III. Beginnings: The Flash


Zeitrahmen: Diese Fic spielt hauptsächlich zu Beginn der ersten Staffel von „The Flash"

Zusätzliche Warnings: Tod, Koma, Spoiler bis zur fünften Staffel (Charaktere und Hintergründe)

Zusätzliche Pairings: Barry/Felicity, Barry/Oliver, Caitlin/Ronnie


Vor vierzehn Jahren wurde Barry Allens Mutter ermordet. Die Zeitungen machten ein großes Spektakel daraus – „Omega wendet sich gegen seinen Alpha und tötet ihn. Sohn einziger Zeuge." Das war die offizielle Variante, aber nicht die Wahrheit. Barry kannte die Wahrheit. Er wusste nämlich, dass sie drei in dieser Nacht nicht allein in ihrem Haus gewesen waren. Er wusste, dass noch jemand da gewesen war – ein Mann in Gelb, der sich so schnell bewegt hatte, dass ihn niemand anderer hatte sehen können. Aber Barry hatte ihn gesehen. In dem Moment, bevor er sich ohne jede sinnige Erklärung auf der Straße vor ihrem Haus stehende wieder fand.

Als er zum Haus zurückkam, wurde sein Vater gerade in Handschellen abgeführt und versicherte allen, die es hören konnten, dass er unschuldig wäre. Und seine Mutter, seine Mutter war tot.

Joe war dort. Joe war die Barrys Vater ein Omega, und er war Polizist, wenn er ihn nicht in die Arme geschlossen hätte und von der Leiche seiner Mutter fortgeführt hätte, dann wüsste Barry nicht, was geschehen wäre. Aber so war er nicht alleine, so war jemand da, der ihn auffing, sich um ihn kümmerte. Zu ihm hielt und ihn mit nach Hause nahm. Nach Hause zu Iris.

Iris war Barrys beste Freundin, und er hatte Gefühle für sie, die er im zarten Alter von elf noch nicht wirklich verstand, aber er wusste, dass er eines Tages ihr Gefährte sein wollte. Das wusste er. „Mein Dad war es nicht. Er ist unschuldig", erklärte er Iris, die immer noch wach war und auf seine und Joes Ankunft in ihrem Heim gewartet hatte.

„Ich glaube dir", versicherte ihm Iris, und Barry fühlte sich geborgen und willkommen. „Barry", sagte Iris zu ihm, „Du riechst nach Omega." Ihre Nase kräuselte sich auf süße Weise, als sie das sagte.

„Und du nach Alpha", erwiderte er, weil es stimmte.

Iris nahm seine Hand und führte ihn zu dem vorbereiteten Bett, in dem er schlafen sollte. Barry konnte spüren, wie Joes Augen ihn besorgt folgten. Er konnte immer noch nicht fassen, was geschehen war, den Anblick seiner toten Mutter nicht abschütteln, den Anblick seines Vaters, der abgeführt wurde. Aber zumindest war er nicht alleine. Er hatte Iris und Joe, er hatte eine Familie. Und das war gut so.

Damals wusste er noch nicht, dass der einzige Mensch, der ihm jemals glauben würde, dass sein Vater unschuldig war, Iris West war.


Mit elf war Barrys Leben auseinandergebrochen. Mit 25 hatte sich auf gewisse Weise verändert, auf andere wiederum gar nicht. Er arbeitete als Assistent für die CSI-Abteilung des CCPDs. Sein Vater saß wegen Mordes an seiner Frau im Gefängnis, und der Einzige, der daran arbeitete seine Unschuld zu beweisen, war Barry.

Er jagte obskuren Fällen mit übernatürlichem Einschlag hinterher, in der Hoffnung Beweise dafür zu finden, dass es etwas Übernatürliches gab, das man nachweisen konnte. Wenn er in der Lage wäre der Polizei zu beweisen, dass er mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gab als nur harte Fakten, dann hätte sein Dad vielleicht eine Chance darauf freigelassen zu werden.

Barrys Problem war nur, dass sein Chef Captain David Singh, ein oft schlecht gelaunter Beta, es nicht zu schätzen wusste, wenn Barry seinen Dienst vernachlässigte um Fox Mulder zu spielen, wie er es nannte. Zuletzt hatte er sich sogar ohne Erlaubnis nach Starling City aufgemacht, weil er Gerüchte über einen Mann gehört hatte, der Stahl verbiegen konnte. Der Überfall auf Queen Consolidated bot ihm die Gelegenheit sich einzumischen und ein wenig mehr über diesen geheimnisvollen Täter und den Vigilanten von Starling City herauszufinden. Dieser war in Wahrheit niemand anderer als der vor eineinhalb Jahren von den Toten zurückgekehrte Alpha Oliver Queen, und er war nicht besonders erfreut darüber, dass seine Assistentin Felicity Smoak, ein süßer Beta, Barry in sein Geheimnis einweihte.

Er war überhaupt nicht sehr begeistert von Barry, wie es schien. Als er herausfand, dass Barry darüber gelogen hatte, dass er in offiziellen Auftrag hier war, wollte er ihn am Liebsten persönlich in den nächsten Zug nach Central City setzen, wie es schien, doch dann schien er es sich anders zu überlegen und holte Barry zurück, damit dieser mit Felicity auf der Feier für seine Mutter tanzen konnte. Also wusste Barry nicht ganz, was er von der ganzen Sache halten sollte. Und dann rettete er Olivers Leben, woraufhin sich dieser als vollkommen undankbar erwies, und Barry fühlte sich ein wenig verletzt, da der Vigilant von Starling City sein persönlicher Held war, und von seinem Helden behandelt zu werden als wäre man der Feind war schlimm genug, aber von einem Alpha als Omega so behandelt zu werden, tat wirklich weh. Doch offenbar halluzinierte Oliver und stand deswegen unter größeren Stress.

Barry beschloss also dem Alpha zu verzeihen und seine Angriffe nicht persönlich zu nehmen. Mit Ausnahme von Felicity und seinem Freund und Mit-Alpha John Diggle schien Oliver jeden so zu behandeln. Und hinzu kam, dass es offensichtlich war, dass Oliver nicht wusste, wie man mit Omegas umging, und ihre Gegenwart alleine reichte scheinbar aus um ihn zu verunsichern. Und Barry fand das irgendwie ganz süß.

Aber er würde weder mit Oliver Queen noch Felicity Smoak glücklich werden, das wurde ihm schmerzhaft bewusst, nicht solange er immer nur an Iris denken konnte. Iris West, seine Heldin, sein Alpha, seine beste Freundin, und seine Ziehschwester, sie war es, die er in Wahrheit liebte, schon geliebt hatte, als er elf Jahre gewesen war, und solange er nicht zumindest versuchte sie für sich zu erobern, indem er ihr seine Gefühle gestand, würde er in seinem Liebesleben niemals weiter kommen. Soviel machte ihm dieser Trip nach Starling City klar.

Auf der Rückfahrt nach Central traf er im Zug auf Professor Martin Stein, eines seiner wissenschaftlichen Idole, und diese Begegnung festigten seinen Entschluss Iris die Wahrheit zu sagen. Das schuldete er ihr. Vielleicht würde nichts daraus werden, aber er wollte einfach nicht mehr weiter mit der Unwissenheit leben.

Und er hatte sich mit ihr verabredet, sie wollten gemeinsam zur Aktivierung des StarLabs-Teilchenbeschleunigers gehen. Harrison Wells, ein anderes wissenschaftliches Idol von Barry, hatte vor seinen selbstgebauten Teilchenbeschleuniger noch heute in Betrieb zu nehmen, und Barry konnte es kaum erwarten. Durch den neuen Beschleuniger würde die Wissenschaft revolutioniert werden, davon war er überzeugt.

