Eonwë, Tariquendi

Eonwës gepanzerte Stiefel schlitterten über den Boden, als sei er Eis.

Seine Schritte waren länger als sonst, seine Atemzüge kürzer als gewöhnlich.

Er rannte zurück in die Richtung der Räumlichkeiten seiner Herren. Schon hatte er in seinem Kopf das Bild von der Schlacht um die zwei Lampen, die Melkor nicht nur gelöscht, sondern auch zerstört hatte. Im letzten Moment hatte Lady Yavanna zwei Bäume gepflanzt, Lady Niënna hatte sie begossen und die Königin der Valar, Varda, hatte sie mit Licht beleuchtet, sodass sie selbst die Spender des ganzen Lichts von Valinor gewesen waren. Doch auch das hatte Melkor vereitelt.

Am einem wundervollen Tag, der als Festtag für Valar und Maia galt, war Melkor gekommen und hatte zusammen mit Ungoliant, dem abscheulichstem Wesen der Welt, der ultimativen Erzfeindin des Allvaters Eru Illuvatar (was auf Elbisch -Quenia, um genau zu sein- Allvater bedeutete) die beiden Bäume, Laurelin und Teleporn (oder auf Elbisch -wieder Quenia- Laurelin i Telepornio) vernichtet. Kein Zweig war übrig geblieben, Ungoliant hatte alles Licht der Bäume verschlungen. Anschließend hatte sie sich mit Melkor aus dem Staub gemacht.

Natürlich war das für Melkor nicht genug gewesen, und so hatte er auch noch die kostbarsten der Edelsteine der Valar gestohen, die Silmaril. So schön waren sie gewesen, dass Varda sie geheiligt hatte, sodass niemand Böses sie berühren konnte, ohne Schaden zu kassieren. Melkor hatte sich an den drei Edelsteinen die Hände verbrannt, sodass sie Schwarz geworden waren. Nichtsdestotrotz hatte er die Juwelen als Andenken und für alle sichtbar, auf seine schwarze Krone gesteckt, wo sie aber nicht lange gehangen haben.

Eonwë selbst war, in Begleitung seiner Schwester und dem Heer der Valar sowie noch ein paar anderen, selbst zu ihm gegangen und hatte die Edelsteine zurückgefordert. Eigentlich gehörten die Silmaril ja Fëanor, aber diese Geschichte war ebenso komplex wie kompliziert.

Jedenfalls hatte Melkor die Silmaril verloren. Das hoffte zumindest Eonwë, denn eines Nachts waren die Juwelen -und das ärgerte Eonwë am allermeisten, es ärgerte ihn schon fast zu Tode!- aus seinem PRIVATEM UND ABGESICHERTEM ZIMMER gestohlen worden. Das war das verdammt noch mal größte Versagen Eonwës gewesen und er war SO, SO, SO wütend auf den, der die Silmaril gestohlen hatte! Wie hatte das nur passieren können? Wenigstens waren dem Dieb, dank Vardas, mehr oder weniger Fluch, die Hände verbrannt worden. Das bedeutete, dass Eonwë den Dieb identifizieren könnte! Einmal mehr dankte er Varda.

Moment mal.

VARDA! Er hatte seinen Auftrag total vergessen! Sofort lief er schneller. So ein Mist aber auch! Er bog ab, erst mal in Richtung Küche, also Vardas und Manwës Küche. Dort waren die meisten von Vardas Dienerinnen beschäftigt.

Eonwë riss schwungvoll die schweren Birkentüren auf. Für den Heerführer der Valar war das ja wohl ein Klaks! Er war nich nur muskulös, sondern auch- Nein, er ließ sich schon wieder ablenken!

Kopfschüttelnd hob er den Blick.

"Bei Eru Iluvatars Licht.", stöhnte er. Was war den hier passiert? Es herrschte absolute Stille. Die Mägdte, Zofen, Diener und Dienerinnen von Varda lagen alle auf dem Boden, leichenblass und eiskalt.

Eonwë ließ sich sorgenvoll auf die Knie sinken. Ihnen war das selbe zugestoßen wie seiner Schwester. Und dass schlimmste: er hatte weder diese Maia hier, noch Ilmarë beschützen können.

Genausowenig wie die Silmaril. Er war ein Versager.

