Kapitel 76
„N E I N", schrieen alle Anwesenden entsetzt und der Lauteste von ihnen war Direktor Albus Dumbledore. Mitgroßen Schritten rannte der eigentlich sehr betagte Zauberer auf die alte Hexe zu und kniete im nächsten Moment entsetzt über ihrem leblosen Körper. Harry immer noch leicht geschockt und zusätzlich außer Atem, da er den blutenden Slytherin in seinen Armen hielt, setzte Blaise auf den Boden vor Malfoy, legte seine Flügel an und sah dann in Richtung Dumbledore und der nun an der Schulter blutenden Lehrerin für Verwandlungen.
Wenn Harry es bisher nur vermutet hatte, dann gab ihm das jetzige Verhalten des Direktors Gewissheit über seine Beziehung zu Minerva Mc Gonnagal. Der Alte Zauberer war tief über den Körper der Hexe gebeugt, schluchzte und aus seinen Tränen flossen mehrere Tränen.
Der Rest der Halle stand immer noch bewegungslos da und nicht einmal der beißende Geruch des nun fast verbrannten Vampirs konnte daran scheinbar etwas ändern. Dann ertönte aber Chris Stimme aus dem hinteren, leicht eingestürzten Teil der Halle. Harry´s Freund bat Madame Pomfrey gerade, sich noch um die letzten beiden Erstklässler zu kümmern und ihm dann zu folgen. Und während er noch schnell etwas Verbandsmull beschwor, kam er auch schon mit Hermine im Schlepptau in Richtung Mc Gonnagal gelaufen. Dort kniete er sich ebenfalls hin und seine azurblauen, leuchtenden Augen begannen sofort den Körper der älteren Frau zu untersuchen. Hermine stand daneben und ihr Gesicht wurde immer blasser, als sie das Blut sah.
„Albus, du kannst mir erst mal nicht helfen", sagte Chris im nächsten Moment leise, aber bestimmt und bedeutete dem nun geschockt blickenden und Mc Gonnagal immer fester haltenden, alten Zauberer, dass er Platz brauche. „Ich tue alles in meiner Macht stehende, das verspreche ich. Doch jetzt lass uns allein und kümmere dich um die Schüler. Hermine hilf ihm bitte."
Harry stand nur wenige Meter von seinen Freunden entfernt und hörte die leise gesprochenen Worte. Er sah, wie Dumbledore anfing zu zittern und ihm kam es vor, als wäre dem alten Mann der Sinn des Lebens geraubt worden. Hermine legte ihre Hände auf seine Schultern und versuchte Dumbledore zum Aufstehen zu bewegen.
Schließlich kam Bewegung in die Gruppe. Chris schob seine Arme unter Mc Gonnagal´s Körper und hob sie sachte hoch. Dann trug er sie unter den unsicheren Blicken der umherstehenden Schüler und Erwachsenen zum Lehrertisch und mit einem Wink seiner Hand ließ er, mit lautem Scheppern, das Geschirr zur Seite fliegen. Wenige Sekunden später lag Harry´s Hauslehrerin auf dem Tisch und der Blonde beschwor mehrere Vorhänge um sich und seine Patientin herum.
Harry und auch Professor Dumbledore wollte mit hindurch schlüpfen, doch Chris hielt sie energisch und mit scharfen Ton auf.
„Nein Professor, sie haben gehört was ich gesagt habe. Sie haben eine Schule zu führen und einiges zu erklären. Und du Harry, kümmere dich lieber um Blaise. Lass ihn ja nicht einschlafen und halte andere Schüler von ihm fern."
Der Schwarzhaarige fragte sich, wieso sein Freund so plötzlich auf seine Hilfe verzichten wollte. Schließlich konnte er ja auch einige Wunden heilen, oder wie Poppy ein hilfreiches Händchen beisteuern. Doch dann bemerkte Harry, wie Chris anfing den Umhang und die Bluse der alten Hexe zu öffnen und verstand. Ja, er war auf einer Seite sogar plötzlich froh darüber. Deshalb folgte er im nächsten Moment seinem Mentor in Richtung Vorhang und verschwand dahinter.
Auf der anderen Seite kam ihm Poppy entgegen und als sie schließlich aus seinem Blickfeld verschwunden war, bemerkte Harry plötzlich, dass alle anderen, mit Ausnahmen von Ginny, Hermine und Dean, ihn entsetzt ansahen. Er ging in Richtung Lehrer und wollte wissen, was denn los sei, doch alle schienen vor ihm zurück zu weichen.
Harry sah nun selbst etwas unsicher in die Menge, bis Ginny lächelnd und mit wissendem Blick auf ihn zu kam und leise sagte,
„Harry, du hast da was am Rücken."