Allerdings sah es ganz danach aus, als ob Barry den historischen Moment versäumen würde, denn die Mardon-Brüder hatten wieder einmal in der Stadt gewütet, und Joe und Singh wollten, dass Barry ihnen half sie zu finden. Und es waren sowieso schon beide schlecht auf ihn zu sprechen, weil er sich unerlaubt nach Central aufgemacht hatte. Und Joes Partner Fred Chyre war wütend auf Barry, weil der den Kugelschreiber seines Vaters dazu benutzt hatte um forensische Beweise zu sichern.

Also wollte Barry versuchen die Herkunft der Exkremente, die sie am Tatort gefunden hatten, zu bestimmen, bevor er zu StarLabs aufbrach. Und tatsächlich konnte er die Anzahl der möglichen Verstecke für das Brüderpaar auf vier Farmen in der näheren Umgebung einengen, was Joe scheinbar ausreichte um ihn zu StarLabs gehen zu lassen - mit einem reuigen Lächeln. Aber auch wenn die Wests Barrys Liebe zur Wissenschaft nicht verstanden, so kannten sie ihn gut genug um zu wissen, wie gerne er bei diesem historischen Moment dabei wäre. Deswegen begleitete ihn Iris auch dorthin.

„Iris, während ich in Starling City war, hatte ich Zeit nachzudenken. Darüber, dass ich Single bin, und du Single bist, und…", begann er gewillt die Gunst der Stunde zu nutzen.

„Ich weiß, was du sagen willst, Barry", unterbrach ihn Iris.

„Tatsächlich?", wunderte sich der Omega, „Ich denke nicht, dass…"

„Oh, doch. Es geht dir darum, dass wir beide zusammen aufgewachsen sind, fast so als wären wir Geschwister, obwohl wir das nicht wirklich sind", erklärte Iris.

„Ja das … ist richtig und ich….", fuhr Barry fort.

„… und da wir aber nicht wirklich Geschwister sind, zögerst du mir von deinem Liebesleben zu erzählen, weil du denkst, es könnte peinlich werden", vervollständigte Iris seinen Satz. Hoffnung keimte in Barry auf um gleich darauf zu zerschlagen werden, als sie fortfuhr: „Aber ich kann dir versichern, dass es nicht peinlich werden wird. Du kannst mit mir über alles sprechen. Es ist mir wichtig, dass du jemanden findest, der dich glücklich macht. Also, hast du in Starling City jemanden kennen gelernt?"

„Ähm, nun ja, vielleicht", erwiderte Barry etwas hilflos, den der Mut wieder verließ. Offenbar verfiel Iris nicht einmal auf die Idee, dass er Gefühle dieser Art für sie haben könnte. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher", meinte er dann wahrheitsgetreu, „Ihr Name ist Felicity, aber ich bin nicht sicher, ob wir beide zusammen passen."

„Oh, ich hoffe aber doch! Du hattest schon so lange keine Beziehung mehr, Barry! Du brauchst jemanden!", erklärte Iris optimistisch, „Sieh mal, wir sind da…"

Ihr Gespräch erstarb, als sie StarLabs erreichten, und sich durch die Menschenmasse kämpften, die sich davor versammelt hatte. Es war ein Podium vorbereitet worden, von dem aus Harrison Wells seine Pressekonferenz halten würde. Barry war schon aufgeregt. Endlich würde er den Mann außerhalb seines Fernsehers zu sehen bekommen, den er so sehr bewunderte. Harrison Wells war der brillanteste Alpha ihrer Zeit.

Dr. Wells und seine Mitarbeiter betraten das Podium, und die Pressekonferenz begann. Barry konnte seine eigenen Worte zu Iris in Wells Worten wiederhallen hören. Er grinste seinen Alpha vielsagend an, und sah dann, wie jemand versuchte Iris ihren Laptop zu entwinden und damit abzuhauen. Er wollte ihr schon zu Hilfe eilen, doch Iris West hatte einige Tricks von ihrem Vater gelernt, und hatte eigentlich vorgehabt auf die Polizeiakademie zu gehen, bevor sie sich anders entschieden hatte. Iris schlug den Möchtegerndieb zu Boden und entwand ihm den Laptop. „Versuch das noch einmal, Punk, und ich liefere dich persönlich bei der Polizei ab!", drohte sie dem jungen Beta, der sich so schnell wie möglich verschreckt aus dem Staub machte.

Iris lächelte Barry aufmunternd zu, und er lächelte zurück. Wie schön sie war. Doch die Frage einer Dr. DeVoe riss ihn aus dem Moment, die sich auf eine nicht sehr glaubwürdige Doomsday-Vorhersage bezog, an die auch die Gegendemonstranten zu glauben schienen, die mit ihren Schildern um die Pressekonferenz herum aufgestellt standen.

„Ich kann Ihnen versichern, dass all Ihre Sorgen unbegründet sind", erklärte Harrison Wells, „Nichts wird passieren, wenn der Teilchenbeschleuniger aktiviert wird. Nichts abgesehen davon, dass sich unser Verständnis von Wissenschaft über Nacht verändern wird. Davon können Sie sich als meine geschätzte Kollegin natürlich bedroht fühlen, Dr. DeVoe, aber glauben Sie mir, ich habe alles im Griff." Barry applaudierte zustimmend.

„Ist das wahr? Kann sich ein schwarzes Loch bilden und die Stadt verschlingen, wenn der Beschleuniger eingeschaltet wird?", wollte Iris, nach der Pressekonferenz von ihm wissen.

Barry grinste. „Ich würde ja hoffen, dass du dich endlich für die Wissenschaft begeistert, aber für mich hört sich das eher nach journalistischer Neugierde an", stellte er fest.

„Nun, ich arbeite nicht umsonst gerade an meiner Dissertation. Wenn ich es schon durchziehe, dann zur Gänze", erwiderte Iris, „Und vergiss nicht, dass es deine Idee war, dass ich Journalismus studiere, und keiner kennt mich besser als du. Aber jetzt sag schon. Müssen wir alle fluchtartig die Stadt verlassen?"

Barry schüttelte entschieden den Kopf. „Das ist alles nur Panikmache. Vor jeder bedeutenden wissenschaftlichen Innovation gibt es Zweifler und diejenigen, die sich bedroht fühlen. Wenn Dr. Wells der Meinung ist, dass nichts passieren kann, dann wird auch nichts passieren. Dieser Mann hat sich in seinem Leben noch niemals geirrt", beruhigte er den Alpha, „Und nur wer Mut beweist, kann Fortschritt erzielen."

Mut. Dabei brachte er nicht einmal den Mut auf Iris zu sagen, was er für sie empfand. Morgen. Morgen ist auch noch ein Tag. Morgen sage ich ihr, was ich für sie empfinde.


Doch an diesem Abend änderte sich Barry Allens Leben erneut blitzartig.

„Oh, nein, bitte, helft ihm! Er ist meine Familie!" Hörte sich das nicht an, wie Iris' Stimme? Was ist passiert? Ich erinnere mich nur, dass ein Unwetter aufgezogen ist und dann….


9 Monate später

Cant't read my, can't read my, he can't read my Pokerface ….

Er nahm fremde Stimme und fremde Gerüche wahr. „Was? Was ist los?!"

„AHH!" Jemand schrie erschrocken auf.

Barry richtete sich kerzengerade auf. „Was ist passiert?", wollte er wissen.

„Keine Sorge, alles wird gut. Sie befinden sich in StarLabs", erklärte ihm ein fremder weiblicher Beta, den er nicht kannte, „Wir haben uns hier um Sie gekümmert. Sie wurden vom Blitz getroffen und lagen im Koma."

„Ich bin in StarLabs und nicht im Krankenhaus? Warum …." Barry erblickte sein eigenes Spiegelbild. „Der Blitzschlag hat mir Muskeln verpasst?!"

„Eigentlich hätten sich Ihre Muskeln abbauen sollen, aber stattdessen findet eine unerklärliche Verdichtung in ihnen statt. Ich brauche eine Urin-Probe von Ihnen." Der Beta hielt ihm einen Plastikbecher unter die Nase.

