Kapitel 94

Wieder vergingen einige Tage, in denen zum Einen die Vorbereitungen für die Hochzeit vorangetrieben wurden. Und dann wiederum Harry zuschauen musste, wie Ron von seiner Mutter zuerst heruntergeputzt und danach kräftig umarmt wurde.

Sein bester Freund hatte nämlich mit seinem Heiratsantrag in einer Kurzschlussreaktion gehandelt und niemanden wirklich über seine Pläne informiert. Allerdings war Molly eine Frau, der das Glück ihrer Kinder über alles ging und als ihr Mann Arthur ihr versicherte, dass eine Hochzeit das Beste sei, schaltete sie sofort in Heiratsplanermodus und formte im Hinterkopf, neben Ginny und Harry´s Fest, schon die nächste Familienzusammenführung.

Harry konnte immer noch nicht glauben, was für eine Kondition seine baldige Schwiegermutter besaß und versuchte ihr so viel wie nur möglich, oder besser gesagt, wie man ihm zugestand, von ihren Schultern zu nehmen.

Heute nun war es die Anprobe seines Anzuges, den Madame Malkine schneiderte und den die ältere Frau mit samt ihren Arbeitsgeräten nach Hogwarts gebracht hatte.

Es dämmerte schon leicht und Harry war ein bisschen neben dem Wind, als er sich auf den Weg zum Abendessen machte. Denn noch vor wenigen Minuten hatte er sich doch tatsächlich mit der Schneiderin etwas angelegt, als sie darauf bestand, nicht eine Galeone von ihm zu akzeptieren. Aber allein das Hochzeitskleid für Ginny musste nach Harrys Wissen ein Vermögen kosten und da kam dies natürlich überhaupt nicht in Frage. Er wollte es nicht geschenkt bekommen, nur weil er berühmt war. Er hatte schließlich genug Geld, dass er liebend gern für seine Freundin ausgab.

Die Diskussion hatte schließlich solche Ausmaße angenommen, dass sogar Dumbledore ins Lehrerzimmer, welches für die Anprobe genutzt wurde, geeilt war, da er dachte, jemand sein angegriffen worden. Letztendlich war es dann dem alten Zauberer zu verdanken, dass die beiden Streithähne ein wenig zurück schalteten. Sicher konnte zu einer anderen Lösung kommen. Eine, die Harry sein Gold loswerden ließ und auf der anderen Seite auch Madame Malkine zufrieden stimmte.

Man einigte sich letztendlich darauf, dass alle Kosten und Rechnungen, welche die Hochzeit aufwarf, und Harry wusste insgeheim, dass die der alten Schneiderin nicht die einzigste bleiben würde, bezahl werden würde. Allerdings war man übereingekommen, dass das Gold kurz darauf an das St. Mungos ging oder an eines der vom Ministerium neu eingerichteten Waisenhäuser.

Doch wie gesagt, der kleine Disput lag einige Minuten zurück und Harry war mal wieder in Eile. Kurz vor der Großen Halle stoppte der Schwarzhaarige allerdings als ihm Chantal Long aufgelöst entgegen kam. Harry fragte sofort, was ihr fehlte und die Ravenclaw mit ihren auberginefarbenen Haaren schluchzte.

„Oh Harry, es ist Blaise. Er will mich nicht sehen, ist völlig aufgelöst und in Richtung Astronomieturm gerannt."

Harry schaute das Mädchen überrascht an und versprach ihr, nach dem Slytherin zu schauen. Chantal sah hoffnungsvoll auf und bedankte sich mit einem leichten Kuss auf die Wange. Dann lief sie los in Richtung Turm und Harry disapparierte.

Es landete schließlich lautlos auf der Astronomieplattform und hielt nach Blaise Ausschau. Harry erblickte den Slytherin genau in dem Moment, wo dieser ganz nah am Abgrund stand und in die Tiefe starrte.

