Kapitel 74
Professor Dumbledore, eben noch in Gedanken an die ungeheure Zerstörungskraft der Bombe, sprang reflexartig auf und rannte zum Kamin. Dort warf er etwas Flohpulver in die lodernden Flammen und rief besorgt nach Poppy. Die alte Heilerin erschien keine zwei Minuten später im Büro des Direktors, dicht gefolgt von einem nicht mindert besorgtem Remus und Minerva Mc Gonnagal. Wobei Letztere sich, ohne das man sie darum bitten musste, um zwei Liegen kümmerte Darauf levitierte sie dann alle zusammen auf die beiden leblosen Körper und Poppy begann mit ihrer Untersuchung.
„Ihr Puls rast und ihr Körper sind extrem verkrampft", war die erste Diagnose der alten Heilerin und Dumbledore ließ eine leises „Voldemord" verlauten. Daraufhin sahen Remus und Minerva den Direktor entsetzt an, doch dieser fuhr unbeirrt fort.
„Er muss gerade erfahren haben, dass wir seinen Plan vereiteln konnten. Seine Wut muss enorm sein, wenn er Harry´s Schilde durchdringen konnte. Andererseits hat er sicherlich erkannt, wer ihm diese Niederlage gebracht hat und sich besonders darauf konzentriert."
Im nächsten Augenblick bäumten Harry und Chris sich noch mal schreiend auf und fielen danach schlapp und ohnmächtig auf die beiden Sofas zurück. Poppy, immer noch über sie gebeugt, untersuchte sie rasch erneut und atmete erleichtert aus.
„Es geht wieder. Die Krämpfe sind vorbei und die Verbindung, von der du sprachst, Albus, scheint wieder unterbrochen zu sein. Allerdings muss ich sagen, dass besonders Chris Glück hatte. Seine Achillesfärse, sprich Narbe liegt schließlich über dem Herzen und ich habe keine Ahnung, wie stark man dieses belasten kann."
Die vier Erwachsenen atmeten, nach einer erneuten Schrecksekunde, nun alle erleichtert aus und während sich Madame Pomfrey, Remus und das Oberhaupt des Hauses Gryffindor darum kümmerten, die beiden bewusstlosen Schüler in den Krankenflügel zu bringen, machte sich der Direktor daran, mit Ministerin Bones Verbindung aufzunehmen.
Gleich am nächsten Morgen, kurz nach dem Frühstück, erschien Ministerin Bones in Begleitung einiger Auroren vor dem Schloss und Dumbledore begrüßten sie dort recht herzlich. Eine halbe Stunde später wurde dann ein außerplanmäßiges Treffen anberaumt, bei dem auch wieder einige der Schüler mit anwesend waren. Neben Harry und Chris, welche sich aus dem Krankenflügel geschlichen hatte, handelte es sich dabei um Ron, die Mädchen, sowie Malfoy, Neville und Susan. Letztere setzten sich gleich neben ihre Mitschüler und warteten darauf, dass das Treffen eröffnet wurde. Dies sollte aber noch etwas dauern, da der Direktor ja noch einige Planänderungen der heutigen Stunden vornehmen musste und so beobachtete Harry ein wenig die Leute im Raum. Besonders amüsant fand der Schwarzhaarige das Verhalten von Neville. Immer wieder sah man kleine Gesten, die seine Liebe zur Nichte der Ministerin ausdrückten und Harry erinnerte sich daran, wie schüchtern und unbeholfen der Gryffindor noch vor wenigen Monaten war. Dann aber und da musste der Schwarzhaarige schmunzeln, begann Neville Susan wieder Schatzi zu nennen und Harry konnte sich nicht mehr halten. Schließlich hatte Chris vor kurzem so eine Bemerkung über dieses Wort losgelassen und dies brachte nun den Magier dazu, seinen Freund anzusprechen.
„Sag mal Neville, findest du das mit dem Schatzi nicht ein wenig blöd. Ich meine, es klingt so unentschlossen."
„Häh", war daraufhin das Einzigste, was der Gryffindor herausbrachte und Harry begann zu grinsen.
