„Ich finde es super, dass du das machst, ehrlich. Und wenn er nicht dein Typ ist, dann kannst du dich immer noch für den Abend bedanken und einfach gehen!" Luna war offensichtlich optimistischer als Hermine, was generell nichts Neues war. Seit sie beschlossen hatte, dass es an der Zeit war, sich wieder mit Männern zu treffen, hatte sie eine leichte Welle von Panik eingenommen. Sie wusste nicht, wie man Dates hatte. Wie auch? Noch während der Schulzeit war sie mit Ron zusammengekommen und seitdem war eigentlich der Plan gewesen, mit ihm ihr restliches Leben zu verbringen. Sie hatte nie einen Plan B gehabt und hätte auch nicht eine Sekunde daran gedacht, dass sie einmal andere Männer würde daten müssen, oder gar wollen. Sie seufzte tief.

„Ich weiß nicht, Luna. Ich kenne den Typ doch überhaupt gar nicht. Was, wenn er todlangweilig ist oder nur auf der Suche nach einer Bettgeschichte? Oder was, wenn er Bücher hasst?" Zugegeben, vielleicht übertrieb sie im Moment ein wenig, doch ein kleiner Anflug von Panik überkam sie, bei dem Gedanken daran, den Abend mit einem völlig Fremden zu verbringen, den sie über eine Internetplattform an Land gezogen hatte. Wenn man das einmal genauer betrachtete, war das peinlich und erbärmlich noch dazu.

„Vielleicht solltest du dir das mit der Bettgeschichte mal genauer durch den Kopf gehen lassen."

„Luna!", rief Hermine empört aus, musste aber direkt lachen, als sie in das gespielt unschuldige Gesicht ihrer Freundin blickte, die sie belustigt angrinste. Gerade Luna, die so rein gar keine Ambitionen hatte, sich mit solchen Dingen wie Beziehungen oder dergleichen auseinander zu setzen.

„Ich mein ja nur, dass du deine Erwartungshaltung nicht ganz so hoch ansetzen solltest, dann hast du vielleicht sogar ein wenig Spaß."

Wahrscheinlich hatte sie damit Recht. Hermine sollte versuchen, sich nicht zu viel von diesem Date zu versprechen. Doch das war gar nicht so einfach wie angenommen, denn seit dem vergangenen Wochenende hatte sich eine Art Unruhe in ihr breitgemacht, die sie beinahe wahnsinnig werden ließ. Sie konnte sich nicht erklären, wo diese herkam und warum sie nun von heute auf morgen beschlossen hatte ihr Zölibat zu beenden, doch irgendwas hatte ihr Verlangen nach Nähe und Aufmerksamkeit geweckt und nein, auf keinen Fall war Draco Malfoy der Auslöser gewesen, auch wenn er noch so gutaussehend vor ihr gestanden hatte. Sie musste es sich nur lange genug einreden, dass sie es auch selbst glaubte.

Zum Glück hatte sie jedoch noch Zeit ihre Gedanken zu sortieren. Ihre Schicht im Krankenhaus hatte sie heute früher beenden können und ein arbeitsfreies Wochenende stand ihr bevor, so dass ihr noch mindestens vier Stunden blieben, ehe sie sich entschieden haben musste, welches Outfit für dieses Date wohl angemessen war. Zeit, die sie in ein ausgiebiges Schaumbad investieren wollte.

Schon nach den ersten Minuten in der Badewanne, fühlte sie sich wie ausgewechselt. Die Anspannung, die sie die letzten Tage mit sich herumgetragen hatte, fiel mit einem Mal komplett von ihr ab und nach und nach begann sie sich auf den Abend zu freuen. Luna hatte Recht, was sollte schon passieren, außer, dass es nicht ihren Erwartungen entsprach? In diesem Fall konnte sie den Abend jederzeit beenden, um sich mit ihrem neusten Buch in ihrer Bettdecke einzuwickeln und die Männerwelt für weitere zwei Jahre abzuschreiben. Sie fand, das war ein guter Plan.

Während der warme Dampf sie nach und nach einlullte, beschloss sie, dass es Zeit war, Ron davon zu berichten und merkwürdiger Weise, war sie nervös. Ihr war schon klar, dass das dumm war, denn auch, wenn es sich zuweilen so anfühlte, wusste sie natürlich, dass sie nicht wirklich an Ron schrieb, sondern dass ihre Nachrichten ins Nirvana gesendet wurden. Doch auch diese Tatsache war ihr schlichtweg egal, denn es half ihr tatsächlich. Die meiste Zeit waren es banale Dinge, die sie schrieb. Wie vor einigen Tagen, als sie sich über ihren Chef aufgeregt hatte, oder an dem Morgen, an dem sie sich den kleinen Zeh am Türrahmen gestoßen hatte und einfach mal eine Runde jammern wollte, doch selbstverständlich wollte sie ihn gerade bei einer solch wichtigen Entscheidung nicht außen vorlassen. Aber es war schwer. In weiser Voraussicht hatte Hermine ihr Handy mit ins Badezimmer genommen und auf die Ablage gelegt, doch nun, wo sie es in ihren vom Wasser bereits schrumpelig gewordenen Händen hielt, wusste sie nicht genau, was sie schreiben wollte. Es fühlte sich auf der einen Seite wie Verrat an, denn immerhin traf sie sich mit einem anderen Mann. Auf der anderen Seite – und man konnte es einfach nicht schönreden – war Ron tot und es würde ihn nicht mehr interessieren, was sie tat oder eben nicht tat. Selbst, wenn sie das gesamte Quidditchteam der Holyhead Harpies treffen würde, wäre es ihm wohl schlichtweg egal.

