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7. Haarscharf daneben
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Carissa nahm irritiert die Schere entgegen; abwechselnd betrachtete sie das Schneidwerkzeug in ihrer Hand und Sirius Schmunzeln auf den Lippen.
"Mach schon, wenn du es kurz lieber magst, trenne ich mich von ihm!", forderte er sie auf. Er umkreiste sie und präsentierte sich ihr schamlos in all seiner Pracht. Sein vorwitziger Freund ließ sie trocken schlucken. Sirius nahm befriedigt das Glänzen in ihren Augen wahr und konnte sich ein verheißungsvolles Grinsen nicht verkneifen. Er wusste, dass die Anziehungkraft auf beiden Seiten gleich groß war. Er hatte gespürt, dass sie bereit war, sich auf ihn einzulassen. Ihr Zögern kam ihm ganz gelegen, denn er wollte sie nicht in der Wanne nehmen. Er wollte sie zwischen den dunklen, seidigen Laken auf seinem Bett lieben, nicht im feuchten Element, dazu würde man noch später Gelegenheit haben, als eine Art... Alternative.
Carissas Hand zitterte. "Ja aber, was wird deine... was werden deine Freunde dazu sagen, du ... ich meine, du kannst doch nicht einfach so..."
Sirius lachte auf, drehte ihr den Rücken zu und stieg zurück in die Wanne. Elegant ließ er sich ins Wasser gleiten und betrachtete sie über die Schulter hinweg.
"Carissa, es sind nur Haare, sie werden, wenn ich es will, wieder wachsen. Und Lily" – klang da Bedauern in seiner Stimme mit? – "würde es ohnehin lieber sehen, wenn ich auf ihrem Hochzeitsbild einen vernünftigen Haarschnitt habe und nicht wie ein durchgeknallter altmodischer Muggel-Hippy aussehe. Sonst nimmt sie es noch selbst in die Hand und sie ist garantiert nicht zimperlich."
Carissa runzelte leicht die Stirn, doch dann nickte sie kommentarlos und nahm all ihren Mut zusammen. Sie griff zaghaft nach Sirius' Haar und nahm eine Strähne in die Hand. Nun, diese Lily würde also nicht zimperlich sein. Wer sagte ihm denn, dass sie es wäre?
"Bist du dir sicher?", fragte sie herausfordernd. Sirius nickte nur, dann machte es schnapp. Carissa sah der langen schwarzen Strähne nach, wie sie zu Boden fiel. Sie nahm noch eine und sah sie fallen. Sie summte vor sich hin. Ihr schien die Arbeit Spaß zu machen.
"Jetzt ist es zu spät!", stellte sie unsinnigerweise nach einer Weile fest. Sirius nickte und schloss die Augen. Er entspannte sich und genoss das Gefühl, ihre Finger in seinem Haar zu spüren, wie sie immer mutiger eine Strähne nach der anderen abteilten und kürzten, hatte es erregendes, vor allem, wenn ihre Fingerkuppen sanft seinen Nacken streiften, fühlte er sich wie elektrisiert.
"Glatze habe ich nicht bestellt", witzelte er und zuckte prompt vor Schmerz zusammen.
Carissa keuchte auf, ließ die Schere fallen und kniete nieder. Sie hatte vor Schreck, dass er das Schweigen gebrochen hatte, sein Ohr mit der Spitze der Schere geratscht. Schon bildete sich ein kleiner Tropfen Blut an der Stelle.
"Es tut mir Leid", flüsterte sie verstört. "Soll ich mal pusten?"
Ihre Lippen senkten sich auf die Wunde. Das verstand sie unter Pusten? Sirius erbebte. Sie saugte nur leicht an seinem Ohr und sog ein wenig Blut aus dem kleinen oberflächlichen Riss heraus. Doch sie ging noch weiter. Sie ließ ihre Zunge um sein Ohr gleiten, dass es ihn fast wahnsinnig machte. Er richtete sich auf, drehte sich um, langte nach ihren Oberarmen und zog sie an sich. Stürmisch presste er seinen Mund auf ihre Lippen und küsste sie. Er schmeckte sein eigenes Blut und verfluchte im Stillen den sich zwischen ihren Leibern befindlichen Badewannenrand.
