Die Aufgabe, einen der mächtigsten Dunklen Magier um die Ecke zu bringen, ist groß für drei Jugendliche. Eigentlich ein paar Nummern zu groß, erst Recht, wenn alle Spuren, die zu seinen Seelenverstecken führen, im Sande verlaufen. Sie sind verzweifelt genug, nach Hogwarts zurückzukehren, weil das der einzige Ort ist, an dem sie hoffen können, den Weg wiederzufinden. Aber Voldemort ist nicht nur für Harry und seine Freunde ein Problem. Was, wenn sie Hilfe von unerwarteter Seite bekommen? Wenn die Schnitzeljagd ganz anders wird, als sie das vielleicht erwartet haben?
Willkommen zu meiner längeren FF. Die Geschichte gärt schon seit einer ganzen Weile, hat zwischendurch lange brachgelegen, wurde umgeplant und erweitert und wird nun endlich langsam, aber kontinuierlich geschrieben. Meine Idee war, den Fokus zu erweitern, auch andere Figuren in den Blick zu nehmen – und zu schauen, was passiert, wenn einige Entscheidungen anders ausfallen als in den Büchern.
Ich beginne am Ende des sechsten Bandes. Was bis dahin geschah, nehme ich als gegeben hin (ein paar kleine Änderungen kann es geben, aber nichts fundamentales), allerdings nehme ich mir die Freiheit, ein paar Dinge anders zu interpretieren. Was im 7. Band an Vorgeschichte offenbart wird, bleibt auch überwiegend bestehen. Dennoch fällt das 7. Jahr deutlich anders aus.
Da sind wir auch schon bei den rechtlichen Dingen: Nein, ich habe Harry Potter nicht geschrieben. Ich leihe mir Figuren, Welt und Grundplot aus. Mein sind nur die Dinge, die ich hinzugedichtet habe.
Die Altersempfehlung ist vorsichtig gewählt. Es gibt auch etwas jüngere Leser, für die das paßt, abhängig von persönlicher Reife und bisheriger Leseerfahrung. Ich habe nicht vor, meinen Lesern wesentlich mehr zuzumuten, als Rowling das in den späteren Bänden tut. Es wird Gewalt geben (das ist schließlich ein Bürgerkrieg), aber keine allzu detaillierten Beschreibungen. Weiter hinten wird voraussichtlich auch Alkohol- und Drogenmißbrauch dargestellt, aber nicht vertiefend behandelt und schon gar nicht glorifiziert.
Vielen Dank an meine liebe Betaleserin, die mir geholfen hat, noch einige Dinge zu glätten und deren Antworten mir Schreibmotivation waren.
Und nun viel Spaß beim Lesen.
Prolog – Reisevorbereitungen
Es war seltsam gewesen, nach Hause zurückzukehren. Seit fast einem Jahr hatte sie ihre Eltern nicht mehr gesehen, und in dieser Zeit war so viel geschehen, daß es sich weit länger anfühlte. Hermione schwamm noch in Schrecken, Trauer und Ungewißheit so kurz nach Dumbledores Beerdigung. Für sie fühlte es sich an, als sei das magische Großbritannien in einer Art Schwebezustand. Als hielte alles den Atem an und wartete gespannt, was weiter geschehen würde. In dieser Stimmung hatte es sie regelrecht schockiert, von ihren Eltern am Bahnhof mit purer Freude empfangen zu werden, im Gegensatz zu den sorgenvollen Mienen der Hexen und Zauberer, die ihre Kinder abholten. Aus dem Briefwechsel über das Jahr hinweg wußte sie, daß es bereits Übergriffe auf Muggel gab: mehr Morde, mehr Vermißte. Hinzu kamen immer wieder unerklärliche lokale Kälteeinbrüche, bei denen die Hexe sofort an Dementoren dachte. Doch für die Muggelbevölkerung war der Anstieg der Kriminalität zwar beunruhigend, aber bisher nicht außergewöhnlich. Sie sahen nicht, konnten nicht sehen, was sich da anbahnte. Und mit den Fragen ihrer Eltern nach der Schule, nach den Prüfungen war ihr schmerzlich ins Bewußtsein gedrungen, daß sie genauso ahnungslos waren. Natürlich waren sie das… Hermione hatte ihren Eltern mit den Jahren immer mehr verschwiegen aus Angst, sie würden ihr die Rückkehr nach Hogwarts verbieten. Sie hatte kleine Lügen gesponnen, um die Lücken zu kaschieren, und allmählich begannen diese zu wachsen. Besonders Fragen nach ihren Freunden waren nicht immer einfach zu beantworten. Sie hatte von Hausarbeiten und belanglosen Kleinigkeiten erzählt um nicht über Quidditchunfälle, folternde Lehrer und Duelle mit Terroristen schreiben zu müssen. Das schlechte Gewissen nagte an ihr, doch je länger sie das geschönte Bild aufrechterhielt, je stärker es von der Wirklichkeit abwich, desto größer wurde die Schwelle, die Wahrheit zu erzählen. Und so hatte sie auch auf der Heimfahrt, wie in ihren Briefen, meist kurz und oberflächlich geantwortet und nur bei ungefährlichen Themen ausführlicher erzählt. So schnell wie möglich hatte sie den Spieß umgedreht und sich nach der Arbeit, dem letzten Urlaub über Ostern und nach ihrer Tante und deren Familie erkundigt.
