II. Beginnings: Supergirl
Zeitrahmen: Diese Fic spielt hauptsächlich zu Beginn der ersten Staffel von „Supergirl"
Zusätzliche Warnings: Rassismus, Sexismus, Selbstmord
Zusätzliche Pairings: James/Lucy, Kara/Namenloses Date, platonisches Kara/Alex und platonisches Supercat
Kara war gerade mal 13, als Krypton zerstört wurde. Ihre Familie hatte beschlossen zumindest ihre Kinder zu retten. Ihr kleiner Cousin Kal-El wurde in eine Kapsel gesetzt und zu Erde geschickt, und ihre Eltern setzten Kara in die Kapsel, die Kal-Els Kapsel folgen sollte.
„Seit tapfer und beschützt deinen Cousin, Kara. Sei wie die Omega-Krieger der alten Zeit. Auf der Erde wirst du durch die gelbe Sonne Kräfte erhalten, die kein anderer Kryptonier besitzt. Nutze sie weise ", sagte ihre Mutter zu ihr, bevor sie sie in die Kapsel setzte.
Kara hatte niemals eine Omega-Kriegerin werden wollen, sie hatte sich selbst immer als zukünftige Wissenschaftlerin gesehen. Trotzdem versprach sie: „Ich werde Kal-El beschützen, Mutter. Das verspreche ich dir." Dann schluckte sie all ihre Angst und Sorge hinunter, setzt sich in die Kapsel, und verließ ihre Heimat, den Planeten, auf dem sie geboren worden war, und auf dem sie geplant hatte ihr ganzes Leben zu verbringen.
Ihre Kapsel flog ins Weltall, hinter der Kapsel mit ihrem Baby-Cousin her. Sie malte sich ihre Zukunft auf der Erde aus. Eine Zukunft, in der sie den kleinen Kal-El aufzog und beschützte. Eine Zukunft, in der sie beide das Erbe von Krypton bewahrten. Zusammen.
Doch dann kam alles anders.
Mit Hilfe ihres Cousins und den Danvers konnte sie später rekonstruieren, was passiert war. Die Schockwelle ihres explodierenden Heimatplanetens brachte ihre Kapsel vom Kurs ab und katapultierte sie in die Phantom-Zone.
Die Phantom-Zone war ein Teil des Weltraums, nahe an Krypton gelegen, in dem die Zeit praktisch stillstand. Kara erinnerte sich nicht an ihre Zeit dort, doch sie wusste, dass sie 24 Jahre dort verbracht haben musste, bis ihre Kapsel schließlich doch die Phantom-Zone verließ und sie zur Erde brachte. 24 Jahre zu spät.
Sie war immer noch 13. Kal-El aber war inzwischen kein Baby mehr, er war ein erwachsener Mann, der seine besonderen Kräfte, die ihm die gelbe Sonne verlieh, nützte um für seine neue Heimatwelt ein Held zu sein.
Er nannte sich Superman und trug das Symbol des Hauses El stolz auf seiner Brust.
Er brauchte also keinen Schutz mehr. Aber was sollte nun aus Kara werden?
Soweit sie wussten, war Krypton tatsächlich zerstört worden. Es gab also keine Heimat mehr, in die sie zurückkehren konnte, und ob es ihr gefiel oder nicht, die Erde würde nun auch ihre neue Heimat werden müssen.
Sie hatte ja eigentlich angenommen, dass die bei Kal-El leben würde, doch sein Leben als Held dieses Planeten, der Menschen in Not half, hinderte ihn daran ein Kind großzuziehen. Stattdessen brachte er sie zu befreundeten Wissenschaftlern, die sie aufnahmen.
Eliza und Jeremiah Danvers nahmen sie auf ohne Fragen zu stellen und waren immer gut zu ihr. Sie hatten bereits eine Tochter, ein Alpha-Mädchen mit Namen Alex. Alex war zu Beginn nicht sehr begeistert über ihre neue Schwester, aber schließlich rauften sie sich zusammen.
Doch all die Zeit konnte Kara nicht anders als sich zu fragen, was sie nun aus ihrem Leben machen sollte. „Das Beste wird sein, wenn du dich anpasst. Dich für einen Menschen ausgibst", erklärten ihr die Danvers, „Diese Welt ist noch nicht bereit für Außerirdische."
„Na gut, aber was soll ich dann mit meiner Zukunft anstellen?", wollte Kara wissen, „Was soll aus mir werden?"
„Aus dir, meine Kleine, kann werden, was immer du willst", erklärte ihr Jeremiah. Er, der wie sich auch ein Omega war, sagte das mit einer Überzeugung, die ansteckend klang. Kara wollte ihm so gerne glauben. Und sie wollte auch glauben, dass er und sein Alpha wussten, was das Beste für sie war. Doch tief in ihrem Inneren hatte sie manchmal immer noch Zweifel. Zweifel, die ihr sagten, dass sie eigentlich etwas ganz anderes mit ihren Leben machen sollte.
Ihr Cousin Kal-El, der sich hier auf Erden in seiner zivilen Identität Clark Kent nannte, war zu einem Beta herangewachsen, und er sagte ihr, was er von ihr erwartete: „Nichts, außer, dass du erst einmal erwachsen wirst, Kara. Ich möchte, dass du eine behütete Kindheit haben kannst, wie jedes andere Kind auch. Werde erst einmal erwachsen, und dann kannst du immer noch entscheiden, was du aus dir werden soll."
Und um ihn nicht zu enttäuschen, und weil ihr alle anderen sagten, dass es so sein musste, versuchte Kara sich zu assimilieren, vorzugeben ein Mensch zu sein, sich für normal dazustellen.
