Snape sank zitternd in die Knie, Fudge rang nach Atem und versuchte vergeblich, das eben Gesehene aus seinem Kopf zu bekommen. McGonagall stand mit aufgelöster Frisur und zersprungener Brille daneben und stöhnte:

„Es werden immer mehr." Aus Bodennähe röchelte es.

„Geht es, Severus?" fragte sie besorgt und fasste ihn an der Schulter.

„Ja", fauchte er und wischte ihre Hand weg. McGonagall tippte mit ihrem Zauberstab gegen das beschädigte Glas ihrer Brille, murmelte „Reparo", und zurrte dann flüchtig ihre Haare zurück in die Überreste ihres Dutts.

„Wo ist ihre Flasche?" fragte sie Snape, eine Haarnadel zwischen den Lippen. Snape stöhnte.

„Die liegt noch auf dem Rasen."

„Aber Sie haben noch Zaubertrank vorrätig, nicht wahr?" Snape nickte und richtete sich langsam auf.

„Ja, in meinem Büro. Dann versuchen wir einmal, es zu finden."

„Wie meinen Sie das?" fragte Fudge, der endlich seine Sprache wieder gefunden hatte.

„Sie haben doch gesehen, wie es um das Schloss steht", knirschte Snape und beschrieb mit der Hand einen weiten Bogen, als wolle er die Eingangshalle in dieser Geste einschliessen. Fudges Augen folgten der Bewegung; die Halle befand sich in einem erbärmlichen Zustand: Schlieren aus Schlamm und Erde überzogen den Boden, an den Wänden hingen allerlei Poster und Zettel mit Gekrakel darauf und in den Hausgläsern wirbelten bunte Steine tornadoartig durcheinander, am schlimmsten in jenen von Gryffindor und Slytherin. Das erinnerte Fudge an etwas.

„Was haben all diese Schüler hier verloren", donnerte er beim Anblick des offensichtlichen Punktewahnsinns los. Snape und McGonagall schauten ihn ungläubig an.

„Ich meine", seine Stimme wurde dünner. „Es sind doch Sommerferien", endete er lahm.

„Das sind nicht unsere Schüler", presste Snape hervor, „dafür laufen hier viel zu viele Potter rum."

„Ausserdem: Wären es unsere, hätten ihre Familien das Ministerium längst gestürmt", fügte McGonagall hinzu.

„Aber die Todesser", versuchte es Fudge nochmals; das musste doch zu begreifen sein. Snape trat so nahe an ihn heran, dass er dessen Atem im Gesicht spürte.

„Glauben Sie, der dunkle Lord würde sich solche Doppelgänger gefallen lassen?" flüsterte er eisig. Fudge schüttelte den Kopf. Snape schloss die Augen.

„Kommen Sie. Wenn wir Glück haben, ist mein Büro noch dort, wo es sein sollte."

Sie stiegen hinab zu den Kerkern. War es draussen drückend heiss, so herrschten hier arktische Temperaturen; selbst die Flammen der Fackeln wirkten erstarrt. Nass geschwitzt wie er war, zitterte Fudge kläglich, und wäre ihm das Treiben auf der Wiese nicht so unheimlich gewesen, er wäre liebend gern zurück geschlichen.

„Das Schloss verändert sich von Minute zu Minute", hörte er Snape und dessen Echo sagen. „Durchgänge führen ins Nichts, Treppen kippen, so bald man sie betritt – alles ist anders. Den Slytheringemeinschaftsraum kann ich seit vier Tagen nicht mehr finden, ganz zu schweigen von meinem Schlafzimmer." McGonagall nickte.

„Mir geht es genauso. In den Gryffindorturm komme ich nur hin und wieder rein, wenn die fette Dame betrunken ist – sie traut niemandem mehr. Wir haben Glück, dass sie so oft säuft."

„Als ob man das, was dort oben vor sich geht, sehen möchte!" knurrte Snape.

„Trotz allem sind es Kinder", tadelte McGonagall, wozu Snape nur trocken lachte.

