Kapitel 11. Heldenhafte Retter
Levy erwachte von dem Gefühl getragen zu werden und von vielen laut durcheinander plappernden Stimmen. Sie konnte Natsu am deutlichsten wahrnehmen, der immer wieder Lucys Namen schrie und Gray und Erza, die ihn anscheinend versuchten zu beruhigen. Happy heulte und die weiche Stimme von Charle wirkte sanft auf ihn ein. Wendy murmelte zu leise Dinge vor sich hin, als dass sie sie hätte verstehen können. Und zwischendurch immer wieder ihr eigener Name von zwei sehr vertrauten Stimmen, die von einer tieferen Stimme angewiesen wurden endlich still zu sein. Jet und Droy, die sich mit Lilly stritten und immer wieder „Levy-chan" jammerten.
Und wenn Lilly hier war, dann bedeutet das, dass auch… Blinzelnd zwang Levy sich dazu, die Augen zu öffnen. Es fiel ihr schwer und dauerte ihr viel zu lange. Ein ungeduldiger Laut entwich ihr und sie versuchte sich irgendwie zu bewegen, aber es funktionierte immer noch nicht.
„Oi, bist du endlich wach?", hörte sie die Stimme sagen, die sie unter tausenden wiedererkennen würde. Endlich konnte sie ihre Augen ganz aufschlagen, nur um sofort verlegen zu werden, als sie bemerkte, dass sie tatsächlich getragen wurde.
„Gajeel", flüsterte sie schwach. Er guckte mit einem ernsten Ausdruck auf dem Gesicht auf sie herab. Er stand mit ihr immer noch auf der Lichtung, Jet und Droy mit Lilly ganz in der Nähe. Die beiden hatten Freudentränen in den Augen, wahrscheinlich, weil sie endlich aufgewacht war. Levy versuchte ein schwaches Lächeln in ihre Richtung.
Etwas weiter in der Ferne sah sie den tobenden Natsu, der tatsächlich von Gray und Erza festgehalten werden musste und Wendy, die bei Lucy auf dem Boden kauerte, die Augen geschlossen hatte und leise Worte murmelte. Ein schwacher grüner Schein ging von ihren Händen auf den Körper der Stellargeistmagierin über, aber Lucy war noch nicht wieder zu sich gekommen.
„Lu-chan…" Levys Stimme klang immer noch wie Schmirgelpapier. Außerdem weinte sie schon wieder unbewusst. Sie konnte die warmen Spuren auf ihren Wangen spüren und hasste sich selbst für ihre Schwäche.
„Sag mal, was ist hier eigentlich passiert?" Skeptisch folgte der Eisendrache ihrem Blick in Lucys Richtung und kehrte dann mit einer hochgezogenen Augenbraue zu ihr zurück.
„Das ist eine ziemlich lange und komplizierte Geschichte", seufzte Levy. Die Verlockung die Augenlider einfach wieder zu schließen war einfach zu groß.
„Naja der Salamander geht davon aus, dass euch irgendwer was getan hat" Immer noch dieser prüfende Blick. Dachte er das etwa auch? Könnte es sein, dass er sich doch mehr Sorgen machte, als er sich anmerken lassen wollte? Alleine dieser Gedanke wärmte Levys Herz und ließ es schneller schlagen.
Sie versuchte mit dem Kopf zu schütteln, zuckte dabei aber zusammen, als ihr Körper immer noch protestierte. „Nein, wir haben einfach einen sehr alten und sehr mächtigen Zauber ausprobiert", erklärte sie deshalb. „Niemand wollte uns etwas tun"
Gajeel ließ ein Schnauben hören, der verdächtig nach einem Seufzen klang. Und war das nur Einbildung, oder hatte sich seine Körperhaltung gerade merklich entspannt? Levy lächelte. Sie lag in den Armen desjenigen, bei dem sie es sich am meisten gewünscht hätte.
„Irgendwie kann ich gar nicht fassen, dass ihr auch noch selber schuld seid", grummelte der Schwarzhaarige. Es hörte sich schwer danach an, als hätte er Levy ausschimpfen wollen, hielt sich in seinem Tonfall und der Lautstärke aber merklich besser zurück, als der Feuerdrache weiter hinten. Obwohl der sich mittlerweile auch etwas beruhigt hatte. Erza und Gray standen immer noch in seiner Nähe, aber hielten ihn nicht mehr fest, was Levy als ein gutes Zeichen vermutete.
