Kapitel 2: It´s Tea Time
Als sie an der Tür des Anwesens, der ältesten und berühmtesten Familie in Konoha, klopfte fiel Sakura auf, dass sie bisher noch nie hier gewesen war. Die Erkenntnis war allerdings nicht weiter verwunderlich. Bis heute hatte sie auch nie mit den Hyugas zusammen arbeiten müssen. Lange Zeit hatte Sakura sich eher für eine andere berühmte Familie des Dorfes interessiert. Bei diesem Gedanken musste die Kunoichi schmunzeln. Das Schmunzeln verweilte auch auf ihrem Gesicht als sich die Tür öffnete und eine unbekannte Frau sie fragend musterte.
Sakura erklärte ihr, unter einem freundlichen Lächeln, dass sie mit Hinata verabredet wäre und wurde daraufhin ins Haus gebeten.
Die Haruno folgte der Fremden durch mehrere Gänge in den hinteren Teil des Anwesens. Es herrschte fast vollkommen Stille. Von irgendwo her hörte man Kampfgeräusche. Anscheinend fand ein Training statt. Vor einer weißen, halbdurchsichtigen Tür blieben sie stehen. Die Frau, die wahrscheinlich zur Familie gehört, schob die Schiebetür auf. Ein niedriger Tisch um den hübsche Kissen lagen war zu sehen. Auf einen der Kissen saß Hinata in einem hellblauen Sommerkimono. Wie sie so da saß und raus sah fand Sakura, dass sie wirklich hübsch war. Hinatas Blick war in den Garten gerichtet. Die Schiebetür zu der Terrasse war geöffnet und eine sommerlicher Brise ließ das Glockenspiel schellen, welches über dem Eingang hang. Als Sakura eintrat wandten sich Hinatas weiße Augen ihr zu.
Hinter der Rosahaarigen wurde die Tür geschlossen.
"Hallo Hinata-chan, der Kimono steht dir wirklich gut", begrüßte Sakura die junge Hyuga. Diese errötete leicht und sah auf ihre Hände. "S-setz dich doch Sakura-san."
Sakura kam dieser Aufforderung sofort nach. Sie ließ sich auf ihre Knie nieder und faltete die Hände in ihrem Schoß, wie sie es schon mal bei einer Geisha gesehen hatte. Kein Wunder, dass Hinata kein Stück mit Naruto vorankam, dachte Sakura plötzlich, wenn sie sogar bei so einem einfachen Kompliment aus allen Wolken fiel. Wie lange war sie nun schon in den blonden Shinobi verliebt? Vielleicht sollte Sakura es einfach mal ansprechen. Immer hin würde sie nun genug Zeit mit Hinata verbringen und sie fand bestimmt einen richtigen Moment das Thema anzusprechen. Sie würde dem jungen Glück einfach einen kleinen Anstoß geben. Das konnte immer hin nicht schaden.
Sakura wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Hinata sich leise räusperte und mit ihrer Teetasse klapperte. "Möchtest du etwas Tee, Sakura-san?"
Die Rosahaarige nickte und wollte sich gerade selber vor zu Teekanne, die in der Mitte des Tisches stand, lehnen als Hinata mit den Kopf schüttelte und sogar ein wenig tadelnd dreinblickte.
Sakura blickte sie erstaunt an und setzte sich zurück.
"Zuerst… was sind deiner Meinung nach die 4 wichtigsten Prinzipien der Teezeremonie?", fragte die Hyuga nun. Sakura erwiderte ihren blick verständnislos. Woher sollte sie das wissen?
Trotzdem versuchte die rosahaarige Kunoichi sich Mühe zu geben. "Vielleicht ist eine, dass man ein guter Gastgeber ist…?"
Hinata schüttelte leicht den Kopf. " Die vier Prinzipien sind Wa die Harmonie, Kei der Respekt, Sei die Reinheit und Jaku die Stille. Wenn du diese vier Prinzipien beachtest kannst du eine perfekte Zeremonie vollziehen….anou… vielleicht sollten wir mit der Stille und Ruhe anfangen… in dem wir anou… meditieren und dann zeig ich dir was man während einer Teezeremonie alles machen muss, einverstanden?" Sakura hatte keine andere Chance als zu nicken. Sie sah Hinata an, dass es für sie ein seltsames Gefühl war dieses Mal die Lehrmeisterin zu sein. Unsicher schloss die Hyuga die Augen. Die Rosahaarige tat es ihr gleich und kam sich ziemlich komisch vor. Sie war einfach nicht dafür geschaffen an nichts zu denken. Die Sekunden zogen sich. Von draußen klangen Geräusch herein. Es hörte sich an, als würde jemand trainieren. Sakuras Gedanken schweiften zu dem gestrigen Gespräch mit ihrer Freundin Ino ab.
