Professor ?"

Mit dieser Frage riss Hermine Harry wieder aus seinen Gedanken. Er schaute in das Gesicht der alten Hexe und sah eine Mischung aus Unglaube und Stolz. Dann führte er die beiden Mädchen an den Gryffindortisch und sie warteten darauf, dass das Essen erschien.

Bevor dies aber geschah erhob sich der Direktor und bat alle kurz um ihre Aufmerksamkeit.

„Guten Morgen liebe Schüler, ich habe eine kurz Ankündigung für den heutigen Schultag zu machen. Wie einige vielleicht gestern abend mitbekommen haben, hatten unser Juniorlehrer Mr. Wels und einer seiner Schüler eine kleine Auseinandersetzung und... nein, Mr. Blank lebt noch." Fügte Dumbledore mit einem Lächeln hinzu. „Und beide sind heute unterwegs, damit der Grund für ihren Disput aus der Welt geschafft wird. Aus diesem Grund wird Ms. Granger heute die Klassen von Mr. Wels beaufsichtigen..."

„Klonk", eine Tasse mit frisch aufgebrühtem Tee war aus dem Boden zerschellt und Harry sah in das blasseste Gesicht, welches man sich bei Hermine nur vorstellen konnte. Ginny, für einen Moment ebenfalls erstarrt, reagierte aber blitzschnell und ließ die Scherben verschwinden. Harry hingegen half seiner Freundin sich zu setzen und ihm wurde klar, dass entweder Dumbledore diese Entscheidung kurzfristig gefällt hatte. Oder Chris etwas Wichtiges vergessen hatte zu erwähnen. Auf alle Fälle war Hermine erst einmal geschockt und es bedurfte der Hilfe von so gut wie allen Gryffindors Siebenklässlern, damit Hermine sich wieder fing. Dann geschah aber etwas, womit keiner gerechnet hatte. Der Lockenkopf stand auf und verschwand mit dem Hinweis, sie muss sich auf den Unterricht vorbereiten. Alle am Tisch begannen zu Grinsen und kümmerten sich wieder um ihr Essen.

Die Fackeln schienen nur gedämpft die Gänge von Hogwarts zu erleuchten, als Chris, bekleidet mit einigen seiner Muggelsachen und einem dicken Wintermantel, sich auf den Weg zur Eingangshalle machte. Unten wartete schon Robert und der Blonde schien auch kein Auge zugemacht zu haben.

„Guten Morgen, Mr. Blank", sagte Chris etwas härter als gewollt und sein Schüler zuckte zusammen.

„Guten Morgen, Professor", erwiderte der Blonde und sah den Medimagus unsicher an.

„Keine Sorge, wenn ich sie wollte umbringen, dann hätte ich dies gestern abend erledigt." Sagte Chris mit einem Lächeln und bedeutete seinem Schüler in Richtung Schlossportal zu gehen.

„Unglücklicherweise müssen wir heute einige Wegstrecken laufen, da sie erstens nicht apparieren können und zweitens die Grenzen zwischen unseren Ländern stärker bewacht werden, als noch zu Beginn des Schuljahres der Fall war." Erklärte Chris weiter und beide machen sich auf den Weg nach Hogsmeade. Dort angekommen warnte der Blonde seinen Schüler kurz und apparierte mit ihm in Richtung Kanal. Die erste Grenze passiert, reisten sie dann weiter nach Frankreich und landeten schließlich bei Chris Eltern.

Dort erwartete sie, nach einer herzlichen Begrüßung, ein reichhaltiges Frühstück und Chris erzählte seiner Mum, wie es Vicky und vor allem wie es Hermine und dem Baby ging. Selten hatte man den Blonden und auch seine Mutter so strahlen gesehen. Gegen zehn machten sie sich dann auf die letzte Etappe und landeten unweit des alten Anwesens der von Schwarzenbergs.

