Kapitel 92

Harry erzählte seinen Freunden noch am selben Tag von Snape´s Buch und kümmerte sich dann seine Unterrichtsvorbereitungen. Schließlich wollte er sich ein Beispiel an Remus nehmen und machte sich daher für seine Drittklässler auf die Suche nach einem Irrwicht. Der Direktor hatte seinem Juniorlehrer verraten, dass ein ziemlich verwegener, kleiner Kerl dieser Gattung, in der Nähe der Küche sein Unwesen trieb.

Den Gestaltenwandler hatte Harry dann auch, nach gut zwei Stunden, in seiner Gewalt und so war er nun damit beschäftig Ginny zu suchen. Seine Freundin erwischte der Gryffindor dann schließlich im Gemeinschaftsraum auf ihrer beider Lieblingssessel. Harry setzte sich neben sie und kuschelte sich ganz eng an seine Liebste.

Ginny lächelte zurück und drückte Harry einen Kuss auf den Mund. „Ich liebe dich", flüsterte Harry ihr ins Ohr und schaute sich kurz im Raum um. Als er niemanden weiter sah und versuchte seine Hand unter Ginny´s T-Shirt zu schieben blockte der Rotschopf aber plötzlich ab und stand auf.

„Nicht jetzt Harry, ich muss noch mal schnell nach dem Baby schauen."

Harry starrte auf den Punkt, wo eben noch seine Freundin gestanden hatte und sein Gesicht verfinsterte sich. Dann entfuhr seinem Mund ein leicht genervtes Stöhnen und er ging schnellen Schrittes aus dem Gemeinschaftsraum. Was Harry dabei nicht sah, war der Schatten, welcher oben auf der Brüstung zu den Jungenschlafräumen stand und die ganze Sache beobachtet hatte.

Die nächsten Tage waren für Harry die dann wohl anstrengendsten, die er bis dahin erlebt hatte. Immer öfter trafen Briefe von Molly ein. Denn Ginny´s Mum schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, sich ein wenig um die Hochzeitsvorbereitungen zu kümmern. So bekam Harry nun mit einem Male Post von sämtlichen Hochzeitsausstattern, Blumenläden und Juwelieren.

Was nun das Schulleben anging, so normalisierte es sich ein wenig und auch die Austauschschüler und Schülerinnen schienen sich so gut eingelebt zu haben, dass sie anfangen konnten sich auch um Dinge, die außerhalb des Unterrichts lagen, zu kümmern. Einige Jungen versuchten in die verschiedenen Hausmannschaften zu kommen und die unsere lateinamerikanischen Schönheiten brachten daher ihre vollen Reize zur Geltung und verursachten dabei eine Menge langer Zungen. Chris meinte dabei immer, es läge in ihrem Temperament. Harry hingegen hatte damit eher so seine Probleme.

Ihr Anführer bei diesen Aktivitäten war übrigens Esmeralda, das anfangs so schüchterne Mädchen, welches Harry aus dem Hogwartsexpress her kannte. Die Schwarzhaarige Schönheit schien es vor allem auf einen gewissen Slytherin abgesehen zu haben und Harry hoffte, dass dies nicht früher oder später zu einer Katastrophe führte.

Dann wiederum zeigte ihm, da er sich selbst so seine Gedanken machte, dass ihm etwas fehlte. Etwas, an das sich der junge Magier gewöhnt hatte und das er nun sehr vermisste. Es jemanden sagen, dass konnte Harry allerdings nicht. Er würde sich regelrecht lächerlich vorkommen.

So ging Harry mit festen Schritten, und nach einer weiteren Abfuhr seitens Ginny´s, mit leicht schlechter Laune in die Turnhalle. Dort stemmte er erst einmal Gewicht. Denn er musste unbedingt Energie abbauen. Eine Stunde später dann betrat der Schwarzhaarige völlig verschwitzt die Dusche. Schnell entledigte er sich seiner Sache und trat unter das munter prasselnde Nass.