„Blaise tue es nicht. Bitte spring nicht da runter", rief der Gryffindor besorgt und mit nicht all zu lauter Stimme. Er wollte seinen Freund ja schließlich nicht erschrecken und ein Unglück verursachen. Doch der Halbvampir drehte sich nur um und sagte grinsend mit einer Mischung aus Sarkasmus und Verlorenheit.

„Bringt ja auch nichts, Harry. Ich lande ja eh nur wieder, wie eine Katze auf meinen Beinen. Hab´s nämlich schon versucht."

Harry schaute den schwarzhaarigen Slytherin mit weiten Augen an, bevor dieser von der Brüstung zurück trat und auf Harry zukam. Der Magier betrachtete den Jungen vor sich genau und stellte entsetzt fest, wie schlecht er aussah. Dann beschwor Harry zwei Stühle und bat Blaise sich zu setzen. Sein Freund kam der Bitte nach und wartete darauf, dass Harry seine Fragen stellte.

Diese kam dann auch sofort und Blaise Gesicht wurde ein wenig ängstlich, als der Gryffindor wissen wollte, warum er Chantal ausschloss und versuchte sich umzubringen.

Auf die Frage des Selbstmordes hin, wehrte sich der Slytherin energisch. Er sei schließlich kein Feigling. Doch was Chantal betraf, da bekam Blaise plötzlich Tränen in die Augen und dies überrascht Harry nun wirklich.

„Weißt du Harry, ich hätte nie gedacht, dass mir dies passieren könnte. Ich liebe Chantal mehr als mein Leben und doch... doch war ich nicht stark genug diesem... diesem Mädchen zu wiederstehen."

Harry horchte leicht schockiert auf und fragte vorsichtig, was passiert sei. Schließlich war die Liebe zwischen Chantal und Blaise das Offensichtlichste gewesen, was es gab. Und niemand, so glaubte Harry, könne diese Liebe jemals zerstören. Blaise schluchzte noch einmal schmerzhaft und begann zu erzählen.

„Es ging gleich nach dem Beginn des Schuljahres los, da wurde ich von dieser Brasilianerin angesprochen. Du weißt schon, diese Esmeralda. Und obwohl ich ihr von Anfang an klar gemacht habe, dass ich nicht an ihr interessiert sei, ließ sie nicht locker. Immer wieder bekam ich Liebesbriefe und wenn ich mal allein unterwegs war, dann lief sie mir per Zufall über den Weg und dies in Klamotten, die jenseits von Gut und Böse waren.

Bis dahin konnte ich mich immer zusammenreißen und ihr irgendwie entfliehen. Doch heute nun, ich war vorhin auf dem Weg zu Poppy, da mein Blut mal wieder untersucht werden sollte, da stellte sich mir dieses Mädchen wieder in den Weg und es geschah."

„Was ?", fragte Harry dazwischen und Blaise schaute plötzlich extrem schuldig.

„Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich sah plötzlich nur noch ihren Mund, ihre Lippen und ihren Körper. Es war... war... ich kann es nicht beschreiben. Ihr ganzer Körper schien nach mir zu schreien und es tat weh, als ich versuchte mich ihr zu entziehen. Dann drückte sie mir ihre Lippen auf den Mund und mein Blut begann zu Kochen. Oh... diese Schmerzen, mein ganzer Körper schien zu brennen und all meine Gedanken versuchten sich an Chantal zu klammern. Ich wollte sie nicht verlieren, ihr nicht weh tun und doch übernahm das Tier in mir."

Harry schaute den Slytherin mit nachdenklichem Gesicht an und versuchte zu verstehen, was geschehen war. Doch bevor er weiterdenken konnte, kam ihm eine weitere Frage in den Sinn und er stellte sie etwas unsicher an den schwarzhaarigen Jungen vor sich.

„Und Blaise sei ehrlich, hast du Chantal betrogen ? Ich meine, hattet ihr Sex ?"

