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5. Was willst du mir damit sagen?
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Sirius verfluchte sich, weil er nicht mehr an die Torte gedacht hatte. Zu seiner Erleichterung lag das Bunny-Kostüm, das er und Remus ursprünglich geplant hatten, wieder in einer Schachtel, die er auf dem Schlafzimmerschrank aufbewahrte. Er stellte Carissas Rucksack auf den Boden, steckte die Hände in die Taschen und wippte leicht auf den Fußballen auf und ab.
Wieso sagt sie nichts!, fragte er sich. Carissa stand noch immer schweigend neben ihm und warf abwechselnd der Torte und ihm schwer zu deutende Blicke zu. Schließlich fixierte sie nur noch die Torte.
Ich erklär's dir später! Was fasele ich denn da!, schalt er sich. In seinem Kopf bildeten sich merkwürdige Vorstellungen von einer sich zu heißer Musik bewegenden Carissa in der engen Zofenkleidung, die sie vor drei Jahren getragen hat. Sirius unterdrückte ein Puhh. Hatte er sich nicht genau das vorgestellt, als er am frühen Abend Remus verlassen hatte? Lenk dich ab, Junge! Also der Februar hat achtundzwanzig Tage... Holla die Waldfee, was war das neblig heute früh. Es half nichts. Ihr Schweigen machte ihn nervös.
"Weißt du", begann er unbeholfen, als Carissa sich vehement weiter jeglichen Kommentars enthielt und auf das Papp-Ungetüm starrte.
"James, mein bester Freund, er... naja er heiratet übermorgen und darum feiern wir morgen hier seinen Junggesellenabschied. Das da" – Sirius deutete mit dem Kinn auf die Torte – "soll 'ne Überraschung werden." Nun war es raus. Innerlich bereitete er sich auf einen ähnlichen Wutanfall vor, wie er ihn von Lily erlebt hatte. Dass Carissa allerdings im Gegensatz zu Lily keinen Grund zum Toben hatte, war ihm in diesem Moment völlig entgangen.
Carissa legte den Kopf schief und musterte die Torte abfällig, als sie knapp und leicht gelangweilt entgegnete: "Du bist mir keine Erklärung schuldig, Sirius, und wenn du dir ein Pferd auf die Dachterrasse stellst oder dir einen Knopf an die Backe nähst und ein Klavier daran hängst, so ist es allein deine Sache. Mich geht das nichts an. Also lass doch die Torte Torte sein, andere haben moderne Kunst im Wohnzimmer stehen, du eben ein Pappungetüm. Jedem das Seine, nicht wahr?"
Sirius' Augen wurden groß und er schluckte trocken. Als hätte sie ihm einen Schlag in die Magengegend versetzt, fühlte er sich innerlich zurücktaumeln.
Es interessierte sie nicht? Sie spottete auch noch darüber? Er fühlte, wie Wut und Enttäuschung in ihm aufstiegen. Er hatte ihr geholfen und dabei mochte sie ihn gar nicht mehr, sie machte sich nichts mehr aus ihm. Sirius schalt sich einen Narren und genauso kam er sich vor.
Carissa wandte den Blick endlich von der Torte ab und begann sich schweigend aus ihrem Mantel zu schälen. Sie zitterte noch immer und ihre Hände schienen wie aus Eis. Bei jeder Bewegung der Finger zogen sich ihre Brauen vor Schmerz zusammen, doch Carissa sagte nichts. Sie war davon überzeugt, dass es ohnehin bald vorbei wäre und ihrer Finger durch Bewegung schneller wieder warm würden, als durch Hauchen, Pusten, Reiben oder Waschen mit warmem Wasser. So konzentrierte sie sich schlicht darauf, ihre Mantelknöpfe zu öffnen. Sie ignorierte Sirius, ihren "Retter", einfach, der noch immer, wie zur Salzsäule erstarrt, auf dem gleichen Flecken stand.