Als sie das Haus am Stadtrand erreichten, fühlte sie sich in ihre Kindheit zurückversetzt. Die blaßgelbe Fassade im Abendlicht war so vertraut. Die Kletterrose neben der Tür blühte und verbreitete ihren Duft. Das alles fühlte sich nach Zuhause an, nach Geborgenheit, doch die meisten Erinnerungen, die sie mit diesem Ort verband, waren schon alt. In den letzten sechs Jahren war sie selten hier gewesen. Bald hatte sie selbst die Ferien überwiegend im Fuchsbau oder in Sirius' Haus verbracht. Der Kontakt zu ihrer Familie beschränkte sich weitgehend auf Briefe. Hermione hatte immer, abgesehen von den Wochen, die sie im zweiten Schuljahr versteinert in einem Krankenbett gelegen hatte, regelmäßig nach Hause geschrieben und ebenso oft Antworten bekommen. Doch das war etwas anderes als miteinander zu sprechen, zusammen zu leben. Wie gut kannten sie einander wirklich? Es war eine Distanz entstanden. Dennoch liebte sie ihre Eltern und der Gedanke, daß sie sie mit in diesen beginnenden Krieg gezogen hatte, war ihr unerträglich.
Ebenso schmerzte jeder Gedanke an ihr Vorhaben. Wochenlang hatte sie sich vorbereitet, Zauber recherchiert und geübt, Geschichten ausgearbeitet, die die Lücke füllen sollten, die sie hinterlassen würde. Sie hatte Listen angelegt von Dingen, die sie ändern oder verbergen mußte: Ausweisdokumente, Zeugnisse, Briefe, aber auch die Fotoalben, in denen sie selbst sehr viel Raum einnahm. Gab es Tagebücher? Sie würde danach suchen müssen. Und nach all der Zeit erschien ihr dieses Vorhaben noch genauso grauenhaft wie im ersten Moment. Allein, sie wußte keine andere Lösung, und niemand wollte ihr helfen.
Beim Abendessen bekam sie kaum einen Bissen herunter. Ihre Kehle war eng und rau und die Augen kribbelten, als sei sie kurz vorm Weinen. Sie schluckte schwer. Ihre Eltern praktisch auszulöschen fühlte sich an, als müsse sie sich das Herz herausreißen. Hermione war entschlossen, diesen Preis zu zahlen, um sie zu schützen. Doch den akribisch ausgearbeiteten Plan tatsächlich umzusetzen war schwerer, als sie sich das vorgestellt hatte.
„Schatz, ist etwas nicht in Ordnung?"
Ihre Mutter klang ernsthaft besorgt, und ihr Vater beobachtete sie mit leicht zusammengezogenen Brauen. Sie bemühte sich um ein Lächeln.
„Nein, alles prima. Ich bin nur müde, es war eine lange Fahrt."
Ihre Mutter schüttelte leicht den Kopf und die Falten auf der Stirn ihres Vaters vertieften sich. Er nahm den Faden auf:
„Du hast kaum etwas gegessen, dabei liebst du meine Lasagne. Außerdem sagst du fast nichts und hörst kaum zu. Wo ist mein Mädchen, das stundenlang begeistert von den sonderbarsten Dingen erzählt?"
