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4. Vom Regen in die Traufe? Oder doch ein Licht am Horizont

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Zu viel Bier!, dachte er bei sich und überlegte, wie viel er eigentlich getrunken hatte. Drei Butterbier mit Remus, zwei Muggelbier im Pub hier und dann die beiden Whiskys nicht zu vergessen, zählte er still zusammen. Kein Wunder, dass die Welt um ihn herum leicht schwankte. Sirius musste sich an der Wand abstützen, um nicht die Treppe hinunter zu fallen. Alkohol auf leeren Magen war ihm noch nie so wirklich bekommen und er musste zugeben, dass er die Getränke hier verteufelt schnell die Kehle hinunter gekippt hatte. Normalerweise vertrug er mehr. Mitten auf der Treppe blieb er stehen und zog sich die Lederjacke über. Eine zusätzliche freie Hand, ja, das war genau das, was er in diesem Moment brauchte.

Endlich hatte er die unterste Stufe erreicht. Das Souterrain war in dunstiges Licht getaucht und Sirius brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Die Luft war stickiger und gehaltvoller als im Schankraum, doch auch hier hatte er den Eindruck Carissas Parfüm zu riechen. Er schüttelte den Kopf und ermahnte sich, sich von ihrer Präsenz dort oben die Sinne nich vollendst vernebeln zu lassen.

Sirius nahm gedämpfte Stimmen und hin und wieder lautes Lachen wahr. Zuerst war er der Überzeugung, dass die Geräusche aus der Gaststube kommen würden, doch seine Ohren belehrten ihn eines Besseren. Die Stimmen und das Lachen kamen aus dem Kellergeschoss. Am Ende des schmalen Ganges, von dem vier Türen abgingen, entdeckte Sirius das Zeichen für die Örtlichkeit und wollte zielstrebig darauf zugehen, doch er zögerte. Eine der Türen war leicht geöffnet und rötliches Licht fiel durch den schmalen Spalt. Sirius schlich, mit einem Male wieder sehr nüchtern, auf die Tür zu.

Billard, las er stumm auf einem Schild neben der Tür. Nur mittwochs!

Sirius' Stirn zog sich in Falten. Wenn Billard nur mittwochs gespielt wurde, wieso war der Raum dann geöffnet und wieso brannte dort Licht? Seine Neugierde war geweckt und seine Sinne geschärft. Noch nie hatte er offenen Türen widerstehen können. Er lehnte sich gegen den Türpfosten lauschte.

"Komm schon, hab dich nicht so!", hörte er einen Mann sagen. Er klang ungeduldig und ein Hauch von Ärger schwang in der Stimme des Sprechers mit. Sirius gelang es, die Tür etwas weiter zu öffnen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Wie er es erwartet hatte, konnte er einen Teil des Raumes überblicken. Dank eines Spiegels – Schon wieder ein Spiegel, dachte er spöttisch - konnte er auch den restlichen Bereich, der ihm von seinem Standpunkt aus verborgen blieb, leicht verzerrt wahrnehmen.

Drei Männer, von denen offensichtlich zwei leicht alkoholisiert waren, standen in der Nähe des Billardtisches. Zwei von ihnen lehnten lässig an der Tischkante, während der andere sich breitbeinig mit dem Rücken zum Spiegel positioniert hatte. Sirius beobachtete, wie dieser hünenhafte Kerl seine Hand hob und nach etwas oder jemandem ausstreckte, das oder der sich direkt vor ihm befand. Sirius konzentrierte sich und versuchte krampfhaft dem Mann einzusuggerieren, dass er wenigstens einen Schritt zur Seite gehen möge, damit er sehen könne, wer vor ihm stand.

Als hätte der Hüne ihn verstanden, trat er einen Schritt zurück. Sirius schluckte. Mit dem Kreuz gegen den Rand des Billardtisches gepresst, stand Carissa. Sie hielt das Tablett noch immer wie einen Schutzschild vor der Brust, so hatte sie sich auch ihm gezeigt. Doch diesmal sprach keine Überraschung aus ihrem Blick sondern Zorn. Sirius beschloss nicht einzugreifen, sie hatte jahrelang auf sich allein Acht gegeben, warum also sollte er sich jetzt einmischen? Zudem musste er dringend einen bestimmten Ort aufsuchen, wollte er ein Missgeschick verhindern. Also stieß er sich von der Wand ab und steuerte das eigentliche Ziel seines Kellerausfluges an.

