°
6. Kekse, Milch und Wasser
°
Sirius schob seine Grübeleien beiseite und grinste breit, bei der Vorstellung, ihr wäre sein Blick aufgefallen, mit dem er ihr Dekolleté einer eingehenden Musterung unterzogen hatte. Sie hätte mit Sicherheit getobt.
Etwas musste sie abgelenkt haben und Sirius war überzeugt davon, dass er dieses Etwas oder besser gesagt dieser Jemand gewesen war. Zufrieden konzentrierte er sich endlich auf die Zubereitung des Tees. Es war bereits kurz nach Mitternacht, doch Tee schadete seiner Ansicht nach nie.
Er pfiff leise vor sich hin und suchte gerade nach Keksen, als er einen angenehmen Geruch wahrnahm. Er brauchte gar nicht hinsehen. Ja, er würde sie überall wiedererkennen und sei es nur an ihrem Odeur. Er ahnte, dass sie barfuß und von ihrem herrlich langen Haar nicht eine Spur zu sehen sein würde. Das weiße Badelaken hatte sie sicher fest um sich geschlungen, so dass es sich perfekt an ihren Körper anschmiegen konnte.
° ° ° ° ° ° °
"Tee?", fragte sie und klang verblüfft. Wie konnte er wissen, dass sie gerade jetzt noch Appetit auf einen Tee haben könnte? Doch er drehte sich weder um, noch tat er überrascht. Er kramte weiterhin in einem der oberen Schränke und murmelte der Zuckerdose etwas zu, das verdächtig nach: "James' Mutter hält Tee für das Universalrezept schlechthin. Nur Remus' Mum sieht das etwas anders und bevorzugt Schokolade."
Carissa schmunzelte. Da stand er nun, ihr Held, ihr Retter, redete mit einer Zuckerdose oder was auch immer ihm zuhören mochte und kochte Tee. Ihr Schmunzeln verschwand. Endlich hatte sie Zeit und Muße, ihn genauer zu betrachten. Sie wünschte beinahe, sie könnte ihre Augen von ihm abwenden, doch wie konnte man seinen Blick vor der letzten Rose im Herbst verschließen oder kalt an dem ersten Schneeglöckchen des Frühlings vorbeigehen? Enerviert stellte sie fest, dass sie auf merkwürdig poetischen Pfaden wandelte, wenn sie sich in Gedanken mit ihm befasste. Egal wie sehr Carissas Verstand ihr auch befahl, vorsichtig zu sein und ihn nicht zu beachten, sie konnte diesem Rat nicht Folge leisten. Selbst als sie unter der Dusche gestanden hatte, hatte sie sich gewünscht, es wären seine Hände, die sie berührten und nicht die ihren.
Sirius war barfuß und trug noch immer die gleiche Hose wie im Pub. Carissa schluckte bei der Vorstellung, wie ihre Hände unter sein Shirt gleiten, seinen Bauch streicheln und seine Seiten liebkosen würden. Endlich gelang es ihr den Blick abzuwenden. Er war muskulös geworden in den vergangenen drei Jahren und eindeutig zu attraktiv für ihren Geschmack.
"Du bist groß geworden und wesentlich... kräftiger."
Sirius reagierte nicht.
"Dein Haar ist länger als früher", unternahm sie leise einen weiteren Versuch, die unangenehme Stille zu brechen.
"Was!", entfuhr es ihm. Er hielt im Suchen inne und schaute um die Schranktür herum. Die Packung mit Muggelkeksen rutschte hinterher. Sirius streckte eine Hand aus und fing die Packung auf. Jedoch fegte er mit dem Arm das Milchkännchen vom Tisch. Wie aus einem Reflex heraus schoss seine freie Hand vor, um das Kännchen am Fallen zu hindern. Es zerschellte zwar nicht auf den Küchenfliesen, allerdings schwappte die in ihm befindliche Flüssigkeit über und landete in einem hellen Fleck, der sich unerbittlich ausbreitete, auf Sirius' Shirt. Selbst von seiner Nase und den dunklen Augenbrauen, ja sogar von den Wimpern tropfte Milch.