„Wer seid ihr Leute?", wollte Barry irritiert wissen, und meinte damit den jungen brünetten Beta und den ebenfalls jungen männlichen Latino-Omega, der sich nun vor ihm aufbaute: „Ich bin Cisco. Und das ist Caitlin, ehm, Dr. Snow. Dieser Blitzschlag, der dich getroffen hat, hatte einige Nebeneffekte…."

„Was meinst du damit?", wunderte sich Barry, „Was ist passiert?"

Alpha-Geruch wehte in den Raum, und Barry drehte sich um. Dr. Wells kam in einem Rollstuhl in den Raum gerollt. „Was passiert ist, Mr. Allen, ist, dass ich Ihr Leben, mein Leben, und das von vielen weiteren Personen zerstört habe", erklärte er.

Offenbar hatten die Pessimisten doch recht gehabt. Der Teilchenbeschleuniger war explodiert, und es hatte 17 Tote und zahllose Verletzte gegeben. „Natürlich habe ich mich für alles, was passiert ist, verantwortlich gefühlt. Als ich von Ihrem Fall erfuhr, begaben Cisco, Caitlin, und ich uns ins Krankenhaus. Dort kam es immer wieder zu unerklärlichen Stromausfällen, die jedes Mal stattfanden, wenn Ihr Herz still zu stehen drohte. Tatsache ist, dass die Ärzte im Krankenhaus sie falsch diagnostiziert hatten. Ihr Herz wurde nicht langsamer, es wurde schneller, zu schnell für die Messgeräte. Detektive West und seine Tochter ließen sich davon überzeugen, dass wir hier in StarLabs besser für Sie sorgen können als die im Krankenhaus", erklärte ihm Dr. Wells, „In Ihrem Körper geschehen Dinge, die …"

Barry schüttelte den Kopf. „Hören Sie, ich bin Ihnen dankbar. Euch allen. Wirklich, aber …" Barry suchte nach den richtigen Worten. „Ich habe gerade 9 Monate meines Lebens verschlafen. Ich … muss Iris sehen. Und Joe. Und meinen Dad. …"

Dr. Wells nickte verständnisvoll. „Das kann ich verstehen, aber ich würde Ihnen wirklich empfehlen für weitere Tests hierzubleiben um….", begann er, doch Barry war schon im Gehen begriffen. „Ich melde mich wieder. Darf ich den StarLabs-Pullover behalten? Danke!" Er wusste selbst nicht, was mit ihm los war. Er wusste nur, dass er es verdammt eilig hatte. Warum konnte er nicht sagen, er wusste nur, dass er die Füße nicht länger stillhalten konnte.

Und, dass er seinen Alpha sehen musste.


Kaffees zu servieren war nicht das Leben, das sich Iris West immer erträumt hatte. Doch wann waren die Dinge für sie schon jemals so gelaufen, wie sie es sich erträumt hatte?

Als einziger Alpha in einem Haushalt mit zwei Omegas hatte sie früh gelernt zurückzustecken und es meistens auch gerne getan, aber manchmal machte es sie doch bitter sich vor Augen zu halten, dass ihr Leben vollkommen anders aussehen könnte, wenn die Dinge anders liegen würden. Ihr Traum Polizistin zu werden war weniger wegen ihrem Geschlecht ausgeträumt, sondern mehr wegen ihrem Vater. Sie hatte genug Empfehlungsschreiben besessen, die sie für ihre außergewöhnliche Selbstbeherrschung gelobt hatte, die Polizeiakademie hätte sie aufgenommen, obwohl sie ein Alpha war, wenn sie ihre Bewerbung nicht zurückgezogen hätte, davon war sie überzeugt.

Aber Zwischenfälle wie dieser waren in ihrem Leben selten genug, und sie sah ein, dass ihr Vater, nachdem er bereits ihre Mutter verloren hatte, mit dem Gedanken daran, dass seine Tochter täglich ihr Leben riskierte nicht umgehen konnte. Trotzdem, wenn sie auf die Akademie gegangen wäre, dann hätte sie nun einen richtigen Job und würde nicht Kaffees servieren und ziellos darauf warten, dass ihr etwas einfallen würde, das sie mit ihrem Journalismusstudium anfangen könnte.

Natürlich hätte sie sich einfach auf gut Glück bei den diversen Medien des Landes bewerben können, aber solange Barry im Koma lag, wollte sie nicht riskieren etwas zu beginnen, das sie von seiner Seite wegholen könnte. Er brauchte sie jetzt. Nicht, dass sie besonders viel für ihn tun könnte – sie besuchte ihn jeden Tag, hielt seine Hand, sprach mit ihm, aber nichts davon weckte ihn auf magische Weise, und das frustrierte sie. Sollte sie als Alpha nicht in der Lage sein ihrem Omega zu helfen?

Aber ist nicht dein Omega, nicht wahr? Nicht wirklich. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Sie hasste es einfach, dass es nichts gab, was sie tun konnte, und noch mehr hasste sie die Tatsache, dass sie dabei war sich an dieses Gefühl zu gewöhnen, und das nicht mehr so hart zu nehmen wie zu Beginn.

Das einzig Gute, was in den letzten neun Monaten in ihrem Leben passiert war, war Eddie. Und selbst das konnte sie nicht genießen, da sie ihre Beziehung zu dem Beta vor ihrem Vater geheim hielt. Noch. Sie wusste, dass sie ihm eines Tages davon erzählen musste, aber die Tatsache, dass Eddie und ihr Vater nun Partner waren, verkomplizierte alles. Allerdings wusste Iris es zu schätzen, dass Eddie ihren Vater bei der Arbeit den Rücken freihielt.

Joe West hatte sich das, was mit Barry geschehen war, fast noch mehr zu Herzen genommen als sie, und die Tatsache, dass er seinen Partner und seinen Omega-Sohn am selben Tag verloren hatte, setzte ihm schwer zu. Ein wenig stabilisierende Beta-Präsenz an seiner Seite konnte ihm nur gut tun. Aber Joe Wests Begeisterung für Eddie würde spürbar sinken, wenn er erst einmal dahinter käme, dass der Beta auch der Beta seiner Tochter war.

Wann ist mein Leben nur so kompliziert geworden?, fragte sich Iris und blickte auf ihre Uhr. Noch zwei Stunden, dann könnte sie Barry besuchen gehen. Sie war zu professionell um es sich anmerken zu lassen, aber sie zählte jede Sekunde bis dahin.

Und dann stand er plötzlich in der Türe. Iris konnte es nicht fassen und hielt es zunächst für einen Traum. Der vertraute Geruch, die vertraute Gestalt. Phantasierte sie schon? Doch die anderen schienen ihn ebenfalls zu sehen.

„Barry", hauchte sie. Er lächelte, als er sie sah, und sie fielen sich in die Arme.

„Barry, du bist aufgewacht! Aber warum hat uns StarLabs nicht angerufen?!"

„Ich bin gerade erst aufgewacht und wollte dich sofort sehen", erklärte Barry. Irgendwo in ihrem Hinterkopf warf das Fragen auf. Wenn er gerade erst aufgewacht war, warum rannt er jetzt schon draußen herum? Woher hatte er gewusst, wo er sie finden konnte? Und sollte er überhaupt herumrennen? Sollte jemand, der im Koma gelegen war, nicht eigentlich ganz anders wirken?

Aber all das spielte keine Rolle, da Barry in ihren Armen lag, und es ihm gut ging. Vielleicht war es ein Wunder, aber es war so, wie es sein sollte. „Wir hatten solche Angst um dich, Barry. Ich habe dich gefunden und dachte nicht, dass du es schaffen würdest. Und Dad … er und Fred haben die Mardons gestellt, und Fred wurde getötet, und die Mardons haben versucht mit einem Flugzeug durch den Sturm zu fliehen, und das Flugzeug wurde vom Unwetter zerstört, direkt vor Dads Augen", erzählte Iris, „Und dann all diese Herzstillstände. Ich dachte, ich sehe dich sterben…." Sie drückte seine Hand. „….. Und jetzt stehst du wieder vor mir."