Sirius hingegen kam sich nicht wie eine Salzsäule vor. Nachdem der erste Schreck vorüber war, fixierte er verärgert die junge, zierliche Frau und runzelte unwillkürlich die Stirn. Sicherlich meinte sie es nicht so, wie es geklungen hatte. Aber wie konnte es ihr egal sein, was er tat? Er hatte doch gespürt, dass sie sich in seinen Armen geborgen gefühlt hatte, als sie vorhin im Fahrstuhl gewesen waren. Er genoss noch immer das Prickeln, das ihre schlanken Arme in ihm ausgelöst hatten, als sie sie um seine Taille geschlungen hatte. Sirius rührte sich nicht. Sollte er auf ihre Gleichgültigkeit etwas erwidern? Doch egal was er sagen würde, es würde einfallslos und banal klingen. Reden ist Silber und Schweigen ist Gold, ich war schon immer ein Goldjunge, spöttelte er still, allerdings war ihm gerade nicht nach Lachen zumute. Wieso es ihm so wichtig war, was sie dachte, konnte er sich nicht erklären.
Carissa hatte endlich auch den letzten Knopf geöffnet. Sie schlüpfte aus dem Mantel und legte ihn fein säuberlich über eine der Sessellehnen. Dann nahm sie sich Zeit und ließ den Blick über die Räumlichkeiten schweifen. Sirius wohnte nicht schlecht für einen von der Familie verstoßenen jungen Zauberer ohne wirkliches Einkommen.
Sie standen auf der untersten zweier Stufen, die zur Eingangstür des Appartments führten und schauten auf eine riesige Fensterwand. Die Einrichtung war geschmackvoll, allerdings wirkte sie etwas spartanisch, nahezu von einem Designer zusammengestellt. Das Wohnzimmer glich eher einer Wohnküche, obwohl der Küchenbereich durch einen eingelassenen Raumteiler mit verglaster Durchreiche verdeckt wurde. Im hinteren Teil des Wohnbereichs gab es einen freien Gang der offenbar zum Schlafzimmer und zum Bad führte. Carissas Blick glitt zu den großen Fenstern hinüber. Sie sah ihr eigenes Bild, leicht verzerrt, doch gut erkennbar.
"Wie lange?", flüsterte sie plötzlich und ihre gesamte Haltung versteifte sich.
"Was?", entfuhr es Sirius, der sinnend ihren Blicken gefolgt war und hoffte, ihr möge gefallen, was sie sah. Carissa schnellte herum und sah ihn merkwürdig, ja beinahe bohrend an.
"Wie lange standest du schon an der Tür, bevor du dich dazu durchgerungen hast, einzugreifen? Hat es dich vielleicht angemacht, eine Frau so zu sehen?", platzte sie heraus.
Sirius zuckte leicht zusammen und senkte einen Wimpernschlag später die Lider. Sollte er ihr die Wahrheit sagen?
Das genügte ihr als Eingeständnis. Mehr benötigte sie eigentlich nicht. Doch sie bohrte weiter. "Wie lange, Black!" Die Frage glich eher einem Vorwurf.
"Wenn du keine Hilfe wolltest, dann hättest du es nur sagen brauchen!", fauchte Sirius zurück. Er konnte ihr unmöglich gestehen, dass er sie gesehen hatte, dann dem Drängen seiner Blase nachgegeben hatte und erst durch das Geräusch einer Ohrfeige überhaupt auf die Idee gekommen war, Carissa könnten die Aufmerksamkeiten zuwider gewesen sein.
"Also doch!" Indirekt hatte er zugegeben, ihr nicht gleich zur Hilfe gekommen zu sein. Sie klang triumphierend. "Du... du wusstest, dass ich... dass ich das... nicht wollte und du hast gewartet, bis es beinahe zu spät gewesen wäre!"
