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From Hell
Kapitel 2
Fröstelnd legte Draco die Arme um seinen Körper, als die Novemberkälte ungehindert durch seine dünne Sträflingskleidung drang. Sie standen vor einem unscheinbaren, zweistöckigen Haus, in einer Nebenstrasse der Winkelgasse, nachdem er mit Harry gemeinsam vom Ministerium appariert war, da er ja selbst keinen Zauberstab mehr hatte und ihm verboten war selbst Magie auszuüben.
"Das Haus gehört Mr. Verkin, er vermietet Zimmer unter dem Dach und wird dich aufnehmen", erklärte Harry und öffnete das niedrige Gartentor, dessen Holz einmal weiß gewesen war, aber man jetzt nur noch erahnen konnte.
Draco folgte ihm und versuchte nicht mit den Zähnen zu klappern, als er die vier ausgetretenen Holzstufen zum Eingang hinaufging. Auch das Haus wirkte heruntergekommen, die ebenfalls weiße Farbe blätterte überall ab und hinterließ dunkle Flecken an der Fassade. Die Fensterscheiben waren schmutzig, als ob schon lange sich niemand mehr die Mühe gemacht hatte sie zu putzen. Draco blickte auf Harrys Rücken und verzog leicht den Mund, es war ja klar, dass er die letzte Absteige für ihn finden würde, aber wenn er glaubte, dass er ihn damit treffen konnte, dann würde er ihn enttäuschen. Potter hatte keine Ahnung.
Auf das energische Klopfen von Harry, wurde nach fast einer Minute endlich die Tür aufgerissen und ein ziemlich säuerlich dreinblickender Mann von Mitte vierzig, in schmutziger Kleidung wurde sichtbar. Seine Miene wurde schnell freundlicher, als er wohl Harry als Ministeriumsbeamten erkannte. "Ah, Mr. Potter, ich dachte schon, es wären wieder diese Vertreter, nerviges Pack, wenn Sie mich fragen. Kommen Sie herein…", sagte er mit kratziger Stimme und schob die Tür weiter auf, um sie einzulassen. Sein Blick hing an Draco, als dieser an ihm vorbei in eine karg möblierte Diele ging. "Ist das der Sträfling, den Sie hier einquartieren wollen?", fragte er Harry und ließ dabei einen kühlen Blick über Draco wandern. "Das ist also ein Malfoy", stellte er noch mit neugieriger Miene fest, als ob er ein exotisches Tier betrachtete und sah dann Harry an.
"Ja, Mr. Verkin, das ist Draco Malfoy, er wird eines ihrer Zimmer mieten", erwiderte Harry und blickte dann zur Treppe, als ob Draco überhaupt nicht anwesend wäre. "Sind seine Sachen inzwischen gebracht worden?"
"Vor einer halben Stunde", antwortete Verkin und ging zur Treppe. "Ich zeige Ihnen das Zimmer", murmelte er und erklomm schwerfällig die ersten Stufen.
Harry und Draco, der sich interessiert umsah, aber nichts finden konnte was ihm hier wirklich gefiel, folgten ihm und standen kurz darauf in einer kleinen Kammer mit schrägen Wänden und ein paar zusammen gewürfelten Möbeln, die schon einmal bessere Tage gesehen hatten. Ein winziges, schmutziges Fenster ging auf den verwilderten Garten hinaus und ließ dumpfes Tageslicht herein. Draco trat wortlos zu dem schmalen Bett und sah sich kurz um, eine Tasche mit seinen wenigen Sachen, die von Askaban hergebracht worden war, stand auf dem Boden.
"Bettzeug habe ich unten, die Miete beträgt zehn Sickel", sagte der dickliche Mann und lehnte sich an den grauen Türstock, während er mit seiner Hand sein fettiges Haar nach hinten strich. "Dafür kann auch die Küche mitbenutzt werden, das Bad ist über den Flur."
Draco starrte ihn bass erstaunt an, bei dem Preis für dieses Loch, verschlug es ihm die Sprache, da machte auch das Angebot von der Küche es nicht mehr wett, zumal er gar nicht wissen wollte wie die aussah, wenn schon der Rest des Hauses so schmutzig und heruntergekommen war.
