Kapitel 86

Harry schwebte durch einen Strudel der Zeit. Vorbei an vielen wichtigen, schönen und auch weniger schönen Erinnerungen in seinem Leben. Er sah Ginny, Hermine und auch seine anderen Wegbegleiter. Dann schließlich kam er zu dem Punkt, als er Voldemord zum letzten Male gegenüberstand und ihm sein Schwert in die golden schimmernde Brust bohrte.

Er hatte es also endlich geschafft, dieses Monster, welches seine und auch die Zukunft der gesamten Zaubererwelt bedrohte, zu besiegen. Harry sah zu, wie der kaum noch menschliche Körper des dunklen Lords in Flammen aufging. Das Letzte was Voldemord zu ihm rief verwirrte den Gryffindor allerdings umso mehr. Es waren keine Schmerzensschreie oder Wut, nein es war das kleine Wörtchen „enervate" und es war auch plötzlich nicht mehr Riddles kalte, hohe Stimme. Nein sie gehörte... Poppy Pomfrey.

Harry schreckte hoch und wurde aus seinem Dämmerzustand gerissen. Er blickte sich leicht verwirrt um und sah in die Gesichter der St. Mungosheiler und in die von Poppy und Mrs. Wels.

„Harry, wie geht es dir ? Kannst du uns verstehen ?" Fragte Poppy leicht besorgt über den verklärten, wild umher wandernden Blick des Schwarzhaarigen.

Harry nickte leicht, um ihnen zu sagen, dass es ihm gut ging, doch dann bereute er dies sehr schnell wieder. Denn sein Kopf fing an sich zu drehen und ihm wurde schwindelig. Schon schossen vier Hände auf ihn zu und versuchten ihn vorsichtig wieder auf das Bett zu drücken.

Es waren Mrs. Wels und Poppy, die erkannten, dass die Operation doch nicht so einfach war und es Harry eine Menge Kraft gekostet hatte. Schließlich kam der Junge aber wieder zu sich bzw. der Schmerz ließ nach und Harry´s Gesicht begann plötzlich einen immer stärker werdend panischen Ausdruck anzunehmen.

„Harry, was ist los ?" Fragte Poppy leicht besorgt.

„Ich... ich kann... mein Bein nicht bewegen", stotterte Harry und sah entsetzt auf seine rechtes Bein herab.

Die Heiler schauten sofort alarmiert, doch keinen traute sich etwas zu unternehmen. Wieder einmal zeigte sich, wie hilflos die Zauberer manchmal ohne ihre Magie waren, zumal Chris ihnen verboten hatte, Harry nach seinem Aufwachen mit Magie weiter zu behandeln. Schließlich habe er in den letzten Stunden mehr als genug abbekommen.

Es war dann schließlich Mrs. Wels, die an Harry´s Bett heran trat, die Decke wegzog und langsam das Bein abtastete. Harry schaute ihr dabei unsicher und zum Teil verlegen zu und seine Augen weiteten sich, als die blonde Frau plötzlich eine Art große Nadel vom Tisch holte. Auch die anderen Zauberer schauten leicht verwundert und schienen nicht zu verstehen, was die Muggelfrau vor hatte.

„So Harry, das könnt jetzt vielleicht etwas wehtun, aber es muss sein." Sagte Mrs. Wels leise, während sie langsam mehrere Punkte an Harry´s Bein mit der Nadel sanft berührte.

„Autsch", rief Harry laut, als ihn der stechende Schmerz vom Schienbein erreichte. Dann noch einmal, als die Nadel am Fuß ankam und schließlich etwas den großen Zeh berührte. Daraufhin begann Mrs. Wels zu lächeln und sagte mit erfreuter Stimme,

„Also, soweit ist alles in Ordnung Harry. Allerdings sind die Muskeln deines rechten Beines... , und nun grinste sie, wie es nur ihr Sohn Chris konnte, ... sagen wir mal jungfräulich und es wird eine Weile dauern, bis du damit wieder laufen kannst."

