Dracos Gesicht ist blutverschmiert. Seine Nase gebrochen, seine Oberlippe aufgeplatzt und seine Vorderzähne eingeschlagen, was es ihm unmöglich macht, wieder schelmisch zu grinsen. Die Hand von Hermine ist wahrscheinlich geprellt und sie wird vermutlich dafür von der Schule fliegen, doch das ist ihr jetzt egal. Sie beugt sich von ihm hoch, spuckt ihn an und geht dann weiter zu Pansy, die sich gerade wieder aufrichten möchte, doch Hermine lässt das nicht zu. Sie richtet ihren Zauberstab auf sie, denkt an verschiedenste Flüche und entscheidet sich schließlich für Crucio.
„Willst du Honig zu deinem Tee?", fragt die Wirtin bei Puddifoot.
Hermine erwacht aus ihrem Tagtraum und schaut zu ihr verwirrt hoch.
„Wie bitte?"
„Ob du Honig zu deinem Tee möchtest meine Liebe?"
Hermine nickt und sieht Harry, wie er gerade von der Toilette zurückkommt. Er sieht so aus, als hätte er heute nicht gut geschlafen. Seine Augen sind rot, als hätte er heute Nacht geheult, was ihm Hermine gleichtat. Harry nimmt seinen gesüßten Kamillentee in die Hand und macht es sich in der Ecke des Cafés, welches mit viel zu vielen Kissen ausgestattet ist, bequem.
„Hier bitte. Kuchen gibt es dann vorne bei mir. Sagt einfach Bescheid, falls ihr noch etwas braucht.", sagt die alte Wirtin und lässt die beiden allein.
Hermine atmet durch die Nase die heiße Luft ihres Tees ein und ordnet all ihre Gedanken.
„Erzähl mir wie du dich fühlst, Harry.", bittet Hermine und rührt langsam ihrem Tee um, damit der Honig sich verteilt.
Vorsichtig nimmt Harry einen Schluck, doch verbrennt sich leicht am Tee. Er schaut durch das kleine bunte Fenster zur leeren Straße von Hogsmeade raus, weil es ihm dadurch leichter fällt über seine Gefühle zu reden.
„Zuerst dachte ich du spinnst mit dem Treffen hier, aber jetzt denke ich, dass es ganz gut ist hier zu sein, um mit ein wenig Abstand auf alles zu blicken."
Hermine probiert ihren Tee und schließt ihre Augen. Harry führt fort.
„Ich bin mit Ginny noch nicht lange zusammen, das weißt du. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass nichts mehr daran was ändern könnte. Ich meine nicht, dass ich unsere Beziehung für selbstverständlich gehalten hätte, doch ich fühlte mich wahrscheinlich zu siegessicher."
Hermine setzt ihre Tasse ab und ist genervt.
„Bitte Harry, stopp."
Harry blickt wieder zu ihr und ist verwirrt, weil sie eben noch wollte, dass er ihr sagt, was er gerade fühlt.
„Hör auf, dir auf irgendeine Weise für irgendetwas die Schuld zu geben, denn du trägst keine. Nur ich bin an allem schuld gerade."
„Wie soll ich das verstehen."
Hermine seufzt und blickt jetzt selbst zum Fenster.
„Willst du die lange oder die kurze Wahrheit?"
„Erzähl mir einfach das, was du bereit bist zu sagen Hermine."
Erneut seufzt Hermine und flüstert vor sich hin.
„Okay, wo fang ich nur an…"
„Du weißt Harry, ich bin immer offen und ehrlich mit dir und Ron, allerdings gibt es da ein Thema, über das ich mit euch noch nicht so richtig geredet habe."
Harry schaut sie verwirrt an und trinkt am Tee.
„Sex"
Kurz droht Harry sich wieder am Tee zu verschlucken.
„Sex?"
„Ja, diese Sache mit Mann und Frau, wenn…"
„…verstehe schon.", unterbricht sie Harry und wird rot.