„Es geht mir wirklich gut, macht euch bitte keine Sorgen. Wie war der Kongreß in Dover?" Sie versuchte, froh und neugierig auszusehen und aß betont genußvoll etwas von ihrer Portion. Ihre Eltern erzählten, als sei alles in Ordnung, doch sie war sicher, daß sie ihr nicht glaubten. Das würde es schwieriger machen, ihren Plan umzusetzen. Ihre Gedanken huschten voran, bis sie abrupt zu einem Halt kamen: Was tat sie hier eigentlich? Sie hatte stets versucht die Beste zu sein, um zu beweisen, daß muggelstämmige genauso viel wert waren wie alle anderen Hexen und Zauberer. Sie hatte für Freiheit und Selbstbestimmung von Hauselfen gekämpft, und nun war sie auf dem Weg zurück in einen Krieg gegen Leute, die Muggel als Vieh betrachteten. Und sie wollte ihren eigenen Eltern ohne deren Zustimmung das Gedächtnis manipulieren? So viel zur Selbstbestimmung all jener, die nicht zur magischen Gesellschaft gehörten. Es paßte einfach nicht zusammen. Und sollte sie nicht etwas mehr Vertrauen in die Menschen haben, die sie großgezogen hatten? Von denen sie stets Unterstützung und Liebe erfahren hatte, auch als sie ihre Weltsicht sprengte?
Als sie das Abendessen beendet hatten lag noch immer die Hälfte ihrer Portion auf dem Teller, doch sie war zu einem Entschluß gekommen.
„Mum, Dad, ich muß mit euch reden. Es ist sehr wichtig."
„Raus damit", ermutigte sie ihre Mutter, während sie ihr Weinglas abstellte.
Hermione schluckte schwer, dann begann sie zu sprechen:
„Es gibt eine Art Bürgerkrieg in der magischen Welt. Ich stecke mittendrin und habe Angst, daß Euch meinetwegen etwas geschieht. Ich möchte, daß ihr euch in Sicherheit bringt."
„Moment mal, wie bitte?"
Ihr Vater hatte gesprochen, doch beide hatten den gleichen irritierten Gesichtsausdruck, als seien sie nicht sicher, ob sie scherzte oder das tatsächlich ernst meinte. Hermiones Gedanken rasten. Wie sollte sie ihnen das verständlich machen?
„Erinnert ihr euch an den Ausflug in die Winkelgasse, als wir meine Schulsachen für die zweite Klasse gekauft haben?" fragte sie schließlich. Sie konnte sehen, wie sie sich zurückerinnerten. Wie sie nach einem Ereignis suchten, das diesen zweiten Besuch der magischen Straße vom ersten, damals in Begleitung von Professor McGonagall, unterschied.
„Der Vorfall im Buchladen?" fragte ihr Vater nach einer Weile, und ihre Mutter ergänzte:
„Du meinst den Mann der sich über uns beschwert hat? Mit dem Mr. Weasley deshalb eine Schlägerei angefangen hat?"
„Genau. Das war Mr. Malfoy."
„Der Vater von dem Jungen, der dich ständig ärgert? Der heißt doch auch so?"
Hermione nickte. „Sie und einige andere halten Muggel für halbintelligente Tiere und sind der Ansicht, daß Hexen und Zauberer, die von Muggeln abstammen, eine Gefahr für die magische Gesellschaft sind und am besten gar nicht zaubern sollten."
Eine Mischung aus Ärger und Verlegenheit legte sich über den Tisch, doch überrascht waren sie nicht. Hermiones Vater nickte nachdenklich. „Du hast das ein paar Mal erwähnt, nur mit weniger drastischen Worten."
„Es gibt erschreckend viele Leute, die so denken, und etliche davon haben sich einem mächtigen dunklen Zauberer angeschlossen, der für sich in Anspruch nimmt, das magische Großbritannien reinigen zu wollen. Dazu kommen noch einige, denen das wahrscheinlich egal ist, die aber hoffen, in eine gute Position aufzusteigen. Er war schon einmal mächtig, in den Siebziger Jahren. 1981 wurde sein eigener Fluch auf ihn zurückgeworfen, als er versucht hat, Harry zu töten. Das hat seinen Körper zerstört, aber inzwischen wissen wir, daß es ihn nicht vernichtet hat. Seit zwei Jahren ist er wieder hier und hat inzwischen viel Einfluß gewonnen. Diese ganzen unerklärlichen Unfälle, die Leute, die verschwinden, das ist das Werk seiner Anhänger. Für sie sind Menschen, die nicht zaubern können, keine richtigen Personen. Wir haben in den Augen dieser Leute keine Rechte."
„Seit zwei Jahren sagst du? Warum hast du uns nicht eher davon erzählt?" fragte ihre Mutter.