Es war nicht immer leicht. Sie verlor Jeremiah, ihre erste Bezugsperson in dieser neuen Familie. Ihr bester Freund und Mitomega Kenny Li wurde ermordet, und das noch dazu vom ansässigen Sheriff. Sie vermisste ihre Eltern, Kal-El und Krypton. Sie und Alex, die wir ihre Mutter ein Alpha war, hatten ihre Auf und Abs, aber letztlich entwickelten sie eine sehr enge Beziehung zueinander.
Trotzdem wurde Kara das Gefühl nicht los, dass in ihrem Leben etwas fehlte. Dass die Tatsache, dass sie den Teil von sich verleugnete, der sie ausmachte, ein Fehler war. Ihr kryptonisches Erbe nicht anzunehmen, nicht so wie Superman auch ein Krieger für diesen Planeten zu sein, war keine leichte Entscheidung, aber irgendwie auch eine, die einfach so passierte.
Als die Zeit kam zu entscheiden, was sie aus ihren Leben machen wollte, sah sie, was ihr Cousin alles tat, dass diese Welt bereits einen Beschützer hatte, der überall gleichzeitig zu sein schien, der allen Gefahren trotzte, wurde ihr klar, dass es nicht notwendig war, dass sie diesen Weg ebenso einschlug, stattdessen wollte sie lernen ihrer neuen Heimat auf der andere Weise zu helfen. Sie wollte lernen zu sein wie ….
„Oh, mein Gott, sie kommt!" Kara sprang auf, stellte sich neben den privaten Aufzug ihrer Chefin und hielt ihren wohltemperierten Kaffee bereit.
„Wie machst du das nur immer?", wunderte sich ihr Kollege Winn, der Vorstand der IT-Abteilung, ein freundlicher Beta und Karas bester Freund bei der Arbeit, der leider auch keine Ahnung davon hatte, dass der unscheinbare Omega Kara Danvers ein Supergehör besaß.
Cat Grant stürmte aus ihrem Aufzug, und Kara beeilte sich um mit den wütenden Alpha Schritt zu halten. „Der Grund dafür, warum ich einen privaten Aufzug habe, ist der, dass ich am Morgen ein paar Momente für mich haben will, in denen ich mit entspannen kann. Aber wie soll ich mich entspannen, wenn es in meinem privaten Aufzug nach männlichen Alpha stinkt? Finden Sie heraus, wer es gewagt hat meinen Aufzug zu benutzen, und feuern Sie diese Person! Und suchen Sie nach einem Weg diesen Gestank loszuwerden!", empörte sich der Alpha, schenkte niemanden, nicht mal ihrer Assistentin, besondere Beachtung und stürmte gleich weiter in ihr Büro.
„Ich habe hier Ihren Kaffe, Miss Grant. Und er ist heiß, so wie sie es wollten!", versicherte Kara ihrer Chefin und reichte ihr den Becher.
Nun warf Cat ihr doch einen kurzen Blick zu. „Wirklich? Das wäre mal was Neues", meinte sie und nahm den Kaffee entgegen und setzte sich an ihren Schreibtisch. Kara hielt ihren Notizblock bereit. „Meine Mutter ist krank, also kann ich heute nicht mit ihr essen gehen. Sagen Sie die Reservierung ab. Und sagen Sie meinen Termin beim Therapeuten ebenfalls ab. Ich brauche ihn nicht, wenn ich nicht mit meiner Mutter essen muss. Unser neuer Grafikdirektor beginnt heute. Gehen Sie in sein Büro und holen Sie mir seinen Layout-Vorschlag", diktierte die Chefin von CatCo World Wide Media ihr ihre Aufgaben für den heutigen Tag, „Und dann müssen wir damit beginnen den Tribune zu verkleinern. Bereiten Sie Entlassungspapiere, Zeugnisse, und handschriftliche Abschiedsnotitzen vor. Keine aus dem Computer, es soll persönlich wirken und so als täte es mir wirklich leid, und …."
Kara hörte nur noch mit einem Ohr zu und hatte aufgehört sich Dinge zu notieren. Hatte sie gerade richtig gehört? Cat wollte den Tribune verkleinern? Leute entlassen? CatCo World Wide Media war Cat Grants persönliches Medien-Imperium und bestand aus den verschiedensten Online- und Printmedien, doch der Tribune war die einzige altmodische Tageszeitung, die zu CatCo gehörte, und das Fundament von allem, was danach gekommen war. Cat liebte den Tribune. Himmel, Kara liebte den Tribune. Das, was Cat aus ihm gemacht hatte, als sie ihn übernommen hatte, war es, was sie dazu inspiriert hatte für Cat Grant arbeiten zu wollen!
Der Alpha unterbrach sich und seufzte. „Es ist nicht so, dass Ihr Stirnrunzeln nicht sehen würde. Es kümmert mich nur nicht", meinte sie, was Kara als die indirekte Aufforderung ihre Meinung zu sagen nahm, die es war (mehr bekam von Car Gant nicht, wenn man nicht wichtig war).
„Sie wollen den Tribune verkleinern?! Aber er war Ihre erster Kauf! Er…", begann Kara, doch Cat unterbrach sie.
„Und um ihn zu retten, muss ich seine Kosten senken", erwiderte sie, „So ist das Leben nun einmal: hart. Die Auflage ist nicht mehr das, was sie einmal war."
Kara suchte nach einem Gegenargument. „Der Daily Planet hat seinen Mitarbeiterpool noch nie verkleinern müssen", erinnerte sie Cat an deren ehemalige Arbeitsstelle.
Sie erkannte gleich, dass es ein Fehler gewesen war Cat auf ihre Wurzeln hinzuweisen. „Der Daily Planet hat seinen eigenen Helden auf mindestens jeder zweiten Ausgabe am Cover", zischte Cat, „Und das verkauft Auflagen. Der stadteigene Superheld, mit seiner stadteigenen Zeitung! Sie wollen den Tribune retten? Dann besorgen Sie mir einen stadteigenen Superhelden für National City! Und jetzt, bringen Sie mir den neuen Layout-Vorschlag, Kira!"