Hermine grinst unbehaglich. Sie fragt sich, warum sie mit bestimmten anderen Personen wie Ginny, Luna oder Parvati so offen umgehen kann über Sex zu reden oder Dean Thomas so selbstbewusst sexuell heiß zu machen, aber mit Harry oder Ron nie über ihr Sexleben plaudern könnte – bis jetzt.
„Keine Sorge, hör mir zu, dann verstehst du, warum Ginny aktuell wütend auf dich ist.", verspricht Hermine und bemerkt, dass es anfängt zu regnen.
Harry möchte etwas sagen, aber entschließt sich nun einfach zuzuhören, während die Regentropfen an das dünne farbige Glas plätschern.
„Damals mit Viktor dachte eigentlich jeder, dass wir etwas miteinander hatten. Ich glaube sogar ihr dachtet das. Damals wollte ich einfach nichts dazu sagen, denn mir hätte sowieso niemand geglaubt und ich wollte das Thema nicht weiter befeuern."
Hermine nimmt einen Schluck vom Tee und süßt ihn nochmal mit dem Honig nach.
„Es ist nicht so, als hätten wir nicht in die Richtung ein paar Dinge gemeinsam ausprobiert. Er ist auch der erste Junge, der mich damals nackt gesehen hat.", gesteht Hermine und blickt ihm ins Gesicht, um zu prüfen, ob ihm ihre Geschichte unangenehm ist.
„Ihr wart mal zusammen duschen, oder?"
Hermine reagiert überrascht.
„Woher weißt du das?!"
„Ich habe zufällig auf die Karte geschaut.", sagt Harry ehrlich und Hermine glaubt ihm.
Hermine beißt sich auf die Lippen und denkt an diesen Tag zurück, bei dem sie früh morgens in der Dusche von ihm von hinten umarmt wurde, während heißes Wasser auf sie prasselte.
„Es gibt wenige bessere Arten in den Tag zu starten muss ich zugeben.", sagt Hermine, grinst und nimmt einen weiteren Schluck.
Harry zieht die Augenbrauen zustimmend hoch und beißt von dem beigelegten Keks ab, während Hermine darüber nachdenkt, wie sie jetzt weiterreden soll, ehe sie sich dazu entschließt, einfach drauf loszusprechen.
„Nachdem Viktor weg war, fühlte ich mich zunehmend einsamer und wie soll ich sagen…"
Hermine rührt ihren Tee langsam um.
„…auch ein wenig spitz, wenn du verstehst."
„Spitz?", fragt Harry verwirrt nach und Hermine hoffte, dass diese Frage nicht aufkommt.
Hermine seufzt.
„Ich hatte sehr große Lust auf Sex, Harry."
„Oh. Verstehe.", sagt Harry und die Röte in seinem Gesicht wird erneut sichtbar.
„Damals habe ich mich mit dem Thema noch nicht so sehr befasst und war auch noch viel zu schüchtern, aber seitdem Viktor weg ist, habe ich mich selbst auch viel besser kennengelernt. Ich glaube ich mach es mir schon fast jeden zweiten Tag selbst.", gesteht sie und wird am Ende etwas leiser und schaut zur Seite.
„Hört sich doch gut an. Das ist doch was Gutes, oder?", fragt Harry unsicher nach.
„Wie oft machst du es dir denn?", fragt Hermine neugierig nach.
„Einmal in der Woche?", sagt Harry.
Hermine blickt ihm in die Augen.
„Vielleicht auch eher so um die fünfmal in der Woche.", gesteht Harry nun ehrlich.
„Reicht dir Ginny nicht?", fragt sie mit ernster Miene.
Harry denkt nach was er sagen soll, doch die Stille wird von ihr unterbrochen.
„Ach ich verarsch dich doch nur Harry.", sagt Hermine, grinst und haut ihm auf die Schulter, während sie daran denkt, dass Harry in der einen Nacht auch ein großes Verlangen hatte mit ihr Sex zu haben, was sie ihm in keinster Weise verübelt oder ankreidet.
Harry atmet durch und fragt nach.
„Warum erzählst du mir das jetzt alles?"
„Weil ich offen und ehrlich gestehen muss, dass ich mich in letzter Zeit nicht unter Kontrolle und die nötige Selbstbeherrschung hatte."
