10. Dezember: Dora, Remus (Victoire und Ted)

1. Es war nicht immer einfach, die älteste von allen Weasley-Kindern zu sein. Auf der einen Seite war es super. Dora konnte die Kleinen herumkommandieren und sie wurde immer ehrfürchtig von allen angestarrt. Als sie als erste nach Hogwarts kam, konnte sie die Weihnachtsferien gar nicht erwarten. Bei der Weihnachtsfeier wurde sie behandelt wie die Queen persönlich, alle wollten mit ihr sprechen und wissen, wie es in Hogwarts war. Da war es völlig egal, dass sie alle mit den Geschichten ihrer Eltern aufgewachsen waren. Jetzt hatten sie einen Insider. Aber Dora war auch immer diejenige, die auf die anderen aufpassen und den Spielverderber spielen musste, wenn die Kinder irgendwelche wahnwitzigen Ideen hatten und zum Beispiel zu sechs versuchten, auf einem Besen zu fliegen. Aber das war wohl normal.

2. Dora und Remus waren nach ihren toten Großeltern benannt. Remus hatte nie ein Problem damit, er fand seinen Namen einfach nur cool. Und seinen Namensvetter auch. Großvater Remus war der erste Werwolf in Hogwarts gewesen, er war der Lieblingslehrer von Onkel Harry, er ging im Krieg undercover mit Werwölfen, um dem Orden zu helfen, wie James Bond. Es gab keinen besseren, nachdem er hätte benannt werden können. Dora war weniger begeistert. Nicht, dass sie ihre Großmutter weniger toll fand als ihren Großvater. Sie war ein Metamorphmagus, ein Auror und sie sah in jedem Foto unglaublich cool aus. Aber mal ehrlich … Nymphadora? Was war das für ein Name? Kein Wunder, dass sie immer nur ihren Nachnamen benutzt hatte.

3. Ihr Vater arbeitete in der Zaubertränkeabteilung des Mungos. Anfangs hassten die Kinder seine Arbeit, weil er immer so lange Schichten schob und viel weniger Zuhause war als ihre Mutter. Als Dora sieben oder acht war, wurde es langsam besser, weil sie mehr Personal hatten und nicht mehr so viele Überstanden machen mussten. Ihr Dad konnte sich mehr auf die Forschung als das eigentliche Brauen konzentrieren. Das war nur dann nervig, wenn er sie ins Krankenhaus mitnahm, weil er ihr Blut brauchte oder sie irgendwelche Tests machen mussten. Sie wussten, warum es so wichtig war, aber das machte die Nadel auch nicht kleiner.

Ihr Dad hatte es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, Werwölfe zu heilen. Sehr lange hatte das als völlig unmöglich gegolten, aber das war, bevor es ihren Dad gab. Werwölfe pflanzten sich so gut wie niemals fort und in den seltenen Fällen, wo sie es doch taten, waren die Kinder zu hundert Prozent auch Werwölfe. Aber ihr Dad war keiner, und alle vermuteten, dass es damit zu tun hatte, dass seine Mutter ein Metamorphmagus war und das Metamorphmagusgen das Werwolfgen unschädlich machte oder überschrieb. Er konnte seine Zellen andauernd verändern, was das Werwolfgen vermutlich unwirksam machte, wenn es einmal im Monat versuchte, die Zellen zu transformieren. Das Problem war nur, dass Ted der Einzige auf der Welt mit dieser Kombination war und die meisten Metamorphmagi sich weigerten, ihre DNA untersuchen zu lassen. Dora und Remus wussten, wie sehr ihr Großvater unter seinem Schicksal gelitten hatte, deshalb bissen sie die Zähne zusammen, wenn ihr Dad Hilfe brauchte. Und irgendwo war es auch toll, dass sie bei so wichtiger Forschung mithelfen konnten. Leider war es bei ihnen noch komplizierter, weil ihr anderer Großvater ebenfalls von einem Werwolf angefallen worden war, auch wenn er kein richtiger Werwolf wurde, und ihre Mum war zum Teil eine Veela. Das war alles nicht üblich, deshalb waren ihre Gene noch viel mehr durchgemischt als die ihres Vaters und es war nicht einfach, die Reaktionen richtig zuzuordnen. Aber ihr Vater machte Zeit seines Lebens große Fortschritte und Dora und Remus waren unglaublich stolz darauf, Teil dieses Erfolgs zu sein.

