Kapitel 10
Verlegen und rot bis über beide Ohren tat ich so, als hätte ich vor uns etwas so Interessantes entdeckt, dass ich unbedingt darauf starren müsste. „Warum denn so plötzlich nicht mehr?", fragte ich schroff zurück. „Immerhin hängst du schon seit Monaten bei mir rum und gehst mir auf die Nerven, da machen ein paar Monate mehr doch auch nichts mehr aus"
Natürlich entging mir Toyas ziemlich schlecht zurückgehaltenes Erstaunen auf diese Antwort nicht und ich musste schnell irgendwas tun, damit ich nicht noch mehr in Verlegenheit geriet. Also stand ich schnell auf und schnappte mir meinen Geldbeutel. „Ich geh mal schnell da rüber und hol mir ein Eis" Unbeholfen deutete ich dabei auf ein kleines Kiosk weiter hinten am Strand.
Ohne auf eine Antwort zu warten stapfte ich einfach los und kam mir so richtig schön bescheuert dabei vor. Toya blieb auf der Decke zurück, aber mir war als könnte ich seine Blicke auf meinem Rücken spüren, was mich nur noch nervöser machte als ohnehin schon. Und während ich so mein Schokoladeneis bestellte, musste ich mir endgültig selbst eingestehen, dass ich Toya mittlerweile ziemlich gern hatte. Und dass ich eigentlich auch gar nicht mehr wollte, dass er wieder verschwand.
Am Anfang hatte ich diesen Tag herbei gesehnt. Jetzt machte er mir Angst. Außerdem hatte ich mich doch tatsächlich auf ein Date mit ihm am Strand eingelassen. Normalerweise hätte ich mich nun selbst als blödes Schaf beschimpfen und diese ganze Sache abbrechen müssen, so lange es noch keinem von uns beiden zu weh tun würde. Aber ich konnte es nicht. Nein, falsch. Ich wollte es gar nicht! Nur noch ein kleines bisschen länger, dachte ich und ging schließlich zurück zu unserer Decke.
Die nächsten Wochen und Monate verliefen gut. Dank Toya verlor ich mehr und mehr meine Anspannung. Ich merkte schnell, dass er Recht behalten hatte. Wenn ich mir selbst nicht mehr so viel Druck machte und meine Freizeit genoss, statt dauernd nur ein schlechtes Gewissen zu haben, fühlte ich mich deutlich besser. Ich lernte dann auch lieber, wenn ich es ohne inneren Zwang tat. Und meine Noten blieben genauso gut und streberhaft wie vorher. In Worten ließ sich nur sehr schwer beschreiben, was ich für eine enorme Erleichterung empfand.
Auch meine Dates mit Toya nahmen zu. Ich lehnte fast kein einziges Mal mehr ab, so oft er mich auch fragte. Und wenn ich wirklich mal zu viel zu tun hatte, saß er stillschweigend neben mir und leistete moralische Unterstützung.
Ich war endlich glücklich! Anders konnte ich es einfach nicht beschreiben. Durch mein neu gewonnenes Glück wurde ich auch ein bisschen offener, was mir trotz allem noch sehr schwer fiel.
An einem Nachmittag voller Regen in der Bibliothek der Uni traute ich mich zum ersten Mal, mich zu einer Gruppe von drei anderen Mädchen zu setzen, die ich in einem meiner Kurse gesehen hatte. Wir sprachen nicht viel miteinander und wenn, dann über die Aufgaben, die wir zu lösen versuchten. Aber ab diesem Tag setzte ich mich öfter zu den dreien dazu. Sie waren nett und klug und wir konnten gut zusammen lernen.
Auf die erste Einladung zu einer Party antwortete ich, dass ich liebend gerne kommen würde und von da an gingen wir auch öfter zu viert mal aus. Ich hatte endlich Freundinnen gefunden, die auch noch dasselbe Fach studierten, wie ich. Wir hatten viele gemeinsame Interessen.
Mein Leben war perfekt…