Carissa brach den Kuss ab und suchte seinen Blick. Verachtete er sie? Doch sie sah nur Verlangen und einen Hauch tiefer Empfindung in ihnen. Sie legte ihm eine Hand auf die Wange und liebkoste mit dem Daumen seine Lippen.
"Du verachtest mich nicht?"
Sirius stutzte und zog verärgert die Stirn kraus.
"Wie kommst du darauf? Warum sollte ich dich verachten? Wegen deines Aufzugs? Ich bitte dich, ich weiß, dass du keines dieser Flittchen bist. Du bist anders. Ich war zornig, als ich ..."
Sie verschloss seinen Mund mit ihrem, doch bevor er den Kuss genießen konnte, löste sie sich von ihm und schnappte sich die Schere. Sirius erblickte das scharfe Gerät vor sich, wich gespielt ängstlich zurück und bedeckte seine Ohren mit den Händen.
"Was willst du mit der Schere sprich?", adaptierte er Schiller. Carissa war überrascht, aber bei ihm wunderte sie nichts mehr. Schon als 16jähriger hatte er den passenden Spruch aus dem Dekamerone herausgefunden, und ihr so klar gemacht, wie albern und verachtenswert er das Verhalten seinen Vaters fand, auch wenn er sie hatte treffen wollen. Na gut, er hatte Erfolg gehabt, sie hatte sich angesprochen gefühlt; doch das war lange her.
Sie hatte in den drei Jahren, in denen sie gezwungenermaßen in der Muggelwelt hatte leben müssen, sehr viel gelesen und über Leben der Nichtmagischen sehr viel gelernt. So wusste Carissa genau, woher dieses Zitat stammte. So lachte sie und entgegnete süffisant: "Den Sirius verschandeln, merkst du das nicht? Und nun halt still! Es ist bald vorbei. Es wird auch nicht... wehtun." Sie lächelte leutseelig und ließ die Schere auf- und zuschnappen.
Sirius spielte ihr ein ängstliches Gesicht vor und hob abwehrend die Hände, wobei seine Ohren schutzlos der drohenden Gefahr entgegenblickten.
Carissa zog eine Braue hoch und seufzte theatralisch: "Sirius Black, Sie sehen mit dieser halben Glatze einfach nur albern aus."
Das nahm er leider ernst. Er schnellte hoch, warf einen panischen Blick in den Spiegel und tastete mit der Hand nach seinem Haar. Dann schaute er die grinsende Carissa halb erleichtert halb verärgert an.
"Carissa!", schrie er.
"Was?", brüllte sie lachend zurück und hatte prompt einen Waschlappen im Gesicht. Kichernd klaubte sie ihn von den Wangen und warf ihn in die Wanne.
"Wie kannst du dich so über mich lustig machen!", meckerte Sirius untypisch weinerlich.
Er musterte sich im Spiegel. Die rechte, fertig geschnittene Seite sah gar nicht so übel aus, nur die linke war noch genauso lang wie zuvor. Sie hatte ihn zum Narren gehalten.
"Du brichst mir das Herz!", gab er kläglich von sich und ließ sich in die Wanne plumpsen. Erneut schwappte Wasser über und Carissa gab sich alle Mühe nicht auf den glitschigen Bodenfliesen auszurutschen.
Kopfschüttelnd und noch immer lachend beendete Carissa ihr Werk. Unterbrochen von einigen Zärtlichkeiten, gehauten Nackenküssen und zufälligen Berührungen unter der Wasseroberfläche – wie hatte er es eigentlich geschafft, dass sich ihre Hände dort wiederfanden? – zog sich die Haarschneideaktion länger hin, als gedacht. Das Wasser war bereits kalt, als sie sichtlich mit sich zufrieden, ihr Werk betrachtete. Nun legte sie die Schere weg und grub ihre gespreizten Finger in Sirius geschnittenes, noch immer feuchtes Haar. Entspannt lehnte er sich zurück und genoss ihre sanfte Massage. Zärtlich und dennoch mit Druck glitten ihre Fingerkuppen über seine Haut. Ihre Finger streiften seinen Nacken, huschten über seine Schultern und fanden ihren Weg über seine Brust hin zu seinem Bauch. Carissa beugte sich vor und hauchte Sirius einen zarten Kuss auf den Mundwinkel.