„Gajeel…", setzte sie erneut an, um ihm wenigstens eine kurze Erklärung abzugeben, aber er fuhr ihr dazwischen.
„Is ja schon gut", brummte er mit einem neuerlichen Blick auf sie herab. „Wir bringen euch erst mal zu unserer Heilerin, die alte Lady wird euch schon wieder hinkriegen"
„Oi Salamander", rief er dann in Natsus Richtung. „Beeil dich mal n Bisschen!"
Das zeigte offenbar Wirkung. Levy beobachtete, wie der Dragonslayer in die Hocke ging und Lucy so vorsichtig auf seine Arme nahm, als hätte er Angst eine Porzellanpuppe zu zerbrechen. Sein Gesicht war eine ernste Maske, nichts von dem kindlichen, planlosen Verhalten, das er sonst an den Tag legte, war mehr zu erkennen. Bloß in seinen Augen konnte man die Sorge sehen und an der steilen Falte, die um seine Augenbrauen herum entstanden war. Groteskerweise fand Levy, dass Lucy in ihrem wunderschönen weißen Kleid wie eine schlafende Prinzessin aussah, die von ihrem Prinzen gerettet wurde. Gleichzeitig wunderte es sie überhaupt nicht, dass Natsu dieser Prinz war.
„Sie riecht ganz anders", stellte der fest, als er mit den anderen im Schlepptau endlich bei Gajeel und Levy angekommen war. „Das passt mir irgendwie überhaupt nicht"
Der Eisendrache zuckte mit den Schultern. „Mir ist auch schon aufgefallen, dass die ganze Lichtung hier irgendwie einen merkwürdigen Geruch hat. Aber ich finde es komischerweise nicht unangenehm. Es hat was…" Der Schwarzhaarige suchte nach Worten.
„…Vertrautes", beendete Wendy den Satz und sog tief die Luft um sie herum ein. Dann hielt die kleine Dragonslayerin ihre Nase an Lucy. „Es riecht nach zu Hause… Also nach meinem früheren zu Hause" Verlegen und etwas rührselig trat die kleine Blauhaarige wieder einen Schritt zurück.
„Drachen?", begriff Gajeel und schüttelte den Kopf ein wenig. „Aber das ist unmöglich…" Dann riss er plötzlich die Augen weit auf. „Die Kleine hat Recht", murmelte er total geschockt.
Natsu starrte auf die blasse bewusstlose Lucy in seinen Armen herab. „Igneel", flüsterte er leise. Es klang wie eine bestürzte Feststellung, die er selber kaum glauben konnte. Dennoch vertraute der Feuerdrache auf seine guten Instinkte, also ergab es für ihn keinen Sinn. „Was zum Teufel…?"
„Bitte sei ihr nicht böse", platzte es plötzlich aus Levy heraus, was sie sofort bereute, da ein langgezogenes Stechen ihre Wirbelsäule herauf kroch und ihr den Atem raubte. „Sie wollte dir doch bloß helfen", setzte sie etwas weniger heftig hinzu, als sie nur einen verwirrten Blick bekam.
„Was meinst du damit?" Der Pinkhaarige hatte seine Augen zu Schlitzen verengt und sein Tonfall hatte etwas gefährlich Ruhiges, aber Forderndes an sich.
„Natsu" Erza legte ihrem Kammeraden nachdrücklich eine Hand auf die Schulter. „Ich denke, es ist vernünftiger, wenn Levy uns die ganze Geschichte erzählt nachdem sie medizinische Hilfe bekommen hat. Außerdem solltest du an Lucys Gesundheit denken" Als der Feuerdrache immer noch keine Anstalten machte, sich zu rühren, half die Rothaarige schiebend etwas nach. „Lasst uns aufbrechen"
Wieder in der Gilde angekommen kümmerte sich Porlyusica, die Heilerin, sofort um Lucy, da sich diese tatsächlich in einem „kritischen Zustand" befand, bevor sie sich dann Levy zuwandte und ihr erst mal eine Standpauke hielt.