Der Slytherin schaute zu Harry auf und in seinem Gesicht war plötzlich Furcht und Angst zu sehen. Etwas, dass Harry das Schlimmste annehmen ließ. Bevor der Gryffindor aber auf die falschen Gedanken kam, sagte Blaise.

„Nein Harry, bei Merlin nein, hatten wir nicht. Doch... aber... doch ich habe etwas anderes, in meinen Augen weitaus schrecklicheres getan. Etwas, wofür ich mich wohl niemals wieder im Spiegel betrachten kann."

Nun bekam Harry es ein wenig mit der Angst zu tun. Was hatte Blaise denn nur getan ?

„Harry, als Esmeralda anfing meine Hose zu öffnen und ihre Hände wie Feuer auf meiner Haut brannten, da wurde auch der innere Schmerz immer größer. Das Letzte woran ich mich dann noch erinnern kann ist, dass ich sie plötzlich wütend von mir stieß, meine Augen rot sahen und ich ihr im wahrsten Sinne des Wortes, die Zähne gezeigt habe.

Harry, ich habe noch nie jemanden gesehen, der solche Panik vor mir hatte. Das Mädchen ist leichenblass geworden und ihre Hose hat mit Sicherheit auch was abgekriegt. Verstehst du, was ich meine, Harry. Es war wie ein Angriff auf sie und ich weiß nicht, ob ich jemals wieder jemanden in die Augen schauen kann. Ob es nicht wieder passiert und noch schlimmer... ob ich je wieder Chantal in die Augen schauen kann."

Harry war geschockt von dem was er hörte und bekam nur am Rande ein Geräusch von seiner Rechten her mit. Was sollte er machen ? Wie konnte er Blaise nur helfen ? Doch bevor der Schwarzhaarige sich weitere Gedanken um den Slytherin machen konnte, hatten sich um den nun am Boden kauernden Jungen zwei zarte Mädchenarme geschlungen.

Harry schaute überrascht in Chantals tränengerötetes Gesicht. Scheinbar hatte sie alles mit angehörte und Harry bedeutete ihr, sich um ihren Freund zu kümmern. Was die beiden nach einem langen Kuss besprachen, dass bekam Harry nicht mehr so ganz mit. Er war leise und vorsichtig immer weiter gen Tür gegangen und das Letzte was er sah war, dass Chantal Blaise immer fester hielt und bemüht war, seine Fluchtversuche zu vereiteln. Sie hatte nicht vor ihn gehen zu lassen. Nicht, wenn er sie so wahrhaft liebte.

Ein lautes Knurren erschallte in den Gängen von Hogwarts und Harry rieb sich seinen Bauch. Die Sache mit Blaise hatte ihn doch tatsächlich von seinem Weg zum Abendessen abgehalten. Als Harry allerdings die Große Halle betrat, fiel ihm sofort der Tumult am Lehrertisch auf und auch dass nur wenige Sekunden, nachdem man ihn in der Hallentür bemerkt hatte, Dumbledore auf ihn zukam.

„Harry, hast du Mr. Zabini gesehen ?" Fragte der Direktor und Harry nickte kurz.

„Und wo ist er ? Wir müssen sehr dringend mit ihm sprechen."

„Warum ?", fragte Harry und wurde im nächsten Moment von einem lauten Schluchzer abgelenkt. Er schaute suchend Dumbledore über die Schulter und erblickte Esmeralda, die laut weinte und von mehreren Lehrern getröstet werden musste.

„Was ist mit ihr geschehen ?" Fragte der Schwarzhaarige und bekam ein ungutes Gefühl. Dumbledore´s Gesicht schien plötzlich um einige Jahre gealtert zu sein und die sonst so leuchtend blau funkelnden Augen wurden traurig.

