3. Das erste Mal
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Sirius versuchte sich zu orientieren. In seinen Gedanken war die Welt schwarz-weiß. Er befand sich wieder im Haus seiner Eltern im Grimmauldplace 12, in der großen Halle, dem Entree seines Elternhauses. Ein innerliches Schaudern überkam ihn. Die Gemälde seiner Vorfahren sahen auf ihn mit diesem arroganten überheblichen Blick herab, der allen Blacks zu eigen war. Über einer der reich verzierten Kommoden, über der, die in der Nähe der Eingangstür stand, hing der große Spiegel aus Zeiten Königin Victorias. Sirius erinnerte sich daran, dass dieses einzigartige Stück an jenem Tag zu Bruch gegangen war, wie so vieles andere auch.
Aus nächster Nähe nahm er ein sanftes, leises Summen wahr. Für einen Moment war er verblüfft. Wann hatte es in diesem Haus jemals etwas gegeben, das Musik, diesem frivolen Vergnügen, näher kam, als das? Doch die Antwort auf die Frage kam bereits durch eine der unzähligen Türen in die Halle hinein.
Carissa!, flüsterte er im Gedanken und folgte der Erinnerung an die damals 19-jährige. In seinen Gedanken war sie mit einem Staubwedel bewaffnet und machte sich sogleich an die Arbeit auf den vielen Kommoden mit den zahllosen Nippsachen Staub zu wischen, was kein leichtes Unterfangen war. Er konnte sich daran erinnern, dass seine Mutter jedesmal einem Tobsuchtsanfall sehr nahe gewesen war, entdeckte sie auch nur den Hauch eines Staubkörnchens. Mrs Black hatte es geliebt und liebte es wohl noch immer, ihre Untergebenen zu drangsalieren. Die Elfen ließen die Schimpfkanonaden über sich ergehen, doch Carissa hatte es nie getan und war häufig mit ihrem Verhalten bei seiner Mutter angeeckt. Doch sein Vater hatte einen Narren an dem süßen Dienstmädchen gefressen.
Sirius war irgendwann einmal dahinter gekommen, dass er nicht nur einen Narren an dem Mädchen gefressen hatte, sondern sogar einen Narren aus sich machte. Er schlief mit Carissa und ließ sich von ihr auf jede auch nur erdenkliche Art und Weise verwöhnen. Oh Sirius erinnerte sich genau, dass er seinen Vater stöhnen gehört hatte. Rasch verwarf er den Gedanken wieder und versuchte sich statt dessen die junge Frau intensiver in Erinnerung zu rufen.
Ihr Haar war zu einem festen Chinon im Nacken geschlungen und wurde von einem albernen weißen Zofenhäubchen bedeckt. Sirius beobachtete, was seine Vision tat. Innerlich trat er näher auf sie zu und umrundete sie. Sie ging in seiner Fantasie eifrig ihrer Arbeit nach und achtete peinlich darauf, auch ja jedes Nippes auf exakt die Stelle zu setzen, von der sie es aufgenommen hatte. Sie richtete sich auf und strich sich eine Strähne, die sich aus dem engen Haargefängnis befreit hatte, hinters Ohr.
Befriedigt registrierte Sirius, dass sie ihm in seiner Vorstellung nur bis knapp ans Kinn reichte. Sie hatte genau die richtige Größe für ihn. Er pustete ihr leicht ins Gesicht und grinste, als die gedachte Carissa zusammenzuckte. Beinahe hätte er gelacht, doch dann hielt er inne, als er erkannte, dass sich eine Wespe in seine Gedanken geschlichen hatte. Das Insekt brummte in beängstigender Nähe des Dienstmädchens herum. Mit einem Schnipsen und einigen gemurmelten Worten, ließ sie das Insekt im Flug in Flammen aufgehen.
Überrascht hob Sirius eine Braue, in ihr steckte offenbar doch mehr, als er geahnt hatte. Wieso er sich so intensiv an sie erinnern konnte, wusste er nicht. In seiner Vorstellung lehnte er sich gegen eine der Kommoden und ließ den Blick abschätzend über sie gleiten. Ihr graziler Körper steckte in viel zu enger Zofenkleidung, die ihr zwei Jahre zuvor einmal gepasst haben musste. Nun jedoch war der Rock zu kurz und die schwarze Bluse spannte über der Brust. Die Nähte des Oberteils schienen zu ächzen, als Carissa tief die Luft einsog, so wie in diesem Augenblick.