Harry sah die Frau mit weiten Augen an und nickte nur leicht mit seinem Kopf. Dann ging sein Blick zu Poppy und er sah, dass sich die alte Heilerin schnell einige Tränen weg wischte. Er hatte es also geschafft und nun hieß es nur noch, wieder zu trainieren. Bei diesem Gedanken zuckte Harry zusammen, denn ihm wurde gerade bewusst, dass hier einer in der Heilerrunde fehlte. Sofort ging sein Blick suchend durch den Raum und blieb schließlich auf dem nun friedlich schlafenden Chris hängen.

„Was ist...", wollte Harry fragen, doch Chris Mutter hatte den Blick erkannt und sagte schnell, dass Chris nur sehr erschöpft gewesen sei und nun Ruhe bräuchte. Harry verstand und nickte ihr lächelnd zu. Es sollte also noch eine Weile dauern, bis er sich bei seinem Freund bedanken konnte. Andererseits wäre er eh nicht dazu gekommen. Denn plötzlich zog jemand an seiner Decke und seinem Nachthemd. Harry´s Augen weiteten sich, als plötzlich eine Frau, eine Heilerin aus dem St. Mungos anfing seine Sachen zu öffnen. Dann bemerkte er die Schüssel mit Wasser und Lappen neben ihr und wurde knallrot. Zu seinem Glück schritt aber Mrs. Wels ein.

„Mit Verlaub, ich denke, dass Waschen unseres Patienten übernehme ich. Natürlich weiß ich, dass all die Rückstände der OP entfernt werden müssen. Doch meiner Meinung nach braucht Harry jetzt jemanden, dem er voll und ganz vertraut" Sagte sie an die Heilerin gewandt und Harry bedachte sie mit einem Blick der auf der einen Seite Dankbarkeit, auf der anderen aber auch Unsicherheit wiederspiegelte. Was meinte Chris Mutter denn nur damit ? Sie war ja schließlich, auch wenn er sie um einiges länger kannte als die Heilerin, auch irgendwie eine fremde Frau.

Die immer noch in ihre OP-Kleidung gehüllte, gut fünfzig Jahre alte Hexe sah Mrs. Wels ungläubig an, doch da Poppy, scheinbar verstehend was Chris Mum meinte, ihr zustimmte, ließ sie wieder von Harry ab. Mrs. Wels lächelte wissend und ging zügig aus dem Krankensaal. Harry sah ihr nach und fragte sich, immer noch verlegen und rot im Gesicht, was sie vor hatte. Poppy schien dies zu ahnen und bat daraufhin alle anderen Heiler überraschenderweise, zu einer abschließenden Besprechung in ihr Büro. Kaum war die Tür dahin dazu, wurde eine andere, nämlich die eigentliche zum Krankensaal wieder aufgestoßen und Ginny kam herein gestürmt. Sie warf sich, mit Freudentränen im Gesicht, auf Harry´s Brust und küsste ihren Freund, als hätte sie den Schwarzhaarigen hundert Jahre nicht gesehen. Harry konnte nicht anderes tun... weglaufen ging ja nicht... und gab sich ihrer Küsse hin. Nein, er wollte aus auch gar nicht anders.

Die beiden waren so miteinander beschäftigt, dass sich nicht einmal bemerkten, wie Mrs. Wels und Hermine den Raum betraten. Harry´s Freundin lächelte überglücklich, als sie den Schwarzhaarigen wieder wohl auf sah und ging dann das Bett von Chris. Dort drückte sie ihrem schlafenden Liebsten einen Kuss auf den Mund, zog ihm den Umhang aus und richtete etwas seine Decke. Danach nahm sie einen Lappen aus einer Schüssel neben dem Bett des Blonden und tupfte den sich gebildeten Schweiß von seiner Stirn.

„So, Ginny, du hast verstanden, was du tun sollst und Hermine kann dir ja dabei unter die Arme greifen."