Hermine seufzte, als sie langsam die Nachricht eintippte. Sie las sich im Anschluss nicht einmal mehr durch, was sie geschrieben hatte, sondern drückte schnell auf den „senden"-Knopf, legte das Telefon wieder auf die Ablagefläche und atmete einmal tief ein, ehe sie komplett unter Wasser tauchte und hoffte, dass die Schuldgefühle sich mit etwas Schaum vom Körper waschen ließen.


Draco saß an seinem Schreibtisch und hatte den Kopf in den Händen abgestützt, während er sich zum hundertsten Mal an diesem Tag fragte, warum er diesen verfluchten Job jemals angenommen hatte. Den halben Tag hatte er damit zugebracht, einer wirklich unfassbar nervigen älteren Dame diverse Häuser zu zeigen, von denen keines gut genug gewesen war. Einmal war es zu sonnig, das andere Mal zu dunkel, beim dritten hatte sie der Name der Nachbarn gestört und nach dem sechsten Haus hatte Draco es letzten Endes aufgegeben und war erschlagen ins Büro zurückgekehrt, um wenigstens noch irgendetwas Produktives heute zu leisten, denn er hatte sich fest vorgenommen, vor dem Wochenende die liegengebliebenen Vorgänge von der gesamten Woche abzuarbeiten. Und das alles nur wegen zwei Meetings mit Mr White, der mittlerweile lieber dazu übergegangen war, sich persönlich mit Draco zu treffen, anstatt ihn mit Telefonanrufen zu bombardieren, was vermutlich daran lag, dass Draco seinen Geschäftspartner meist in ein teures Steakhouse im Londoner Westend einzuladen pflegte.

Zu allem Überfluss kam dann noch die Tatsache hinzu, dass Bethany sich gestern krankgemeldet hatte und er stöhnte genervt auf, bei dem Anblick seiner leeren Kaffeetasse. Schwerfällig erhob er sich und schlurfte mit lustlosen Schritten hinüber zur Teeküche, wo er sich eine frische Tasse des Wachmachers einschenkte und sah auf die Uhr. Es war gerade einmal kurz nach vier, wenn er Glück hatte, würde er hier rauskommen, ehe sein Lieblings Chinese zumachte und er könnte sich noch etwas zu Essen besorgen. Als er zurück zu seinem Tisch lief, fiel sein Blick auf das kleine mobile Teufelsgerät, von dem er sich immer noch nicht wieder getrennt hatte, auch wenn er sich fest vorgenommen hatte, es bei diesem Mal noch weiter in den Fluss hinein zu werfen. Doch die Nachrichten, die auch in dieser Woche immer und immer wieder angekommen waren, hatten ihn davon abgehalten. Ja, er war sogar dazu übergegangen, beinahe stündlich einmal auf das Handy zu schauen, nur um es dann frustriert wieder aus der Hand zu legen, weil keine neue SMS angekommen war. Gut, zugegeben, es war irgendwie wirklich makaber, wenn man bedachte, dass dort irgendjemand einer verstorbenen Person schrieb und Draco sich über diese kleinen Nachrichten freute, doch er konnte nicht leugnen, dass er Spaß daran hatte, die manchmal durchaus lustigen Botschaften zu erhalten. Am Dienstag hatte sie (und zwischenzeitlich war er überzeugt davon, dass eine Frau schrieb und er bildete sich gerne ein, dass sie jung und hübsch war) geschrieben, dass sie sich ihren kleinen Zeh im Türrahmen gestoßen hatte und direkt ein paar unschöne Schimpfworte verwendet, die Draco den halben Tag hatten grinsen lassen. Heute jedoch war den ganzen Tag noch keine einzige Nachricht aufgeschlagen und er brauchte sich eigentlich nicht wundern, wo seine schlechte Laune herkam. Noch dazu an einem Freitagnachmittag, mit der Aussicht auf Überstunden.

Kurzerhand griff er nach dem Telefon und verschluckte sich fast an seinem Kaffee, als er sah, dass tatsächlich eine Nachricht eingegangen war.

