Kapitel 80

Harry sah den blonden Slytherin überrascht an und fragte, „Wer ?" Draco blickte zu Jeanny und Blaise, bevor er einige Namen aufzählte. Unter ihnen waren die bekannten Namen, wie Pansy Parkinson, Daphne Greengrass und Millicent Bullstrode. Alles, in Harry´s Augen, Wackelkandidaten, die scheinbar erst jetzt ihre Wahl getroffen hatten. Ohne Zweifel waren sie auf Voldemords Befehl hin aus Hogwarts verschwunden und dies konnte nur bedeuteten, der Angriff stand kurz bevor.

„Ich verstehe, Draco", antwortete Harry ruhig und ging dann zusammen mit Chris zum Lehrertisch. Dort berichteten sie Dumbledore und den Lehrern von Draco´s Entdeckung und fast der gesamte Lehrkörper erhob sich, um sich die Sache vor Ort genauer anzusehen. Harry, Ginny und Hermine nutzten die Gelegenheit und folgten den Erwachsenen in den Slytherinkerker. Angeführt von Snape erreichten sie diesen schließlich fünf Minuten später und niemandem fiel auf, dass einer aus ihrer Gruppe fehlte.

Vor dem Kerker angekommen, flüsterte Snape das Passwort und die Wand neben einer großen Medusenstatur öffnete bereitwillig den Weg zum Gemeinschaftsraum der Schlangen. Zur Zeit befanden sich nur sehr wenige Schüler hier. Doch ihre Augen wurden umso größer, als sie den Trott Lehrer und sogar einiger Gryffindors bemerkten.

„Nun, Mr. Malfoy, gab es den irgendwelche Anzeichen für das doch sehr schnelle Verschwinden ihrer Mitschüler ?" Fragte Professor Dumbledore und sah den Blonden durchdringend an. Harry hätte geschworen, dass der alte Zauberer einmal mehr seine leglimentaren Fähigkeiten benutzte. Schließlich ließ er aber wieder von Draco ab und dieser schüttelte verneinend den Kopf.

Danach drehte sich Dumbledore zu Snape und Professor Mc Gonnagal und meinte, dass es sicher bald ernst werden würde und ihre Vorbereitungen für den Kampf in die entscheidenden Phasen gingen. Als er aber zu einem neuen Satz ansetzen wollte, erklang ein leises, schmerzvolles Wimmern aus einem der großen, grünen und mit silbernen Schlangen verzierten Wandschränke.

Binnen Sekunden waren Harry und auch Dumbledore zum Schrank geeilt und rissen die Tür auf. Der Anblick, welcher sich ihnen bot, ließ die Beiden zusammenzucken. Im Schrank lag, an Armen und Beinen gefesselt und nur in einem dünnes Nachthemd gehüllt,... Millicent Bullstrode. Das Erschreckende aber, waren die beiden hellgrünen, aufgeregt zischenden Schlangen, auf dem Schrankboden. Harry vermutete, dass sie sehr giftig waren, dies ließ jeden Nichtexperten schon das stechende Grün ihrer Haut erahnen. Und die Tatsache, dass sich an den Beinen der Slytherin mehrere kleine rote Punkte befanden, bestätigte die ausgesprochene Vermutung des Direktors, dass die Schlangen auch schon ein Opfer hatten.

Ohne weiter auf Dumbledore zu achten, begann Harry laut los zu zischen. „Weg von ihr", fauchte er in Parsel und mit einer Art überraschter Geste, glitten die Schlangen etwas zur Seite. Dies nutzte Dumbledore und zog Millicent aus dem Schrank. Aus ihrem Gefängnis befreit, legte man sie sofort auf eine herauf beschworene Trage, bedeckte ihr Blöße und brachte sie erst einmal in den Krankenflügel.

Harry schockte noch schnell die Schlangen und verstaute sie danach in einem Korb, der ebenfalls im Schrank lag und schon vorher als Transportmittel für die Türen benutzt worden sein muss. Dann folgten sie alle der Trage und kaum aus dem Slytheringemeinschaftsraum, apparierte Harry hoch zu Poppy, um sie auf ihren Neuzugang vorzubereiten. Dann fragte er sich, wo Chris eigentlich war, doch seine Gedanken wurden durch die nun eingetroffenen Lehrer wieder abgelenkt.