Nachdem Ino nun schon zum dritten Mal sich die Schriftrolle gründlich durchlas und das beigelegte Bild anstarrte wurde Sakura allmählich ungeduldig. Endlich legte Ino die Schriftrolle auf die Theke neben ihnen und starrte ihre Freundin entgeistert an. Sie sah aus, als würde sie Sakura Geisterkrankheit unterstellen.
"Sag mir, dass das ein Scherz ist…", sagte sie langsam und betonte dabei jede Silbe.
Sakura seufzte und strich sich durch ihre rosafarbenen Haare. "Es ist eine Mission nicht mehr und nicht weniger."
"Aber du verkaufst dich! Ich finde das sollte eine erfahrenere Kunoichi machen…"
"Willst du damit sagen ich bin eine blutige Anfängerin?!"
"Nein, ich will nur sagen, dass ich nicht gerne sehe wie dich so ein Typ anfasst:" Ino fuchtelte mit dem Foto vor Sakuras Gesicht herum und sah wirklich empört aus. Sakura hätte nicht gedacht, dass Ino sich wirklich so viel Sorgen um sie machen würde.
"Er wird mich nicht anfassen…", antwortete die Rosahaarige schlicht.
"Ach ja? Und wie willst du dass deiner Meinung nach verhindern?"
"Ich werde ihn umbringen bevor er mich auch nur mit einem Finger berührt…"
"Sakura! Träumst du? Hast du schon mal jemanden außerhalb eines Kampfes getötet. Einfach so? Weil es dein Auftrag war ihn um zu bringen. Er hat weder dir was getan noch seit ihr in einem Kampf.
Vielleicht war er sogar den Abend über sehr nett zu dir und du tötest ihn ohne einen Augenblick zu zögern?" , fuhr Ino ihre Kindheitsfreundin ungewollt scharf an. Sakura wusste das Ino auf ihre Art recht hatte. Sie wusste, dass es nicht leicht werden würde. Sie runzelte die Stirn und sah ein wenig trotzig drein. Sie würde auf keinen Fall zugeben, dass Ino gerade die vollkommene Wahrheit gesagt hatte.
"Du wirst es machen egal was ich sage, oder, Sakura-chan?", fragte Ino nach einem Moment Stille. Sakura nickte entschlossen. Sie würde keine Schwäche zeigen, aber dennoch fand sie Inos Ernsthaftigkeit rührend. So kannte sie ihre Freundin gar nicht. Doch dann grinste Ino.
"Ich hoffe du weißt, wie man einen Mann verführt und wie man küsst. Ich meine du bist ja immer hin noch Jungfrau…"
Sakura nahm alles zurück was sie zuvor über Ino gedacht hatte. "Meinst du warum Tsuande mich für dieses Auftrag ausgewählt hat und nicht dich….ich erinnere ich nur an Nara-kun", antwortete Sakura schnippisch.
"…anou…Sakura-san, hörst du mir zu?" Sakura schlug die Augen auf und sah Hinata entschuldigend an. Diese hatte anscheinend schon vor ein paar Minuten die Meditationsphase beendet.
"Tschuldigung, ich war mit den Gedanken woanders…", sagte Sakura wahreheitsgemäß und nahm sich vor ab jetzt besser auf zu passen. Immer hin waren diese Lehrstunde wichtig für ihr Überleben während der Mission. Wenn der Kerl merkte, dass sie keine Maiko war würde er wahrscheinlich Hilfe holen.
"Ich habe nur gesagt, dass es Sitte ist vor einer Teezeremonie sich Mund und Hände zu waschen. Das wirst du ebenfalls machen müssen. Danach musst du deinen Gast dazu auffordern."
Hinata schüttete etwas Wasser in ein steinernes Wasserbassin und wusch sich zuerst die Hände und dann den Mund. Sakura tat es ihr gleich.
Danach begann die eigentlich Teezeremonie. Sakura konnte nur staunend zusehen mit welchen geschickten Griffe Hinata die Zeremonie ausführte. Das würde auf keinen Fall einfach werden. Wie viele Kleinigkeiten man beachten musste.
Ein paar Minuten später saß Hinata neben Sakura und gab der Rosahaarigen Anweisungen was sie in welcher Reihenfolge zu tun hatte. Sakura bemühte sich allem zu Folgen.
Vor ihr auf dem Tisch lagen nun die wichtigstens Materialien für die Teezeremonie: die Teeschale, die Teedose für den Pulvertee, das Frischwassergefäß ,der eiserne Wasserkessel ,der Teebambuslöffel, und der Teebesen. Ein weißes Seidentuch, welches man sonst im Obi trug, wie Hinata ihr erklärte, lag auf Sakuras Schoß.