„Ja Neville, es klingt so als könntest du dich nicht zwischen „Schaf" und „Ziege" entscheiden.
Kaum hatte der Schwarzhaarige diese Worte ausgesprochen, begannen Chris und Ron zu lachen, während sich Ginny mit ihrem Ellenbogen in Harry´s Seite verewigte. Susan und Neville starrten ihren Klassenkameraden allerdings nur mit großen Augen an, bis sie schließlich merkten, dass Harry Susan keinesfalls verletzen wollte und dies als Scherz gemeinte.
Als der Sohn des Auroren wenige Sekunden später seine Fassung wieder fand, tat er etwas, dass Harry dann aber doch verblüfft. Er grinste überlegen und hob seinen Mittelfinger, als ob sagen wollte „ Das ist nur geborgt". Harry lächelte noch breiter zurück und deutete hinter Neville. Dieser drehte sich um und sah in das strenge Gesicht von Professor Mc Gonnagal. Bevor die alte Hexe aber was sagen konnte, trafen auch die letzten Lehrer ein und Ministerin Bones kam sofort zum Punkt.
„Mein Damen, meine Herren, wir haben uns heute so kurzfristig hier eingefunden, um die neusten Informationen, die uns nach dem Angriff der letzten vierundzwanzig Stunden vorliegen, auszuwerten. Als Erstes ist es mir eine Freunde, ihnen mitzuteilen, dass unser Plan im Bezug auf die Bedrohung durch die Elementarportale, geklappt und Lord Voldemord in unseren Augen damit einen großen Rückschlag erlitten hat."
Ein tosender Applaus ging durch den Raum und viele der Anwesenden waren begierig darauf, zu erfahren, wie sie es geschafft hatten. Schließlich gab es ja bei der ganzen Aktion nur knapp zehn Mann, die überhaupt etwas davon wussten. Ministerin Bones hatte mit ihnen ein Einsehen und gab einige Details preis. Dann aber brach sie ab und ihr Gesicht hellte sich weiter auf.
„Und noch etwas Erfreuliches hat sich in den letzten beiden Tagen ergeben, meine Freunde. Denn wie ich schon Professor Dumbledore mitgeteilt habe, hatte ich vorgestern Abend im meinem Büro eine kleine Unterredung mit Madame Maxime und ihren Worten nach, wird sich in den nächsten Tagen ein Gruppe ihrer ehemaligen Absolventen auf den Weg nach Hogwarts machen."
„Wie bitte ?", fragte Harry überrascht und auch die anderen schienen diese Sätze noch nicht ganz verdaut zu haben.
„Eine Gruppe ehemaliger Studenten, Lord Potter. Sie alle wollen uns im Kampf gegen den dunklen Lord unterstützen. Außerdem treffen sie sich auf ihrem Weg noch mit Schülern aus Durmstrang, bevor sie ihre Reise nach Hogwarts antreten."
„Aber Ministerin, finden sie es in Ordnung fremde Schüler, aus einem anderen Land, in unseren Krieg mit Voldemord hinein zu ziehen ?" Fragte jetzt Chris, der nicht so recht wusste, wie er die Informationen verstehen sollte. Schließlich kannte er die Geschichten und Abenteuer vom Trimagischen Turnier nur aus den Erzählungen von Harry und Hermine.
„Das habe ich am Anfangs auch gedacht, Graf und auch versucht es Madame Maxime auszureden. Doch sie bestand darauf und gab mir zu verstehen, dass sie nur als Überbringer der Botschaft fungiert und nichts dagegen machen kann. Es handele sich bei der Gruppe schließlich um Absolventen oder volljährige Schüler, die wie sie es nannte, die freundschaftlichen Bande, welche die drei Schulen verbindet, pflegen und ihre einstigen Versprechen halten wollen."
Kaum hatte die Ministerin ihre Sätze beendet, kam Harry auch in den Sinn, wer sich da auf den Weg nach Hogwarts gemacht hat. Es mussten die Schüler aus Durmstrang und der Schule von Madame Maxime sein, die schon in Harry´s viertem Jahr hier gewesen waren. Damals wurden im Laufe der Monate viele Freundschaften geschlossen und Harry wurde mit einem Male immer neugieriger, wer wohl alles wieder hier her kam. Die Stimme von Professor Mc Gonnagal riss den Schwarzhaarigen allerdings aus seinen Gedanken.