Die Örtlichkeit war genauso, wie er es erwartet hatte. Sie machte einen schäbigen, heruntergekommenen Eindruck wie das gesamte Etablissement. Doch wider Erwarten legte der Inhaber scheinbar doch Wert darauf, dass wenigstens das geringste Maß an hygienischen Ansprüchen zur Zufriedenheit gedeckt wurde. Seife und Papierhandtücher, wenigstens etwas, dachte Sirius bei sich und überwand seine Abscheu.

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Als er die Toiletten wieder verließ, hörte er ein helles Klatschen. Für einen Moment zögerte der junge Mann, dann schritt er zielstrebig auf die Tür zu, nahm seinen alten Platz wieder ein und warf einen Blick in den Raum. Einer der beiden alkoholisierten Männer rieb sich die Wange. Sirius schmunzelte. Carissa musste sehr heftig zugeschlagen haben, wenn er das Geräusch noch am Ende des Ganges hatte hören können. Der zweite Mann hatte ihren Arm gepackt und versuchte ihr das Tablett zu entreißen. Der Hüne stand in der Mitte des Raumes und lachte leise in sich hinein. Es schien ihm Spaß zu machen. Schließlich verstummte er und meinte mit anzüglichem Ton: "Ich liebe es, wenn Frauen Temperament haben, Süße, los mach weiter, das macht mich... an!" Er leckte sich gierig über die Lippen.

Für einen Moment gab Carissa die Gegenwehr auf. Sirius ahnte, dass sie die Reaktion des Hünen verblüffte. Aber ihre Schwäche war ein Fehler, der Mann, der ihren Arm hielt, riss ihr das Tablett aus der Hand und schleuderte es gegen die Wand. Das Holz zersplitterte sofort. Mit geweiteten Augen sah sich die junge Frau ihrer einzigen wirkungsvollen Waffe beraubt. Sirius ballte die Fäuste. Doch er haderte mit sich. Konnte er einfach so in den Raum spazieren und sich als ihr Beschützer und Retter aufspielen? Hatte er nach diesen drei Jahren das Recht dazu, es so ohne Weiteres, ohne eine konkrete Aufforderung zu tun?

Der Hüne ging auf derweil auf sie zu und musterte sie überheblich. Er gab seinem Kumpel einen Wink und dieser packte auch Carissas anderen Arm. Sie erwachte aus ihrer Verblüffung und wehrte sich. Doch egal wie sehr sie sich auch wand, um sich trat und fluchte, der Griff musste unbarmherzig hart sein. Schließlich hatte der Helfer genug. Grinsend zwang er ihre Hände hinter den Rücken, verdrehte ihr beide Arme so, dass sie sich nicht mehr regen konnte. Mit einer Hand hielt er sie in seinem harten Griff. Den freien Arm schob er um ihre Taille und presste die nunmehr Wehrlose gegen seinen Körper.

"Spürst du das? Kleine Wildkatzen machen nicht nur Joseph heiß. Mich auch."

Der Hüne lachte und streckte die Hand nach Carissa aus. Er streichelte ihr mit dem Handrücken über die Wange. Sirius sah, wie die junge Frau zurückwich. "Sammy, die Kleine ist noch zu gut für dich. Komm schon, Cari, du bist hier... angestellt. Deine Vorgängerin war nicht so... geizig mit ihren reizvollen Diensten. Ich bin doch Gast; der Gast ist immer König, oder?", säuselte der Joseph.

"Ich bin nicht meine Vorgängerin, Joseph, begreif' das endlich!", fauchte sie und starrte auf die Tür.

"Das will ich doch hoffen, sie war lausig im Bett! Aber ihr Mund war sensationell. Und wie gut bist du?" Er griff hart nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sirius ballte die Hände zu Fäusten. Er atmete flach. Nur ein Wort, ein einziges Wort von ihr, ein kleiner Laut oder Blick, der um Hilfe bat und er würde losstürmen.