Carissa bemühte sich, nicht zu lachen. Doch er sah so verdattert aus, dass sie sich nicht beherrschen konnte und in fröhliches Gekicher ausbrach.
"Na Hauptsache du hast deinen Spaß", gab er pikiert zurück. Er schob ihr eine hauchzarte Tasse mit klarer brauner Flüssigkeit entgegen und knallte ihr die Kekse und das fast leere Milchkännchen vor die Nase. "Ich bin im Bad!"
Als die Tür ins Schloss fiel, konnte sich die junge Frau nicht länger beherrschen und lachte lauthals los.
° ° ° ° ° ° °
Sirius stand mitten im Bad und fuhr sich über das Gesicht. "Milch!", grummelte er. "Na danke, ich wusste, dass das Zeug mein Untergang sein würde." Doch ehe er es sich versah, grinste er übers ganze Gesicht. Sirius lauschte und hörte Carissa aus tiefstem Herzen lachen. So ist es recht, dachte er bei sich.
Dann trat er vor den beschlagenen Spiegel und atmete tief durch. Die dunstige Luft, Anzeichen dafür, dass kurz zuvor jemand geduscht hatte, hüllte ihn ein. Es roch nach ihr, egal, wie er es drehen oder wenden wollte, überall nahm er ihren Geruch wahr, obwohl sie noch nicht einmal eine Stunde in seiner Wohnung war. Sirius stützte die Hände auf dem Waschenbeckenrand ab und stöhnte. Wieso musste ich sie mitnehmen! Doch noch bevor er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, wusste er, dass er nicht anders hatte handeln können.
Er warf einen Blick auf die Dusche. Genau, eine Dusche würde ihn sicher von seiner Verwirrung erlösen und diese Milch von seinem Körper entfernen. Er wollte gerade die Hose aufknöpfen, als er innehielt. Albernerweise konnte er sich nicht dazu durchringen, unter die gleiche Dusche zu steigen, unter der Carissa nur wenige Augenblicke zuvor gestanden hatte. Wenn er sich vorstellte, wie das Wasser über ihre... Nein, er mochte nicht weiterdenken.
"Ein Bad!", rief Sirius und stürmte zur Wanne. Er drehte den Wasserhahn auf, stöpselte die Badewanne zu und schaffte es mit ein paar gekonnten Schwüngen des Zauberstabs, die er von Mrs Potter gelernt hatte, aus dem eisig kalten Wasser ein lauschiges, herrlich heißes Schaumerlebnis zu zaubern. Er schlüpfte aus dem Shirt, entledigte sich seiner Hose und löste das Haarband. Er stieg in die Wanne und ließ sich mit wohligem Seufzen vollkommen in das herrliche Nass gleiten. Nach einer Weile tauchte er wieder auf und wischte sich den Schaum aus dem Gesicht. Sirius schloss seufzend die Augen. Jetzt roch es nicht mehr nach ihr.
Es ist mein Bad, mein Duft!, bestätigte er sich. Er taste nach seinem Zauberstab und reduzierte das Licht.
Wohlige Wärme breitete sich in ihm aus. "Jetzt noch eine Zigarre und ein Glas Whisky und ich bin zufrieden", murmelte er schläfrig. Sirius legte den Kopf zurück und streckte ein Bein aus der Wanne. Das war Entspannung für ihn. Es war ihm egal, dass er Besuch hatte und es war ihm egal, dass er unhöflich war.
"Du bist größer geworden und kräftiger... pahh... Dein Haar ist länger!", äffte er Carissa nach einer Weile nach. Die Entspannung war vergessen. Er hatte sich den kleinen Unfall in der Küche noch einmal durch den Kopf gehen lassen und kam sich immer lächerlicher vor. Sie hatte über ihn gelacht! Sie hatte sich über ihn lustig gemacht und das wurde ihm erst jetzt bewusst. Zumindest stellte es sich so für ihn dar.