„Das heißt?"
„Ich will mich hier nicht irgendwie rechtfertigen, für das was ich getan habe, sondern ich will lediglich dafür sorgen, dass du mich verstehst. In den letzten Monaten hatte ich gefühlt eine andauernde Phase von sexueller Lust und habe mich Dinge getraut, die wahrscheinlich gegen die Vorstellung von mir von anderen Personen verstoßen, die mich nur als die brave Hermine kennen, die Streberin von Hogwarts."
„Zugegeben, manchmal sehe ich dich auch so Hermine. Das ist aber nichts schlechtes!"
„Ich weiß Harry. Es ist nur so, dass ich selbst nicht zufrieden mit mir bin. Gefühlt jeder knutscht gerade heimlich eine andere Person oder hat Sex."
„Ja?", fragt Harry erstaunt.
„Ich bin eben ein Mädchen Harry und wir Mädels bekommen sowas eben viel schneller mit als Jungs oder hast du dich nicht gefragt, wie ich dir von Draco und Pansy neulich erzählen konnte?"
Harry wirkt überrascht und ist verwundert, dass er von dieser ganzen Sex-Welt in Hogwarts noch nicht so viel mitbekommen hat.
„Auch Leute, die ich kenne?", fragt Harry nun doch neugierig nach.
„Alles noch Gerüchte, aber Luna und Rolf Scamander oder Neville und Hannah. Angeblich soll selbst Hagrid wieder Kontakt haben zu Madame Maxime.", sagt Hermine und grinst.
„Oh, das kann ja was werden.", sagt Harry und nimmt einen großen Schluck, während der Regen draußen schon wieder langsam aufhört.
Harry denkt kurz über Neville und Hannah nach und er wundert sich, warum er das vorher noch nicht festgestellt hat. Neville hatte vor allen anderen wieder mit ihr Kontakt, bevor sie zurück nach Hogwarts gekehrt ist, und Luna hat ihm in der großen Halle bereits von ihrer Bekanntschaft in den Ferien erzählt, kurz nachdem Neville und Hannah zusammen spazieren sind.
„Jetzt, da du es sagst, ich glaube du könntest sogar Recht haben mit all dem."
„Ich weiß auch nicht alles, aber Gerüchte verbreiten sich eben schnell.", sagt Hermine und fragt sich, ob sie Harry schon das Gerücht über Romilda Vane verraten soll oder nicht.
„Noch mehr Tee?", fragt die Wirtin und hält die kleine weiße, verzierte Teekanne in der Hand.
Hermine und Harry lehnen freundlich ab.
„Was ich dir damit sagen möchte, ist, dass ich in letzter Zeit das echt große Gefühl in mir habe, als hätte ich an Hogwarts ganz schön viel verpasst in den letzten Jahren, was das Thema Liebe oder auch Sex an geht. Entweder war ich immer mit deinen Abenteuern beschäftigt und wenn nicht, dann war mein Kopf in Büchern."
Harry denkt an die Zeit zusammen mit Cho zurück, als er seine ersten Erfahrungen in diesem Bereich machen konnte. Er weiß noch, wie er selbst noch mit Cho hier im Café war und ist heute glücklich, dass ihn die Einrichtung nicht mehr ganz so stark an das Büro von Umbridge erinnert.
„Darf ich ehrlich mit dir sein?", fragt Harry.
„Du sollst sogar ehrlich sein Harry Potter.", sagt Hermine und neigt ihren Kopf leicht zur Seite.
„Du bist verflucht hübsch Hermine. Ich denke du könntest an der Schule jeden haben."
Hermine ist sich ihrer Schönheit bewusst, grinst und antwortet ihm.
„Ich glaube alles, was ich jetzt sage, klingt überheblich nach deiner Aussage, aber ich stimme dir irgendwie zu, ich kann vielen wohl allein schon mit meinem Aussehen den Kopf verdrehen…", sagt Hermine und schaut ihm in die Augen.
„…aber ich will keine sein, die es mit jedem macht. Damit will ich nicht sagen, dass ich etwas Besseres bin als andere oder so.", führt sie fort.
