Meine Schwester Kara & Lena Luthor. Lena Luthor & meine Schwester Kara.
Langsam macht es Sinn. Die besondere Freundschaft der beiden unterschiedlichen Frauen, die so wunderbar gewachsen ist. Dann die Spannung, welche folgte, als das Geheimnis gelüftet war. Der Schmerz, immer eine Spur intensiver. Leidenschaft, die im Bett endet. Dieser Part, lässt Alex noch immer die Augen weit werden. Sie sind ihr beinahe ausgefallen, als Kara davon erzählt hat. Alex ist nie davon ausgegangen, dass Frauen eine Option für Kara sind. Vielleicht deswegen, weil sie sich selbst so schwer mit ihrem Outing getan hat, vielleicht kam es ihr deswegen nie in den Sinn, dass Kara womöglich ähnliche Gedanken hegt.
Aber mal ehrlich, was Alex ernsthaft denkt? Kara ist nur für Lena Luthor gay. Alex kann sich keine andere Frau an ihrer Seite vorstellen. Und je länger sie überlegt, desto sicherer ist sie sich. Lena macht absolut Sinn. Lena hat Kara an ihre Grenzen gebracht. Alles, was die beiden durchgemacht haben, musste quasi zu diesem einen Punkt führen.
Wenn Kara von Lena spricht, hat sie diesen Ausdruck in ihren Augen. Alex hat sich dies immer für Kara gewünscht. Dieses Leuchten und dann dieses Feuer. Nur Lena kann diese Sehnsucht, die in Kara schlummert stillen. Nur Lena kann ihr geben, was Kara mit ihrem Heimatplaneten verloren hat. Alex ist so happy für sie.
Dennoch, ganz geklärt scheint der Beziehungsstatus der beiden nicht zu sein. Kara hat sich hierbei zurückgehalten und ein wenig geschmollt, nahezu wie ein kleiner Hundewelpe. Ginge es nach Kara, würde sie Lena Luthor wohl vom Tisch wegheiraten. Kara hat ihre Wahl getroffen und nicht mal Rao selbst könnte sie noch etwa anderem überzeugen. Lena ist die Eine. Ein klein wenig macht das Alex noch Sorge. Lena scheint noch nicht an Board zu sein. Dass die Frau Probleme mit sich trägt, erkennt Alex von weitem und wohl jeder der sich die Zeit nimmt und ein paar Gedanken zur Familie Luthor macht. Alex kann daher manchmal verstehen, warum Lena so ist. Weshalb sie eine Firma ohne mit der Wimper zu zucken leiten kann. Warum sie so stur sein kann. Warum sie so reagiert hat, als Kara ihr von ihrem Geheimnis erzählt hat. Sicher ist sie nicht die einfachste Wahl. Aber es sagt Alex auch, wie sehr Lena Kara vertraut und dass sie Gefühle hat. Alex hofft, die beiden bekommen das wieder hin. Zumindest ist der Ärger und die Wut, die Lena gespürt hat, verraucht. Sie hat Kara verziehen. Alex ist froh, dass Lena wieder mit in der Runde ist. Sie mag Lena sehr und sie schätzt sie außerdem, wenn sie mit im Team ist und dem DEO hilft. Jetzt, da sie weiß, dass Kara Supergirl ist, macht es die Zusammenarbeit umso einfacher und ohne Lena's scharfen Verstand hätten sie die letzte Mission niemals so schnell hinbekommen.
Lena Luthor gehört zum Team und sollte sie demnächst ihre Schwägerin werden. Was solls. Alex hat kein Problem, so lange die beiden glücklich sind.
Die beiden Tanzen in diesem Augenblick. Gleich dort, neben der Bar, völlig versunken ineinander. Kara hat ihre Arme um Lena gelegt und der Kopf der Brünetten ruht an ihrer Schulter. Sie drehen sich langsam im Kreis, viel langsamer als der Beat des Liedes geht. Sie wirken beinahe wie ein Paar auf dem ersten gemeinsamen Abschlussball, ein wenig unbeholfen, schüchtern, dennoch schmiegen sie sich aneinander und das scheint der einzige Grund, weshalb sie überhaupt tanzen. Um sich nahe zu sein.
Sie sind ein hübsches Paar.
„Ich freu mich für die beiden," sagt Winn und spricht damit das aus, was sich alle am Tisch denken. Alle hoffen, dass dies nun die Wende ist. Das diese ganze Spannung, dieses piesacken und die Diskussionen vorbei sind. Sie können alle wieder durchatmen, wenn die beiden in einem Raum sind.