Nach den ersten Schritten schaute Robert zu seinem Lehrer, um ihm Näheres zum Anwesen zu erzählen und stellte einen gewissen Unmut in dessen Gesicht fest. Er überlegte, ob er Chris fragen solle wieso, doch andererseits wusste er ja schon, was los war. Bei ihrem ersten Halt an der britischen Grenze, geschah es das erste Mal. Trotz dass Chris am Vorabend noch einige Stellen informiert hatte, trafen sie auf Beamte, die es sich scheinbar zur Lebensaufgabe gemacht hatten, Leute solange zu quälen, bis diese den Verstand verloren. Chris musste ständig weitere Formulare ausfüllen. Dann da noch einen Stempel holen und da eine erneute Unterschrift. Es war zum verzweifeln. In Frankreich dann das gleiche in grün und den Vogel schoss man zu guter Letzt in Deutschland ab, als man den Blonden beschuldigte, einen gestohlenen Ring zu tragen. Robert war sich sicher, er würde sein Fett dafür auch noch abbekommen, wenn sie nur wieder in Hogwarts waren. Doch dies sollte nichts sein, im Vergleich mit dem nächsten Beamten der ihnen über den Weg lief.

Als die beiden den sorgfältig gepflegten Kiesweg zum Anwesen hinauf liefen, bemerkten Chris und Robert, dass sie nicht die ersten Gäste waren. Vor dem Haus standen schon acht bis zehn Uniformierte und Chris erkannte sie als Auroren. Geführt wurden sie von einem jungen Mann im Anzug, der vielleicht zwei, höchstens drei Jahre alter war, als sie selbst. Man konnte ihn noch nicht genau erkennen, doch eines war ganz sicher, der größte Posten seiner monatlichen Ausgaben, lag in der Rubrik Haargel. Denn sein schwarzes Haar glänzte schon über die Entfernung von fünfzig Metern.

„Man, der könnte mit Snape konkurrieren", sagte Chris leise zu sich selbst. Robert hörte es und fing an zu glucksen.

Dieses erstarb aber, als sich der Schwarzhaarige schließlich umdrehte und man sein Gesicht sah. Vollkommen entsetzt starrte Robert auf den jungen Mann und Chris spürte, dass sein Nachbar plötzlich anfing zu zittern. Er drehte sich um und sah wie Wut sich auf Roberts Gesicht ausbreitete.

Schließlich erreichten beide den in Weiß gehaltenen Zierzaun um das Haus herum und wurden auch sofort von einem der Auroren mit gezücktem Zauberstab begrüßt.

„Was wollen sie ?", fragte der Auror und sah Chris und seinen Begleiter argwöhnisch an.

„Mein Name ist Christoph Wels und dies hier ist Mr. Robert Blank, der älteste Sohn der hier lebenden Familie. Ich bin sein Hauslehrer in Hogwarts und Robert hat mich gebeten, ihn heute hierher zu begleiten, da es irgendwelche Probleme mit seiner Familie zu geben scheint." Antwortete Chris mit ruhiger, sachlicher Stimme und während einige der Auroren ihn immer stärker musterten, fuhr ihn der Junge mit dem Haargel an.

„Ich weiß ja nicht, was sich Mr. Blank ( er spuckte den Namen förmlich aus ) davon erwartet, einen Lehrer hierher zu schleifen, doch es wird ihm nichts nützen. Ich bin Ministeriumsbeamter und habe die Vollmacht, alle mir zur Verfügung stehenden Mittel auszuschöpfen, um dieses Haus zu räumen."

„Du Mistkerl, ich bringe dich um", schrie Robert ihn an und war kurz davor auf den Geltypen loszugehen, als Chris ihn am Kragen packte und zur Seite zog.

„Reißen sie sich zusammen, Mr. Blank", stauchte er seinen Schüler zusammen.

„Ja aber, er will sich doch nur rächen...", versuchte der Blonde zu widersprechen.

„Rächen ?", fragte Chris erstaunt und sah seinen Schüler mehr als nur fragend an.

„Ja. Professor, er will sich für..."

„Warten sie kurz, Mr. Blank." Chris hob seine Hand und beschwor einen Schallschutzzauber um sie beide herum. Dann bedeutet er Robert, dass er reden kann und der Blonde begann.

„Es ist so Professor. Der Typ heißt Alfred Witherspoon der Dritte. Seine ganze Familie liegt seit Jahren mit unserer im Streit. Der Grund dafür ist, dass mein Großvater seinen Vater beim Ministerium in der Abteilung für magische und nichtmagische Tierhaltung angezeigt hat, weil sie illegale Substanzen in der Pferdezucht angewandt haben. Es ist nämlich so, die Witherspoons besitzen ebenfalls ein Gestüt, welches aber durch seine Leitung und deren Einstellung zu den Tieren, nie mit unserer, oder vielmehr der von meinem Großvater, mithalten kann. Mein Großvater liebt seine Tiere und kümmert sich um sie, währen Alfreds Vater nur den Profit sieht."