Der Schwarzhaarige dachte, er sei irgendwie schmutzig und wollte es weg machen. Da wurde er sich seiner Flügel bewusst.
„OOPS", war dann alles, was er noch heraus brachte und während sein Gesicht immer roter wurde, ließ er die lederartigen Lappen wieder in ihren Taschen verschwinden. Danach ging er festen Schrittes zu Amelia Bones und den anderen Lehrern und sagte,
„Verzeihung Ministerin, ich wollte sie und auch die anderen hier im Raum nicht erschrecken."
„Ja aber... das waren... Lord... sie haben Flü... Flügel", stotterte Susans Tante und anhand ihres Gesichtes, dachte man, sie würde jeden Augenblick nach hinten umkippen.
„Ähm ja", lächelte Harry verlegen, „hätte mich aber auch schlimmer treffen können. Vielleicht ein Rüssel oder so was."
Daraufhin musste sogar Dumbledore kurz lachen, auch wenn er immer noch voller Sorge um Professor Mc Gonnagal war.
„Ministerin, was die Flügel betrifft, so erkläre ich ihnen das ein anderes Mal. Jetzt sollten wir uns vorrangig um unsere Gäste kümmern und dafür sorgen, dass wir keinen schlechten Eindruck hinterlassen."
Amelia Bones, leicht überrumpelt stimmte Harry zu und bat alle kurz um ihre Aufmerksamkeit. Es kam eine gewisse Ruhe in den Raum und die Ministerin sagte mit fester, aufmunternder Stimme,
„Werte Gäste, liebe Schüler von Hogwarts, wieder einmal wurde uns in den letzten Minuten gezeigt, dass wir uns in schwierigen Zeiten befinden und ich hoffe doch, dass wir diesen Angriff seitens der Vampire alle weitestgehend überstanden haben. Natürlich wurden einige Personen heute hier verletzt. Doch ich denke, Graf von Schwarzenberg und unsere erfahrene Madame Pomfrey werden sich um diese bestmöglichst kümmern. Nun aber möchte ich unsere Gäste aus Durmstrang und Beauxbatons erst mal recht herzlich begrüßen und nach einigen Minuten des Verschnaufens, würde ich sagen, wir packen alle mit an, damit wir nachher unser Abendmahl und das eigentlich geplante Begrüßungsfest hier zusammen genießen können."
Nach diesen Worten der Ministerin gab es erst einmal Beifall und dann machten sich auch schon die ersten, hauptsächlich Lehrer und Schüler der oberen Klassen daran, die Schäden zu beseitigen. Während sich die Schüler der vierten und fünften Klassenstufe um die Gäste und die Jüngeren kümmerten. Bei Aufräumen zeigte sich dann wieder einmal, wie stark Professor Dumbledore als Direktor mit Hogwarts verbunden war. Denn der alte Zauberer betrachtete sich kurz die großen Gesteinsbrocken, welche von der Decke gestürzt waren, zog seinen Zauberstab und ging an eine der massiven Wände. Dort legte er seine rechte Hand auf, richtete den Stab auf die Trümmer und rief laut,
„REPARO ATRIUM HOGWARTS ORIGINIS"
Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, begann seine Hand in einem leuchtenden Gelb zu strahlen und es kam Bewegung in die umherliegenden Trümmer. Sie begannen sich um ihre eigene Achse zu drehen und schwebten danach in Richtung Hallendecke. Dort setzten sie sich wieder in ihre ursprüngliche Position und keine zwei Minuten später war von all den Schäden nichts mehr zu sehen.
Selbst Harry, sich seiner Macht bewusst, war erstaunt über dieses Stück Magie. Schließlich wurden noch die Tische wieder hergerichtet und der Lärmpegel der Halle stieg an. Alle verloren irgendwie ihre Anspannung nach und nach. Dadurch überhörte Harry auch fast, dass jemand seinen Namen rief. Seine Drachensinne alarmierten den Schwarzhaarigen jedoch und er drehte sich in die Richtung, von wo er die Stimme vermutete. Es war Malfoy, der etwas zurück gezogen in einer Ecke hockte, sich panisch umschaute und immer wieder Harry´s Namen rief. Da plötzlich fiel dem Gryffindor Blaise wieder ein und er stürzte los.
„Verdammt", fluchte Harry, beinah hätte er ihn völlig vergessen. Glücklicherweise wusste Malfoy aber, was Freundschaft ist und hatte sich dem schwarzhaarigen Slytherin angenommen. Etwas beschämt kniete der Gryffindor nun neben die beiden Jungen, murmelte eine Entschuldigung und sah vor allem Blaise leicht verzweifelt an. Der Slytherin lag in Malfoys Armen, schien einen Anfall zu haben und obwohl die beiden kleinen rote Punkte, der Vampirbiss nicht mehr blutete, Malfoy hatte kaum dass Harry ihn abgesetzt hatte, seinen Umhang darauf gedrückt, wurde Blaise immer blasser.