Der Rotschopf löste sich von ihrem Freund, schaute kurz von Harry weg und nickte der blonden Frau verstehend zu. Harry sah die beiden überrascht an. Doch Mrs. Wels hatte den Krankensaal schon wieder verlassen und das nächste was der Schwarzhaarige sah, war ein gelber, nasser Lappen, welcher sich sanft auf sein Gesicht legte. Den Rest des Waschens würde Harry wohl so schnell nicht wieder vergessen können, zumal Ginny es wirklich nicht allein schaffte und ...

Mit einem Lächeln im Gesicht ging Mrs. Wels die Gänge und Hallen von Hogwarts, diesem so von Magie, die sie niemals verstehen würde, wimmelnden Gebäude, entlang und langsam drang der Lärm, welcher von der Großen Halle ausging, an ihre Ohren.

Es hörte sich von weitem an wie Gesang und als die blonde Frau schließlich das große hölzerne Portal erreichte, bestätigte sich ihre Vermutung. Es war Gesang, dargebracht von einem Chor bestehend aus Schülern und Gästen des Schlosses. Es waren die überlebenden Kämpfer der Schlacht, die nun, wie es der Brauch war, den gefallenen Freunden und Mitstreitern ihre letzte Ehre erwiesen und ihnen den Weg in das nächsten große Abenteuer, wie es Albus Dumbledore zu sagen pflegte, bereiteten.

Ein wenig traurig fand die Muggelärztin allerdings, dass die beiden ausschlaggebenden Personen der Schlacht, dieser Zeremonie nicht beiwohnen konnten, doch wie sie ihren Sohn und auch mittlerweile Harry einschätzte, so würden sie mit Sicherheit diesen Schritt nachholen.

Langsam und möglichst leise betrat Mrs. Wels die Große Halle. Doch kaum war sie durch das Portal geschritten, verstummte jeglicher Gesang und alle Augen richteten sich auf sie. Wie konnte sie auch ahnen, dass das Lied der Abschluss der Zeremonie war und so stand sie nun ein wenig unsicher und zunehmend schwitzend vor gut dreihundert Zauberern, die sie mit erwartungsvollen Augen anblickten.

Albus Dumbledore war der Ersten, der seine Worte wiederfand und langsam auf die blonde Frau zuschritt.

„Nun, Mrs. Wels, wie geht es ihnen ?" Fragte der alte Zauberer voller Hoffnung und schien irgendeine Regung im Gesicht der Ärztin zu erkennen.

„Gut, denke ich ... er hat es soweit überstanden."

Die letzen Worte von Chris Mum gingen in einem tosenden Applaus unter und Mr. Wels trat an seine Frau heran und umarmte sie.

„Sie brauchen aber noch eine ganze Weile Ruhe", versuchte Mrs. Wels dem alten Zauberer und auch der gesamten Halle noch zu sagen, doch dies hätte sie auch sein lassen können. Einzig Dumbledore hörte ihr noch zu und meinte, dass sich darum Madame Pomfrey mit Sicherheit kümmern würde.

Drei Tage war seit dem vergangen und außer Dumbledore, Ron sowie Mrs. Weasley durfte keiner weiter Harry und Chris besuchen. Die Wels und ihre beiden Freundinnen war natürlich von dem, von Poppy streng überwachten Verbot, natürlich befreit. Sie waren ja auch maßgeblich an der Genesung von Harry beteiligt.

Alles fing damit an, dass Chris am Tage nach der Operation sehr früh erwachte. Und zwar durch einen dichten Haarbusch, welcher versuchte ihm die Luft zum Atmen zu rauben. Er gehört, wie auch nicht anders zu erwarten, Hermine, welche keinen Zentimeter von seiner Seite gewichen war. Ganz eng hatte sich der Lockenkopf an Chris geschmiegt und ihren rechten Arm über seine Brust gelegt. Chris schmunzelte und lauschte noch eine Weile ihren regelmäßigen Atemzügen. Dann beschloss er allerdings doch langsam aufzustehen, denn es lag noch eine Menge Arbeit vor ihnen.