In vier Stunden treffe ich mich mit einem Mann im Onyx, das ist eine neue Szenebar – du hättest sie vermutlich gehasst. :) Es tut mir so leid, aber ich kann mich nicht länger verkriechen, es macht mich kaputt. Ich weiß, du würdest wollen, dass ich glücklich bin, aber das komische ist, ich weiß ja selbst nicht, ob ich überhaupt glücklich sein will. Aber zumindest kann der Versuch nicht schaden, oder?

Der Kaffee war vergessen und ebenso die Arbeit, die sich auf seinem Schreibtisch stapelte und die ihn auszulachen schien. Sie kam aus London. Diese Frau musste einfach aus London kommen, denn es wäre schon ein zu großer Zufall, wenn es noch irgendwo anders im vereinigten Königreich eine neue Bar namens Onyx geben würde. Und dort würde sie heute Abend sein. Auf einem Date. Vielleicht war dies die einzige Gelegenheit, die sich Draco jemals bieten würde, in Erfahrung zu bringen, wer diese Frau war! Er musste sie ja nicht ansprechen, aber er konnte sie beobachten und würde zumindest einmal sehen, wie sie aussah. Andererseits war er dann ein astreiner Stalker und dieser Gedanke ließ ihn kurz die Nase rümpfen, doch er konnte den Gedanken nicht weiterverfolgen, denn in eben diesem Moment kam schon die nächste Nachricht.

Oh Gott, was soll ich nur anziehen?

Draco lachte. Ihm blieb einfach nichts anderes übrig, als über seinen Schatten zu springen und heute Abend einen Ausflug ins Onyx zu machen. Wer wusste schon, vielleicht erkannte er sie ja auch überhaupt nicht, wenn man mal von der durchschnittlichen Gästeanzahl ausging, die sich an einem Wochenende in der Bar tummelte. Höchstwahrscheinlich würde er nur dasitzen, sich ein oder zwei Biere genehmigen und unvollendeter Dinge wieder nach Hause apparieren, aber ganz vielleicht hätte er ja doch Glück und würde sie erkennen. Er wusste im Moment nicht genau, ob er lieber das eine oder das andere hoffen sollte. Was er jedoch wusste, war, dass er keine Lust mehr auf die Arbeit hatte und er beschloss in dieser Sekunde, dass die offenen Aufgaben auch noch bis Montag warten konnten und darum schnappte er sich seine Jacke vom Kleiderständer und machte sich auf den Weg nach Hause. Der volle Kaffeebecher stand noch genau dort, wo er ihn zuvor abgestellt hatte.


„Okay Hermine, du kannst das. Einatmen, ausatmen. Nur nicht die Nerven verlieren!", sprach sie sich selbst Mut zu, als sie vor dem Eingang der Bar auf ihr Blind-Date wartete. Sie war zu früh dran und ärgerte sich darüber, denn nun blickte sie jede Minute auf die Uhr, sah sich anschließend nervös in alle Richtungen um und kam sich dabei mehr als nur bescheuert vor. Sie wusste ja nicht einmal genau, wie der Typ aussah, mit dem sie ihr Date hatte. Klar, Hermine hatte ein Profilbild von ihm gesehen und er war dunkelhaarig, hatte braune Augen und hatte auf dem kleinen Foto eigentlich ganz sympathisch ausgesehen, aber mehr wusste sie nicht.

„Hermine?", erklang auf einmal die Stimme von rechts, und sie verfluchte sich in dem Moment dafür, dass sie schon wieder auf die Uhr gesehen hatte. Ertappt hob sie ihren Blick und sah in ein paar dunkle Augen. Wow, der Mann war groß und sie ärgerte sich sofort, dass sie flache Schuhe trug und auf die Absätze verzichtet hatte.

„Hi", sagte sie, nicht sehr wortgewandt und wünschte sich plötzlich weit, weit weg. Aber nein, sie würde das heute durchstehen und dem Ganzen eine Chance geben. „Du musst Brandon sein?"

„Du siehst gut aus", antwortete der Kerl nicht auf ihre Frage und entsetzt musste sie feststellen, dass er ihr auf direktem Weg in den Ausschnitt glotzte und ihr Gesicht vollkommen ignorierte. Sie fühlte sich sofort unwohl, doch auf der anderen Seite, wann hatte ihr das letzte Mal jemand männliches irgendeine Art von Aufmerksamkeit geschenkt, auch wenn es in erster Linie ihre Brüste betraf. Nur, weil dieser Brandon offensichtlich gefallen an ihrem Körper fand, musste das ja nicht heißen, dass er kein netter Kerl war. Hoffte sie.

„Ähm, ja also… danke. Wollen wir reingehen?", wartete sie keine Antwort ab und öffnete sich selbst die Tür zum Onyx, das um diese Uhrzeit noch nicht so vollgestopft wie in der vergangenen Woche zu sein schien. Sie hatten schnell einen Tisch an einer der zwei verglasten Fensterfronten gefunden und Hermine ließ sich, so elegant wie möglich, auf den hohen Barhocker gleiten.