„Draco, was ist mit ihm", fragte Harry besorgt, doch eine schneidende Stimme, die von Snape, sagte hinter seinem Rücken, ließ ihn zusammenzucken.
„Sag nur der große Harry Potter weiß nicht, was hier passiert"
Harry fuhr herum und sah den Zaubertranklehrer mit großen Augen an. Snape hatte sich von den anderen in der Halle entfernt und war zu seinen Schülen geeilt. Harry blitzte den Zaubertranklehrer mit seinen grünen Augen an und antwortete sarkastisch zurück.
„Nein, weiß ich nicht. Andererseits laufe ich aber auch nicht als übergroße Fledermaus durch die Gegend."
Snape sah Harry kalt an und wollte was erwidern, als Dumbledore einschritt.
„Das reicht ihr zwei. Hier geht es um einen Menschen, um Blaise, also reißt euch zusammen."
Er wand sich an Snape und bat ihn eindringlich Harry alles was er über Vampire wusste, zu erzählen. Viel zu lange schon hielt der ehemalige Todesser nämlich sein Wissen um diese Spezies zurück. Dumbledore wusste, dass sein alter Freund und Kollege stets an den Blutsaugern interessiert war und sie faszinierend fand. Fast hätte er vor vielen Jahre es dazu kommen lassen, selbst einer zu werden, doch dann brachten ihn irgendwelche andere Gründe wieder davon ab.
Harry sah seinen alten Zaubertranklehrer nun fragend an und dieser begann.
„Also gut, hört alle zu und vor allem du Potter, das was ihr hier gerade erleben dürft, ist der magische Übergang vom Menschen zum Vampir... "
„Kann man es stoppen ?" War die einzigste Frage, die den Schwarzhaarigen im nächsten Moment beschäftigte und so platzte sie auch heraus.
„Nein, und unterbrich mich nicht", fauchte Snape. „Die Verwandlung setzt ein, sobald der Vampir seine Fangzähne in deinen Hals versenkt hat. Der Hals deshalb, damit der Virus sofort über die Hauptschlagader ins Gehirn gelangt. Von dort aus übernimmt er die Kontrolle und setzt seine Magie frei... „
„Magie ?", fragten nun mehrere umher stehenden Personen und Snape rollte leicht mit den Augen.
„Ja Magie Potter, Vampire sind magische Kreaturen. Schon vergessen ? Also, der Virus, ein wirklich durch und durch magisches kleines Untier, setzt sich im Gehirn fest und beginnt danach sich auszubreiten. Zuerst wachsen dem Gebissenen die für diese Kreaturen typischen Zähne, denn jeder Vampir, der einmal echt und mächtig werden soll, muss so schnell wie möglich das Blut seines Vaters, sprich dem Vampir, welcher ihn gebissen hat, trinken. Dieses Blut nährt ihn während seines totenähnlichen Verwandlungsschlafes."
Die fragenden Augen der kleinen Gruppe, zu der überraschenderweise auch Professor Dumbledore gehörte, ließ Severus Snape theatralisch aufstöhnen.
„Ok, ihr unwissendes Volk. Ich werde etwas weiter ausholen, damit ihr es überhaupt versteht. Vampirismus ist, wenn man so will, eine Krankheit genauso wie das, was unseren verteidigungslehrenden Vollmondanbeter jeden Monat ereilt. Es handelt sich dabei um einen Virus, dunkelmagischer Natur. Wichtig ist aber, man unterscheidet zwei Arten von Vampiren, echte und Streuner. Letztere sind übrigens die für uns Menschen gefährlicheren, da sie sich nicht richtig verwandelt haben. Meist sind es Menschen, die gebissen wurden und dann kein Vampirblut bekommen haben. Dadurch sind sie in ständigem Rausch nach frischen Blut und nicht mehr geistig zurechenbar. Es sind dann auch meist die Bestien, denen sogar die Muggel auf die Schliche kommen."
„Und das sind die echten etwa nicht." Entfuhr es Harry und Snape warf ihm erneut einen bösen Blick zu.
„Nein Potter, echte Vampire kannst du, wenn du willst, mit reinblütigen Zauberern vergleichen. Sie achten die Traditionen, die Gesetze, verstehen es nicht aufzufallen und müssen nur ab und zu Blut trinken. Meist handelt es sich dabei sogar um das Blut ihres Lebenspartners oder es wird auf den großen Festen der Vampire, gereicht."