Chris unterbrach seinen Schüler, da er anfing zu verstehen.

„Sie meinen also, dass alles hier ist eigentlich ein persönlicher Rachefeldzug, der Witherspoons. Und weil sie sie nicht auf dem Felde der Ehre, sprich in der Pferdezucht schlagen können, versuchen sie ihrer Familie alles wegzunehmen."

Robert nickte und sah seinen Lehrer hoffnungsvoll an. Chris hingegen fühlte sich angepisst und seinen Namen missbraucht. Eine Mischung, die eigentlich nur tödlich enden konnte. Er schaute sich nochmals zu den Auroren um und sagte dann mit fester Stimme.

„Mr. Blank, obwohl ich mich nicht gern in die Angelegenheiten anderer Familien einmische, wurde hier mein Name mit hineingezogen. Folglich, werde ich die ganze Sache jetzt selbst handhaben und sie spielen nur den stillen Beobachter. Ach und noch eins, ich bin bis auf Weiteres nur ihr Professor, meinen Titel und den Rest behalten wir noch für uns. Ich habe nämlich keine Lust, dass mir der dieser Geltyp da, bis zum Zwölffingerdarm kriecht."

Robert begann zu grinsen und nickte. Im nächsten Moment hob Chris den Zauber um sie herum wieder auf und trat erneut an die Auroren und den Ministeriumsbeamten heran.

„So, Mr... ?"

„Witherspoon, Alfred Witherspoon der Dritte", antwortete der Schwarzhaarige hochtragend und bedachte sein Gegenüber mit einem herablassenden Blick.

Na dann, Mr. Witherspoon der Dritte", gab Chris genauso hochtragend zurück, „Sie sind also hier, um eine ganze Familie mitten im tiefsten Winter vor die Tür zu setzen ?"

„Ganz richtig. Sie befinden sich nämlich widerrechtlich auf diesem Gelände und es ist meine Aufgabe als Beamter des Ministeriums für Zauberei dafür zu sorgen, dass Recht auch Recht bleibt."

„Hat denn der Besitzer des Anwesens und der darauf befindlichen Gebäude Kenntnis von dieser Aktion ?" Fragte Chris nun und die Antwort darauf überraschte ihn am meisten.

„Natürlich, der Graf von Schwarzenberg ist ein sehr enger Freund der Familie und selbst der Minister gab mir sein persönliches Ok, damit ich diese Sache aus dem Weg schaffe."

Chris verzog keine Miene, obwohl seine Augen leicht glänzten und hörte sich den Vortrag des Schwarzhaarigen geduldig an. Robert hingegen, musste aufpassen, damit er nicht loslachte und sein einzigster Gedanke war, „Autsch Alfred, dummer Fehler".

„Soso, der Graf ist ein Freund ?" Fragte Chris nochmals nach und wollte gerade ansetzen, um sich genauer vorzustellen, als es dem Beamten scheinbar zu viel wurde. Ohne auch nur auf die ersten Worte des Blonden zu hören, wies er die Auroren an, sie zu entfernen.

„Auror Smith, entfernen sie diese beiden Spinner hier, sie stören eine Amtshandlung." Sagte er laut und mit einem überheblichen Ton, den Chris früher bei Malfoy auch gehört hatte.

Da Chris aber kurz darauf nichts mehr erwiderte und anfing leicht zu grinsen, wirkte der Schwarzhaarige etwas irritiert. Er nickte zu den Auroren und zwei von ihnen zückten die Zauberstäbe. Sie wollte gerade auf Chris und Robert zugehen, als die Tür des Herrenhauses geöffnet wurde und eine Frau im mittleren Alter und langen blonden Haaren, heraus kam.

„Robert ? Robert, bist du das ?" Fraget sie und sah unsicher zu ihnen rüber.

Robert drehte sich um, sein Gesicht erhellte sich und rannte zu ihr hin. Es musste seine Mutter sein, vermutete Chris und fing an zu lächeln. Im nächsten Moment sah er aber, wie einer der Auroren mit seinem Zauberstab auf den rennenden Jungen zielte. Chris schnellte herum und seine Augen glühten.

„Wag es ja nicht, auf den Jungen zu feuern. Er steht unter meinem Schutz und sollte ihm etwas geschehen, dann stehen sie mir gegenüber."

Einige der Auroren lachten laut auf und bemerkten zu spät, wie sich der Blonde ihnen näherte. Dann packte er den Lautesten von ihnen am Hals und sagte mit kalter Stimme.