„Wie man nur so unvernünftig sein kann so über seine Grenzen hinauszugehen ist mir wirklich ein Rätsel", schimpfte sie. „Gerade von dir hätte ich das nicht erwartet, junges Fräulein. Dir müsste doch bewusst sein, was passiert, wenn man seine magischen Reserven derart ausschöpft!"
Ermattet und völlig teilnahmslos ließ die Blauhaarige die gesamte Prozedur über sich ergehen und hörte sich dabei das Gemecker an. Allerdings konnte sie nicht verleugnen, dass die ältere Dame schon Recht hatte. Die Konsequenzen waren ihr bewusst gewesen, aber sie und auch Lucy hatten sie in Kauf genommen. Schließlich musste sie noch irgendein ekelhaftes bitteres Getränk runter würgen, bevor die Heilerin sie ins Bett schickte.
„Mindestens für drei Wochen keine Magie", ordnete sie barsch an. „Viel Schlaf, dein Körper muss sich erholen. Und nimm deine Medizin!" Dann wandte sie Levy brüsk den Rücken zu und stolzierte zur Tür.
„Porlyusica-san", rief sie noch einmal schwach von ihrem weichen weiß bezogenen Bett aus. Die alte Frau blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Lu-chan, ist sie…" Levy schluckte hart. „Wie geht es ihr?"
Die Heilerin seufzte, als hätte sie diese Frage befürchtet. Leicht drehte sie den Kopf, um die junge Magierin aus dem Augenwinkel zu mustern und legte dann eine Hand auf die Türklinke. „Sie ist sehr schwach", antwortete sie schließlich nachdenklich. „Und was immer ihr da im Wald getrieben habt, hat sie verändert. Nun wird sich zeigen, ob ihr Körper diese Veränderung annehmen wird oder nicht, aber ich gebe mein Bestes. Ihr Geist scheint zudem sehr unruhig zu sein, was eine zusätzliche Belastung für ihren ohnehin geschundenen Körper darstellt. Das verzögert den Heilungsprozess. Sollte sie in den nächsten Tagen nicht aufwachen besteht die Möglichkeit, dass sie in ein dauerhaftes Koma fällt"
Geschockt hielt Levy den Atem an. Verändert? Koma? Was um Himmels Willen war bloß während der Zeremonie passiert? Sie hatte ja bloß ihren schwebenden Körper anstarren können und wusste nichts von den Dingen, die Lucy wirklich durchgemacht hatte. Plötzlich hatte sie einen Kloß im Hals und musste gegen neuerliche Tränen ankämpfen. Sie waren beide so dumm gewesen eine so alte Magie auszugraben.
„Ich wollte eure Freunde nach Hause schicken, damit ihr wenigstens bis morgen eure Ruhe habt, aber die komplette Bande da drüben hat sich geweigert und hält draußen die Stellung", redete die Heilerin weiter. „Du solltest dir jetzt keine allzu großen Gedanken um deine Freundin machen, ich werde gleich noch einmal nach ihr sehen. Schlaf jetzt, sonst bekommst du noch ähnliche Probleme wie sie" Und damit verließ sie endgültig das Krankenzimmer und Levy war allein. Sie hätte schreien mögen. An Schlaf war doch so gar nicht zu denken!
Zum Glück hielt diese verordnete Einsamkeit nicht lange an, denn wie die ältere Frau es schon angedeutet hatte, war die gesamte Gilde noch anwesend und platzte nur Minuten später mit samt dem Master vorneweg in den Raum hinein. Levy hatte mit einem Gewirr von Fragen gerechnet, aber alle sahen sie nur schweigend an. Natsu biss fest die Zähne zusammen, das war ihm anzusehen, aber ein strenger Blick von Makarov und er senkte nur den Kopf. Die Schriftmagierin suchte Gajeels Blick und fand ihn nicht weit weg von Wendy und Lilly mit verschränkten Armen stehend. Er sah sie an. Seine Mimik verriet nichts, wie so oft. Aber er sah sie an. Das reichte ihr. Sie schenkte ihm ein angedeutetes Lächeln und guckte dann schnell wieder in Richtung ihres Masters, der seinerseits mit in die Seiten gestemmten Fäusten zu ihr hoch blickte.
