10. Countdown
Mit zufriedenem Grinsen zog sich Remus von der Schlafzimmertür zurück. Die Laute, die er hatte hören können, sprachen ihre eigene Sprache. Carissa musste seinem Rat gefolgt sein, wenn er die Geräusche richtig deutete. Eine Zeitlang war es zu ruhig gewesen, dann hatte er – juchu dem Werwolfdasein sei Dank – Stimmen gehört und danach Gelächter und schließlich Töne ganz anderer Art. Da war es Zeit, sich zurückzuziehen und die beiden sich selbst zu überlassen. Er hoffte, dass sie daran dachten, dass ein sexuell nicht ausgelasteter, so gut wie Twen im Nebenzimmer nächtigen würde und damit meinte er definitiv nicht sich.
Wie auf Befehl tauchte Peter mit entspanntem Gesichtsausdruck und rot geschrubbten Händen wieder auf.
"Wo ist denn die süße kleine Schnecke? Ich dachte, sie schläft hier bei uns?", fragte er scheinheilig und steuerte die Schlafzimmertür an.
"Du denkst wirklich nur mit dem Teil deines Körpers, den ich nicht näher bezeichnen möchte", stellte Remus ausgesprochen sachlich fest. Er verdrehte die Augen und verwickelte den Freund gekonnt in ein Gespräch über den geplanten Verlauf der Junggesellenparty. So schaffte er es, ihn sowohl gedanklich von den beiden im Schlafzimmer und deren eindeutigem Treiben, sowie körperlich von eben jenem Raum, in dem sich dieses Treiben abspielte, abzulenken. In einem unbeobachteten Moment vermochte Remus eine Art Lärmschutz zu konstruieren, der beiden Liebenden die nötige Privatssphäre und sich und Peter die nötige Ruhe verschaffte.
Für seine Gedanken, in denen er sich zwischen der süßen Maus und Sirius sah, und für Peters Wunschvorstellungen, in denen dieser sich an Sirius' Stelle wähnte, konnte er keine Garantie übernehmen. Zu gerne wäre er es, der sich auf den schwarzen Laken räkelte und mit lasziver Stimme... Himmel Hilf, nur nicht weiter denken.
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"Mehr!", schnurrte sie flüsternd und bog sich ihm entgegen. Auf diese Aufforderung hatte Sirius nur gewartet.
Hingebungsvoll befasste er sich mit ihrem Körper. Sein Lippen umschlossen eine Knopse, während er mit der Hand unaufhaltsam ihr Innerstes mit erbarmungslosem Forscherdrang erkundete. Er saugte an ihr, knabberte mal fester mal zärtlicher an ihrer Brust. Unbeschreiblich war, was seine Zunge mit ihr anstellte. Sie keuchte, schnappte nach Luft, wand sich unter ihm, und dennoch genoss sie diese sinnliche Tortur, diese auf völlige Unterwerfung ausgerichtete Folter. Sie versuchte, ihre Arme seinem Griff zu entwinden, doch er gab nicht einen Millimeter nach. Carissa wusste nicht, ob sie sich ihm entziehen oder noch schamloser darbieten sollte. So wölbte sie sich ihm entgehen, um sich im gleichen Moment unter seinen Liebkosungen zu winden, ihnen sogar zu entfliehen. Sie schien innerlich zum Zerreißen gespannt, als Sirius endlich über sie rutschte und seinen Finger durch einen anderen... längeren... härteren... heißeren Teil von sich ersetzen wollte. Er drängte sich zwischen ihre Beine. Wie von selbst, reflexartig, spreitzte sie sie und umschlang mit ihnen seine schmale Hüfte.