„Was ist mit ihr ? Hat sie noch einen Puls ?" Fragte Madame Pomfrey leicht aufgeregt, denn Harry´s Vermutung über die Giftigkeit der Schlangen hatte sich bestätigt. Glücklicherweise besaß Poppy in ihren Vorräten ein Gegengift, doch auch dieses musste in einer bestimmten Zeit verabreicht werden. Und da man nicht wusste, wann die Slytherin den ersten Biss abbekommen hatte, war Eile geboten.

Schnell spritzte Poppy dem Mädchen eine Dosis Gegengift und wollte danach sofort, dass alle den Raum verließen. Dies musste aber noch warten, denn der Direktor wollte Antworten und egal, was seine alte Schulheilerin auch für Einwände hatte, diesmal gab es keine Zeit zu verlieren. Geschlagen erweckte Poppy Millicent und die Slytherin, welche kurz nach dem Eintreffen im Krankensaal eingeschlafen war, öffnete leicht verstört die Augen.

„Ms. Bullstrode, was ist mit ihnen geschehen ? Wer hat ihnen das angetan ?" Fragte Professor Dumbledore mit ruhiger, jedoch fordernder Stimme. Millicent sah ihn kurz unsicher an und antwortete mit trockenen, fast erstickten Lauten.

„Pa... Pan... Pansy", schluchzte sie kurz und Tränen kullerten ihr leicht rundliches Gesicht herab. „Sie... sie wollte, dass ich für meinen Verrat bezahle. Sie war meine... Freu... Freundin..."

„Welchen Verrat ?", fragte nun Professor Mc Gonnagal und bedachte das Mädchen mit einem mitleidigen Blick.

„Weil... weil ich doch nicht mit wollte... Ich kann doch nicht... ich meine Correy... er würde doch..."

Harry sah nun, wie auch der Rest, fragend auf das völlig aufgelöst weinende Mädchen. Dumbledore strich ihr sanft und beruhigend über ihre Schultern.

„Ich nehme an, du meinst Correy Sanders. Du magst ihn, nicht wahr ?" Sagte der alte Zauberer und drehte sich dann zu Harry und seinen Kollegen um. „Ja, die Liebe zu einem Menschen hat schone viele Zauberer vor den falschen Entscheidungen bewahrt. Ihr müsst wissen, Correy Sanders ist ein Junge aus Huffelpuff und was in diesem Falle viel wichtiger ist, ein Muggelgeborener."

In dem Moment wurde Harry einiges klar und er sah Millicent mit einem leicht stolzen Blick an. Sie hatte sich also gegen ihre früheren „Freunde", ja sogar gegen ihre eigene Familie gestellt, da sie wusste, dass wenn sie den dunklen Lord unterstützt, ihre Liebe niemals eine Chance hatte. Dann wiederum stieg die Wut in Harry auf. Denn das, was Pansy und ihrer Freunde getan hatte, nur um ihre Spuren zu verwischen und einen nun unliebsamen Zeugen loszuwerden, war versuchter Mord und sie würden dafür bezahlen.

Wenige Minuten später verließen dann endlich alle den Krankensaal und Madame Pomfrey schloss sicherheitshalber noch hinter ihnen ab. Sie brauchte Ruhe, damit sie sich weiter um Millicent kümmern konnte. Schließlich standen noch einige andere Untersuchungen an, die sich die alte Heilerin zur Gewohnheit gemacht hatte, wenn es um Todesserangriffe ging. Und da sollten auf keinem Fall Zuschauer anwesend sein.

In der Großen Halle wieder angekommen, kam Harry nun eine seiner Fragen von vorhin wieder in den Sinn... Wo war Chris ? Sein Blick ging zu Hermine. Doch auch der braune Lockenkopf schien keine Ahnung zu haben und suchte ihren Freund ebenfalls. Da heute, am Samstag, aber kein Unterricht stattfand, wurde sein Verschwinden etwas mysteriöse. Der Schwarzhaarige beschloss jedoch, mit seiner Suche bis nach dem bald beginnenden Mittagessen, zu warten. Vielleicht tauchte der Blonde ja gerade dazu wieder auf.