„Lebenspartner ?", fragte Draco unsicher und sein Blick ging in die Richtung der anderen Schüler. Wen der blonde Slytherin aber ansah, das konnte Harry nicht erkennen.
„Ja Freunde, Liebhaber oder Ehepartner, Draco. Ich habe gehört zwischen letzten Beiden soll es besonders heiß her gehen, wenn „Fütterungszeit" ist..."
„SEVERUS", sagte Dumbledore scharf an seinen Zaubertranklehrer gewandt, doch Snape konterte,
„Ach komm schon Albus, sie dich doch mal kurz um. Das sind hier keine Erstklässler mehr und die Tatsache, dass Potter´s Freundin anfängt meinen größten Alptraum vor sich her zu schieben, sagte mir, dass sie wissen, was ich meine."
Harry und auch Draco wurden beide leicht rot und hofften, dass Snape schnell fortfuhr. Der Gott der Tränke erhörte ihr Gebet und machte mit seinen Ausführungen weiter.
„Also, wo war ich, ach ja, die echten Vampire. Sie entstehen, wenn das gebissene Opfer bei seinem ersten eigenen Blutsaugen, weitere der magischen Viren aufnimmt. Denn obwohl der Virus sofort nach der Infektion seine Magie und einen Großteil des Wissens seines vorhergehenden Wirtes an den neuen Körper abgibt, bekämpft ihn das Immunsystem vehement. Hat der Vampir allerdings neues, fremdes Vampirblut getrunken, nimmt die Konzentration der Viren so stark zu, dass sie nicht mehr bekämpft werden können. Der Vampir fällt in eine Art Schlaf und verwandelt sich komplett. Seine Haut, oder vielmehr die darunter liegenden Schichten verlieren ihre Sonneschutzeigenschaften und der Körper wird widerstandsfähiger, da er ja eigentlich tot ist. Die Augen, sprich die Pupillen werden groß und starr. Dies verleiht dem Vampir seine überdurchschnittlichen guten Augen, aber auch die Empfindlichkeit gegen das Licht."
„Und was heißt das nun für Blaise ?" Unterbrach Draco seinen Onkel und als dessen Blick plötzlich dunkler wurde, stockte allen, die bis hier her zugehört hatten, der Atem.
„Nun Draco, ihn wird, so leid es mir tut, das Schicksal eines Streuners ereilen. Schließlich ist kein Vampir hier, der ihm helfen könnte. Blaise wird sterben, sein Körper wird sich in der Dunkelheit des Grabes verwandeln und sollte er irgendwann an die Oberfläche zurück kehren, wird sich das Ministerium oder, was vielleicht wahrscheinlicher ist, ein echter Vampir um ihn kümmern. Denn keiner der beiden Seiten kann es sich leisten, einen Streuner frei herum laufen zu lassen."
Nach dieser Feststellung des Hauslehrers von Slytherin schauten alle nur geschockt zwischen Snape und Blaise hin und her. Harry konnte es einfach nicht glauben. Konnte man denn gar nichts tun ? Schließlich wandte er sich noch mal unsicher an Snape.
„Und was würde passieren, wenn er das Blut eines normalen Menschen aus einem Kelch trinkt ?"
„Potter, du scheinst es nicht kapiert zu haben. Er MUSS sein erstes Blut saugen, sprich über seine Zähne. Und jetzt denk mal genau nach. Wer würde sich bereit erklären, dies freiwillig und in der festen Gewissheit genauso zu enden, zu lassen ?"
Harry zuckte unter den Worten regelrecht zusammen. Dies bedeutet das Todesurteil für den schwarzhaarigen Slytherin. Dann wanderte sein Blick zu Blaise und von da aus zum Lehrertisch. Harry starrte nachdenklich auf den roten Vorhang, der den Blick auf Chris verdeckte. Was würde sein blonder Freund als Heiler jetzt tun ? Klar, dachte Harry ironisch, der Blonde würde sein Blut nehmen und irgendeinen Trank zusammen mixen.
Im nächsten Moment, da dieser Gedanke die Hirnwindungen des Schwarzhaarigen passierte, leuchteten seine Augen auf. Er drehte sich zu Snape und sagte mit bestimmter Stimme „ICH".
„Was ?", fragten Snape und Harry erwiderte.
„Ich sagte, ich würde es tun und ich werde es auch tun, Professor. Verstehen sie, es ist ein Virus, einfach nur ein Virus. Etwas, dass mein besonderes Immunsystem ohne weiteres bekämpfen kann."
„Potter sie sind irre", rief Snape und holte damit sowohl Dumbledore, als auch Ginny auf den Plan. Der Lockenkopf fragte besorgt an Snape gewandt, was Harry vor hatte und wurde im nächsten Moment immer blasser.