„Kara", korrigierte der Omega den Alpha leise, und schlich dann enttäuscht aus dem Büro. Cat Grant sah schon gar nicht mehr in ihre Richtung, sondern widmete sich ihren anderen Aufgaben. Ist es falsch, dass ich mehr von ihr erwartet habe?, fragte sich Kara und hatte keine Antwort darauf parat.
Wie konnte sie es wagen? Wie konnte dieser Omega es wagen Cat als herzlos darzustellen und dann auch noch ausgerechnet den Planet zu erwähnen? Als hätte Cat die letzten Jahre nicht damit verbracht alles zu tun, was nötig war, um Perry White und den seinen zu beweisen, dass man auch ohne Superman erfolgreich Nachrichten machen konnte!
Nun, wie sich herausstellte, konnte man das nicht. Cat hasste diese Erkenntnis, aber so war es nun einmal. Tageszeitungen lebten von Sensationen, und National City hatte keine zu bieten. Zumindest nicht genug davon. Metropolis hingegen hatte den verdammten Mann aus Stahl. Damit konnte sie einfach nicht mithalten, egal was sie versuchte.
Mein Lebensziel war es Perry White zu beweisen, dass man kein weißer männlicher Beta sein muss um in dieser Welt etwas zu erreichen, und nun seht mich an. Ich habe Einfluss, ich mache Nachrichten, und trotzdem kann ich nicht einmal meine eigene Zeitung retten. Die Verkleinerung würde das Unausweichliche nur hinauszögern. Der Tribune würde in der derzeitigen Wirtschaftslage nicht überleben, egal was sie tat. Trotz allem, was ich geleistet habe, bin ich immer noch nur die kleine Cat Grant, die Reporterin aus der zweiten Reihe, die Ersatz-Lois Lane.
Verdammte Kira, wie konnte sie es wagen sie zu verurteilen? Sie tat doch nur das, was sie tun musste! Was wusste jemand in Kiras Alter schon darüber? Jemand dessen größtes Problem die Anzahl der Follower auf ihrem Instagram-Account war!
„Miss Grant hätte gerne das neue Layout, und das sofort. Wer sie kennt, weiß, dass sie nicht gerne wartet", erklärte Kara, als sie das Büro des neuen Grafikdirektors betrat. Er war offenbar noch dabei sich einzurichten. Kisten standen herum, gerahmte Bilder lagen überall verstreut.
Sie konnte riechen, dass der neue Direktor ein Alpha war. Und an seiner Silhouette erkannte sie, dass er dunkelhäutig war. „Nun, sie wird sich noch ein paar Momente gedulden müssen Was soll sie schon tun? Mich an meinen ersten Tag feuern?", meinte der Alpha, und Kara fragte sich, ob sie ihn darauf hinweisen sollte, dass das schon vorgekommen war. Ich hoffe, ich gerate jetzt nicht in Revierstreitigkeiten zwischen zwei Alphas. Das wäre das Letzte, was ich heute noch brauchen könnte.
Während sie wartete, fiel ihr Blick auf ein Bild, das sie kannte. Es zeigte Superman mitten im Flug. Sie nahm das gerahmte Bild in die Hand um es sich näher ansehen zu können.
„Oh, dieses Bild liebe ich", merkte sie an, „Es hat die Pulitzer gewonnen! Und es hat mich immer inspiriert!" Wenn auch aus anderen Gründen, als die meisten vermuteten.
„Ja, die wenigstens wissen, dass es gestellt ist. Ich schätze mal, er mag mich", meinte der Alpha.
Kara warf einen überraschten Blick auf ihn, und … Wow. Ihr erster Gedanke war, dass er wirklich gut aussah. Und ihr zweiter, dass sie sich gerade fürchterlich blamiert hatte.
„Sie sind … Jimmy Olsen", stellte sie mit belegter Stimme fest.
„James Olsen", verbesserte sie der Alpha, „Jimmy ist für meine Mutter reserviert. Und für den Großen. Er braucht das manchmal um sich besser zu fühlen, einen Alpha, der zu ihm aufsieht, obwohl er nur ein Beta ist."
Kara blinzelte. „Was … was führt Sie nach National City?", wollte sie dann wissen.
„Nun, ich wollte meinen Horizont erweitern. Das Bekannte abschütteln, etwas Neues ausprobieren. Ohne ihn." Er deutete auf das Bild in ihren Händen.
„Aha."
„Sie können es behalten, wenn es Ihnen so gut gefällt", meinte James Olsen dann, „Es ist nur ein Druck, bitte nehmen Sie es. Miss…?"
„Oh." Kara wurde klar, dass sie ihm ihren Namen bisher noch nicht genannt hatte. „Kara. Kara Danvers", stellte sie sich schnell vor.
„Kara", wiederholte James und nickte. „Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass sie ihm ähnlich sehen? Hier oben bei der Stirnpartie", meinte er und berührte ihre Stirn.
Kara wurde heiß, und sie nahm an, dass sie gerade dabei war rot anzulaufen.
„Ähm … nein", stotterte sie. Ein gutaussehender Alpha hat mich angefasst. James Olsen hat mich angefasst! Ihre Gedanken überschlugen sich.
„Hier. Vergessen Sie das nicht. Cat wollte es doch haben, oder?"
„Was?" Karas Blick fiel auf das geforderte Layout, das ihr der Alpha entgegen hielt. „Oh, ja. Klar." Mit Layout und Foto stolperte sie dann aus dem Büro von James Olsen.
Also das war …. Mehr als nur peinlich. Kara konnte wirklich nicht mit Männern umgehen, wie es schien. Und mit Alphas noch weniger.