Da man aber hier in Hogwarts war, und es in der letzten Zeit nie mehr so richtig nach Plan lief, kam es natürlich alles andere als gedacht. Es war kurz vor Zwölf und ein Großteil der Schüler saß schon an seinem Platz. Jeder sprach mit jedem und jeder hatte eine andere Version, von den Ereignissen des heutigen Morgens. Harry hörte sich eine Vielzahl der Gerüchte an und hoffte nur noch, dass das Essen bald erschien. Auch den Lehrern schien es so zu ergehen. Und Harry konnte in den Augen von Professor Flitwick oder Madame Hooch deutlich die Bitte erkennen, dass der Direktor bald erschien und das Essen eröffnete. Dumbledore war nämlich, neben Snape, der einzigste Lehrer, der noch fehlte.

Dann aber und völlig unvermittelt begann es. Harry spürte zunächst nur ein leichtes Prickeln, doch gleich darauf begann sich eine unheimlich Menge Energie irgendwo im Schloss aufzubauen. Selbst Hermine und Ginny schienen es zu fühlen. Die beiden Mädchen hoben ihren Kopf und schauten unsicher zu Harry herüber. Der Schwarzhaarige, dessen Nackenhaare nun vollends auf Alarm standen, sprang auf und ging ins Zentrum der Großen Halle. Dort begannen seine Augen unter den neugierigen Blicken der Schüler, zu leuchten. Er scannte das ganze Schloss und sein Gesicht wurde mit einem Male immer größer.

„Ein Elementarportal", rief er laut und jeder Ton im Raume verstummte. Hatte sie nicht gesagt, alle Tore wurden vernichtet ? Dies war wohl die jetzt am meisten gedanklich gestellte Frage, in den Köpfen der Bewohner Hogwarts. Dann war es jedoch mit der Stille vorbei und Panik drohte auszubrechen. Sofort schritten die Lehrer ein, jedoch alle mit stark besorgten Gesichtern. Schließlich gab es einen lauten Knall und ein lautes Pfeifen, ganz tief im Schloss. Harry murmelte etwas davon, dass das Tor nun vollständig offen war. Und sofort zogen alle, sei es nun Lehrer oder Erstklässler, ihren Zauberstab und schauten gebannt zur Tür.

Wo war Chris, wenn man ihn brauchte ? Und wo war der Direktor ? Die Fragen brannten plötzlich in Harry´s Kopf. Dann kam ihm seine Karte in den Sinn, er rief sie und breitete das Stück Pergament unter den skeptischen Blicken der anderen, auf dem Gryffindortisch aus. Snape warf dem Schwarzhaarigen einen berechnenden Blick zu, als wollte er beim Anblick der Karte sagen, ich wusste es. Sie gehört also dir. Harry interessierte dies jedoch zur Zeit herzlich wenig. Er fuhr den Grundriss mit seinem Zeigefinger ab und suchte.

Dumbledore fand er schließlich in seinem Büro, oder vielmehr auf der Steintreppe davor. Er war also auf dem Weg. Bei der Suche nach Chris, zeigte die Karte allerdings die wirklich am tiefsten gelegenen Stockwerke und schien immer tiefer gehen zu wollen. Dem Schwarzhaarigen kam eine Ahnung.

Denn dass er Chris nicht über ihre geistige Verbindung erreichte, konnte man nur einem Raum im, oder besser unter dem Schloss zuschreiben. Ohne weiter darüber nachzudenken, forderte Harry die Karte auf, ihm die Kammer des Schreckens zu zeigen.

Kaum waren die Grundrisse sichtbar, weiteten sich Harry´s Augen. Die Ganze Kammer war übersät mit roten Punkten und ständig wurden es mehr. Sie schienen aus dem Nichts aufzutauchen. Harry traf die Erkenntnis und auch die Wut über ihr Versagen beim Vernichten der Portale. So also wollte Voldemord ins Schloss, es war eine Invasion. Und ohne auf die, größtenteils fremden Namen zu achten, klappte Harry die Karte zusammen, sah in die Runde und nickte einigen seiner Freunde zu.

„Potter, was hast du vor ?" Fragte Snape mit einem stechenden Blick an Harry gerichtet.