Carissa schrie vor Erregung auf, als er sich mit einem kräftigen Stoß in sie versenkte und dann regungslos in ihr verharrte. Sie öffnete die Augen und sah direkt in seine vor Erregung geweiteten Pupillen. Wie in einem Spiegel erkannte sie sich darin. Er umfasste ihren Körper mit seinem Arm und presste ihn an seinen. Es gab ihr einen weiteren Kick, als sich ihre empfindlichen Knospen an seinem verschwitzten Oberkörper rieben. Sie zitterte. Endlich entließ er ihre Hände seinem Griff. Mit federleichten Bewegungen fuhr er über die Innenseite ihrer Arme. Ohne einen Blick von ihr abzuwenden, glitt seine Hand über ihre Kehle, hinauf zu ihrem Kinn und verharrte auf ihrer Wange. Sein Daumen streichelte ihre Lippen und Sirius sog scharf die Luft ein, als ihre kleine Zunge hervorschoss und spielerisch um seine Daumenkuppe glitt.
Unschuldig blickte sie ihn an. Ihr rechter Arm schlang sich um seinen Hals, während sich ihr linker unter seinem Arm hindurchschlägelte und auf seinem Kreuz verharrte.
Sein frecher Schlingel drängte ihn, sich endlich zu bewegen. Doch noch arbeitete Sirius' Verstand, noch hatte er seine Begierde unter Kontrolle.
Er betrachtete fasziniert ihr vor Verlangen gerötetes Gesicht. Unter halbgeschlossenen Lidern fixierte sie ihn. Sirius war sich sicher, dass Dichter, die vom Schlafzimmerblick schrieben, in Augen wie diese gesehen haben mussten. Sie wirkte in ihrer Erregung unschuldig, so sanft wie ...
Das raffinierte Biest wollte es offenbar nicht länger hinnehmen, dass er bewegungslos in ihr ruhte. Ohne mit der Wimper zu zucken, ließ sie ihre innere Muskulatur spielen. Ihr Innerstes umschloss seinen Genius, massierte ihn, reizte ihn, so dass Sirius seine ganze Willenskraft aufbringen musste, sich ruhig zu verhalten. Hatte er sie gerade noch für unschuldig gehalten? Dieser Täuschung würde er nicht ein weiteres Mal erliegen.
Leise zischte er: "Hey, du Biest, das merke ich!"
Carissa lächelte ihn an und zog sich fester um seinen Freund zusammen. Ihre Nägel gruben sich in seinen Rücken und zufrieden spürte sie sein Zucken und wie es sich auf seinen Körper ausdehnte.
"Ach wirklich?", säuselte sie. "Verdammt, dann beweg dich endlich, Black, oder ich...!", fuhr sie in befehlendem Ton fort, doch kam sie nicht dazu, ihre Drohung auszusprechen.
Sirius grinste, zog sich etwas zurück und stieß zu. Carissa verschluckte den Rest ihres Satzes, stöhnte und warf den Kopf in den Nacken.
"Oder was?", flüsterte er und verharrte wieder bewegungslos in ihr. Dann war es an ihm, die Luft einzuziehen. Er fühlte ihre Fingernägel seinen Rücken entlangrutschen und sich in seinen Hintern krallen.
"Du hast... stichhaltige Argumente, mein Kätzchen!", zischte Sirius, versenkte seine Lippen in ihrer Halsbeuge, kostete die zarte Haut und begann schließlich langsam seinen Unterleib harmonisch vor und zurück zu bewegen.
"Du... aber... auch", seufzte Carissa und kicherte, als ihr die unterschwellige Bedeutung ihrer Bemerkung bewusst wurde. Sie schluckte hart, drängte sich ihm entgegen, presste ihren Körper gegen seinen und verstärkte den Druck ihrer Finger auf seinem Gesäß. Er saugte sich an ihrem Hals nahezu fest, bis sie einen schmerzhaften, doch gleichzeitig auch von Lust getragenen Laut ausstieß. Wie lange würde sie dieses Liebesmal mit sich tragen? Würde sie noch bei ihm sein, wenn es verschwunden war?
Die Harmonie war bald vergessen. Gierig und unerbittlich, heftig und wild drang er in sie, nahm von ihr Besitz, als wäre es das letzte Mal. Ihre Fingernägel hinterließen blutige Spuren auf seinem Gesäß, doch er ignorierte den Schmerz. Immer und immer wieder kostete er von ihrem Mund, ließ eine Hand über ihren Schenkel gleiten und schob ihn höher über seine Hüfte, um so noch mehr von ihr Sinnlichkeit kosten zu können.