„Ich hatte Angst daß ihr mich aus der Schule nehmt. Dabei war es wichtig, hinzugehen. Zu lernen, zu erfahren, was los ist und diejenigen zu unterstützen, die versucht haben, diesen Fanatiker aufzuhalten. Und bis vor Kurzem war Hogwarts noch der sicherste Ort, an dem ich hätte sein können… Ich wußte nicht, wie ich es euch erklären soll, ihr versteht die magische Welt nicht…"
Ihre Mutter unterbrach sie: „Wir können nicht zaubern und die Welt, zu der du Zugang gefunden hast, ist uns fremd, das ist richtig. Aber wir können denken. Wir können deinen Erklärungen und Argumenten folgen. Du hast diese ganzen Zusammenhänge auch später gelernt, anstatt damit aufzuwachsen. Trau uns das gleiche zu."
Hermione schloß die Augen und sammelte sich kurz. Ihre Mutter hatte Recht: Man mußte nicht zaubern können, um Fakten nebeneinanderzulegen, Erklärungen zu folgen und Informationen zu verbinden. Und bis hierher waren ihre Eltern ihr gut gefolgt. Es war ihnen anzusehen, daß sie viel Neues zu sortieren hatten. Doch sie wirkten offen, hörten zu, fragten nach.
„Wo fange ich bloß an?"
„Wie wäre es mit dem Anfang? Was hast du uns alles nicht erzählt?" Ihre Mutter hatte ein Talent dafür, den Finger in die Wunde zu legen. Die Hexe schluckte schwer. Sie wollte nicht zugeben, wieviel sie geschönt und verschwiegen hatte. Doch nun gab es kein Zurück mehr, und wenn sie diese beiden Menschen wirklich davon überzeugen wollte, daß sie möglichst schnell möglichst weit weg mußten, dann half nur, sie offen zu sprechen. Zögernd begann sie zu erzählen, berichtete so knapp wie möglich von den Geschehnissen der einzelnen Schuljahre. Dazwischen erklärte sie immer wieder, was sie über die magische Gesellschaft und Voldemorts erste Herrschaft erfahren hatte. Je länger sie sprach, desto sicherer wurde sie. Ihre Eltern hörten ihr zu, stellten gelegentlich Fragen nach Begriffen oder Zusammenhängen, und sie wurde immer geschickter darin, zu vereinfachen und zu umschreiben. Schließlich kam sie bei den Ereignissen der letzten beiden Jahre an, erklärte, daß in der magischen Welt wieder Krieg geführt wurde und daß dieser mehr und mehr die nichtmagische Welt beeinträchtigte.
„Letztes Jahr wurden mehrere Hexen und Zauberer ermordet, die Voldemort im Weg standen oder einfach nicht in den Kram paßten. Und die Familien von drei muggelstämmigen Schülern wurden getötet. Alle, auch zwei kleine Geschwisterkinder. Ich bin sicher, daß sie gezielt gegen diese Familien vorgegangen sind, um ihren Standpunkt klarzumachen und Furcht zu verbreiten. Und jetzt, wo Professor Dumbledore tot ist, der letzte ernstzunehmende Gegner dieses Monsters, wird es sicher noch schlimmer."
Danach herrschte eine Zeit lang entsetztes Schweigen.
„Ich fasse es immernoch nicht, daß du uns die ganze Zeit so viel verschwiegen hast", sagte ihr Vater schließlich in die Stille.
„Es tut mir leid", flüsterte Hermione. Ihre Stimme klang rau. Den ganzen Schrecken in so kurzer Zeit auszubreiten hatte sie mitgenommen. Sie fühlte sich ausgelaugt, ihr war kalt und sie hätte sich am liebsten irgendwo zum Heulen verkrochen. Doch damit wäre niemandem geholfen gewesen. Reiß dich zusammen!
Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Vielleicht haben wir zu wenig auf dich aufgepaßt. Zu wenig nachgefragt, es uns zu leicht gemacht."
„Habt ihr nicht. Wie hättet ihr das ahnen sollen?"
„Wir hätten mit den Eltern deiner Freunde sprechen müssen", führte nun ihre Mutter den Gedanken weiter. „Die paar Mal, die ich Mrs. Weasley gesehen habe, wollte ich sie so schnell wie möglich loswerden. Ich war nett und höflich und habe mich innerlich geärgert, daß sie sich nur für Rezepte und Strickmuster interessiert. Aber vielleicht hat sie geglaubt, daß das die einzigen Dinge sind, die ich auch verstehe, über die sie mit mir sprechen kann. Ich hätte nachfragen müssen anstatt sie abzuwimmeln, mich nach ihrer Einschätzung dazu erkundigen, wie unsere Kinder in der Schule zurechtkommen. Nachfragen, was sie vielleicht für ungewöhnlich hält…"
„Mum, hör auf. Hör auf dir Vorwürfe zu machen."