Bevor aber irgendjemand was sagen konnte ertönten laute Stimmen aus Richtung des Lehrertisches. Es waren Chris und Poppy, die scheinbar stritten. Bisher hatte man nicht viel gehört, doch jetzt schien irgendwas zu passieren...
„Oh gut dass du kommst, Poppy", sagte Chris rasch, während er den Umhang von Professor Mc Gonnagal vorsichtig öffnete. Dabei versuchte er nicht all zu nah an die Wunde an ihrer Schulter, oder an andere Körperpartien zu kommen. Schließlich war das hier schon schwer genug und so kam er dann auch zu dem für ihn brisanteren Teil der Kleidung. Der Bluse und dem darunter. Chris hoffte, dass er seiner Lehrerin jemals wieder in die Augen sehen konnte. Andererseits würde auch sie wahrscheinlich auch jedes Mal rot werden.
„Was ist den mit ihr, Chris ?" Fragte Poppy besorgt und half dem Blonde auch sofort bei seiner Arbeit. Sie übernahm die Diagnostik und beobachtete Minerva mit Argusaugen. Schließlich wollte auch sie ihre alte Schulfreundin nicht verlieren. Chris schaute auf und sagte etwas unsicher,
„Sie wurde von einem „Lumos solaris" getroffen, Poppy. Ein Fluch, der niemals innerhalb der Halle eingesetzt werden hätte dürfen. Er hat die Haut und tiefere Regionen ihrer Schulter stark verbrannt, einige Adern verletzt und noch schlimmer, er hat sämtlich Nervenbahnen überlastet. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebt."
„Was ?", fragte Poppy entsetzt auf Chris Diagnose hin und sah ihre alte bewusstlose Freundin fassungslos an.
„Nun, so wirkt der Fluch jedenfalls, Poppy. Er wurde entwickelt, um Vampire unverzüglich zu vernichten. Wird einer der Blutsauger damit getroffen, legt der Fluch blitzschnell sämtlich Nervenbahnen des Körpers lahm, der Vampir wird komplett bewegungsunfähig und der helle Lichtblitz sorgt dafür, dass er letztendlich eingeht." Sagte Chris in fachmännischem Ton und machte sich im nächsten Moment daran, mit einem Skalpell, das verbrannte Fleisch zu entfernen.
Poppy sah dem jungen Mann zu und wieder einmal musste sie, bei genauerer Betrachtung, zugeben, dass der Blonde sein Handwerk verstand. Kurze Zeit später waren die Wunden gereinigt und Poppy wollte sich daran machen, sie mit ihrem Stab zu schließen, als Chris sie aufhielt.
„Nein Poppy, um Gotteswillen keine Magie. Unsere liebe Minerva muss da so durch. Alles was wir ihr geben können, ist etwas Wundsalbe, vielleicht noch Schmerzkiller, doch mehr nicht. Ihr Zustand ist so schon kritisch genug und jeder zusätzliche magische Schock könnte der letzte sein."
Erschrocken zog Madame Pomfrey ihren Zauberstab zurück und sah den Blonden entsetzt an. Stand es wirklich so schlimm um ihre alte Freundin ? Aber konnte Chris nicht wieder seine Wunder wirken lassen ? Bei Luna ging es doch auch. Aber Poppy wagte es jedoch nicht den Blonden danach zu fragen. So setzte sie sich neben den Tisch und alle Beide begannen zu warten.
Plötzlich, es waren kaum fünf Minuten vergangen, bemerkte die alte Heilerin, dass Chris immer nervöser wurde und die Arme von Minerva anfing zu massieren. Er ließ seine Hände ständig über den Körper der bewusstlosen Hexe gleiten und seine Augen hatten schon gute zwei Minuten nicht mehr ihrer natürliche Form. Schnell versuchte sie selbst heraus zu finden, was los war und entsetzt stellte sie fest, dass die Atmung und der Puls von Professor Mc Gonnagal immer schwächer wurde. Dann zuckte ihr diagnostizierender Zauberstab unkontrolliert.
„Scheiße, sich sackt ab", rief Chris plötzlich laut und sprang alarmiert auf. Poppy war ebenfalls sofort auf den Beinen und hatte schon gewohnheitsgemäß ihren Zauberstab auf die bewusstlose Hexe gerichtete, als der Blonde sie dazu aufforderte, sich auf eine Wiederbelebung vorzubereiten. Dann zuckte Mc Gonnagal´s Körper unkontrolliert auf, bevor er leblos zusammensackte.
„Poppy schnell, Mund zu Mund Beatmung", rief Chris leicht panisch und suchte im nächsten Moment den richtigen Punkt für seine Herzdruckmassage.
