Allein bis in die Ewigkeit Teil 3

Murder House 2020

Travis vernahm, dass jemand außer ihm im Keller war. Es war nichts Besonderes, es gab in diesem Haus so viele verlorene Seelen, die sich quer durch das ganze Haus bewegten. Oft hörte er die Mädchen durch die Dunkelheit rennen….. manchmal vernahm er die leisen Schritte von Charles, der sich die meiste Zeit im Keller aufhielt….manchmal hörte er das Stöhnen von Hugo, der sich in einer stillen Ecke mit dem Dienstmädchen vergnügte. Travis hatte in den letzten Jahren gelernt, diese Geräusche völlig auszublenden und sich seiner eigenen traurigen Welt hinzugeben. Doch heute war es anders, dass Klicken von Absätzen hallte durch den dunklen Keller….es war ein Geräusch, welches er hier unten nie zuvor vernommen hatte. Er hörte wie die Schritte sich ihm nährten, doch er wagte nicht sich umzusehen, bis er eine ihm bekannte Stimme vernahm und plötzlich hatte er das Gefühl, dass sein bereits totes Herz wieder zu schlagen begonnen hatte.

Constance'

Langsam und mit ungläubigen Augen drehte er sich in die Richtung, aus der die Stimme seiner einstigen Geliebten kam…..und sie war es wirklich. Für Travis fühlte sich dieser Moment so unwirklich an und er wusste zuerst nicht, ob sein Verstand ihm einen Streich spielte. War es möglich, dass Geister ihren Verstand verlieren können? Hatten die Jahre er völligen Einsamkeit ihn wahnsinnig werden lassen?

„Constance?" fragte er vorsichtig und rechnete jeden Augenblick damit, dass sie wie ein Trugbild einfach verschwinden würde. Doch das tat sie nicht, stattdessen bewegte sie sich langsam auf ihn zu und blickte ihn an….er fühlte ihre Gegenwart und wusste nun, sie war es wirklich. Langsam stand er auf….das erste Mal seit 2 Jahren…und schluckte den Kloß in seinem Hals herunter „Was….was machst du hier unten?"

Ein leichtes Lächeln erschien auf Constance' Gesicht und sie ging näher zu ihn „Ich glaube, die gleiche Frage könnte ich dir stellen. Ich hörte die Mädchen über dich reden, daher wusste ich wo du dich versteckst." Constance musterte Travis genau und sah ihn direkt in die Augen, als sie mit fester Stimme weiter sprach „Ich wüsste nur gerne, warum du dich hier versteckst…..warum du dich vor mir versteckst? Hat die Aussicht auf die Ewigkeit mit mir zusammen, dich derartig verschreckt, dass du es vorziehst allein im Keller zu sein und an eine graue Betonwand zu starren?"

Travis hatte Mühe ihren Blick stand zuhalten, er war noch immer von Selbstvorwürfen zerfressen und voller Scharm wegen dem, was er ihr angetan hatte.

„Ich glaube du weißt, dass ich dir nicht deswegen aus dem Weg gegangen bin." sagte er leise und wandte sich dann ab, er lehnte sich mit den Kopf an die kalte Betonwand und atmete tief durch bevor er weiter sprach „Ich war da…..ich war da, an dem Tag an dem du in dieses Haus zurück kamst. Ich sah die Dose mit den Pillen und die Flasche Whiskey. Ich wusste was du vorhattest und ich wusste warum du es tun wolltest. Ich stand direkt neben dir und versuchte mit dir zu reden und dir die Pillen aus der Hand zu schlagen aber egal was ich tat, es half nichts." Travis richtete den Blick wieder auf Constance und erst jetzt konnte sie sehen, dass er Tränen in den Augen hatte „Ich war da und konnte nichts tun, als dir beim Sterben zu zusehen. Da wurde mir bewusst, dass ich an deinem Schicksal ebenso Schuld bin, wie dieses Kind. Ich habe mir das bis heute nicht verzeihen können und ich hatte Angst davor, dir so wie jetzt gegenüber zustehen."

Constance hörte Travis aufmerksam zu und sie konnte nicht glauben, was sie hörte. Die ganze Zeit über hatte er sich hier versteckt, in der Annahme sie würde ihn für das Geschehene verantwortlich machen.

„Um eines erst einmal klar zustellen, niemand ist für mein Schicksal verantwortlich, außer ich selbst. Ich habe mich für diesen Weg entschieden…ich ganz allein. Ich habe immer mein Leben selbst bestimmt und auch mein Ende habe ich mir selbst ausgesucht. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, dass jetzt die Zeit gekommen war, um wieder bei meiner Familie zu sein."

„Doch Tatsache ist, hätte ich dir dieses Kind nicht gegeben, dann wäre alles ganz anders gekommen." Unterbrach Travis sie und schüttelte traurig den Kopf „Wenn ich gewusst hätte, dass…."

„Oh Jesus Christus, niemand konnte das vorher wissen. Als du mir Michael gegeben hast, war er ein unschuldiger kleiner Engel. Niemand, auch ich nicht konnte auch nur ansatzweise erahnen, was er wirklich war." Constance spielte nervös mit ihren Fingern, als sie wieder dichter zu Travis ging „Ich weiß, du hast es getan weil du wusstest, wie sehr ich dieses Kind haben wollte."

„Ich tat es, weil ich dich liebe Constance und weil ich dich glücklich machen wollte…..doch alles ging schief."

Mit großen Augen blickte Constance zu Travis, nie zuvor hatte er die Worte ausgesprochen. Sie war sich nie ganz sicher, was er wirklich für sie empfand oder auch was sie für ihn empfand. Es jetzt zu hören, war auf eine seltsame Art und Weise befreiend.

Auch Travis wurde bewusst, dass er ihr nie zuvor gesagt hatte, dass er sie liebte. Er tat es nicht aus Angst heraus, sie könnte ihn abweisen. Doch jetzt hatte er nichts mehr zu verlieren und es tat gut, endlich das sagen zu können, was er ihr schon viel früher hätte sagen sollen.

Constance blickte Travis eine Weile still an und wusste nicht, was sie sagen sollte. Immer war sie eine Frau gewesen, die mit großen Worten umgehen konnte, doch was diese drei Worte betraf, fühlte sie sich fast nicht im Stande sie zu sagen, selbst wenn sie es so empfand. Nur einmal hatte sie diese Worte zu einem Mann gesagt, einem Mann der ihre Liebe mit Füssen getreten hatte.

„Weißt du, als ich hier wieder erwachte, nachdem ich gestorben war, war ich so glücklich. Ich sah all die Menschen wieder, die mir so unsagbar viel bedeuten….fast alle….du warst leider nicht da, aber jetzt bist du es. Ich hätte gern all diese Menschen wieder bei mir."

Das erste Mal, seitdem sie sich wieder sahen, erschien ein Lächeln in Travis Gesicht und er nahm Constance Hände in seine und gab ihnen einen sanften Kuss. Er wusste was sie ihm damit sagen wollte und es war mehr, als er es jemals für möglich gehalten hatte. Es war ihre Art ihm zu sagen, dass sie ihn ebenfalls liebte, auch wenn sie es nicht so direkt aussprach….noch nicht. Aber über eines war sich Travis jetzt im Klaren, er würde nicht allein sein bis in alle Ewigkeit.

ENDE