Oh in seiner Erinnerung war sie ihm so nah und dennoch so fern. Du bist so wundervoll, so schön. Wieso hast du mich niemals zuvor so wahrgenommen wie an jenem Tag, dachte Sirius und seine Lippen formten tonlos die Worte.
Abrupt wandte sich sein Kopf in Richtung Bibliothekstür. Jetzt wusste er, wieso er sich so genau erinnern konnte. Zwischen den Pfosten des Bibliothekseinganges stand sein jüngeres Ich, weniger groß und weniger kräftig, dennoch attraktiv und eine Spur zu überheblich. Seine drei Jahre jüngere Ausgabe lehnte ebenso lässig an der dunklen Edelholzverkleidung, wie er selbst in seinen Gedanken. Sirius sah das abschätzende, leicht abwertende Lächeln auf seinem Gesicht und wusste im nächsten Augenblick auch, warum er so lächelte.
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Drei Jahre und eine Nacht zuvor – der Abend vor Sirius' Erinnerung
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Sirius war am späten Nachmittag mit dem Schulzug aus Hogwarts angekommen und grübelte darüber nach, wie er so schnell es ging, das Haus seiner Eltern, wieder verlassen könnte, ohne sie allzusehr vor den Kopf zu stoßen. Schon um seines kleinen Bruders Willen, versuchte er wenigstens so zu tun, als nähme er auf die Gefühle seiner Erzeuger Rücksicht. Doch er verspürte keinerlei Liebe den beiden gegenüber. Er hasste sie nicht einmal, er verachtete sie einfach nur mit ihrer Lehre von der Reinheit des Blutes und all dem Quatsch. Wie sollte Blut darüber entscheiden, wer magisches Potential besaß und wer nicht. Hatten die meisten reinblütigen Familien nicht den einen oder anderen Squib in ihren Reihen, den sie als schwarzes Schaf abstempelten und im Verborgenen hielten? Sirius schlich um die mitternächtliche Stunde aus der Bibliothek durch die große Halle. In seinen Armen hatte er einen Stoß Bücher, die er James und Remus mitnehmen wollte. Wie sehr sie es auch versucht hatten, nirgends war auch nur annähernd eine gute Ausgabe der Tagebücher des Marquis de Sade zu bekommen, außer in der Bibliothek seines Vaters. Remus hatte herausgefunden, dass es in diesem Buch vor Andeutungen nur so wimmelte, die in den lustvollen Bereich gingen. James hatte zwar die Abenteuer des Casanovas vorgeschlagen, doch woher ein solches Muggelbuch kriegen.
Sirius eilte leise die Treppe hinauf und stutzte. Die Tür eines der unbenutzten Schlafräume, die eigentlich für Gäste vorgesehen waren, war leicht geöffnet und durch den Spalt drang gedämpftes Licht. Der 16jährige trat leise dichter und lauschte. Entsetzt lauschte er dem Stöhnen und Wimmern, das aus dem Zimmer drang. Neugierig geworden, lugte er durch den Spalt und biss sich auf die Unterlippe. Sein Vater stand mit leicht gespreizten Beinen nackt mit dem Rücken zur Tür und hatte den Kopf gesenkt, als schaue er auf etwas, das sich zu seinen Füßen befand. Sirius blickte in den Raum und entdeckte in einem der Spiegel eine Reflexion dessen, was sich vor dem Vater abspielt. Carissa, seine Carissa, das Mädchen, das er so sehr verehrte und anbetete, dass es fast weh tat, dem er in seinen Gedanken die schönsten Gedichte schrieb und Namen gab, seine Carissa kniete halb nackt vor seinem Vater. Sie hielt den Kopf abgewandt und gesenkt. Sirius wagte nicht, sich bemerkbar zu machen. Zum einen war es ihm peinlich, seinen Vater zu erwischen, wie er seine Mutter betrog, und zum anderen hatte er Angst vor den Konsequenzen, die eine Einmischung hervorrufen würde. Er konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, als sein Vater bei jedem noch so geringen Anlass zur Rute gegriffen und auf seinen Sohn eingeprügelt hat. Und das wollte Sirius auf keinen Fall noch einmal erleben. Seit Carissa im Haus war, schien der Vater entspannter.