"Natürlich ist es länger, so gar sehr viel länger!", konterte er leise mosernd, damit sie ihn nicht hörte.
Er nagte am Daumen. "Hast du noch Handtücher!", blaffte er gegen die Fliesen. "Klar hab ich das, sogar 'nen ganzen Schrank voll! Sind sogar gewaschen und gebügelt! Da staunst du, was?" Doch die Fliese reagierte nicht.
Sirius meckerte weiter in sich hinein, während er in der Wanne lag und noch immer seinen armen Daumen malträtierte. Er musste sich abreagieren, die Frage war nur, wie. Wäre er jetzt in Godric's Hollow, dann würde er seine tierische Erscheinung annehmen und rennen, bis ihm buchstäblich die Zunge aus dem Hals hing. In London jedoch würde er, wie er sein Glück kannte, von einem dieser Muggeltierfänger geschnappt und in eines dieser Tierinternate, die sie Tierheime nannten, gesteckt werden. Ergo, Laufen bis die Lunge glühte, fiel unter die Rubrik 'In der Großstadt nicht möglich'.
Sirius schlug mit der flachen Hand aufs Wasser, so dass die Wanne beinahe überschwappte. Frustriert pflückte er sich den Schaum von den Wimpern und ärgerte sich, dass ein Teil in seinem Auge gelandet war, das nun brannte.
Er spürte es eher, als dass er es wirklich hörte. Leise, sehr leise hörte er, wie die Klinke der Badezimmertür betätigt wurde. Rasch schloss er die Augen, ignorierte das Brennen und tat, als schliefe er. Doch seine Sinne waren geschärft. Wieder einmal profitierte er von seinem Dasein als Animagus. Sein Sehvermögen und sein Gehör waren ebenso wie sein Geruchssinn besser als vor der Zeit seiner Mutation. Er roch sie, bevor er sie durch seine Wimpern hindurch sehen konnte.
Carissa schlich ins Bad, den Blick stur auf die Ablage gerichtet, auf der ihr Necessaire lag.
Na warte! Mausi, dachte er, dich krieg ich. Er freute sich diebisch, sie so in seiner Nähe zu wissen. Das Lachen würde er sie büßen lassen.
° ° ° ° ° ° °
Carissa konnte ihr Lachen gerade noch so lange zurückhalten, bis Sirius aus der Küche verschwunden war und die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte. Dann brach es aus ihr heraus. Sie musste sich an der Anrichte abstützen, um nicht vor Lachen in die Knie zu sinken. Er hatte auch zu drollig ausgesehen in seinem von Milch durchtränkten Shirt und den vielen weißen Tropfen im Gesicht. Sogar die Wimpern hatten etwas abbekommen. Diese lächerlich langen Wimpern, in denen die Milch ausgesehen hatte, wie Tautropfen an Grashalmen.
Carissa beruhigte sich etwas. Doch als sie sich den letzten kleinen Schluck Milch in den Tee gießen wollte und daneben traf, animierte dies ihr Lachzentrum erneut. Sie gluckste und wieherte fast vor Lachen. Ihr tat bereits der Bauch weh, als sie sich völlig außer Atem über die Augen wischte. Dann bemerkte sie, dass sie Tränen gelacht hatte, und erneut prustete sie los. Sie sank auf den Küchenboden und gluckste in sich hinein, bis es wieder laut aus ihr herausbrach.
Nach einer Weile atmete sie nur noch schwer und fühlte sich angenehm erschöpft. Es war Ewigkeiten her, seit sie so hatte lachen können. Sie hatte vergessen, wie befreiend es sein konnte, seiner Fröhlichkeit einfach nachzugeben. Carissa zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. Wenn sie genau darüber nachdachte, dann war Sirius exakt im richtigen Augenblick erschienen. Er war sicherlich kein Ritter in glänzender Rüstung, aber er war ihr wie ein Sonnenstrahl im tristen Alltag erschienen. Und was hatte sie getan? Sie hatte ihm vorgeworfen, nicht rechtzeitig gekommen zu sein. Sie war ungerecht und anmaßen gewesen. Und zu allem Überfluss hatte sie auch noch über ihn gelacht.