„Ich hole uns erst mal etwas zu trinken, was möchtest du?", wollte Mr Blind Date auch schon sofort von ihr wissen und mit einem Schmunzeln bestellte sie einen Planters Punch. Man konnte Draco Malfoy ja einiges nachsagen, aber nicht, dass er keinen Geschmack besaß, denn der Cocktail war wirklich gut und wenn sie ehrlich war, hatte sich Hermine schon darauf gefreut, diesen wieder zu bestellen am heutigen Abend. Es dauert nicht lange, da kam er auch schon mit zwei Gläsern in der Hand zurück und stellte ihr eines davon vor die Nase. Bereits nach dem ersten Schluck musste sie jedoch feststellen, dass es nicht der von ihr bestellte Cocktail war, sondern irgendetwas mit gehörig viel Alkohol.

„Wow, das ist aber kein Planters Punch?", sagte sie und stellte das Glas ein gutes Stück von sich weg.

„Oh ich dachte du hättest einen Long Island Ice Tee bestellt." Brandon zuckte nur mit den Schultern und ließ sich ihr gegenüber auf seinen Barhocker sinken. Das fing ja gut an, dachte sie bei sich. Wenn sie etwas nicht leiden konnte, dann war es, wenn man ihr nicht zuhörte. Diese Eigenschaft konnte sie rasend machen und brachte ihrer Verabredung gerade gehörig Minuspunkte ein.

Der erste Eindruck wurde leider auch beim zweiten nicht besser, denn Hermine war selten so genervt von einer Unterhaltung gewesen, als von dieser hier. Das lag nicht etwa daran, dass dieser Brandon nicht gesprächig war, sondern eher das Gegenteil zutraf. Nach nur einer halben Stunde schwirrte ihr der Kopf von dem stetigen Informationsfluss, den er ihr entgegenschleuderte. So wusste sie schon nach kürzester Zeit, dass er seine ganze Freizeit im Fitnessstudio verbrachte und ganz besonders auf schnelle Autos und Motorräder stand. Außerdem würde er sich niemals von seiner Freundin verbieten lassen, alleine mit seinen Kumpels in den Urlaub zu fahren. Vorzugsweise nach Mallorca, versteht sich. Seine letzte Freundin war darüber hinaus solch eine Langweilerin gewesen, denn sie hatte doch tatsächlich keine Lust gehabt, mit ihm ins Fitnessstudio zu gehen und hatte andauernd nur vor ihren Leinwänden gehangen. Sie war übrigens Kunst-Studentin – gruselig! Aber hübsch war sie gewesen, oh ja!

„Und was machst du am liebsten in deiner Freizeit?", wollte er dann doch tatsächlich irgendwann von ihr wissen, nachdem ihm wohl aufgefallen war, dass sie selbst noch kaum ein Wort gesprochen hatte.

Hermine hatte keine Lust mehr auf dieses schreckliche Date. Der Kerl war einfach nur unangenehm und selbstverliebt. Vielleicht hätte sie es einfach lassen, oder sich doch lieber mit jemandem aus der Zauberwelt verabreden sollen. Das hatte sie nun davon, sich wieder mehr in die Muggelwelt integrieren zu wollen. Sie hatte allerdings keine Ahnung, wie sie aus der Nummer hier wieder rauskommen sollte.

„Naja, weißt du, ich arbeite im Krankenhaus, da bleibt nicht so viel freie Zeit übrig. Ich lese ganz gern und… naja, gehe ab und zu auch mal ins Kino", zuckte sie mit ihren Schultern, denn ihr fiel beim besten Willen nichts ein, was sie sonst noch gerne tat. Diese Erkenntnis schockierte sie doch in der Tat mehr, als die Tatsache, dass der Typ nun einfach aufstand und sagte, er müsse mal eben zur Toilette und ein neues Getränk holen.
Da saß sie nun, hätte am liebsten laut geschrien und wäre mit Freuden aufgestanden und gegangen, doch stattdessen nahm sie einen weiteren, großzügigen Schluck dieses Horror-Cocktails und zog ihr Handy aus der kleinen Handtasche, die bisher griffbereit in ihrem Schoß gelegen hatte.


Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, hierher zu kommen? Nicht nur, dass er wie der letzte Idiot hier alleine an der Bar saß und sich vorkam wie ein Stalker, nein, er hatte auch nicht darüber nachgedacht, was passieren würde, sollte er sie wirklich entdecken. Nicht dass er daran noch glauben würde, denn er hatte schon so ziemlich jedes weibliche Wesen in dieser Bar eindringlich beobachtet, doch keine davon sah aus, als hätte sie hier gerade ihr erstes Date.