Vorsichtig befreite sich der Blonde aus der Umarmung seiner Liebsten, ging kurz ins Bad, duschte ausgiebig und zog sich danach die für ihn von Trexus bereitgelegten Sachen an. Schließlich erwachten auch die anderen im Krankensaal, es kam Bewegung in die drei immer noch müde dreinschauenden Zauberer und Harry´s Blick ging hoffnungsvoll in Richtung seines blonden Freundes.

„Morgen Harry", begrüßte Chris den Schwarzhaarigen kurz, begann danach aber gleich mit fordernder Stimme.

„Ich denke es wird Zeit, dass wir uns um deine Fähigkeit des Laufens kümmern. Dein Knochen dürften nun genug ausgeheilt sein und so langsam müssen die Muskeln ihre Arbeit aufnehmen."

Was nun folgte, waren die für Harry schmerzvollsten zwanzig Minuten, seines Lebens. Jedenfalls dachte dies der Gryffindor, welcher eigentlich schon Cruciatusflüche von Voldemord persönlich über sich ergehen lassen musste. Aber, und hier fühlten sich Harry und auch Chris bestätigt, nach immer komplizierteren Übungen und dem sanften Massieren seitens Ginny´s, wurde es immer besser. Harry konnte sogar, wenn auch noch immer mit einem leichten Schmerz und wackligen Beinen verbunden, am zweiten Tage schon aufstehen.

Mit dem Laufen wollte Chris aber noch warten und so kam eine Sache zum Einsatz, die man bis dato nur aus der Muggelmedizin kannte, ... ein Rollstuhl. Dieser war allerdings so verzaubert, dass man Treppen auf ein bestimmtes Kommando hin, schwebend überbrückte. Damit war Harry nicht mehr ganz so eingeschränkt und konnte sogar, wenn auch im Schutze der Dunkelheit, sprich spät abends, sich zum Bad der Vertrauensschüler begeben und dort, zusammen mit Ginny, einige sehr wohltuende und auch für seine Psyche angenehme, Kräuterbäder nehmen.

Bei ihrem Weg zum ersten Bad, begleiteten sie allerdings Chris und seine Mum. Und dies war auch gut so, denn kurz vor ihrem Ziel, dem edel gearbeiteten Bad der Vertrauensschüler, stöhnte Ginny, die bis dahin Harry mit seinem Rollstuhl unterstützt hatte, schmerzhaft auf, ging auf die Knien und hielt sich den Bauch.

„Oh nein, Ginny, was ist los ?" Rief Harry entsetzt und alarmiert aus dem Stuhl aufspringen. Doch er schaffte es nicht, seine Beine waren noch zu schwach.

Chris reagierte glücklicherweise blitzschnell und fing das rothaarige Mädchen auf. Er bettet sie sachte auf den Boden des Ganges und untersuchte Ginny, die sich wieder gefasste hatte, vorsorglich. Kurz darauf konnte der Blonde Entwarnung geben und meinte, nach Rücksprache mit dem Rotschopf, dass sich klein Adrian nur sehr heftig bewegt hatte.

„Adrian ?", fragte Mrs. Wels und blickte zwischen den drei Zauberern hin und her.

Ginny begann zu lächeln und erklärte voller Stolz, dass ihr Baby, ihr Sohn später so heiße solle, Adrian Harold Potter. Chris Mum lächelte verstehend und alle Vier, nein Fünf, setzten ihren Weg zum Bad fort.

Es war nun eine Woche her, seit der dunkle Lord entgültig besiegt worden war und ein geschäftiges Treiben ging in der ganzen Zaubererwelt umher. Sogar die Muggel bekamen von der Freude und der Erleichterung der sonst so im Versteckten lebenden Menschen etwas mit. Amelia Bones hatte sofort reagiert und ihrem Amtskollegen, dem britischen Prime Minister, etwas Hintergrundwissen vermittelt. Dieser hatte daraufhin der Presse bekannt gegeben, dass eine sehr gefährliche Sekte zerschlagen worden ist und das man von nun an ein wenig ruhiger schlafen könne.