Sie nagte an ihrer Unterlippe, eine Unart, die sie sich schon als 14jährige abgewöhnt hatte; die letzten Jahre jedoch hatten diese wieder zum Vorschein gebracht. Carissa war Sirius dankbar, dass er sie aus dem elenden Muggelpub herausgeholt hatte. Es war ihr zwar schleierhaft, wie er, wo er noch keine einundzwanzig war, Zugang bekommen hatte, doch das war nun nebensächlich.
Aber wie sollte es nun mit ihr weitergehen? Die Zaubererwelt war für sie nach wie vor tabu, laut Mr Black. Sie senkte ihren Blick und starrte auf die Milchpfütze. Kleine Tropfen fielen in immer längeren Abständen von der Kante der Anrichte. Carissa zählte sie, bis sie bei fünf war, dann schüttelte sie den Kopf und ermahnte sich: "Was tu ich hier eigentlich!"
Sie erhob sich umständlich, darum bemüht, das Badetuch vor der Brust zusammenzuhalten und gleichzeitig den Handtuch-Turban auf dem Kopf zu jonglieren. Kein leichtes Unterfangen! Sie eilte in das Wohnzimmer und holte sich aus dem Rucksack ein einfaches langes Shirt, dicke Socken und Unterwäsche, da sie im Badehandtuch kaum die Küche würde reinigen können. Sobald sie sich frei bewegen konnte, kehrte sie zurück, trank hastig ihren Tee aus, ausnahmsweise mal mit sehr wenig Milch und lugte bereits in einige Schränke, um herauszufinden, wo ihr Retter die Putz-Utensilien aufbewahrte.
Du bist eine Hexe! Und er ist ein Zauberer!, hallte es in ihrem Kopf. Carissa stutzte und richtete sich auf. Eine Hand noch am Turban nickte sie. Sie konnte kaum davon ausgehen, dass ein Zauberer, wenn er mit einem schlichten 'Ratzeputz' mehr erreichen konnte, als mit Schrubber und Besen, die lästigen Muggelputzsachen irgendwo hängen haben würde.
Carissa zog die Stirn in Falten. Sie hatte, seit sie das Haus der Blacks verlassen musste, nicht mehr wirklich gezaubert; abgesehen von den kleinen Tricks, die ihre Frisur halten ließen. Zu viele Muggel waren stets in der Nähe gewesen, als dass sie sich mittels Magie hätte behelfen können, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem war da immer noch die Angst vor Blacks Androhung, sie zugrunde zu richten, würde sie sich je wieder in der Zaubererwelt blicken lassen. Nun gut, niemand nahm die Drohung eines Blacks auf die leichte Schulter.
Rasch spülte sie die Tasse aus und grübelte dabei, wie sie an den Stab kommen könnte.
Verflixt und zugenäht!, dachte sie bei sich. Sie hatte ihren Zauberstab, ein altes, aber ausgezeichnetes Modell, wie Mr Ollivander ihr vor Jahren versichert hatte, in ihrem Necessaire und das stand im Bad.
Carissa schlug sich mit der Hand an die Stirn und murmelte: "Wer bewahrt seinen Zauberstab auch bei den Waschutensilien auf!" Dass sie dies noch kurz zuvor für ein ausgezeichnetes Versteck gehalten hatte, verdrängte sie geschickt. So stürmte Carissa zur Badezimmertür und lauschte.
Komisch!, dachte sie bei sich, als nicht ein Geräusch durch die Tür drang.
Sie lief im Flur auf und ab und überlegte, warum es im Bad so still war. Sirius könnte vor dem Spiegel stehen und sich rasieren oder aber anderen Bedürfnissen nachgehen. Vielleicht stand er aber auch unter der Dusche und hatte das Wasser abgestellt, während er sich einseifte oder vielleicht trocknete er sich bereits ab.