Frustriert bestellte er sich sein zweites Bier und ließ seinen Blick erneut über die anwesenden Gäste schweifen. Gerade ging jedoch die Türe auf und zeitgleich fiel Dracos Kinnlade eine Etage tiefer, denn dort betrat in diesem Moment Hermine Granger den Raum, dicht gefolgt von einem großen, dunkelhaarigen Kerl. Das war ja interessant. Nie im Leben hätte er daran gedacht, dass er innerhalb von nicht einmal zwei Wochen zweimal seiner ehemaligen Mitschülerin begegnen würde. Der Barkeeper hatte gerade die Flasche vor seine Nase gestellt und Draco griff lediglich abwesend danach und nahm einen großzügigen Schluck, während er die beiden mit den Augen verfolgte. Sie setzten sich an einen kleinen Tisch an Fenster und der Typ machte sich auf den Weg zur Bar um etwas zum Trinken zu besorgen. Granger unterdessen wirkte merklich nervös. Er konnte sie zwar nur von der Seite her beobachten und auch war sie zu weit weg, als dass er ihre Mimik ins Detail ausmachen konnte, doch allein schon ihre angespannte Haltung sowie die Tatsache, dass sie ununterbrochen an ihren Haaren herumzupfte, ließ ihn darauf schließen, dass sie wohl ein Date mit dem großen Kerl hatte und kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, hätte er beinahe seine Bierflasche fallen lassen vor Schreck. Granger. Ein Date. Hier. Nachrichten an einen vermeintlich verstorbenen Freund. Weasley war tot. Verdammte Scheiße!

Das konnte unmöglich des Rätsels Lösung sein, oder? Bei Merlin, es durfte nicht Granger sein! War es nur ein dämlicher Zufall, dass ausgerechnet sie gerade hier auch eine Verabredung hatte? Draco sah sich schnell nochmals in der gesamten Bar um. Aber Fehlanzeige, entweder sah er einzelne Damen, die in Gesellschaft von Freundinnen hier waren oder Paare, die ganz und gar nicht danach aussahen, als würden sie sich heute zum ersten Mal sehen. Verdammt. Nun war auch er angespannt und mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie Grangers Verabredung an ihren Tisch zurückkehrte und eine Unterhaltung begann. Nein, eher einen Monolog, denn alles sah danach aus, als rede der Kerl Granger in Grund und Boden. Und das musste erst mal einer hinbekommen, dachte er schmunzelnd. Mit wachsender Faszination stellte Draco fest, dass Granger von Minute zu Minute genervter schien und dann, als ihr Begleiter plötzlich aufstand und die Toiletten ansteuerte, hielt Draco die Luft an, während sie ein kleines Handy aus ihrer Tasche zog und mit verkniffenem Gesichtsausdruck darauf herumtippte. Hastig zog er sein eigenes Mobiltelefon aus der Hosentasche und entsperrte das Display. Sein Blick ging abwechselnd von Granger, die immer noch konzentriert auf ihre Tastatur eintippte zu dem kleinen Telefon in seiner Hand und wieder zurück. Die Sekunden, zwischen dem Moment als sie ihr Handy vor sich auf den Tisch legte und dem Moment, in dem Draco klar wurde, dass es tatsächlich Granger war, die ihm die Nachrichten schickte, vergingen nur langsam und zogen sich dahin wie Kaugummi, doch dann vibrierte sein Telefon und es war da, das kleine Symbol oben in der rechten Ecke, das eine neue Nachricht anzeigte. „Verdammte Scheiße", fluchte Draco leise und öffnete mit zittrigen Fingern die Nachricht, die, wie er wusste, ganz und gar nicht für ihn bestimmt war, sondern für Weasley.

Wenn es dort, wo du bist, irgendeine Art von Gott gibt, dann sag ihm bitte, er soll mir jemanden schicken, der mich sofort rettet. Meine Güte, was hab ich mir nur dabei gedacht? Dieser Kerl ist schrecklich.

Mit gemischten Gefühlen beobachtete Draco nun, wie Grangers Verabredung zurückkam und sie ihm, trotz ihrer offensichtlichen Abneigung, freundlich entgegenlächelte. Wieso tat sie das? Sie könnte doch einfach aufstehen und gehen? Draco wurde nicht besonders schlau aus ihr (womöglich traf das vielleicht sogar auf Frauen im Allgemeinen zu), doch wenn er genauer darüber nachdachte, war er noch nie schlau aus Granger geworden, also war das vermutlich nichts Neues. Meine Güte, das hier war besser als jeder Film und nun schienen dem Typen sämtliche Synapsen durchzubrennen, denn er reckte Granger doch tatsächlich seinen Bizeps entgegen und forderte sie scheinbar auf, mal anzufassen. Draco musste bei diesem Anblick laut auflachen und fing sich selbst einen komischen Blick vom Barkeeper ein.
Granger lehnte unterdessen offenbar dankend ab und klammerte sich hilfesuchend an ihr Handy, während ihre Begleitung ihr weiter irgendeinen Knopf an die Backe laberte.

Warum zur Hölle TUT er das? Der ist doch nicht mehr ganz normal! Oh Gott, bitte lass da draußen noch irgendwo normale Männer rumlaufen!