„Was ist hier los?" klapperte Fudge zum x-ten Mal und schlang sich den Umhang enger um den Körper.

„Es ist eine Invasion, wie ich schon sagte", zischte Snape. „Die erste Kreatur, die hier auftauchte, sah aus wie Potter. Wir wollten eben das Schloss über die Ferien verlassen, da stand sie mitten auf dem Rasen. Natürlich dachten wir, es sei etwas geschehen, und brachten sie zu Professor Dumbledore – ein Fehler, wie sich herausstellte: Kaum sah dieser Potter den Schulleiter, da duellierte er sich schon mit ihm. Der Professor hatte Mühe, ihn zu besiegen, der Potter war sehr stark."

„Aber Harry Potter ist nur ein Schüler! Und warum", doch McGonagall schnitt Fudge das Wort ab.

„Es war nicht der echte Harry Potter. Als wir ihn endlich überwältigt hatten, gaben wir ihm Veritaserum und er erzählte wirres, unzusammenhängendes Zeug: Dass Dumbledore ihn betrogen und all sein Geld gestohlen habe, und dass Salazar Slytherin ihm endlich die Augen geöffnet habe. Und dann plärrte er nach Draco Malfoy und der Sprechende Hut stimmte mit ein – ich habe noch nie so schlechte Reime gehört. Der Rest bestand aus grotesken zweistimmigen Liebesschwüren; wir waren sehr besorgt." Bei der Erwähnung des Sprechenden Hutes fiel Fudge etwas ein.

„Gryffindor!" rief Fudge. „Ich habe Godric Gryffindor gesehen!"

„Glückwunsch", gratulierte Snape kühl. „Er und die anderen Gründer rennen hier dutzendfach rum."

„Aber die sind vor tausend Jahren gestorben", empörte sich Fudge.

„Was sie nicht sagen, das wussten wir ja gar nicht."

„Herr Minister", fuhr McGonagall dazwischen. „Keines dieser Wesen ist echt, begreifen Sie doch endlich. Manche von Ihnen sind viel zu stark, andere einfach nur monströs und andere", sie schauderte.

„Ah", rief Snape triumphierend und eilte an ihnen vorbei auf eine schwere Holztür zu, öffnete sie und stürmte hinein. Fudge folgte ihm, erstarrte aber im Türrahmen: Das also war Snapes Büro – er hatte es sich anders vorgestellt.

Auf dem kargen Mobiliar standen Gläser voller eingelegter Schlange, Reptilien und anderer schleimiger Kreaturen, was wohl zu Snapes sonnigem Gemüt passte, nicht aber die Berge von rosafarbenen Briefen. Aus manchen der Umschläge stiegen Herzchen empor, zerplatzten mit einem „Hihi" und verströmten einen widerlich süsslichen Geruch. An die hundert Fotos standen in Rahmen auf dem Schreibtisch oder pappten an den Wänden. Auf einigen waberten Harry Potters, Malfoys, Voldemorts, Hermine Grangers und andere Fudge bekannte Gesichter und stimmten ein Quiekkonzert orchestraler Lautstärke an, als Snape an ihnen vorbeihastete und eilig nach einem Paar Ohrenschützer kramte.

Die anderen Fotos zeigten erstarrte grinsende Mädchen und Jungen – Muggel. Fudge hielt sich die Ohren zu, bis McGonagall ihm Ohrenschützer überstülpte und er dankbar aufatmete. Durch das gedämpfte Herzchenploppen und kollektive Fiepen beobachtete er, wie Snape eilig eine Flasche aus einem Kessel füllte, und zog sich dann in den Flur zurück, die Lehrer auf den Fersen. Fudge streifte die Ohrenschützer wieder ab.

„Ich sagte Ihnen ja, dass Professor Snape sich einer wachsenden Beliebtheit erfreut", meinte McGonagall. Snape lehnte gegen die geschlossene Tür und funkelte sie böse an.