Oh wie gut dies tat, dachte Harry und entspannte sich merklich, als ihn die erste Ladung aus dem Duschstrahl traf. Es fühlte sich einfach herrlich an, wie das Wasser seinen Körper umspülte, den Schweiß von seiner Haut wusch und die Schmerzen des Trainings linderte. Es war fast so, als würde Ginny sanft seinen Körper streicheln.

Und plötzlich war er da wieder, der Gedanke an Ginny und ihren Körper. Den Körper, welchen Harry zur Zeit so schmerzlich vermisste. Wieso konnte er nicht einfach an was anderes denken ? Der Schwarzhaarige sah sie genau vor sich, ihr rotes, wallendes Haar, ihr engelsgleiches Gesicht und die kleinen, festen Brüste.

Langsam und unaufhaltsam begannen Harry´s Gedanken zu kreisen und seine Hand bewegte sich Richtung tieferer Regionen. Viel zu erregend waren die Bilder vor seinem geistigen Auge, als dass er die Hand aufhalten konnte. Geschickt umschloss sie seine mehr als schmerzvoll pochende Erektion und begann langsam vor und zurück zu wandern. Harry war der Realität entrückt und hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Ein Ziel von dem ihn nichts, aber auch gar nichts abbringen konnte. Außer vielleicht ?

„Noch zwei mal vor und zurück und du zerschießt mir die teuren Wandfliesen."

„Arghh... Scheiße", waren die einzigsten Worte, die Harry herausbrachte, bevor er knallrot anlief, fast auf den nassen Fliesen wegrutschte und in das von Ohr zu Ohr grinsende Gesicht seines blonden Freundes sah. Sofort wollte er seine Blöße bedecken, es war ja schließlich ein Unterschied, ob man ihn so oder soooo sah. Doch dies rief nur ein weiteres lachen bei Chris hervor. Harry wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Deshalb starrte er seinen Freund erst mal an.

„Nun guck nicht so Harry, ist doch kein Weltuntergang. Wenn Professor Mc Gonnagal reingekommen wäre, ja dann würde ich mir echte Sorgen machen und mich vielleicht mit Selbstmordgedanken tragen. Aber so..."

„Idiot", war das einzigste, was Harry auf diese Bemerkung und mit seinem roten Kopf zustande brachte. Als Chris dann aber meinte, ob es doch vielleicht besser wäre, wenn Ginny käme und sich das Gesicht von Harry eher verfinsterte, als das es erstrahlte, da schien der Blonde plötzlich etwas zu ahnen. Er schaltete einen Gang zurück, warf Harry ein Handtuch hin und versiegelte die Tür. Harry fragte sich, was dies solle, doch Chris meinte nur, es ist Zeit für ein gemeinsames Bad und dass heute mal nicht Ginny sein Gesprächspartner sei, sondern Harry.

Der Schwarzhaarige sah den blonden Magier perplex an, doch tief im Innersten wusste er, dass dies seine Chance sei. Rasch nahm er das Handtuch und ging hinüber zum Becken, wo Chris schon ins schnell eingelassene, warme Wasser geglitten war.

„Also Harry, was ist los ? Und komm mir nicht damit, dass da nichts ist. Ich bin dein Freund und Heiler und kann es genau spüren. Außerdem habe ich Augen im Kopf."

Harry starrte seinen blonden Freund und merkte, dass er da heute nicht so leicht heraus kam. Deshalb atmete Harry noch mal tief durch, fixierte einen Punkt über der riesigen Wanne und begann.

„Ach es ist nicht so einfach Chris. Es ist die Schule, die Hochzeit und all die anderen Dinge, die mir derzeit Sorgen bereiten."

Chris sah Harry mit aufmerksamen Augen an und machte mit seiner Hand eine Geste, die sagte, er solle weiter reden. Als aber nichts kam blickte der Blonde seinen Freund leicht vorwurfsvoll an.

„Harry, da ist noch etwas mehr, Und wie es aussieht ist genau dieses Etwas dein größtes Problem. Darf ich kurz raten ? Es ist Ginny und ihre derzeitige Art und Weise."