„Das würde ich unterlasen. Der Letzte, der sich über mich lustig gemacht hat, durfte umziehen. Er haust jetzt in einem kleinen Zimmer ohne Fenster und mit Dachbegrünung."

Der Auror zuckte erschrocken zusammen und sah Chris mit großen Augen an.

„Außerdem glaube ich nicht, dass Benedikt ihre Respektlosigkeit und ihr Auftreten hier, gutheißen wird."

Chris konnte nun förmlich die Gedanken des vielleicht fünfundzwanzigjährigen Mannes hören. Woher kennt er Benedikt ? Und wieso nennt er ihn beim Vornamen ? Das durften bis jetzt nur..."

Der Auror wurde blass und Chris sah, wie er immer kleiner wurde. Dann drehte sich der Blonde zu Mr. Witherspoon um und sah ihn mit einem Lächeln an.

„So Mr. Witherspoon der Dritte, sie haben also eine Vollmacht von Graf von Schwarzenberg ?"

Chris bemerkte, wie sein Gegenüber etwas zusammen zuckte.

„Und auch von Minister Wilson ?" Kam als nächste Frage.

Auch hier zuckte der Schwarzhaarige merklich zusammen und Chris begann es plötzlich Spaß zu machen. Er atmete tief durch und meinte dann,

„Wenn das so ist, dann sollten wir vielleicht Minister Wilson über den Stand der Dinge hier informieren. Meinen sie nicht ?"

Und bevor Witherspoon irgendwas unternehmen konnte, zog Chris seinen Zauberstab und richtete ihn auf eine etwa drei Meter entfernte, freie Stelle auf dem Boden. Dann konzentrierte er sich und aus der Erde schossen mehrere Steinsäulen hervor, die sich zu einem Kamin zusammen setzten. Alle die Feuerstelle fertig war, konzentrierte sich der Blonde darauf, den Kamin an das Flownetzwerk anzuschließen und entfachte das Feuer.

Es dauerte keine drei Sekunden und die Flammen loderten grün. Chris rief laut und deutlich „Minister für Zauberei" und im Feuer erschien eine junge Dame mit hochgesteckten Haaren und für Chris Geschmack, viel zu viel Schminke.

„Büro von Minister Wilson, was kann ich für sie tun ?" Fragte sie leicht gelangweilt und mit schriller Stimme. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie sich dabei die Nägel manikürt.

„Meine Name ist Wels und ich möchte den Minister sprechen." Sagte der Blonde. Bevor er aber eine Antwort bekam, hörte er, wie aus dem Feuer eine andere Melodie erklang. Sie hörte sich an wie ein Telefon und die junge Dame drehte sich, ohne eine Entschuldigung, kurz weg.

„Hey Schatz... was will er... Ok ich wimmele ihn ab", vernahm Chris durch das Feuer hin und sein Kopf schoss herum. Hinter ihm standen immer noch die Auroren, teils mit geschockten Gesichtern und Witherspoon. Letzterer schien aber gerade damit beschäftigt zu sein, ein kleines längliches Gerät in seiner Tasche verschwinden zu lassen.

Chris zog seine Augenbrauen hoch und konzentrierte sich auf den Umhang des Schwarzhaarigen. Er durchleuchtete die rechte Tasche und zum Vorschein kam ein Mobiltelefon, wie es die Muggel benutzten. In dem Moment wurde Chris einiges klar und seine Wut stieg. Sein Kopf schnellte zum Kamin zurück, genau richtig, um von der Tussi vor ihm zu hören, dass der Minister gerade in einer Besprechung sei.

Das Feuer begann immer stärker zu lodern, der Boden bebte und einige Flammen schlugen sehr weit aus dem Kamin, als Chris mit lauter Stimme in das grüne Feuer schrie,

„Jetzt hör mir mal gut zu, du wandelnder Schminkkoffer, das gehst jetzt in das Büro des Ministers und sagst ihm, dass der Hauslehrer seines Sohnes hier ist. Oder du erlebst, wie zum ersten mal ein Cruciatusfluch über das Flownetzwerk verschickt wird, verstanden ?"

Augenblicklich hörte Chris, wie a.) die Tussi vor ihm losrannte und b.) mehrere Auroren sich in Angriffsposition begaben. Bevor aber irgendeiner etwas tun konnte, schoss eine grüne Flamme aus dem Kamin und Minister Wilson trat heraus.