„Oh Harry, es ist wirklich eine unangenehme Sache. Etwas, dass ich gehofft hatte, nie in Hogwarts erleben zu müssen. Aber offensichtlich hat in Mr. Zabini das Tier sein Recht eingefordert. Miss Gonzales kam vor wenigen Minuten, kurz nach Beginn des Abendmahles, in die Große Halle gerannt und hat weinend und total aufgelöst angegeben, dass Mr. Zabini sie zuerst sexuell belästigt hat und dann sogar versuchte, sie zu beißen."

„SIE HAT WAS ?", schrie Harry in die Halle und jeder Laut erstarb. Und dies nicht nur wegen der Lautstärke des Magiers, sondern auch, weil seine Stimme sehr wütend klang. Viele der Schüler dachten wahrscheinlich, dass diese Wut Blaise galt, denn sie kannten ja nicht die Geschichte, die Harry schon gehört hatte und der Schwarzhaarige eher geneigt war, zu glauben.

Der Magier ging schnellen Schrittes auf das brasilianische Mädchen zu und suchte zeitgleich mit einem Auge nach Chris. Der Blonde saß am Gryffindortisch und beobachtete die Sache mit sehr ernstem Blick.

„Chris...", fragte Harry forsch über ihre mentale Verbindung und sein Freund schaute auf. „... kannst du irgendwelche Anzeichen bei Esmeralda erkennen, die als Beweis für ihre Geschichte dienen könnten?"

„Warum ?", fragte der Blonde irritiert zurück. Doch Harry wiederholte nur kurz seine Bitte, allerdings mit einem gewissen Nachdruck. Chris zuckte dabei regelrecht zusammen und untersuchte danach Esmeralda kurz mit seinem Heilerblick.

Als er aber nichts Außergewöhnliches, mal abgesehen vom leicht schmutzig-feuchten Unterhöschen, finden konnte, runzelte der Magier die Stirn. Das darauf folgende Kopfschütteln reichte Harry, der mittlerweile Esmeralda erreicht hatte, aus und er sah das Mädchen von oben bis unten an.

„Was genau hat Blaise denn nun getan ?" Fragte Harry und dies in einem Ton, der zum einen Esmeralda zusammenzucken ließ und auf der anderen Seite ein empörtes Gesicht von Professor Mc Gonnagal hervorrief.

„Mr. Potter, ich denke nicht, dass Miss Gonzales die Geschichte noch einmal erzählen sollte. Sie muss sich erst mal beruhigen." Sagte die alte Hexe und legte sanft ihre Hand auf die Schulter des Mädchens. Harry unterbrach seine Lehrerin jedoch sofort wieder.

„Oh doch, Professor, sie wird..." Fuhr Harry seine Hauslehrerin an. „ Sie wird MIR direkt ins Gesicht sehen und MIR alles sagen, damit ich die richtigen Schritte unternehmen kann."

Die ganze Halle ächzte plötzlich auf, denn so hatten sie Harry noch nie mit seiner Hauslehrerin sprechen gehört. Mc Gonnagal selbst schien so überrascht zu sein, dass selbst das leise „Warum ?", von Dumbledore sie nicht aus ihren Schock zurück holte.

Esmeralda sah den Schwarzhaarigen mit großen Augen an und im nächsten Moment kam ein neuer Beleid suchender Schwall Tränen hervor geschossen. Harry blieb davon jedoch unbeeindruckt und schaute nochmals an der Brasilianerin herunter. Dabei blieb sein Blick plötzlich an einem kleinen Medaillon hängen und sein Drachengeruchssinn nahm einen sehr ungewöhnlichen Duft wahr. Esmeralda bemerkte Harrys Zögern und griff nach dem Anhänger, um ihn zu verbergen.