„Nein", rief Harry entsetzt, doch schon im nächsten Moment machte der Schwarzhaarige ein ertapptes Gesicht. Chris musterte seinen Freund genau und sagte es dem Schwarzhaarigen unverblümt ins Gesicht.

„Es ist aber nicht eure Liebe, habe ich recht ? Denn die, so glaube ich, könnte niemand zerstören. Es geht mehr um Sex. Ginny läst dich, wenn ich es jetzt mal salopp sage, noch nicht wieder ran."

Harry verschluckte sich am Badewasser, da er unter den Worten seines Freundes immer tiefer ins Wasser getaucht war. Mit stark gereiztem Husten, richtete sich der Gryffindor auf und sah den Blonden entsetzt an.

„Woher ?", wollte Harry fragen, doch Chris, von dem Harry jetzt erwartet hätte, dass er irgendeinen Witz machte, blieb gelassen.

„Woher ich das weiß, Harry ? Ach komm schon, ich sehe doch wie du Ginny hinterher schaust. Es erinnert an einen sehr hungrigen Wolf. Dann wiederum ihre Reaktionen und Ausflüchte auf deine Berührungen hin. Es ist mehr als nur offensichtlich. Und dann, und hier kommen meine persönlichen Beobachtungen ins Spiel ist es doch Monate her, dass du wie ein Fünfzehnjähriger unter der Dusche standest und so mit dem Palmenwedel beschäftigst warst, dass du nicht mal bemerkt hast, wenn jemand den Raum betritt."

Harry war nun knallrot und wollte eigentlich nur noch aus dem Wasser hier raus. War es denn wirklich so schlimm ? Und war es, wenn schon Chris sich Sorgen machte, auch anderen aufgefallen ? Mein Gott, dachte Harry, wie sollte er jemals wieder Hermine oder einem anderen Mädchen unter die Augen treten ?

Chris allerdings lächelte nur vor sich hin und meinte, dass Harry seiner Liebsten Zeit geben muss. Ginny sei jetzt eine junge Mutter, die wohl sehr stark nach ihrer eigenen kommt und habe ihre Prioritäten neu gesteckt. Dann verriet er Harry noch, dass es ihm nicht anders erging und danach beschlossen beide, dieses Thema erst einmal ruhen zu lassen.

Sie lagen fast zwanzig Minuten ruhig im Wasser, als Harry plötzlich hochfuhr und seinen blonden Freund mit großen Augen ansah.

„Ach verdammt Chris, das hatte ich ja völlig vergessen. Wir haben ein Problem."

„Ein Problem ?", fragte Chris und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht.

„Hmm, na ja eigentlich hast nur noch du das Problem, da ich ein wenig voreilig war."

Nun sag schon, Harry", fiel Chris seinem Freund ungeduldig ins Wort. Da er rein gar nichts verstand, bei Harry´s versuchen sich zu entschuldigen.

„Nun, Chris, es geht um unsere Trauzeugen. Du weißt schon, die Personen, die wir mit zum Altar bitten müssen..."

„Harry, ich weiß was Trauzeugen sind. Ich hatte sogar schon wen im Sinn." Erwiderte Chris.

„Wen ?"

„Nun, ich dachte da an Steve und Neville."

Daraufhin verdunkelte sich das Gesicht von Harry und er sah seinen Freund mit leicht unsicher an.

„Siehst du Chris und da haben wir schon unser Problem. Du kannst weder deinen alten Freund darum bitten, noch steht dir Neville zur Verfügung, da ich ihn schon gefragt habe."

Chris schien zu überlegen und fragte,

„Ja Ok, das mit Neville versteh ich ja, aber wieso kann Steve nicht mein Trauzeuge sein ?"

Harry atmete tief durch, trocknete schnell seine recht Hand ab und konzentrierte sich auf etwas. Chris sah ihn etwas verwundert an und seine Augen wurden noch größer, als plötzlich eine dickes, reich verziertes Buch in den Händen des Schwarzhaarigen auftauchte.