Das war sie also. Kara. Supermans Cousine. James war sich nicht sicher, ob sie verstanden hatte, was er ihr versucht hatte zu sagen. Sie schien viel zu aufgeregt darüber zu sein ihn zu treffen. Das war mal was anderes. Jemand, der darüber aufgeregt war Jimmy Olsen zu treffen.
Normalerweise war das anders. Er war der Mann hinter der Kamera. Es ging um das, was vor ihr zu sehen war. Wenn man ihn zur Kenntnis nahm, dann höchstens als Sidekick von Lois Lane oder von Superman.
Aber genau deswegen hatte er sich doch dazu entschlossen Metropolis zu verlassen, nicht wahr? Weil er endlich aus dem Schatten des Großen treten wollte, weil er endlich eine eigenständige Person sein wollte. Jemand, den man für etwas anderes kannte als für seine Fotos von Superman. Jemand, den man als Persönlichkeit wahrnahm.
Wenn das jemand verstehen konnte, dann doch wohl sie. Kara. Supermans Cousine.
Ich hätte sie nicht berühren sollen, das war falsch. Fremde Alphas sollten fremde Omegas nicht anfassen, das war einfach so. Doch sie war ihm nicht fremd erschienen, sondern wie jemand, den er schon seit Jahren kannte. Aber in Wahrheit hatte er nur Clarks Geschichten über sie gekannt, nicht wahr? Nicht sie. Und nun war es an der Zeit, dass er sie kennenlernte, die wahre Kara.
Vielleicht könnten sie ja Freunde wären. Vielleicht sogar mehr. Aber was ist mit Lucy?, wollte sein verräterisches Gewissen von ihm wissen.
Nichts ist mit Lucy, rief James sich selbst zu Ordnung, Du bist hiergekommen um neu anzufangen, erinnerst du dich? Ganz neu. Ohne Lucy.
Aber was spielte das schon für eine Rolle? Jemand, der im wahrsten Sinne des Wortes von einer anderen Welt stammte, hätte doch vermutlich sowieso kein Interesse an einem Durschnittsalpha wie James Olsen, nicht wahr?
Meine Güte, der war ja süß. Aber … wer weiß, was er jetzt über mich denkt! Kara wollte sich das gar nicht erst vorstellen. Sie hatte auch überhaupt keine Zeit dazu. Denn sie musste sich für ihr Date vorbereiten. Es war mehr oder weniger ein Blind-Date, mit einem Alpha, der angeblich zu 88% zu ihr passte. Egal, was Winn sagte, vielleicht gab es doch einen Algorithmus für Liebe.
Zumindest gut auszusehen kann dabei ein wenig nachhelfen, dachte sie sich und rief die einzige Person an, von der sie wusste, dass sie sie in diesem Fall nicht im Stich lassen würde – ihre Schwester Alex.
„Ich fliege in wenigen Stunden nach Genf, Kara. Ich habe eigentlich keine Zeit", meinte ihre Schwester zu ihr, als sie vor ihrer Wohnungstüre auftauchte.
„Ja, ja, ich weiß, es dauert auch nur ganz kurz. Du musst mir helfen mir ein Outfit für mein Date auszusuchen!", versicherte Kara ihrer Alpha-Schwester.
„Ja, das muss ich wohl. Du bist eine Katastrophe, wenn es um die Liebe geht", seufzte Alex wissend, „Und vergiss nicht…"
„… die Beine geschlossen zu halten und den Kopf aufrecht, ja ich weiß. Das ist nicht mein erstes Date mit einem Alpha", erinnerte sie Kara, „Und diesen Vortrag hältst du mir schon seit ich fünfzehn war."
„Nun, dann weißt du hoffentlich irgendwann mal alles, was du wissen musst. Hier nimm das Blaue. Das ist deine Farbe", meinte Alex, drückte Kara das entsprechende Kleid in die Hand, und war dann schon wieder halb bei der Türe heraus, „Ich muss zum Flughafen. Schreib mir wie es war, wenn dein Date vorbei ist."
„Und lass du mich wissen, wenn du gut in Genf angekommen bist!", rief Kara ihr noch hinterher.
Das Date lief furchtbar. Kara war bewusst, dass es nicht gut lief, aber erst als sich der Alpha entschuldigte um zu telefonieren und dann stattdessen die Rechnung bezahlte, wurde Kara bewusst wie schlecht es lief. Vielleicht hat Winn ja doch recht ….
Und dann sah sie es. Den Bericht am Fernseher, dass Flug 237 nach Genf in Schwierigkeiten war und drohte abzustürzen. Alex. Nichts konnte sie mehr halten. Rein gar nichts. Nicht, wenn Alex in Gefahr war.
Es war lange her, dass sie das letzte Mal geflogen war. Sie war sich nicht einmal mehr sicher, ob sie es noch konnte. Doch sie schaffte es abzuheben und das abstürzende Flugzeug einzuholen. Okay, soweit so gut, aber was würde Clark jetzt tun? … Das Flugzeug auffangen und irgendwo sicher absetzen, schätze ich. Also gut.
Sie atmete tief durch und machte sich an die Arbeit. Es klang leichter als es war. Das Flugzeug war verdammt schwer! Und Kara hatte noch nie versucht etwas so schweres im Flug abzufangen. Doch als sie es sicher im Wasser des Flusses abstellte, fühlte sie sich so wie noch niemals zuvor in ihrem Leben: Erfüllt. Glücklich. Richtig. Zum ersten Mal, seit sie die Erde erreicht hatte, fühlte sich alles richtig an.
Zumindest so lange bis Alex in ihre Wohnung gestürmt kam und sie für ihre Heldentat zusammenstauchte. „Wir haben schon öfter darüber gesprochen! Du sollst so etwas nicht machen, Kara!", beschwerte sie sich.
