Manwë Sulimo, Tariquendi

In einem Schwall aus Sternenstaub übergab sich Varda Elentarí.

Manwë saß hilflos neben ihr und tätschelte ihr den Kopf. "Varda, was kann ich tun?", fragte er etwas verzweifelt.

Varda hustet erneut, dann versuchte sie sich aufzurichten.

"Bleib liegen, Varda, ruh dich aus. Ilmarë! Komm und hilf mir.", sagte Manwë und hob Varda vorsichtig hoch. "Gleich ist es wieder besser, meine Liebste."

Vardas Husten wurde nur noch stärker. Ilmarë lief herbei und schüttete ihr Bett auf. Sie hatte ein paar Decken gebracht und bezog hektisch einen weiteren Polster. Ihr Gesicht war rot und schweißüberströmt.

"Ilmarë? Geht es... dir gut?", fragte der König der Valar besorgt.

Ilmarë nickte. "Natürlich, mein König." Ihre Stimme klang aber schwach.

Was wenn sie sich angesteckt hatte? Oder sie auch vergiftet worden war?

Besorgt sah Manwë seine Frau und die Maia, die ihm als Tochter wohl am nächsten kam, an.

"Ilmarë? Du solltest dich auch ausruhen. Du siehst ebenso krank aus.", sagte Manwë.

"Mein Herr! Mir geht es gut. Ich bin vollstens einsatzfähig! Außerdem werde ich meine Herrin nicht alleine lassen!

Bei allem gebührenden Respekt, mein König.", fügte sich nach einer kleinen Pause hinzu.

Manwë seufzte. "Ich will doch nur dein bestes, mein Kind. Geh und ruh dich aus. Ich kann mich schon alleine um Varda kümmern."

"Aber Ihr seid der König und das heißt, dass Ihr keine Zeit haben werdet um Euch um Eure Frau zu sorgen.", argumentierte sie weiter.

Da hatte sie schon recht, aber wenn Varda davon erfuhr, dass sie krank arbeitete, dann wäre eine Scheidung wohl sein geringstes Problem. Ach, was redete, oder besser gesagt, dachte er da, Varda liebte ihn und er liebte sie und da gab es nichts einzuwerfen.

Manwë seufzte. Aber er wollte Varda trotzdem nicht wütend machen. "Geh und leg dich hin. Das ist mein letztes Wort.", sagte er, ganz nach dem Motto: Fürchte den Zorn einer verschmähten Frau. Behandle Ilmarë gut, und sie wird bei dir bleiben.

Ilmarë würde noch blasser, als hätte er sie angeschrien, dann nickte sie und mit einem letzten Blick nach Varda verließ sie den Raum. Manwë sah ihr besorgt nach.

Ulmo, Tariquendi

Ulmo ging in einen Gang. Seine nackten Füße klatschten auf die Fliesen, sie waren, wie immer, nass und kalt. Das hatte Melkor oft ausgenutzt, wenn er ihm etwas wie: "Na, kalte Füße bekommen, Ulmo? Ach, fast vergessen, dass du das ja immer hast! Hahaha!"

Und das war auch einer der Gründe, warum der Wassergott gerade Melkor jagte, zusammen mit Yavanna und Eonwë.

Yavanna hatte sich aus Gewohnheit in einen Fuchs verwandelt, der nun vor Eonwë und Ulmo herlief. Natürlich war die Göttin der Pflanzen und Tiere schneller als ihre Beiden Verfolger, also mussten Ulmo und der Heerführer laufen. Yavanna nahm keine Rücksicht auf die beiden anderen.

Ulmo lief der Füchsin nach, Eonwë direkt hinter ihm.

Plötzlich bog Yavanna ab und schrie. Diesmal elbisch.

Es war ein kurzer Schrei, als hätte sie sich erschrocken. Und das hatte sie auch. Melkor stand dort, und er war gerade von einem unfassbar wütendem Aulë zurück gedrängt worden, der Melkor eine Lektion verpassen wollte, denn er hatte Yavanna erschrocken, die sich wieder zurück in ihre Elben-Gestalt verwandelt hatte.