"Stell dich nicht so an, du Biest!", hörte er den Alten fauchen und sah im Spiegel, wie dieser der vor ihm knienden Halbnackten brutal ins Haar griff. "Es ist ja nicht das erste Mal! Mach endlich den Mund auf!"
Carissa schüttelte den Kopf. Sie sah blass und erschöpft aus.
Sirius schmeckte Blut und bemerkte, wie er sich mit den Zähnen die Lippe verletzte, als sein Vater die Hand hob und einfach zuschlug. Nun war ihm klar, warum er und sein Bruder nicht länger Opfer seiner Brutalität wurden.
Mit einem gekeuchten Laut fiel Carissa zu Boden. Doch Mr Black war über ihr und griff nach dem Fetzen, der einst ihre Bluse gewesen war. Mit einem nicht zu missdeutenden Geräusch zerriss auch der restlich Stoff. Carissa schrie auf und bedeckte mit den Händen ihre bloßen Brüste.
"Hab dich nicht so! Dafür bist du doch hier! Besorg's mir, auf der Stelle, oder ich vergesse, dass ich mal wieder taub für die Beschwerden meiner Gemahlin über dich war! Du fliegst, wenn du nicht tust, was ich dir sage! Du bist ein Nichts, ein Niemand! Niemand wird dich vermissen und niemand wird dir helfen. Du wirst in der Gosse enden und keiner wird sich darum scheren, was aus dir wird! Du wirst in der Knockturngasse in einem der schmutzigen Bordelle enden! Was, meinst du, ist leichter zu ertragen? Einen Mann wie mich zu befriedigen, oder ein ganzes Dutzend des stinkenden Abschaums, der sich dort herumtreibt?"
Sirius schluckte trocken. Er sah angeekelt, wie der Alte sich zwischen die Beine griff und obszöne Gesten machte. Carissa weinte stumm und rappelte sich auf. Sie erhob sich und kam langsam auf den Mann mit dem graumelierten Haar zu. Sie schob sich mit gesenktem Blick die restlichen Stoffteile vom Körper. Geschmeidig, wie eine Tänzerin, schlängelte sie sich an seinem Körper hinunter, langte um ihn herum und ergriff seinen Po. Dann hörte Sirius ein erfreutes Aufstöhnen seines Vaters und schloss die Augen. Das Stöhnen und Keuchen wurde lauter. Sirius riskierte einen Blick und sah, wie sein Erzeuger sich vor und zurück bewegte, den Kopf in den Nacken gelegt.
"Ja, mach weiter, nimm ihn auf, nimm mich auf, ja, spür' mich, du kleine Verführerin!", keuchte Mr Black. Sirius' Kehle fühlte sich trocken an. Er schluckte. Das Bild, das sich ihm im Spiegel bot, war neu und fremd, aber auch... reizvoll. Carissa saugte eindeutig am Geschlecht seines Vater. In seiner Fantasie sah er sich an seiner Stelle. Erschrocken fühlte Sirius, wie seine Hose verdammt eng wurde. Er legte seine Hand in den Schritt, doch das machte es nur schlimmer. Er schloss die Augen und zählte bis zehn. Als er wieder in den Raum spähte, bot sich ihm ein neues Bild.
Sein Vater kniete und hielt Carissa unter sich gefangen. Ein Arm hatte er um ihren Bauch gelegt und eine Hand fest um ihren Nacken geschlungen. Sirius erblickte im Spiegel, dass Carissas Gesicht gleichgültig wirkte. Ein Finger seines Vater lag an ihrem Mundwinkel und schob sich wie von selbst zwischen ihre Lippen. Dann sah Sirius die Tränen in den Augen seiner Liebe und schämte sich, Zeuge des Aktes geworden zu sein. Sein Vater keuchte und stöhnte und zog den schlanken Körper zu sich heran. Immer und immer wieder. Endlich richtete er sich auf und befahl: "Dreh dich um! Und nun schluckst du, jeden Tropfen, ich will..."