Barry nickte und erwiderte den Druck. Eine von Iris' Kolleginnen stolperte hinter ihnen, zumindest beinahe. „Alles in Ordnung?", erkundige sich Iris besorgt, und ihre Kollegin nickte, doch es war Barry, der Iris Sorgen machte. Er starrte ihre Kollegin mit weggetretener Miene an und wirkte irgendwie so … als wäre er nicht ganz da.

„Barry?", fragte sie vorsichtig.

„Was? Oh, ja. Mir geht es gut", meinte er schnell. Zu schnell. Vielleicht hatte das Koma doch ein paar Nebenwirkungen. Nun damit war zu rechnen gewesen, oder?

„Hast du Dad schon gesehen?", fiel Iris dann ein.


Vor vielen Jahren hatte sich Joe West dazu entschlossen den besten Freund seiner Tochter zu adoptieren, und manchmal dachte er, dass er seit dem keine ruhige Minute mehr gehabt hatte. Er liebte Barry von ganzem Herzen, nicht weniger als Iris, die sein eigen Fleisch und Blut war, aber es war nicht immer leicht gewesen.

Barry, der auf der Unschuld seines Vaters bestand. Barry, der ausriss um seinen Vater im Gefängnis zu besuchen, obwohl Joe es ihm verboten hatte, und obwohl Henry Allen nicht wollte, dass er ihn besuchen kam. Barry, der sich weigerte seinen Namen zu ändern, obwohl er genau wusste, dass sein Nachname sofort jedem verriet, wer er war und was ihm widerfahren war. Barry, der sich nach dem Mord an seiner Mutter als Omega festigte und damit begann Nester zu bauen, immer mehr Nester. Barry, der sich an Iris klammerte, die sich daraufhin als Alpha festigte, was Joe wiederum vor eine ganze Reihe neue Herausforderungen stellte. Barry, der immer anderen Kindern helfen wollte, obwohl er selbst ständig gemobbt wurde. Barry, der so brillant war und sich trotzdem entschloss zum CSI zu gehen um so eines Tages in der Lage zu sein die Unschuld seines Vaters zu beweisen. Barry und seine Besessenheit von den seltsamen Fällen, von solchen, die keinen Sinn ergaben. Barrys Faszination mit all dem, die Joe ständig in die Lage brachte sein Kind vor seinen Kollegen und Freunden verteidigen zu müssen. Als ob es Joe als Omega bei der Polizei nicht sowieso schon schwer genug hätte. Barry, der ständig zu spät kam, sogar zur Arbeit. Barry, der sich unerlaubt nach Starling City absetzte. Barry, der vom Blitz getroffen wurde.

Barry hatte es Joe oft schwer gemacht, doch niemals so schwer wie damit. Joe dachte so oft, er würde den Jungen verlieren. Als Harrison Wells ihm Hilfe anbot, nahm er sie hauptsächlich deswegen an, weil er zu verzweifelt war um klar zu denken. Zumindest schien es ihm manchmal im Rückblick so. Und nun waren es schon neun Monate, und Joe begann sich zu fragen, ob sein Junge jemals wieder aufwachen würde. Und was tue ich, wenn das nicht der Fall ist?

Das war die Frage, nicht wahr? Niemals würde er Barry aufgeben, aber …. Wie lange sollten er und Iris sich noch leere Hoffnungen darauf machen, dass der Junge irgendwann wieder aufwachen würde, und alles so werden würde wie zuvor?

Und gerade, als er das dachte, spazierte Barry in das CCPD. Joe war sich einen Moment lang nicht sicher, ob er gerade einen Schlaganfall hatte, oder der junge Omega wirklich hereinkam. Doch dann umarmte er Barry, und der Junge fühlte sich fest und real in seinen Armen an. „Barry." Joe atmete erfreut seinen Duft ein. Sein Kind, sein Welpe, er war es. Am Leben und ganz.

Er musterte den Jungen aufmerksam und vergewisserte sich, dass jedes Haar an der Stelle saß, an der es sein sollte. Alles an Barry wirkte normal, wie immer. Vielleicht hatte er Harrison Wells doch Unrecht getan; irgendwie schien der Mann das Wunder vollbracht zu haben ihm sein Kind zurückzugeben.

„Allen, es freut mich dich zu sehen!" Eddie drängte sich an Joe vorbei und reichte Barry die Hand, und strahlte dabei auf diese überaus verdächtige Weise, auf die er immer zu strahlen schien, wenn es um Barry ging, seit er beim CCPD angefangen hatte, und Barrys Miene erhellte sich und verwandelte sich in eine aufgehende Sonne, wie es schien, als er erwiderte: „Danke, Eddie." Na toll, jetzt geht das schon wieder los.

Neun Monate, in denen ihm Eddie ein guter Partner gewesen war, der seine Schichten übernahm, damit er sein komatöses Kind besuchen konnte, hatten ihn das fast vergessen lassen. Das ganze „Oh, ich finde dich so wunderbar, tue aber so, als würde ich dich kaum zur Kenntnis nehmen"-Spiel hatte genau an dem Tag begonnen, als Eddie Thawne beim CCPD angefangen hatte. Detektive Pretty Boy hatte Barry nur riechen müssen um sich sofort „nach diesem Omega beim CSI" zu erkundigen. Als Omega-Vater besaß Joe einen untrüglichen Instinkt dafür, wenn jemand an seinem Kind interessiert war, und diese ach so unschuldige Bemerkung hatte ihn dazu veranlasst Detektive Thawne im Auge zu behalten, nur für alle Fälle. Und Barry, nun Joe wusste, wie Barry aussah, wenn er verknallt war. Eddie Thawne war unglücklicherweise genau Barrys Typ. Aber zum Glück hatten die beiden kaum miteinander zu tun gehabt. Bis jetzt eben. Aber nun, wo Eddie sein Partner war, würde sich das wohl ändern. Na toll, eine Sache mehr, die mir Sorgen machen muss.

Die anderen versammelten sich um Barry und begrüßten ihn erfreut zurück auf der Station. Iris stellte sich neben ihren Vater, der sich an seinen Schreibtisch lehnte und dem Treiben zusah. „Er stand mit einem Mal plötzlich im Jitters. Ich konnte es selbst kaum glauben", meinte sie.

„Er sieht gesund aus. Wirkt wie immer", sagte Joe und warf seiner Tochter einen fragenden Blick zu.

„Ist er auch, abgesehen von, … siehst du da. Schon wieder." Sie deutete auf Barry, der mit einem Mal abgelenkt wirkte und auf einen gerade frisch festgenommenen Verdächtigen starrte. Joe musterte den jungen Omega besorgt. Nein, er wirkte verwirrt, aber dann gleich wieder wie immer. Es wird schon nichts sein. Das Schlimmste haben wir hinter uns, oder?

„Miss West", begrüßte Eddie Iris.

„Detektive Thawne", erwiderte sie betont höflich.

„Joe, es gab einen Banküberfall!", meldete einer seiner Kollegen.

„Das heißt Arbeit. Eddie, los geht's", meinte Joe.

„Soll ich mitkommen?" Barry stand auf einmal vor Joe und wirkte eifrig.

„Oh, nein", erklärte dieser sofort, „du bist gerade erst aus dem Koma erwacht. Du schonst dich erst mal. Renn nicht alleine rum, und stell auch nichts an, ja?"

Barry zog eine enttäuschte Grimasse, aber Joe wollte nichts riskieren. Und außerdem hatte er zu arbeiten.