Carissa schluckte laut; an einen nackten Sirius, wie er sich die letzten Tropfen von der festen Haut rubbelte, hätte sie nicht denken dürfen. Sie sank gegen die Wand und stellte sich vor, wie Sirius unter der Dusche stand und ein Strahl heißes Wasser über seine breiten Schulter rann, wie er mit festen kreisenden Bewegungen seine Haut einseifte und nicht einen Zentimeter ausließ, wie er sich mit gespreizten Fingern genießerisch durch das nasse Haar fuhr und...
"Reiß dich zusammen, Mädchen. Er ist jünger als du!" Doch eine Stimme in ihrem Inneren feixte: Das hat dich vor drei Jahren aber auch nicht gestört. Drei Jahre jünger ist doch nichts, meine Süße. "Merlin hilf mir!", flüsterte sie, schloss die Augen und zählte leise bis zehn.
Dann zerrte sie sich den Handtuch-Turban vom Kopf und fuhr sich mit den Fingern durchs feuchte Haar. Entschlossen zwirbelte sie die dicken Flechten zu einem Knoten im Nacken zusammen und schnipste mit den Fingern der linken Hand. Schon hielt die Frisur. Sie hatte bei den Blacks festgestellt, dass sie mehr Magie in ihrer linken Hand hatte, als sie es mit dem Zauberstab in ihrer rechten je vermutet hätte.
In einem der alten Bücher Mr Blacks hatte sie einmal gelesen, dass Menschen, die mit rechts schrieben durchaus magische Linkshänder sein konnten. Sie hatte es ausprobiert und es stimmte. Leider war ihr Zauberstab auf ihre Rechte geeicht, so dass sie ihn kaum mit der Linken bedienen konnte, ohne dass etwas in tausend Stücke zersprang. Nur einen Milchfleck in der Größe, wie die Küche ihn jetzt aufwies, konnte sie noch nicht verschwinden lassen, indem sie einfach nur schnipste, ja Wespen, das war freilich etwas anderes.
Nur ganz schnell rein, Zauberstab holen und wieder raus. Du siehst nichts, hörst nichts, bist einfach nicht da!
Carissa starrte auf die Klinke. Vielleicht war er ja auch in der Wanne und war umgeben von warmem Wasser eingeschlafen. Die junge Frau atmete tief ein und streckte die Hand aus.
Sie öffnete so leise es ihr möglich war die Tür, schaute in den Raum und fixierte die Ablage, auf der sie ihr Necessaire abgestellt hatte.
Ich seh nichts, ich seh nichts. Rein gar nichts! Da liegt kein Sirius in der Wanne und... schläft?
Sie riskierte einen Seitenblick und wünschte sich im gleichen Moment, es nicht getan zu haben. Ihr stockte der Atem.
Sirius lag mit geschlossenen Augen in der Badewanne. Das Wasser war vor lauter Schaum kaum zu sehen. Seine Arme und ein Bein hingen über dem Badewannenrand. Sein schwarzes Haar schimmerte sogar feucht leicht bläulich oder war es der schwache Lichtschein, der diesen Schimmer hervorrief? Eine einzelne, verirrte Strähne war ihm in die Stirn gerutscht. Carissa blinzelte heftig und trat einen Schritt näher. Sie betrachtete, wie sich sein Brustkorb gleichmäßig hob und senkte. Sie registrierte die geschwungenen Schatten, die seine Wimpern auf die Wangen malten. Sie verspürte den Drang, ihm das lange nasse Haar aus der Stirn zu streichen und ertappte sich dabei, wie sie den Arm ausstreckte.
"Hast du mich nun lange genug angesehen?", fragte Sirius amüsiert, ohne die Augen zu öffnen.
Carissa kreischte auf und sprang einen Schritt zurück. Sie zupfte sich das T-Shirt zurecht und hoffte, dass es den Hintern ausreichend bedeckte.
"Meine... Tasche wäscht in meinem Zauberstab... ich meine, mein Zauberstab ist in meiner Waschtasche, ich wollte ihn holen, um das Chaos in der Küche zu beheben", stammelte sie und warf erst einen verstohlenen Blick in Richtung Ablage und dann in Richtung Tür.