Sirius drehte sich angewidert um und floh in sein Zimmer. Wilde Träume verfolgten ihn in der Nacht.
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Am nächsten Morgen
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Da stand sie nun, die Frau seiner Träume, die hinter dem Rücken der Hausbewohner, die Beine für seinen Vater breit machte. Sie wischte Staub und achtete peinlichst genau darauf, die Stücke, die auf den Kommoden standen, auch ja wieder dorthin zu stellen, von wo sie sie genommen hatte. Lässig lehnte der 16jährige an einem der Edelholz ummantelten Pfosten der Bibliothekstür. Er hatte sich in der letzten Nacht belesen und wusste nun, was sie und sein Vater getrieben hatten. Angewidert verzog er den Mund. Es schien, als würde er lächeln, doch er war bis ins tiefste Mark erschüttert und enttäuscht. Er hatte sie auf ein Postament gestellt. In seinen Träumen hatte sie weiß getragen, wie die Musen und Göttinnen aus den alten Legenden. Doch in denen der letzten Nacht hatte er sie nackt, sich wolllüstig auf schwarzem Samt räkelnd gesehen. Die Spuren des Traumes hatte er beschämenderweise am Morgen auf seinem Laken entdeckt.
Sirius beobachtete sie und konnte förmlich durch ihre Kleidung hindurch sehen. Er hatte jede noch so geheime Stelle ihres Körpers in der vergangenen Nacht gesehen.
Carissa musste gespürt haben, dass er sie beobachtete. Sie drehte sich ihm zu und zuckte kurz zusammen. Sie setzte ein Lächeln auf und kam mit wiegenden Hüften auf ihn zu. Sirius blieb stehen, wo er war und musterte sie stumm mit unbewegter Miene.
"Ah!", begann sie munter in leicht spöttelndem Ton. "Da ist ja unser angehender Schwarzmagier", säuselte sie.
Doch er reagierte nicht wie sonst. Weder brauste er auf, noch gab er einen wütenden Kommentar von sich. Er kannte ihre Masche und machte sich zum ersten Mal einen Spaß daraus, sie auflaufen zu lassen. Er fühlte sich ihr irgendwie... überlegen.
"Blacky?", fragte sie unsicher. "Bist du krank? Sonst reagierst du doch anders." Sie wollte ihm die Hand auf sie Stirn legen, doch er zuckte zurück, stieß sich vom Pfosten ab und trat in die Bibliothek.
"Ich möchte Sie bitten, mich nicht länger Blacky zu nennen. Sie sind Angestellte meines Va ... meiner Mutter und ich pflege mit Leuten, die so weit unter mir stehen, keine solch privaten Kontakte." Er warf ihr einen kalten Blick zu und stellte triumphierend fest, dass der Satz, den er samt Versprecher vor dem Einschlafen so lange eingeübt hatte, damit er spontan klang, seine Wirkung nicht verfehlte.
Carissa wirkte, als hätte er ihr wie sein Vater in der Nacht zuvor ins Gesicht geschlagen.
"Aber, Blacky... ich meine Sirius. Hast du schlecht geschlafen?"
Sie wirkte ernstlich besorgt. Doch er war zu zornig, um ihre Verwirrung zu begreifen. Immer und immer wieder, sah er sie nackt vor seinem Vater knien, die Hände in dessen Hintern gekrallt und ... Er zog angeekelt den linken Nasenflügel hoch und ließ verächtlich abschätzend seinen Blick über ihren Körper gleiten. Es bereitete ihm Genugtuung zu sehen, wie sie unter dieser Musterung errötete und die Arme vor der Brust verschränkte.
"Ich muss gehen. Deine Mutter wird mich schelten, wenn sie merkt, dass ich eine meiner Pflichten vernachlässige. Wenn sie und dein Vater wieder da sind, muss es fertig sein."
Carissa wandte sich von ihm ab. Sirius hatte jedoch nicht vor, sie so einfach gehen zu lassen. Er lehnte sich gegen den Schreibtisch, langte nach hinten, zog ein Buch hervor, das er sich aufgeschlagen zurecht gelegt hatte, und begann mit leiser Stimme vorzulesen, einige Wörter ließ er jedoch aus.
