2. Kapitel - Ankunft in der Stadt der Liebe

Cynthia hatte ihm ein kleines Hotel etwas abseits der bevölkerten Innenstadt von Paris empfohlen. Sie war dort vor ein paar Jahren mit ihrem damaligen Freund gewesen und hatte den Aufenthalt sehr genossen. Das Hotel war ein Familienunternehmen. Brian hatte im Internet geforscht, und war begeistert über das Ambiente und die hauseigene Galerie gewesen. Nur ein paar Straßen weiter, war eine Straße mit kleinen Cafés und Bistros und auch bis zur Innenstadt war es nicht allzu weit.

Am Morgen ihrer Abreise quoll Justin vor Aufregung fast über. Er hatte sich von Michael einen Stadtführer ausgeliehen und brütete über einem Weg nach, wie sie alle Galerien, Museen und Ausstellungen in der kurzen Zeit, die sie da waren, besichtigen konnten. Brian beobachtete ihn amüsiert. Tief konzentriert beugte sich Justin über eine Karte. "Werden wir auch noch Zeit zum Schlafen haben?" fragte er schließlich. Justin sah auf und grinste. "Hast du Angst vernachlässigt zu werden?" Brian rollte mit den Augen und trat hinter den Blonden, um die Karte zu betrachten. "Was sollen die ganzen Punkte?" Justin deutete auf einen roten Punkt: "Die roten Punkte sind Dinge, die ich unbedingt sehen will. Museen und so etwas. Die gelben sind Ausstellungen, die in der Zeit stattfinden, in der wir da sind. Wir können spontan entscheiden, welche wir besuchen." Brian sagte nichts, sondern zog seine Augenbraue noch höher. "Die grünen Punkte sind die Sehenswürdigkeiten, die wir besuchen sollten. Der Eifelturm zum Beispiel. Ich weiß, du hältst nicht viel von dem ganzen Touri-Zeug, aber ein paar Sachen sollten wir trotzdem sehen. Die blauen Punkte sind Restaurants, die Michael und Cynthia empfohlen haben." Brian nickte etwas erschreckt. Die roten und grünen Punkte bedeckten fast die gesamte Karte. "Und die Orangen?" "Nun, ich nehme an, du willst nicht nur Museen besichtigen, oder? Also habe ich im Internet mal geguckt, wo man gut Shoppen kann. Das sind die Läden der angesagtesten Designer." Brian lächelte und küsste Justin auf die Wange. "Wie ich sehe, hast du alles geplant." Justin nickte stolz. "Wie viel Zeit haben wir noch?" Brian schaute auf die Uhr. "Wir müssen in 3 Stunden am Flughafen sein." Justin drehte sich um und vergrub sein Gesicht an Brians Hals. Er hauchte leichte Küsse auf die unbedeckte Haut und strich über Brians Rücken. "Wie wär's mit einer Dusche," schlug er vor. "Ich hab schon geduscht," wandte Brian ein, grinste aber über den verlockenden Vorschlag des Jüngeren. Justin sah ihn mit bittenden Augen an. "Kann ich dich vielleicht irgendwie überzeugen?" Er ließ eine Hand über Brians Brust gleiten und hielt kurz vor seiner Hüfte inne. Brian schüttelte den Kopf und griff die Hand des Blonden, um ihn ins Bad zu ziehen. Als ob „ER" erst überzeugt werden müsste!

"Ich bin noch nie erster Klasse geflogen," flüsterte Justin Brian zu, als eine Stewardess sie zu ihren Sitzen brachte. "Fenster?" fragte Brian und Justin nickte glücklich. Entspannt lehnte er sich in seinem Sitz zurück und sah aus dem kleinen Fenster. Es war ein grauer, trüber Tag - genau das richtige Wetter, um Pittsburgh für eine Weile hinter sich zu lassen. Justin zog einen Block aus seiner Tasche und begann zu zeichnen. Er hatte Charly eine ganze Reihe von neuen Bildern versprochen, wenn er aus dem Urlaub wieder kam.

"Kann ich Ihnen etwas bringen?" fragte die hübsche blonde Flugbegleiterin. Sie sah Brian an und schien Justin total zu ignorieren. Justin grinste. Der Effekt, den Brian auf Männer und Frauen ausübte, war unglaublich. Auch Brian hatte bemerkt, wie die Frau ihn ansah. Er beugte sich etwas vor, um ihr Namensschild zu lesen und sagte schließlich. "Im Moment noch nicht, Ann. Vielen Dank!" Justin biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszuprusten. Ann schenkte Brian einen gekonnten Augenaufschlag und lächelte. "Fliegen Sie geschäftlich nach New York?" Brian schüttelte den Kopf. "Wir steigen dort nur um und fliegen weiter nach Paris." "Oh Paris, wie schön. Eine wunderschöne Stadt." Brian nickte nur. Ann sah sich um und wandte sich dann entschuldigend wieder an Brian. "Ich muss weiter. Wenn Sie etwas brauchen, geben Sie mir nur Bescheid." Brian nickte und sah ihr hinterher.

Justin konnte nicht länger an sich halten und prustete los. "Willst du nicht hinterher?" fragte er lachend. Brian sah ihn mit hochgezogener Braue an. "Vielleicht kann sie dir ganz neue Perspektiven öffnen." Brian grinste und zog Justin zu sich. "Eifersüchtig?" flüsterte er, bevor er ihm einen leidenschaftlichen Kuss gab. Justin schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner Zeichnung zu.