Noch während er die Worte las, die sie ihm gerade geschickt hatte, sah er, wie Grangers Anhängsel sich nun sehr aufdringlich über den Tisch hängte und ihr sichtlich auf die Pelle rückte. Draco schüttelte den Kopf vor Unglaube und Amüsement. Dieser Typ war mehr als nur ein lächerlicher Anfänger und er konnte zwar nicht ganz glauben, was er nun tat, aber darüber konnte er sich auch noch später Gedanken machen. Nun musste er erst mal Granger retten gehen.


Okay, das hier lief ganz gewaltig schief und Hermine gab sich gerade eine imaginäre Kopfnuss, denn sie hätte tatsächlich vorher einfach aufstehen und gehen sollen. Das hatte man nun von seiner guten Kinderstube. Dieser Brandon war nicht nur ein oberflächliches, selbstverliebtes Arschloch, sondern machte anscheinend keinen Hehl daraus, dass er höchst interessiert daran war, Hermine heute ins Bett zu bekommen und noch während er sich selbstsicher lächelnd über den Tisch zu ihr beugte, wich sie automatisch nach hinten aus. Sie würde jetzt einfach eine Ausrede erfinden und…

„Hermine? Oh Gott sei Dank bist du hier! Ich dachte schon ich finde dich nie!" Sie kannte die Stimme irgendwoher, die nun von rechts an ihre Ohren drang, doch erst als sie verwundert in das ernste Gesicht von Draco Malfoy blickte, wusste sie, woher sie die Stimme kannte. Sie war im ersten Moment viel zu perplex über diese bizarre Situation, als dass sie etwas dazu sagen könnte, stattdessen schien ein imaginäres Fragezeichen über ihrem Kopf zu schweben und auch Brandon war wohl so verwirrt über die Störung, dass er vollkommen vergaß, ihr weiter zu nahe kommen zu wollen.

„Ähm…", machte Hermine, während Draco sich einen Barhocker vom Nebentisch heranzog und sich einfach neben sie setzte.

„Ich weiß, ich überfalle dich jetzt ein bisschen, aber um ehrlich zu sein konnte ich nicht bis morgen warten. Ich habe mitbekommen, dass du dich hier mit jemandem triffst, und darum bin ich hier. Bitte, gib uns noch eine Chance, ja? Fang nichts mit diesem Idioten hier an", sagte Malfoy und Hermine bekam mit jedem Wort größere Augen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Was passierte hier gerade? Ihr Hirn kam nicht so ganz mit und das war ausnahmsweise nicht dem Alkohol geschuldet, denn sie hatte ihr Glas nicht einmal zur Hälfte geleert.

„Entschuldige?", schaltete sich besagter Idiot nun empört ein, doch Malfoy ging gar nicht auf seinen Einwurf ein, sondern sah Hermine direkt in die Augen und einzig das kleine Zwinkern und ein zuckender Mundwinkel von ihm verriet ihr, dass er sich wohl gerade einen riesigen Spaß erlaubte. Gut, es war vielleicht eine wirklich seltsame Situation, doch Hermine war nicht umsonst besonders klug und schaltete recht schnell. Das hier war ihre Chance zu verschwinden und darum beschloss sie, einfach mitzuspielen.

„Ich weiß nicht so recht… Draco. Ich meine, ich vermisse dich, aber wir sind doch so verschieden!", antwortete sie ihm theatralisch und überhörte gekonnt Brandons: „Was geht hier denn bitte ab?"

„Das ist mir egal. Lass uns das in Ruhe klären. Komm mit mir mit, ja?" Hermine hätte beinahe lachen müssen über diese schauspielerische Höchstleistung, denn nie, wirklich niemals in ihrem Leben, hatte sie solch einen Gesichtsausdruck bei Draco Malfoy gesehen und am liebsten hätte sie sich gezwickt um sich zu vergewissern, dass das hier real war.

„Hermine, würdest du mich mal bitte aufklären?", wollte Brandon nun energisch wissen und dann, plötzlich, war ihr Weltbild wieder an der richtigen Stelle, denn Malfoy bedachte ihre Begleitung mit einem so vernichtenden Blick, wie nur er es konnte und wie sie ihn schon hundert Mal gesehen hatte. Damals, in Hogwarts. Als die Welt noch in Ordnung gewesen war. Hermine schluckte.

„Und du bist?", fragte Draco herablassend und mit schnarrender Stimme, während er nach Hermines Getränk griff und den restlichen Cocktail in einem großen Zug leerte, ehe er das Glas geräuschvoll vor dem Dunkelhaarigen absetzte.

„Mein Name ist Brandon Bogart", presste dieser aus zusammengebissenen Zähnen hervor und Malfoy erhob sich in einer fließenden Bewegung, jedoch nicht ohne ihm nochmals einen überlegenen Blick zu schenken.