„Ich denke Lena, benötigt noch einen kleinen Schubser, aber Kara wird sie dieses Mal nicht gehen lassen. Sie wird das klären," sagt Maggie mit Blick auf die beiden.
„Ihr seid euch sicher, dass die beiden ein Paar sind? Es ist toll, wenn sie ihren Streit geklärt haben, aber plötzlich eine romantische Beziehung? Lena hat nie erzählt, dass sie auf Frauen steht."
James ist skeptisch. Winn hat es ihm erklärt, aber James ist damit überfordert. Kein Wunder, er ist immerhin Lena's Exfreund, auch wenn die beiden nicht lange zusammen waren, waren sie dennoch ein Paar.
„Schau doch mal genauer hin. Du wirst es auch sehen. Ich weiß es kratzt an deinem Ego, aber die beiden haben es definitiv miteinander getan," erwidert Maggie und zwinkert Winn zu. Sicher denkt sie in diesem Moment an die Kohle, die sie Winn wegen ihrer gemeinsamen Wette abgeknöpft hat.
„Richtig," erwidert James und kratzt sich am Kopf. Er hat von der Wette gehört. Er grinst, aber es wirkt irgendwie schief. Vielleicht versucht er gerade die Tatsache in seinem Kopf vorzustellen. So richtig klappt es wohl nicht. Auch wenn er mittlerweile gut mit Lena klar kommt, das ist wohl eine Nummer zu viel für ihn. Alex kann es ihm nicht verdenken.
„Gut, dann haben wir das geklärt. Möchte sonst noch jemand ein Bier?" J'onn steht auf und als er nur Kopfschütteln als Antwort erhält, geht er achselzuckend zur Bar.
Das Gespräch über Lena und Kara ist damit beendet.
„Möchtest du auch tanzen?" , fragt Maggie und legt ihre Hand in Alexs.
Alex lässt ihre Augen weit werden, dann greift sie rasch nach Maggies Hand. Ihre Freundin ist normalerweise zu cool, um in einem Club zu tanzen. Alex eigentlich auch, doch mit Maggie fühlt sie anders und sie hat es sich oft gewünscht, dass Magige sie auffordert. Daher fragt sie nicht weiter nach, sondern nimmt die Gelegenheit beim Schopf.
Maggie führt sie zu Lena und Kara. Obwohl dort offiziell keine Tanzfläche ist haben andere Paare den beiden nachgemacht und diesen Teil des Clubs als Tanzfläche gewählt. Es ist Platz, nicht zu laut und daher perfekt.
Maggie zieht Alex an sich und Alex seufzt zufrieden. Es ist wunderbar. Alex späht zu ihrer Schwester. Kara und Lena haben beide die Augen geschlossen und Alex tut es ihnen gleich.
Kara
„Lena?"
„-"
„Lena, bist du eingeschlafen?"
„mhrg"
Lena murmelt etwas, dass Kara trotz ihres Supergehörs nicht verstehen kann. Lena hat ihren Kopf in ihre Halsbeuge eingemummelt. Kara spürt dort ihren Atem, der tief und ruhig geht. Seit Minuten schon, haben sie sich kaum mehr bewegt. Was als Tanz begonnen hat, ist in eine riesige Umarmung übergegangen. Kara wiegt Lena einfach in ihren Armen. Es ist wunderbar, und Kara genießt es in vollen Zügen. Lena wirkt entspannt, es hat eine Weile gedauert, bis sich ihr Körper gehen lies, aber nun ist Lena in der Tat so entspannt, dass Kara sich fragt, ob sie eingeschlafen ist. Sie muss furchtbar erschöpft sein.
„Lena, du bist müde. Ich bring dich nach Hause."
„mhrg"
„Lena ich kann dich nicht verstehen," sagt Kara, während sie ihr liebevoll über die Haare streift.
Lena hebt den Kopf. „Ich will nicht nach Hause."
Lena klingt wie ein kleines Kind, als sie das sagt. Es ist süß und untypisch zudem. Lena Luthor artikuliert üblicherweise nicht so. Sie ist gut mit Worten und normalerweise schmollt sie nicht. Das ist eher Karas Waffe, aber hier sieht sie, wie Lena ihren sinnlichen Mund zu einer Schnute zieht. Der Anblick bringt kleine Schmetterlinge in Kara's Bauch. Kara möchte ebenso ihren Schatz den ganzen Abend über in den Armen halten und genießen. Andererseits ist es mittlerweile spät geworden und der Club ist laut und nicht der beste Platz zu schlafen. Es war ein langer Tag und Lena hatte in den letzten Wochen genug mit L Corp und zusätzlich ihrer Hilfe mit dem DEO zu tun. Sie muss bis an ihre Grenzen gegangen sein.