„Wie kommen denn Muggelbilder in ihr Büro?" fragte Fudge verblüfft. McGonagall und Snape tauschten einen Blick.

„Wir glauben, das sind die Urheber der Invasion", antwortete McGonagall langsam. „Severus, würden Sie? Und vergessen Sie das Rezept nicht!" Snape würgte, legte erneut die Ohrenschützer an und verschwand in seinem Büro. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er wieder auftauchte, verfolgt von einem einzelnen Herzchen, das mit grandiosem Echo im Gang zerplatzte.

„Hihihihihi", schallte es von den Wänden. Snape verdrehte die Augen und rammte Fudge einen Packen Papiere in den Magen.

„Lesen Sie!"

Fudge starrte verdutzt auf die Seiten, las den ersten Abschnitt, schüttelte den Kopf und arbeitete sich immer verwirrter durch mehrere Anfänge, bis er überrascht hochblickte.

„Warten Sie." McGonagall wühlte in den Papieren und zog eine bestimmte Seite hervor. „Lesen Sie das hier."

Schon nach wenigen Sätzen wurden Fudges Augen zu Schlitzen.

„Snape", presste er hervor. „Sie sind Lehrer, wie konnten Sie nur?"

„Das habe ich nie getan!" schrie Snape und riss Fudge den Packen aus den Händen. „Nichts davon habe ich je getan! Ausserdem bin ich weder Eisphönix, noch Vampir und ein Choralengel schon gar nicht!" Er schleuderte die Blätter zu Boden und trampelte darauf herum.

„Severus, beherrschen Sie sich", stöhnte McGonagall. „Das hilft doch nichts." Fudge beobachtete Snape immer noch misstrauisch.

„Herr Minister, ich versichere Ihnen: Professor Snape hat sich in dieser Hinsicht immer vorbildlich verhalten."

„In dieser Hinsicht?" schnappte Snape.

„Bitte Severus." McGonagall sah zusehends müder aus.

„Wenn dem so ist, was hat das da", Fudge deutete auf die Seiten am Boden, „dann zu bedeuten?" McGonagall rückte sich die Brille zurecht.

„Es scheinen Geschichten zu sein, die sich Muggel ausgedacht haben."

„Muggel? Aber das sind doch keine Muggel da draussen!"

„Das nicht. Wir glauben, es sind die Figuren aus diesen Geschichten. Und da sich nicht alle auf Professor Snape stürzen, vermuten wir, dass diese Geschichten hier nur ein kleiner Teil eines riesigen Ganzen sind."

„Aber die Muggel wissen doch nichts von uns!" rief Fudge immer entsetzter. Wenn im Ministerium bekannt wurde, dass Muggel Hogwarts stürmten, und selbst Dumbledore sie nicht aufhalten konnte – nein, das wollte er sich nicht ausmalen.

„Anscheinend doch." Nun war McGonagalls Stimme schneidend. „Herr Minister, wir brauchen Ihre Hilfe. Sie sehen doch, wie es steht. Wir haben zwar noch Verbündete, aber es sind einfach zu wenige. Sie müssen das Ministerium benachrichtigen und herausfinden, was hier vor sich geht. Bitte, selbst der Schulleiter wusste keinen Rat."

„Wo ist Dumbledore?" schrie Fudge am Ende seiner Nerven. Snape unterbrach sein Getrampel.

„In seinem Büro", antwortete er; McGonagall schluchzte unwillkürlich auf.

„Er hat alle bösen Dumbledores in sein Büro gelockt, und wir haben es hinter ihm seinen Anweisungen folgend versiegelt. Das war vor zwei Tagen. Wir wissen nicht, ob er noch lebt."

„Böse Dumbledores", stammelte Fudge.

„Ja, böse", fuhr McGonagall ihn an. „Sie sehen aus wie Dumbledore, nur klebt über ihrem weissen Bart ein schwarzes Bärtchen. Es gab auch andere, aber die redeten nur dummes Zeug oder stopften Süssigkeiten in sich hinein."