Das war der Punkt, den sie die ganze Zeit gefürchtet hatte: Rationalität und Gefaßtheit waren aufgebraucht. Jetzt kochten die Emotionen hoch, als die beiden versuchten, die angesammelten Schrecknisse mehrerer Jahre zu verarbeiten. Ihre Mutter hatte den Kopf auf die Hände gestützt, die Finger in die Haare gekrallt, und starrte auf die Tischplatte. Ihr Vater begann ihr den Rücken zu streicheln, versuchte, sie zu beruhigen. Dabei war deutlich zu sehen, daß er nervöses Zappeln unterdrückte. Hermione wußte, daß es ihm schwerfiel, sitzen zu bleiben, daß er lieber im Raum herumlaufen würde wie ein Tiger im Käfig. Sie selbst hatte das Gefühl, demnächst zu platzen. Rasch stand sie auf.
„Ich koche uns einen Tee, dann reden wir weiter."
Dann trat sie die Flucht in die Küche an. Sie setzte Wasser auf, bereitete Kanne und Tablett vor. Tassen, Löffel, Zucker, Milch. Eingespielte Handgriffe, Normalität. Aus dem Wohnzimmer drangen leise Stimmen, die bald im Rauschen des Wassers untergingen. Ihre Hände waren ruhig als sie ein paar Minuten später das Tablett ergriff.
Sie goß Tee ein und verteilte die Tassen. Während ihr Vater Zucker zugab, nahm er das Gespräch wieder auf.
„Es gibt sicher einen Grund dafür, daß du uns jetzt doch noch von diesen Dingen erzählt hast."
Hermione sprudelte los, nun, da sie bei ihrem eigentlichen Vorhaben angelangt war.
„Ich möchte euch in Sicherheit wissen, am besten auf der anderen Seite der Welt und ohne Spuren, die von hier zu euch führen. Früher oder später werde ich untertauchen müssen, und dann werden sie versuchen, euch als Geiseln zu bekommen."
„Und dich einfach zurücklassen?" Ihre Mutter setzte scheppernd die Tasse zurück auf die Untertasse und sah sie fassungslos an.
Hermione nickte. Sie spürte wie sich ihre Kehle zuzog. Ihre Antwort klang kratzig.
„Ich kann nicht mitkommen. Dafür stecke ich einfach zu tief drin. Nur drei Lebende wissen, wie man den Tyrannen besiegen kann, und ich bin eine davon. Und die anderen brauchen mich, das schafft keiner allein. Ich will einfach nicht, daß dieses Monster über Großbritannien herrscht, und ich bezweifle, daß er sich auf lange Sicht mit dieser Insel zufriedengeben wird." Sie schwieg einen Moment, dann sprach sie deutlich leiser weiter: „Ich kann euch vergessen lassen, bis es vorüber ist, dann müßt ihr euch nicht sorgen. Wenn ich es schaffe, hole ich euch zurück. Falls nicht, müßt ihr nicht trauern…"
„Auf keinen Fall!" sagte ihre Mutter mit Nachdruck. „Du bist unser Kind, niemals würden wir dich vergessen wollen."
Ihr Vater nickte. Seine Miene zeigte Besorgnis, doch er sprach mit fester Stimme:
„Wir haben dich dazu erzogen, für das einzutreten, was richtig ist, und dich stets dabei unterstützt, deinen Weg zu gehen. Das können wir dir jetzt kaum zum Vorwurf machen. Es tut weh, dich in Gefahr zu wissen und dir nicht helfen zu können…"
„Ihr helft mir, wenn ich mir keine Sorgen um euch machen muß."
„Dann machen wir jetzt gemeinsam einen Plan."
Die eigentlichen Kapitel sind recht lang, 8000 bis 10000 Wörter. Ich werde sie deshalb jeweils in zwei Teilen posten. Das liest sich in diesem Format angenehmer und so reicht mein Material weiter, bevor ich an den Punkt komme, an dem mein Schreibtempo geschwindigkeitsbestimmend wird ;-) Das erste Kapitel kommt im Zwei-Wochen-Rhythmus drauf, danach werde ich voraussichtlich einmal im Monat ein halbes Kapitel hochladen. Es sei denn, Ihr hättet gern schnell mehr Text, auch wenn es dadurch früher unregelmäßig wird.