"Ich denke wir sollten...", keuchte er, erhob sich, zog sie mit sich, küsste sie heftig, nahm sie bebend auf die Arme und stieg schwankend aus der Wanne. Irgendwie gelang es ihm, die Tür zum Flur zu öffnen. Er stieß sich seinen Fuß an der Schwelle und unterdrückte ein Keuchen, dennoch unterbrachen sie ihren Kuss nicht. Carissas Finger gingen erneut auf Wanderschaft über seine Brust, umkreisten seine Brustwarze, fuhren zu seiner Wange empor und verharrten dort.
° ° ° ° ° ° °
"Was wird denn das, wenn es fertig ist?"
Die beiden schraken zusammen. Carissa kreischte und Sirius hatte alle Mühe, sie nicht fallen zu lassen, während sie so sehr zappelte und so eindeutig von ihm verlangte, er möge sie loslassen. Sirius' Augen weiteten sich vor Schreck , er setzte prompt seine süße Bürde ab, so dass sie direkt vor seiner Blöße stand. Nur allzu deutlich spürte Carissa Sirius' Verlangen hinter sich. Der kleine große Sirius stubste an ihre gerundete Rückseite. Nur mühsam gelang es Carissa ein Lachen zu unterdrücken. Sei hatte vergessen, dass sie an der Stelle äußerst kitzelig war.
Black hingegen war gar nicht zum Lachen zu Mute. Er hielt sie besitzergreifend an Schultern und Hüfte fest, dass auch ja nichts von ihm zu sehen war, das ihn in Verlegenheit hätte bringen können. Doch die Nähe zum Objekt seiner Begierde war auch nicht gerade von Vorteil, schließlich war dieses ja der Grund für seine enorme Verspannung in einer ganz bestimmten Gegend seiner Anatomie.
Carissa hingegen musterte mittlerweile intensiv den Sprecher. Sie kannte ihn nicht, doch wusste sie, dass ihn eine besondere Beziehung zum Mann hinter ihr verband.
"Ich hasse es, Moony, wenn du ohne Anmeldung hier auftauchst! Du siehst doch, ich bin beschäftigt!" Sirius klang wütend und irgendwie verkrampft.
"Ohne Voranmeldung?" Der Angesprochene hob amüsiert die Augenbrauen und zwinkerte Carissa zu. "Er scheint durch Ihrer Anwesenheit vergessen zu haben, dass wir um drei hier verabredet waren."
Carissa lächelte, sagte aber nichts weiter.
"Ja, um drei, aber nicht um zwei."
Genau diesen Augenblick suchte sich die Uhr im Wohnzimmer aus, um drei dröhnende Töne von sich zu geben.
"Ähm, machen Sie ihm bitte keinen Vorwurf, ich ... ich bin... ich bin die Tortenfüllung und...", platzte es schließlich aus Carissa heraus. Jetzt konnte sie sich revanchieren. Er hatte ihr geholfen, nun würde sie ihm helfen, vor seinen Freunden sein Gesicht zu wahren. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fühlte, wie sich Sirius' Finger schmerzhaft in ihre Schulter krallten.
"Was?", entfuhr es beiden Männern. Sirius klang verärgert und Remus belustigt.
"Tatze, ich hoffe du weißt, dass du einen riesigen Milchflecken... Ja holla, wen haben wir denn da?"
Der kleine, etwas untersetzte, jungenhafte Mann tauchte hinter Remus auf. Schon fühlte sich Carissa gierig gemustert und abgeschätzt. Ja war das hier eine Fleischbeschau oder was?
