Kapiteln 3: A Stranger

"Nun komm schon Ino! Du brauchst keinen Schönheitswettbewerb gewinnen!" Sakura fuhr sich genervt durch ihr Haar und tippte nervös mit ihrem Fuß. Ino wusste genau, dass Sakura es hasste zu spät zu kommen. Um das Ganze noch zu verschlimmern war es heute von besonderer Wichtigkeit pünktlich zu sein, denn Sakura verfolgte für diesen Abend einen Plan… Ino trat aus dem Badezimmer und posierte im Türrahmen.

"Mach nicht so einen Aufstand. Ich bin doch schon fertig", antwortet die Blonde lässig und ignorierte das resignierende Stöhnen ihrer Freundin.

Sakura packte Ino am Handgelenk und zog sie aus dem Haus in die Richtung der kleinen Bar in dem die beiden Kunoichis sich mit den Anderen treffen wollten.

Es dämmerte schon, dennoch war es angenehm warm. Sakura hetzte durch die Straßen.

"Warum hast du es denn so eilig?"

"Wenn wir zu spät kommen muss ich neben Naruto sitzen", antwortet Sakura knapp.

"Aha? Und was…?" Sakura fiel Ino ins Wort: "Ich will das heute Abend Hinata neben Naruto sitzt."

Ino grinste und ihre Augen funkelnden. "Ah, ich verstehe. Sakura, die Verkupplerin. Aber ehrlich du solltest dir eher Gedanken um dein eigenes Liebesleben machen…."

Die Haruno warf der Blonden einen vernichtenden Blick zu. Diese schwieg zwar, hatte aber immer noch das süffisante Lächeln auf den Lippen. Bevor Sakura sich aufregen konnte erreichten sie die Bar. Vor der Tür warteten schon Naruto, Hinata und Neji.

"Sakura-chan!", rief Naruto und ein strahlendes Lächeln erhellte sein Gesicht. Die Angesprochene erwiderte es nicht minder erfreut. Den blonden Shinobi traf sie seit ein paar Tagen das erste Mal wieder. Sie sah ihm an, dass er noch nichts von ihrem Auftrag wusste und das sollte auch zunächst so bleiben. Sakuras grüne Augen wanderten zu den beiden Hyugas. Hinata nickte ihr verschüchtert zu, sie stand direkt neben Naruto. Neji hingegen stand einen Schritt hinter den Beiden, hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und blickte gewohnt Gleichgültig drein.

"Los, lasst uns rein gehen!", drängte Ino und schob Hinata und Naruto vor sich her durch die Tür. Sakura folgte ihnen. Sie sah wie Naruto sich nach ihr umblickte, als Ino ihn zu dem Tisch bugsierte an dem schon Sasuke, Shikamaru und Kiba saßen. Doch Ino kannte keine Gnade und Sakura musste sich ein Lachen verkneifen. Als sie den Tisch erreichte saß Hinata schon neben Naruto. Der Kyuubi- Junge sah für einen Moment enttäuscht drein, doch genau so schnell kehrte sein heiteres Gemüt zurück und er wandte sich Hinata zu, die sofort rot anlief. Das lief schon fast zu perfekt.

Ino quetschte sich zwischen Shikamaru und Sasuke. Sofort begann sie die beiden in ein Gespräch zu verwickeln oder eher es ihnen aufzudrängen.

Sakura selber nahm auf der Eckbank Platz und beobachtete die Szene mit leichter Skepsis. Sasuke saß ihr schräg gegenüber und sie lächelte ihm kurz zu. Jemand nahm neben ihr Platz und lehnte sich zurück. Als Sakura zur Seite sah hob sie erstaunt die Augenbrauen. Hyuga Neji, der talentierte Spross der Hyugas, hatte sich neben sie gesetzt. In diesem Moment wurde Sakura klar, dass dieser Abend wohl weniger lustig werden würde. Neji redete weniger als ein Kühlschrank und war dabei äußerlich genau so kühl. Allein seine Ausstrahlung schien sie davor zu warnen ihn anzusprechen.

Plötzlich wendeten sich die weißen Augen ihr zu, oder zumindest konnte man vermuten dass er sie ansah.

Sakura öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch sie war sprachlos. Der Blick aus den weißen Augen war so intensiv, dass sie unwillkürlich erschauderte. Neji musterte sie und Sakura fühlte sich auf einmal nicht mehr besonders wohl.