Kara hatte sich eigentlich erhofft, dass Alex stolz auf sie sein würde, doch stattdessen… Sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen. Alex ging, und Kara fühlte sich schlecht. Warum nur konnte sich ihre Schwerster nicht für sie freuen?
Ich kann nicht glauben, dass sie das getan hat! Sie weiß, wie riskant das alles ist! Dad ist weg, weil wir sie aufgenommen haben und sie beschützt haben. Das ist viel zu gefährlich für sie!
Alex sollte es ja wissen, denn immerhin arbeitete sie für das DEO, die geheime Regierungsbehörde, die sich mit außerirdischen Lebensformen auf der Erde auseinandersetzte. Sie hatte unter anderem damit begonnen für diese Organisation zu arbeiten um ihre Schwester zu schützen. Ein braver Alpha beschützten seinen Omega, und obwohl sich Alex nicht wirklich als Karas Alpha ansah, war sie es irgendwie doch.
Und trotzdem hört sie nicht auf mich. Sie wird auch diesmal nicht auf mich hören. Und weiter herumfliegen und die Heldin spielen. Sie seufzte. Seit Kara in ihr Leben getreten war, war sie unweigerlich immer der Mittelpunkt von diesem. Ihretwegen hatte Alex alles andere zurückgestellt und angepasst: Karriere, Freunde, Liebe.
Und sie tat das auch alles gern, aber der Gedanke daran, dass all ihre Opfer nun umsonst sein sollten, dass Kara nun aus dem Nichts heraus entscheiden sollte, dass sie ihre Kräfte doch einsetzen wollte…. Ich bin diejenige von uns beiden, die die Erde beschützt. Und sie ist es, die von mir beschützt wird. Das war bisher immer so. Warum muss es sich jetzt ändern?
Wenn Kara herumflog und sich Gefahren aussetzte, wie sollte Alex sie dann noch beschützen? Alex war es gewohnt andere zu beschützen, doch wenn sie das nicht konnte, wozu war sie dann überhaupt gut?
Am nächsten Morgen war Kara immer noch deprimiert, doch als sie CatCo betrat, war es als würde sie eine neue Welt betreten. Alle redeten nur über sie. Winn ätzte darüber, dass sie kein Kostüm getragen hatte, und die anderen versammelten sich um Cat Grant herum um über sie zu reden. Die Frau in Blau, die das Flugzeug gerettet hatte.
Cat war begeistert. „Das ist es, was ich brauche um den Tribune zu retten", erklärte sie, „Das ist es, wovon die Welt lesen will. Von einer Superheldin. Superman war gestern, sie ist heute. Wer ist sie? Was macht sie? Woher kommt sie? Warum taucht sie gerade jetzt auf? Ich will ein Interview, Exklusivberichte, Fotos. Ich will alles über sie wissen! An die Arbeit!"
Kara fühlte Stolz. Stolz und Zufriedenheit, die Alexs Enttäuschung über ihre Taten beinahe abgetötet hätte. Das ist es, was ich machen will, wurde ihr klar, Das und nichts anderes.
Doch alleine konnte sie es nicht tun.
„Winn, komm mit mir aufs Dach, ich muss dir was zeigen!", zischte sie dem Informatiker zu.
„Aufs … Dach?!"
Und dann waren sie beide am Dach. „Winn, was ich dir jetzt sage, wissen außer dir nur drei anderen Menschen auf diesem Planeten. Es gibt etwas, das ich mein Leben lang geheim gehalten und verleugnet habe. Einen Teil von mir, den ich bisher unterdrückt habe, aber nicht mehr unterdrücken kann…", begann sie.
Winn blinzelte. Dann meinte er: „Oh, willst du mir auf diese Art sagen, dass du nur Frauen magst? Wolltest du deswegen nie mit mir ausgehen?"
Nun war es an Kara zu blinzeln. „Was? Nein! Winn, ich bin sie!", erklärte sie dann.
„Sie? Welche sie?", wunderte sich Winn.
„Die Frau, die das Flugzeug gerettet hat!"
Winn … lachte. Er lachte ungläubig. Das war zu viel. Wenn er es ihr nicht glauben wollte, dann musste sie es ihm wohl zeigen. Sie ging zum Rand des Daches.
„Kara, was? Nein, warte, was….!", rief Winn erschrocken, als sie sich vom Dach stürzte und dann wieder in die Lüfte aufstieg und über dem Dach herum zischte und schließlich wieder vor ihrem Freund landete.
„Du … du bist sie!", entfuhr es dem Beta begeistert.
Kara nickte. „Ja, das bin ich. Und ich will helfen. Du hast gesagt, sie braucht ein Kostüm, damit sie etwas darstellt, und du hattest recht! Hilf mir etwas zu finden, indem ich meine Arbeit machen kann. Hilf mir meine Arbeit zu machen. Du kannst die Notrufe abhören, damit ich weiß, wo ich hin muss. Sei mein Freund Winn, der Freund, der mir dabei hilft eine Heldin zu sein."
Kara Danvers war in Wahrheit Supermans Cousine, wer hätte das gedacht? Kara, der verführerische Omega, der in Winn niemals etwas anderes sehen wollte als einen guten Freund. Nun vielleicht erklärte die Tatsache, dass sie ein Alien war ihre Unerreichbarkeit. Und nun, da er wusste, wie besonders sie war, würde er sie niemals für sich gewinnen können, nicht wahr?
Aber zumindest konnte er ihr helfen. Von allen Leuten hatte sie sich ausgerechnet an ihn gewandt. Das musste doch etwas wert sein, oder? Natürlich kannte sie seine Vorgeschichte nicht. Ansonsten hätte sie sich vielleicht niemals an ihn gewandt.