Was nun die Zaubererwelt betraf, so feierten die Zauberer und Hexe, welche nicht gerade einige ihrer Angehörigen bedauerten, sehr ausgelassen. Und selbst die, die trauerten gaben sich der Freude hin. Denn dafür hatten ihre Freunde und Liebsten schließlich gekämpft.

Harry lag immer noch im Krankenflügel und hatte gerade seine Hand auf Ginny´s Bauch. Freudentränen liefen über sein lächelndes Gesicht, als er ein weiteres Lebenszeichen seines Sohnes spürte. Gut, Ginny lächelte nicht ganz so stark, denn der kleine Potter war ein sehr lebhaftes Baby, schon jetzt im Mutterleib. Sie würden mit Sicherheit eine Menge Spaß später haben. Und wenn nicht sie, dann ohne Zweifel ... Severus Snape.

Doch alles Gute, wie die Freiheit und die Zurückgezogenheit im Krankenflügel, hatte mal ein Ende und heute hieß es für Harry, zum ersten Mal sich seinen Dämonen, sprich seinen Mitschülern und den anderen Bewohnern im Schloss zu stellen. Oh, wie er dies hasste. Dieses im Mittelpunktstehen, obwohl sie den Sieg nur zusammen erreicht hatten. Harry zog sich seine Schuluniform an, nichts ahnend, was ihn gleich erwarten sollte.

Chris grinste nur, allerdings verzog er immer wenn er zu Harry schaute, keine Miene. Eine halbe Stunde später dann waren alle vier Schüler auf dem Weg zur Großen Halle. Hermine ging ebenfalls geheimnisvoll lächelnd zusammen mit Ginny und Chris schob Harry in seinem Rollstuhl. Denn obwohl der Schwarzhaarige schon einige Schritte laufen konnte, würde ihn das nun Folgende, wie etwaiges langes Stehen, auf Dauer eher schädigen, als nutzen.

Kurz vor der Halle beschlich Harry, der seine Freunde genau beobachtet hatte, allerdings ein ungutes Gefühl und mit Hilfe seiner Drachensinne scannte er den vor ihm liegenden Raum.

„Oh mein Gott nein." Rief der Gryffindor leicht entsetzt und drehte sich zu Chris um.

„Oh doch Harry, da musste du jetzt durch..." Erwiderte der Blonde streng und mit einem Grinsen und im nächsten Moment ging auch schon die Tür zur Halle auf.

Das „meine Rache wird schrecklich sein" von Harry, welches der Schwarzhaarige seinen Freunden zuwarf, ging allerdings in einem tosenden Applaus, welcher ihnen entgegen schoss, unter. Harry konnte nicht glauben was er sah. Die ganze Halle, geschmückt mit den verschiedenen Bannern der fünf Häuser, war voller klatschender Zauberer und Hexe. Es waren die Schüler von Hogwarts in ihren Festroben, der gesamte Lehrkörper, Vertreter der Aurorenverbände aus Deutschland und Frankreich und sogar das Zaubergamot. Sie alle saßen an großen runden Tischen und jubelten. Dann fiel Harry´s Blick auf den Lehrertisch und sein Gesicht wurde noch größer. Denn dort saßen Ministerin Bones, Minister Wilson und einige Zauberer, die Harry nicht kannte. Der schlimmste Punkt in Harry´s Augen allerdings, waren die unzähligen Reporter und Fotographen, die rechts und links an den Wänden der Halle standen und gierig auf ihre Storys warteten.

Schließlich kamen sie an einem großen Tisch, der so ziemlich am mittigsten stand, an und Harry wurden von Ron, seiner gesamten Familie und den Wels begrüßt. Der Schwarzhaarige wollte im nächsten Moment nur noch eins, raus hier. Doch dies schien selbst für ihn als Magier unmöglich zu sein und so sah er hilfensuchend in die Runde.