Schon hatte der Hyuga seinen Blick wieder von ihr genommen bevor die Haruno etwas hatte sagen könne. Auch Sakura sah nun rüber zu Ino, die an der Theke stand und wohl Getränke für alle besorgte. Es war eine unangenehme Stille, aber was sollte man auch zu jemand wie Neji sagen. Wahrscheinlich war er eh nur mitgekommen um auf Hinata aufzupassen.

Gut gelaunt verteilte Ino die Getränke und zwinkerte Sakura aufmunternd zu. Am liebsten hätte Sakura Ino das Getränk in ihr Gesicht geschüttet, denn Die Blonde wusste genau, dass sie sich diesen Abend anders vorgestellt hatte.

Als Neji sich zu seinem Drink beugte lehnte er sich Sakura wie zufällig entgegen. Diese wäre beinahe von der Bank aufgesprungen, als sie Nejis gesenkte Stimme an ihrem Ohr vernahm. Sein warmer Atem löste ein leichtes Kribbeln in ihrem Nacken aus und so brauchte Sakura einen Moment um die Nachricht seiner Worte zu verstehen.

"Du solltest aufhören die Verkupplerin zu spielen, Haruno."

Aprupt drehte sich Sakura zu ihm. Er hatte sich schon wieder zurückgelehnt und sah sie fast schon herablassend an. Was sollte das denn nun?

"Wieso sollte ich? Hast du ein Problem?", fragte sie ebenfalls mit gesenkter Stimme und zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Neji lehnte sich ihr abermals entgegen und ihre Gesichter waren nun nur noch eine handbreit voneinander entfernt.

"Mein Problem ist, dass du Hinata Dinge versprichst, die du nicht halten kannst", seine Stimme klang vollkommen ruhig, doch Sakura hörte den leicht gereizten Unterton in ihr.

"Du hast doch nur ein Problem damit, weil du nichts davon verstehst, Hyuga-kun. Außerdem habe ich gar nichts versprochen….", antwortet Sakura schnippischer als gedacht. Wenn sie Neji damit getroffen hatte, dann ließ er sich nichts anmerken. Sein Blick hatte nicht von der herablassenden Gleichgültigkeit verloren. Dennoch stieß er ein kurzes Schnauben aus und lehnte sich weg von ihr.

Eine kurze Pause entstand. Sakura tat es schon fast ein bisschen Leid ihm so eine patzige Antwort gegeben zu haben, aber sie verstand auch nicht warum er sich überhaupt für Hinatas Liebesleben interessierte.

Die Rosahaarige blickte hinüber zu Naruto. Mit großen Gesten redete er auf Hinata ein und diese lachte verhalten. Was sollte schlimm daran sein, die beiden zusammen bringen zu wollen?

Seufzend wandte Sakura sich Neji zu und musterte ihn. "Hyuga-kun? Mal ehrlich… die beiden geben doch ein schönes Paar ab", versuchte sie nun das schlecht gestartete Gespräch wieder auszubügeln.

Der Hyuga nahm einen Schluck aus seinem Glas und stellte es in aller Ruhe auf den Tisch zurück, bevor er antwortet ohne Sakura dabei anzublicken: "Der Fehler in deinem System ist, dass Naruto in dich verliebt ist…"

Die Kunoichi verdrehte die Augen und ließ sich zurück sinken. "Das stimmt nicht…""Ach?" Neji blickte sie gespielt erstaunt an. "Siehst du nicht, dass er dich wie ein treuer Dackel ansieht?""Trotzdem ist Liebe wohl etwas ganz anderes nicht wahr? Aber das kannst du ja wohl kaum wissen…."

Sakura spürte, dass sie wirklich wütend wurde. Sie hasste es wenn Leute über ihr Leben oder ihre Beziehungen urteilten ohne wirklich etwas darüber zu wissen. Gerade Neji wusste nun mal überhaupt nichts über sie und deswegen hatte er wohl auch kaum das Recht über sie zu urteilen.

" Vielleicht habe ich weniger Ahnung davon als du, aber wenigstens habe ich nicht mein halbes Leben damit verbracht irgendjemanden hinter her zu laufen." Damit spielte er eindeutig auf Sasuke an. Sakura warf unwillkürlich einen kurzen Blick zu dem Uchiha. Eine Stille entstand, doch dieses Mal war es nicht die Haruno die diese brach.