Sofort richtete sich Witherspoon auf und stellte sich mit geschwellter Brust vor den älteren Mann im tadellosen Anzug.

„Minister, welch eine Ehre. Mein Name ist Albert Witherspoon der Dritte und es tut mir leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass dieser Mann hier", er deutete abfällig auf Chris, „... dieser Mann sich weigert, das Gelände der von Schwarzenbergs zu verlassen. Er hat sogar einige der Auroren bedroht."

Fügte der Schleimbeutel noch hinzu. Chris lächelte aber nur und sah, wie der Minister immer roter wurde. Dann allerdings explodierte dieser.

„WITHERSPOON, sie Idiot, haben sie eine Ahnung wen sie gerade hier beleidigt haben ?"

„Ja Sir, der Betreffende nannte mir seinen Namen. Er heißt Christoph Wels." Erwiderte der Angesprochene mit immer noch wichtigtuerischem Ton.

Auf der anderen Seite ging ein Getuschel durch die Menge der Auroren und der, denn Chris vorher angeschnauzt hatte, schien allen etwas zuzuflüstern. Daraufhin distanzierten sie sich von Witherspoon und man konnte merken, dass sie alle sich nicht mehr sehr wohl in ihrer Haut fühlten.

Bevor der Minister den Schwarzhaarigen weiter zur Sau machen konnte, kam Robert aus dem Haus gerannt und rief seinen Lehrer um Hilfe. Chris verstand nur „Großvater" und „Herz". Dies reichte aber aus, um zu verstehen und der Blonde sprintete los.

Im Gutshaus angekommen, führte Robert Chris eine große, breite Holztreppe in der Mitte der Eingangshalle hinauf und dann die Galerie entlang, bis zu einem Raum, der sich als edel gearbeiteter Salon entpuppte. Dort auf einem Sofa lag eine Person. Genauer gesagt, ein älterer Mann mit grauem Haar, Schnauzbart und aufgerissenem Hemd. Er hielt seine Hand an die Brust, genau auf Höhe des Herzens. Über ihm kniete Roberts Mutter besorgter Miene und hinter dem Sofa stand eine ältere Dame im Dirndl. Sie hatte Tränen in ihren hellblauen Augen und versuchte diese ständig mit ihrem Taschentuch weg zu wischen.

Chris hatte schon auf dem Weg von der Tür zum Sofa seinen Blick aktiviert und seine Vermutung wurde kurz darauf auch bestätigt, Herzinfarkt. Sofort durchforstete der Blonde sein Wissen und noch während er mit der rechten Hand versuchte, dass Schlimmste zu verhindern, beschwor er mit der Linken die für die Heilung notwendigen Tränke.

Eine viertel Stunde später lag der Mann, es war Roberts Großvater, ruhig in seinem Bett und schlief. Alles war noch mal gut gegangen und die Ursachen für den Infarkt konnte der Blonde auch beseitigen. Es war ein kleines Blutgerinnsel, welches sich wahrscheinlich durch die Aufregung von einer Verletzung am linken Knie, gelöst hatte.

Robert bedankte sich überschwänglich mit Tränen in den Augen und auch die beiden Frauen im Zimmer waren sehr froh darüber, dass ihrem Mann bzw. ihrem Vater geholfen werden konnte. Nachdem die erste Aufregung verschwunden war, stellte sich Chris erst einmal ordentlich vor. Kurz darauf klopfte es an der Tür und der Minister trat in den Salon ein.

Ihm ging es augenscheinlich wieder besser und seine Wut war abgeklungen, doch wusste Minister Wilson im Augenblick nicht, wie er sich im Bezug auf den Blonden verhalten sollte. Sein Gesicht wirkte unsicher und schien nach einem positiven Zeichen im Gesicht des nun bei der Familie Blank sitzenden jungen Grafen zu suchen.

Chris hingegen kam nicht sofort darauf, was den sonst so souverän auftretenden Mann bedrückte. Er war es ja nicht gewohnt, dass andere Erwachsenen vor ihm Angst hatten. Deshalb fragte er Mrs. Blank nach einem ruhigen Zimmer und bat den Minister sich dort mit ihm zu treffen.

Kaum war die Tür zu, fragte der Blonde mit kumpelhafter Stimme,

„Na Barny, was ist los ?"