„Alles wird gut", flüsterte Ginny Harry ins Ohr und drückte sanft seine Hand. Auch Ron und Mrs. Weasley lächelten ihm aufmunternd zu und versuchten Harry das für ihn unangenehme Gefühl mal wieder im Mittelpunkt zu stehen, so erträglich wie möglich zu machen. Denn jeder seiner Freunde wusste, wie sehr Harry dies hasste.

Schließlich erhob sich Ministerin Bones und trat in Begleitung von Professor Dumbledore an ein kleines, erhöht stehendes Podium heran. Sie räusperte sich kurz und begann mit ihrer Rede.

„Liebe Schüler und Lehrer von Hogwarts, werte Gäste und Freunde, sowie auch unsere fleißigen Berichterstatter von der Presse, ich freue mich, dass wir uns alle heute hier aus einem wirklich historischen Anlass, zusammen gefunden haben. Denn, und ich betone es immer wieder mit Erleichterung, Lord Voldemord, dessen dunkle Bedrohung wie das Tuch des Todes über unserem Land und unserer Gemeinschaft lag, ist entgültig besiegt ..."

Die ganze Halle applaudierte laut und einige der Schüler unterstützten ihren Beifall mit lauten Pfiffen. Etwas, das Professor Mc Gonnagal mit einem ihrer, wenn auch etwas schwächer ausfallenden, strengen Blicke bedachte.

„... und auch wenn es letztendlich nur zwei junge Zauberer waren, die im direkten Kampf mit Lord Voldemord standen, so ist es doch ein Verdienst Vieler gewesen, dass unsere Welt einer friedlicheren Zukunft entgegen blickt.

Wir haben uns nun heute hier versammelt, um einerseits den Sieg über das Böse zu feiern und einigen, auch wenn sie es nicht unbedingt verlangen, oder wie in anderen Fällen gehofft haben darum zu kommen, die Anerkennen zu bekunden, welche sie verdienen."

Harry wurde immer kleiner in seinen Rollstuhl, zumal Ministerin Bones beim letzten Satz bewusst zu ihm geschaut hatte und alle Augenpaare der Halle ihr gefolgt waren.

„... Und deshalb möchte ich heute hier ein paar Namen verkünden, die sich neben den vielen Kämpfern in dieser historischen Schlacht, sehr verdient gemacht haben.

„Als Erstes wären da meine beiden Amtskollegen aus Deutschland und Frankreich, Minister Barnabas Wilson und Minister Rafael Defragne. Beide haben trotz der derzeit laufenden Wahlkämpfe in ihren Ländern und der damit verbundenen Gefahr Stimmen zu verlieren, nach ihrem Gewissen gehandelt und uns dringend benötigte Hilfe, in Form von mehreren Aurorenkontingenten, zur Verfügung gestellt. Meine Herren, ... der Dank des britischen Ministeriums sein ihnen gewiss und wenn es nötig sein sollte, meine persönliche Stimme haben sie..."

Die ganze Halle applaudierte erneut und Harry sah, wie sich die beiden älteren Zauberer dankbar verneigten. Danach übernahm wieder Ministerin Bones und fuhr fort.

„ ... Als nächste Person möchte ich jemanden, einen jungen Mann, nennen, bei dem man zu Beginn des Krieges nicht so recht wusste, wo seine Loyalität liegt, da er aufgrund seiner Erziehung seitens seines Vaters einen wirklich schweren Ausgangspunkt für seine Entscheidung hatte. Doch am Ende hat sich dieser Jemand für den richtigen und nicht den leichten Weg entschieden. Sein Name ist Draco Malfoy, ein derzeitiger Schüler des Hauses Slytherin und ich sagen es mit Überzeugung, ich bin Stolz auf das was er getan hat. Denn mit seinem Kampf gegen den dunklen Lord hat er die Ehre und den Namen der Familie Malfoy wieder zum Leuchten gebracht..."