"Wenn dein Verkupplungsversuch scheitert, dann ist es nicht Naruto dem das weh tun wird", erklärte der Hyuga nach einer Weile und blickte dabei rüber zu Hinata. Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. " Dann könntest du dich auch anstrengen und mit Naruto darüber reden… oder ist dir wirklich alles so Gleichgültig wie du immer tust?"

Das grüne Augenpaar sah ihn direkt an. Er sah die unterdrückte Wut in ihnen, die die Haruno noch nie hatte gut kontrollieren können. Eigentlich hatte er sich, als er sich auf den Platz neben ihr gesetzt hatte, vorgenommen nicht mit Sakura zu reden. Doch es war zu reizvoll gewesen sie ein wenig zu testen.

"Nehmen wir an ich würde dir helfen… meinst du der Querkopf würde auf mich hören?", hörte Neji sich wie von selber Antworten. Fast hätte Neji die Maske der Gleichgültigkeit fallen lassen, denn die Haruno lachte doch tatsächlich. Zwar nur leise und unterdrückte, doch er sah genau wie das Lachen sich in ihren Augen spiegelte. Was war an seiner Antwort so komisch?

"Ich wusste es… kein Mensch kann so desinteressiert sein…"

Neji hätte ihr für diesen Satz am liebsten seine Verachtung ins Gesicht gesagt, doch irgendetwas in ihm hielt ihn davon ab. Er musterte sie kurz und sah dann zur Seite. Es gefiel ihm nicht, dass sie nun den Spieß umdrehte und das Gespräch in ihre Hand nahm.

"Wieso bist du heute Abend mitgekommen, Hyuga -kun?", fragte die Rosahaarige ihn und er spürte ihren Blick auf sich. Aus dem Augenwinkel sah er zu ihr.

"Was geht es dich an, Haruno?"

Er sah wie sie mit den Schultern zuckte und an ihrem Glas trank. "Ich frag nur so, weil ich dachte, dass du an so etwas keinen Spaß hättest…"

An so etwas? Für wen hielt sie ihn? Für einen Spießer? Fast hätte Neji gelacht wahrscheinlich hatte die Haruno ähnliche Vorurteile über ihn, wie er über sie. Beinahe begann ihm das Gespräch zu gefallen.

"So, dachtest du… und weswegen sollte ich dann hier sein?" Mit diesen Worten drehte er ihr wieder zu und legte seinen einen Arm auf der Rückenlehne ab. Damit gab er ihr zu verstehen, dass er nun durchaus gewillt war ein richtiges Gespräch mit ihr an zu fangen.

"Ich dachte du spielst Hinata-chans Aufpasser, so was wie die Anstandsdame", antwortete die Haruno und neigte den Kopf leicht. Er scheute sich nach zu vollziehen was die Anderen an ihr fanden, doch in diesem Moment sah sie wirklich umwerfend aus. Ihre blattgrünen Augen strahlten im gedämmten Licht der Lampen und die knapp schulterlangen, blassrosanen Haare umrahmten ihr Gesicht.

Doch Neji war nicht der Typ für reine Äußerlichkeiten um ihn zu überzeugen brauchte es mehr als den Blick einer einigermaßen hübschen Frau.

"Anstandsdame… Tsss ich spiel doch nicht den Babysitter. Ich gehe nur dahin wo ich auch hin möchte. Das hat nichts mit Hinata oder sonst wem zu tun."

Sakura wollte gerade den Mund öffnen um etwas zu erwidern, als Ino sich an Neji vorbei neben Sakura setzte und ihn dabei beinahe von der Bank befördert hätte. Ino flüsterte ihr etwas ins Ohr und die Beiden begannen zu kichern. Also doch nur ein naives Kind. Dabei hatte er gerade begonnen besser über sie zu denken. Seufzend erhob der Hyuga sich. Dieses Geplapper der Blonden musste er sich nun wirklich nicht geben. Er setzte sich auf den frei gewordenen Platz neben Shikamaru und lauschte den Gesprächen um sich herum.

Nach einiger Zeit tauchte Lee zusammen mit Tenten auf sie setzten sich an einen Tisch neben der Gruppe und Neji schlenderte zu seinen Teamkameraden rüber. Während Tenten ihm ein paar Neuigkeiten aus ihrem Leben berichtete hört der Hyuga ihr nur mit einem halben Ohr zu.