„Was ? Was soll ich tun ?" Fragte Madame Pomfrey plötzlich unsicher und Chris sah die alte Heilerin geschockt an.
„Sag nur, ihr Zauberer verlasst euch nur noch auf eure Magie und könnt nicht mal das Grundlegendste", fauchte der Blonde nun laut und ungewohnt abwertend. Poppy zuckte unter seinem Blick zusammen. Dann versuchte sie sich aber an ihre Ausbildung, welche allerdings schon eine Ewigkeit her war, zu erinnern und hockte sich neben Minerva. Sie brachte ihren Mund über den ihrer Freundin. Chris sah Poppy prüfend an, nickte und begann zu zählen...
Harry stand, von den Stimmen aus Richtung Lehrertisch alarmiert da und versuchte etwas zu verstehen. Allerdings machte das, was er hörte für ihn nur wenig Sinn.
„Einundzwanzig... zweiundzwanzig... dreiundzwanzig... atmen"
Sein Blick ging zu Professor Dumbledore und er fühlte regelrecht, wie sich der alte Zauberer immer mehr verkrampfte. Er schien zu wissen, was da vorging und war fast soweit, einfach los zu laufen und hinter den Vorhang zu gehen. Dann aber hörte Harry Chris erneut laut rufen und seine Worte wurde immer härter. Er schien wütend und verzweifelt zugleich zu sein.
„Atme, du alte Hexe, atme... komm schon... ich habe das Bier nicht hier her geschmuggelt, um es dann nicht in Furcht vor dir, trinken zu können... atme verdammt."
Zwischendurch hörten nun mittlerweile alle, wie Madame Pomfrey schluchzte und versuchte Chris zu beruhigen. Scheinbar hatte sie sich schon mit dem Schlimmsten abgefunden.
„Hör auf Chris, es ist vorbei... unsere Hilfe kommt zu spät"
„Nein Poppy, nein", schluchzte der Blonde und Harry konnte durch den Vorhang hören, dass Chris fast am Ende war. Bis jetzt hatte er immer eine Lösung gefunden. Etwas, dass seinen Freund in seinen Augen einzigartig machte.
„Komm schon Chris, lass sie gehen. Der Fluch war zu stark. Er hat ihre Nervenbahnen blockiert..., kein Lebensimpuls kommt mehr hindurch"
„NEIN", schrie der Blonde verzweifelt und sein Ton wurde noch härter, „ ich finde eine Lösung, ich hab es Albus versprochen"
„ES IST VORBEI, CHRIS... SIE IST TOT", sagte daraufhin Poppy, nun auch etwas lauter werdend und die ganze Halle stöhnte entsetzt auf.
„NEIN, und jetzt lass mich arbeiten"
„NEIN Chris, finde dich damit ab"
Das Nächste, was alle in der Halle hörten, ließ ihnen jedoch das Blut in den Adern erfrieren.
„CRUCIO...", sagte eine männliche Stimme, die von Chris voller Wut und ein markerschütternder Schrei durchfuhr die Große Halle. Kaum war er wieder verklungen stürmten auch schon mehrere Auroren auf den Vorhang zu. Harry allerdings stand noch immer entsetzt da und fühlte, wie Ginny neben ihm fassungslos zusammen sackte. Der Rotschopf begann geschockt zu weinen und so war es Dumbledore, der plötzlich seinen Zauberstab zückte und mit wütenden Augen den Auroren folgte.
Dies riss Harry aus seiner Starre und da er genau diesen wütenden Blick des Direktors, schon mal, nämlich damals bei Barty Crouch jr., nach dem Trimagischen Turnier, gesehen hatte, bereitete sich der Schwarzhaarige auf ein Blutbad vor.
Der erste Auror hatte den Vorhang erreicht, hob seinen Zauberstab und war dabei den roten Stoff zur Seite zu ziehen, als ihm schon ein wütender Chris mit gefährlich funkelnden Augen entgegen schrie.
„RAUS, DU SPANNER"
In seinen Armen hielt er den zitternden, halbnackten Körper, der eigentlich toten Minerva Mc Gonnagal. Harry verstand nun gar nichts mehr und da Poppy immer noch in einer Art Schockzustand zu seine schien, war die Lage etwas undurchsichtig.
Dumbledore andererseits rannte auf Chris zu, mit gezücktem Stab und weit aufgerissen Augen. Dann aber ließ der Auror erschrocken den Vorhang los und er war wieder geschlossen. Harry und der Rest der Halle konnte jetzt nur noch mutmaßen. Das Ausbleiben irgendwelcher Flüche machte aber alle stutzig.