Doch Harry war schneller, stoppte ihre Hand und riss mit einem Ruck das Medaillon von ihrem Hals. Auch dieses ließ die Halle wieder etwas lauter werden und sogar Dumbledore schien dieses Mal nicht mit Harrys Aktion zufrieden zu sein. Er wollte den Schwarzhaarigen zu etwas mehr Fingerspitzengefühl ermahnen, doch Harry hob nur, während er intensiv an dem Anhänger roch, die Hand. Sein Blick wurde immer dunkler und mit lauter, zunehmend wütend werdender Stimme sagte er.

„Du kleines, mieses Miststück, hast du überhaupt eine Ahnung wie niederträchtig und gefährlich dein Handeln war ? Mir fehlen die Worte und alles was ich will ist, dass du mir aus den Augen gehst."

„HARRY", riefen Dumbledore und Ginny, beide über den Ausbruch ihres Freundes entsetzt. Denn Esmeralda jammerte plötzlich noch lauter und dies rief zusätzlich auch Professor Mc Gonnagal auf den Plan.

„Mr. Potter, reißen sie sich zusammen und schreien sie das arme Kind nicht so an."

Doch Harry stoppte auch seine Hauslehrerin mit einem finsteren Blick.

„Nein, Professor, denn das, was sie getan hat ist nicht zu entschuldigen."

„Was hat sie denn getan ?" Fragte nun Dumbledore überrascht und sah nachdenklich erst auf Esmeralda und dann auf das Medaillon in Harrys Hand. Der Schwarzhaarige konnte sich allerdings nicht ganz so schnell beruhigen und dem zur Folge war seine Stimme beim nächsten Satz immer noch lauter, als normal.

„Was sie getan hat ? Was sie getan hat ? Sie hat Blaise, laut seinen Angabe, seit Beginn des Jahres nachgestellt und dies, obwohl der Slytherin ihr klar gemacht hat, dass er keinerlei Interesse an ihrer Person besitzt."

„Ich verstehe aber nicht ganz, Harry, warum du so wütend bist ?", sagte Dumbledore überrascht. „ Ich meine, dies ist doch eine Sache zwischen den beiden und nicht etwas, dass man in der Großen Halle diskutiert."

„Nun Professor, dann werde ich es ihnen mal kurz erklären." Sagte Harry mit kalter Stimme, den Blick nicht von Esmeralda nehmend. „Denn ich möchte nicht, dass Blaise in Zukunft schief angesehen wird. Es ist nämlich so, dass unsere liebe Miss Gonzales es von Zuhause gewöhnt zu seien scheint, alles zu bekommen. Und da es diesmal nicht nach ihrem Willen ging, hat sie in ihrer Verblendung zu einer sehr alten Methode der Verführung gegriffen, die so verwerflich ist, dass man sie schon vor über hundert Jahren verboten wurde."

„Welche Methode ?", fragte Mc Gonnagal und ihre Sorge um Esmeralda schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

„Diese hier, Professor..." Sagte Harry wütend und hielt das Medaillon hoch. „Es sind getrocknete Veelatränen und sie wirken als eines der stärksten Aphrodisiakum, welches der Planet kennt. Jede männliche menschliche Person erliegt den Tränen in Sekunden und es gibt keine Gegenmittel."

„Ja, aber Mr. Zabini...", versuchte die stellvertretende Direktorin einzuwerfen.

„Mr. Zabini, ich meine Blaise, ist nur noch ein halber Mensch, biologisch gesehen, um nicht abwertend zu klingen. Außerdem ist seine Liebe zu Chantal so stark, dass er es geschafft hat, sich gegen die Wirkung der Tränen zu sträuben. Allerdings war die Art und Weise eine sehr schmerzhafte und gefährliche Angelegenheit. Denn sein Herz und sein Verstand musste über seinen Körper, mit all den Urinstinkten, siegen."

„Bei Merlin", kam es geschockt von Professor Mc Gonnagal und Harry legte nach.