Aber seine Vorgeschichte war auch einer der Gründe dafür, warum er so schnell bereit war sie zu unterstützen, ihr ein Kostüm zu machen, für sie den Polizeifunk abzuhören….
Nach allem, was sein Vater getan hatte, war das die Gelegenheit für Winn ein wenig Wiedergutmachung zu leisten. Den Leuten zu helfen anstatt sie zu verletzen. Er war der Sidekick einer Heldin. Was für ein unfassbares Gefühl! Und wie gut es tat. Es fühlte sich richtig an und wichtig. Viel wichtiger als alles, was er bei CatCo tat. Er war Teil etwas Größeren, etwas, das aus ihm mehr machte als nur Winn Schott den Beta, etwas das aus ihm mehr machte als nur Toymans Sohn.
Heldin zu spielen war aufregend. Egal, was Alex davon hielt, für Kara war es wunderbar. Sie half Menschen, rettete Leben. Ja, sie war noch eine Anfängerin. Sie schredderte ein Kostüm nach dem anderen, und war nicht immer so erfolgreich, wie sie es sich wünschte, aber sie half, und darauf kam es im Endeffekt doch an, oder?
Bis sie eines Tages entführt wurde. Verwirrt fand sie sich an eine Liege gebunden an einem fremden Ort wieder. „Wir haben dich mit den Extrakt eines Gesteins von deiner Heimatwelt betäubt", erklärte ihr der dunkelhäuigte männliche Beta, der vor ihr stand, „das deinesgleichen schwächt. Du wusstest nicht einmal, dass es so etwas gibt, nicht wahr?"
Nein, das hatte sie nicht gewusst. Und wo war sie, und warum war sie hier?
Und dann kam auch noch Alex herein und band sie los, und … Kara wurde klar, was hier vor sich ging. Sie war von einer geheimen zwielichtigen Regierungsbehörde gefangen worden, einer Behörde, für die Alex arbeitete!
„Ich bin Hank Henshaw, der Direktor des DEO. Unsere Behörde wurde gegründet um extra-terrestrische Aktivitäten auf der Erde zu überwachen", erklärte ihr der Beta, „Und deine Kapsel, mit der du zur Erde kamst, steht hier bei uns um uns immer daran zu erinnern, warum wir tun, was wir tun."
„Superman kam schon dutzende von Jahren vor mir auf die Erde!", verteidigte sich Kara.
„Aber er kam allein. Du hingegen hast Gesellschaft mitgebracht. Fort Rozz", erklärte ihr der Direktor.
Und so erfuhr Kara, dass sich das kryptonische Hochsicherheitsgefängnis in die Phantomzone geschleudert worden war, und sich ihre Kapsel in diesem verhakt hatte, als sie in die Zone eingetreten war, und das ihre Kapsel das Gefängnis aus der Phantomzone herausgezogen hatte, und es auf der Erde abgestürzt war. Und das seit dem außerirdische Schwerverbrecher auf der Erde herumliefen.
„Ich kann euch helfen sie zu fangen. Wir können zusammenarbeiten", meinte Kara.
„Oh, nein, du kannst uns nicht helfen. Wir setzen alles daran die Existenz von Außerirdischen geheim zu halten, während du in Kostüm und Cape über die Stadt fliegst und für nichts als Ärger sorgst", widersprach ihr Hank Henshaw, „Du bist nicht einmal besonders gut in dem, was du tust. Fang lieber wieder damit an für andere Kaffee zu holen. Darin warst du besser, wie es scheint."
Kara war empört. So ein sexistischer Angriff auf sie. Henshaw schien einer dieser Betas zu sein, die glaubten ein Omega könnte nicht kämpfen und wäre zu nichts anderem gut als typische Omega-Arbeit. Nun ja, auf der Erde wussten sie ja auch nichts von Omega-Kriegern, nicht wahr?
Aber was sie an dieser ganzen Sache wirklich schockierte, war nicht Henshaw, sondern Alex.
Als sie wieder Karas Wohnung erreicht hatten, versuchte Alex sich zu entschuldigen. „Ich wollte es dir schon so oft sagen, aber ich war zur Geheimhaltung verpflichtet. Bitte sei nicht sauer!", bettelte der Alpha.
„Findest du nicht, dass es sein seltsamer Zufall ist, dass ausgerechnet du, deren Ziehschwester ein Alien ist, von einer geheimen Anti-Alienorganisation rekrutiert wirst?", wollte Kara von ihr wissen.
Alex warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du denkst also, ich wurde nur wegen dir rekrutiert?!", vergewisserte sie sich.
„Nun, …ja."
Nun schien Alex wütend zu werden. „Zu deiner Information: Ich wurde rekrutiert, weil ich durch mein Hintergrundwissen in Bio-Chemie perfekt für diesen Job qualifiziert war. Und ja, die Tatsache, dass ich mir viele Jahre lang ein Badezimmer mit einem Alien geteilt habe, hat auch nicht geschadet", meinte Alex spitz und rauschte dann beleidigt ab.
Kara unterdrückte den Wunsch sich entschuldigen. Sie hasste es mit Alex zu streiten, und als Omega bevorzugte sie sowieso Harmonie vor Konflikten, doch im Moment hatte sie keine Lust sich zu entschuldigen. Sie war gerade entführt worden. Und hatte erfahren, dass durch ihre Schuld ein Haufen Verbrecher die Erde unsicher machten. Das musste sie erst einmal verdauen.
Und auch der kommende Tag wurde nicht besser. Cat Grant hatte sie ausgerechnet Supergirl getauft! Und als sich Kara darüber beschwerte, wäre sie auch noch fast entlassen worden, wenn nicht James mit einem Foto von „Supergirl" aufgetaucht wäre, das laut ihm angeblich Kara organisiert hatte.
