Szene IV

Personen: Jussac, Mme de Jussac, Jussac fils

Szene: Die Wohnung der Familie Jussac.

Gleicher Abend, bei Jussac, Jussac, Jussac fils und Mme de Jussac sitzen beim Abendbrot. Es ist deutlich, dass seit längerer Zeit nichts gesagt wurde.

Mme de Jussac: Nun, Claude, wie lange gedenkt Ihr denn dieses Mal zu bleiben?

Jussac fils: Wahrscheinlich reise ich morgen ab, Mutter.

Mme de Jussac: Aber Ihr seid doch gerade erst angekommen!

Jussac fils: Ach, Maman!

Jussac: Schämt Euch, Eurer Mutter so das Messer in die Brust zu senken! Schließlich habt Ihr hier an Eure Zukunft zu denken.

Jussac fils: Vater?

Jussac: Ich habe Euch einen Platz im fünften Infanterieregiment besorgt. In wenigen Tagen zieht Ihr los.

Mme de Jussac: Wie? Er geht in den Krieg? Aber …

Jussac: So sei es. Er muss sich des Namens würdig erweisen, den er trägt. Nicht wahr?

Jussac fils: Es muss wohl sein. Keine Tränen, Mutter, bitte. Ich ertrage es nicht, Euch weinen zu sehen.

Mme de Jussac: Oh, mir dieser Schmerz! Monsieur, wie könnt Ihr ihm sagen, er solle mir nicht das Messer in die Brust stoßen und dann führt Ihr die Waffe selber?

Jussac fils: Lasst nur, Mutter. Mit Gottes Willen werde ich meinem Vater beweisen, dass ich seines Namens würdig bin.

Mme de Jussac: Was nutzen mir Name und Würde, wenn die Gebeine meines Sohnes auf dem Schlachtfeld bleichen?

Jussac: Ruhig, Madame. Schließlich seid Ihr die Frau eines Hauptmanns und die Mutter eines Soldaten. Ihr wisst, dass uns Pflichten rufen.

Mme de Jussac: Ach!

Jussac: Keine Vorstellungen, keine Szenen, Madame! Tapfer, wie Euer Sohn es ist.

Mme de Jussac: Aber er ist nicht tapfer, seht doch, er ist bleich, er zittert, oh, barmherziger Gott, warum werde ich so geprüft?

Jussac fils: Bitte, Mutter, es muss sein, Ihr müsst mich den Weg gehen lassen, den mein Vater mir bestimmt und den ich auch selbst gehen möchte. Steht vom Tisch auf und geht hinauf auf sein Zimmer. Jussac wartet, bis er die Schritte ein Stockwerk höher hört.

Jussac: Madame, Eure Tränen martern mich. Hört mich an. Hört mich an! Euer Sohn hat eine Dummheit gemacht. Eine große Dummheit. Eine Dummheit, die so groß ist, dass er kurz davor war, am Galgen zu enden, nicht einmal auf dem Schafott.

Mme de Jussac: Heiliger Jesus!

Jussac: Und daher muss er fort. Es muss Gras über die ganze Angelegenheit wachsen und es ist wichtig, dass er, wenn bald ein bedeutsames Ereignis in Paris geschieht, weit fort ist. Und dort, beim fünften Infanterieregiment, wird man auf ihn und seine Talente schon aufmerksam werden.

Mme de Jussac: Seine Talente? Herr im Himmel, so innig ich mein Kind liebe, er taugt weder zum Soldaten, noch zum Verwalter, noch zum Agenten, obwohl er fechten, lesen und schreiben kann.

Jussac: Das ist mir bewusst. Jedoch ist ein Nachfolger des berühmten Ambroise Paré als Wundarzt im fünften Infanterieregiment des Vicomte de Turenne fest angestellt worden. Der Vicomte schuldet mir noch einen kleinen Gefallen und so wird unser Sohn sich hoffentlich in der Heilkunst hervortun können.

Mme de Jussac: Da werden seine schwachen Augen ihm auch weniger Schwierigkeiten bereiten als beim Angriff. Wie klug Ihr seid, Monsieur.

Jussac: Ich danke Euch, Madame. Hoffen wir, dass unser Sohn diese Chance zu nutzen versteht. Als ein Mann der Heilkunst ist es sogar gescheit, wenn er seiner Leidenschaft, sich zu allem Notizen zu machen, nachgeht. Deswegen denke ich, er ist dort auf dem richtigen Platz.

Mme de Jussac: Das gebe Gott.

Jussac: Amen.

ENDE