"Wie soll ich das bezahlen?", fragte er tonlos und mied es Harry anzusehen, der ihn seit sie das Haus betreten hatten ständig Blicke zuwarf, als ob er nur darauf wartete, dass er ausflippen würde bei dem was er hier zu sehen bekam.
"Die Miete für diesen Monat ist bezahlt und du erhältst fürs erste ein kleines Taschengeld, du wirst es mit deinem Lohn jedoch ratenweise wieder zurückzahlen und dann selbst dafür sorgen, dass du dieses Zimmer pünktlich bezahlst", erwiderte Harry gleichgültig. "Im Schrank sind ein paar Kleidungsstücke, die eine wohltätige Organisation für dich bereitgestellt hat, bis du dir selbst was kaufen kannst." Harry nickte mit dem Kopf zu dem alten Kleiderschrank in der Ecke. "Ich lasse dich jetzt für eine Stunde alleine, damit du dich umziehen und mit Mr. Verkin den Mietvertrag durchgehen kannst, dann komme ich wieder und bringe dich zu deiner Arbeitsstelle, damit du weißt, wo du morgen Früh hin musst."
"Ok", sagte er nur, ignorierte die beiden Männer und trat an das Fenster, um es zu öffnen, damit der Mief abziehen konnte, den dieses Zimmer beherbergte. Er lehnte sich mit den Armen auf den Fensterrahmen und beugte sich hinaus um die Aussicht auf den inzwischen winterlich kahlen Garten zu genießen, bis er hörte wie die Tür hinter ihm geschlossen wurde und er allein war. Abrupt drehte er sich um und ging wieder zum Bett, dort lag jetzt ein kleiner Lederbeutel, scheinbar das versprochene Taschengeld. Er öffnete ihn und ließ die Münzen auf seine Handfläche fallen. Zwei Galleonen und zehn Sickel zählte er. Nicht gerade viel, aber es würde genügen um sein Essen zu sichern. Er warf das Geld wieder in den Beutel und legte ihn auf den Nachttisch, dann hob er seine Tasche auf und öffnete sie, um seine wenigen Habseligkeiten auszupacken. Viel war es wirklich nicht, die Kleidung die er damals zur Verhandlung getragen hatte, eine goldene Taschenuhr, die seinem verstorbenen Vater gehört hatte, ein Wunder, dass sie noch da war und ein wenig Waschzeug. Er wog die Uhr einen Moment in der Hand, das war alles was vom Reichtum der Malfoys übrig war. Seufzend wickelte er sie wieder in ein Taschentuch, bevor er sie unter die Matratze schob, später würde er ein besseres Versteck finden. Er traute diesem Verkin nicht sonderlich.
Er nahm seine paar Kleidungsstücke und brachte sie zu dem Schrank. Es hing tatsächlich bereits ein paar Sachen darin, ein abgetragener dunkler Umhang, der ihn aber gut vor der Kälte schützen würde. Pullover und Hosen, ein wenig Unterwäsche, die noch verpackt und somit neu war. Sein Blick wanderte noch einmal über die Kleidung und berührte sie sacht. Es würde ihn warm halten, er durfte nicht wählerisch sein. Er entdeckte noch ein paar warme Stiefel auf dem Boden des Schranks und nahm sie heraus. Sie waren derb und ebenfalls abgetragen, so etwas hätte er früher nicht mal mit der Beißzange angefasst, aber wie gesagt, er musste eben im Moment damit leben, bis er sich selbst welche leisten konnte.
Er schnappte sich frische Unterwäsche und warme Kleidung. Erst mal ins Bad und den Geruch und die Kleidung von Askaban loswerden, dachte er und verließ sein Zimmer. Zwanzig Minuten später, stieg er mit dem Umhang über dem Arm, die enge Treppe hinunter und suchte nach dem Hausbesitzer, um seinen Mietvertrag mit ihm zu schließen. Er fand ihn nach kurzer Suche, die ihn erst in ein Wohnzimmer mit abgewetzter Couch und einen Abstellraum geführt hatte, in der Küche, die so aussah, wie er sie sich vorgestellt hatte. Überall stand benutztes Geschirr herum und der Tisch, an dem Verkin saß, war voller Bierflaschen, die augenscheinlich geleert und das einzige waren, was wirklich frisch in diesem Raum aussah. Es roch nach abgestandenem Rauch, was die unzähligen Kippen im Aschenbecher wohl mit verursachten. Angewidert trat er näher und wischte kurz den freien Stuhl mit einem vor Schmutz starrenden Geschirrtuch ab, bevor er sich setzte.