„Ja aber Albus, wo sollen wir sie alle unterbringen und ist es wirklich nötig, dass sich so viele Junge Menschen in Gefahr begeben ?"
Mit dieser Aussage hatte die alte Hexe einen wichtigen Punkt getroffen und alle Anwesenden schauten ein wenig ratlos in die Runde. Schließlich erhob sich der alte Zauberer und ging einige Schritte um den Tisch. Dabei folgten ihm alle Augenpaare und als er letztendlich hinter Harry zum Stehen kam, erhob er das Wort.
„Nun Minerva, wir sehen uns hier in einer Zwickmühle, aus der wir versuchen müssen, heraus zu kommen. Natürlich widerstrebt es mir, Kinder in den Kampf zu schicken, in der Gewissheit, dass manche ihr Leben dabei verlieren könnten. Auf der anderen Seite kommen sie freiwillig und wollen helfen, einen der größten Feinde der freien Zaubererwelt, zu besiegen. Denn eines dürfte uns klar sein und diesen jungen Menschen ist es bereites bewusst. Sollten wir hier in England scheitern, dann wird Voldemord früher oder später seine Augen auch auf andere Länder werfen."
„Ja aber Kinder Albus, was verstehen die vom Kampf ?" Versuchte Professor nochmals einzuwerfen.
„Mehr als du vielleicht denkst, Minerva. Denn diese Schüler haben begriffen und sind bereit etwas zu tun, was ihre Eltern oder vielmehr die Regierungen ihrer Länder aus Angst vor möglichen Fehlentscheidungen, nicht einmal in Betracht ziehen."
„Was meinen sie damit, Professor ?" Fragte Harry. Die Antwort auf seine Frage kam allerdings von Ministerin Bones.
„Was Albus, ich meine Professor Dumbledore meint ist, dass wir vor einigen Wochen um Beistand bei unseren Nachbarländern erbaten. Bisher aber nur Absagen oder gar keine Nachricht zurück erhielten."
Auf diesen Satz der Ministerin, welcher sehr stark mit Enttäuschung getränkt war, konnten viele der Anwesenden nur mit Unglaube reagieren. Harry sah sofort zu Chris, doch der Blonde verzog keine Miene. Bedeutete dies, dass nicht einmal Minister Wilson etwas unternehmen wollte ? Das konnte Harry nicht glauben. Nicht der alte Mann, der Harry beim Halloweenball so sympathisch war.
Als sich die allgemeine Empörung über das mangelnde Interesse der anderen Länder an der nahen Zukunft gelegt hatte, kam man jedoch wieder zum ursprünglichen Punkt, den bald eintreffenden Gästen. Und wieder war es Professor Mc Gonnagal, die in ihrer logisch, analytischen Art, die Frage nach dem Unterbringen stellte.
Dumbledore schaute daraufhin zu Chris und Harry, doch die beiden schüttelten dieses Mal mit den Köpfen.
„Nein Professor, wir können Hogwarts nicht noch größer machen. Denn es würde bedeuten, wir müssten auch die Schutzzauber erweitern und dies ist in dieser gefährlichen Zeit nicht sehr ratsam. Außerdem brauchen Chris, ich und die anderen hier im Raum alle Reserven für den Kampf"
Durch den Satz von Harry etwas betrübt setzte sich der alte Zauberer wieder an den Tisch und ließ seine Augen hoffnungsvoll in die Runde schweifen. Bei Chris angekommen, stoppte er und schien darauf zu warten, dass der Blonde was sagte. Auch Harry blickte zu seinem Nachbarn und spürte, dass der Blonde fieberhaft nachdachte. Dann stand Chris plötzlich auf und sagte mit einem geheimnisvollen Gesicht an alle gewandt.
„Es gibt da vielleicht eine Lösung, denn ich nehme an, dass es sich bei der Gruppe um mehr als nur zwanzig Personen handelt."