Sirius hatte seine Augen nunmehr geöffnet und schaute sie unverwandt mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen an.
"Kannst du das noch einmal wiederholen? Deine Tasche wäscht in deinem Zauberstab? Hoch interessant. Wie geht das?", neckte er sie.
Als er einen bitterbösen Blick erntete, lachte er leise auf. Er taxierte die Entfernung zwischen sich und der jungen Frau und wusste, dass sie noch in seiner Reichweite war.
"Carissa, es war ein Scherz."
"Ach ja? Machst du dich immer über Fehler der anderen lustig? Sehr witzig, wirklich!"
"Sicher, mach ich das, wenn es sich dabei um hübsche junge Frauen handelt, die ohne anzuklopfen, mein Bad betreten und sich auch noch erdreisten, mir beim Baden zuzusehen!", entgegnete er amüsiert und machte Anstalten, sich aus der Wanne zu erheben.
"Bleib lieber sitzen! Ich ... ich... es tut mir Leid. Ich bin schon weg!" Sie wandte sich zum Gehen, doch Sirius war darauf vorbereitet. Seine Hand schnellte vor und packte ihr Handgelenk. Carissa stieß einen leisen Schrei aus, verlor das Gleichgewicht und taumelte. Prompt landete sie auf Sirius' Schoß in der Wanne. Das Wasser schwappte über den Rand und verwandelte den penibel sauberen Raum in ein Planschbecken.
"Sirius, was...", empörte sie sich. Sie versuchte aus der Wanne zu klettern, doch sein Arm hielt ihre Taille eisern umfangen. Sie versuchte sich mit den Händen hoch zu stemmen und aus der Wanne zu krabbeln, doch Sirius brachte grinsend ihre Arme unter Kontrolle. Sie konnte ruhig strampeln und sich empören, das war ihm egal. Er hatte sie da, wo er sie haben wollte. Gierig schaute er auf ihre Lippen und lächelte verführerisch.
Carissa wütete und schimpfte. Sie merkte nicht, wie ihr Zappeln Sirius erregte und ihn arg um seine Selbstbeherrschung kämpfen ließ. Als er nicht reagiert, sich sein Griff aber auch nicht lockerte, wurde sie etwas ruhiger. Sie bemerkte seinen Blick und schwieg. Ihre Lippen bebten leicht. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Ihr Shirt war nass und klebte an ihrer Haut. Sie wusste, dass Sirius genau sehen konnte, was sie unter dem leichten Stoff trug, ein samtig schimmerndes dunkelrotes Etwas. Allmählich glaubte Carissa, keine Luft mehr zu bekommen. Sie atmete tief ein. Sie fühlte sich angezogen nackt. Wie von selbst öffneten sich ihre Lippen nur ein wenig. Sirius zog sie dichter an sich heran und hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. Carissa blinzelte verwirrt und drängte sich an ihn. Ihre Lippen suchten seinen Mund. Doch er wich mit dem Kopf zurück.
Als sie protestierend die Stirn runzelte, ließ er schmunzelnd ihre Hände los und liebkoste ihren Rücken. Carissas Hand schnellte vor und ergriff sein Kinn. Stürmisch senkten sich ihre Lippen auf seinen Mund. Sie forderte ihn mit der Zunge heraus und er ging darauf ein. Davon hatte er den ganzen Tag geträumt, seit er mit Remus im Pub auf Peter gewartet hatte. Er hatte an sie gedacht, obwohl das seit einer Ewigkeit nicht mehr vorgekommen war. Er hatte davon geträumt, sie wieder zu berühren und zu liebkosen, ihren Körper zu spüren und ihre Leidenschaft zu kosten. Er taste nach ihrer Brust und drückte sie leicht. Ein vertrautes Gefühl machte sich in ihm breit.