"Der Herr ... betrachtete sie und sah, daß sie hübsch und jung war; obwohl er selbst schon alt war, spürte er doch mit einem Male nicht weniger brennend den Stachel des Fleisches... Soll ich weiter lesen?"
Sirius blickte auf und sah, wie Carissa bewegungslos in der Tür stand. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt, den sie so gerade hielt, als hätte sie einen Stock verschluckt. Sirius grinste bei diesem Gedanken anzüglich. Doch dann machte sich Bitternis in ihm breit. Sie hatte nicht glücklich ausgesehen. Ihre Augen waren rot gerändert gewesen und dennoch hatte er gehört, wie sie summend in die Halle gekommen war. Er wusste, dass sie sich seinem Vater nicht freiwillig hingegeben hatte. Er hatte mit eigenen Ohren gehört, wie sein Erzeuger sie erpresst hatte. Wie er sie vor die Wahl gestellt hatte, entweder ihn zu befriedigen oder in einem Bordell zu landen.
Als er nicht weiter las, warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu und meinte tonlos: "Seit wann weißt du es?"
Sirius legte Boccaccio zurück und stützte sich mit den Händen an der Tischplatte ab. Er betrachtete eingehend die Teppichfasern und versuchte geometrische Formen in ihnen zu erkennen. "Ich weiß es eben!"
"Seit wann!" War dort Verzweiflung in ihrer Stimme?
"Ist das denn so wichtig?" Er klang wütend.
"Sirius ich...verzeih mir", hauchte sie. Dann verließ sie den Raum. Sirius überlegte einen Augenblick, dann stieß er sich von der Tischplatte ab und stürzte ihr fluchend nach. Als er die Halle erreichte, sah er, wie sie die Treppe hinaufeilen wollte.
"Dir verzeihen? Was soll ich dir verzeihen!", stieß er wütend hervor. Es war ihm egal, dass er das eine oder andere elfische Augenpaar zu sehen glaubte. "Soll ich dir etwa vergeben, dass du mit meinem ... Vater, diesem, diesem... alten Lüstling herummachst; dass du das Intimste aus ihm heraussaugst und dich behandeln lässt, wie eine Hure?" Er schrie. "Willst du meine Vergebung, damit du dir wieder ins Gesicht schauen kannst, wenn du einen Spiegel vor dir siehst? Du dich betrachtest, wie du mit ihm... mit ihm...Sex hast? Was, Carissa, was willst du, das ich dir vergebe!"
Carissa starrte erschrocken den Jungen an, der wie ein eifersüchtiger Mann reagierte. Sirius stand heftig atmend mit zu Fäusten geballten Händen in der Mitte der Halle. Er wusste, dass er nahezu infernalisch aussehen musste. Schließlich hatte er den Blick ein Jahr lang geübt, um sich vor schwärmerisch veranlagten Drittklässlerinnen zu schützen, die sich angeblich unsterblich in ihn verliebt hatten. Er fragte sich, was im kommenden Schuljahr geschehen mochte, wenn diese Damen in der vierten Klasse sein würden und er selbst in der sechsten.
"Wieso sagst du das?" Sie klang verletzt und in ihrer Stimme glaubte er einen Anflug von Tränen zu hören. Er trat dichter an die Treppe und stellte überrascht fest, dass sie vor ihm zurückwich.
"Weil ich euch gestern sah. Euch beide. Dich und meinen Vater!", entgegnete er voller Verachtung. Er streckte den Arm aus, um eine ihrer losen Haarsträhnen zu berühren. Doch sie wich weiter zurück. "Ich sah, wie du vor ihm knietest und ihn dort küsstest, wo es bei mir gerade lichterloh brennt. Ich sah dich, wie du dich unter ihm wandest in wilder Ekstase", fuhr Sirius in neuralem Tonfall fort. Es war ihm egal, dass er übertrieb, was seine Beobachtungen betraf.