„Einer stand ganz offensichtlich unter Drogen", fügte Snape hinzu. Fudge rieb sich die Schläfen.

„Na schön", sagte er langsam. „Wenn die sie wissen schon wer nicht gefährlich sind, und Dumbledore in seinem Büro ist, wo zum Teufel sind dann meine Auroren?" McGonagall stiess den Atem aus.

„Folgen Sie uns."

~0~

Von den Kerkern ging es hinauf zum Astronomieturm, so hatte es Fudge zumindest verstanden. Was einfach klang, erwies sich als kompliziert: Mehrmals fanden sie sich in Sackgassen wieder, brachen durch Stufen, wo sie eigentlich nicht sollten und mussten schliesslich einen Umweg machen, weil der gesamte Westflügel verschwunden war. Sie wateten durch Müll, Schlamm und unnütze Gegenstände ohne bestimmte Form, an mit obszönen Zeichnungen diverser Hogwartsschüler beklebten Wänden vorbei und wichen verirrtem Feuerwerkskörpern aus. Und hatte Fudge geglaubt, im Schloss sei er sicher vor seltsamen Kreaturen, so wurde er eines Besseren belehrt:

Verliebte, Pseudoverliebte und erbitterte Feinde, die sich aber doch ganz gern miteinander vergnügen wollten, jagten in den verschiedensten Stadien der Entkleidung durch die Gänge. McGonagall scheuchte nicht weniger als fünf Potter-Malfoy-Knäuel aus Nischen hervor, und Snape konfiszierte etliche Folterinstrumente, was ihnen ein Gefolge wimmernder und klagender Voldemorts bescherte, dem eine motzende Meute seltsamer Mädchen folgte. Snapes schmale Augen sprachen Bände, und Fudge hegte den Verdacht, dass der Lehrer seine ganz eigenen Pläne mit seiner Beute hatte. Nachdem, was Fudge auf der Wiese und in Snapes Büro gesehen hatte, konnte er es ihm nicht einmal verübeln.

Im dritten Stock trafen sie eine Gruppe Snapeliebhaber, die sie nur darum loswurden, weil just im richtigen Moment drei Snapeschönlinge auftauchten und die Verfolger von ihnen ablenkten. McGonagall musste Fudge förmlich hinter sich herziehen, so fasziniert war er von den mehr als paarungswilligen, breitschultrigen, seidig gelockten Imitaten.

„Kein Wort", zischte der hagere, fettige Snape vor ihm und rasselte mit einer beschlagnahmten Kette.

„Professor McGonagall", tönte es da von rechts und Mrs. Pomfrey stürzte auf sie zu.

„Haben Sie meine Luzifer-Selbsthilfegruppe gesehen?" McGonagall seufzte.

„Sind sie schon wieder entwischt?"

„Ich war nur einen Moment im Bad", verteidigte sich Mrs. Pomfrey würdevoll. „Ausserdem war Professor Trelawney bei ihnen. Sie wissen doch, wie sehr die Luzifers ihre Prophezeiungen lieben."

„Und Sie wissen, dass man Sibyll nicht mit ihnen allein lassen darf. Wie dem auch sei: Haben Sie schon in Sibylls Klassenzimmer nachgeschaut? Vermutlich lässt sie die Luzifers in die Glaskugeln schauen."

„Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht!" rief Mrs. Pomfrey. Snapes Beute fiel klirrend zu Boden, und er blickte Mrs. Pomfrey forschend ins Gesicht.

„Wann haben Sie den Trank zuletzt getrunken?" fragte er.

„Aber den brauche ich doch nicht", wehrte sie ab.

„Dennoch: Gehen Sie zuerst in mein Büro und nehmen Sie einen kräftigen Schluck, nur zur Sicherheit." Mrs. Pomfrey nickte ergeben, warf Snape einen schmachtenden Blick zu und trollte sich in Richtung Kerker.

„Ich frage mich", begann Snape, wurde aber durch einen erneuten Ruf unterbrochen.