„Deshalb Chris..." sagte Harry leicht sauer und drückte Chris das Manuskript in die Hand. „Es ist mal wieder so eine alte, bescheuerte Regel der reinblütigen Zauberer, die das Protokoll für adlige Hochzeiten aufgestellt haben. Und eine Regel darin besagt, dass die sich liebenden Brautleute im Zuge der Traditionen und zur Wahrung der magischen Ehre als ihre Zeugen weder Familienmitglieder, noch Personen die sehr viel älter als sie sind und auf gar keinem Fall muggelstämmige Zauberer und Hexe, berufen dürfen."

Der Blonde sah Harry mit nachdenklicher Miene an und wollte schon sagen, dass dies doch nicht wirklich ein Problem darstellen sollte. Doch Harry war noch nicht fertig. Der Schwarzhaarige hob seine Hand und sprach weiter.

„Und dies ist nicht die einzigste bescheuerte Regel. Nein, wir müssen jetzt auch noch für jedes Paar vier Trauzeugen finden, zwei für die Braut und zwei für den Bräutigam."

Nun runzelte der Blonde doch ein wenig die Stirn und schien voll und ganz in seine Gedanken zu versinken. Harry tat es ihm gleich und überlegte, wenn er wohl noch alle Fragen konnte. Es sollten ja schließlich auch Personen sein, mit denen ihn etwas verband. So wie mit Neville, der ja ein sehr guter Freund über all die Jahre geworden war.

„Weißt du was Harry ? Ich denke, wir sollten dies in aller Ruhe und bei einem Gläschen Wein mit unseren Liebsten besprechen."

Harry schaute seinen Freund mit einem Lächeln an und fragte nur kurz, „Wein" ?

„Ja Wein, mein Lieber und zwar einen sehr guten kalifornischen, den ich auch zur Hochzeit reichen wollte. Kürbissaft wird doch auf Dauer langweilig und verklebt nur die Samenstränge. Ach und wo wir gerade beim Thema wären ? Könntest du mir und Hermine am nächsten Wochenende einen kleinen Gefallen tun ?"

„Gefallen ? Natürlich Chris, was immer du wünscht." Erwiderte Harry mit gespannter Miene.

„Ok Harry, es geht nämlich darum, dass nächste Woche der neunzehnte September ist und ich Hermine an ihrem Geburtstag nach London ausführen will. Zuerst geht es zu Madame Malkine, um einiges für ihr Kleid abzusprechen und danach in eines der besten italienischen Restaurants am Platze."

„Ihr Geburtstag ja klar. Wieso muss ich eigentlich jedes Mal daran erinnert werden ? Verdammt Potter, sie ist deine beste Freundin."

Chris musste über das leise Fluchen seines Freundes schmunzeln. Harry hingegen kam aber plötzlich was anderes in den Sinn und er fragte, wieso denn Elona und Trexus nicht auf den kleinen Nicolas aufpassten. Chris begann zu lächeln über die Aufmerksamkeit seines Freundes und antwortete.

„Nun Harry, im Prinzip würden es unsere beiden kleinen Freunde mit Eifer machen. Doch ausgerechnet an diesem Wochenende haben beide drei Tage Urlaub erbeten, da ihre zwei Söhne zu irgendeinem Art Ritual eingeladen worden sind. Es geht dabei wohl um so etwas wie eine Prüfung, damit sie die ersten Stufen der Elfenmagie nutzen dürfen. Ich denke es ist so ähnlich wie unsere ZAG´s."

Harry schaute seinen Freund überrascht an und verstand, dass Chris, der Trexus nun mal mehr wie einen Freund sah und nicht als Diener, dem kleinen Kerl dieses Ereignis nicht verderben wollte. Deshalb nickte Harry kurz und Chris lächelte dankbar zurück. Kurz darauf beendeten beide Magier ihr Bad und machten sich auf den Weg zu ihren Freundinnen.