Der Rest des Fluges verlieg ruhig und ohne Zwischenfälle. Ann kam noch einmal zu ihnen, um nach dem Rechten zu fragen, ließ sie aber ansonsten in Ruhe. Beim Verlassen des Flugzeuges drückte sie Brian einen Zettel mit ihrer Handynummer in die Hand. "Rufen Sie mich doch mal an, wenn Sie aus Paris zurück sind." Brian nickte und zog den kichernden Justin hinter sich her. "Ruf mich doch mal an," flötete Justin mit verstellter hoher Stimme und lachte. Brian verdrehte die Augen und entsorgte die Nummer im nächsten Papierkorb.

Die Beiden mussten nicht lange warten, ehe sie ihr Flugzeug nach Europa besteigen konnten. Sie würden noch einen kurzen Zwischenstopp in London haben, bis sie endlich in Paris sein würden. Sie flogen - natürlich - wieder erster Klasse. Justin ließ sich von einer Stewardess einen Kopfhörer bringen, um den gezeigten Spielfilm zu verfolgen. Brian hatte seinen Laptop mit dabei, um vor seinem Urlaub noch etwas zu arbeiten.

Es war früher Morgen gegen 5 Uhr europäischer Zeit, als sie in Paris landeten. Justin gähnte und folgte Brian schläfrig erst zur Gepäckausgabe und dann aus dem Terminal zum Taxistand. Im Taxi legte er seinen Kopf an Brians Schulter und schloss die Augen. Er hatte nie erwartet, dass der Jetlack ihn so mitnehmen würde. Brian strich ihm durchs Haar. "Müde?" Justin nickte, ohne die Augen zu öffnen. "Wir sind gleich im Hotel, dann kannst du dich kurz hinlegen. Frühstück gibt es erst um 9.00 Uhr." Der blonde junge Mann nickte wieder und kuschelte sich noch enger an seinen Freund.

Das kleine Hotel - dem Aussehen nach ein kleines Stadtschloss - lag wirklich malerisch, umgeben von einem kleinen Park mit alten Bäumen. Einige Vögel begrüßten den kommenden Morgengrauen, als das Taxi vor der Einfahrt hielt. Eine Frau Anfang 50, wie Brian schätzte, stand in der Eingangstür und lächelte ihren Gästen entgegen. Brian zog den schläfrigen Justin aus dem Auto. Der streckte sich und atmetete die noch kühle Morgenluft ein. Brian bezahlte den Fahrer und entlud ihr Gepäck. Die Frau trat nun auf sie zu. "Sie müssen die Amerikaner sein. Mein Name ist Claudine Ruosso." Brian schüttelte ihr die Hand und stellte sich und Justin kurz vor. "Mein Sohn kommt gleich und kümmert sich um Ihr Gepäck," fuhr sie mit ihrem leichten Akzent fort. "Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen das Zimmer."

Justin und Brian folgten Claudine durch die beeindruckende Eingangshalle des Hauses. . Claudine führte die Beiden eine Holztreppe empor und einen Flur entlang. Der Boden war mit teuren Teppichen ausgelegt und an den Wänden hingen Gemälde. Vermutlich von den früheren Bewohnern, dachte Brian. Justin sah sich nun ebenfalls neugierig um. Einmal blieb er stehen und betrachtete eines der Bilder. Eine junge Frau in einem altertümlichen roten Kleid war porträtiert worden.
Claudine wartete geduldig vor der Zimmertür, bis die Beiden mit der Betrachtung des Bildes fertig waren. "Das Bild ist wundervoll," sagte Justin schließlich. "Sie sieht so lebendig aus." Claudine lächelte glücklich über das Interesse. "Das ist die junge Veroniqué dú Volcardeé. Wenn Sie möchten, erzähle ich Ihnen später etwas über das Haus und zeige Ihnen unsere kleine Ahnengalerie." Justin nickte begeistert.

Claudine schloss die alte Holztür auf und führte die beiden Gäste in das Hotelzimmer. Ein kleiner Salon mit einer gemütlichen Sitzecke und Kamin begrüßte sie. "Das Schlafzimmer finden Sie durch die Tür rechts und von dort kommen Sie dann auch ins Bad. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?" Brian schüttelte den Kopf. "Danke, wir werden uns erst einmal ausruhen". Claudine nickte. "Jean wird Ihnen in Kürze Ihr Gepäck bringen. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt im Hotel Volcardeé."

Justin gähnte und Brian schloss ihn grinsend in die Arme. "Bett?" Justin nickte. Die Beiden betraten das Schlafzimmer, dass ebenso elegant und gemütlich eingerichtet war, wie der Salon. Das große Himmelbett beherrschte den Raum. Justin ließ sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf die weichen Kissen sinken. Bevor er die Augen schloss, murmelte er: "Wir müssen Cynthia einen dicken Blumenstrauß schenken, wenn wir wieder zu Hause sind."

Sorry das es diesmal so lange gedauert hat, aber die Technik will nicht immer so wie wir es gern wollen;) Dafür habe ich jetzt eine liebe Beta-Leserin die das ganze nochmal überliest und für einen Fehlerfreien Lesegenuss sorgt:)) Das nächste Kapitel für "Was wäre wenn..." ist bereits so gut wie
fertig :)