„Das hat jetzt auch niemand gesagt oder gedacht.", beruhigt sie Harry.
„Trotzdem muss ich in letzter Zeit gestehen, dass ich mehrfach kurz davor war, oder es auch getan habe."
„Ich wollte sowieso noch mit dir darüber reden, über die Nacht von der Hogwarts Jubiläums Feier, als du Ginny… du weißt schon… geleckt hast.", sagt Harry und blickt unbehaglich auf seine Tasse.
„Ja, in der Nacht war ich nicht gerade ich selbst.", gesteht Hermine beschämt zu.
„Ich kann immer noch nicht fassen, dass du Funken-Elixier zu dir genommen hast. Wer hat dir überhaupt das scheiß Zeug gegeben?", fragt Harry ein wenig enttäuscht von ihr.
„Angelina. Ich verspreche dir, das war einmalig Harry. Das alles hat mit diesem Bedürfnis in mir auch zu tun, dass ich das Gefühl habe alles hier zu verpassen und dass ich unbedingt noch alle Erfahrungen sammeln muss, bevor ich nicht mehr hier an Hogwarts bin."
„Lass dir Zeit Hermine und sei dir bewusst, dass du nicht alle Erfahrungen machen musst und das andere Leute das gleiche Denken und Fühlen, keine Sorge.", beruhigt sie Harry und denkt erneut daran, dass Hermine sich so einige potenzielle Fehltritte durch ihre guten Taten verdient hat und sich diese seiner Meinung nach erlauben darf, vielleicht sogar sollte.
„Danke. Aber das mit Ginny war nicht der eigentliche Fehler und auch nicht der Grund, warum sie auf mich oder dich wütend ist, Harry."
„Was denn sonst? Ich dachte sie sei irgendwie dahintergekommen und ich habe es ihr verschwiegen, was ich ehrlich gesagt auch zuerst vorhatte, weil ich es selbst noch nicht begreifen konnte. Bevor du weitererzählst, war das Zufall?"
„Ich verspreche dir, das war reiner Zufall. Ich bin dort um die Ecke auf die Mädchentoilette und hab dich danach gesehen."
„Okay gut. Das wäre sonst ein wenig komisch gewesen hättest du uns verfolgt.", sagt Harry.
Hermines Bauch zieht sich zusammen und ihr fallen die folgenden Worte nun besonders schwer. Sie beißt sich auf ihre Lippe, bevor sie seufzt und spricht.
„Es ist wohl an der Zeit, dass ich jetzt ehrlich mit dir bin. Vor ein paar Tagen hatte ich die Karte des Rumtreibers nachts bei mir und ich habe sie angestarrt, um müde zu werden. Ich habe dich dann mit Ginny zusammen im siebten Stock entdeckt. Ich wusste genau, wo ihr hin wolltet… und bin euch hinterher."
„Du bist was?", fragt Harry überrascht.
„Die Tür vom Raum der Wünsche schloss sich hinter mir, als ich mich direkt nach euch in den Raum geschlichen habe."
Harrys Gedanken überschlagen sich und kann kaum glauben, was er von ihr hört.
„Sei schon ehrlich Hermine, als ob du…", sagt Harry, doch wird unterbrochen.
„Dort war ein rundes Bett in der Mitte und überall waren schwebende Kerzen."
Harry ist kurz sprachlos.
„Und wie…"
„…Desillusionierungszauber."
Harry wartet kurz ab und ordnet seine Gedanken.
„Harry, ich weiß, das war eine Grenzüberschreitung. Das muss jetzt bestimmt voll komisch für dich sein, aber ich hoffe trotzdem, dass du es jetzt besser verstehen kannst. Ich will mich dafür entschuldigen.", sagt Hermine ehrlich, nimmt seine Hand und schaut ihm in seine müden Augen.
Harry blickt zurück und antwortet ihr.
„Wir kennen uns seitdem wir klein sind und sehen uns jeden Tag. Wer bin ich, dass ich dir dafür nicht verzeihen könnte Hermine?"
Hermine fällt ein Stein vom Herzen.