„Wenn Sie etwas geleistet haben, Kira, dann sollten Sie nicht zögern den Ruhm dafür einzuheimsen", meinte Cat, und Kara nahm das als „Sie dürfen Ihren Job behalten, obwohl Sie mich angeschrien haben und meinen Geschmack, was Namen angeht, in Frage gestellt haben, weil Sie etwas richtig gemacht haben". Nur, dass Kara nichts richtig gemacht hatte. Das war James gewesen, nicht wahr?
„Ich kann meine Kämpfe selbst ausfechten!", warf Kara James wütend vor, kaum, dass sie Cats Büro verlassen hatten, „Ich bin kein Omega in Nöten!"
Doch, was auch immer der Alpha darauf zu sagen hatte, sie hörte es nicht. Was sie hingegen hörte, war eine Herausforderung, die nur für sie bestimmt war. Eine Herausforderung zum Kampf.
Ich werde es ihnen allen zeigen. Alex, Henshaw, James, Cat! Ich bin nicht nur irgendein Omega-Mädchen, ich bin eine Kriegerin. Ich bin die Omega-Kriegerin, die ich immer habe sein wollen, dachte sie und flog los zum Duell.
Ihr Gegner war ein außerirdischer Alpha mit Kopfkamm, der sich Vartox nannte und, der Omegas nicht ernst nahm – weder als Krieger noch als Individuen. „Bei uns zu Hause knien Omegas vor ihren Alphas, sie spielen sich nicht als Krieger auf", belehrte er Kara, bevor er sein Bestes versuchte um sie zu töten, und das auch fast schaffte – er besaß eine Waffe, die ihre Haut durchschneiden konnte.
„Tochter von Alura, deine Mutter hat uns Unrecht getan. Aber da ich mich an ihr nicht rächen kann, räche ich mich an dir!", verkündete er noch, als er ihr einen Teil seiner Waffe in die Schulter jagte.
Kara wäre vermutlich gestorben, wenn nicht Alex und das DEO aufgetaucht wären und ihre Gegner mit einem schießenden Hubschrauber verjagt hätten. Er hat mich verletzt, noch nie hat mich irgendjemand verletzt. Wie … wie ist das nur passiert und was … was hat das alles mit meiner Mutter zu tun?!, fragte sie sich noch, als sie abtransportiert wurde.
Alex entfernte ihr den Splitter von Vartoxs Waffe aus der Schulter. „Vielleicht sind Sie doch nicht ganz so unnütz, wie ich dachte. Mit dem hier können wir etwas anfangen", meinte Henshaw in Bezug auf den Splitter, und Kara hatte nicht die Kraft diesen erneuten Angriff an sich abprallen zu lassen. Es war in letzter Zeit einfach zu viel gewesen, aber das Schlimmste kam erst noch, nicht wahr?
„Er kannte meine Mutter", meinte sie.
Alex seufzte. „Deswegen wollte ich nicht, dass du von der ganzen Sache erfährst. Ich wusste, dass du dir selbst die Schuld geben würdest. Alura Zor-El war die Richterin, die sämtliche Insassen von Fort Rozz zu ihrer Strafe dort verurteilt hat", erklärte sie entschuldigend.
Natürlich. Das passte doch. Ihre Kapsel hatte einen Haufen Leute, die von ihrer Mutter eingesperrt worden waren, zur Erde gebracht. Und Kara war nicht in der Lage dazu sie zu stoppen. Sie war zu gar nichts in der Lage. Sie war eine einzige Enttäuschung.
Wie naiv ich war. Ich dachte, ich hätte endlich meine Bestimmung gefunden, aber stattdessen … Stattdessen fühlte sie sich verlorener als jemals zuvor.
Sie schlich deprimiert in ihre Wohnung zurück und bereitete sich darauf vor den Rest ihres Lebens mit Kaffeholen und Telefonieren zu verbringen und weiterhin immer von großen starken Alphas wie Alex oder James aus jeder brenzligen Situation gerettet werden zu müssen. Denn obwohl sie stärker war als alle anderen, war sie offenbar nicht stark genug.
Alex hämmerte an ihre Türe. „Kara, lass mich rein, ich muss mit dir reden!", verlangte sie, „Ich weiß, dass du mich sehen kannst!" Aber Kara hatte keine Lust zu reden.
„Hör mal, ich weiß, du machst dir Vorwürfe und willst alles sein lassen, aber ich bin anderer Meinung. Ich weiß, was ich vorher gesagt habe, aber ich habe mich geirrt", behauptete Alex, „Weißt du, bevor du aufgetaucht bist, war ich immer der Star in unserer Familie. Das hat sich geändert, als du kamst. Plötzlich drehte sich immer alles um dich. Und als du dich entschieden hast deine Kräfte nicht zu benutzen, da war ich erleichtert. Ich weiß auch nicht, aber, dass du dich kleiner gemacht hast, als du bist, hat mich irgendwie größer gemacht. Aber so sollte es nicht sein. Wir können beide groß sein, jede auf ihre Art. Ich weiß das jetzt. Ich glaube an dich. Ich glaube daran, dass du Vartox besiegen kannst."
Kara gab nach und öffnete die Türe. „Woher willst du das wissen?", verlangte sie zu erfahren.
„Weil deine Mutter auch dieser Meinung war", erklärte Alex und hielt Kara einen kryptonischen Hologramm-Würfen entgegen.
Nachdem sie die Aufzeichnung ihrer Mutter gehört hatte, gehört hatte wie diese darüber sprach, dass sie ihr eigenes Schicksal wählen sollte, beschloss sie genau das zu tun. Sie würde nicht mehr auf das hören, was die anderen sagten, sondern nur noch auf sich selbst. Alex glaubte an sie, ihre Mutter hatte an sie geglaubt. Das reichte ihr.