Es handelte sich um den bereits dritten Überfall in einer Woche. Die Zeugenaussagen waren nicht besonders brauchbar. „Ich habe einen der Zeugen zum Phantomzeichner geschickt, aber was die erzählen. …Nebelschwaden und Sturm mitten in der Bank. Hört sich fast wie einer dieser übernatürlichen Fälle an, auf die Barry so steht", meinte Eddie zu Joe, als sie zurück im Revier waren.

„So übernatürlich sind die Fälle, für die er sich interessiert gar nicht", erwiderte Joe automatisch.

„Scheinbar hast du seinen Blog nicht gelesen", gab Eddie zurück, und Joe konnte nicht anders als sich zu fragen, warum Eddie Barrys Blog las. Ich muss das irgendwie unterbinden. Vorher war es mir schon nicht recht, aber mein Partner kann nicht einfach mit einem meiner Kinder ausgehen, das würde alles doppelt zu schwierig machen. Nach allem, was mit Fred passiert war, würde es Joe nicht ertragen einen weiteren Partner zu verlieren, aber wenn er ständig in Sorge darüber wäre, wie er Barry erklären sollte, dass er seinen Liebhaber im Dienst nicht aufmerksam genug beschützt hätte, wäre er abgelenkt genug um Fehler zu machen, die dazu führen könnten, das genau das passieren könnte. Wenn ich ihnen das erkläre, dann werden sie es schon verstehen, sagte er sich.

Bis dahin musste er hoffen, dass nicht allein seine Zeugen während des Banküberfalls phantasiert hatten.


Das kommt davon, wenn man den Rat seines Arztes ignoriert. Caitlin seufzte. Barry Allen war ihr immer sehr sympathisch gewesen – solange er im Koma gelegen war. Doch seit er aufgewacht war, schien er sein Bestes zu geben um ihr Sorgen zu bereiten.

Nachdem er einfach so verschwunden gewesen war, tauchte er wieder auf, in dem er im wahrsten Sinne des Wortes in StarLabs gerannt gekommen war und verkündete hatte: „Mit mir stimmt etwas nicht!"

So konnte man es natürlich auch nennen. Caitlins Erfahrung als Ärztin sagte ihr, dass nichts mit Barry Allen stimmte. Sein Körper tat nichts von dem, was er eigentlich tun sollte. Er war ständig in Aufruhr, wie es schien. Irgendetwas in ihm schien immer zu arbeiten, und wie sich herausstellte, war das nicht alles.

„Siehst du, du dachtest alles um dich herum würde langsamer werden, aber in Wahrheit wurdest du schneller", fasste Cisco die Situation zusammen.

Barry Allen war ein Meta, ein Meta, der schneller war als alle anderen. Offenbar hatte er Aussetzer erlebt, die die Zeit um ihn herum wie in Zeitlupe vergehen zu schienen ließen. In Wahrheit waren es aber keine Aussetzer gewesen, sondern eine Beschleunigung von ihm.

Sie begaben sich mit Barry nach Ferris Air um seine Geschwindigkeit zu testen, sie wollten sehen, wie schnell er laufen konnte. Caitlin richtete die Elektroden auf Barrys Brust um seine Werte messen zu können, während er lief.

„Du machst immer so ein ernstes Gesicht", stellte Barry fest, „Warum lächelst du nie?" Sie wusste, dass er versuchte sich mit ihr anzufreunden, aber das war einfach die falsche Frage. „Die Explosion des Teilchenbeschleunigers hat meine berufliche Zukunft ruiniert, meinen Boss so schwer verletzt, dass er nie wieder gehen können wird, und meinen Verlobten getötet", erklärte Caitlin hart, „Also denke ich, dass ich gute Gründe habe nicht zu lächeln."

„Oh. Das tut mir leid", meinte Barry. Sie zuckte nur die Schultern. Was sollte sie auch darauf sagen? Sie hatte sich in den letzten neun Monaten genug Beileidsbekundungen anhören müssen, und keine davon würde ihr Ronnie zurückbringen. Sie waren das perfekte Paar gewesen, beide klug und ambitioniert, beide Betas, mit Persönlichkeiten, die sich ergänzten. Und nun war sie alleine. Ronnie würde sagen, dass sie kalt geworden war, und vielleicht hätte er ja sogar recht damit. Aber Kälte war das Einzige, das sie vor weiteren Verlust schützte. In gewisser Weise hatte sich mit Ronnie der Verlust ihres Vaters wiederholt. Sie hatte den verloren, den sie am meisten geliebt hatte, und war alleine in der Kälte zurückgelassen worden. Ihre Mutter hatte ihr niemals Trost spenden können, und so sehr Cisco es versuchte, er konnte es auch nicht. Und Barry Allen würde es mit Sicherheit auch nicht schaffen. Warum also sollte sie es ihn überhaupt versuchen lassen?

Der Test verlief zunächst gut. Barry Allen rannte schneller als jedes Lebewesen auf dieser Erde, doch dann schien ihn etwas abzulenken und er stürzte. Er brach sich bei dem Sturz seinen linken Arm an mehreren Stellen, doch zurück in StarLabs stellte Caitlin erstaunt fest, dass Barrys Körper in mehr als nur einer Hinsicht schnell war. Er schien auch schneller zu heilen als alle anderen Lebewesen auf Erden.

„Ich bin gestürzt, weil ich mich an etwas erinnert habe, etwas aus meiner Vergangenheit", erklärte Barry den drei Wissenschaftlern, „Als ich elf Jahre war, wurde meine Mutter ermordet." Damit hätte Caitlin nun nicht gerechnet. Vielleicht haben wir beide ja doch mehr gemeinsam, als ich gedacht hätte. Sie bedauerte auf einmal, dass sie so kalt zu ihm gewesen war. Barry erzählte ihnen von seiner Mutter und seinem Vater und von dem wirklichen Mörder – einem Mann in Gelb, den er nur einen Moment lang gesehen hatte. „Ich weiß, das klingt verrückt, aber was, wenn der Grund, warum nur ich ihn gesehen habe, und er so schnell im Haus und dann wieder draußen war, der ist, dass er so war wie ich?", meinte Barry.

„Ich weiß nicht viel über den Mord an Ihrer Mutter, Barry", meinte Dr. Wells, „Aber in einer Hinsicht bin ich mir sehr sicher: Sie sind einzigartig."

Aber war er das wirklich? Barry wusste noch nicht, dass er vermutlich nicht der Einzige war, der von der Teilchenbeschleuniger Explosion verändert worden war. Dass er nur der Erste war, den sie bisher gefunden hatten.

Doch in einer Hinsicht hatte Dr. Wells recht: Als Barry elf Jahre gewesen war, hatte es noch keine Teilchenbeschleuniger-Explosion gegeben. Wenn der Mörder seiner Mutter also ähnliche Fähigkeiten gehabt hatte wie er selbst, dann hätte er eine Art Zeitreisender sein müssen. Und Zeitreisen waren reine Fiktion. Das war leider ein Fakt. Denn ansonsten wäre ich schon längst in der Zeit zurückgereist um Ronnie zu retten, soviel ist sicher.


Diese Reihe von Banküberfällen machte Eddie ganz wuschig im Kopf. Alles an dieser Sache war seltsam, und ja, es gab Massenhysterie, aber Massenhysterie, bei der alle von Nebel und Sturm sprachen?

Zumindest ist Barry wieder aufgewacht. Barry. Allen. Eddie war sich nicht sicher, wie er ihn nennen sollte. Eigentlich kannte er den Omega kaum, aber durch Iris und Joe hatte er das Gefühl ihn trotzdem zu kennen. Und seinen Blog hatte er auch gelesen. Eddie wollte den jungen Omega kennen lernen, alleine schon wegen Iris, aber auch weil … er dachte, dass er ihn mögen würde. Unter anderem Umständen … aber nein, er hatte Iris.

Iris West, der wunderbare Alpha, der eigentlich unerreichbar für einen Typen wie ihn sein sollte. Aber stattdessen … war er gerade damit beschäftigt sie zu küssen. Und was für ein Kuss es war. Er hatte beschlossen sie von der Arbeit abzuholen. Doch wie es schien, war er nicht der Einzige, der auf diese Idee gekommen war.