"Mehr!", keuchte sie und stöhnte lauter, je schneller er ihr dieses Mehr gab. Sirius schwitzte, sein Atem ging laut. Die Laken rutschten unter ihren heißen Körpern hin und her.
Carissa stieß laute kurze Schreie aus, die allein von der Ekstase herrührten. Ein namenloses Etwas, das sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte, erwachte in ihrem Inneren und drängte unaufhaltsam nach außen. Ihr Denken schien auszusetzen und allein die Lust und der Wunsch nach Erfüllung ließen sie agieren. Sie wölbte sich ihm entgegen und keuchte seinen Namen; gebärdete sich, wie sie es nie für möglich gehalten hatte.
Er schien zu spüren, dass sie kurz vor der Erfüllung stand und verschärfte den Rhythmus. Dann ging es schnell. Kräftig versenkte er sich in ihr Inneres und auf dem Höhepunkt ihrer Lust bekam das Namenlose endlich seine Bedeutung; tiefste Befriedigung machte sich in ihr breit. Erschöpft erschlaffte sie in seinen Armen. Sirius stieß noch einmal in sie, dann stöhnte er auf, krallte sich in ihren Schenkeln fest und brach auf ihrem Körper zusammen.
Heftig atmend und am ganzen Körper zitternd, lag sie unter ihm und wurde von seinem Gewicht in die Laken gedrückt. Doch es störte sie nicht. Geborgen und sicher, erfüllt und ermattet fühlte sie in diesem Augenblick, den sie um nichts auf der Welt würde hergeben wollen. Sie hielt ihn noch immer mit ihren Schenkeln umfangen, doch die Kraft in ihren Gliedmaßen war verschwunden. Sie begann mit federleichten Bewegungen seine Rückseite, die sie zuvor mit ihren Nägeln in Leidenschaft versunken gequält hatte, zu liebkosen.
Sirius zuckte bei der sanften Berührung zusammen und richtete sich langsam auf. Er gab ihr einen zärtlichen Kuss und strich ihr das feuchte verworrene Haar aus dem Gesicht.
Scheu blickte sie in seine Augen und versuchte in dem hellen Grau zu lesen, was er nunmehr von ihr dachte und hielt. Hatte sie sich billig verhalten? War sie zu schamlos, zu gierig gewesen? Doch nichts als Zärtlichkeit, nichts als tiefste Befriedigung war in Sirius' Gesicht zu lesen. Sein Bild vor ihren Augen verschwamm und ehe sie sich versah, lag sie weinend in seinen Armen und er tätschelte ihr unbeholfen den Rücken.
"Carissa, es tut mir Leid. Hab ich was falsch gemacht?" Deutlich schwang Angst in seiner Stimme mit, die Furcht, ihr wehgetan zu haben.
"Du Idiot, nichts hast du falsch gemacht. Gar nichts!", schluchzte sie und knuffte ihn. Erschöpfung und die ungeahnten Freuden, die er ihr beschert hatte, waren zu viel für ihr angegriffenes Nervenkostüm gewesen. Die Anspannung, die sich in letzter Zeit in ihr aufgestaut hatte, bahnte sich ihren Weg nach draußen. Dass es nun Tränen waren und sie zu diesem Zeitpunkt kommen mussten, war ein schlichter Zufall.
"Ja aber..."
Carissa drückte ihm schniefend einen Kuss aufs Kinn und murmelte: "Manchmal weinen Frauen eben. Das liegt in ihrer Natur. Halt mich einfach nur fest, Sirius."
Sirius verstand nichts, doch kam er ihrem Wunsch gerne nach. Frauen würden für ihn ein Buch mit Sieben Siegeln bleiben, dessen war er sich sicher. Also gab er sich gar nicht erst die Mühe, Carissa verstehen zu wollen. So presste er sie fest an sich und gab ihr die Nähe, die sie brauchte. Nach einer Weile lag ihr Körper ruhig in seinen Armen. Carissa war eingeschlafen. Vertrauensvoll an ihn gekuschelt, gab sie nun wirklich ein Bild der Unschuld und Sanftheit ab, sodass Sirius in sich den Wunsch verspürte, sie vor Allem zu beschützen, was kommen würde.