Doch Carissa schwieg. Sie ließ es zu, dass Joseph, wie sie ihn nannte, sich zu ihr hinunter beugte und ihren Hals mit seiner Zunge liebkoste. Sirius erstarrte, sie hatte die Augen genussvoll geschlossen. Doch dann hoben sich ihre Lider. Mit Schrecken erkannt Black den Widerwillen in diesem Blick. Oder trog der Spiegel? Durfte er dies als Schrei nach Hilfe interpretieren?

"Mmmhh, du schmeckst so gut, gar nicht wie die Flittchen, die Keeper sonst einstellt, um uns zu erfreuen", gab Joseph grunzend von sich. Er langte zwischen ihre Beine und stöhnte.

Carissa drängte sich keuchend gegen den Mann, der sie hielt, dann versuchte sie Joseph zwischen die Beine zu treten, doch er erkannte ihre Absicht und schlug ihr ins Gesicht.

"Versuch das nicht noch einmal, du Schlampe, oder ich vergesse, dass ich dich eigentlich mag!"

"Fass mich nicht an, oder ich werde dich verfluchen, und es ist mir scheißegal, ob sie dahinterkommen oder nicht!", fauchte Carissa.

Die Männer lachten. Dann machte Joseph kurzen Prozess. Er langte nach ihrem Ausschnitt. Mit einen heiseren Ratschen gab der Stoff nach. Entsetzt keuchte Carissa auf, sie blickte panisch im Raum herum, doch niemand war da, der ihr helfen könnte, oder wollte. Schon griff Joseph nach dem fadenscheinigen Stoff des Hemdchens, das sie unter der Bluse trug.

Sirius!, schienen ihre Lippen zu formen. Zumindest kam es ihm so vor. Ob nun eingebildet oder nicht, Sirius zögerte nicht länger. Er stieß die Tür auf, tat einen Schritt in den Raum und lehnte sich lässig gegen den Türrahmen. Das Geräusch ließ die Männer herumfahren. Sirius ließ seinen Blick kurz über Carissa schweifen, doch richtete er seine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Joseph.

"Darf man zuschauen?", fragte er mit süffisantem Grinsen. "Scheinbar törnt es die Kleine an, wenn sie Zuschauer hat. Oder?" Sirius riskierte einen Blick auf Carissa und las Enttäuschung, Verachtung und Panik in ihrem Blick. Er konnte es ihr nicht verübeln, ahnte er doch, wie es für sie aussehen musste.

Joseph zog die Augenbrauen hoch und musterte den Störenfried. "Verschwinde, Bürschchen und spiel' mit deinen Autos! Für so was bist du noch zu jung!" Er machte eine hektische Handbewegung, woraufhin sich der Mann, den Carissa geschlagen hatte, aufrappelte und sich vor Sirius postierte. Er knackte mit den Knöcheln und versuchte grimmig dreinzuschauen. Doch Sirius ignorierte ihn. Er stank nach Schweiß und Alkohol und wäre sicher nicht unattraktiv gewesen, wäre da nicht dieser penetrante Geruch. "Du hast gehört, was Joseph gesagt hat. Also geh oder ich bring' dich dazu!"

Sirius gestattete sich ein humorloses Auflachen. Dann zwinkerte er Carissa zu. "Willst du auch, dass ich gehe? Nein?" – er widmete sich wieder dem Mann – "Die Kleine will, dass ich bleibe. Das Wort einer Lady ist Gesetz. Also, ich denke, ich werde mich später meinen... Autos widmen."

Der Mann reagierte, wie Sirius erwartet hatte. Kurz glomm Wut in seinem Blick auf, ein sicheres Anzeichen für einen bevorstehenden Angriff. Sirius duckte sich. Der Schwinger verfehlte ihn um Haaresbreite. Seine Rechte schoß vor und traf den Mann in die Magengegend. Ein gezielter Schlag mit der Linken gegen das Kinn folgte und sein Gegner sackte zusammen wie ein nasser Sack.

Herablassend sah Sirius auf den Bewusstlosen nieder. Er strich sich durchs Haar und setzte ein Lächeln auf. "Noch Fragen?"

Joseph zog die Brauen zusammen, langte nach Carissa, die scheinbar nicht fassen konnte, was Sirius da tat. Aus ihrer Miene konnte der junge Zauberer herauslesen, dass sie in ihrer Meinung, er würde ihr helfen oder sie besitzen wollen, schwankte. Er genoss den Augenblick, sie verunsichert zu sehen. Der andere Begleiter Josephs kam Hände reibend auf ihn zu.