„Das können sie laut sagen, Professor. Denn sie haben keine Ahnung, wie gefährlich dieser Kampf in Wirklichkeit für beide war. Blaise hätte an Überlastung seiner Vitalfunktionen sterben können und Esmeralda selbst, kann von Glück reden, dass in unserem Freund der Nacht die Menschlichkeit die Oberhand behalten hat. Jeder andere Vampir hätte Miss Gonzales die Kehle zerfetzt."

Die ganze Halle brach nach dieser Aussage in Tumult aus, den Dumbledore jedoch mit ein paar gezielten Lichtblitzen wieder beruhigte. Danach fragte der Direktor etwas verunsichert, wie man nun aber weiter verfahren sollte. Harry sah nachdenklich auf das Mädchen vor sich und sagte dann mit kalter Stimme.

„Nun Albus, ich denke, wir sollten Miss Gonzales eine Stunde Zeit geben, damit sie ihre Sachen packen kann. Sie hat in schlimmster Art und Weise nicht nur die Schulregeln, sondern auch die Gesetzte unseres Landes gebrochen."

„WAS ?", rief Esmeralda empört und funkelte Harry an. „Wie kannst du es wagen ? Hast du eine Ahnung, wer mein Vater ist ? Er wird dich zur Verantwortung ziehen."

Harry blieb bei diesem Ausbruch jedoch unbeeindruckt. Er sah an Esmeralda runter und sagte mit schneidender Stimme.

„Natürlich weiß ich, wer dein Dad ist. Doch die Frage sollte doch eher sein. Möchtest du einfach so zurück zu ihm und selbst den Grund für deine Ausweisung mitteilen. Oder soll ich es persönlich tun, mit ein wenig Rückenhalt von meinen Freunden ?"

Dieser Satz verunsicherte die Brasilianerin zunehmender Weise, denn sie hatte wohl gedacht, Harry würde vor dem brasilianischen Minister für Zauberei Angst haben.

Auch Dumbledore schien von Harrys Verhalten beeindruckt zu sein und nach einer kurzen Rücksprachen mit seinen Lehrern wurde die Ausreise von Esmeralda beschlossen. Sie hatte eine Stunde, um sich zu verabschieden und sich auf die Reise nach Brasilien, per Portschlüssel, vorzubereiten. Die gesamte Schülerschaft war geschockt über den Verlauf der Ereignisse gewesen und eine Menge Gerüchte begannen zu köcheln.

Es war dann schließlich fast Zehn, als die Brasilianerin, bepackt mit ihren Klamotten, wieder die Große Halle betrat und vom Großteil der Schülerschaft mit bitterbösen und sogar angewiderten Blicken bedacht wurde. Viele konnten und wollten ihr Handeln nicht begreifen, zumal doch jeder gesehen hatte, wie sich Chantal und Blaise liebten.

Letztere Beiden waren übrigens immer noch nicht wieder aufgetaucht und Harry machte sich ein wenig Sorgen um sie. Seine Hand ging deshalb in die Tasche seines Umhanges und er holte schnell mal die Karte des Rumtreibers hervor. Sie verriet ihm dann auch, dass seine beiden Freunde auf dem Weg hier her waren und so beschloss Harry seine Sinne ein wenig mehr walten zu lassen.

Dumbledore hatte in der Zwischenzeit offiziell den Verweis von Esmeralda vor der ganzen Halle ausgesprochen und erklärt, dass ein solches Handeln nie und nimmer hier in Hogwarts tolerierte würden werde. Er überreichte dem Mädchen außerdem noch einen Brief, wohlgemerkt ein roter Brief, für ihren Vater und bat dann Professor Mc Gonnagal Esmeralda zu Hagrid zu bringen. Harrys großer Freund hatte sich bereit erklärt, sie nach Brasilien zu begleiten und für die Sicherheit zu sorgen. Was allerdings nur der Schwarzhaarige wusste war, dass der Wildhüter die Gelegenheit auch nutzen wollte, um nach einigen neuen Tieren für seinen Unterricht zu suchen.