Dass er einen Blick auf ihre Weiblichkeit hatte werfen können, verdrängte sie gezielt aus ihrer Erinnerung. Obwohl ihr beim Gedanken daran sehr warm wurde. Trotzdem, wenn sie es lange genug verdrängte, war es auch nicht länger wahr. Das hatte schon immer funktioniert, redete sie sich ein.
Wütend mit einem Hauch von Enttäuschung starrte sie ihn an.
"Carissa ich...", begann Sirius stotternd. Er fuhr sich durchs Haar und stemmte eine Hand in die Seite. Die andere gestikulierte wild in der Luft umher, als er fortfuhr: "Verdammt nochmal, wusste ich denn, ob ich das Recht dazu hatte, dir zu helfen? Wie, bitte schön, hätte ich auch nur ahnen können, dass dir die Aufmerksamkeiten dieser Typen gar nicht gefielen? Hallo? Du bist in diesem Laden, in dieser... dieser Kaschemme herumgelaufen, wie... wie eine..."
Klatsch!
Er hatte sie kommen zwar sehen, doch vor Verblüffung hatte er nicht rechtzeitig reagieren können. Carissa holte aus und plazierte ihre Hand präzise in Sirius' Gesicht. Die Wucht, die hinter ihrem Schlag steckte, ließ seinen Kopf zur Seite schnellen. Einen Augenblick lang glaubte Sirius, dass einer seiner Zähne wackelte oder dass er sogar blutete. Schmeckte es nicht irgendwie metallisch, wenn er schluckte? Doch dazu war der Schlag, bei weitem nicht kräftig genug gewesen.
"Das, Black" – sie keuchte und fuchtelte mit ihrem Zeigefinger vor seiner Nase herum – "war für deine Gedanken! Du brauchst es gar nicht erst auszusprechen! Es war eindeutig genug! Ich bin im Bad! Ich fühle mich... besudelt!", flüsterte sie zornig, machte einen weiten Bogen um Sirius, der sich verblüfft die Wange hielt, und holte sich ihr Necessaire aus dem Rucksack heraus. Dann steuerte sie gezielt auf den Gang zu und nahm eine der beiden Türen ins Visier, von der sie glaubte, sie würde ins Bad führen. Sie langte schon nach der Klicke, als Sirius leise und so neutral wie möglich bemerkte: "Dort ist das Schlafzimmer. Die andere Tür."
Carissa nahm die angegebene Tür, ohne auf Sirius einzugehen, und verschwand. Laut rastete das Schloss ein und Sirius atmete tief aus. Erneut fuhr er sich durchs Haar und kniff die Augen zusammen. Er war wütend auf sich und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Das erinnerte ihn wieder an seine schmerzende Wange. Behutsam tastete er mit seinen Fingern von außen und der Zunge von innen über das geschundene Fleisch, um sich zu vergewissern, dass noch alles in Takt war.
"Verdammt!", murmelte er und setzte im Gedanken hinzu: Das ist gründlich in die Hose gegangen.
Er belegte sich mit etlichen Ausdrücken, die nicht gerade seiner Intelligenz schmeichelten. Worunter Hornochse und Idiot noch die netteren Bezeichnungen waren.
Während er sich selbst beleidigte, quälte er sich aus den Schuhen und kickte sie wütend in Richtung Garderobe. Er war sauer. Doch seine Stimmung an wehrlosen Schuhen auszulassen, war eigentlich nicht seine Art. Endlich schlüpfte er auch aus seiner Jacke und zog das verräucherte Hemd gleich mit aus. Beides landete auf Carissas Mantel. Für einen Augenblick fixierte er die Kleidung. Es schien ihm fast ein Omen zu sein, dass sie übereinander lagen. Überrascht schnappte er sich die Sachen und räumte sie in die Garderobe. Das fehlte ihm noch. Sirius musste grinsen. Das hatte er auch noch nicht erlebt, dass ihn übereinander liegende Kleidungsstücke verlegen machten.