„Auf Wiedersehen, Brandon. Danke für den Drink. Kommst du?" Mit diesen Worten hielt er Hermine auffordernd seine Hand entgegen und sie zögerte nicht eine Sekunde, ehe sie diese ergriff und sich von ihrem Barhocker ziehen ließ. Sie formte mit ihren Lippen ein stummes „Sorry" für ihre Begleitung und zuckte nur mit den Schultern, während sie sich doch allen Ernstes von Draco Malfoy aus dem Onyx entführen ließ. Die Welt war wirklich verrückt und Hermine war nun mehr als gespannt, was es hiermit auf sich hatte. Kaum hatten sie die Bar hinter sich gelassen und waren in die nächste Seitengasse getreten, wollte Hermine ihn zur Rede stellen, doch Malfoy schüttelte nur mit dem Kopf, zog sie in einer schnellen Geste an sich und war nur einen Wimpernschlag später schon appariert.

„Ich dachte, ich bringe vielleicht besser ein paar Meter zwischen uns und die Bar. Man weiß ja nie", sagte Malfoy mit dem Anflug eines Grinsens und brachte wieder einen angemessenen Abstand zwischen sich und Hermine, nachdem sie sich nur einige Straßen weiter wieder mit einem leisen Knall materialisiert hatten. Hermine unterdessen schwirrte der Kopf. Sie musste sich erst einmal sammeln und ihre Gedanken sortieren, denn gerade saß sie noch auf dem schlimmsten Date aller Zeiten und plötzlich stand Draco Malfoy vor ihr, der Typ, den sie eigentlich verabscheuen sollte und der ihr ihre Zeit auf Hogwarts zur Hölle gemacht hatte, und rettete sie heldenhaft. Irgendwas lief hier schief.

„Danke", sagte sie daher nur schlicht und konnte nicht anders, als ihn einfach nur höchst verwirrt anzustarren. „Was hast du in der Bar gemacht?"

„Was man in Bars eben so tut, nehme ich an. Es wurde allerdings interessanter, als ihr zur Türe reingekommen seid. Sag, Granger, was hast du dir denn bei diesem Typen gedacht?" Er lachte nun leise und Hermine rieselte bei diesem Geräusch ein angenehmer Schauer die Wirbelsäule entlang.

„Vermutlich nichts", zuckte sie mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war wirklich schrecklich. Also danke für die Rettung, Malfoy. Das war sehr… nett."

Malfoys Augenbraue wanderte in die Höhe. „Du sagst das, als seist du überrascht darüber?"

„Naja, du bist eigentlich nicht nett, liegt vielleicht daran." Hermine lachte und wusste immer noch nicht genau, was sie von dieser bizarren Situation halten sollte. Das zweite Mal in kürzester Zeit lief ihr der ehemalige Slytherin über den Weg und beide Male hatte an ihm so gar nichts an den Kotzbrocken von früher erinnert. Auch heute sah er darüber hinaus wieder unverschämt gut aus, stellte Hermine genervt fest. Das war mehr als kontraproduktiv.

„Es ist viel Zeit vergangen, Granger. Aber keine Sorge, ich bin meistens immer noch so ein Arsch wie früher."

„Wenn du nicht gerade Frauen aus schrecklichen Dates rettest?"

„Wenn ich nicht gerade Frauen aus schrecklichen Dates rette, ja", stimmte er schmunzelnd zu und machte eine ruckende Bewegung mit seinem Kopf. „Gehen wir ein Stück?"
Hermine blinzelte und glaubte sie hatte sich verhört, doch das war nicht der Fall, denn Malfoy machte tatsächlich Anstalten los zu laufen und schweigend schloss sie ihm sich schließlich an. Der Abend war sowieso schon komisch genug, da kam es auf einen Spaziergang mit Draco Malfoy nun auch nicht mehr an, oder?


Draco hatte nicht den blassesten Schimmer, was zur Hölle er da gerade tat. Gut, der Plan war gewesen, sie zu retten, doch wenn er ehrlich war, hatte er nicht vorgehabt, nun mit ihr noch spazieren zu gehen oder auch nur sonst irgendetwas zu tun. Sein Hirn hatte immer noch nicht ganz verarbeitet, dass es sich bei der unbekannten Nachrichtenschreiberin doch allen Ernstes um Granger handelte, doch genau diese Tatsache hatte irgendetwas geändert. Tief in ihm drin. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber sie kam ihm plötzlich vertrauter vor, ganz, als würde er sie nun besser kennen. Was absoluter Blödsinn war, denn das einzige, worauf er sich in der Hinsicht auf diese Aussage berufen konnte, waren kleine Gedankenfetzen von ihr, die er zufällig erhalten hatte. Aber dennoch…

Es war eigenartig einfach, sich mit ihr zu unterhalten und hätte er es früher nie für möglich gehalten, so musste er sich eingestehen, dass er Spaß daran hatte. Granger erzählte ihm viel von ihrer Arbeit, von Potter und Ginny Weasley, von der Tatsache, dass sie Hogwarts ab und an schrecklich vermisste und zu guter Letzt davon, dass sie nach langer Zeit beschlossen hatte, auf ein Date zu gehen. Ron Weasley erwähnte sie bei ihrer Aufzählung mit keinem Wort, doch das musste sie auch gar nicht, denn wahrscheinlich war es ihr klar, dass jeder in der Zauberwelt über den Umstand von Weasleys Tod informiert war. Auch wenn Draco in der Vergangenheit nicht gerade nett zu ihr gewesen war, so hatte er doch genug Taktgefühl am Leib, um sie seinerseits nicht darauf anzusprechen.