„Na was wohl, Professor. Ich werden nicht zulassen, dass sie weiter ins Schloss vor kommen." Kam als Antwort und auch einige andere schüttelnden zustimmend ihren Kopf. Dann bildete sich eine Gruppen von Schülern und auch Gästen um den Schwarzhaarigen und wenig später stürmten sie in Richtung Hallenausgang.

Bevor sie jedoch die Tür erreichten, hielt Harry noch mal an und sah sich um. Dabei fiel sein Blick auf Ginny und Hermine und er sagte laut,

„Nein, ihr zwei Beiden, ihr bleibt hier. Es ist viel zu gefährlich. Sucht lieber Chris und Professor Dumbledore. Sagt ihnen, wo wir sind und was passiert ist. Sie sollen uns dann folgen."

Zuerst sahen die zwei Mädchen ihren Freund mit großen Augen an. Sie wollten protestieren, doch ein weiterer Blick des Schwarzhaarigen ließ sie verstummen. Schließlich küsste Ginny Harry noch mal vor allen auf den Mund und flehte, dass er ja wieder kam. Dann waren sie auch schon wieder auf dem Weg und rannten in Richtung Mädchenklo.

Ginny und Hermine liefen ebenfalls los. Jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Sie wollten ja den Direktor abfangen und ihm von Voldemords Angriff berichten. Sehr weit mussten sie allerdings nicht rennen, denn Dumbledore kam ihnen schon auf halbem Wege entgegen.

„Ms Granger ? Ms. Weasley ? Wieso so eilig ? Ist was passiert ?" Fragte er in seiner gewohnt ruhigen Art.

„Schnell Professor", hastete Hermine, „es ist Voldemord. Er greift... das Schloss von der Kammer des Schreckens... aus... an."

Der Direktor sah verwirrt auf die beiden Mädchen und wider aller Erwartung, begann er zu lächeln.

„Aber Ms Granger, das ist doch bestimmt ein Scherz. Die Kammer hat doch gar keinen Zugang zur Außenwelt."

„Doch Professor, er muss ein Elementarportal zustande bekommen haben. Es strömen immer mehr Todesser in die Kammer. Harry ist schon los. Er will sie mit einigen anderen Schülern aufhalten." Drängte Hermine weiter und war sogar schon soweit, den alten Zauberer am Umhang zu ziehen, um ihn dazu zu bewegen, endlich was zu unternehmen.

Dumbledore hörte seiner Schülerin aufmerksam zu und seine Augen weiteten sich leicht, als der Lockenkopf Harry ansprach. Schließlich strafften sich seine Züge und er ging langsam los. Allerdings machten seine Worte in Hermines Augen keinen Sinn. Er sagte nämlich, „das ging aber schnell" und „das wird aber eine Überraschung".

Harry war unterdes mit seinen Freunden am Mädchenklo angekommen. Einige sahen ihn zwar komisch an, besonders die Nicht- Hogwarts- Angehörigen, doch keine sagte etwas laut. Harry instruierte alle noch mal, dass sie vorerst nur Informationen sammeln wollten und nur im Notfall angriffen. Dann stellte er sich vor das Waschbecken mit der eingeritzten Schlange und zischte den Befehl zum Öffnen der magischen Tür.

Ein lautes Stöhnen erklang, scheinbar hörte man nicht jeden Tag Parsel, und einige von Harry´s Begleitern sahen fasziniert auf das nun im Boden entstandene Loch. Harry hatte aber im Moment andere Sachen im Kopf, als den Gästen des Schlosses die Geschichte der Kammer zu erzählen und drängte sie daher alle, sich so schnell wie möglich durch die langen Rutschen nach unten zu begeben.

Als dann der letzte, es war Dean, seinen Weg in das tief unten liegende Gewirr von Gängen und Felsen begonnen hatte, verschloss Harry vorsorglich wieder den Eingang. Sicher ist sicher, sagte sich der Schwarzhaarige. Und man wusste ja nie, vielleicht konnten ja die Sekunden, welche die Angreifer benötigten, sollte Harry versagen, helfen, dass die anderen oben im Schloss sich vorbereiten konnten.