"Das Jüngelchen braucht also eine Lektion in Sachen Respekt. Komm schon, Kleiner. Du willst kämpfen? Sammy wird dir schon Manieren beibringen!"

Wie das Messer in Sammys Hand gekommen war, vermochte Sirius nicht zu sagen. Doch mit einem genau kalkulieten Fußtritt gegen das Handgelenk des Angreifers, war es auch schon wieder verschwunden.

"Du Dilettant!", spöttelte Sirius und erntete einen verständnislosen Blick.

Carissa entfuhr ein kurzer Protestlaut. Sirius' Aufmerksamkeit richtete sich prompt auf sie. Er sah, wie Joseph ihr den Rock hochschob und sich an ihrem Höschen zu schaffen machte. Impulsiv wollte Sirius vorwärts stürmen und diesem Bastard die Zähne einschlagen, doch Sammy stellte sich ihm in den Weg.

"Mach weiter Jo, ich erledige das Bürschchen schon!", lachte er und drohte mit den Fäusten.

Carissa schrie um Hilfe, doch Josephs lachte nur. Er drehte sie herum und stieß sie bäuchlings auf den Tisch. Er legte sich über sie und meinte laut, als wolle er sichergehen, dass auch Sirius ihn verstand. "Du wolltest es ja so! Du stehst doch drauf, das weiß ich schon lange. Dein Stecher kann ruhig zuschauen, Sammy wird schon dafür sorgen, dass er nichts verpasst!"

Stoff riss und Carissa keuchte auf. Triumphierend hielt der brutale Kerl einen schwarzen Fetzen in der Hand, der entfernte Ähnlichkeit mit einem Slip hatte. Sirius schrie auf. Er stürmte vorwärts und traktierte Sammy mit gezielten Faustschlägen auf die Nase. Der Muggel hatte keine Chance. Schließlich gab es ein hässliches Geräusch und Sammy sank schreiend auf den Boden.

"Du Bastard!", brüllte er. "Du hast mir die Nase gebrochen!"

Sirius grinste und korrigierte ihn lax: "Auch das Jochbein!"

Ruhig und gelassen richtete Sirius seine Aufmerksamkeit auf Joseph und Carissa. Der kräftige Mann starrte ihm entgegen. Eine Hand hatte er in Carissas Nacken liegen. Offensichtlich presste er sie auf den Billardtisch. Ihr Rock bauschte sich, so kurz wie er war, um ihre Hüfte und verheimlichte nichts mehr. Sirius ignorierte den trotz der Umstände reizvollen Anblick und meinte: "Nun Joseph? Lass sie los, oder du wirst dich wie deine Kumpane auf dem Boden wiederfinden!"

Black unterdrückte ein Schmunzeln, als er registrierte, dass Carissa nicht länger zappelte, sondern zielsicher mit der Hand nach einem Queue tastete, der etwas außerhalb ihrer Reichweite lag. Ihre Hand kroch langsam und bedächtig über den grünen Bezug wie eine Spinne. Endlich berührte ihr Finger den Queue.

"Lass sie los, Joseph, ich warne dich nur noch einmal!", rief Sirius lauter als notwendig. Der Angeredete lachte und ließ Carissas Nacken los. Er gab ihr einen Klaps auf den nackten Po, entfernte sich etwas vom Tisch und meinte: "Los Süße, geh und hol Keeper. Sag ihm, dass ein Rowdy hier unten ist und seine Gäste bedroht!"

Sirius schüttelte lachend den Kopf und entgegnete: "Glaubst du wirklich, dass sie dir Folge leisten wird?" Er deutete mit dem Zeigefinger auf Carissa und hob spöttisch die Augenbraue. Erneut splitterte Holz. Die junge Hexe hatte den Queue mit Kraft und Elan auf Josephs Kopf niedersausen lassen und hielt nun nur noch ein kurzes Ende in der einen Hand. Mit der anderen hielt sie notdürftig die Reste der Bluse über der Brust zusammen.