„Und die wäre ?" Fragte Professor Mc Gonnagal, worauf sie der Blonde besonders scharf ansah.
„Na ja Professor, es gibt da einen Platz für eine große Gruppe von Gästen. Aber um diesen dafür herzurichten, bräuchte ich die Zustimmung aller Hauslehrer, des Direktors und möglicherweise einiger Eltern."
„Die Zustimmung der Hauslehrer. Wieso dass...", die alte Hexe stockte mitten im Satz. „ Ohh... Ohh nein, auf gar keinen Fall, Mr. Wels."
„Oh doch", grinste der Blonde. „ und sie wissen, dass ich recht habe. Der Turm wäre perfekt. Außerdem machen sie wieder aus einer Mücke einen Elefanten."
„STOP Mr. Wels", rief Dumbledore etwas verwirrt und sah zwischen seiner Stellvertreterin und seinem Junglehrer hin und her. „Was wäre denn ihr Vorschlag und wieso bringt er Professor Mc Gonnagal so aus der Fassung.
Harry sah, wie Chris immer mehr lächelte und dann dem Direktor ganz tief in die Augen schaute.
„Der Vorschlag, mein Vorschlag wäre, die Schüler meines Hauses aufzuteilen und in den anderen vier Häusern unterzubringen. Allerdings nicht so, wie man es sonst tut, indem man die Räume erweitert, sondern einfach das offiziell macht, was eh schon seit einiger Zeit passiert."
„Und das wäre ?" Fragte Snape in seiner gewohnt missmutigen Art, da er eigentlich heute einige Klausuren schreiben wollte. Chris Grinsen wurde daraufhin noch breiter und er antwortete,
„Ganz einfach Severus, fast alle meiner Schüler haben mehr oder weniger eine Beziehung mit Schülern anderer Häuser. Und ich bin erstaunt, dass du als alteingesessener Lehrer, der sonst jeden Fuß welcher nach Zehn außerhalb der Gemeinschaftsräume ist, penibel aufspürt, nicht gemerkt hast, dass sich in deinem eigenen Haus des Nachts bis zu zehn Prozent Schüler mehr aufhalten als es sein dürften."
Im nächsten Moment entstand eine gespenstige Stille im Raum. Sei es weil diese Information so überraschend war oder weil Chris den gefährlichsten aller Lehrer bei seinem Vornamen nannte. Harry sah angespannt zu Snape und dessen Blick ging zu seinem Patensohn.
Malfoy wurde daraufhin leicht rot, da ja Jeanny zu den „Fremdschläfern" gehörte und in Snape´s Gesicht machte sich die Erkenntnis breit, dass der blonde Gryffindor recht hatte. Schließlich drehte er sich zu Dumbledore und sagte leise „von mir aus".
„WAS", rief eine entsetzte Minerva Mc Gonnagal und schaute voller Unverständnis zu dem ihrem alten Widersacher, wenn es um den Hauspokal ging.
„Ich sagte von mit aus, Minerva. Sollen sich unsre liebestollen Schüler doch in ihren Betten vergnügen"
„Severus", rief Dumbledore barsch, da ihm dies nun wieder zu weit ging und brachte Snape damit etwas zur Ruhe. Dann ging sein Blick zu Chris und dieser meinte dass man aber zuerst mit den betreffenden sprechen sollte.
Eine viertel Stunde später wurde aber schon der Beschluss gefasst und bis auf eine missmutige Professorin Mc Gonnagal, schienen alle froh über diese schnelle Lösung zu sein. Harry grinste immer noch leicht, als er das Gesicht seiner Hauslehrerin sah und wie es sein Freund mal wieder geschafft hatte, eine über tausend Jahre alte Regel der Schule außer Kraft zu setzten.