Nun lagen alle Blicke auf dem blonden Slytherin und Harry konnte zwischen die vielen Blitzlichtern der Fotographen erkennen, dass der sonst so blasse Junge einen deutlichen Rotstich im Gesicht hatte. Dann trafen sich ihre Blicke und Harry applaudierte den Bonden ehrlich und mit einem Lächeln zu. Draco nickte dankbar und wurde im nächsten Moment auch schon von einem Reporter zur Seite genommen.

„... ein weiter Name steht auf meiner Liste, meine lieben Freunde und dieser Name steht nicht nur für eine Person, sondern auch für eine ganze Gruppe magischer Wesen, die wir mit Sicherheit in der Vergangenheit falsch beurteilt haben und mit der sich das Ministerium sich Zukunft viel mehr auseinander setzten wird. Die Person, von der ich spreche ist ... Remus Lupin.

Vielen ist er bekannt als Werwolf, oder auch als sehr beliebter Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, hier in Hogwarts, dem mein Vorgänger eine Menge Steine in den Weg gelegt hat. Aber, meine lieben Freunde, Remus Lupin hat uns gezeigt, dass nicht alle Menschen, die an Lycanthrophie leiden, gleichzeitig zu Monstern werden. Nein, viele bleiben Menschen wie du und ich. Und nur drei Tage im Monat sind sie Wesen, die einen besonderen Schutz und unser Verständnis benötigen. Und für seine Verdienst, sowohl in diesem Krieg, als auch im ersten, der von Professor Lupin sehr viele Freunde gefordert hat, haben wir, dass Ministerium und auch das Zaubergamot lange überlegt und sind zu der Überzeugung gekommen, dass Remus Lupin etwas besonderes verdient hat, um glücklich zu werden. Daher wird für ihn das Verbot eine Familie zu gründen aufgehoben...

Harry glaubte seinen Ohren nicht. Remus, der letzte Rumtreiber, sollte endlich das bekommen, was er sich so sehnlichst wünschte... eine Familie, sprich eigene Kinder. Der Schwarzhaarige drehte sich zu Remus um und sah dieser nur geschockt dastand. Es bedurfte mehrerer Küsse und Umarmungen von Tonks, damit sich der Werwolf aus seiner Starre wieder erholte. Dann jedoch versagten die Beine des Werwolfes und er sank weinend auf den Boden.

Sofort waren Tonks und Dumbledore zur Stelle, um ihn zu stützen und der Direktor sagte mit beruhigenden Worten.

„Alles wird gut, Remus."

Professor Lupin sah den alten Zauberer mit feuchten Augen an und nickte sachte. Dann drehte er sich zu Tonks und küsste sie überglücklich vor der gesamten Halle, die nun lauthals applaudierte.

Ministerin Bones hatte in der Zwischenzeit einigen der Reporter, welche die ganze Sache nicht so recht verstanden und skeptisch waren, erklärt, dass es sich hierbei auch um einen Versuch handele, bei dem Chris Heilerwissen zum Einsatz kommen sollte. Harry verstand nur soviel, als dass es sich um eine streng überwachte Kur im Mutterleib handele, die den Virus, der ja schließlich im Erbgut der Werwolfe verankert sei, isolieren und unschädlich machen soll.

Kurz darauf kehrte wieder Ruhe in der Halle ein und Ministerin Bones nahm weitere Auszeichnungen vor. Diese betrafen vereinzelte Schüler, Lehrer und auch viele der Kämpfer unter den Auroren. Des Weiteren sicherte die Ministerin Hogwarts mehr Mittel für die Pflege Magischer Geschöpfe zu, da sie nach Gesprächen mit Dumbledore und Hagrid erfahren hatte, dass auch die Greifen und Kriegseinhörner maßgeblich an der Schlacht beteiligt waren.

Zu guter Letzt übernahm dann Dumbledore die Funktion des Redners und alle Augen waren nun auf den alten Zauberer gerichtet. Harry ahnte, was folgen sollte und wurde zunehmend unruhiger auf seinem Platz.