Sie fühlte sich unwohl und drängte sich dichter an Sirius, wenn es überhaupt noch dichter ging, ohne in ihn hineinzukriechen. Carissa spürte Sirius' Herzschlag und konnte anhand seiner tiefen Atmung erkennen, wie wütend er war.
"Das", flüsterte er bedrohlich, so dass nur sie ihn hören konnte, "hast du dir selbst zuzuschreiben, Lady! Da kommst du nicht mehr raus." Laut fügte er in dem aroganten Tonfall, den sie so an ihm verabscheute, hinzu: "Ihr habt ein absolut schlechtes Timing. Süße hol mir doch mal ein Handtuch, ja?" Er drehte sie herum und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.
Verdattert verschwand Carissa im Bad, sie war überrascht darüber, dass sie sich von ihm widerspruchslos wie ein Dienstmädchen behandeln ließ. Zorn auf sich und vor allem auf ihn stieg in ihr auf. Was bildete sich dieser arrogante Bengel eigentlich ein? Sie griff nach einem Badehandtuch und kehrte auf den Flur zurück.
So nackt, wie die Natur ihn geschaffen hatte, stand Sirius vor seinen beiden Freunden und lachte mit ihnen. Er genierte sich nicht im Geringsten, sondern schien es sogar zu genießen ohne störenden Stoff sein zu können.
Oh nein, er ist ein Exhibitionist!, dachte sie bei sich und biss sich in die Faust.
Sie beobachtete, wie die drei miteinander umgingen und entdeckte auf dem Gesicht des ersten Sprechers einen leichten rosigen Hauch.
Er ist verlegen!, durchfuhr es Carissa und sie musterte den größeren der Freunde aufmerksamer. Er hatte Augen, die von einer Reife zeugten, die in diesem Alter unüblich war. Sie empfand Mitleid mit diesem jungen Mann, ohne dass sie sagen konnte warum. Dann glitt ihr Blick zu Sirius und Wut glomm in ihr auf. Wie konnte er sie so behandeln. Sie hatte ihm doch nur helfen wollen und was war schon dabei? So schwer konnte es doch nicht sein, aus einer Torte zu hüpfen und ein bisschen zu tanzen.
Ihre Augen weiteten sich. In diesem Augenblick wurde ihr gänzlich bewusst, wozu sie sich gerade bereiterklärt hatte. Sie würde am Abend vor einer johlenden Meute von feiernden Zauberern, die kaum älter als Sirius sein dürften, aus einer Torte springen und eine Art Lapdance für einem Mann tanzen, der wenige Stunden später heiraten wollte. Bei Merlin, wer hatte ihr nur diese blöde Idee eingegeben?
Und was würde passieren, wenn dieser Mann so wie der kleine Widerling wäre, der gerade ungeniert den Einzug des Black'schen Periskops beobachtete?
Carissa straffte ihre Gestalt, sie nahm Haltung an und schlüpfte in die Rolle des dienstbeflissenen Hausmädchen, das ihrem Herrn, ohne zu fragen, jeden Wunsch erfüllte. Sie hatte sich die Suppe eingebrockt und würde sie auch auslöffeln, darin war sie schließlich ein Meister.
Sie tat einen Schritt zurück ins Bad, löste das Haar und lockerte es auf, verschloss den BH wieder und machte sich mit wiegenden Hüften und verführerischem Blick auf den Weg zu Sirius. Ihre Arme glitten um seine Hüfte und hüllten sie in das mitgebrachte Badehandtuch.
"Bitte sehr, stets zu Diensten, Mr Black!", hauchte sie und gab ihrer Stimme einen lasziven Unterton, von dem sie wusste, dass er Männer verrückt machte. Triumphierend merkte sie, dass sich Sirius Nackenmuskeln anspannten. Sie trat neben ihn und ließ es sich nicht nehmen, den Arm um seine Hüfte zu schlingen. Mit herausforderdem Lolitablick musterte sie die beiden anderen Männer und zog mit ihrem Finger aufreizend Sirius' Bauchmuskulatur nach. Dabei erkannte sie, dass der Größere sichtlich darum bemüht war, ernst zu bleiben. Er hatte sie offenbar durchschaut.