„Ich danke dir für deine Ehrlichkeit Hermine. Ich würde lügen, wenn ich nicht auch mal mit dem Tarnumhang an Orten war, an denen ich nicht sein sollte.", sagt Harry und trinkt aus.
Hermine schließt die Augen.
„Das war leider noch nicht alles."
Harry schaut überrascht und zieht seinen Kopf zurück. Hermine holt das Buch über den Vergessens Zauber aus ihrer Tasche, welches sie sich aus der Bibliothek nochmal mitgenommen hat heute Morgen.
„Was ist das?"
„Zauberanleitungen für alle Arten von Gedächtniszauber."
Harry blättert durch das Buch, braucht einen Moment, doch dann kommt er von selbst darauf – es war Hermine wichtig, dass er selbst diese Erkenntnis bekommt.
„Du hast einen Gedächtniszauber auf mich gewirkt, stimmts?"
Hermine nickt wortlos und beschämt. Enttäuscht und leicht verärgert schaut er zum Fenster und atmet tiefer ein als sonst.
„Ich habe eine Erinnerung von dir mit mir mit dem Zauber Obliviate gestohlen."
Harry schüttelt den Kopf.
„Hermine das geht gar nicht."
„Ich weiß Harry, es tut mir leid. Ich habe es auch zum Großteil nur getan, weil du es selbst vorgeschlagen hattest, weil es so besser wäre, wenn du dich nicht daran erinnerst."
„Was, bei Merlin, ist denn passiert Hermine?"
„Wir hatten Sex.", sagt Hermine und denkt an die Nacht zurück.
Harry will gerade etwas sagen, doch er wird unterbrochen.
„Noch etwas Kuchen?", sagt die Wirtin und kommt nun doch persönlich vorbei.
„Einmal ein Stück der Schoko-Sahne Torte bitte.", sagt Harry freundlich und erweist Manieren.
Die Wirtin schneidet ein großes Stück der Torte ab, platziert es auf einen verzierten Teller und stellt es vor Harry, während dieser wortlos die ganze Zeit in die Augen von Hermine schaut. Hermine greift in das Kissen unter ihr und kann Harry nicht richtig lesen.
„War ich denn wenigstens gut?", sagt Harry, isst ein Stück von der Torte und versucht die Situation nun doch mit Humor zu nehmen.
Hermine lässt das Kissen los und ist erleichtert.
„Oh. Ähm. Ja, kann man so sagen. Ich war ganz überwältigt…", sagt Hermine, kratzt sich an der linken Schulter und versucht die Situation auch ein wenig gelassener zu nehmen.
„Hast du Ginny die Erinnerung dann auch gestohlen?"
„Die Sache ist die Harry, im Raum der Wünsche hatte ich nicht mit dir Sex. Ich bin dort wieder rausgekommen. Ich habe mitbekommen, dass Ginny dich hin und wieder nachts besucht und ich war hin und weg von dieser Vorstellung, dass sie einfach mit dir Sex im Schlafraum hat, obwohl jederzeit jemand wach werden könnte."
Harry legt die Gabel auf den Teller.
„Ich bin vor ein paar Tagen nachts zu dir ins Bett und habe dich aufgeweckt. Wir hatten Sex und du dachtest die ganze Zeit es wäre Ginny, weil ich zuvor den Tarnumhang angezogen hatte. Um ehrlich zu sein habe ich dich sogar mit deiner Krawatte an den Handgelenken gefesselt. Doch der Umhang ist leider runtergerutscht und du hast mich gesehen. Ich habe mich dann auf deiner Bettkante noch entschuldigt, bevor es dir rausgerutscht ist, dass du es ziemlich gut fandest. Dann hatten wir nochmal Sex. In der Nacht konnte ich nicht mehr schlafen, bis ich dann allein entschieden habe, dir die Erinnerung daran zu stehlen."
Harry blinzelt und kann sehr objektiv über diesen Ausrutscher von Hermine urteilen, weil es für ihn gerade alles neu ist. Trotzdem braucht er eine Minute für seine Gedanken.
„Du hättest mich fragen sollen vor dem Sex."