Carissa keuchte auf, sie wurde blass und schüttelte den Kopf. Noch bevor Sirius reagieren konnte, wandte sie sich um und floh die Treppe hinauf. Sirius hetzte ihr hinterher und erwischte sie auf dem ersten Treppenabsatz an ihrem Rocksaum, der fadenscheinige Stoff hielt. Sie stolperte und landete an der Wand. Sirius schnellte hinterher und drückte sie mit seinem Gewicht dagegen, um sie an einer weiteren Flucht zu hindern.
"Soll ich fortfahren!", flüsterte er gefährlich ruhig. Carissa schaute ihm flehend in die Augen.
"Ich ...", begann sie.
Doch zu mehr kam sie nicht. Sirius legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. "Sag nichts!", forderte er sie auf. Dann beugte er sich vor und berührte unsicher mit seinem Mund ihre Lippen. Durch seinen Körper ging ein Schaudern. Sie öffnete die Lippen und liebkoste mit ihrer Zunge seinen Mund. Sirius atmete schneller. Er hatte nie zuvor auf diese Art geküsst. Doch er lernte schnell und ahmte ihr Zungenspiel nach. Er zog sanft mit der Zungenspitze die Konturen ihres wunderbaren Mundes nach und tastete unbeholfen mit der Hand nach ihrer Brust.
Carissa wandte ihren Kopf ab und murmelte sanft: "Nicht!"
Sirius versteifte sich. Seine Stirn lag in Falten, als er meinte: "Ich verstehe! Du willst keinen unerfahrenen Bengel im Bett haben. Ich muss gehen. Heute abend holen mich die Potters ab. Ich muss noch packen."
Sirius ließ sie stehen und rannte die Treppe, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf in sein Zimmer. Die Tür schlug zu. Eine Vase ging zu Bruch. Verwirrt und verärgert strich Sirius sich durchs Haar und bemerkte, dass heiße Tränen in seine Augen schossen. Er kämpfte sie zurück. Er zog den halbleeren Schrankkoffer in die Mitte seines altertümlich eingerichteten Zimmers, in dem er kaum glückliche Stunden erlebt hatte. Wahllos warf er Sachen, die er am vergangenen Tag herausgenommen hatte, wieder in den Koffer. Dann fluchte er laut und lief zum Fenster. Und starrte hinunter auf die Straße. Er beobachtete die Muggel, die an dem, aus ihrer beschränkten Perspektive gesehen, verfallenem Haus vorbei eilten.
Er hörte das Klopfen nicht. Als Arme sich zärtlich um seinen Körper legten und Lippen sich weich auf seinen Nacken drückten, erwachte er aus seiner Trance und drehte sich verwundert um. Verstohlen blinzelte er und sah sich Carissa gegenüber.
"Carissa, ich... ich muss mich entschuldigen. Ich habe..."
Nun war sie es, die ihn mit einem süßen Kuss zum Schweigen brachte. "Sag nichts, Blacky. Du hattest ein Recht dazu, so zu reagieren. Ich lasse mich erniedrigen. Nicht jeder hat das Glück, eine Familie zu haben oder mit einem silbernen Löffel im Mund geboren zu werden."
Sie küsste ihn noch einmal, bis Sirius glaubte, ersticken zu müssen. Er japste nach Luft und fuhr sich durchs kurze wellig fallende Haar. Carissa zog ihn fort vom Fenster und begann sich an seinem Hemd zu schaffen zu machen. Nach und nach besiegte sie einen Knopf nach dem anderen. Für jeden Sieg belohnte er sie mit einem Kuss. Seine Lippen berührten ihre Stirn, ihre Augen, ihre Nasenspitze, die Stelle zwischen den Augenbrauen, die Wangenknochen, die kleine Mulde zwischen Kinn und Mund. Sie machten nicht an ihrem Hals Halt, sondern wanderten unaufhaltsam über ihre Kehle bis hin zum Ausschnitt ihres Oberteils.
"Es stört!", keuchte er und fuhr scheu mit den Fingerkuppen über ihre Brüste.
Lächeln trat sie einen Schritt zurück und fingerte an den Knöpfen an ihrem Rücken herum. Lachend trat Sirius hinter sie und focht nun seinen Kampf gegen die Verschlüsse ihrer Kleidung. Schließlich war auch er siegreich gegen die hölzernen Truppen am Stoff. Er schob ihr die Bluse von den Schultern und umarmte sie. Er liebkoste ihre nackten Brüste und ließ die Hände über ihren flachen Bauch bis hin zum Bund ihres Rockes gleiten, weiter wagte er sich nicht vor.