Von seinem Platz aus konnte er genau auf Ino und Sakura schauen. Die beiden hatten immer noch ein angeregtes Gesprächsthema, doch auf der Anderen Seite von Sakura saß nun der Uchiha. Neji hatte ihn noch nie leiden können.

Er hatte sich zurückgelehnt und seinen Arm auf die Rückenlehne hinter Sakura gelegt. Mit einer fast unbedeutenden Bewegung strich er Sakura ein Haar oder ähnliches von der Schulter. Sie wandte sich halb zu ihrem Teamkollegen um und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

Neji zwang sich den Blick von der Haruno abzuwenden. Er wusste nicht was los war. Es sollte ihm egal sein, dass sie Sasuke anlächelte. Doch er hatte das komische Gefühl, dass der Uchiha-Spinner es nicht verdient hatte. Innerlich schüttelte Neji über sich selber den Kopf, was für ein unglaublicher dummer Gedanke.

Aus den Augenwinkeln sah er plötzlich wie Sakura an ihm vorbei raus aus der Bar ging. Die Tür fiel hinter ihr zu. Etwas verwundert blickte er ihr nach. Dann im nächsten Moment hatte er sich ebenfalls erhoben und ohne ein weiteres Wort zu verlieren folgte er der Haruno hinaus. Wieso genau er das tat wusste er nicht. Konnte es noch schlimmer werden?

Die Rosahaarige hatte sich ein paar Meter von der Bar entfernt. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und blickte hoch in den Himmel. Als sie sich umwandte stand Neji hinter ihr.

Fast hätte Sakura aufgeschrieen. Was wollte der Hyuga denn hier draußen? Konnte man nirgends seine Ruhe haben. Sie wollte wirklich nur in Ruhe nachdenken. Drinnen war es ihr zu stickig gewesen und es waren zu viele Menschen da. Sie wollte ihre Selbstzweifel nicht vor ihren Freunden austragen…. Und dann tauchte Neji auf. War er ihr gefolgt? Nein! Wieso sollte er auch?

"Was machst du hier draußen?" Sie blickte ihn forschend an. Der Hyuga steckte die Hände in die Hosentaschen.

"Das selbe könnte ich dich Fragen, Haruno-san", antwortete er in seiner gelassenen Art. Sakura fuhr sich mit einer schnellen Bewegung durch ihr Haar und wandte sich halb von dem schwarzhaarigen ab. Irgendwie fühlte sie sich nicht sonderlich wohl, wenn er in der Nähe war. Er gab ihr das Gefühl, dass er alles durchschauen konnte.

"Sagen wir es so, ich wollte dich etwas fragen…", brach Neji die Stille und Sakura blickte ihn mit unverhüllten Erstaunen an. Was konnte der Hyuga sie fragen wollen? Die Kunoichi stemmte eine Hand in die Seite.

"Hinata hat mir heute von deinem Auftrag erzählt…"

"Und du bist nun gekommen um mir zu sagen, dass ich das Handtuch schmeißen sollte… vielen Dank, Hyuga-kun… das sind genau die Worte, die ich brauche!", schnitt Sakura ihm das Wort ab. Vielleicht war es zu eine vorschnelle Reaktion gewesen, aber der Hyuga war der letzte Mensch den sie nun brauchte. Sein Blick so voller Gleichgültigkeit machte sie beinahe verrückt.

"Nein…", sagte der Schwarzhaarige plötzlich und riss Sakura aus ihren Gedanken. "…eigentlich wollte ich etwas anderes sagen… aber anscheinend weißt du es ja besser…"

Mit diesen Worten wandte er sich um und wollte zurück zum Eingang der Bar gehen, doch Sakura hielt ihn davon ab.

"Warte! Okay… ich war vielleicht zu vor schnell…"

Neji sah über seine Schulter hinweg zu ihr. "Du willst also doch wissen was ich sagen wollte?

Sakura seufzte und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. "Komm schon… Hyuga, mach es nicht so spannend. " Die Rosahaarige versuchte möglichst gelassen zu wirken, doch in Wahrheit war sie viel zu gespannt darauf was Neji zu sagen hatte. Er drehte sich ihr wieder halb zu und ließ seine Hände in seinen Hosentaschen versinken.

"Ich denke, dass du es schaffen wirst…", erwiderte er trocken und kehrte zurück zu den Anderen. Wie erstarrt blickte Sakura ihm nach. Damit hatte sie am wenigsten gerechnet.