Fünf Minuten später hörte man, wie die Stimme von Professor Dumbledore laut „portus" sagte und kurz danach trat er wieder durch den Vorhang. In seinen Augen waren Tränen zu erkennen, aber auch sein berühmtes Funkeln. Der alte Zauberer trat zügigen Schrittes an eine mehr als nur verwirrte Ministerin Bones heran und sagte ihr leise ins Ohr, dass er mit ihr sprechen muss. Alles was Harry dann noch verstand war, dass Professor Mc Gonnagal lebte und mit Poppy jetzt auf der Krankenstation war.
Dem Schwarzhaarigen fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. Die Hauslehrerin von Gryffindor hatte es also geschafft. Im nächsten Moment baute sich um Harry´s Herz allerdings ein neuer Krampf auf. Chris, was war nun mit ihm. Er hatte eindeutig einen unverzeihlichen Fluch auf einen Menschen angewandt und alle hatten es gehört. Und was Harry noch mehr beschäftigte war, wieso er es getan hatte ? Und welche von den beiden Frauen es getroffen hatte ?
All diese Fragen schwirrten in Harry´s Kopf herum und sein Blick wanderte zu Ginny und Hermine. Besonders der braune Lockenkopf schien durch das eben Erlebte, unter Schock zu stehen und musste von Lavender und Parvati getröstet werden. Ginny auf der anderen Seite schien gerade mit sich zu kämpfen. Harry wusste aber nicht, ob ihr Gesicht Wut oder Entsetzen ausdrückte.
Schließlich, nach fünf unendlichen Minuten, kam der Verursacher der ganzen Aufregung hinter dem Vorhang vor und wurde auch sofort von mehreren Auroren in Empfang genommen. Chris wirkt angespannt, jedoch nicht unsicher. Er stand einfach nur da und sein Blick ging suchend durch den Raum. Als er schließlich zu Dumbledore blickte, bedeutete dieser dem Blonden, dass er sich etwas gedulden solle. Geduld schien aber etwas zu sein, was einer der Auroren nicht hatte. Es war ein, in Harry´s Augen sehr junger Auror, der sich vor dem Blonde aufbaute und lauthals sagte,
„Christoph Alexander Wels, sie stehen unter Arrest, wegen der Anwendung eines unverzeihlichen Fluches auf einen Menschen. Übergeben sie mir ihren Zauberstab."
Die ganze Halle stöhnte auf und einige der alten Auroren, unter ihnen Moody, warfen dem jungen, aber scheinbar höherangigen Auroren ungläubige Blicke zu. Harry fragte sich, warum Amelia nicht einschritt. Doch die Ministerin war noch zu sehr in ihr Gespräch mit Dumbledore vertieft, um diese Aktion ihres Untergebenen mit zu bekommen. Deshalb schaute Harry zurück zu seinem Freund, wusste aber im Moment selbst nicht, was er tun konnte.
„Den Zauberstab, sofort", fauchte der Auror erneut und Chris sah den Mann abschätzend an. Dann schien es so, als wolle er den weißen Stab in die ausgestreckte Hand übergeben. Doch mitten in der Bewegung stoppt der Blonde und sein Gesicht machte den Eindruck, als erinnerte sich der Blonde an etwas, dass er noch tun wollte. Chris hob nun seinen Stab in die Luft und sagte laut.
„Selecto originis lumos solaris"
Ein blaues Licht verließ den die Spitze des Zauberstabes und wandert scheinbar ziellos durch den Raum. So gut wie alle Augenpaare folgten der kleinen blauen Erscheinung, bis sie schließlich, und zu aller Überraschung, über dem verhaftenden, jungen Auroren zum Stillstand kam.
Harry ahnte, was dies zu bedeuten hatte und wollte sich zu seinem Freund begeben. Denn Chris Blick war um einige Stufen finsterer geworden.
„Den Stab", forderte der nun sichtlich nervöse Auror zum dritten Mal und hatte seinen Zauberstab fester umschlossen.
Daraufhin ging Chris auf den Mann zu und kurz davor drehte er sich zu einem Auroren, etwas abseits. Diesem übergab er seinen Stab. Durch diese Geste scheinbar in seiner Ehre beleidigt, ließ der führende Auror ein lautes Schnaufen verlauten. Dies ging aber im nächsten Moment unter, da Chris sich auf ihn gestürzt hatte.
„Das ist für Mc Gonnagal, du Arschloch.", schrie der Blonde nachdem eine Faust nach der anderen auf das Gesicht des Auroren traf.
Durch den Angriff alarmiert, griffen die anderen Auroren ein und versuchten den Blonden festzuhalten. Harry stand etwas unsicher da. Sollte er den Auroren helfen, denn Chris schien regelrecht auszuflippen, oder sollte er den Blonden gewähren lassen, denn es war schließlich dieser junge Auror, der fast das Leben von Professor Mc Gonnagal zerstört hatte ?