„Professor McGonagall, Professor Snape, haben Sie meine Luzifer-Selbsthilfegruppe gesehen?" Eine zweite Mrs. Pomfrey tauchte vor ihnen auf und wurde ohne weiteres Federlesen hinter der ersten her zu Snapes Büro geschickt.

„Und noch eine verloren", seufzte McGonagall. Dann stutzte sie.

„Severus, hat sie Ihnen erzählt, wie man bei diesen, äh, männlichen Müttern die Kinder entbindet?"

„Nein", presste Snape hervor.

„Aber wir haben zwei Luciusse und einen Snape, der…"

„Interessiert mich das?" brüllte Snape sie an und stapfte weiter. Fudge wollte etwas sagen, doch McGonagall schüttelte den Kopf und folgte Snape.

„Also gibt es Mrs. Pomfrey auch mehrmals", stellte Fudge das Offensichtliche fest.

„Es scheint so", sagte McGonagall. „Und wir dachten, sie sei immun."

„Und Sie, Professor?" hakte Fudge nach. Sie schüttelte den Kopf.

„Bisher bin ich die Einzige."

„Dann brauchen Sie also keinen Zaubertrank?"

„Wir trinken ihn alle", erwiderte sie, „das heisst: Bei Poppy dürfte es zu spät sein, aber vorbeugend gönne auch ich mir morgens und abends einen Schluck." Sie spähte zu Snapes sichtlich angespanntem Rücken.

„Bei Professor Snape ist es anders", raunte sie Fudge zu. „ Seit die ersten falschen Snapes hier aufgetaucht sind, muss er ihn immer häufiger zu sich nehmen. Wenn wir nicht bald eine Lösung finden, werden wir ihn verlieren, fürchte ich – wie Poppy und die andern." Fudge sah, dass sie ihre Hände ineinander verschränkte, um das Zittern zu stoppen.

„Wie viele sind noch immun?" fragte Fudge besorgt.

„Ich bin die Letzte", antwortet McGonagall leise.

„Aber Sie sprachen von Verbündeten."

„Ja." Sie zögerte. „Sehen Sie: Nicht alle dieser Kreaturen sind so grotesk wie jene, die Sie gesehen haben. Drei Hermine Grangers und einige Potters, Weasleys und Mitglieder des Phönixordens sind zu gebrauchen. Selbst ein Lucius Malfoy hat sich uns angeschlossen – vermutlich weil er dem Echten so wenig entspricht."

„Und es gibt keine vernünftigen Dumbledore?" Es musste ihn doch geben!

„Doch schon", schaltete sich Snape ein. „Aber die sind bei den Auroren und haben genug zu tun. Sie werden es ja sehen."

Sie gingen schweigend weiter und bogen in den nächsten Gang, wo sich ihnen ein Hindernis ganz anderer Art präsentierte: Der gesamte Gang war voller Schüler, Todesser und Mitglieder des Phönixordens, die dastanden und sich nicht rührten. Fudge verlangsamte seinen Schritt, doch die beiden Lehrer zwängten sich durch die Menge ohne sie weiter zu beachten.

„Was ist das?" rief Fudge ihnen nach.

„Das sind Figuren aus eingestellten Geschichten – zumindest vermuten wir das", antwortete Snape.

„Oder Figuren, die in Geschichten liegengelassen wurden", fügte McGonagall hinzu. „Unter den Geschichten, die Professor Snape erhalten hat, waren solche Machwerke dabei – mit Bitte um Inspiration. Bei Gelegenheit sammeln wir diese Figuren ein und stellen sie hier ab. Zuvor haben wir sie in die grosse Halle gebracht, aber die ist schon voll."

Fudge fragte nicht weiter, sondern quetschte sich an einer Gruppe aus vier Jungen vorbei, die auf dem Boden kauerten und eine Karte betrachteten. Als er genauer hinsah, stockte er.

„Professoren", rief er. „Das ist James Potter!"