Sakura befolgte Hinata Anweisungen. Sie verneigte sich leicht. Dann das Wassergefäß bis kurz vor die Knie. Die Teeschale genau 20cm vor die Knie. Dann die Teedose zwischen die Beiden und das Tuch zum Säubern des Baumbuslöffels, dabei wird es gefaltet. Der Schneebesen wird aus der Schale genommen und rechts abgelegt. Mit der linken Hand wird nun mit dem Bambuslöffel Wasser geschöpfte. Der Deckel des Teekessels darf aber nur mit der rechten Hand gefasst werden.
Es war jetzt schon zu viel für Sakura und sie kam mit den Sachen vollkommen durcheinander. Ihr Kopf schwirrte. Wie sollte sie sich das alles so schnell merken? Wie hatte Hinata sich das alles gemerkt?
Nach dem sich mit Mühe und Not die erste Teezeremonie durchbekommen hatten- es hatte Stunden gedauert, so kam es Sakura zumindest vor- sah sie Hinata verzweifelt an. Diese lachte leise und schaute dann aber entschuldigend drein. " Ich hab es auch nicht an einem Tag gelernt. Das wird schon…. Anou… wir sollten es vielleicht direkt noch einmal durchgehen. Was hälst du davon?"
Sakura seufzte schwer. In diesem Moment öffnete sich die Tür und die Fremde, die Sakura die Haustür geöffnete hatte, kam mit einer Schale mit Keksen rein. Sie stellte sie auf den Tisch und lächelte die Beiden an. Sakura und Hinata bedankten sich und die Frau verschwand wieder.
Die Rosahaarige nahm einen Keks in die Hand und biss hinein. Sie brauchte Nervennahrung.
"Okay, noch mal!"
Neji ließ sich in das Gras fallen und zog die Bandagen an seinen Händen zurecht. Es war später Nachmittag geworden und er konnte Hinatas leise und vorsichtige Stimme vernehmen. Seine weißen Augen wanderten zu der offenen Schiebetür, durch die er die beiden Kunoichis beobachten konnte. Nicht das dies seine Absicht gewesen wäre. Er hatte keinerlei Interesse an dem was die Beiden machten.
Es verwunderte ihn nur, dass die Haruno zu Besuch im Hause seiner Familie war.
Wahrscheinlich hatte diese außergewöhnliche Situation mit der Mission zu tun, welchen sie übernommen hatte. Soweit Neji es verstanden hatte schien Hinata ihr bei dem Auftrag zu helfen.
Gerade drehte die Haruno ihre Teeschale genau dreimal in ihrer Hand und er nahm drei Schlücke. Anscheinend probten sie nun schon länger die Teezeremonie.
Langsam erhob der Hyuga sich ohne seinen Blick von Hinata und Sakura abzuwenden. In diesem Moment hatte die Rosahaarige bemerkt, dass sie beobachtete wurden. Ihr Blick lag einen kurzen Augenblick auf ihn und huschte sofort wieder zu Hinata. Sie hatte blattgrüne Augen. Er wusste nicht wieso ihn das so erstaunte. Vielleicht, weil er die Haruno nie länger als drei Sekunden betrachtet hatte.
Es war ein seltsames Gefühl, wenn jemand der nie eine Rolle im eigenen Leben gespielt hatte, plötzlich auftauchte.
Neji wusste einfach nicht was die anderen an dem Mädchen fanden. Er wusste, wie sie sich in der Gruppe verhielt. Sie war beliebt und sorgte zusammen mit Ino immer für gute Stimmung.
Naruto stand auf sie, er wusste nicht wie weh er Hinata damit tat, und auch der Rest der Welt schien zu denken, dass Haruno Sakura keine schlechte Partie war. Doch Neji hatte sich noch nie viel aus Frauen gemacht. Die Einzige weibliche Person, die ihm je näher gekommen war, war Tenten.
Der Schwarzhaarige verkleinerte seine Augen zu Schlitzen und versuchte an Sakura etwas besonderes zu entdecken. Hinata hatte wohl gerade etwas zu ihr gesagt und Sakura lachte daraufhin.
Wenn er die ganze Sache objektiv betrachtete war die Haruno ansehlich. Aber nichts besonderes. Das hatte er auch nicht erwartet. Sie war wie Ino immer noch ein nerviges kleines Kind. Genau das Kind, was vor Jahren Naruto dazu gebracht hatte ihr das Versprechen zu geben den Spinner Uchiha Sasuke zurück zu holen. Nun ja dieses Versprechen war gehalten worden. Aber unter welchen Umständen….
Ob die Haruno immer noch so in ihn verliebt war? Neji wollte es lieber gar nicht wissen.