„Das hast du auf der Bettkante auch gesagt."
„Du hättest mich auch fragen sollen, bevor du mir die Erinnerung dann stiehlst."
„Ich weiß. Es tut mir leid."
Harry seufzt.
„Warum ist Ginny dann sauer?"
„Ich habe ihr nachts auf der Jubiläumsfeier, als du schon schlafen warst, in meinem Zustand davon erzählt. Ich fühle mich richtig dreckig, weil ich sehr herablassend war. Ich denke das Funken Elixier hat bei mir verursacht, dass ich Ginny nur als Spaßbremse sehe und daher mir selbst einen Spaß erlauben musste – ich schwöre es dir."
„Sie war dann wohl wütend auf mich, weil ich ihr nicht persönlich gesagt habe, dass wir Sex hatten.", sagt Harry und versteht nun endlich die Situation, die er sich nie im Leben so kompliziert vorgestellt hatte.
Es kommt Harry surreal vor, dass er in einer Art Situation steckt, in der plötzlich eine andere Person einem sagt, was man in der Vergangenheit angestellt hat und dann überzeugen möchte, dass das auch wirklich geschehen ist.
„Ja, ich denke das ist der Grund. Was sie allerdings nicht wusste, ist, dass du es dir selbst auch gewünscht hattest, dass wir nochmal Sex haben."
„Okay ich gebe es zu. Ja, ich stell mir regelmäßig vor mit dir Sex zu haben."
„Ich werde es dir nicht verübeln Harry. Solche Gedanken hatte ich auch mal… oder noch.", sagt Hermine und flüstert die letzten beiden Worte in sich, aber dennoch für Harry hörbar, hinein.
Harry nimmt die Gabel wieder in die Hand und isst die Torte weiter.
„Ich bin froh, dass wir miteinander gesprochen haben. Ehrlich gesagt fühlt es sich gut an, dass wir beide jetzt keine Geheimnisse mehr voreinander haben.", stellt Harry fest.
„Möchtest du die Erinnerung zurück?", fragt Hermine und legt ihren verzierten Zauberstab auf den Tisch.
„Das geht?"
Hermine nickt und Harry überlegt kurz, ob es angebracht ist diese Erinnerung mit Hermine behalten zu dürfen.
„Ich denke es wäre besser, wenn ich die Erinnerung wieder habe und damit lebe.", sagt Harry und denkt an Professor Slughorn.
Hermine richtet ihren Zauberstab auf ihn und wirkt Memoria Restituo.
„Argh.", stöhnt Harry und fasst sich dabei an den Kopf, als hätte er Kopfschmerzen.
„Geht es dir gut?"
„Es ist, wie wenn die Erinnerung sich gewaltvoll in meinen Kopf einnistet und sich wieder Platz macht.", beschreibt Harry das Gefühl und denkt an Lord Voldemort, der mehr oder weniger diese Fähigkeit auch besitzt.
„Gut erzähl mir. Wie gut bin ich im reiten Harry?", sagt Hermine nun neckend, nimmt sich die Gabel und isst die Torte leer.
Harrys Gesicht wirkt nachdenklich, ehe er die Augenbrauen hochzieht und sich an den Moment erinnert, in dem er in Hermine gekommen ist.
„Oh.", sagt Harry erstaunt, während er Hermine sieht, wie sie sich die Sahne von der Oberlippe abschleckt.
Harrys Hose beult sich, als er sich nach und nach an alles erinnert, was Hermine lustig findet, da sein Gesichtsausdruck ganze Bände spricht.
„Zugegeben, wow, das war fantastischer Sex Hermine!", sagt Harry lachend und findet die Situation trotzdem gleichzeitig absurd komisch.
„Das war mein erstes Mal Harry."
„Ich hoffe es hat dir gefallen."
„Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich nichts bereue Harry – aber ich würde mir gerne wünschen, dass ich nichts bereuen müsste."
„Ich verstehe dich. Ich würde dir raten, lass Ginny noch ein wenig Zeit und dann rede mit ihr in Ruhe darüber, denn ich bin mir sicher, dass sie dich verstehen wird."