„Levy, falls du dich dazu in der Lage fühlen solltest, würde ich gerne von dir erfahren, was heute Nacht passiert ist" Die Worte des Gildenoberhauptes waren weich und freundlich. Trotzdem konnte sie die Blicke von den Anderen spüren und fühlte sich unbehaglich dabei, wie ein Kind, das mit den Fingern in der Keksdose erwischt wurde.
Schließlich fasste sie sich ein Herz und nickte müde. Sie hatten schließlich auch das Recht, es zu erfahren. Auch die anderen Mitglieder machten sich alle Sorgen. Levy atmete noch einmal tief durch, dann begann sie die Geschichte von Anfang an und mit jedem kleinsten Detail zu erzählen. Dabei krallte sie ihre Finger in die Bettdecke und hielt die ganze Zeit über den Blick fest auf ihre immer weißer werdenden Fingerknöchel gerichtet.
Sie berichtete von dem Buch, was sie in der Bibliothek gefunden hatten, von ihren Bemühungen alles zu übersetzen und von dem Gespräch mit Loki, der ebenfalls anwesend war, allerdings durch seine eigene Kraft. Sie erzählte, wie froh sie gewesen waren, endlich ihren Freunden helfen zu können und von den Plänen, die sie geschmiedet hatten, nachdem sie alle Informationen, die sie hatten bekommen können beisammen gehabt hatten. Sie erklärte auch, warum niemand sonst davon wusste, dass sie ihren Kammeraden nicht unnötig Hoffnung hatten machen wollen. Levy schilderte dann schließlich, wie sie die Zeremonie im Wald durchgeführt hatten und endete erst damit, wie sie aufgewacht war, als der Rettungstrupp schon bei ihnen eingetroffen war.
Während Levy die Geschichte haarklein erzählte, liefen ihr wieder die Tränen und sie musste häufiger schluchzen. „Was währenddessen wirklich mit Lu-chan passiert ist, kann ich leider nicht sagen. Nur, dass es sie all ihre Kraft gekostet hat und…" Sie musste laut schniefen. „…und dass sie vermutlich Erfolg hatte, weil Natsu, Gajeel und Wendy den Geruch von Drachen an ihr wahrgenommen haben, als sie sie wieder hergebracht haben. Und Porlyusica-san hat auch gesagt, dass sie irgendetwas verändert hat…" Als sie über die Worte der Heilmagierin nachdachte, musste sie den Satz abbrechen und fest die Augen zusammenkneifen.
„Hätte ich sie doch bloß aufgehalten", heulte die Blauhaarige. „Ich war doch die Einzige, die es wusste. Aber ich hab es auch für eine gute Idee gehalten. Ich wollte doch auch helfen!" Sie hielt sich die Hände vor das tränennasse stark gerötete Gesicht, um ihre Scham und die Schuldgefühle zu verbergen. „Und jetzt fällt Lu-chan vielleicht ins Koma, wenn ihr Körper sich nicht erholen kann" Mit ihrer Selbstbeherrschung war es nun endgültig vorbei. Levy zog die Beine fest an ihren Körper an und weinte mit den Händen vor ihrem Gesicht und mit zugekniffenen Augen laut und herzzerreißend.
Ein ersticktes Raunen ging durch die Menge, ein paar überrumpelte Ausrufe. Also hatte die Heilerin ihre schlechte Nachricht noch nicht überbracht. Dann nur noch Stille. Levy konnte sich vorstellen, wie alle total perplex vor ihrem Bett standen, sie mit offenen Mündern anstarrten und das, was sie ihnen gerade erzählt hatte erst mal verarbeiten mussten.
Ein paar Sekunden später spürte sie, wie das Bett neben ihr stark nachgab und sich absenkte. Dann landete etwas Großes, Schweres, Warmes auf ihrem Kopf und zerzauste ihre Haare. Erschrocken schaute Levy auf und erkannte den Eisendrachen durch den Tränenschleier neben ihr sitzen, seine Hand auf ihrem Kopf.
Sie kannte ihn mittlerweile gut genug, um auch bei ihm den Schock in seinem Blick ablesen zu können. Plötzlich hörte man einen lauten Kiekser durch den Raum hallen, der allerdings nicht von der Schriftmagierin kam, da war sie sich sicher. Sie schaute in die Runde von blassen, erschrockenen Gesichtern, erkannte bei manchen Mädchen ein paar Tränen, die schnell weggewischt wurden. Und dann sah sie die kleine Wendy, die aussah, als wäre ihr speiübel, sich dann abrupt umdrehte und aus dem Saal stürmte.