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Sirius kochte innerlich vor Wut. Er war nicht etwa darüber verärgert, dass sie sich dazu bereiterklärt hatte, aus einer überdimensionalen Pappkreation zu springen. Im Gegenteil darauf freute er sich – irgendwie. Er war zornig, weil sie zum einen unterbrochen worden waren und sie zum anderen der Ansicht gewesen war, er benötige ihre Hilfe.
"Deine kleine Affäre lässt sich aber Zeit mit dem Handtuch!", stichelte Peter. Er starrte der jungen Frau hinterher und Sirius ärgerte sich darüber, dass seinem "Freund" dabei fast die Augen herausfielen.
"Carissa ist keine Affäre!", fauchte Sirius, dann entspannte er sich und stichelte zurück. "Sie wird im Gegensatz zu dir allerdings bald wieder auftauchen. Du kommst zu Treffen ja in der Regel mindestens zwei Stunden zu spät, neuerdings jedenfalls. Verbirgst du vor uns etwas?"
Peter errötete und starrte auf Sirius' Organ. Machte sich etwa Penisneid in ihm breit? Gab es so etwas unter Männern überhaupt?
Remus hingegen schwieg und versuchte krampfhaft den Blick auf ein weniger verführerisches Objekt zu lenken, als der nackte Sirius es bot. Ein Anflug von Eifersucht regte sich in ihm, da die Erregung des Freundes noch immer leicht sichtbar war. Was wäre gewesen, wenn sie früher gekommen wären? Oder vielleicht sogar später? Hätten sie die beiden dann beim Sex erwischt? Remus errötete ebenfalls und hob den Blick.
"Sirius, dein Haar!", keuchte er. Sirius grinste wie ein Schuljunge und fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Carissa hatte ihre Sache gut gemacht. Es fiel ihm in leichten Wellen in die Stirn und ließ ihn unschuldiger wirken als er es war, solange er den Blick gesenkt hielt, war die Täuschung perfekt.
Remus schluckte und Sirius lachte kurz auf. Dann spürte er, wie sich ein Paar Arme um seine Hüfte schlangen und Stoff seine Blöße bedeckte.
"Bitte sehr, stets zu Diensten, Mr Black!"
Sirius erstarrte. So hatte sie sich auch seinem Vater gegenüber verhalten. Er verkrampfte sich automatisch, ergriff die Zipfel vom Handtuch und verknotete sie miteinander. Dann fühlte er erneut Carissas Arm, wie er sich um seine Hüften legte. Sie schmiegte sich an ihn und er entdeckte an Peter jenen glasigen Blick, den auch jener Joseph gehabt hatte. Sein Kopf schnellte zu Carissa. Rasch registrierte er den Blick, den sie aufgesetzt hatte. So hatte sie seinen Vater angesehen, wenn er es gefordert hatte; herausfordernd, verrucht, lasziv, lasterhaft... alles versprechend.
Nein, schau mich so an, MICH!, schrie es in Sirius'.
Er schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet in Richtung der vier Hogwartsgründer. Glücklicherweise schien Remus gegen Carissas Charme immun zu sein. Er erkannte, dass auf seinen Freund und dessen Menschenkenntnis – oder doch sexuelle Ausrichtung? – Verlass war. Längst hatte er Carissa durchschaut.
Sirius schickter kurzerhand die zwei Störenfriede ins Wohnzimmer, wartete bis sie verschwunden waren, dann packte er Carissa am Oberarm und drehte sie zu sich herum. Seine Miene war zornig, seine Augen sprühten förmlich Funken; und was tat sie? Sie schaute ihm groß in die Augen und blickte dabei so unschuldig naiv, dass Sirius für einen Augenblick zögerte und sich der Ausdruck auf seinem Gesicht entspannte.
"Carissa", begann er nach einer Weile ruhig. "Du weißt hoffentlich, auf was du dich da eingelassen hast?"
Sie nickte und reagierte provozierend. "Glaubst du etwa, dass ich das nicht bringe, Blacky?"
Da war er, der Name, den er hasste. Sirius lächelte herablassend mit einem Anflug von Arroganz.