"Siehst du?", lachte Sirius und versetzte dem orientierungslosen Mann einen Tritt, so dass er nach hinten fiel und auf dem Boden liegen blieb. Dann tat er einen großen Schritt über den Körper des Mann und wollte Carissa eine Hand auf die Schulter legen. Doch sie wich zurück.

"Wieso hat das solange gedauert!", fauchte sie. Ihre Stimme klang fest, doch ihre Hände zitterten. Sirius zog seine Lederjacke aus und hängte sie ihr um die Schultern.

"Oh! Keine Ursache! Ich hab dich gerne gerettet! Du brauchst mir doch nicht zu danken!", gab er bissig zurück. Carissa funkelte ihn einen Moment lang an, dann hatte sie das Zittern nicht länger unter Kontrolle. Sirius zog sie an seine Brust und strich beruhigend über ihren Rücken. Vorsichtig nahm er ihr das Queueende aus der Hand und legte es auf den Billardtisch.

"Carissa? War es das erste Mal, dass diese Kerle aufdringlich... ich meine, so aufdringlich geworden sind?", begann er behutsam.

Sie schüttelte den Kopf. Aber schwieg. Sirius nickte nur und schob sie sanft von sich. "Ist deine Wohnung weit von hier?"

Sie hob den Kopf und schaute ihm misstrauisch in die Augen. "Ich wohne hier unter dem Dach. Warum willst du das wissen?"

Sirius kniff ihr leicht ins Kinn und zwinkerte ihr zu. "Weil wir jetzt nach oben gehen und ich dich vernaschen will."

Sie verkrampfte sich zwischen seinen Händen, doch dann zog sie die Stirn in Falten. "Also das willst du", erwiderte sie enttäuscht. Ihre Miene erhellte sich erst, als sie ihn leise lachen hörte.

"Geh nach oben und pack deine Sachen zusammen, ich werde nicht zulassen, dass du hier noch weiter kellnerst."

Sie entwand sich seinem Griff, sie wusste zwar, dass er es gut mit ihr meinte, dennoch hatte er nicht das Recht, ihr Vorschriften zu machen. So gab sie schnippisch von sich: "Du hast mir gar nichts zu sagen. Wenn ich hier bleiben und weiter arbeiten will, wirst du mich nicht davon abhalten."

Sie wollte davon stolzieren, doch Sirius hielt sie am Arm fest. "Es ist zu deinem eigenen Besten, oder glaubst du, dass du bei denen da" – er deutete mit dem Kinn auf die drei traurigen Gestalten am Boden – "das nächste Mal so viel Glück haben wirst? Im Gegenteil. Ich kenne Typen wie die. Die werden erst dann Ruhe geben, wenn sie haben, was sie wollen. Also, entweder, du gehst sehenden Auges in dein Unglück oder du kommst mit mir nach London!" Er klang verärgert.

Carissa überlegte einen Moment, dann nickte sie und fügte sich.

"Also gut. Du nimmst mich mit nach London. Fein! Ich brauch' nur fünf Minuten. Keeper hat eh nicht genug gezahlt. Warte draußen!"

Sirius nickte und ließ ihren Arm los. Sie war schon fast zur Tür hinaus, als Sirius ihr hinterher rief: "Carissa? Der Anblick ist ja ganz nett, aber du solltest deinen Rock runter schieben, du ..." - er räusperte sich - "verkühlst dich sonst."

Carissa erstarrte und schob, ohne auf Sirius zu achten, den Rock in eine halbwegs sittsame Position. "In fünf Minuten!", zischte sie und war raus.

Sirius' Grinsen verflog. Er fuhr sich durch das Haar und schaute sich das Desaster an. Er wusste, dass Carissa Schwierigkeiten mit den Muggelbehörden bekommen würde, würde je ein Laut von dem, was hier geschehen war, nach außen dringen.

Kurz entschlossen zog Sirius seinen Zauberstab heraus und betrieb Schadensbegrenzung.

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"Hey, du!", rief ihn jemand an. Sirius hob die Augenbraue und sah zur Theke. Was beschwerte sich der Wirt, er hatte sein Geld auf den Tresen geknallt und sogar Trinkgeld gegeben, obwohl das alles andere als angemessen gewesen war.

"Stimmt was nicht?", gab er unfreundlich zurück.