In den nun verbleibenden Minuten bis zum Mittagessen, beobachtete Harry seine Freunde und die Lehrer, wie sie sich über die nun kommenden Tage unterhielten. Dabei spielte er fast unbewusst mit seinem Siegelring und ihm viel auf, dass als er den blutgefüllten Kristall gegen eine der Kerzen hielt, sich auf seinem Umhang ein roter Punkt bildete. Davon leicht fasziniert, zog er die Kerze näher an sich heran und tat so, als würde er einige Dokumente lesen. In Wirklichkeit spielte er aber weiter und bewegte seine Hand unbemerkt so, dass der rote Punkt sich von seiner Brust, zu Rons Gesicht bis hin zu Dumbledore´s Bart bewegte. Harry fand es irgendwie faszinierend und wunderte er sich dabei, dass niemandem der doch sehr hell leuchtende Punkt auffiel oder störte. Schließlich wurde der Schwarzhaarige übermütig und verpasst Snape ein rot leuchtendes rechtes Auge.
Daraufhin sprach ihn plötzlich Moody an und fragte, ob er bald fertig sei. Durch diese Worte alarmiert, schauten alle im Raum zu Harry und der Schwarzhaarige schubste fast die brennende Kerze um. Als dann aber Hermine den alten Auroren fragte, womit, schaute Harry verwirrt durch den Raum. War Moody der einzigsten hier, der den Punkt außer ihm sehen konnte ? Oder hatten die anderen ihn nur nicht bemerkt ? Fragend ging sein Blick zu Moody und dieser zeigte, scheinbar Harry´s Gedanken zu verstehen, mit seinem Finger auf sein magisches Auge.
Dann und für die meisten eher erschreckend sprang Harry auf und rannte zur Tür. Auf dem Weg dahin drehte er sich rasch noch mal um und rief nach seinem Freund.
„Komm Ron schnell, ich hab da eine Lösung."
„Häh ? Was für eine Lösung", fragte der Rotschopf verblüfft, doch Harry sagte nur noch die Worte „dein Baby" und war aus dem Zimmer.
Die anderen sahen ihm hinterher und blickten dann zurück zu Ron. Dieser zuckte aber nur mit den Schultern und folgte seinem Freund. Schließlich kam er leicht außer Atem in seiner Werkstatt an und sah Harry, wie dieser bereits die silbrige Armbrust in den Händen hielt.
„Harry, was soll das ? Was meinst du mit „ich habe eine Lösung" ?"
Im nächsten Moment sah der Rothaarige, wie sein Freund seinen Ring vom Finger zog, ihn etwas aufbog und dann an den Schaft der Waffe steckte. Danach hielt er seinen Zauberstab dahinter und sagte „Lumos". Im nächsten Augenblick leuchtete die Spitze des Stabes auf und projektierte an die gegenüberliegenden Wand einen roten Punkt.
Ron stand aber immer noch da und schien nichts zu kapieren. Klar, es war die Zieleinrichtung mit der er Probleme hatte, doch wieso freute sich sein Freund so, nur weil er seinen Ring anleuchtete. Und wie er fragend im Raum stand, erklang eine Stimme hinter ihm.
„Keine schlechte Idee Harry, ein Laserpointer als Zielerfassung. Da hätten wir auch eher drauf kommen können."
„Ein was ?" Fragte der Schwarzhaarige unsicher. Denn auch wenn er die ersten elf Jahre seines Lebens beiden Muggeln verbracht hatte, so verstand er nicht alle technischen Errungenschaften der nichtmagischen Gesellschaft. Sein Zuhause war nun mal die Zaubererwelt. Außerdem verdankte er sein Nichtwissen zu einem Großteil seiner Tante und ihrer magiehassenden Familie, für die er eher ein Sklave war. Deshalb sah Harry jetzt Chris überrascht und mit großen Augen an.
Der Blonde war ihnen nämlich gefolgt und trat nun gänzlich durch die Tür zu Ron´s Heiligtum. Dann bewunderte er die Einrichtung der Werkstatt und kam schließlich wieder zum eigentlichen Punkt... der Armbrust.
„Was ich sagte war, das es eine großartige Idee sei, die Armbrust mit einer Laserzielerfassung auszurüsten. Denn ein Laser ist ja im Prinzip nichts anderes als ein Kristall vor einer Lichtquelle."
Dann nahm er Harry die Waffe ab und untersuchte sie sorgfältig.
„Was ich aber nicht verstehen ist, warum keiner außer uns beiden oder Moody den roten Punkt sehen kann ?"