Kurz vor dem Erreichen der Hallentür, traten aber Blaise und Chantal durch selbige und während der schwarzhaarige Slytherin jetzt einen mehr als nur geschwächt wirkenden Eindruck machte, schoss Chantal plötzlich auf Esmeralda zu und scheuerte ihr mit wütendem Gesicht, recht und links eine.

„Du Schlampe, hast du eine Ahnung, was du angerichtet hast, welche Schmerzen er durchstehen musste ?"

Alle in der Halle ächzten beim Anblick der nun leuchtend roten Handabdrücke auf Esmeraldas Gesicht auf. Denn so hatte wohl noch niemand Chantal erlebt. Die Brasilianerin schien sch aber immer noch keiner Schuldbewusst zu sein und fauchte zurück.

„Wag es nicht mich anzufassen, du... du dürre, unerfahrene Zicke. Er hätte von mir alle bekommen können, alles. Ich habe Dinge, die du ihn nie bieten könntest."

Harry verfolgte die Streiterei mit Argusaugen und bemerkte, dass Blaise scheinbar einen weiteren Schwächeanfall bekam. Auch Chantal schien dies zu spüren. Sie drehte sich zu ihrem Freund um und nahm ihn in den Arm. Dann wurde ihr Blick plötzlich siegessicher und sie sagte.

„Aber eines kannst du ihm nicht bieten, du Schlampe. Und dies ist Liebe mit allem was dazu gehört."

„Warum sollte ich das nicht können? Glaubst du, ich weiß nicht, was ein Mann braucht, um glücklich zu sein ?"

Harry erkannte, was Chantal vorhatte und dass Esmeralda so verblendet war, dass sie nicht verstand, was ihre Kontrahentin meinte.

„Ich rede nicht von Sex, von Leidenschaft oder Lust. Ich rede von Vertrauen, Zuneigung und auch Opferbereitschaft, Dinge zu tun, die andere niemals verstehen würden."

Nach diesen Worten schien nicht nur Esmeralda nicht mehr zu verstehen, was das Mädchen mit den dunkellila Haaren meinte. Harry ahnte allerdings, was nun kam und bedeutete Ginny und Hermine nicht all zu überrascht zu sein.

Denn während Chantal ihre Erklärung an alle, und nicht nur an Esmeralda abgab, war sie an Blaise ganz nah herangetreten und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Der Slytherin legte daraufhin seine Arme um das Mädchen, erwiderte den Kuss voller Eifer und während Professor Mc Gonnagal fast umkippte, der Rest der Halle johlte, bemerkten nur wenige, wie Chantals Hand langsam zu ihrem Schal ging, den Knoten des seidenen, grünen Stoffes löste und er wenige Sekunden später zu Boden glitt.

Dann sah sie ihre Liebsten auffordernd an und Blaise blickte etwas überrascht zurück. Was hatte sie vor ? Fragten sich viele, da in den letzten Sekunden sich um die Zwei eine Aura aufgebaut hatte, die so voller Liebe war, dass man sie sehen konnte.

Die Antwort auf diese Frage rief allerdings die unterschiedlichsten Reaktionen in der Halle hervor. Denn schließlich sah man nicht alle Tage, wie sich plötzlich die Augen eines Freundes oder Mitschülers verwandelten, er seinen Mund öffnete und die darin befindlichen spitzen Zähne sich ganz langsam in den Hals eines anderen Menschen bohrten.

Mindestens die Hälfte der Schüler, und auch der Lehrer, war geschockt und einige der jüngeren Hexen und Zauberer schrieen leicht panisch auf. Dies schienen die beiden Hauptakteure jedoch gar nicht mitzubekommen. Chantal war offenbar in einer Art Trance und Blaise saugte wie ein Ertrinkender ihr Blut. Doch es war nicht so, als würde ein normaler Vampir fressen. Nein, der Slytherin ging ganz behutsam vor und jedes Mal, wenn er kurz absetzte, küsste er Chantals Hals und etwaiges Blut weg.

