11. Dezember: Jake (Dominique und Steven)
1. Jake hatte die coolsten Eltern, die es gab. Seine Mum war eine der besten Sucherinnen in der ganzen Liga. Er wusste nie genau, was sein Dad eigentlich machte, aber er machte es in der Mysteriumsabteilung, und das war der coolste Ort im ganzen Ministerium. (Auch wenn er gehört hatte, dass seine Tante Molly einmal jemanden, der zwei Menschen getötet hatte, vor Gericht zum Weinen gebracht hatte. Tante Molly konnte richtig gruselig sein.) Im Gegensatz zu den Eltern der anderen, stritten sich seine Eltern dauernd. Jake dachte manchmal, dass sie überhaupt nicht in normalen Sätzen miteinander sprechen konnten. Aber er hatte nie Angst, dass sie sich irgendwann trennen würden, dazu hatten sich seine Eltern viel zu gerne.
2. Bei seinen Großeltern sah das schon ganz anders aus. Grandpa Bill und Grandma Fleur waren super. Grandpa Bill hatte diese ganzen coolen Narben im Gesicht und manchmal trug er sogar einen Giftzahnohrring, obwohl er schon uralt war. Und Grandma Fleur war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, sogar noch schöner als seine Urgroßmutter Appoline, weil Grandma Fleur immer Plätzchen für ihn hatte, wenn er zu Besuch war. Sie hatte diese wunderschönen langen Haare, die mal blond und mal silbergrau aussahen, und sie hatte diesen wunderschönen französischen Akzent. Sie brachte ihm Französisch bei, wenn er bei ihr war, und konnte es besser sprechen als alle seine Cousinen und Cousins. Darauf war er sehr stolz.
Aber die Eltern seines Dads waren einfach nur durchgeknallt. Seiner Großmutter war immer nur wichtig, wie seine Haare aussahen und was er anhatte, und er durfte bei ihnen nie was anfassen, weil er einmal einen weißen Designerteppich mit einer Tafel Schokolade verdreckt hatte. Zuhause störte es seine Eltern nie, wenn er irgendwas kaputt machte oder verdreckte. (Gut, manchmal bestraften sie ihn schon, aber sie konnten immer alles reparieren und sie hatten ihn noch nie angeschrien, niemals. Sie schrien sich immer nur gegenseitig an.) Und sein Großvater redete dauernd über Geld und Aktien und Autos und Rennbesen. Manchmal sprach er auch über Quidditch, das war die einzige Zeit, in der sie sich überhaupt verstanden. Dads Bruder, sein Onkel Michael und dessen Frau waren super, auch wenn keiner von ihnen seine Haarfarbe einfach so ändern konnte, so wie Onkel Ted, aber seine Großeltern konnte man vergessen. Allerdings war es toll, wenn er sie vor seiner Grandma Fleur erwähnte. Die konnte immer so herrlich genervt schnaufen, das war klasse.
3. Er konnte sich leider nicht daran erinnern, seine Mutter jemals professionell Quidditch spielen gesehen zu haben. Drei Jahre nach seiner Geburt hatte sie damit aufgehört und stattdessen angefangen, die Sucher in der Nationalmannschaft zu trainieren. Er wusste, dass sein Dad ihn als Baby mit ins Stadion genommen hatte, damit er sie spielen sehen konnte, davon gab es eine Menge Fotos, aber erinnern konnte er sich leider nicht. Dabei musste seine Mum wirklich gut gewesen sein. Sie hatte die Meisterschaft öfters gewonnen und einen großen Fanclub, der ihr immer noch Post schickte, als sie schon längst nicht mehr spielte. Sicher, Onkel James war Weltmeister, aber keiner war besser als seine Mum.
4. Jake hatte anfangs große Probleme, sich in Hogwarts zurecht zu finden. Er war selbstverständlich nach Gryffindor gekommen, was seinen Dad ein bisschen traurig gemacht hatte, denn er war in Ravenclaw gewesen. Aber es gab diese ganzen Regeln, an die er sich plötzlich halten musste, und die Lehrer waren längst nicht so nachsichtig wie seine Eltern. Das waren sie schon in der Grundschule nicht gewesen, aber die hatte nicht den ganzen Tag gedauert, und er hatte sich wenigstens Zuhause austoben können. Aber hier war ständig jemand, der ihn ermahnte. Wenn es nicht die Lehrer waren, dann waren es die blöden Portraits, Geister oder Vertrauensschüler. Er verlor in den ersten Wochen so viele Punkte, dass ihn keiner mehr mochte, bis auf seine Familie, die ihn schließlich mögen musste.
5. Nach einem halben Jahr hatte Jake sich endlich soweit eingewöhnt, dass er die Regeln nicht mehr ständig brach, sondern nur noch ab und zu, wenn es keiner mitbekam außer Peeves. Aber der hatte selbst noch nie irgendwelche Regeln befolgt, also machte Jake sich nicht allzu viele Sorgen. Als er in den Ferien nach Hause kam, schimpfte seine Mum halbherzig mit ihm. Aber Mum hatte sich auch nicht immer an die Regeln gehalten. Als sie merkte, dass ihn ihre Ermahnungen nicht wirklich beeindruckten, fuhr sie sehr viel schwerere Geschütze auf. Sie holte Grandma Fleur zu Hilfe. Alle Leute sahen Jakes Großeltern und dachten, dass sein Großvater, der ehemalige Fluchbrecher, der einen Giftzahnohrring und lauter beeindruckende Narben hatte, der furchteinflößende war. Aber diese Leute hatten noch nie Grandma Fleur gesehen, wenn sie sich richtig in Rage redete. Er kannte keinen, der dann mit ihr in einem Raum sein wollte. Grandma Fleur war die Geheimwaffe der ganzen Familie, allerdings war meistens nur Jake dumm genug, es so auf die Spitze zu treiben, dass sie eingesetzt werden musste.