Barry Allen stand mit weit aufgerissenen Augen vor ihnen und hatte den Kuss eindeutig gesehen. Sein Gesichtsausdruck spiegelte Überraschung und … Schmerz. Eddie fühlte vage Schuld in sich aufsteigen. Er war sich ziemlich sicher, dass er Barrys Alpha nicht küssen sollte. Aber hatte Iris ihm nicht immer wieder versichert, dass es zwischen ihr und Barry nicht so waren?

„Ich rede mit ihm", meinte Iris.

„Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen soll?", wollte Eddie von ihr wissen. Offensichtlich hatte Barry keine Ahnung von ihnen beiden gehabt, also wäre ein wenig Beta-Vermittlung in diesem Fall vielleicht keine schlechte Idee, nur um dafür zu sorgen, dass kein zu übler Streit aus der Tatsache entstand, dass Iris ihrem Ziehbruder nichts von ihrer neuen Beziehung erzählt hatte.

„Ja. Es ist Barry. Ich brauche keinen Vermittler um mit Barry zu reden. Niemals", meinte Iris bestimmt, und Eddie fragte sich, was diese Tatsache zu bedeuten hatte. Ob sie etwas zu bedeuten hatte.

Er küsste Iris noch einmal schnell auf Wange, nickte Barry dann entschuldigend zu, und ließ die beiden Stiefgeschwister dann gemeinsam davon schlendern. Ihre Körpersprache drückte Konflikt aus, und Eddie wünschte sich, er könnte den Konflikt zwischen ihnen einfach verschwinden lassen. Er wünschte sich, er könnte mit ihnen gehen.

Beta-Instinkt. Wir denken immer, wir müssen uns zwischen Alpha und Omega stellen damit ihre Gefühle nicht außer Kontrolle geraten. Das ist alles, sagte er sich selbst.

Aber war es wirklich alles? Eddie Thawnes Leben hatte bisher vor allem daraus bestanden sich nirgendwo richtig zugehörig zu fühlen. Bis er angefangen hatte mit Iris auszugehen. Nein, ich interpretiere da zu viel hinein. Ich bin nur ein wenig verunsichert, weil sie einen atemberaubenden sympathischen Omega zum Stiefbruder hat, mit dem sie sich glänzend versteht. Wer wäre da nicht besorgt?

Trotzdem hätte er mitgehen sollen. Joes Kinder hatten es geschafft in eine Verfolgungsjagd zu geraten und fast zu sterben. Und dann wurde der Fliehende auch noch dem Phantomzeichner beschrieben, und Eddie konnte nicht fassen, wer ihm da entgegen blickte.

Er erreichte Joe nicht mehr rechtzeitig um zu verhindern, dass Barry wütend davon stapfte. Schon wieder Konflikt. Diesmal unter Omegas. Aber er war zu spät um etwas zu unternehmen, wie es schien.

„Sieh dir das an, Joe", meinte Eddie, „Wenn ich nicht wüsste, dass er tot ist, würde ich sagen, dass unser Verdächtiger genauso aussieht wie Clyde Mardon!" Der reuevolle Gesichtsausdruck, der sich mit einem Mal auf Joes Gesicht breit machte, entging Eddie natürlich nicht. Und er konnte sich auch denken, wie er dahin gekommen war. Offenbar hatte Barry den Fahrer als Clyde Mardon identifiziert, und Joe hatte ihm nicht geglaubt. „Es kann nicht Mardon sein. Der ist gestorben. Sein Flugzeug hat sich vor meinen Augen in Luft aufgelöst", erklärte Joe mit zitternder Stimme.

Eddie sah ihn ernst an. „Aber was, wenn er es doch ist?", erwiderte er darauf nur.


Cisco Ramon war nicht sonderlich überrascht, als Barry in StarLabs gestürmt kam und verkündete: „Ich bin nicht der Einzige, der durch die Teilchenbeschleuniger-Explosion verändert wurde, nicht wahr?!"

Cisco war immer klar gewesen, dass Barry früher oder später herausfinden würde, was sie vor ihm verbargen, und er war ja auch dafür gewesen dem anderen Omega von Anfang an reinen Wein einzuschenken, aber Dr. Wells hatte nichts davon wissen wollen. Der Alpha liebte seine Geheimnisse nun mal.

Also erzählten sie Barry von all den bisher nur theoretischen Elementen, die sich durch die Explosion über die Stadt verteilt hatten, und von den Metas, die dadurch entstanden waren, und von denen sie bisher nur Barry identifizieren hatten können.

„Sein Name lautet Clyde Mardon, und er hat seine Kräfte durch dieselbe Unwetterfront wie ich erhalten. Aber er ist anders. Er kontrolliert das Wetter", erklärte Barry.

„Mhm", meinte Cisco, „Er ist also ein Weather Wizard." Aber niemand nahm seinen Einwurf zur Kenntnis. Barry war damit beschäftigt ihnen zu erklären, dass Mardon ihre Verantwortung war, und sie ihn irgendwie aufhalten mussten, und Dr. Wells war nicht gewillt sein neu-entdecktes medizinisches Wunder Barry Allen zu riskieren um einen irren Mörder aufzuhalten. Cisco konnte beide Positionen nachvollziehen.

„Sie sind kein Held, Barry!", erklärte Dr. Wells, woraufhin Barry beleidigt davon rannte. Und zwar in einem Mordstempo. Mhm, das wird langsam zu Gewohnheit, wie es scheint, stellte Cisco fest.

„Ähm, ich sollte das vermutlich nicht sagen, aber als Omega fühle ich mich dazu verpflichtet darauf hinzuweisen, dass wir das andauernd zu hören bekommen: Dass wir keine Helden sind. Dass wir nicht gut genug sind um Helden zu sein. Weil wir emotional und empfindsam sind – schwach. Im Grunde haben Sie ihm gerade gesagt, dass er nichts gegen Mardon tun kann, weil er ein Omega ist", erklärte Cisco vorsichtig.

„Das habe ich nicht", behauptete Wells barsch, „Ich habe nur darauf hingewiesen, dass die Fähigkeit schnell zu sein allein nicht automatisch dafür sorgt, dass man einen Mann, der das Wetter kontrollieren kann, besiegen kann! Ich kann nicht riskieren ihn zu verlieren, nur weil er denkt, er müsste den Helden spielen!"

Cisco wiegte seinen Kopf vielsagend hin und her. „Nein, das haben Sie so aber nicht gesagt", meinte er.

„Manche Menschen wollen eben helfen", fügte Caitlin hinzu, „Es gehört zu ihren Wesen. Wissen Sie noch, was Captain Singh uns erzählt hat, als wir ihn über Barry befragt haben? Dass Barry zum CSI wollte um den Opfern zu helfen?"

„Er ist nicht bereit!", meinte Wells nur wütend und rollte davon. Cisco meinte fast Rauch von seinem Kopf aufsteigen zu sehen.

„Du leistet etwas, Cisco", meinte Caitlin sanft.

„Ach, wirklich? So wie ich das sehe, machen Dr. Wells und du die ganze Arbeit, während ich nur an Messgeräten bastle. Das ist sogar Barry aufgefallen", gab Cisco leicht frustriert zurück. Er hatte das alles eigentlich nicht wirklich auf sich selbst bezogen, doch Caitlin hatte sofort durchschaut, dass er es in Wahrheit doch getan hatte.

Cisco war immer im Schatten seines Bruders Dante gestanden, und nun stand er im Schatten von Dr. Wells und Caitlin. Und dem der Explosion. All diese Leute dort draußen – er trug eine Mitschuld an dem, was aus ihnen geworden war. Nicht nur Barry wollte das in Ordnung bringen, auch Cisco wollte es. Aber er hatte keine Ahnung, wie er es anstellen sollte. Und ich habe keinen Superspeed bekommen, der mit ein Mittel in die Hand gibt, um etwas zu ändern.