"Sirius, es tut mir Leid", hauchte sie. Sirius nickte nur und begann sanft mit der Hand ihren Busen zu kneten. Seine Lippen suchten ihre Kehle. Verführerisch nippte er an ihrem Hals. Ein Seufzen entfuhr ihr, sie schloss die Augen, griff in sein Haar und presste ihn an sich.
"Wie Leid tut es dir?", fragte Sirius rau. Er leckte erst sich über die Lippen und dann genießerisch über ihre Kehle. Carissa musste ihre ganze Willenskraft aufbringen, um nicht vor Verzückung aufzustöhnen. Seine Stimme hatte leicht verrucht geklungen, ein Klang, der der jungen Frau Gänsehaut über den Nacken trieb.
"Sirius... ich... wir...", stotterte sie.
Sirius gab einen undeutlichen Laut von sich, als er ihr Ohr mit sanften Küssen überzog. Carissa drohten die Sinne zu schwinden, als seine Zunge vorschnellte und über ihr Ohr glitt. Sie krallte sich in seine Schultern. Die Feuchtigkeit umgab sie vollends. Hätte sie geahnt, dass er sie zu einem gemeinsamen Bad hatte überreden wollen, hätte sie auf die Dusche verzichtet. Sie fühlte, wie seine Hände unter ihr Shirt glitten und ihren Rücken streichelten. Noch bevor sie überhaupt ahnte, was er vorhatte, nestelte er auch schon am Verschluss ihres Büstenhalters. Ihr entfuhr ein gekeuchter Laut, als es sich leichter atmen ließ.
Doch dann tauchte ein Bild vor ihrem geistigen Auge auf. Sie kam sich billig und benutzt vor. Meinte er wirklich sie oder sah er in ihr tatsächlich eines der leichten Mädchen, mit denen er sie gleichgesetzt hatte?
Sie versuchte sich aus seiner Umklammerung zu befreien, doch er hielt sie fest. Zielstrebig bahnte sich seine Hand ihren Weg, glitt zwischen ihren Beinen empor und ehe es sich Carissa versah, liebkosten seine Finger ihre empfindlichste Stelle. Wie er es geschafft hatte, unbemerkt seine Hand in ihren Slip gleiten zu lassen, war ihr ein Rätsel.
Carissa schluckte und keuchte auf. Jetzt oder nie, noch war Zeit, es abzubrechen. Noch hatte sie Kontrolle über ihr eigenes Verlangen. Sie wollte ihn und doch wollte sie ihn nicht.
"Dein Haar ist wirklich länger geworden. Ich mochte es kurz lieber!", stieß sie hastig hervor. Sie hatte sich entschieden; gegen den Sex. Sirius hielt verblüfft in seinen Zärtlichkeiten inne. Ihr Ohrläppchen ruhte zwischen seinen Zähnen, als er nuschelte: "Bitte was?"
Mit einem leichten Plop ließ er es zwischen seinen von Küssen leicht geschwollenen Lippen herausflutschen. Seinen Hand ruhte noch immer gefährlich nahe an ihrem Schritt. Die Romantik des Moments war definitv vorbei.
"Naja, dein Haar...", flüsterte Carissa. Bedauern schwang in ihrer Stimme mit. Sie schalt sich selbst eine Närrin, warum hatte sie den Augenblick zerstören müssen? Sie schmiegte sich an ihn, doch es war zu spät. Sirius packte sie bei den Oberarmen, schob sie von seinem sichtlich erregten Schoß hinunter und drängte sie aus der Wanne. Carissa verschränkte die Arme vor dem Körper und wandte sich zum Gehen. Doch ein Platschen ließ sie innehalten. Sirius, in all seiner Schönheit und männlicher Pracht, kletterte aus der Wanne, tappte, ohne sich zu genieren, zum Schrank und holte aus einer der Schubladen eine große Schere heraus. Er reichte sie zwinkernd Carissa und forderte sie in verführerischem Ton auf: "Dann schneid es ab, Darling!"
°
° tbc °
°
A/N
°
Danke an alle Leser und vielen Dank für die Reviews von Marrychan, Angelina und Rosifer.