Niënna, Tariquendi

Niënna hatte Eonwë durch einen Gang schlendern sehen, gelassen und offenbar ohne Probleme. Das musste wohl bedeuten, dass auch seine Schwester in Sicherheit war. Niënnas Arbeit war somit getan, und sie wollte nichts lieber, als diese elende Stadt- Verzeihung, göttliche Stadt- hinter sich zu lassen. Ihre Kopfschmerzen pochen nun weniger, denn Melkors Anwesenheit hatte das Licht in dem Gebäude deutlich verdunkelt. Und nachdem Varda nicht da war, war das Licht sowiso schon geschwächt.

Niënna trat aus dem Gebäude und ging so schnell es ging die weißen Mamaortrppen hinab.

Als sie unten angekommen war, graue bereits der Morgen- es war also höchste Zeit nach Hause zurück zu kehren!

Gerade als sie sich dismatrealisieren wollte, erfasste etwas krallenartiges ihren Arm. Niënna pipste unvalerig und wollte sich umdrehen, aber die andere Hand- schwarz, verbrannt und mit ebenso schwarzen, krallenartigen Fingernägeln- hatte sie an der Schulter gepackt, sodass sie nur ihren Kopf drehen konnte.

"Na hallo, Niënna.", sagte die nur so vor Macht überquillend klingende Stimme von Melkor. Automatisch entspannte und verspannt Niënna sich gleichzeitig. "Du hast mich erschrocken.", sagte sie. Sie hatte an etwas viel schlimmeres gedacht...

"Wirklich? Das tut mir leid.", sagte der dunkle Herrscher ohne den Hauch von Mitleid. Niënna, Göttin des Mitleids, sagte nichts dazu. Sie zog ein wenig an seinen Händen und Melkor ließ sie etwas widerstebend los. "Ich muss gehen. Tut mir leid, wenn ich dich allein lasse.", sage Niënna mitleidig.

"Oh, das ist kein Problem.", meinte Sauron im Schatten eines Baumes stehend. Niënna sah ihn ausdruckslos an, so wie sie fast alles und jeden ansah. Oder mitleidig. Oder traurig.

Niënnas Haar färbte sich kurz schwarz, bevor es wieder langsam in grau, und schließlich zurück zu ihrer ursprünglichen Farbe, strahlendes platinweiß, färbte.

"Also da hat sie sich erschrocken.", bemerkte Melkor spöttisch. Niënna sagte nichts. Melkor tat ihr Leid, er war von allen Valar gehasst, von Varda angewiesen und von seinem Vater, Eru Iluvatar, verstoßen worden. Und natürlich auch von seinem eigenen Bruder.

"Ich muss jetzt wirklich los.", sagte Niënna leise und bedächtig. Melkor legte den Kopf schief. "Also lässt du mich doch alleine. Ich wusste es! Du hast mich bitter enttäuscht und verletzt.", sagte er, seine Stimme vor Sarkasmus triefend, wie der kleine See neben ihnen.

Aber für Niënna klang es echt, und sofort entschuldigte sie sich. "Ich keine es nicht böse, wirklich nicht, Melkor, aber ich muss nach Hause. Die Valar brauchen mich bei meiner Arbeit."

"Die Valar brauchen dich nicht, und schätzen tun sie dich doch auch nicht. Ich täte es.", sagte er und steckte die Hand nach ihr aus. Zögerlich sah Niënna darauf hinab. "Ich muss wirklich los.", sagte sie sanft, dann wandte sie den Blick ab. "Dann geh halt einfach!", rief Melkor, aber offenbar nicht traurig oder enttäuscht. "Komm, Diener!" Sauron lief auf ihn zu und sah Niënna spöttisch hinterher, als sich alle die beiden gleichzeitig in Luft auflösten.

Niënna hatte es ihnen fast gleichgetan, als sie plötzlich im See neben ihr eine Wasserbotschaft von Ulmo empfang.

Eine Träne rann ihre Wange hinab. Augenblicklich fing es überall zu regnen an.

Man hätte sie besser die Göttin des Regens nennen sollen.

Beinahe sind wir beim Finale.

Was haltet ihr von der Geschichte? Es ist die erste Fanfiction, die ich geschrieben habe, also wäre ich dankbar für Kommentare- kritische und lobende!

Und natürlich sind Votes auch willkommen!

Vielen, vielen Dank fürs Lesen!

LG Chel