Schließlich war Harry nach unten appariert und tauchte kurz vor dem Führenden, aus dem Nichts auf. Dann bedeutete er der Gruppe leiser zu werden und führte sie, zu der großen eisernen Tür, hinter welcher die eigentliche Kammer des Schreckens lag. An der Tür angekommen, zog der Schwarzhaarige nochmals die Karte des Rumtreibers aus seinem Umhang und aktivierte sie.

Der Anblick ließ Harry´s Gesicht noch dunkler werden. Fast die gesamte Halle war nun voller roter Punkte. Meistens sah man Fünfergruppen und wenn man mal alles überschlug, so waren es mindestens hundertfünfzig Todesser. Die Karte fasste sie kaum und nicht mal die Namenzüge, welche sonst jede einzelne Person identifizierten, konnte man durch die großen Anzahl sich überlappender Buchstaben erkennen. Harry war kurz davor zu sagen, dass sie umkehren, doch eben nur fast. Er sah in jedes Gesicht seiner Mitstreiter und erkannte die Entschlossenheit zu kämpfen und ihren Freunden hoch oben im Schloss so viele Chancen wie möglich einzuräumen. Egal ob man es nicht überleben würde. Die gesamten Schüler und Jungzauberer atmen noch mal tief durch und Harry begann leise in Parsel zu zischen, damit sich die letzte Barriere zwischen ihnen und ihren Feinden öffnete.

Kaum war dies getan, drang auch schon der ohrenbetäubende Lärm, welchen die Eindringlinge verursachten, an ihre Ohren. Man hörte das laute Stiefelauftreten, oder wie einige verschieden Zauber wirkten. Sie versuchten nicht einmal leise zu sein. Dann völlig unvermittelt ertönte ein weiteres Mal an diesen Tag, das Geräusch eines sich öffnenden Portals und Harry beschloss den aufkommenden Lärm und die damit möglicherweise verbundene Ablenkung ihrer Gegner, zu nutzen und bedeutete allen, ihm in die Kammer zu folgen.

Was seine Augen dann aber erblickten, ließ dem Schwarzhaarigen, und nicht nur ihm, die Kinnlade nach unten schnellen, dass man befürchten musste, die Wangen reißen ein. Mitten in der Kammer, rechts und links des breiten Mittelweges, standen über hundert und mehr, in schwarze Drachenkampfanzüge gehüllte,... Auroren. Und sie trugen Banner, die Harry, trotz das er sich ein wenig mit den politischen Hintergründen des Ministeriums und deren Angehörigen beschäftigte hatte, nicht kannte.

Einige der Fremden erblickten schließlich die erstarrte Gruppe und wenn es wirklich Feinde waren, dann hatten sie jetzt, bei deren versteinerten Körpern, ein leichtes Spiel. Dann schließlich sah man die letzten Gruppe Personen durch das Elementarportal treten und es fiel nach ihnen in sich zusammen. Kaum der Faszination des leuchtenden Tores beraubt, waren nun alle Blicke auf Harry und seine Freunde gerichtet. Der Schwarzhaarige sah etwas unsicher in die Runde und fasste seinen Zauberstab fester an. Was hatten die Fremden vor ? Kam es gleich oder erst später zum Angriff ? Konnte man mit ihnen verhandeln ? Diese Fragen schwirrten in Harry´s Kopf, bis eine ihm vertraute Stimme an sein Ohr drang.

Es war Chris, der hinter einer der Menschenansammlungen stand und an die verschieden, scheinbar als letzte eingetroffene Gruppen, Anweisungen gab. Dann drehte sich der Blonde zu Harry um, grinste und kam näher. Harry blieb allerdings in alarmierter Körperhaltung und beobachtete den Blonden argwöhnisch.

„Sag mal Chris," platzte es dann ungläubig aus Harry heraus. „Was geht hier vor ? Was sind das alles für Leute ?"

Nun war es an Chris, ein wenig verwundert zu schauen. Sein Blick ging von Harry, zu Ron und zu den anderen Schülern. Dann bemerkte er auch bei ihnen die Anspannung in den Gesichtern, die gezückten Zauberstäbe und fragte,

„Sag mal Harry, was soll das ? Wieso die Zauberstäbe ? Ist was passiert ? Und wo ist eigentlich Professor Dumbledore ?"

„Wie ? Was ? Ich hab den Direktor noch nicht wieder getroffen." Antwortete Harry leicht überrascht.