"Ich kapituliere", gab sie stöhnend von sich. Sie sank gegen die Tür zu seinem Ankleidezimmer, die augenblicklich nachgab. Kichernd fand sich die Zofe zwischen Umhängen, Schuluniformen, Hemden und Schuhen wieder. Sirius kam ihr zwinkernd hinterher und zu ihrem Erstaunen, zog er die Tür hinter sich ins Schloss. Das dämmrige Ambiente ließ seine Scheu und ihre Bedenken, wenn sie denn welche hatte, gänzlich fallen.
Atemlos spürte er ihre Hände am Bund seiner Hose. Er musste sich gegen die nächste Wand lehnen, um nicht zu Boden zu gehen. Ihre kundigen Hände lösten rasch den Gürtel und schon fiel die Stoffhose zu Boden. Mit einer hochgezogenen Augenbraue registrierte sie, dass er nichts darunter trug.
"Ich hasse Unterwäsche", keuchte er und versuchte sie zu küssen. Doch er traf nur Luft.
"Du steckst voller Überraschungen, Blacky!", meinte Carissa gespielt ernst.
Als er den ungeliebten Namen hörte, packte er sie einfach an den Oberarmen und drehte sich und sie so herum, dass sie sich nun ihrerseits mit dem Rücken an der Wand wiederfand.
"Nenn' mich nicht Blacky!", zischte Sirius. Er wurde mutiger und schob ihr die Hand unter den Rock. Wie von selbst glitt sie in ihren Slip. Überrascht entdeckte er die Öffnung des Höschens im Schritt.
"Dein Vater...", begann sie entschuldigend. Doch Sirius lächelte und drückte ihr einen Kuss auf die Kehle. Er fühlte das Brennen in seiner Leistengegend und wie das Verlangen ein immer deutlicheres Ausmaß annahm. Er wollte sich instinktiv zwischen ihre Beine drängen, allerdings ließ dies Carissa nicht zu.
"Lass dir Zeit. Lass mir Zeit, um zu genießen", bat sie. Sirius keuchte. Er spürte ihren heißen Atem an seiner Wange und nickte nur. Sie quälte ihn, doch er empfand nur Genuss bei ihrer Art der Folter. Er spürte ihre Hände überall, während er in ihr Haar griff, das alberne Häubchen von ihrem Kopf zog und die wenigen Nadel aus dem Knoten entfernte. Endlich konnte er ihre langen Flechten lösen und es genießen, das herrliche Haar offen um ihre bloßen Schultern fallen zu sehen. ...
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Wieder in der Gegenwart
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Sirius schluckte trocken. Er blinzelte mehrmals und schaute sich verlegen um. Hatte ihn jemand beobachtet, wie er auf irgendeinen unsichtbaren Punkt im Raum gestarrt hatte? Er räusperte sich und wollte nach dem Bier langen, doch dann kam ihm in den Sinn, dieses ja bereits ausgetrunken zu haben. Überrascht stellte er fest, dass sowohl ein neues Glas Bier als auch ein doppelter Whisky vor ihm standen. Dankbar kippte er den Schnaps hinunter und ließ das Bier folgen. Er wischte sich über die Augen und murmelte: "So ein Mist. Was für eine Erinnerung!"
Sirius fühlte in seinem Schritt mehr als nur Leben und errötete leicht. Da saß er nun inmitten von Muggeln, schwelgte in Erinnerungen und musste tatenlos fühlen, wie aus dem kleinen Sirius ein großer geworden war. Die Welt muss verrückt sein, sagte er sich. Er zählte in Gedanken die Zutaten für den komplizierten Zaubertrank auf, der ihn zu einem Animagus gemacht hatte und nahm zufrieden wahr, wie jener große Schlingel allmählich wieder zur normalen Größe zusammenschrumpfte.
Verdammt, wieso muss ich sie gerade jetzt wiedersehen?, fragte er sich, erhob sich, schnappte sich seine Jacke und schlenderte zur Kellertreppe. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich zu entleeren.
°
° tbc °