4. Dora hätte nie gedacht, dass ihr Dad sich so anstellen würde, als sie einen Freund hatte. Normalerweise war ihr Dad immer sehr entspannt und relaxt und verständnisvoll und freute sich, die Freunde von ihr und Remus kennen zu lernen. Das änderte sich aber völlig, als Dora Scott zum ersten Mal mit nach Hause brachte. Ihr Dad verzog das Gesicht, verschränkte die Arme und verbrachte die nächste halbe Stunde damit, ihn richtiggehend zu verhören. Der arme Scott konnte nur herumstottern und sie hilflos ansehen, weil Dora ihn nicht darauf vorbereitet hatte, dass ihr Dad so unmöglich war. Glücklicherweise war ihre Mutter so vernünftig wie immer und konnte ihren Vater schließlich ablenken. Es dauerte trotzdem eine ganze Weile, bis sie Scott das nächste Mal mit nach Hause brachte. Und das schlimmste war, dass Scott beinahe ein genauso großer Fan von Zaubertränken war wie ihr Vater und es sein Traum war, einmal in der gleichen Abteilung zu arbeiten wie er. Scott dachte schon, dass er diesen Traum begraben musste, aber als er sich das erste Mal mit Ted über seine Arbeit unterhielt, machte er eine komplette Kehrtwende. Nach der Schule wurde er sogar Scotts Mentor und sie arbeiteten an ein paar bahnbrechenden Studien zusammen. Dora war sehr froh, dass ihr Vater zur Vernunft gekommen war.

5. Zu der großen Enttäuschung ihres Vaters hatten weder Dora noch Remus das Talent ihres Vaters für Zaubertränke geerbt. Sie hatten sich beide im Unterricht angestrengt, weil ihr Vater immer so enthusiastisch war und sie hofften, die gleiche Freude zu haben wie er. Aber egal, wie sorgfältig sie die Anweisungen auch lasen, wie viel Mühe sie sich auch gaben, sie kamen nie über ein Annehmbar heraus. Ihre Talente lagen einfach woanders. Ihr Dad machte ihnen nie einen Vorwurf daraus, aber es wäre schon schön gewesen, wenn sie auch so gut gewesen wären. Schon allein, damit ihr Professor nicht ständig Lobeslieder auf ihren Dad sang und dann enttäuscht in ihren Kessel schaute.

6. Dora war fantastisch In Astronomie. Sie war auch in den meisten anderen Fächern ganz gut, aber Astronomie war einfach nur spitze. Während die meisten anderen aus ihrer Klasse viel lieber geschlafen hätten und die Sterne einfach nur langweilig fanden, konnte Dora stundenlang in die Sterne starren. Nach der Schule arbeitete sie einige Jahre in der Mytseriumsabteilung, die ein paar wirklich tolle Instrumente hatte. Aber sie arbeiteten häufig nur mit Karten und Modellen und nach einer Weile vermisste Dora die Sterne regelrecht. Wie der Zufall es wollte, wurde in Hogwarts die Stelle des Astronomielehrers frei und Dora zögerte keine Sekunde. Sie liebte Hogwarts und sie liebte die Sterne und so konnte sie beides verbinden. Außerdem war ihr Großvater auch schon Lehrer in Hogwarts gewesen und sie freute sich, diese Familientradition fortzuführen.

7. Remus hatte keine so klaren Ziele wie seine Eltern oder Dora. Er war zwar nicht wirklich schlecht in der Schule, aber es gab auch nichts, was ihn besonders faszinierte. Deshalb driftete er nach der Schule eine Weile ziellos umher. Er verkaufte Scherzartikel für seine Onkel und Tanten, er arbeitete als Kellner für Hannah Longbottom und in einem Anflug geistiger Umnachtung sogar eine Woche lang als Assistent für seinen Großonkel Percy. Er hatte heute noch Flashbacks. Am Ende eröffnete er einen Kindergarten für die Kinder von gestressten Zauberern und Hexen. Er hatte das nie geplant, aber mit der Zeit passte er so häufig auf die Kinder seiner Familie und deren Freunde auf, dass es der nächste logische Schritt war. Er war überrascht, dass der Andrang so groß war und dass vor ihm noch niemand auf die Idee gekommen war.