„Heißt das, ihr wisst noch nichts von unseren neuen Gästen ?" Kam als Gegenfrage von Chris.

„Nein, wissen sie noch nicht, Ms. Wels. Ich hatte ja nicht mit diesem wirklich überraschend kurzfristigen Eintreffen gerechnet." Sagte plötzlich eine Stimme vom Eingang der Kammer her.

Es war Professor Dumbledore in Begleitung von Ginny und Hermine. Beide Mädchen rannten, nun da klar wurde, dass keine Gefahr bestand, zu ihren Freunden und umarmten sie überglücklich.

„Andererseits Harry, wenn du nur etwas gewartet, oder den Eingang nach hier unten nicht ganz so extrem verbarrikadiert hättest, dann wäre die ganze Aufregung hier gar nicht erst entstanden." Sagte Dumbledore in seiner ruhigen, jedoch auch ermahnenden Art.

Nun verstand Harry gar nichts mehr. Wieso wusste Dumbledore von den Leuten hier ? Oder wieso hatte Chris ihm nichts gesagt ? Mit fragenden Blicken musterte er erst den Blonden und dann seinen Mentor. Dumbledore schien die Frage förmlich zu hören und sah den Schwarzhaarigen lächelnd an. Bevor Harry aber eine Antwort erhielt, drehte sich der Direktor noch mal weg und sagte einem der Auroren, dass es ein Meeting, in zwanzig Minuten gab. Dann schaute er zurück zu seinen Schülern und begann.

„Also Harry, die Leute hier sind unsere Verstärkung im Kampf gegen Voldemord. Es sind Auroren aus Deutschland und auch aus Frankreich. Allerdings sind sie nicht ganz offiziell hier, deshalb auch die Geheimhaltung."

„Ja aber, man hätte uns doch vorwarnen können." Unterbrach der Schwarzhaarige den alten Zauberer mit leicht erhobener Stimme. Schließlich hatte Dumbledore einst versprochen, keine Geheimnisse mehr vor ihm zu haben.

„Das stimmt Harry, und ich wollte es auch heute beim Mittagessen tun. Doch wie gesagt, die Ankunft unserer Gäste erfolgte schneller als gedacht. Was das Geheimhalten bis zum heutigen Tage angeht, da hoffe ich, du verzeihst mit irgendwann. Denn von den Auroren hier wussten bisher nur vier Personen. Diese waren Mr. Wels, meine Wenigkeit und die beiden Zaubereiminister aus Deutschland und Frankreich. Wir wollten so wenig wie möglich durchsickern lassen. Und wie uns die Ereignisse von heute morgen gezeigt haben, hatten wir damit auch recht. Auf der anderen Seite hatte ich persönlich noch eine weitere Befürchtung, nämlich die,...", Dumbledore schauten nun ein wenig unsicher in Harry´s Gesicht, „... dass Voldemord, nachdem er euch beide über eure Verbindung ausknocken konnte, etwas durch selbige erfährt."

„Ja aber Chris wusste Bescheid", rief Harry nun leicht verärgert. Schließlich war seine Gedankenabschirmung weitaus besser, als die des Blonden.

„Richtig Harry, er wusste es", sagte Dumbledore ruhig. „ Aber seine Verbindung, seine Narbe, liegt auch über seinem Herzen und nicht wie bei dir, direkt am Kopf, deinem Gedankenzentrum. Außerdem weiß Voldemord wahrscheinlich nicht einmal, dass dort eine Verbindung besteht."

Harry sah seinen alten Mentor an und die Worte drangen nur langsam in seinen Kopf ein. Dann aber, und sein Geist sträubte sich ein wenig, musste er Dumbledore recht geben.

Nachdem dies dann geklärt war, ging der Blick der Schwarzhaarigen in Richtung der Auroren. Er sah die Leute jetzt in einem ganz anderen Blickwinkel und wurde, wie auch seine Freunde, neugierig. Einige, der fremden Zauberer hatten schon damit begonnen, Feldbetten aufzuschlagen, während andere mit magischen Feuern sich um die Verpflegung kümmerten. Die Zusammensetzung der Neuankömmlinge war in den Augen des Schwarzhaarigen, sehr gemischt. Harry sah zwar viele Jüngere, doch der Anteil an erfahrenen Kämpfern war auch nicht unerheblich. Vielleicht konnte er sich nachher mal mit ihnen unterhalten.