"Ich möchte meinen Mietvertrag unterzeichnen, Mr. Verkin", sagte er laut und sah mit Genugtuung wie der dösende Mann zusammenfuhr und ihn mit rot unterlaufenen Augen anstierte. Scheinbar hatte er sich mit trinken zurückgehalten, bis sein neuer Mieter hier war und musste jetzt die verlorene Zeit aufholen.
"Ja, klar, Jungchen", sagte er und stemmte sich am Tisch ab, um aufzustehen. Er wankte leicht und ging dann zu einem Küchenschrank auf dem ein Pergament mit Tintenfass und Feder bereit lagen. Er brachte es zum Tisch und schob es Draco hin. Der las den wenigen Text, der nur besagte was er schon wusste, nämlich eine Wuchermiete für ein dreckiges Loch.
Mit einem undefinierbaren Ausdruck nahm er die Feder und tauchte sie in die Tinte, bevor er seine Unterschrift auf das Pergament setzte. "Zehn Sickel", murmelte er, als ob er es nicht glauben konnte und schob alles wieder zu Verkin zurück, der gerade eine Flasche leerte, aber sehr wohl die Worte gehört hatte.
"Denkst wohl es ist zuviel? Aber ich hab auch meine Auslagen und es gibt nicht mehr viele die ein Zimmer suchen", krächzte er und rollte das Pergament zusammen. "Muss schließlich sehen wo ich bleibe, wenn mich alle verlassen. Meine Bertha ist mit einem dieser verdammten Vertreter abgehauen, hat mich mit Stan, meinem Sohn hier sitzen lassen und jetzt ist der nach Australien. Abenteuer suchen, wie er sagt, so ein Quatsch wenn du mich fragst." Seine Stimme war jetzt von Ärger gefärbt ob der bodenlosen Ungerechtigkeit die ihm widerfahren war.
Draco hatte bei dem Ausbruch nur still dagesessen und den Mann mit undurchdringlicher Miene angesehen. Wenn er ehrlich war konnte er die Frau und den Sohn verstehen, wer wollte schon in so einer Bruchbude wohnen und diesen Säufer jeden Tag ertragen. Ich, sagte er im Gedanken zu sich selbst und schauderte, aber es war immer noch besser, als das wo er herkam.
Es klopfte und Verkin, der sich gerade wieder ein Bier öffnete, stierte nur zur Tür ohne Anstalten zu machen aufzustehen und nachzusehen wer da war.
"Ich geh schon", sagte Draco und stand auf. "Ist sicher nur der Beamte von vorhin, der mich abholt. Bis später." Er schnappte sich seinen Umhang, den er schon mit heruntergebracht hatte und ging eilig zur Tür, er wollte raus hier, selbst die Gesellschaft von Potter war ihm dabei Recht.
Es war tatsächlich Harry, der ein wenig überrascht wirkte, als Draco die Tür öffnete und gerade seinen Umhang überwarf, aber er kommentierte es nicht weiter, sondern wandte sich um und ging die Treppe wieder hinunter auf den Gehweg. "Gehen wir, deine Arbeitsstelle ist in der Barstongasse, die von der Winkelgasse abgeht."
Schweigend gingen sie die Straße zurück zur Winkelgasse und bogen dann nach links ab. Draco blickte sich interessiert um, es hatte sich in den vier Jahren viel verändert, er sah neue Namen an manchen Läden und er bemerkte die Blicke, die ihm und Harry einige der älteren Passanten zuwarfen, ein paar wirkten erschrocken, als sie ihn scheinbar erkannten, andere eher sahen eher neugierig aus. Er ignorierte sie, es war besser sich gleich daran zu gewöhnen.
