17. Dezember: Sarah (James und Julia)

1. Sarah hatte den besten Dad auf der ganzen Welt. Er war immer lustig und flog schon mit ihr auf einem Besen, als sie noch nicht mal laufen konnte. Er war Quidditchweltmeister und jetzt Trainer von einem der besten Teams in der Liga. Außerdem war er der Sohn von Harry Potter und Grandpa war wirklich sehr berühmt in der Zauberwelt. (Um ehrlich zu sein hatte Sarah lange nicht verstanden warum. Ihre Cousinen und Cousins hatten ihr so viele unterschiedliche Geschichten erzählt, dass sie am Ende überhaupt nichts mehr verstand. Mal hatte er einen Drachen besiegt, ein anderes Mal hatte er mit Onkel Ron einen Troll verprügelt, um Tante Hermine zu retten, dann reiste er in die Zeit zurück, um seinen toten Paten zu retten, und er soll auf einem Thestral nach London geflogen sein. Sarah hatte wirklich keine Ahnung, wie das alles zusammenpassen sollte.)

2. Aber sie hatte auch die beste Mum auf der ganzen Welt. Sie kam ursprünglich aus Amerika und das kam Sarah immer unheimlich exotisch vor. Man konnte Amerika zwar dauernd im Fernsehen sehen, die Programme waren voll mit Serien und Filmen, aber wenn Mum davon erzählte, klang das Land immer ganz anders. Es gab Wüste und Schnee und die Bilder von Hawaii sahen aus wie aus einer anderen Welt. Außerdem hatte Sarahs Mutter auch einen ganz anderen Akzent als der Rest ihrer Familie und sie liebte es, dass sie ihre Mutter aus jeder Menschenmenge heraushören konnte. Und sie hatte die tollsten Haare, lang und blond. Sie kamen Sarah immer wie flüssiges Gold vor und ihre Mum erlaubte ihr immer, die verrücktesten Frisuren daraus zu machen. Das war super.

3. Den Vater ihrer Mum hatte Sarah vielleicht zweimal in ihrem Leben gesehen. Und da war er zwar ganz nett gewesen, aber er hatte nie so ausgesehen, als ob er gerne bei ihnen Zuhause war. Und mit Mum hatte er kaum gesprochen. Sarah hatte sogar Albträume gehabt, nachdem er wieder weg war, in denen sie davon geträumt hatte, dass ihr Dad sie genauso behandelte und sie ihn weinend gefragt hatte, warum er sie nicht mehr liebt hatte. Sie war schreiend aufgewacht und ihr Dad hatte die ganze Woche mit ihr in ihrem Bett geschlafen und ihr versichert, dass er sie immer lieb haben würde, egal, was passierte. Sie fand es schrecklich traurig, dass der Dad ihrer Mum das nicht auch so sah.

4. Dafür war sie aber viel bei ihren anderen Großeltern. Das war immer ein riesen Spaß, besonders, wenn ihre Cousins und Cousinen auch da waren. Die beiden Jungs Robbie und Luke waren nicht so viel älter als sie und spielten immer gerne mit ihr, und ihre Cousinen waren so cool. Und ihre Großeltern auch. Grandma hatte einen Haufen Pokale Zuhause, teilweise aus ihrer Quidditchzeit und teilweise wegen ihrer Quidditchreportagen. Ihr Dad hatte zwar mehr Pokale, aber die von ihrer Großmutter gefielen ihr viel besser, besonders die Goldene Feder sah wunderschön aus. Und sie hatte immer tolle selbstgebackene Plätzchen. Und Grandpa erzählte liebend gerne von Hogwarts und spielte mit ihr Schach (er konnte es nicht besonders gut, deshalb gewann sie sogar gegen ihn, ohne dass er sie gewinnen ließ. Einmal hatte sie gegen Onkel Ron gespielt und absolut keine Chance gehabt. Der war ein Genie.).

5. Sie kam selbstverständlich nach Gryffindor. Sie hatte sich nie viele Gedanken darüber gemacht, in welches Haus sie kommen würde, denn sie wusste, dass es natürlich Gryffindor sein würde. Die Kinder ihrer Tante Lily waren auch beide in dem Haus, nur die Kinder von Onkel Al waren alle in Slytherin. Sarah störte das nicht weiter, so konnte sie ohne Probleme in den Slytheringemeinschaftsraum. Manchmal war sie richtig enttäuscht, dass sie nicht auch in dem Haus war, denn der Gemeinschaftsraum war atemberaubend. Er war unter dem See, man konnte den Riesenkraken sehen, und auch wenn es ein bisschen düster war, waren die Farben einfach nur faszinierend. Aber sie mochte den Kopflosen Nick sehr viel lieber als den Blutigen Baron und hatte immer großes Mitgefühl mit ihm, wenn er nicht zur Jagd der Kopflosen eingeladen wurde. Der arme Mann war tot, wenigstens die kleine Freude konnte man ihm lassen.