Hank Henshaw war nicht begeistert sie wieder im DEO zu sehen. Aber Alex betonte, dass Kara vermutlich die Einzig war, die Vartox besiegen könnte.
Also stellte sie ihn noch einmal, und diesmal besiegte sie ihn sogar. „Du denkst du hast gewonnen, Omega, aber wenn der General kommt, dann wirst du dein blaues Wunder erleben!", behauptete Vartox, bevor er seinem Leben mit seiner eigenen Waffe ein Ende setzte um nicht in Gefangenschaft zu geraten.
Die Ankündigung dieses ominösen Generals sollte Kara wohl beunruhigen, doch sie war von Natur aus eine positive Person. Er war es wichtiger, dass sie allen, und vor allem sich selbst, bewiesen hatte, wozu sie fähig war, und dass sie sich mit Alex wieder versöhnt hatte. Sie blickte einer glorreichen Zukunft entgegen, in der sie endlich das tat, was ihr immer bestimmt gewesen war.
Das dachte auch Clark, der ihr durch James seine Babydecke für ihr Cape zukommen ließ.
„Wenn er immer wollte, dass ich das mache, warum hat er es mir dann nicht einfach gesagt?", wollte sie wissen.
„Weil er wollte, dass du deine eigene Entscheidung triffst", erwiderte James, der Alpha, der immer schon gewusst hatte, wer sie war, auch wenn er ihr das nie so direkt gesagt hatte.
Ja, ihr Leben als Supergirl würde weitergehen (vielleicht hatte Cat ja recht, und der Name war gar nicht so schrecklich. Vielleicht.), mit ihrem besten Freund Winn an ihrer Seite („Heißt das die Superfreunde sind zurück?" „So nennen wir uns nicht. Niemals!") und der Unterstützung ihrer Schwester konnte sie sich jeder möglichen Gefahr stellen, davon war sie überzeugt.
„Sehen Sie, ich habe ja gesagt, dass wir uns auf sie verlassen können", meinte Alex Danvers zu ihm, nach dem Sieg ihrer Schwester über Vartox.
„Ich werde ihr niemals vertrauen, sie ist ein Alien", erwiderte er darauf, da das etwas war, dass Hank Henshaw gesagt hätte.
Alex zog eine Grimasse, dann wandte sie sich noch einmal an ihn: „Haben Sie mich nur rekrutiert, weil sie mein Schwester ist?`"
Er wog seine Antwort nur kurz ab. „Wegen ihr wurden Sie rekrutiert, doch der Grund warum Sie bleiben durften waren Sie", erwiderte er. Er wusste, dass es das war, was sie hören musste. Dass sie es brauchte um ihre Zweifel im Zaum zu halten, um nicht ständig das Gefühl zu haben im Schatten ihrer Schwester zu stehen.
Er konnte das gut verstehen, er selbst stand ständig im Schatten von Hank Henshaw. Der so etwas aufbauendes vermutlich niemals zu einem seiner Agenten gesagt hätte, nicht einmal zu jemanden, der so gut war wie Agent Danvers. Aber er war nicht der menschliche Beta Hank Henshaw. Er war der marsianische Omega J'onn J'onzz. Und er konnte sich nicht 24 Stunden am Tag verstellen, das war zu anstrengend.
Er tat, was er tat, um Jeremiah Danvers zu ehren, doch er war nur bereit so weit zu gehen, wie er gehen konnte und wollte. Hank Henshaw war ein vom Hass zerfressener Mann gewesen, J'onn versuchte Hass in jeder Form abzulehnen, da er gesehen hatte, wohin dieser führte. Nie wieder sollte einem anderen Volk wiederfahren, was seinem wiederfahren war.
Doch solange er vorgeben musste Hank Henshaw zu sein, konnte nicht so viel tun, wie er eigentlich tun wollte um andere zu beschützen. Doch wenn jemals herauskommen würde, dass er nicht Hank Henshaw war, nun, dann würde er vermutlich gar nichts mehr für andere tun können.
Und so fuhr er fort das Leben eines Mannes zu leben, der er nicht war, und den er verachtete um das Leben eines besseren Mannes zu ehren und das Volk seiner neuen Wahlheimat zu beschützen. Vor allem, was ihm gefährlich werden konnte, selbst wenn diese Gefahr ein Kryptonier wäre.
Fin.
A/N: Der „Supergirl"-Pilotfilm ist sehr anders als der von „Arrow". Es kommen zwar alle Hauptfiguren vor, aber eigentlich dreht sich fast alles um Kara. Alex bekommt als einzige schon eine nähere Charakteristik. Deswegen ist dieser One-Shot hauptsächlich Kara, und für die anderen habe ich auf Dinge zurückgegriffen, die teilweise erst im Verlauf der 1. Staffel offenbart wurden.
Manchmal vermisse ich die 1. Staffel von „Supergirl", deren Missionstatment nicht so sehr der Feminismus war, sondern eher die Idee „Was haben uns die B-Charaktere der Superman-Lore eigentlich zu sagen? Oh, wenn man darüber nachdenkt eine ganze Menge". Diese simple Grundidee war der eigentliche Grund, warum ich mich in diese Serie verliebt habe. Und sie fehlt mir manchmal, auch wenn sie nie ganz vergessen wurde (wir hatten Mon-El statt Clark, Lena statt Lex, Lillian statt Lionel, Maggie statt Montoya, Brainy statt Brainiac etc.), war die Serie damals vielleicht eine Spur besonderer als sie es heutzutage ist, wo sie es sich in der SJW-Ecke bequem gemacht hat und alles andere (und vor allem alle anderen) fallen lässt, sobald es irgendwelchen Mächten hinter den Kulissen in den Kram passt.
Nächstes Mal: Der Flash.
Bis dahin: Reviews?