Der Abend, an dem sie heute zusammen mit ihrem Team feiern ist super. Sie haben ein wenig getrunken, sich Nachos geteilt und unterhalten und viel gelacht. Und das schönste ist, dass Lena wieder mitten unter ihnen ist. Es ist beinahe so wie früher. Ehe der Krach wegen Ihrer Identität begonnen hat. Der einzige Unterschied; Karas Gefühle haben sich um 180 Grad gedreht. Zwischendrin sind sie immer wieder auf die Tanzfläche und jedes Mal hat Kara die Brünette eng an sich gezogen und Lena hat es willenlos geschehen lassen. Das ist definitiv neu. Aufregend und wunderbar neu.
Mit jedem neuen Moment der vergeht, wird Kara mehr bewusst, dass sie sie sich verliebt hat. Mit jedem Blick auf Lena hört Kara den neuen Rhythmus, welcher ihr Herz schlägt. Sie weiß, es wird nicht einfach, aber für den Augenblick, ist sie happy.
Lena blinzelt mit den Augen. Sie sehen schwer und müde aus.
„Du bist total erschöpft, bist du sicher?"
„Zu Hause erwartet mich nichts, murmelt Lena und legt ihren Kopf erneut in Karas Halsbeuge."
Kara streift weiter über das weiche Haar und Lena schurrt wie ein kleines Kätzchen. Kara überlegt nicht lange, was sie als Nächstes sagt.
„Möchtest du vielleicht mit zu mir? Ich könnte dich in fluffige Socken stecken, dort könntest du dich richtig ausruhen. Morgen ist Sonntag. Wir schlafen beide aus und erholen uns."
„Hmm?", hakt Kara nach einer Weile nach. Es ist leise. Sie hat Lena nicht gehört, nicht mal atmen.
„Ja," flüstert Lena in ihre Halsbeuge, aber Kara kann sie dieses Mal klar und deutlich hören. Am liebsten würde sie die erschöpfte Lena in ihren Armen behalten und sie so direkt zu ihr nach Hause fliegen. Sie ist ein Alien und mit der Einzige, welcher diese Art von Kräften besitzt. Manchmal vergisst sie das in Lena's Anwesenheit, denn manchmal träumt sie davon, welche wunderbaren Dinge sie mit Lena machen könnte. Ihr die Sterne zeigen zum Beispiel, hoch am Himmel. Sie würde so vorsichtig fliegen, so langsam, dass Lena es schätzen kann und keine Flugangst mehr hat. Kara schüttelt sich aus ihren Überlegungen, brav greift sie nach Lena's Hand und flüstert dann sanft in ihr Ohr.
„Komm mit mir, ich bringe dich nach Hause."
Sie verabschieden sich von Alex und Maggie, die neben ihnen tanzen, beide die Augen geschlossen und ebenso sehr genießen. J'onn ist bereits gegangen, nur Winn und James sitzen noch auf der Couch. Mit Ihnen sitzen zwei Mädels, die Kara noch nie gesehen hat. Eine neue Flasche Champagner liegt im Kübel. Es macht den Anschein, als haben die vier eine gute Zeit. Kara grinst. Sie verabschieden sich alle mit einem Zwinkern in den Augen.
Zu Hause bereitet Kara alles für Lena vor, damit sie es richtig bequem hat. Sie gibt Lena ihr Lieblingsschlafshirt und legt eine zweite Zahnbürste ins Bad und ein frisches Handtuch daneben.
Sie überlegt ob sie die Couch herrichten soll oder das zweite Kissen in ihrem Bett bezieht. Wird Lena mit ihr in einem Bett schlafen, oder erwartet sie, dass Kara auf der Couch schläft? Nein, Lena ist viel zu höflich und liebevoll. Das würde sie niemals von Kara erwarten. Sie haben sich beide das weiche Bett verdient. Karas Herz rast bei den Gedanken daran, dass sie es mit Lena teilen wird.
Und dann kommt Lena aus dem Bad. Ihr Anblick trifft Kara völlig unerwartet. Das übliche Make-Up ist aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie ist blass, aber ein leichter Hauch von natürlichem rosa liegt auf ihren Wangen, kein Rouge. Das grün ihrer Augen sticht hervor. Lena sieht so sanft aus.