Barfuß und mit freiem Oberkörper tappte er zur nächsten Kommode, langte nach einem Lederband und band sich das Haar zusammen, schnappte sich ein dunkles Trägershirt und zog es sich über den Kopf. Eine Strähne löste sich aus dem Zopf und er strich sie mechanisch hinters Ohr.
Was pflegte James' Mutter immer zu sagen? Beschäftigung sei aller Trübsal Heilmittel. Nun gut, er würde sich beschäftigen. Wenn Tatkraft Trauer vertrieb, müsste das gleiche auch für Wut und Zorn gelten.
So entzündete er den Kamin im Wohnzimmer – irgendwie musste er ja Zugang zum Flohpulvernetzwerk haben – eilte in die Küche und brachte rasch einen Kessel mit Wasser zum Kochen.
"Wenn ich schon mal denke, bevor ich handle, gibt es ein Desaster", erklärte er dem Teekessel, den das herzlich wenig interessierte. Dann glaubte er ein Rufen zu hören.
Sirius eilte zur Badezimmertür, klopfte und rief durch das Holz: "Carissa?"
"Hast du noch Handtücher?", klang es dumpf aus dem Bad. Und schon rannte er los.
° ° ° ° ° ° °
Carissa war froh, als die Badezimmertür endlich hinter ihr ins Schloss fiel. Sie lehnte sich einen Moment dagegen und versuchte ihrem Herzen zu befehlen, langsamer zu schlagen. Doch es war vergeblich. Sie fühlte sich gekränkt und verletzt. Aber das Schlimmste war, sie hatte, anstatt ihm zu danken, ihren Frust und ihre Unzufriedenheit an ihm ausgelassen. Es war alles so plötzlich geschehen.
Er hatte sie gerettet und sie aus ihrer Zwangslage befreit. Doch sie fragte sich, ob das eine so gute Tat von ihm gewesen war. Seit drei Jahren verbarg sie sich und versuchte jeglichen Kontakt mit der Zaubererwelt zu vermeiden. Was hatte ihr Sirius' Vater gesagt, als er ihr ihr Bündel an den Kopf geworfen hatte?
Wage es nicht, dich in der Zaubererwelt noch einmal blicken zu lassen. Du bist ein Floh, ein lästiges Insekt, das ich mit einer Geste vernichten kann. Setze einen Fuß in die Zaubererwelt und ich werde es erfahren! Ein Zauberspruch und du bist tot! Erst mich verführen und umgarnen und dann auch noch meinen Sohn. Für wen hast du noch die Beine breit gemacht, du Schlampe? Mach noch einen Fehler und es wird dein letzter sein! Verschwinde!
Carissa hatte in dem Moment gewusst, dass Mr Black eifersüchtig auf Sirius gewesen war, weil sie sich jenem freiwillig hingegeben hatte und nicht durch Drohungen hatte gezwungen werden müssen. Black senior hatte seiner Frau nachgegeben und das frivole Dienstmädchen vor die Tür gesetzt.
Aber ihm hatte das nicht genügt. Er hatte ihr gedroht, sich von ihm und seiner Welt fern zu halten, da es ihr sonst schlecht ergehen würde. So hatte Carissa stets in Angst gelebt und sich tatsächlich aus allem, was die Zaubererwelt betraf, herausgehalten. Drei Jahre lang war nichts geschehen, dann hatte Sirius plötzlich in ihrem Pub gesessen und sie war zu perplex und zu erfreut gewesen, um sich zu verbergen. Doch bisher war noch nichts geschehen. Vielleicht war Mr Blacks Zorn verraucht? Aber das konnte sie nicht glauben.
"Sirius!", flüsterte sie.
Sie konnte sich noch genau an das zärtliche erste und einzige Mal mit Sirius erinnern. Er war unerfahren gewesen, doch irgendwie hatte sie es geschafft, ihm den Druck zu nehmen und ihm gezeigt, wie er genießen und gleichzeitig Genuss bereiten konnte. Carissa wischte sich hastig über die Augen, stieß sich von der Tür ab und nahm sich Zeit, das Badezimmer zu betrachten. Die Ordnung überraschte sie. Misstrauisch machte sie einen der Schränke auf und war verblüfft nur Utensilien zu entdecken, die ein Mann benötigte. Sie hatte beinahe geglaubt, er wohnte mit einer Frau hier zusammen.