„Aber glaub mir das mal, das war das erste und letzte Mal, dass ich mich mit irgendeinem Kerl verabredet habe. Das war eine wirklich dumme Idee", schloss Granger und Draco sah sie nachdenklich an. Zwischenzeitlich waren sie stehengeblieben, in der Mitte der Tower Bridge, gegen das Geländer gelehnt und Hermines Blick lag auf der glitzernden Stadt, die sich rechts und links entlang der Themse vor ihnen erstreckte.

„Vielleicht solltest du es nochmal versuchen, vorzugsweise mit einem normalen Mann und nicht mit so einem… hirnlosen Trottel", grinste er, während er sie eingehend beobachtete. Zugegebener Maßen imponierte es ihm, dass sie sich nicht komplett aufgetakelt hatte für ihre Verabredung. Jeans, flache Stiefel und ein dunkelblaues Wasserfall-Top schmiegten sich an ihren schlanken Körper und ihre Haare hatte sie einfach offengelassen, so, dass der Wind nun mit ihren Locken spielen konnte und für einen Moment verlor er sich in dem Bild, das Hermine Granger gerade abgab, während sie lächelnd in die Ferne blickte.

„Ach ja? Und du meinst, solche existieren?", wollte sie nachdenklich wissen und blickte nun amüsiert in seine Richtung. Er wusste im Moment wirklich nicht, was es war, das ihn zu seiner Antwort trieb. Er war sich nicht mal sicher, ob er nicht einfach nur zu viel getrunken hatte, doch im Grunde genommen wollte er es auch nicht näher analysieren, denn Granger hatte etwas an sich, dass ihn neugierig machte. Sie war ihm ein Rätsel und ein offenes Buch zugleich und die Tatsache, dass ihre Augen gerade im Moment mit den Lichtern der Stadt um die Wette funkelten, trug ihr Übriges dazu bei.

„Lass uns ausgehen, Granger. Morgen", schlug er vor und nahm wohlwollend zur Kenntnis, dass er sie mit diesem Vorschlag vollkommen aus der Bahn warf.

„Bitte… was?", hauchte sie, während ihre Augen immer größer wurden.

„Ich meine es ernst. Schau, bevor du für immer an diesem traumatischen Erlebnis mit diesem Bradley festhältst und am Ende noch als einsame, alte Frau mit zwanzig Katzen endest…", ließ er den Satz in der Luft hängen und erntete einen empörten Blick von ihr.

„Sehr nett, wirklich Malfoy. Ausgesprochen freundlich. Er hieß übrigens Brandon."

„Ich sagte doch, ich bin noch mindestens ein genau so großer Arsch wie zu Hogwartszeiten, es hat sich also nicht viel geändert. Und es ist mir recht egal, wie der Versager hieß", sagte er großspurig und machte eine wegwerfende Handbewegung, die Hermine zum Lachen brachte.

„Und du meinst, wenn ich mit dem großen Draco Malfoy ausgehe, bin ich was genau…? Geheilt?" Ihr Blick lies darauf schließen, dass sie ganz und gar anderer Meinung war, doch sie hatte nicht nein gesagt, was Draco sehr wohl bemerkte.

„Ja, das denke ich."

„Ein so großes Fenster musst du erst Mal finden, Malfoy, wie das, aus dem du dich gerade lehnst."

Er lachte und verspürte eine seltsame Art von Stolz auf sie und darauf, dass sie immer noch diejenige war, die ihm die Stirn bieten konnte.

„Mag sein. Also?"

Granger schien einen Kampf mit sich selbst auszutragen. Draco fand es amüsant, dabei zuzusehen, wie Unglaube und Neugier sich in ihrem Gesicht trafen und trotz ihrer generell eher offenen und ehrlichen Art, kam es ihm vor, als wäre sie gerade dabei, eine unsichtbare Mauer hochzuziehen oder – und das war vielleicht eher ihre Intention – die Mauer nicht einstürzen zu lassen.

„Granger…", sagte er nun etwas weniger forsch als noch zuvor und zog ihren Blick damit wieder auf sich, nachdem sie gerade dabei gewesen war, überall und doch nirgends hin zu schauen, Hauptsache nicht zu ihm. „…sei kein Feigling."