„Rao, du siehst zum Anbeißen aus."
„Nun ja ich hab immerhin Donuts auf meinem Shirt." Lena grinst und zupft dann verlegen an ihrem Shirt, auf dem lauter schokoüberzogene Donuts abgebildet sind. Kara liebt dieses Shirt. Lena damit zu sehen, die sonst immer so gut gekleidet, in teueren und gut sitzenden Klamotten steckt, ist ein sehr seltener Anblick. Sie hat auch eine passende Schlafanzughose davon, die steckt irgendwo im Schrank. Kara blickt auf Lena's nackte Beine.
Lena ist in diesem Moment mindestens so verlegen wie Kara. Und Kara will es ihr einfach machen.
„Komm, leg dich ins Bett. Ich verschwinde kurz im Bad, dann bin ich gleich bei dir." Sie schlägt die Bettdecke zurück und klopft dann einladend auf die freie Stelle. Ohne eine Reaktion abzuwarten verschwindet sie schnell im Bad. Ohne, das Lena eine Diskussion anfangen kann.
Kara putzt sich die Zähne und stell als sie damit fertig ist, ihre Zahnbürste zurück in den Zahnputzbecher. Ihre Zahnbürste steht gleich neben der, welche Lena benutzt hat. Ein Zahnbürstenpaar sozusagen. Lena's Zahnbürste ist hier eingezogen. Der Gedanke gefällt Kara.
Sie wäscht ihr Gesicht und bürstet sich die Haare. Sie betätigt Toilettenspülung und nachdem sie nochmals ihre Hände wäscht, cremt sie sich ein, obwohl sie das selten tut. Sie kann es einerseits kaum erwarten, zurück bei Lena zu sein, andererseits weiß sie nicht, ob Lena sich tatsächlich in ihr Bett gelegt hat. Vielleicht hat sie doch die Couch gewählt. Der Gedanke wäre ein herber Rückschlag für Kara. Dennoch, beide Optionen sind möglich.
Mutig öffnet Kara die Türe und sieht nach.
Lena
Lena tut so, als schlafe sie, als Kara aus dem Bad kommt. Sie hat ewig überlegt, ob sie auf der Couch oder in Karas Bett schlafen soll. Sie war kurz im Wohnzimmer, hat nachgesehen. Dort ist die Decke ordentlich zusammengelegt und liegt am Ende der Couch. Schnell ist sie barfuß wieder zurück in Kara's Schlafzimmer gelaufen. Es ist okay, sich in Kara's Bett zu legen, sagt sie sich. Kara hat es ihr angeboten. Ob sich Kara zu ihr legt? Ob sie gemeinsam in einem Bett einschlafen werden?
Lena hat Angst vor der Wahl, welche Kara trifft. Deshalb rollt sie sich auf der Seite des Betts zusammen, macht sich so klein wie möglich. Kara kann sehen, wie viel Platz noch übrig ist, wenn sie zurück aus dem Bad kommt.
Und dann bemerkt sie erleichtert, vorsichtig nähernde Schritte und schließlich wie sich die Matratze neben ihr bewegt. Kara ist hier. Sie braucht Kara so sehr, aber sie schafft es nicht, ihr das zu sagen.
„Lena," flüstert Kara. „Lena, schläfst du schon?"
Lena kann nicht widerstehen. Sie möchte Kara sehen. Möchte sie neben sich in ihrem Bett liegen sehen, Seite an Seite. Sehen, dass es real ist. Sie dreht sich um.
„Nein," sagt Lena und schaut Kara an.
Sie sehen sich beide in die Augen, scheu, erleichtert, glücklich.
Lena hat das niemals so gefühlt.
Kara öffnet ihre Arme und Lena rutscht etwas rüber und lässt sich dann seufzend gegen Karas Körper fallen und kuschelt sich ein.
Heute wird sie zufrieden und glücklich in Karas Armen schlafen. Heute wird sie diese Nähe zulassen und es genießen. Mehr braucht sie nicht.
Morgen früh, gleich nachdem sie aufwacht, wird sie Lust auf Kara haben und der Gedanke sie zu vernaschen wird alles andere übertreffen.
Doch heute wird sie aufhören zu denken. Kara ist so weich, obwohl sie das Mädchen aus Stahl ist. Lena fühlt sich so sicher in ihrer Nähe. Kara ist alles, was sie sich wünscht, alles, was sie jemals braucht.
Heute schläft sie zusammen mit Kara ein. Glücklich.