Und du wirst nicht vor diesen sabbernden Hyänen auftreten. Mit diesem Gedanken schlief auch er ein.
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"Nein, nein!", rief Sirius und stellte mit einem Schnipsen des Zauberstabs die Musik ab. Schwitzend stand Carissa auf dem Tisch. Sie reckte ihr Gesäß dem finster dreinblickenden Sirius nahezu ins Gesicht und sah direkt durch ihre gegrätschten Beine in seine Augen. Umständlich wischte sie sich einige Haarsträhnen, die sich trotz aller Magie aus dem festen Knoten gelöst hatten, aus der Stirn. Vergebliche Liebesmüh, da die Erdanziehungskraft sie sofort wieder in ihre Ausgangslage zurückversetzte. Zum einundsiebzigsten Mal unterbrach er sie bei ihrem Tanz, obwohl sie schon seit dem fünften Mal keinen Fehler mehr gemacht hatte.
"Was... ist... denn... nun... wieder?", fauchte sie genervt ohne zu bemerken, wie sie jedes Wort einzeln betonte. Das war ein eindeutiges Zeichen für den kurz bevorstehenden Wutausbruch. Wäre sie ein Vulkan, würde bereits ein Ascheregen auf Sirius niederprasseln. Carissa nahm eine bequemere Position ein und stemmte die Hände in die Hüften. Sie schaute auf Sirius herab und errötete tief. Ihr Unterleib war genau in seiner Augenhöhe. So war es kein Wunder, dass Sirius schwieg und stattdessen ihren Unterleib mit geöffnetem Mund fixierte, als hätte ihn mitten in der Bewegung ein Fluch getroffen, der ihn in völliger Paralyse zurückließ.
"Sirius?", versuchte sie ihr Glück erneut und ging in die Knie. Seine Augen folgten ihrem Becken, doch dann hob er den Kopf und blickte sie direkt an.
"Du... du... bist noch zu steif..., NEIN, zu wenig reizvo... äh... schwungvoll, meinte ich, in den Hüften!", stammelte er und versuchte – nahezu vergeblich – seinen finsteren Gesichtsausdruck beizubehalten.
So stahl sich ein amüsiertes Lächeln auf Carissas Lippen. Die Faszination in seinem Blick hatte etwas ganz anderes gesagt. Von wegen 'zu steif, zu wenig schwungvoll' in den Hüften, eher 'zu agil'. Carissa wusste, sie hatte nicht die geschmeidigen Bewegungen einer ausgebildeten Tänzerin, doch seine Reaktion hatte ihr bewiesen, dass sie allemal geschmeidig genug waren, um zumindest sein Blut in Wallung zu bringen. Wollte sie denn etwas anderes, als lediglich sein Blut in Wallung bringen? Der Noch-Junggeselle und Beinahe-Ehemann würde mit seinen Gedanken anderswo sein und sich kaum an den Bewegungen einer grazilen Zofe aufgeilen. Was die anderen empfinden mögen, war ihr relativ egal. Auf Sirius kam es ihr an und sie kannte ihre Wirkung auf ihn genau.
"Soll... ich es noch einmal versuchen, Blacky?", hauchte sie mit jener Mischung aus Verführung und Unschuld, die jede Frau aufzubringen vermochte, wenn sie es darauf anlegte. Allerdings war es wenig dienlich, diese Gabe übermäßig zu strappazieren, denn dann verlor sie ihre Wirkung.
Sirius nickte. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab und sein Unterkiefer zuckte. Tief atmete er durch und hatte anscheindend keine Ahnung, wie sehr Carissa sich zusammenreißen musste, um nicht in Gelächter auszubrechen. Er war so niedlich in seinen Bemühungen seinem Verlangen zu widerstehen. Natürlich würde sie ihm gegenüber niemals erwähnen, wie entzückend und schnuckelig er sein konnte; welcher Mann ließ sich schon gerne als schnuckelig und niedlich bezeichnen, beides galt immerhin als nicht maskulin genug.