"Was ist das für eine Arbeit?", fragte er, nicht weil es ihn wirklich interessierte, er hatte sowieso keine Wahl, sondern um sich von den Blicken abzulenken.
"Das wirst du gleich sehen", entgegnete Harry kurz angebunden und kreuzte die Straße um nach Rechts in die Barstongasse abzubiegen. Auch hier waren Geschäfte und Harry stoppte bei einem Laden, der vor den großen Schaufenstern metallene Tische mit allerlei verschiedenen Pflanzen in Töpfen ausgestellt hatte.
Draco sah nach oben und las das Schild über dem Eingang. "Magische Pflanzenwelt", murmelte und sah dann Harry doch etwas entgeistert an, der ihn mit einem hämischen Grinsen beobachtete.
"Was ist? Ich habe mich daran erinnert, wie gern du damals in Hogwarts in den Gewächshäusern warst." Er packte Draco am Arm, bevor der protestieren konnte und zog ihn mit sich in den Laden. Es roch nach Erde und ein wenig nach Verwesung was wohl an den Ausdünstungen einiger Pflanzen lag, die er noch vom Unterricht bei Madame Sprout kannte. Pflanzen, ausgerechnet, aber er musste wohl fast dankbar sein, dass Potter in seiner Bosheit nicht die magischen Tiere ausgewählt hatte. Stinkende Knallrümpfer mochte er noch weniger.
Er sah sich um, im Laden waren ein paar Kunden, die an den Regalen und Tischen standen und Pflanzen begutachteten. Im lagen einige nicht sehr nette Bemerkungen auf der Zunge, aber er hütete sich sie auszusprechen.
"Komm mit, dein neuer Chef ist da hinten." Harry ging voraus, denn er hatte den Inhaber des Ladens im hinteren Teil entdeckt. Sie drängten sich an zwei Hexen vorbei, die gerade junge Alraunen betrachteten.
"Oh Harry, ihr seid ja schon da", ertönte plötzlich eine fröhliche Stimme vor ihnen und Draco schloss nur eine Sekunde in aufkeimender Verzweiflung die Augen, als er die Stimme und dann den Mann weiter vorne erkannte. Die Schikanen, die Potter für ihn bereithielt, waren also noch nicht vorüber. Es kam immer noch eins drauf.
"Draco, darf ich dir deinen neuen Chef vorstellen, er ist dir ja nicht ganz unbekannt." Das boshafte Grinsen von Harry machte ihn schon wieder wütend, aber er schluckte es hinunter und schaffte es sogar Neville Longbottom gelassen zu mustern. Er war größer und schlanker als früher, aber wirkte immer noch wie ein Trottel auf ihn.
"Hallo Draco", sagte Neville freundlich lächelnd und hielt dem Blonden die Hand hin, der sie nach einigem Zögern nahm und ohne Druck kurz schüttelte, bevor er sie hastig wieder losließ, als ob er etwas Schleimiges angefasst hätte. Das Lächeln auf dem Gesicht des ehemaligen Gryffindor schwand ein wenig und Harry warf Draco einen finsteren Blick zu.
"Das du hier arbeiten kannst ist keine Selbstverständlichkeit und es versteht sich von selbst, dass du Neville oder besser Mr. Longbottom, wie du ihn nennen wirst, mit Respekt begegnest, verstanden? Du solltest nicht vergessen, dass du sofort wieder in Askaban landest, wenn du dir auch nur einen Schnitzer erlaubst" Harrys harter Gesichtsausdruck war eine einzige Drohung, als er Draco jetzt eindringlich fixierte, der sich nicht die Mühe machte zu antworten, sondern nur leicht mit dem Kopf nickte.
"Ach, ich denke, wir werden uns schon vertragen", warf Neville ein, um die unterkühlte Stimmung wieder aufzulockern und machte eine Handbewegung die den ganzen Laden umfasste. "Die Arbeit ist nicht zu schwierig und ich zahle auch gut."
"Was muss ich hier unterschreiben?", fragte Draco lakonisch und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich nicht den Ärger anmerken zu lassen, der erst bei Harrys und dann bei Nevilles Worten richtig anfing zu brodeln. Was glaubte der Idiot, dass er mit ein paar dämlichen Pflanzen überfordert war?