„So, meine lieben Schüler, Gäste und Freunde, mir wird nun heute die Ehre zu Teil, die beiden letzten Personen und Helden der Nation vorzustellen, auch wenn dies eigentlich nicht mehr nötig sein sollte. Denn diese beiden jungen Männer haben mit ihrem Einsatz, ihrem Leben, den für die Seite des Lichtes so herausragenden Sieg, besiegelt. Und auch wenn die ganze Sache, kurz nach dem Kampfe, anfangs sehr verwirrend schien und aufgrund von mehreren voreiligen Gerüchten, wir eine Menge Arbeit mit der Aufklärung und Richtigstellung der Tatsachen hatte, bitte ich nun Lord Gryffindor- Potter und den Grafen von Schwarzenberg nach vorne."

Harry hatte es befürchtet und eigentlich gehofft, verschont zu bleiben. Doch das Schicksal wollte es anders. Die Zaubererwelt wollte ihren Helden. Auch wenn Harry es nicht verstehen konnte, dass ausgerechnet er dieser sein musste. Doch er straffte sich und seine Haltung und wart gerade im Begriff aufzustehen. Da trat Chris hinter ihn, nahm die Griffe des Rollstuhl und schob Harry langsam zum Podium vor.

„Vertrau mir, Harry", hörte der Schwarzhaarige die Worte seines Freundes im Kopf. Und da dieser plötzlich sehr geheimnisvoll und verschwörerisch klangen, fragte sich Harry, was sein Freund vorhatte.

Am Podium angekommen warfen Ministerin Bones und Dumbledore den Beiden fragende Blicke zu. Ok... Dumbledore ahnte wohl irgendwas, doch er hielt sich zurück. Schließlich wusste er, wie Harry solch einen, wenn auch verdienten, Rummel um seine Person „liebte".

„Werte Gäste...", begann Dumbledore mit einem Lächeln und wachen Augen, „... es ist mir eine Ehre, unseren beiden Helden, im Namen der gesamten Zauberergesellschaft Großbritanniens, ... den Magierstern zu verleihen."

Ein Raunen und zaghaftes Klatschen ging durch die Halle, denn diese Auszeichnung hatte es bis dahin nur zwei, maximal dreimal in der gesamten Geschichte gegeben. Sie war bei weitem wichtiger und seltener, als der Orden des Merlins und bedurfte der einstimmigen Zustimmung des Rates der Zaubereiminister, dem fast über hundert Länder angehörten.

Harry traute seinen Ohren nicht und nahm nur wie durch einen Schleier war, dass Professor Dumbledore, sein Freund und Mentor, ihm den goldenen und mit einem grünen Diamanten verzierten Stern an die Brust steckte. Danach ging Harry´s Blick zu Ginny und seinen Freunden. Sie alle strahlten voller Stolz und sein rothaariger Engel warf ihm einen Kuss zu.

Kurz darauf hatte auch Chris, unter wahnsinnigem Applaus, seine Auszeichnung erhalten und einige Dankesworte gesprochen. Als die Reporter sich dann aber anschickten Harry mit ihren Fragen zu bombardieren und all die Regeln der zivilisierten Konversation über den Haufen warfen, wurde der Schwarzhaarige leicht nervös und es stieg auch eine gewisse Wut in ihm auf. Wieso konnten, nein wollten diese Leute nicht verstehen, dass nicht er allein den Sieg gebracht hatte. Wo waren jetzt plötzlich all die anderen Kämpfer. Die Reporter hatte sie scheinbar völlig vergessen und sahen nur noch ihm, Harry Potter.

Bevor aber irgendein Reporter weitere Fragen stellen konnte, und damit Harry noch mehr reizte, spürte der Schwarzhaarige, dass ihn von hinten ein Energiestrahl traf, er sackte in seinem Rollstuhl zusammen und es wurde plötzlich dunkel um ihn herum ...