Auf diese Frage hin starrte Harry erst Chris und dann Ron an. Der Rothaarige schaute verwirrt zwischen seinen Freunden hin und her und erst als er leise fragte, was für ein Punkt, wurde Harry klar, dass es was mit ihren Augen zu tun haben musste. Deshalb hatte auch keiner vorhin was gesagt. Niemand hatte Harry´s Spiel bemerkt. Niemand außer Moody mit seinem magischen Auge.
Kaum hatte Harry diese Informationen verdaut, formte sich in seinem Kopf die Idee eine ganz besonderen Kristall zu erschaffen. Dafür brauchte er aber etwas von Nevilles Blut und deshalb machte Harry sich auf der Suche nach seinem Mitschüler. Chris und Ron schauten ihm nur fragend nach.
Zwei Tage später dann kam dann der große Tag für Neville. Harry hatte ihn, Ron und Chris gebeten in die Werkstatt mitzukommen und dort überreichte dann Ron voller Stolz sein Baby an seinen zukünftigen Besitzer.
Davon zu sprechen, dass Neville überrascht sei, wäre eine Untertreibung gewesen. Der blonde Gryffindor war zu Tränen gerührt und zitterte leicht, als seine Hand das silbern glänzende Gerät berührte. Im nächsten Moment begann auch schon Ron damit, die Einzelheiten der Waffe zu erklären. Denn auch wenn es am Ende eine Gemeinschaftsarbeit geworden war, so blieb es das geistige Baby des Rothaarigen. Ron hatte sich letztendlich um den Zusammenbau gekümmert. Harry war für die Munition zuständig. Und Chris hatte sich des Lasers angenommen. Dabei war ihm ein alter Muggelfilm eingefallen und deshalb leuchteten jetzt nicht nur ein Punkt im Ziel auf, sondern wie bei Predator drei in Dreieck angeordnete. Die größte Besonderheit war aber, dass lediglich vier Menschen überhaupt die roten Punkte sehen konnten. Es waren Harry, Chris, Moody und Neville, aus dessen Blut Harry den Rubin hergestellt hatte.
Ein weiteres Highlight war die Munition. Neville konnte nun wählen zwischen eisernen oder silbernen Pfeilen und musste es nur laut sagen. Die Magie der Waffe würde den Rest tun. Die Pfeile kamen übrigens aus Harry´s Regal, welches Ron aber soweit umgebaut hatte, dass man über eine Art Trichter bis zu fünfhundert Pfeile für jede der zwanzig Kammern zur Verfügung hatte. Jetzt hieß es nur noch die Pfeile zu produzieren und dafür musste Harry mal mit Ministerin Bones sprechen
Neville stand immer noch fassungslos im Raum, als Ron mit seinen Erläutrungen fertig wurde. Dann aber kam Leben in seinen Körper und er umarmte die drei Jungen stürmisch. Als er sich wieder gelöst hatte, hob er plötzlich die Hand und schwor, dass er alles in seiner Machtstehenden tun würde, damit mit dieser Waffe jeder Angreifer vom Schloss fern bleibt.
„So wollen wir das sehen" Sagte Chris freudestrahlend und überreichte Neville noch eine Brille mit grünen Gläsern. „Und hier ist noch eine kleine Hilfe Neville. Die Gläser sind auf den Laser abgestimmt und fokussieren sich magisch auf den Punkt, wo der Lichtstrahl auftrifft. So kannst du auch bei schlechter Sicht oder großer Weite noch zwischen Freund und Feind unterscheiden."
Kurz darauf machten sich die vier Freunde auf den Weg zur großen Halle, denn gegen sechs Uhr sollten ihre neuen Mitstreiter im Schloss ankommen. Chris Plan wurde übrigens umgesetzt und bis auf zwei drei Deutsche, die schließlich im Gryffindorturm unterkamen, waren alle mehr als nur erfreut über diese Tatsache. Einzig Poppy sah das Ganze mit gemischten Gefühlen. Denn nun kam eine Menge Mehrarbeit auf sie zu. Schließlich hatten sich ihre Vorräte an Verhütungstrank in Luft aufgelöst.