"Das du es wagst, du verdammter-" "Aulë! Lass den Mist und kümmere dich um Melkor!", fauchte seine Ehefrau ihn an.

"Ich werde diesen Höllenort jetzt verlassen, und ihr werdet mir nicht in die Quere kommen!", sagte Melkor, dann wollte er Aulë zur Seite schubsen, aber der Valar ließ sich das nicht bieten und stieß Melkor ebenfalls nach hinten.

"Keine Rauferei, Jungs.", meldete sich eine neue Stimme. Es war Uinen, eine von Ulmos Maia, die mit ihrem Ehemann, Osse, gerade durch den Gang gelaufen war, um ihren Herren zu finden. "Ah, Osse, Uinen. Gut, gut, gut.", sagte Ulmo nickend.

"Hast du gerade zu Melkor und Aulë Jungs gesagt?", reif Yavanna entgeistert.

Uinen wurde blau im Gesicht, das war ihre Art rot zu werden. "Verzeiht, my Lady Yavanna! Ich wollte nicht..." "Unhöflich sein.", beendete Osse ihren Satz. Uinen nickte.

Melkor war nun von Yavanna, Aulë, Osse, Uinen, Eonwë und Ulmo eingekesselt. Allerdings war sich Ulmo sicher, dass Melkor sie besiegen konnte.

Aber sie konnten ihn doch auch nicht einfach gehen lassen!

"Weiß irgendjemand, warum er überhaupt hier ist?", flüsterte der Wassergott Aulë zu. Aulë zuckte mit den Achseln. "Morgoroth, weshalb verschlägt es dich in Manwës Hallen? Du bist verstoßen!", rief Aulë aggressiv.

"Manwës Hallen! Natürlich, wie kann ich es nur wagen?", fragte Melkor, sein Schauspieltalent offenbarend - nämlich gar keines.

Das galt aber nur für Melkor.

"Ach, große Valar, verzeiht unser unangekündigtes Auftreten! Wir wollten euch alle nicht erzürnen! Lasset doch ein Auge zu gedrückt, und lasst uns gehen, auf das wir euch nicht wieder belästigen werden.", sagte der originale und talentierte Schauspieler.

"Na, wen haben wir denn da? Gleich die ganze Gruppe der Verräter vereint, Sauron!", sagte Ulmo und legte den Kopf schief. Aulë und Yavanna tauschten einen Blick, sie waren Maïrons Herren gewesen... und hatten wohl etwas versagt.

"Ulmo, mein Herr, was würde es Euch kosten, mich und meinen Herren gehen zu lassen?"

"Du bist eine Schlange, Maï -äh, Sauron. Du sagst, ich sei dein Herr, aber noch im selben Atemzug sagt du, es wäre ein anderer."

"Und das ist er auch. Mel- Morgoroth ist sein einzig wahrer Meister.", sagte abermals eine neue Stimme. Niënna war hinzugekommen, nachdem Aulë schon zu Manwë vorgewollt hatte. In den Händen hatte sie ein paar Geisterutensilien. Ihr Blick war auf Melkor gerichtet, ihr weißes Haar wurde dunkler, ihre Augen müder und grauer.

Melkor legte schmunzelnd den Kopf schief. "Na hallo, meine liebe Niënna! Gerade auf Shopping Tour?"

Die Valar der Trauer und des Mitleids sah ihn unverwandt an und die anderen Valar rollten mit den Augen, denn Melkor tat ständig so, als wäre Niënna, selbst nach seinem Verrat, immer noch seine beste Freundin. Niënnas Haar wurde grau, wie ihre Augen.

"Melkor, warum bist du hier? Was hast du angestellt?", fragte Yavanna wütend.

"Privat.", entgegnete der Gott des Bösen grinsend.

"Würdest du es mir sagen?", fragte Niënna neugierig.

Melkor legte den Kopf schief. "Kommt drauf an."

"Auf was?"

"Hmm"

"Würdest du es mir als Freundin sagen?"

Die Valar und Maia beobachteten den Wortabtausch angespannt.

"Na gut.", sagte Melkor lächelnd. "Ich habe eure verehrte Lieblings Göttin getötet: Varda."

Niënnas Haar wurde schwarz.