Mit einem letzten abschätzigen Blick wandte Neji sich von den Beiden ab und betrat das Haus durch einen anderen Eingang. Wer wusste schon ob Hinata ihn nicht bitten würde so zu tun, als wäre er Gast der Teezeremonie.
Der schwarzhaarige Hyuga zog sich in sein Zimmer zurück und wäre dort auch besser für den Rest des Abends geblieben. Doch an der Haustür begegnete er Hiashi, dem Oberhaupt der Familie, Hinata und natürlich Sakura. Dabei hatte er fest damit gerechnet, dass sie mittlerweile weg war. Stattdessen wurde sie vom Familienoberhaupt persönlich verabschiedet.
Hiashi entdeckte Neji sofort. "Neji. Du kommst gerade richtig. Ich möchte, dass du Haruno-san nach Hause begleitest. Es ist schon dunkel und ich möchte nicht, dass ihr etwas passiert."
Manchmal wünschte Neji sich er hätte es wie Uchiha Itachi gemacht und seinen Klan einfach ausgelöscht. Dann hätte er jetzt ein Problem weniger. Fast war Neji nach Lachen zu Mute. So sarkastisch kannte er sich selber gar nicht. Er sah zu Sakura, die auch nicht besonders begeistert zu sein schein. Was dachte Hinatas Vater sich? Die Haruno war immer hin eine Kunoichi. Die hatte zu wissen wie man sich wehrte.
Sakura verabschiedete sich von Hinata und verneigte sich vor Hiashi, dann trat sie raus auf die dunkle Straße. Unter Hiashis strengen Blick fügte sich der Hyuga seinem Schicksal. Er folgte Sakura hinaus und ging ohne ein Wort zu sagen los. Eigentlich wusste er gar nicht wo sie wohnte, doch weil die Kunoichi nicht protestierte nahm er an, dass die die richtige Richtung war.
Zunächst sprachen sie nicht ein Wort miteinander. Dabei hatte Neji gedacht, dass die Rosahaarige mindestens genau so redselig war ,wie ihre blonde Freundin Ino. Aber anscheinend hatte sie ihm reichlich wenig zu sagen. Nun ihm sollte es recht sein. Er beobachtete sie aus den Augenwinkel und fragte sie ob ihr im dem hell-rosanen Sommerkimono nicht kalt war. Wenn dies der Fall sein sollte ließ sie es sich nicht anmerken.
Plötzlich wandte die Haruno ihm ihr Gesicht zu. "Kannst du mir einen Gefallen tun, Hyuga-kun?", fragte sie aus heiterem Himmel. Neji sah sie kühl an. Natürlich konnte er, die Frage war nur ob er wollte. Doch die Haruno deutete sein Schweigen wohl als Bejahung.
"Ich hab Hinata vergessen zu sagen wann wir uns morgen treffen. Wir wollten mit allen zusammen weg gehen. Kannst du ihr sagen, dass wir uns so um acht Uhr treffen?" Ihre grünen Augen blickten ihn fragend an. "Du kannst natürlich auch mit kommen wenn du willst", fügte sie dann hinzu und lächelte. Das hatte sie doch nur aus Höflichkeit gesagt. Was die Haruno nicht wissen konnte war, dass Lee ihm schon beim morgendlichen Training eingeladen hatte mitzukommen. Lee… auch wieder so ein hoffnungsloser der die Haruno anbetete. Wieso konnte Neji nicht gut über dieses Mädchen denken?
Er wollte es einfach nicht solange ihm nicht das Gegenteil bewiesen wurde.
Wieder kam keine Antwort auf ihre Frage und erwiderte auch ihr Lächeln nicht. Natürlich würde er Hinata bescheid sagen, immer hin würde er jetzt erst recht dahin gehen.
Sie erreichten eine Abzweigung und Neji hatte nicht übel Lust die Rosahaarige einfach stehen zu lassen.
"Du kannst mich hier ab der Ecke alleine lassen. Danke, dass du mich soweit gebracht hast, aber der Rest ist echt nicht nötig", sagte Sakura in diesem Moment und blieb stehen. Neji war verblüfft, und stoppte neben ihr. Meinte sie das ernst? Konnte sie Gedanken lesen? Oder sah man ihm so sehr an wie gern er einfach wieder gehen wollte? Was auch immer es war, Neji war froh, dass sie wenigstens in diesem Punkt einer Meinung waren.
"Wie du meinst…", antwortete er gelassen. Sakura lächelte abermals, dann drehte sie sich halb um und wank ihm. "Gute Nacht, Hyuga-kun, wir sehen uns dann morgen."
Schon war sie um die Ecke verschwunden. Neji sah ihr noch einen Moment nach, bevor er sich umwandte und langsam zurück zum Anwesen schlenderte. Hoffentlich passierte ihr nichts, sonst würde Hiashi ihm den Kopf abreißen.