6. Sie war begeistert von Quidditch. Mit einem Dad wie ihrem war etwas anderes gar nicht möglich. Sie flog von klein auf auch schon liebend gerne auf einem Besen und war bereits mit fünf in der Lage, ohne Probleme mit dem Besen ihres Dads zu fliegen. Einmal nahm ihre Mum sie sogar mit zur Arbeit, um einem potentiellen Kunden zu beweisen, wie einfach der neueste Besen zu handhaben war, wenn sogar ein siebenjähriges Mädchen dazu in der Lage war. Aber sie hatte nie Lust darauf, selbst Quidditch zu spielen. Sie liebte es, zuzuschauen und ihre Mannschaft anzufeuern (einmal hatte sie unglaubliches Glück gehabt, ihr Dad hatte sie zu einem Spiel mitgenommen, das neun Stunden gedauert hatte und sie konnten natürlich nicht vor dem Ende gehen und so hatte sie am nächsten Tag nicht in die Grundschule gehen müssen). Aber selbst spielen wollte sie nicht. Wo blieb denn da der Spaß?

7. Ihr Dad war sehr enttäuscht, dass sie nicht mal versucht hatte, in die Hausmannschaft zu kommen. Sie wusste, dass er davon geträumt hatte, dass sie in seine Fußstapfen trat und vielleicht selbst einmal Weltmeisterin werden würde. Es war auch noch ganz nett, wenn sie mit anderen aus der Familie spielte, aber in Hogwarts … Am Ende jeder Flugstunde spielte die ganze Klasse Quidditch, wenn auch nur mit dem Quaffel, und es hatte ihr nie Spaß gemacht.

Sie trat am Ende doch ein bisschen in die Fußstapfen ihrer Eltern, und wurde PR-Beauftragte bei den Holyhead Harpies, dem alten Team ihrer Großmutter. Es war fantastisch. Sie wurde dafür bezahlt, den ganzen Tag über Quidditch zu sprechen, ohne das Spiel auch nur einmal spielen zu müssen. Und sie konnte so viele Spiele sehen wie sie wollte. Ihr Dad war trotzdem ein bisschen enttäuscht, das wusste sie, aber er hatte sein Versprechen nie gebrochen und sie immer lieb gehabt, egal, was passierte.

8. Mit ihrem ersten Freund Kevin kam Sarah in der fünften Klasse zusammen. Er war in Hufflepuff und er war fantastisch. Lustig, gutaussehend, immer gut gelaunt und zu allen freundlich, und was das Beste war, er hob ihr immer das tollste Rührei auf. Das gab es immer nur am Hufflepufftisch. Es hatte eine ganz spezielle Gewürzmischung, die sie bei keinem anderen Rührei finden konnte. Leider gab es immer nur eine Schüssel und die war schnell vergriffen. Während ihrer ganzen Beziehung frühstückte Sarah grundsätzlich nur am Hufflepufftisch. Außerdem war ihr Freund seit der zweiten Klasse in der Quidditchmannschaft und seit der vierten Klasse der Kapitän, und somit liebte ihn ihr Dad auf Anhieb. Er bemühte sich zwar anfangs, streng rüberzukommen und Kevin ein bisschen Angst einzujagen, aber er hatte einem Fan noch nie etwas abschlagen können und Kevin war so begeistert, einen Quidditchweltmeister und Trainer zu treffen und ihm jede Frage über Strategie zu stellen, die er jemals gehabt hatte, dass Sarahs Dad gar nicht anders konnte als ihn zu mögen.

9. Sie trennten sich schließlich in der siebten Klasse. Der Stress des letzten Jahres wurde zu viel für sie und ihre Gefühle für Kevin waren nicht mehr das, was sie noch am Anfang waren. Er war leider total überrascht gewesen und sie hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil sie ihm das Herz gebrochen hatte, aber nicht schlecht genug, um mit ihm zusammen zu bleiben.

Danach hatte sie eine ganze Weile kein Interesse mehr an einer Beziehung. Die Schule war extrem anspruchsvoll und sie wollte sich vollends darauf konzentrieren. Außerdem hatte sie seit Kevin auf keinen anderen Jungen geachtet und auch wenn einige ganz süß waren, die sie nach der Trennung um eine Verabredung baten, gab es keinen, der ihr Herz so höher schlagen ließ wie Kevin es anfangs getan hatte.

Auch nach der Schule gab es lange keinen besonderen Mann in ihrem Leben. Sie hatte einige One-Night-Stands, wenn ihr nach Sex war, und auch einige Verabredungen, wenn ihr nach Gesellschaft war, aber es gab niemanden, mit dem sie sich mehr vorstellen konnte. Ihre Onkel und Tanten scherzten manchmal, dass sie genau wie ihr Vater war, der, wie sie wusste, ein notorischer Playboy gewesen war. Aber wenn der Richtige einfach nicht dabei war, was sollte sie machen?

10. Ihrem Mann begegnete sie schließlich auf Kevins Hochzeit. Kevin und Sarah liefen sich ein paar Jahre nach Hogwarts über den Weg und schafften es tatsächlich, wieder Freunde zu werden. Kevin war mit einer ganz tollen Frau zusammen, mit der Sarah sich gut verstand und die glücklicherweise absolut nicht eifersüchtig war (nicht, dass sie Grund dazu gehabt hätte). Auf der Hochzeit traf Sarah schließlich Kevins Trauzeugen, seinen sechs Jahre älteren Bruder, und es war sofort um sie geschehen. Es war anfangs ein bisschen merkwürdig, mit dem großen Bruder ihrer ersten großen Liebe zusammen zu sein, aber er war der Richtige und dann war das auch irgendwann egal.

TBC…