Diese Geschichte wurde ursprünglich in englischer Sprache veröffentlicht und nach Rücksprache mit der Autorin von mir übersetzt, um sie einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Obwohl ich nur als Übersetzerin fungiere, sind Reviews natürlich trotzdem mehr als willkommen. Alexandra, die Autorin, schreibt unter dem Namen madame_alexandra und ist hauptsächlich auf AO3 unterwegs.
Autorin: madame_alexandra
Originaltitel: when I think about you
Wenn ich an dich denke
„Chewie?"
Zurückhaltend rief Leia den Namen des Wookiees, während sie oben auf der Rampe des Falken stehenblieb. Sie wartete kurz und wollte schon erneut nach ihm rufen, als er mit einem erfreuten Ausdruck auf dem Gesicht im Flur erschien. Er winkte ihr zu, winkte sie heran, um sie willkommen zu heißen. Als sie sich ihm näherte, tätschelte er sanft ihren Kopf.
Die Berührung brachte sie zum Lächeln und sie schaute zu ihm auf.
„Willkommen zurück", sagte sie, obwohl er und Han bereits vor zwei Tagen zurückgekehrt waren. Seitdem hatte sie Han einmal gesehen, aber Chewbacca nicht. Chewbacca legte die Handfläche auf die Brust und verneigte sich leicht.
[Suchst du nach Han?], fragte er.
Sie brauchte einen langen Augenblick, um zu verstehen, was er gesagt hatte. Normalerweise sprach er sehr langsam mit ihr, im Bewusstsein, dass sie noch nicht so gut darin war, seine Worte zu entschlüsseln, wenn sie alleine waren. Sie verstand ein Wort seines Satzes und konnte daher auf den Rest schließen.
„Ja, ist Han hier?"
Chewbacca nickte. Er bedeutete ihr, ihm zu folgen, und führte sie den Flur entlang.
[Ist alles in Ordnung?]
„Wir haben ein paar Probleme mit der Codierung einiger Prototypen, die er mitgebracht hat", erklärte Leia, unsicher, ob sie seine Frage damit beantwortete, aber trotzdem auf Smalltalk bedacht. „Ich dachte, er könnte wahrscheinlich etwas mehr Fachwissen beisteuern."
Hans letzte Schmugglerroute hatte ihn auch dazu geführt, einige Prototypen neuer Festplatten zu stehlen, die das Imperium in den nächsten paar Monaten verwenden könnte. Er hatte gesagt, sie ähnelten den alten Festplatten, mit denen er sich an der Akademie beschäftigt hatte, also ging Leia davon aus, dass er zusätzliche Kenntnisse hatte.
Chewie neigte ihr sein Ohr zu, während er mit ihr den Hauptraum betrat, wo ihn eine riesige Tasse mit dampfendem Tee auf dem Dejarik-Tisch erwartete, umgeben von…Karten? Neugierig hielt Leia inne. Chewbacca schob sich auf die Sitzbank und bedeutete ihr, dass sie es sich gerne ansehen durfte, also trat sie näher heran.
[Das sind unsere Schmugglerrouten], bemerkte Chewbacca, obwohl er wusste, dass seine Erklärung wahrscheinlich zu komplex für sie war. [Wenn wir zurückkommen, notieren wir immer alle Probleme oder Veränderungen, auf die wir im Weltraum gestoßen sind.]
„Das ist äußerst detailliert", stellte Leia fest, als er zu Ende gesprochen hatte. „Es sieht aus, als…würdet ihr für jede Route alle Erfahrungen, die ihr macht, sammeln? Brilliant", murmelte sie.
Sie ließ ihre Hand über eine der Karten gleiten und hielt über einer Notiz inne.
„Ist das Hans Handschrift?", erkundigte sie sich und tippte einige Kritzeleien mit dem Finger an.
Chewbacca nickte.
Leia lachte. Es sah katastrophal aus. Chewbacca lächelte nachsichtig und Leia blickte sich im Hauptraum um.
„Wo ist er?", fragte sie.
[Er ist in seiner Kabine], meinte Chewbacca und deutete den Flur hinunter, um seine Worte zu untermalen. [Er ist müde. Dieser Flug war anstrengend.]