6. Jakes Eltern waren in Hogwarts beide Sucher gewesen und seine Mum war es auch nach der Schule geblieben. Jake hatte immer davon geträumt, eines Tages auch als Sucher für sein Haus zu spielen und war überglücklich, als er in der dritten Klasse endlich in die Mannschaft kam. Er wollte unbedingt der Sucher sein, aber schon nach zwei Trainings stellten sie fest, dass er als Sucher absolut nicht geeignet war. Es war einfach so langweilig! Wie hatten seine Eltern das nur so lange aushalten können, ohne einzuschafen?! Ständig musste er über dem Spielfeld kreisen und nach einem winzigen goldenen Ball Ausschau halten, während er den ganzen Spaß verpasste. Glücklicherweise gab es ein Mädchen im Team, das liebend gerne seinen Platz als Sucher einnahm. Stattdessen versuchte Jake sich als Treiber, und das war so viel besser! Er war mitten im Spielgeschehen und er durfte mit einem großen Schläger auf einen Ball einschlagen, ohne dass sich irgendjemand darüber beschwerte (abgesehen vielleicht von den Spielern, die von den Klatschern getroffen wurden).
7. Quidditch machte ihm so einen großen Spaß, dass er es auch nach der Schule machen wollte. Er wollte genauso gut werden wie seine Mum und Onkel James. Er arbeitete hart im Training, und als die Lehrer ihm sagten, dass er sich nicht nur auf Quidditch konzentrieren, sondern auch gute Noten schreiben sollte, fing er auch an, sich in der Schule anzustrengen. Er war kein Genie und würde nie so gute Noten haben wie Tante Victoire oder Dora (die aus irgendeinem Grund immer nur in Zaubertränke versagte), aber er war gar nicht mal so schlecht. Sein bestes Fach war überraschenderweise Verwandlung und er überlegte sogar ernsthaft, ob er nach der Schule nicht versuchen sollte, ein Animagus zu werden (als er sah, wie viele Formulare er dazu ausfüllen musste, verwarf er die Idee jedoch schnell wieder). Trotzdem war sein größter Wunsch, später Quidditch zu spielen, und er schaffte es auch.
8. Leider war in der englischen Liga kein Platz für ihn frei, als er endlich mit der Schule fertig war, und so sah er sich nach anderen Möglichkeiten um. Und er hatte Glück, eine französische Mannschaft suchte nach einem Treiber und hatte Interesse an ihm. Die Delacours waren eine bekannte Familie in Frankreich, und die Weasleys kannte sowieso jeder, und auch die Familie seines Dads hatte gute Kontakte. Und Dank seiner Großmutter sprach Jake fließend Französisch und fand sich ohne Probleme zurecht. In den Sommerferien war er öfters bei seinen Urgroßeltern und seiner Tante Gabrielle gewesen, also kannte er sich auch unter französischen Zauberern gut aus. Er hatte zwar immer davon geträumt, einmal in England erfolgreich zu sein, aber Frankreich bot ihm gerade die Chance seines Lebens, das konnte er sich nicht entgehen lassen. Als er schließlich in die französische Nationalmannschaft kam, hatte er immer ein schlechtes Gewissen, wenn er gegen England spielen sollte, aber so war das Spiel eben.
9. An richtigen Beziehungen hatte er nie viel Interesse gehabt. Er war ein gutaussehender Rebell und jedes Mädchen schmolz dahin, wenn er Französisch sprach. Aber er fand nie ein Mädchen, das er besonders gerne mochte. In Frankreich hätte er jede Nacht eine andere haben können, wenn er wollte, auch wenn die natürlich nicht so von seinen Sprachkünsten beeindruckt waren. Der Sex war ganz okay, aber verliebt war er nie. Das war wohl einfach nichts für ihn. Er dachte sich, dass er die Richtige irgendwann schon finden würde, so wie Onkel James. Das passierte allerdings nie. Für Jake war das auch in Ordnung. Beziehungen waren diese Mühe sowieso nicht wert.
10. Letzten Endes wurde er sogar zweimal Weltmeister. Glücklicherweise traf er in keiner Weltmeisterschaft auf England, sodass er den Großteil seiner Familie nicht enttäuschen musste und sie ihn ohne schlechtes Gewissen anfeuern konnte. Er beeindruckte sogar die Eltern seines Dads, die glücklich waren, etwas Neues zu haben, mit dem sie vor ihren Freunden angeben konnten. Sie machten ihm Vorwürfe, dass er ihnen keine Großenkel schenkte, aber wenn er sah, wie sie mit ihren anderen Urenkeln umsprangen, fragte er sich, warum sie überhaupt welche wollten. Sie mochten ja nicht mal die, die sie schon hatten. Und seine Eltern waren immer stolz auf ihn und unterstützten ihn bei allem, und das war das wichtigste.
TBC…