Ihre kleine weiße Exceed Freundin rief ihr hinterher und folgte ihr schließlich, um sie zu trösten. Wahrscheinlich ging es der Windmagierin sehr nahe, dass der Grund für Lucys Zustand etwas mit ihr und den anderen Dragonslayern zu tun hatte, immerhin waren die beiden auch eng befreundet und im selben Team.
„Hey, Opa", setzte Gajeel mit seiner tiefen Stimme vorsichtig an und sah Makarov an. „Du hast doch jetzt deine Antwort…"
Der Master brummte zustimmend und nickte. „Okay dann wollen wir unserer Levy mal etwas Ruhe gönnen" Mit diesen Worten scheuchte er die gesamte Truppe sanft zum Ausgang. Bis auf den Eisendrachen, der bei Levy auf dem Bett sitzen blieb und keine Anstalten machte, seine Hand wieder von ihrem Kopf zu nehmen.
Aber auch Natsu rührte sich keinen Zentimeter vom Fleck. Erst da bemerkte Levy, dass er dastand, als hätte ihm jemand so richtig mit Schwung eine runter gehauen. Und genau diesen Gesichtsausdruck trug er auch zur Schau. Er sah aus, als wäre er ganz plötzlich an Ort und Stelle versteinert. Er blinzelte nicht einmal mehr.
„Natsu?", fragte Levy vorsichtig. Ihre Stimme klang vom Weinen merkwürdig heiser und erstickt.
„Oi Salamander schieb endlich deinen Hintern hier raus", fuhr der Eisendrache seinen Rivalen an. Levy zuckte bei seinem scharfen Tonfall zusammen.
„Gajeel!", protestierte sie und zog an dessen Oberteil, um seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass er sich gerade etwas in seiner Art und Weise vergriff. Er ignorierte ihre Einwände.
„Solltest du nicht schon längst wo ganz anders blöd rumstehen und nicht wissen, was du machen sollst?" Die Schriftmagierin bemerkte, dass der Schwung von Aggression in der Stimme des Eisendrachen so gar nicht zu seinem auffordernden, ja fast schon mitleidigen Blick passen wollte.
Aber seine Worte schienen etwas in dem Feuerdrachen zu bewegen, denn sein Blick wurde plötzlich wieder etwas klarer. „Lucy", murmelte er kaum verständlich.
Der Schwarzhaarige nickte bloß und stieß einen langgezogenen Seufzer aus. „Mach gefälligst hinne, Salamander!"
Und als hätte man einem Duracelhasen eine neue Batterie in den Hintern geschoben, schoss Natsu wortlos aus dem Raum und ließ geräuschvoll die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
Levy blickte ihm noch lange etwas ratlos hinterher und fragte sich, was das für eine komische Situation zwischen den beiden Jungs gewesen war, bis ein neuerliches Haare zerzausen von ihrem Eisendrachen sie wieder aus ihren Gedanken riss.
„Du solltest schlafen", mahnte er etwas netter für seine Verhältnisse und ließ schließlich doch die Hand sinken. Plötzlich wünschte sich die Schriftmagierin er hätte sie noch eine Weile da gelassen, denn sie bezweifelte, dass sie unter diesen Umständen Schlaf finden würde.
„Ich bleib hier sitzen", meinte Gajeel nach einer Weile, als hätte er ihre Gedanken gelesen, was Levy dazu veranlasste knallrot anzulaufen. Zur Tarnung streckte sie sich auf dem weichen Bett aus und zog die Daunendecke bis zur Nase hoch. Erst da bemerkte sie, wie bequem das eigentlich war und wie müde und zerschunden sie sich doch noch fühlte. Und mit Gajeel an ihrer Seite fühlte sie sich nicht ganz so alleine, nicht so verloren. Sie machte die Augen gehorsam zu. Warm, weich, sicher, geborgen… Es dauerte keine fünf Minuten, bis sie mit dem Bild vor Augen eingeschlafen war, wie der Schwarzhaarige auf ihrer Bettkante saß und sein typisches Gajeel - Grinsen grinste.