„Oh, er fühlt sich nicht gut?", fragte Leia, die seine Worte leicht missverstanden hatte. „Ich kann später wiederkommen. Es ist noch nicht wirklich dringend."
[Nein, er würde dich sehen wollen], ermutigte Chewie sie. [Er war unter der Dusche, aber jetzt sollte er fertig sein.]
Leia lächelte zaghaft. Sie neigte den Kopf und trat dann nachdenklich vom Tisch zurück. Sie kam zu dem Schluss, dass es sich lohnen würde, nachzusehen, ob Han jetzt direkt einen Blick darauf werfen oder später darauf zurückkommen wollte. Sie schlenderte den Gang zu seiner Kabine hinunter und ließ ihre Hand im Gehen an der Wand entlanggleiten.
Hatte Chewbacca müde oder krank gesagt? Sie runzelte ein wenig die Stirn. Han hatte sie gestern über die Details des Fluges unterrichtet und ganz normal gewirkt. Dennoch war es zweifelsohne eine mentale Belastung, sowohl mit gestohlener imperialer Technologie als auch Schmuggelware zu reisen.
Kurz vor seiner Tür blieb sie stehen und überlegte, ihn vorerst in Ruhe zu lassen. Wenn er in schlechter Stimmung war, wollte sie sich nicht wirklich mit ihm auseinandersetzen. Er konnte…schwierig sein. Nicht, dass sie sich irgendwelche Illusionen über ihre eigene Neigung machte, bissig zu sein, wenn sie in schlechter Stimmung war, aber wenn Han sauer auf sie war, fühlte sie sich immer sehr kopflos.
Ihre Verpflichtung dem Erfolg ihrer politischen Sache gegenüber setzte sich jedoch gegen ihre persönlichen Gefühle durch, und sie setzte sich wieder in Bewegung und ging auf die Tür seiner Kabine zu. Sie war geschlossen, und sie hob ihre Hand, um zu klopfen – und hielt inne, als sie Stimmen hörte.
Stimmen? Eine Stimme? Oder…Lärm, gedämpfter Lärm. Sie blieb stehen und neigte den Kopf zur Seite. Einen Moment lang hörte sie zu, dann riss sie die Hand von der Tür weg, als hätte die bloße Luft davor ausgereicht, um sich zu verbrennen.
Han war, so klang es zumindest…beschäftigt. Und nicht alleine.
Leia stand da, ihre Augen weiteten sich leicht. Sie presste die Lippen aufeinander und trat einen Schritt zurück. Sie sollte sich wirklich sofort zurückziehen, aber sie hatte plötzlich Angst, er könnte ihre Schritte hören, und sie konnte sich nichts Peinlicheres vorstellen, als dass er herauskam, um nachzusehen, und sie dort fand, und dass sie sehen musste, wen er mit sich da drin hatte – es befanden sich nicht viele Frauen in der Basis, und er konnte unmöglich jemanden mitgebracht haben.
Sie biss sich auf die Lippe und machte ein paar ganz sanfte Schritte nach hinten und zur Seite, während sie versuchte, das brennende, schmerzende Gefühl zu ignorieren, das in ihrer Brust aufblühte.
„Oh, scheiße", hörte sie Han rufen – stöhnen, seine Stimme war laut, aber auch irgendwie tief und heiser.
Sie trat einen eindringlichen, schnellen Schritt nach links, dann rannte sie davon, huschte zurück durch den Flur und schaffte es, sich eine Sekunde, bevor sie zurück in den Hauptraum stürmte, wieder zu fassen. Es schien ihr wohl nicht allzu gut gelungen zu sein, sich selbst oder ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen, da Chewie sie erschrocken anschaute.
„Ich, ähm", setzte Leia an, sich überaus bewusst, dass ihr Gesicht wahrscheinlich ziemlich rot war. Sie schritt hinüber zu dem Korridor, der zur Rampe des Falken führte, stand in der Tür und blickte Chewbacca mit so viel Würde an, wie sie aufbringen konnte. Sie faltete die Hände vor dem Körper. „Es scheint, dass er, ähm, gerade einen Gast hat. Ich komme wieder."