Schon kurz nach dem massiven Angriff auf den Vampir, hatte sich Harry nämlich gewundert, dass überhaupt jemand diesen Fluch in einer Halle voller Kinder angewandte. Laut dem Gesetz bedurfte es nämlich der Zustimmung der Ministerin, den „Lumos solaris" einzusetzen. Und selbst wenn, zweifelte Harry schon jetzt daran, dass der junge Auror die dafür erforderlich Eignung besaß.
Schließlich, nach fünf weitern erfolglosen Minuten, in denen die Auror versuchte, der Sache Herr zu werden, schritten Dumbledore und Amelia Bones ein. Der alte Zauberer verstärkte seine Stimme, um überhaupt an das Gehör, des nun völlig rasenden Blonde, zu gelangen und Chris stockte in seinen Bewegungen.
Auch die Auroren unterbrachen ihre Attacken und alle starrten jetzt auf die kleine Gruppe. Wenn die Lage nicht gerade so ernst gewesen wäre, hätte Harry gelacht. Scheinbar war ihr Training der letzten Jahre wirklich eines der Besten gewesen. Denn wären Chris lediglich einige Kleidungsstücke eingebüßt hatte, bräuchten die Auroren mit Sicherheit einige Wundsalben.
Allerdings nahm die Sorge um seinen Freund, bei Harry etwas zu. Denn das der Blonde so ausgerastet hatte, war noch nie passiert. Bisher konnte Medimagus seine Wut immer kontrollieren. Er musste unbedingt mal mit ihm reden. Schließlich rissen die Worte von Ministerin Bones, in denen sie allen die Sachlage erklärte, Harry aus seinen Gedanken. Hauptsächlich erfuhren die Schüler, dass Chris vorerst keine Strafe zu erwarten hatte und dass es Professor Mc Gonnagal besser ging. Dann bat die Ministerin Chris, Dumbledore und die Auroren, ihr zu folgen und alle verschwanden hinter dem roten Vorhang. Ein lautes „Silencio", ließ daraufhin alle wissen, dass Lauschen nun zwecklos wurde und so begannen die wildesten Gespräche in der großen Halle.
Diese wurden aber, sehr zur Überraschung von Harry, durch Snape gestoppt. Der Lehrer für Zaubertränke war leichten Fußes auf einen der Tische gesprungen und hatte erst mal pro forma jedem Haus Punkt für zu lautes Sprechen abgezogen. Danach kamen seine bekannten Drohungen und schließlich die Anweisung, dass sämtliche Hirngespinste zu unterlassen seien. Der Direktor würde mit Sicherheit alle aufklären.
Harry war unterdes an Ginny heran getreten und hatte seine Freundin in den Arm genommen.
„Keine Sorge Gin, alles wird gut. Ich werde mich um Chris kümmern und du solltest dich vielleicht mal mit Hermine zusammen tun."
Der Rotschopf sah Harry tief in die Augen, nickte und ging dann in Richtung Hermine, die immer noch leicht versteinert zwischen Lavender und Parvati saß.
Die geschah auch keinen Augenblick zu früh, denn schon im nächsten Moment hatte Blaise einen neuen Anfall und Harry wollte bei dem, was er nun vor hatte, nicht unbedingt, dass seine Freundin anwesend war. Der Schwarzhaarige vergewisserte sich, das Ginny nichts bemerkt hatte und lief schnell zu Draco und Blaise. Letzterer schien in den vergangenen Minuten noch schwächer geworden zu seine und zitterte nun am ganzen Körper.
Harry kniete sich neben den schwarzhaarigen Slytherin und sah ihn besorgt an. Dann drehte er sich zu Draco und sagte ihm, was er vor hatte. Malfoy wurde augenblicklich blass und starrte den Gryffindor ungläubig an. Bevor aber irgendwer noch was sagen konnte, hatte Harry seine Entscheidung gefällt, den rechten Ärmel seines Hemdes hoch gezogen und sein Handgelenk an den Mund von Blaise gedrückt.
Im nächsten Moment durchfuhr den Gryffindor ein stechender Schmerz, gefolgt von einem extremen Brennen. Harry glaubte sein Körper stehe in Flammen, als Blaise anfing gierig sein Blut zu saugen. Fast hätte er losgeschrieen, so sehr brannte es. Dies hätte aber die anderen und vor allem Ginny alarmiert.
Zwei Minuten später fielen beide Körper bewusstlos zu Boden und Draco, der als einzigster Zeuge alles mit angesehen hatte, schrie panisch auf...