"Ich habe die Papiere hinten im Büro, kommt mit", erwiderte Neville und ging voraus zu einem winzigen Raum, der eher wie ein Papier- und Kistendepot aussah denn ein Büro. "Ich bin in diesen Bürosachen nicht so versiert, das macht sonst meine Angestellte, aber die hat jetzt ein Kind bekommen", sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln und kramte auf einem Schreibtisch herum, den man nur erahnen konnte. "Hier ist es", rief er auf einmal triumphierend und hielt es Draco mit einer tintebehafteten Feder hin. "Du arbeitest sechs Tage die Woche von sieben Morgens bis Abends sechs, dein Lohn beträgt 12 Sickel 5 Knuts die Woche und du hast zwei Wochen Urlaub im Jahr", erläuterte Neville genau das, was Draco auf dem Arbeitsvertrag gerade durchlas und ohne eine Miene zu verziehen unterschrieb. Innerlich hatte er das Gefühl gerade sein Leben aus der Hand zu geben, aber er hatte keine Wahl.
"Das wär's dann, du kannst wieder gehen, denk an den erlaubten Radius und du bist morgen besser pünktlich um sieben wieder hier", sagte Harry kühl, als er zusah wie Draco das Pergament zurückgab und dann mit einem verschlossenen Gesichtsaudruck ohne ein Wort das Büro verließ.
Draco sog scharf die Luft ein und atmete tief durch, als er die Tür des Büros von außen schloss. Er hasste sie, er hasste sie beide, diese verdammten Mistkerle, die sich zur Aufgabe gestellt hatten ihn zu demütigen und zu verspotten. Als er an den Pflanzen vorbei wieder in den vorderen Teil ging, glaubte er, das hämische Gelächter der beiden zu hören. Tränen der Wut traten in seine Augen, die er mit der Hand hastig wegwischte als er eilig aus dem Laden lief.
Erst in der Winkelgasse beruhigte er sich langsam wieder und begann die Auslagen in den Geschäften zu betrachten. Bei einem kleinen Imbiss blieb er stehen und atmete den Geruch von Fish'n'Chips ein, den er so lange vermisst hatte. Er zog den Lederbeutel mit dem Geld heraus und kaufte sich eine große Portion und eine Flasche Butterbier, die er mit in sein Zimmer nahm und sich dort als Abendmahl zu Gemüte führte. Manchmal konnte Glück schon ein fettreiche Mahlzeit bedeuten, wie er feststellen musste, als er danach sein Bett bezog und sich schlafen legte, um all die Demütigungen des heutigen Tages hinter sich zu lassen.
Es war kalt, er schlang die Arme fröstelnd um seinen Körper, als er versuchte die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen. Er hörte das Atmen, es war so nah, dass er glaubte es auf der Haut zu spüren, eine Gänsehaut zog über ihn, die ihn schaudern ließ. Plötzlich war der Schmerz da, der seinen Leib wie ein Messer durchfuhr und er schrie wild auf. "Lass mich, nein, ich bringe dich um." Die Stimme war leise und heiser, er schlug mit den Armen und Beinen um sich, als ob er den unsichtbaren Atem damit vertreiben könnte. "Ich hasse dich", rief er wieder und ein Schluchzen war darin, das aus den tiefen seiner Seele kam. Wieder schlug er um sich, seine Hand traf den Nachttisch und der reale Schmerz ließ ihn endlich aus den wirren Albträumen aufschrecken. Benommen und mit rasendem Herzschlag setzte er sich abrupt auf. Langsam kam die Orientierung wieder, graues Morgenlicht kam durch das kleine Fenster und ein Vogel zwitscherte leise in den Zweigen des kahlen Apfelbaums.
Er war nicht mehr dort, es war vorbei, er war frei. Er rieb sich mit beiden Händen über das verschwitzte Gesicht und schlang die Arme um seine angezogenen Beine, als er auf dem Bett leicht wippte, um zu warten bis es Zeit war, seinen ersten Arbeitstag anzutreten.
TBC