"Hattest du nicht 'ne Lederjacke an, als du reinkamst?", nuschelte der Wirt mit einer Zigarette im Mundwinkel.

"Und wenn schon! N'Abend!", gab Sirius so ablehnend es ging zurück.

"Bitte, meine ist es ja nicht. Aber beschwer' dich nachher nicht, man hätte sie dir geklaut."

Sirius winkte ab und verließ das Pub. Er stand noch auf der Treppe, als er im Schankraum hörte, wie der Wirt laut nach Carissa brüllte. Sirius grinste.

Leichtes Füßetrappeln lenkte Sirius' Aufmerksamkeit auf die Straße. Er ging zu seinem Motorrad, entsicherte und startete es, als Carissa mit einem leichten Rucksack beladen, an der Häuserecke auftauchte.

Sie hatte sich umgezogen und trug nun eine verwaschene Jeans und einen gefütterten kurzen Mantel. Sirius Lederjacke hatte sie in einer Hand und warf sie ihm nun zu. Kaum, dass er sie übergezogen hatte und sie hinter ihm auf das Vehikel gestiegen war, öffnete sich die Tür der Gaststube, und ein sichtlich irritierter Joseph erschien dort.

"Halt, Moment... irgendwas wollte ich doch von ihr!", brüllte er verwirrt. Doch Sirius lachte nur und rief über das Motorgeräusch hinweg Carissa zu: "Festhalten, mein Engel, wir fliegen!"

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Nach gut zwei Stunden Flug hatte Sirius sein Motorrad landen lassen und war in einem Höllentempo eine gute halbe Stunde über die Autobahn der Muggel geheizt. Dann war London aufgetaucht. Nach fünfzehn Minuten hatte er das Motorrad vor einem alten Apartementhaus in der Londoner Innenstadt halten lassen. Er hatte gewartet, bis Carissa, die vollkommen durchgefroren war, sich vom Sozius herunter gepellt hatte, dann war auch er abgestiegen.

Jetzt schob er sie zum Eingang, schloss die Tür auf, nahm ihr den Rucksack ab und hängte ihn sich über die Schulter. Ganz Gentleman ließ er ihr den Vortritt. Er dirigierte sie zum Aufzug und wählte das oberste Stockwerk an, obwohl der Fahrstuhl ein dickes "E" anzeigte.

Sirius grinste: "Die Muggel glauben, dass das oberste Stockwerk baufällig ist. So hat man seine Ruhe. Keine nervigen Nachbarn, die Zucker oder Mehl borgen wollen."

Carissa schwieg, auch wenn sie hätte antworten wollen, so vermochte sie es nicht. Sie konnte kaum so schnell mit den Zähnen klappern, wie ihr kalt war. Sirius beobachtete sie stumm. Sie fror erbärmlich, das sah er. Er berührte sie an der Schulter. Carissa zuckte zusammen. Er runzelte die Stirn und ohne auf ihr Widerstreben zu achten, zog er sie in seine Arme.

"Ich tu dir nichts, Carissa. Vertrau mir", murmelte er. Sie schien sich zu entspannen. Sie suchte seine Nähe und Sirius hoffte, dass sie sie nicht nur suchte, um sich zu wärmen. Er drückte seine Lippen in ihr Haar. Es roch dumpf und kalt. Früher war es einst glänzend gewesen, trotz der schlechten Behandlung durch seine Mutter, hatte sie immer Wert darauf gelegt, dass das Mädchen adrett aussah, schon allein des Vaters wegen.

"Niemand wird dir etwas tun", murmelte Sirius. Carissa schwieg. Wie abwesend stand sie vor ihm und ließ sich von seinen Armen halten und wärmen. Der Aufzug hielt und wieder musste Sirius die junge Frau vor sich her schieben. Er lotste sie zur Tür des Appartments, öffnete sie und zog Carissa in die Wohnung. Noch war alles dunkel. Er macht Licht und ...

Carissas Augen wurden immer größer. Mitten im Wohnzimmer stand eine überdimensionale Torte aus Pappe in die, ohne sich beengt fühlen zu müssen, eine zierliche Frau gepasst hätte. Irritiert schnellte ihr Kopf herum und starrte Sirius an. Dieser senkte verlegen den Blick. Seine Ohren wurden rot und er stammelte: "Ich erklär's dir ... später?"

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