Schließlich waren die zwanzig Minuten um und Dumbledore bat die verschieden Aurorenführer, Harry und seine Begleiter, sowie Chris und die beiden Mädchen an eine eigens dafür heraus beschworenen runden Tisch. Dann begrüßte er die Gäste erst einmal recht herzlich und dankte ihnen für ihr Kommen. Danach übergab der alte Zauberer das Wort an Benedikt Wasslow. Harry hatte den Vater von Eve und Jeanny erst sehr spät erkannt und lächelte dem höhergestellten Auroren kurz zu.

„Professor Dumbledore, Lord Potter, werte Freunde, es ist mir persönlich eine große Ehre, heute ein weiteres Mal in den altehrwürdigen Mauern von Hogwarts willkommen geheißen zu werden. Denn auch wenn der Grund ein weniger freudiger ist, so spricht die Anzahl derer, die heute hier erschienen Kämpfer sind doch, für die engen Beziehungen zwischen unseren Ländern. Auch wenn wir es zum größten Teil im Geheimen machen mussten."

„Wieso eigentliche ?" Fragte Harry dazwischen, entschuldigte ich aber im nächsten Moment für sein Benehmen.

„Sie fragen wieso, Lord Potter ? Nun diese Frage ist leicht zu beantworten,... Politik." Erwiderte Benedikt und bekam sofort von Harry die nächste Frage.

„Politik ?"

„Ja Politik, denn, Lord Potter, sie sollten vielleicht wissen, dass in den nächsten Wochen in Deutschland und auch in Frankreich...", der Auror blickt kurz zu seinem französischen Kollegen, „... die Wahlen um den Ministerposten beginnen. Aus diesem Grunde konnte Minister Wilson nicht so handeln, wie er es gerne wollte. Die öffentliche Meinung ist in dieser Zeit sehr wichtig. Zu viel steht auf dem Spiel, zumal es auch in Deutschland einige Splittergruppen von Voldemords Anhängern gibt, die mehr Macht im Lande wollen. Also offiziell konnte Minister Wilson nichts machen außer...", jetzt grinste Benedikt geheimnisvoll, „... außer gut hundert Urlaubsscheine persönlich abzuzeichnen und für die höheren Jahrgänge der Aurorenakademie ein Trainingslager zu genehmigen."

Harry sah den älteren rothaarigen Mann vor sich mit weiten Augen an und begann im nächsten Moment, wie auch der Rest des Tischen, zu verstehen und anschließend, zu lachen. Dann ging sein Blick zu Chris und dieser hob entschuldigend die Arme.

„Schau mich nicht so an. Ich wollte es dir ja sagen, zumal ich dann nicht die ganze Arbeit mit den Vorbereitungen allein vor mir gehabt hätte, doch du hast ja gehört, es ging nicht."

Im Verlaufe des Meetings stellten sich dann auch die anderen Aurorenführer besser vor und es wurde überlegt, wie man es den Menschen oben im Schloss am schonendsten beibrachte. Schließlich einigten sich alle, dass jeder, der von oben gekommen waren, wieder dorthin zurückkehrte. Und nur fünf oder sechs Auroren, jene die ihre Kinder hier im Schloss hatten, sie begleiteten. Der Rest sollte sich erst einmal hier unten ausruhen.

Gesagt, getan. Und so machte sich der Trott, angeführt von Harry und Professor Dumbledore, auf den Weg zurück an die Erdoberfläche. Eine halbe Stunde später stand man dann vor der Großen Halle. Dumbledore ließ mit seiner Hand die beiden Torflügel aufgehen und sie traten. Doch kaum drinnen, fiel Harry´s Blick auf die völlig verängstigten Personen im Raum. Noch nie hatte er einen solchen Horror in den Augen von Snape oder Mc Gonnagal gesehen. Beide Lehrer blickten nach oben, über die Halletür und bevor Harry oder einer der anderen aufsehen konnten, erklang auch schon ein lauter, ohrenbetäubender, schriller nichtmenschlicher Schrei...