Sie schloss die Tür und stellte ihr Necessaire auf eine freie Ablage und begann darin herumzukramen. Ollivander würde sie lynchen, könnte er sehen, dass sie ihren Zauberstab zwischen Kamm und Bürste und solchen Dingen aufbewahrte. Doch dort fiel er am wenigsten auf, wie sie aus Erfahrung wusste. Sie strich leicht über das stumpf gewordene Holz und nahm das leichte Prickeln von Magie wahr.
Carissa zog die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt und musterte ihr Spiegelbild. Sie schloss die Augen. Kein Wunder, dass er sie für eine Prostituierte gehalten hatte. Tränen quollen unter ihren geschwollenen Lidern hervor, aber sie kämpfte sie erfolgreich zurück. Inzwischen war sie sehr routiniert darin, ihre wahren Empfindungen zu verbergen.
Nach einer Weile blickte sie auf und schaute in ihre geröteten Augen, die eindeutig zu stark geschminkt waren. Die dunklen Ringe waren unter dem Make-up kaum wahrzunehmen, doch Carissa wusste, dass sie da waren, schließlich hatte sie sie selbst unter einer dicken Schicht verschwinden lassen. Ihre Lippen waren zu dunkel für ihren hellen Teint und machten sie noch blasser, als sie ohnehin schon war. Sie straffte ihre Schultern und begann sich zu entkleiden. Erst die Schuhe, dann die Hose und schließlich das lappige, nach schweren Parfum und kaltem Rauch riechende T-Shirt.
Sie war nur noch in Unterwäsche, als sie zur Dusche ging, den Hahn aufdrehte und ein weicher Strahl angenehm warmen Wassers über ihre Hand rauschte. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Ja, eine warme Dusche würde sie beleben und erfrischen, bekäme sie danach noch eine Tasse heißen Tee und eine Handvoll Kekse, wäre die Welt wieder in Ordnung, wenn auch nur für den Moment.
Das einzige, was ihr jetzt zum wahren Glück noch fehlte, waren frische Handtücher, sie konnte kaum Sirius' zum Abtrocknen verwenden. Wobei...
Sie griff nach einem der Handtücher und roch daran. Es duftete frisch gewaschen, dennoch glaubte sie einen Hauch Sirius wahrzunehmen. Erschrocken ließ sie den Stoff los und trat an die Tür. Laut, um das Rauschen des Wassers zu übertönen, rief sie durch das Holz nach Sirius. Eine Weile geschah nichts. Dann...
"Carissa?", hörte sie ihn fragen.
"Hast du noch Handtücher?", brüllte sie. Als keine Reaktion kam, fixierte sie irritiert die Tür. Hatte er sie nicht gehört? Sie ignorierte, dass sie nur noch die zarte Unterwäsche trug und riss die Tür auf.
Sie starrte auf eine breite Brust, die nur von einem schwarzen Shirt mit schmalen Trägern bedeckt wurde. Carissa stockte der Atem, als sie seinen Duft wahrnahm. Er roch anders, als sie es in Erinnerung hatte, maskuliner und... gefährlicher. Sie blinzelte und ließ ihren Blick an ihm hinuntergleiten. Dann runzelte sie die Augenbrauen und musste sich ein Lächeln verkneifen. Sirius hielt in seinen Händen einen Stapel Handtücher, ein großes Badehandtuch, das zweimal um ihren Körper passen würde, und zwei kleinere. Carissa gab ihrem Gesicht einen betont gleichgültigen Ausdruck und griff nach den Handtüchern.