„Das wissen wir", giftete Snape. „Ihn und seine feinen Freunde haben wir auch in äusserst lebendiger und mehrfacher Form. Sie sind einer der Gründe, warum das Schloss so heruntergekommen ist. Die Hauselfen sind so damit beschäftigt, ihre Sauereien und die der Weasley-Multi-Zwillinge zu beseitigen, dass sie nicht mehr zum Putzen kommen." Fudge löste sich vom erstarrten Viererpack und folgte den beiden Lehrern.

„Das heisst, jene die noch arbeiten", ergänzte McGonagall. „Seit eine Horde Hermine Grangers inklusive Verstärkung die Hauselfen zur Rebellion angestachelt hat, sind kaum noch welche übrig."

„Eine Hauselfenrebellion?" Fudge war schockiert. „Aber das muss dem Ministerium gemeldet werden!"

„Wie schön, dass Sie endlich etwas Meldenswertes gefunden haben", ätzte Snape.

„Aber das ist von nationaler Bedeutung", protestierte Fudge. „Nicht auszudenken, wenn sich diese Bewegung verbreitet." Da begegnete er den müden Augen der beiden Lehrer, senkte beschämt den Kopf und tappte ihnen nach.

„Was ist eigentlich eine Luzifer-Selbsthilfegruppe?" fragte er, als die Stille drückend wurde.

„Das ist eine spezielle Art von Figuren. Es gibt Harry-Luzifer, Malfoy-Luzifer Junior und Senior, Voldemort-Luzifer, Gründer-Luzifers und weitere Fers; sogar einen Luzifer-Luzifer haben wir, und dem schmeckte es gar nicht, dass er nicht der einzige war. Sie begannen einen Privatkrieg um herauszufinden, wer nun der echte Luzifer sei, bis Poppy die Idee mit der Selbsthilfegruppe hatte. Dämonen scheinen gerne über sich zu reden – sie haben eine Menge Probleme." McGonagall seufzte einmal mehr.

„Nun, da wir Poppy verloren haben, können wir nur hoffen, dass sie es nicht leid werden, üblen Prophezeiungen zu lauschen, sonst fängt das Ganze von vorn an."

„Still", schnitt Snape ihr das Wort ab. Sie hatten die Turmtreppe beinahe erreicht, doch selbst hier oben waren sie nicht allein. Im Gang, der zur Treppe führte, hämmerte ein plüschig rosafarbenes Etwas mit Krötengesicht Anschläge an die Wand, ja, der ganze Gang war bereits damit gepflastert. Selbst in die Bilder hatte die rundliche Frau Nägel getrieben, wogegen manche Bewohner verhalten protestierten; die meisten schienen aber bereits ausgezogen zu sein.

„Professor Umbridge", rief Fudge, wurde gleich darauf gepackt und um die Ecke gezerrt.

„Um Himmelswillen, seien Sie still!" flüsterte McGonagall panisch. „Sie darf uns auf keinen Fall bemerken."

„Aber das ist Dolores Umbridge", entgegnete Fudge empört.

„Ja, eine von dreien", zischte Snape. „Sie pflastern das ganze Schloss mit unsinnigen Erlassen, und wenn man sie anspricht, lesen sie einem jedes einzelne vor. Also halten Sie den Mund."

Fudge nickte kläglich und schlich hinter den beiden zurück in den Gang. Im Vorbeigehen las er den einen oder anderen Erlass, liess es dann aber mit zunehmender Ernüchterung bleiben.

„Ausbildungserlass Nr. 1738: Nur Dolores Umbridge hat das Recht zu hüsteln."

„Ausbildungserlass Nr. 8426: Es ist verboten, etwas anderes als rosafarbene Umhänge zu tragen."

„Ausbildungserlass Nr. 9015: Kätzchen sind süüüüüüüüüss!!!!!!!!!"

Fudge schauderte, huschte an Dolores Umbridge vorbei, die auf dem Boden kauerte und an einem neuen Erlass kritzelte, und rettete sich durch die Tür in den Astronomieturm.

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