"No...Nochmal, aber mit mehr Rhythum, mein Schatz!", orderte Sirius, startete die Musik und gab sich alle Mühe, nicht an die Leidenschaft zu denken, die Carissa im Schlafzimmer offenbart hatte. Sie war alles andere als steif in den Hüften, wie Sirius zugeben musste. Er wusste nicht einmal mehr, warum er sie kritisiert hatte. Er vermutete lediglich, es aus Selbstschutz getan zu haben; schließlich verdrängte er gerade mühsam den Wunsch, sie an sich zu reißen und auf dem Wohnzimmerboden zu vernaschen. Um dem verlockenden Gedanken nicht nachzugeben, brachte er rasch Abstand zwischen sich und sie.
Sie hatten sich am Morgen noch einmal hingebungsvoll geliebt. Diesmal hatte sie auf ihm gesessen und ihn zur Ekstase getrieben, gleichmäßig, rhythmisch und gefühlvoll, bis er es nicht länger ausgehalten hatte und förmlich explodiert war. Danach hatten sie gekuschelt. Sie schwieg, während er ihr mit einer Begeisterung, die sie bei ihm niemals vermutet hätte, die Bilder an der Decke erklärt. Über die Ähnlichkeit der einen lasziven Frauendarstellung mit ihr war er kommentarlos hinweggegangen, was sie zu akzeptieren schien. Doch vermutete er, dass sie sich erkannt hatte.
Er sank in einen der Sessel und ließ die Musik langsam in sein Bewusstsein eindringen. Es war absoluter Unfug, was der Typ dort sang. Sirius hatte irgendeinen Klassiker der Muggelmusik für Striptease und Lapdance ausgesucht, der sogar ihm rein vom Rhythmus her gefiel. Nun gut, er verstand zwar nicht, warum die betreffende Person ihren Hut auflassen sollte und wunderte sich, warum sich Carissa jedesmal an dieser Stelle lasziv übers Haar strich, wo sie doch gar keinen Hut trug.
Dieses Lied gab eindeutig Anweisung, wie sich die betreffende Person von ihren Kleidungsstücken zu trennen hatte und vor allem in welcher Reihenfolge dies zu geschehen hatte. Wieder kam die Aufforderung, den Hut aufzulassen, welchen Hut? Was, wenn gar kein Hut vorhanden war? Zum Zofenoutfit gehörte ein entsprechenden Kleidungsstück doch gar nicht.
Sirius registrierte verblüfft, was für eine Wirkung gerade diese Passage auf ihn ausübte. Innerlich war bereits soweit, einen anderen, kürzeren, weniger schamlosen Titel zu wählen. Bruder Jakob kristalisierte sich gerade in seinem Geiste als passende Alternative heraus. Er würde sie als Nonne in die Torte stecken. Genau, die gute Erziehung verbot schamloses Treiben in einem Habit. Doch dann wurde sich Sirius bewusst, dass sie keine Muggel waren und es demnach für sie nicht galt. Dumm gelaufen. Aber dieses Lied mit dem Hut propagierte eindeutig zügellos Verhalten. Wieso stand es nicht auf dem Index?
Nun fuhr sich Carissa auch noch mit dem Zeigefinger über die Lippen. Er sah genau, dass ihre Zunge kurz auftauchte und den Finger benetzte. Sirius musste schlucken, als sie im Takt der Musik selbigen Finger spielerisch über ihre Brust zog und ihn in geschmeidigen Bewegungen samt Hand über ihren Schenkel gleiten ließ.
Ihm trat der blanke Schweiß auf die Stirn.
Ich kann das nicht!, dachte er bei sich und schloss die Augen. Beim Merlin, was hätte der in meiner Lage gemacht?, fragte er sich weiter und ignorierte die kleine Stimme in seinem Ohr, die ihmein "Es genossen" zu flüsterte. Das war eindeutig das verruchte, schamlose Drittel des finsteren Viertels seines Ichs.
"Sirius Black!"
Jetzt brüllte sie ihn auch noch an.