Der ältere Mann vor ihm kippte über diese Art der Konversation fast aus den Schuhen und fragte unsicher,

„Graf, sie sind mir nicht..."

„Nein Minister", unterbrach ihn der Blonde ihn sofort, „ich bin ihnen nicht böse. Na ja fast nicht. Die Sache mit diesem Witherspoon hat mich schon etwas aufgeregt. Besonders, da er die Unverfrorenheit besaß, mich als seinen Freund zu bezeichnen, mich nicht einmal dazu kommen ließ, mich vorzustellen. Und dann auch noch behauptet, dass er auf ihren Befehl hin arbeitet."

Bei jedem Satz weiteten sich die Augen des Ministers mehr und Chris war sich sicher, er hatte dem Mann genug Zündstoff gegeben, um sich später um diesen Lackaffen zu kümmern.

„Gibt es nicht trotzdem etwas, dass ich für sie tun kann, damit sie sich keine falsche Meinung über unser Ministerium bilden ?" Fragte Barnabas Wilson jedoch noch einmal.

Chris begann auf die Frage des Ministers hin zu grinsen und sagte,

„Ja, eine Sache hätte ich da..."

Robert saß mit seiner Mutter und seiner Oma am Bett seines Großvaters und sie warteten darauf, dass er erwachte. Alle drei schien fast am Ende ihrer Nerven zu sein. Als dann Chris und der Minister wieder eintraten, sahen sie vor allem den Blonden mit extrem fragenden Blicken an.

Chris lächelte aber nur und sah nach seinem Patienten. Roberts Großvater erwachte kurze Zeit später und war überrascht, dass ihn ein Fremder untersuchte. Später fand Chris heraus, dass Mrs. Blank eine ausgebildete Heilerin ist und nur aus Liebe zu ihrem Mann, jetzt hier mit auf dem Gut arbeitet.

„Wer sind sie ?", fragte Roberts Großvater und Chris antwortete mit leiser Stimme,

„Mein Name ist Christoph Alexander Wels und ich bin hier, um das Versprechen meines Großvaters einzulösen."

„Ihres Großvaters ?"

„Ja Mr. Blank, mein Großvater hat ihnen das Anwesen versprochen und auch wenn seine Familie nicht wie allgemein angenommen ausgelöscht wurde, so denke ich, dass ihnen nach all den Jahren und der Mühe, das Anwesen hier zusteht."

Im nächsten Moment wurde dem alten Mann klar, wen er vor sich hatte und seine Augen weiteten sich. Chris lächelte ihn sanft an und bedeutete ihm, er solle sich noch ein wenig ausruhen. Sie würden die Angelegenheit später noch genau besprechen.

Kurz bevor der alte Mann seine Augen wieder schloss, konnte man aber ganz genau sehen, wie sich Tränen darin bildeten. Chris erhob sich vom Bett und führte den Rest der Anwesenden aus dem Zimmer. Danach gingen sie alle noch einmal vor das Haus und der Minister schritt schnurstracks auf die Gruppe Auroren und Witherspoon zu. Letzterer wurde auch sofort wieder laut angesprochen.

„Witherspoon, haben sie eine Ahnung, was sie mich und das Ministerium gekostet haben ? Sie haben den Grafen von Schwarzenberg in aller Öffentlichkeit beleidigt und uns damit eine noch nicht abzusehenden Schaden zugefügt."

Witherspoon wurde immer kleiner und es hätte nicht viel gefehlt, damit er sich die Hosen beschmutzt hätte. Der Minister war aber noch nicht fertig.

„Auror Smith, sie werden unverzüglich mit ihrer Einheit ins Ministerium zurückkehren und dafür sorgen, dass dieser Idiot hier seinen Schreibtisch räumt. Witherspoon ist mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendierte und es wird eine Anhörung innerhalb der nächsten beiden Wochen geben. Dann Auror Smith begeben sie sich in mein Büro und entfernen Witherspoons Stoßdame aus dem Sessel meiner Sekretärin."

Die Auroren nickten kurz und machten sich daran die Befehle auszuführen. Smith ging auf den Schwarzhaarigen zu und verschwand kurz darauf. Bevor aber der letzte Auror ebenfalls disapparieren konnte, hielt ihn der Minister noch mal zurück.

„Und sie Auror Müller, sie gehen bitte auf die Suche nach Agneta Barthon. Ich weiß sie wird mich dafür hassen, aber ich brauche eine Sekretärin, auf die ich mich verlassen kann. Sagen sie ihr, dass ich wenn nötig auf den Knien vorbei komme und sie als Ausgleich zehn weitere bezahlte Urlaubstage von mir erhält."