Sirius schmunzelte, als er lax meinte: "Madame haben nach Handtüchern geläutet und voilà, da sind sie auch schon!"
Doch sein Blick hing nicht an ihren Augen, sondern hatte sich nahezu an ihrem Dekolleté fest gesogen. Black ignorierte den Wunsch, mit seinen Fingerkuppen über die zarte Haut zu streichen und seine Lippen in der Mulde zwischen ihren Brüsten zu versenken. Er widerstand der Versuchung, die Hand nach ihr auszustrecken und zu sehen, wie sie reagieren würde. Das Kribbeln, das er spürte, war jedoch so real, dass er beinahe glaubte, seinem Verstand nicht gehorchen zu können. So lächelte er nur spöttisch und brachte diesen albernen Spruch, auf den auch prompt eine Reaktion folgte.
Carissa lächelte kalt und erwiderte: "Er kann sich dann entfernen. Wir brauchen Ihn nicht mehr."
Sirius verneigte sich ehrerbietig und gab ein unterwürfiges "Sehr wohl Madame!" zum besten. Carissa lachte laut auf und war schon halb im Bad, als sie leise, kaum wahrnehmbar flüsterte:
"Blacky?... Danke."
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Schon war die Tür ins Schloss gefallen und Sirius stand alleine im Flur. Er hatte es gehört und lächelte. Es war ein warmes und hoffnungsvolles Lächeln. Erst nach einer Weile registrierte er, dass der Pfeifkessel in der Küche erbarmungslos nach Hilfe schrie. So eilte er grübelnd in die Küche. Fünf Minuten später schrie der Kessel noch immer, doch Sirius stand nur daneben und überlegte, ob sie sich jetzt für die Handtücher bedankt hatte oder aber für die Hilfe. Er wurde absolut nicht schlau aus ihr. Vielleicht lag es daran, dass sie sich kaum kannten. Schließlich hatte er sie erst vor ein paar Stunden wieder getroffen und die Tatsache, dass sie ihn in die körperliche Liebe eingeführt hatte, lag Jahre zurück. Doch er schien sie irgendwie mehr als aufregend zu finden, eine deprimierende Feststellung.
Er hatte sie immer erregend gefunden. Als er sie als die Perfektion eines weiblichen Wesens ansah und wie eine Göttin verehrte, ja nahezu den Boden anbetete auf dem sie wandelte, fand er sie betörend. Als er sie erniedrigt, vor seinem Vater auf dem Boden knien sah, wäre er am liebsten an seines Vaters Stelle gewesen. Als sie ihm zeigte, was es hieß, sich hinzugeben, vergötterte er sie. Schlagartig wurde ihm klar, dass er in all der Zeit, die vergangen war, einen Ersatz gesucht hatte, keinen Ersatz für sie, aber einen Ersatz für das Gefühl, welches tief vergraben noch immer in ihm existierte und sich allmählich wieder zu Wort meldete.
"Sie ist absolut das Aufregendste, was mir je begegnet ist!", sagte er leise. Nun gut, bis auf Lily, schränkte er gedanklich ein. Dann langte Sirius nach dem Kessel und verbrannte sich prompt am heißen Dampf. Er fluchte und ließ kaltes Wasser über seine Hand laufen. Es war himmlisch, als der Schmerz nachließ.
Sirius lächelte verträumt und rief sich ihre Erscheinung in Erinnerung. Er war froh, dass sie seine Faszination von ihrem Körper nicht mitbekommen hatte, doch war diese nicht auf beiden Seiten vorhanden gewesen?
Seine Hand schmerzte erneut und Sirius verdrehte die Augen. Das Wasser war nun eindeutig zu kalt und er zog die Hand fort.
Doch wofür hatte sie sich nun bei Merlins Barte bedankt? Für die Handtücher oder für seine Hilfe. Er wusste bei aller Liebe nicht, was sie ihm hatte sagen wollen.
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° tbc °
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Danke für deine tollen Reviews Rosifer. °knuddel°