"Das steht außer Zweifel, Schätzchen! Ich kenne deine Kunstfertigkeit nur zu gut, du Verführerin! Aber ich rate dir, dich von Peter fern zu halten. Er sabbert schon jetzt, wo du nur..."
Er senkte seinen Blick und sog scharf die Luft ein. Ihr Shirt war noch immer feucht und klebte förmlich an ihrem Körper. Deutlich zeichneten sich ihre weiblichen Formen ab und nur allzu offensichtlich stachen die dunkelroten Dessous durch das feuchte Material des Shirts ins Auge.
"Du solltest dich umziehen!"
Noch bevor sie etwas erwidern konnte, war er im Badezimmer verschwunden und überließ es ihr, wie sie an ihre Sachen kommen sollte, die noch immer im Flur an der Tür lehnten.
Seine Reaktion verblüffte sie. Sie hatte ihn reizen wollen, doch dass er einfach die Fluch ergriff, hätte sie nicht für möglich gehalten.
Mist!, dachte sie. Dann stürmte sie ins Schlafzimmer, sich der Blicke beider Freunde Blacks im Nacken voll bewusst, dann würde Sirius' Garderobe eben herhalten müssen.
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"Ich kenne sie irgendwo her!", begann Peter und deutete mit dem Finger in Richtung Schlafzimmertür, nachdem Carissa diese äußerst geräuschvoll hinter sich zugeschlagen hatte.
"Woher willst du sie kennen?", fragte Remus. Er spazierte in die Küche und musterte das Chaos. Mit einem Schwung des Zauberstabs, war das Desaster bereinigt und nichts erinnerte mehr an die Milchorgie. Er setzte neues Wasser auf und stellte vier Tassen zurecht, in die er Kaffeepulver füllte.
"Weiß ich auch nicht! Ich kenn sie halt von irgendwo her."
Peter zuckte die Achseln. In diesem Augenblick tauchte Sirius wieder auf, mit einer legeren dunklen Hose bekleidet und noch immer nacktem Oberkörper. Woher sollte er auch etwas zum Überziehen haben? Seine Kleidung befand sich in seinem Schlafzimmer, ebenso wie Carissa, und wenn er nur daran dachte, dass sie es dort gerade zwischen den Laken gemütlich machen würde, verfluchte er seine Freunde für ihr schlechtes Timing.
"Sie war das Zimmermädchen meiner Mutter", erklärte er daher knapp, holte Whisky und drei Gläser heraus und schenkte seinen Freunden ein. Hatte er auch emotionslos genug geklungen?
Remus' Augen weiteten sich wissend. Als Sirius nickte, verstand er. Remus kannte die Geschichte und erinnerte sich noch sehr genau daran, dass die junge Frau Sirius' erste intime Bekanntschaft und gleichzeitig große Liebe gewesen und noch immer war.
Dann platzte es aus Remus heraus. "Und dann lässt du sie aus der Torte springen?"
Sirius schob eine Augenbraue nach oben und nahm sich des kochenden Wassers an. Er ignorierte Remus und Peter, der gerade den letzten Keks verdrückte, und goss den Kaffee auf. So tief war er also schon gesunken: Koffein nachts um drei, weil sie für den Junggesellenabschied noch einiges planen mussten; Whisky, weil sie immer ein Glas tranken, wenn sie sich trafen und eine halbnackte heiße Frau in seinem Schlafzimmer, auf die er sauer war und sie es nicht spüren lassen durfte, weil er ja Besuch hatte. Dabei gab es so nette Spielchen bei denen einer der Partner am Ende immer um Vergebung und Erlösung bettelte.
"Es war ihre Entscheidung!", grummelte er und deutete wie ein trotziges Kind auf die Schlafzimmertür.
Sie hatte es so gewollte, also würde sie es auch so bekommen. Was konnte er dafür, dass sie sich wie ein... nein, er war ungerecht. Sie hatte nur helfen wollen, und wenn er damit nicht einverstanden war, war allein sein Problem. Doch gefallen musste es ihm ja nicht.
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