Nach mehreren Minuten und auch Ohnmächtigen, war Blaise dann offenbar fertig. Er hielt Chantal, die nun den Part der Erschöpften mimte, in seinen Armen und flüsterte leise „Danke, meine Liebe". Dann hob er sie mit Leichtigkeit hoch und schritt unter den Blicken der gesamten Großen Halle in Richtung Ausgang.

Keine der Anwesenden schien zu einem Wort fähig zu sein. Keiner, außer einem gewissen blonden Gryffindor, der plötzlich von seinem Platz disapparierte und am Halleportal wieder auftauchte. In seiner Hand hielt er ein kleines Fläschchen, welches er Blaise in den Umhang steckte, leicht grinste und dann wieder in Richtung seiner Freunde ging.

Unterwegs machte er allerdings noch kurz bei eine ohnmächtigen Professor Mc Gonnagal halt und erweckte sie mit einem leisen „Enervate".

„Kommen sie Professor", sagte Chris mit einem Lächeln. „Wenn sie müde sind, dann wäre doch ein Bett besser. Jedenfalls in ihrem Al... AUTSCH".

Keiner in der Großen Halle konnte sich das Lachen verkneifen, als die sonst so gestrenge Hauslehrerin von Gryffindor, bei Chris Anspielung, plötzlich ihre Hand erhob und dem Blonden einen Klaps auf den Hinterkopf gab. Danach drehte sie sich um und verließ mit Esmeralda die Große Halle.

Harry und Ginny schauten ihr nach und dann in die größtenteils unschlüssigen Gesichter seiner Mitschüler. Der Schwarzhaarige ahnte, dass viele nicht so recht wussten, wie sie jetzt mit dem Slytherin umgehen sollten. Doch was man da tun konnte, das kam Harry jetzt auch nicht gerade in den Sinn.

Es war dann schließlich mal wieder Chris, der das Wort ergriff und mit schelmischer Art und Weise den Ahnungslosen spielte.

„Sooo... ähm... na ja, da nun auch der letzte von uns sein Abendmahl hatte, denke ich, es ist Zeit fürs Bett."

Harry konnte nicht anders und knuffte seinen Freund in die Seite. Danach lachten Beide kurz auf und sahen zu, wie sich die Halle leerte. Dann gingen sie zum Lehrertisch, da Professor Dumbledore noch einige Sachen mit ihnen besprechen wollte.

Im Kreise der Lehrer angekommen, konnte sich Snape es allerdings nicht verkneifen, den Blonden auf seine Bemerkungen anzusprechen. Mit schneidender Stimme fragte er.

„Sag mal Wels, was Besseres ist dir wohl nicht eingefallen, als der Spruch mit dem Essen ? Blaise brachte nun mal Blut, nach dieser förmlichen Vergewaltigung durch dieses Mädchen."

Chris grinste, „ Aber natürlich, Severus. Doch glaub mir, Professor Mc Gonnagal wäre des Mordes angezeigt worden, wenn ich beim Abgang der Beiden gesagt hätte: Ähm, na ja... Nach dem Essen sollst du rauchen – Oder eine Frau gebrauchen."

Im nächsten Moment prustete der halbe Lehrertisch in seinen Becher. Ja selbst Dumbledore konnte sich nicht zurück halten. Und dies war nicht mal wegen dem Spruch des Blonden. Nein, es war das Gesicht von Snape, der rot anlief und aussah, als würde er den Gryffindor angehen.

Harry spürte förmlich die Mordlust um Innersten des Slytherinhauslehrers und bedeutete Hermine schnell, sie solle ihren Liebsten in Sicherheit bringen. Zwei Minuten später waren Chris und der Lockenkopf auch verschwunden und Harry schlug vor, die Gespräche auf morgen zu verlegen.