„Denkst du wirklich?"
„Sie ist deine beste Freundin und ja, du hast ungefragt mit ihrem Freund Sex gehabt, aber ich verrate dir an dieser Stelle auch, dass sie mir mal erzählt hat, dass sie sich einen Dreier mit dir vorstellen könnte, wenn du erstmal dein erstes Mal gehabt hättest. Es ist natürlich nicht das gleiche, aber ich denke sie wird dich verstehen und dir vielleicht auch verzeihen."
„Ironisch.", sagt und denkt sich Hermine.
„Was ist mit dir? Denkst du sie wird dir verzeihen oder dir eine Art Untreue vorwerfen, dafür, dass du mit mir nochmal Sex haben wolltest?"
„Ich hoffe sie kann mich auch verstehen und verzeihen, dass ich das getan habe. Ich liebe sie über alles und ich will sie niemals verletzen."
Hermine seufzt.
„Ich will auch wieder mit Ginny über alles reden können. Ich liebe sie auch über alles und jede Sekunde tut es mir leid, dass ich sie so verletzt habe.", sagt Hermine und lächelt.
„Komm, wir gehen noch ein Stück durch Hogsmeade.", sagt Harry und ruft die Wirtin zum Bezahlen.
Während Harry und Hermine auf die Wirtin warten, ertönt ein kleines Plop-Geräusch am Fenster neben dem von Hermine. Unbemerkt fällt das magische Ohr aus dem Sortiment der Weasley Zwillinge von der Scheibe und wird an der Schnur hinter das Café zur regenbegossenen Ginny gezogen.
„Ich muss dich noch etwas fragen Harry.", sagt Harry beim Verlassen des Cafés.
„Ja?"
„Als ich in deinem Kopf war, nachdem ich den Obliviate Zauber gewirkt habe, da habe ich ganz viele Erinnerungen von dir gesehen. Manche waren kleiner und manche waren größer, je nachdem wie präsent sie in deinem Kopf waren."
„Was hast du alles gesehen?"
„Naja das müsstest du doch am besten Wissen Harry. Ich war nur ein paar Sekunden in deinen Gedanken, denn viel länger konnte ich nicht hineinsehen, wenn es das ist, was du wissen möchtest."
„Okay gut, das beruhigt mich. Was ist deine Frage?"
„Ich habe eine Erinnerung von dir gesehen, sie war eine der größten und wohl die präsenteste in deinem Kopf. Darin war ich auch zu sehen."
„Und nun?"
„Ich habe mir den Kopf zerbrochen Harry, weil ich mich nicht mehr an diese Erinnerung von dir erinnern konnte."
„Was ist denn darin geschehen?"
Hermine fasst ihren Mut zusammen und antwortet ehrlich.
„Ich war gemeinsam im Raum der Wünsche mit euch. Ich war nackt und ihr beide habt mich… naja verwöhnt."
Harry bleibt stehen und schaut ihr verwirrt ins Gesicht.
„Ich kam morgens nach der Jubiläumsfeier plötzlich von allein drauf, aber ich muss dich für mein Gewissen trotzdem fragen: ich habe da keine Erinnerung von dir gesehen, sondern den Traum, den du in diesem Moment geträumt hast, richtig? Weil wenn mir auch eine Erinnerung genommen wurde, würde ich das auch wissen wollen."
Harry wird rot im Gesicht und versucht sich an den Traum zu erinnern.
„Ja, das habe ich nur geträumt, ich erinnere mich.", sagt Harry und weiß noch, dass er sich im Bad danach selbstbefriedigt hat.
„Schade.", rutscht es Hermine raus und holt schnell Luft, als könne sie die gesprochenen Worte nochmal einsaugen.
Harry zieht die Augenbrauen hoch und grinst sie an.
„Komm wir gehen lieber weiter, sonst hast du keine Selbstkontrolle mehr.", neckt Harry sie und geht in Richtung des Honigtopfs, während Ginny hinter einer parallelen Mauer steht, alles mithörte und sich nun mit Vorfreude im Gesicht einen Plan ausdenkt.