8. Lange Zeit war Dora davon überzeugt, dass sie und Scott eines Tages heiraten würden. Sie hatten so lange gebraucht, bis ihr Dad ihn akzeptierte und sie liebte ihn wirklich. Er war einfach klasse. Sie hätte nie gedacht, dass sie einmal ihren ersten Freund heiraten würde, aber sie konnte sich auch nicht vorstellen, nicht mehr mit ihm zusammen zu sein. Das hieß aber nicht, dass sie es überstürzen würden. Scott arbeitete genauso lange Schichten wie ihr Dad früher und die Mysteriumsabteilung war auch sehr fordernd. Sie hatten es nicht eilig. Dann nahm Dora die Stelle in Hogwarts an und alles wurde anders. Sie begegnete am ersten Abend der Fluglehrerin, die ein Jahr vor ihr angefangen hatte, Anna Wilson. Dora hatte vorher noch nie Liebe auf den ersten Blick erlebt, aber so fühlte es sich an. Doch sie war mit Scott zusammen. Sie liebte Scott, sie war glücklich mit ihm und sie hatte noch nie Interesse an einer Frau gehabt. Vielleicht bildete sie sich das Ganze nur ein und sie war einfach nur nervös, unterrichten zu müssen.

Aber als Anna und sie mehr und mehr Zeit miteinander verbrachten (was nur natürlich war, sie waren beide um einige Jahre jünger als der Rest der Lehrer), konnte sie ihre Gefühle irgendwann nicht mehr abstreiten, besonders, als Anna sie eines Abends in den Drei Besen nach ein paar Butterbier anfing zu küssen. Dora brauchte länger, als sie zugeben wollte, bis sie Anna von sich wegstieß. Der Kuss fühlte sich unglaublich an, aber sie war mit Scott zusammen und sie musste das erst mit ihm klären, bevor sie irgendetwas Neues anfing.

Schuldbewusst traf sie sich so schnell wie möglich mit ihm, der so liebenswert war wie immer. Aber Dora fühlte nicht mehr das gleiche für ihn wie früher. Ihre Gefühle für Anna überwältigten alles andere. Und Scott war einfach wunderbar. Er warf ihr nur einen Blick zu und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Unter Tränen erzählte sie ihm, was in ihr vorging und der Abend endete damit, dass er sie tröstend in die Arme nahm und ermutigte, es mit Anna zu versuchen. Dora hatte so ein schlechtes Gewissen, dass sie ihm nach so vielen Jahren so weh tat und all ihre Pläne über den Haufen warf und er dennoch so verständnisvoll war und ihr versprach, dass sie Freunde bleiben würden.

9. Scott und sie blieben tatsächlich Freunde. Die Beziehung mit Anna war zwar anfangs etwas ungewohnt, aber Dora war so glücklich wie schon lange nicht mehr und ihre Familie hatte überhaupt kein Problem damit, dass sie jetzt mit einer Frau zusammen war. Scott und Anna verstanden sich sehr gut und Anna verkuppelte ihn schließlich sogar mit einer ihrer Freundinnen. Dora war sogar seine Trauzeugin bei seiner Hochzeit. Nur ihr Vater hatte Probleme mit der Trennung von ihr und Scott. Er hatte sich im Laufe der Zeit so sehr daran gewöhnt, dass er sein zukünftiger Schwiegersohn sein würde, dass er lange brauchte, sich an die Veränderung zu gewöhnen. Als er Scott einmal mit einer Frau flirten sah, machte er ihm fünf Minuten Vorwürfe, bis er sich daran erinnerte, dass Dora bereits seit einem halben Jahr mit Anna zusammen war.

10. Remus war bereits vierzig, als er endlich die Frau fand, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Es lag nicht daran, dass er besonders wählerisch war, oder so ein Playboy wie Onkel James, er fand einfach nicht die Richtige. Die Richtige war schließlich Karen Thomas, eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, deren Mann vor zwei Jahren gestorben war. Sie brachte die Kinder in seine Kindergruppe und Remus und sie kamen ins Gespräch, wenn sie immer als Letzte die Kinder wieder abholte. Sie war so gestresst, dass er seine Dienste auch am Wochenende anbot. Sie kochte manchmal Abendessen, wenn sie nach Hause kam, sie verstanden sich immer besser und irgendwann stellten sie fest, dass sie schon seit Wochen ein Paar waren. Er hatte Glück, dass die Kinder so begeistert von seinen grünen Haaren und ihrer coolen Tante Anna waren, sonst hätte er wahrscheinlich schlechte Karten gehabt.

TBC…