Chewbacca warf ihr einen verwirrten Blick zu. Er runzelte die Stirn, ließ den Blick durch den Hauptraum schweifen und neigte den Kopf zur Seite.
[Wirklich?]
„Ja, er", stotterte Leia. „Er trifft sich mit jemandem. Jemand ist bei ihm", antwortete sie, und ihr Mund wurde trocken, als sie versuchte, sich zu erklären.
Chewbacca sah immer noch überrascht aus.
[Nein, niemand ist hier], erwiderte er kopfschüttelnd. Er verzog das Gesicht. [Han bringt in den Stützpunkten niemanden her, er besucht sie in ihren Quartieren], sagte er, mehr zu sich selbst als zu ihr. Er sah zu Leia auf und schüttelte erneut den Kopf. [Hier ist niemand. Ich war den ganzen Tag da. Niemand außer dir ist gekommen.]
Leia öffnete den Mund. Dann schloss sie ihn wieder. Sie zögerte, konzentrierte sich sehr darauf, etwas von dem zu verstehen, was Chewie da sagte – obwohl ‚nein' und ‚nicht' und ‚niemand' – die Negierungen – ziemlich einfach zu erfassen waren.
„Ich habe gehört – ", begann sie.
[Er ist alleine], versicherte Chewbacca ihr bestimmt.
„Nun ja", entgegnete sie behutsam und taktvoll, „in diesem Fall werde ich ihn sicherlich nicht stören."
Chewbacca sah erst nachdenklich und dann amüsiert aus.
[Aber ich], antwortete er fast hinterhältig. Er machte Anstalten, aufzustehen, und Leia hob die Hände und zischte ihn an.
„Chewie, nicht, bitte nicht", beharrte sie. „Ich möchte nicht einmal, dass er weiß, dass ich hier bin – dass ich hier war."
Chewbacca setzte sich wieder und wandte sich seinem Tee zu. Leia ließ die Hände sinken. Sie zögerte und suchte nach einer angemessenen Art, sich zu verabschieden. Sie stand da, irgendwie lahm, ein wenig schockiert über das, was sie mitangehört hatte, und ließ die Zeit verstreichen.
„Hör zu, Chewie. Ich wollte gerade – "
Han betrat den Hauptraum. Leia machte einen Schritt nach hinten und presste die Lippen zusammen. Er war halb angezogen; seine bloßen Füße schauten unter tiefsitzenden Hosen hervor, kein Blaster, kein Gürtel, seine Brust war nackt, das Haar zerzaust, und ein Handtuch hing locker um seinen Hals. Er sah…nass aus, aber nicht, als käme er gerade aus einer heißen Dusche, sondern verschwitzt nass.
Leia hielt den Atem an. Er blieb stehen und schaute sie überrascht an. Sie stand genau im Eingang zum Hauptraum, für ihn musste es so aussehen, als wäre sie gerade erst hereingekommen. Daraus, wie schnell er aus der Kabine gekommen war, leitete sie ab, dass sie ihn gegen Ende erwischt hatte –
„Hey, Schätzchen", sagte er in seinem gewohnt charmanten Tonfall. Er hob die Hand und griff nach dem Handtuch um seinen Hals. „Ich habe gerade an dich gedacht", fügte er hinzu.
Es war unschuldig. Er klang nicht einmal anzüglich, als er es sagte. Er hatte keine Ahnung, dass sie gerade vor seiner Tür gestanden hatte – keine Ahnung von der Doppeldeutigkeit seiner Worte. Er sah sogar ein wenig verwirrt aus, als Leia ihm einen schockierten Blick zuwarf, ein Blick, der sagte – Hat er mir das gerade wirklich ins Gesicht gesagt?
„Ich wollte dich fragen, ob du", setzte Han an und verstummte dann, aufgrund ihres Gesichtsausdrucks misstrauisch geworden. „Was?", fragte er.
Leia sah ihn nur an, um Worte verlegen, also lehnte Chewbacca sich in der darauf folgenden Stille zurück, legte den Kopf in den Nacken und brach in heulendes Gelächter aus.
„I don't want anybody else
when I think about you
I touch myself."
The Divinyls, 1990