Aber das bedeutete nicht, dass er die Hände in den Schoß legen musste.

Barry kehrte zurück, entschlossen zu helfen. Mit einen Haufen Akten über Opfer der Explosion, die möglicherweise ebenfalls Metas waren. Das war ein so guter Augenblick wie jeder andere um seinen Beitrag zu leisten.

„Wenn du das schon durchziehen willst, dann hab ich vielleicht etwas für dich", meinte Cisco und zeigte Barry den Prototyp des Anzugs, den er für die Feuerwehr entwickelt hatte. Er war resistent und beweglich, und sollte Barrys Geschwindigkeit standhalten.

Und dann benutzten sie zu dritt den StarLabs-Satelliten um Mardon zu finden. Dr. Wells würde nicht begeistert von ihnen sein, aber zumindest könnten sie so etwas bewirken. Und zur Abwechslung einmal sogar zum Guten.


Er war tot gewesen, und dann war er ins Leben zurückgekehrt. Mit Fähigkeiten, die kein anderer besaß. Er war also ganz eindeutig ein Gott.

Clyde Mardon war noch nie besonders schlau gewesen, aber die meiste Zeit über war das kein Problem gewesen, da sein Bruder Mark für ihn gedacht hatte. Doch als das Flugzeug zerstört worden war, war Mark gestorben, und Clyde hatte seinen Alpha verloren. Also musste er jetzt selbst das Denken übernehmen, und sein Verstand sagte ihm, dass er kein einfacher Beta mehr war – er war unaufhaltsam.

Deswegen war er auch alles andere als erfreut, als Joe West schon wieder auf der Farm auftauchte. Das letzte Mal, als der alte Beta, mit dem er rumgehangen war, erschossen worden war, hatte ihm wohl nicht gereicht. Diesmal hatte er einen neuen jungen Beta mitgebracht. Clyde würde sie wohl beide töten müssen.

Um das zu erreichen beschwor er seinen größten Sturm bisher herauf. Einen Wirbelsturm so mächtig, dass selbst ein sturer Omega wie Joe West ihn respektieren würde müssen.

Und dann sah er den Omega in Rot. Und auf einmal war er sich nicht mehr so sicher, ob es wirklich nichts gab, das ihn aufhalten konnte.


Barry begann sich langsam zu fragen, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er niemals aus dem Koma erwacht wäre. Das Leben aller anderen wäre auf jeden Fall unkomplizierter.

Seit er Iris und Eddie küssen gesehen hatte, war nichts mehr gut gelaufen.

Iris hatte sich für die Geheimhaltung entschuldigt, nur um kurz darauf fast überfahren zu werden. Barry hatte sie zur Seite gestoßen und den Fahrer verfolgt, war zu ihm in den Wagen geklettert, und hatte festgestellt, dass es Clyde Mardon war, der nicht so tot wirkte, wie er sein sollte.

Doch als er Joe nach dem Crash davon erzählte, wurde er nicht nur gerügt, weil er sich in Gefahr gebracht hatte, anstatt sich zu schonen, sondern musste auch feststellen, dass Joe ihm kein Wort glaubte. Wieder einmal. Er hatte immer vermutet, dass Joe nicht an die Unschuld seines Vaters glaubte, und nun wurde es ihm schmerzhaft bestätigt. „Okay, Barry, ich habe mich jahrelang zurückgehalten, aber es reicht. Du kannst nicht ewig in deiner kleinen Phantasiewelt leben! Ja, ich habe immer gewusst, dass dein Vater schuldig ist, genau wie die Jury! Es gab keinen mysteriösen anderen Killer! Genauso wenig wie Clyde Mardon von den Toten auferstanden ist! Hör endlich auf damit das zu sehen, was du sehen möchtest, und akzeptiere die Wahrheit!", fuhr Joe ihn wütend an, und Barry drehte ihm nun seinerseits ebenfalls wütend den Rücken zu und stapfte davon.

All die Jahre der Liebe und Hingabe. Was spielten die für eine Rolle, wenn Joe ihm nicht glaubte, wenn es darauf ankam? Wenn es um seinen Vater ging! Barry war verletzt und wütend, und rannte zu StarLabs, wo es nicht besser wurde, sondern schlimmer. Er erfuhr, dass Wells, Caitlin, und Cisco die ganze Zeit gewusst hatten, dass es andere wie ihn dort draußen gab, und als er etwas gegen Mardon unternehmen wollte, musste er sich das von Dr. Wells anhören, was er sein ganzes Leben lang gehört hatte: Dass er kein Held war. Er hatte immer nur helfen wollen und es nie gekonnt. Die Schläger gegen die er sich stellte um andere zu verteidigen schlugen ihn, Iris brauchte ihn nicht, sie kam selbst zurecht, Verbrecher wurden von Leuten die Eddie Thawne gefasst nicht von ihm, und Vigilanten wie Oliver musste seine Hilfe aufgezwungen werden. Und jetzt, wo er endlich in der Lage war etwas zu unternehmen….

Oliver….

Barry rannte nach Starling City und rief unterwegs Oliver an. Mit dem stimmte irgendetwas nicht, auch wenn er versuchte das vor Barry zu verbergen. Er hörte sich alles an, was Barry zu sagen hatte. Und meinte dann: „Du hast recht. Du kannst nicht sein wie ich. Du kannst besser sein als ich. Du kannst die Leute nicht nur retten, du kannst sie inspirieren. Es dauert nur einen Moment, und schon bist du bei denen, die Hilfe brauchen. Du bist bereits ein Held, Barry. Ich bin ein Alpha, das stimmt. Aber das war ich nicht immer. Und selbst, wenn ich ein Omega wäre, wäre ich nicht das, was du bist. Du hast Kräfte und den Wunsch zu helfen. Du wolltest schon helfen, als ich dich kennengelernt habe, du hast mir geholfen ohne, dass man dich überzeugen musste, einfach aus der Güte deines Herzens heraus. Barry, nimm deinen eigenen Rat an und trage eine Maske. Ich bin wirklich froh, dass du wieder wach bist!"

Für Oliver Queen war das eine wirklich lange Rede. Und dann war Arrow verschwunden, schwang sich vom Dach. „Cool", seufzte Barry und starrte ihm einen Moment lang verträumt hinterher. Sein Held, in jeder Hinsicht. Er hatte ihm genau das gesagt, was er hören musste.

Also rannte Barry zurück nach Central City, stellte schnelle Nachforschungen an, und beschloss gemeinsam mit Caitlin und Cisco Mardon aufzuspüren. Offenbar benutzte er wieder die gleiche Farm als Versteck wie zuvor. Doch Joe und Eddie waren bei ihm, und er wollte sie umbringen und beschwor einen Tornado herauf.

Wunderbar. Jetzt muss ich gegen einen Tornado kämpfen. Vielleicht hatte Dr. Wells doch recht. Vielleicht bin ich kein Held. Was soll ich schon mit Geschwindigkeit gegen einen Tornado ausrichten? … Doch dann kam ihm eine Idee. Wenn er schnell genug wäre, und um den Tornado herum rennen würde, dann könnte es ihm vielleicht gelingen dem Sturm seine Energie zu entziehen, und die durcheinander gewirbelte Luft zu entlassen.

„Aber, ich bin mir nicht sicher, wie ich das schaffen soll", gab Barry schließlich über das Com hinweg gegenüber Caitlin und Cisco zu.

„Sie werden es schaffen, weil Sie schneller sind als alle anderen, Mr. Allen", klang mit einem Mal Dr. Wells Stimme in sein Ohr. Offenbar hatte der Mann seine Meinung geändert und war nun doch bereit ihnen zu helfen, „Ich habe mich geirrt. Sie sind Held. Sie sind alleine deswegen ein Held, weil Sie sich Mardon stellen. Also laufen Sie, Barry. Laufen Sie. Ich glaube an Sie!", schloss der gelähmte Alpha.