Der Auror nickte und verschwand mit einem Plopp. Danach drehte sich der Minister wieder zu Chris und den Anderen und alle gingen zurück ins Haus. Dort unterhielten sie sich noch über dies und das, bis schließlich Mr. Blank sen. erneut erwachte. Dieses Mal durfte er auch schon vorsichtig aufstehen und man brachte ihn hinunter ins Wohnzimmer.

Dort war alles im Landhausstil gehalten und man setzte sich an den großen Esstisch, während Roberts Mutter Tee und Kuchen vorbereitete.

„Graf, ich weiß es geht mich vielleicht nichts an, doch Minister Wilson ist in meinen Augen ein sehr fähiger Mann. Dürfte ich erfahren, was es ihn gekostet hat, damit sie ihm verzeihen ? Ich kam nun mal nicht umher, die lauten Worte, die er zum Verursacher der ganzen Aufregung gesagt hat, mit anzuhören."

Um seine Fragen zu unterstützen, deutete Roberts Großvater auf das weit geöffnete Fenster. Bevor Chris aber antworten konnte, meldete sich Robert zu Wort. Er grinste und sagte,

„Also Opa, so wie ich meinen Professor einschätze, musste der Minister tief in seine Beziehungskiste greifen und eine Kiste Zigarren aus Kuba ordern."

Auf diese Aussage hin, starrten alle den Blonden mit aufgerissenen Augen an. Einzig Chris Gesicht verzog sich nicht derart, sondern es wirkte beleidigt.

„Mr. Blank, glauben sie wirklich, ich bin derart käuflich und man könnte alles mit einer Kiste Zigarren wieder gut machen ?"

Roberts Gesicht wurde schlagartig blass. Er schaute unsicher zum Minister und dann zurück zu seinem Lehrer.

„Entschuldigung Professor, so habe ich das nicht gemeint."

Während sich der Blonde versucht zu entschuldigen, begann Chris zu grinsen und sagte laut „zwei" und streckte dem Blonden seine Hand hin, an welcher der Daumen und Zeigefinger abgespreizt waren.Robert sah ihn verstört an und stotterte,

„Wie... wie bitte ?"

„Ich sagte zwei. Es hat ihn zwei Kisten gekostet, dazu eine Flasche Whiskey und als besonderes Schmankl, drei Fässer Münchner Butterbier."

Daraufhin begannen alle im Raum zu lachen und Chris, der das entsetzte Gesicht seines Schülers sah, sagte weiter in einem sehr nachdenklichen Ton.

„Allerdings müssen wir das für uns behalten. Oder möchten sie dabei sein, wenn es Professor Mc Gonnagal herausfindet."

Jetzt lachte auch Robert, wenngleich er sich, seinem Gesicht nach zu urteilen, diese Tatsache gerade vorstellte. Kurz darauf kündigte Chris aber an, dass es Zeit für die Heimreise war. Und nachdem ihm Mrs. Blank eine alte Zeitung überreicht hatte, murmelte der Blonde mit einem geheimnisvollen und sogleich hinterlistigen Lächeln einige Beschwörungen.

Keine wusste genau was dies für welche waren, doch ein Wort lautete „Portus" und deutete damit auf einen Portschlüssel hin. Dann riet er seinem Schüler sich von seiner Familie zu verabschieden und nachdem dies geschehen war, drückte er die Zeitung in die Hände des Blonden.

„Hier Mr. Blank, Strafe muss sein. Außerdem möchte ich noch etwas mit ihren Eltern besprechen und komme deshalb nach. Ach ja, eines noch. HALTEN SIE DIE HIER GUT FEST."

Und bevor der blonde Deutsche noch etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden.

In Hogwarts saß man gerade beim Abendessen, als die Luft in der Mitte der Großen Halle kurz aufflimmerte. Und wo eben noch nichts war, stand im nächsten Moment ein völlig blasser, zitternder blonder Junge mit einer Zeitung in der Hand. Harry bemerkte ihn sofort und lief zu ihm hin.

„Robert, was ist passiert und wo ist Chris ?", fragte der Schwarzhaarige besorgt, doch alles was der Blonde über seine zitternden Lippen brachte war,

„Ich... ich habe... mein Gott... ich habe die Erde gesehen...

TBC