"Wenn du nicht auf der Stelle deine Augen aufmachst und endlich schaust, ob ich alles richtig mache, wirst du am Abend aus der Torte springen. Und du kannst mir glauben, du wirkst im Kammerkätzchen-Look absolut lächerlich. Entweder schaust du jetzt zu, oder ich werde nicht aus der Torte klettern!" Sie biss sich auf die Lippen. Hatte sie ihm doch eine Möglichkeit gegeben, sie aus der Torten-Verpflichtung zu entbinden.
"Wirklich?", fragte Sirius und ein freudiger Unterton schwang in seiner Stimme mit. Die Augen hielt er jedoch geschlossen.
"Mach dich nicht lächerlich, Black!", gab sie überlegen von sich. Jetzt hatte sie sich die Suppe eingebrockt und würde sie auch auslöffeln.
Ihr Stimme klang merkwürdig nah. So öffnete er die Augen und zuckte im Sessel zusammen. Carissa stand direkt vor ihm. Ihre Nasen berührten sich fast.
"Du kannst nicht wirklich annehmen, ich würde dich einer solch peinlichen Situation aussetzen!"
Peinlich würde es sicherlich werden, steckte er als Zofe in der Torte. Doch eigentlich hatte er sich bereits im Gedanken darauf eingestellt, Peter davon in Kenntnis zu setzen, dass er den Katzen-Part übernehmen müsste.
"Carissa, ich will nicht, dass du..."
Sie brachte ihn zum Schweigen und schüttelte den Kopf.
"Ich schaff' das schon."
Sirius zog ein Gesicht, als hätte er saure Drops gegessen und murmelte: "Ja, aber ich nicht!"
Carissa ignorierte seinen Einwurf. Sie gab ihm einen Schmatzer auf den Mund und tätschelte leicht sein Knie.
"Keine Angst, mein Liebling, ich mach das schon. Jetzt verkrümel ich mich in die Torte und du wirst dieses alberne Gedudel ausnahmsweise einmal bis zum Schluss durchlaufen lassen. Diese knappen vier Minuten werde ich es schon aushalten, von angeschickerten, geifernden Herren angestarrt zu werden, die am nächsten Morgen ohnehin einen riesigen Kater haben. Also lass mich ihnen doch die dazugehörige Katze schon am Vorabend präsentieren.
Sirius knurrte, was sie als Einverständnis wertete.
Tatenlos musste der arme Sirius zuschauen, wie seine Carissa in der Torte verschwand. Er rührte sich nicht, während sie ihre Part durchtanzte und es schaffte ihn zu erregen. Seine Kehle wurde immer trockener, das Schlucken wurde zu einem Kraftakt und seine Hose fühlte sich bemerkenswert eng an. Endlich.. ja, endlich, war alles vorbei. Das waren die längsten vier Minuten seines Lebens gewesen, wie er in Selbstmitleid zerfließend feststellen musste. Carissa zwirbelte sich das Haar hoch und setzte sich ihm auf den Schoß.
"Oh, offenbar hat dir die Darbietung gefallen", stellte sie lakonisch fest und rutschte auf seinem Schoß herum.
Er packte sie bei der Taille und zwang sie still zu sitzen.
"Carissa, ich..."
"Meinst du, dass es so gehen wird?", fragte sie scheinheilig und konnte kaum ein amüsiertes Kichern unterdrücken.
Sirius schluckte hart. Dann sah er ihr fest in die Augen und meinte nur: "Ja. Doch wird Remus dich nach der Darbietung sofort wieder herbringen und dann ratzfatz wieder auf der Party sein. Ich will nicht, dass du nach dem da", er deutete auf die Torte, "noch dort bleibst!" Er würde jeden windelweich prügeln, der es wagen würde, auch nur einen Finger nach ihr auszustrecken.
Noch bevor sie protestieren konnte, fühlte sie sich von ihm inbrünstig geküsst. Kurz und leidenschaftlich war die Vereinigung ihrer Lippen gewesen, dennoch saß Carissa, nachdem Sirius gegangen war, wie erstarrt mit angezogenen Knien auf dem Sessel. Langsam regten sich ihre Lebensgeister wieder und sie berührte zaghaft mit den Fingerkuppen ihre Lippen, wo sie seinen brennenden Kuss noch immer spürte.
° tbc °