Barry hätte fast genickt, bevor ihm einfiel, dass Wells ihn nicht sehen konnte. „Okay", meinte er also, und rannte los. Er rannte Kreise um den Tornado herum, so schnell er konnte. Er rannte, und rannte, und rannte. Bis schließlich der Tornado verschwunden war.

Clyde Mardon stand am Boden und sah Barry mit schiefgelegtem Kopf an. „Du bist wie ich", stellte er fest, „Schließ dich mir an. Gemeinsam können wir diese Stadt und danach die ganze Welt das Fürchten lehren."

Barry schüttelte angewidert den Kopf. „Ich bin nicht wie du!", verteidigte er sich wütend, „Ich bin kein Mörder!"

„Nun, dann …. muss ich dich wohl töten", meinte Mardon und zog seine Pistole und legte auf Barry an. Eigentlich sollte Barry dank seiner neuen Kräfte schnell genug sein um jeder Kugel auszuweichen, doch im Moment konnte er sich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn laufen.

Ein Schuss fiel, aber Barry spürte keinen Schmerz. Es war Mardon, der getroffen in sich zusammensank. „Keiner rührt mein Kind an!", erklärte Joe, der mit gezogener Waffe hinter Mardon stand, kalt. Natürlich hatte er Barry erkannt. Eddie war ohnmächtig, Mardon hatte ihn ausgeknockt, aber Joe war wach, auf den Beinen, und hatte eine Nase und Augen. Und Barry hatte im Verlauf seines Kampfes gegen Mardon seine Maske verloren.

„Joe…" Barry wollte einen Schritt auf seinen Ziehvater zumachen, stürzte aber stattdessen fast in sich zusammen. Er hatte furchtbaren Hunger. Joe trat zu ihm, half ihm wieder auf die Beine, und umarmte ihn fest. „Es tut mir so leid, Barry", murmelte er, „Es tut mir so leid, dass ich dir nicht geglaubt habe." Das war Barry im Augenblick egal, er war nur froh einfach wieder in Joes Armen liegen zu können, und nicht mehr um ihrer aller Leben laufen zu müssen.


Während sich Barry umgezogen hatte, hatte Joe Verstärkung gerufen. Eddie wurde von Sanitätern versorgt, und die Spurensicherung untersuchte den toten Mardon. Joe und Barry sahen erschöpft dabei zu.

„Diese Kräfte … Hast du sie durch den Blitzschlag erhalten?", wollte Joe wissen.

„Mehr oder weniger", erwiderte Barry.

„Mhm. … Hör mal, tust du mir einen Gefallen? Bitte sag Iris nichts von deinen neuen Kräften. Ich will nicht, dass sie auch noch in all das hineingerät. Was immer all das auch ist", fuhr Joe fort.

Barry gefiel es gar nicht, das versprechen zu müssen. Er hasste es Dinge vor Iris geheim zu halten, sie war bisher der einzige Mensch gewesen, den er immer alles hatte sagen können. Aber immerhin hatte Joe gerade sein Leben gerettet, also schuldete er ihm etwas. Und fürs Erste wäre es besser, dass so wenig wie Menschen wie möglich von seinen Kräften wussten.

„Du hattest recht mit Mardon. Irgendetwas ist mit ihm passiert, als sein Flugzeug zerstört wurde. Und mit dir ist auch etwas passiert. Und wenn du mit Mardon recht hattest, dann hattest du vielleicht auch mit deinem Vater recht. Ich konnte nie an Henrys Unschuld glauben, weil es einfach keine Möglichkeit gab, dass jemand anderer im Haus war. Aber nach dem, was ich heute gesehen habe, glaube ich, dass es doch möglich ist, glaube ich, dass dein Vater unschuldig ist, und wir seine Unschuld beweisen können", fuhr Joe fort.

Barry sah zu dem anderen Omega hinüber und lächelte dann erleichtert. Seit vierzehn Jahren hatte er sich nichts mehr gewünscht, als diese Worte von Joe zu hören. Und nun bekam er sie endlich zu hören.

Es war an der Zeit, dass er endlich seinen Vater besuchte und ihm erklärte, dass er einen Weg gefunden hatte seine Unschuld zu beweisen. Ihm versprach, dass er bald nach Hause kommen könnte. Heute war das Unmögliche möglich geworden, und Barry hatte endlich ein Held sein können. Nun würde endlich alles gut werden, davon war er überzeugt.


Er rollte die Gänge von StarLabs entlang und öffnete, nachdem er sicher gegangen war, dass niemand in der Nähe war, den Zugang zu seiner geheimen Kammer. Drinnen angekommen, erhob sich Eobard Thawne endlich aus diesem lästigen Rollstuhl. Wenn es wenigstens ein moderneres Modell wäre, aber in dieser rückständigen Zeit, in der er gefangen war, gab es nicht einmal Schwebestühle.

„Gideon?", erkundigte er sich.

„Ja, Dr. Wells?", meldete sich die Stimme der weiblichen K.I. pflichtbewusst zu Wort.

„Ist die Zeitlinie in Takt?", wollte Eobard wissen.

„Ja, Dr. Wells", erwiderte Gideon und zeigte ihm als Beweis die Zeitung vom 25. April 2024. „Flash Vanished in Crisis" lautet die Headline des Leitartikels von Iris West-Allen, direkt über den Artikel mit dem roten Himmel. Sehr gut, alles war so, wie es sein sollte.

Nachdem er Barry hatte ausreden wollen ein Held zu sein, hatte er festgestellt, dass sich die Zukunft wieder verändert hatte. Barry hatte Clyde Mardon aufhalten müssen um die Zukunft zu retten, um Eobards Heimat zu retten. Zum Glück war ihm das noch rechtzeitig klar geworden um dem jungen Helden zu helfen.

Sein Mord an Nora Allen hatte die Zeitlinie verändert, und die Zukunft ausgelöscht, aus der er gekommen war. Um wieder heimkehren zu können, hatte Eobard dafür sorgen müssen, dass Barry Allen zum Flash werden würde. Und seine Arbeit hatte gerade erst begonnen. „Dr. Wells" würde zum Mentor des Flash werden und ihm alles beibringen, was er wissen musste, von einem Speedster zum anderen. Und dann, wenn die Zeit gekommen wäre, dann würde er sich das von Barry holen, was er brauchte. Und dann würde der Prime Alpha endlich nach Hause zurückkehren können.

Ich werde dich immer hassen, Barry, dachte er wütend, Und ich werde es genießen, dass ausgerechnet du derjenige sein wirst, der mir zum Sieg verhelfen wird.

Dann lächelte er, nahm wieder in seinem Rollstuhl Platz, und rollte zurück nach StarLabs um sein Leben als Dr. Harrison Wells wieder aufzunehmen.


Fin.


A/N: Da ist er endlich, der „Flash"-Pilot. Er ist wiederum anders als die anderen, und ist mit Abstand mein Lieblingspilot des Arrowversums. Allerdings ist er um einiges mehr eingebettet in das, was davor und danach passiert, als die anderen, deswegen gibt es hier auch um einiges mehr Verweise auf den Prolog-Zweiteiler in „Arrow", auf Saras Tod, geschnittene Szenen, und alles andere, von dem wir erst im Verlauf der ersten Staffel erfahren, obwohl es wichtig ist um zu verstehen, was eigentlich vor geht, sowie auf spätere Rückblicke, und natürlich musste ich hier die Westhallen-Dreiecksbeziehung deutlicher und double edgeiger aufsetzen als im Canon.

Ironischer weise ist Cisco der Charakter, der am wenigsten Profil im Pilot bekam. Caitlin hat um einiges mehr zu tun, und wir erfahren auch mehr über sie, aber so richtig konnte ich das hier auch nicht ändern.

Nächstes Mal: Beginnings: Legends.

Reviews?