Kapitel 2 - Ein unerwarteter Anfang

In seiner Wohnung in Corneria saß ein einzelner Fuchs in seinem Wohnzimmer auf der Couch. Er hatte blaues Fell und grüne Augen. Sein Maul und seine Haare waren weiß. Sie fielen ihm etwas verwegen über sein linkes Auge. Er trug eine schwarze Jeans und ein rotes Shirt. Ein eigentlich ziemlich einfaches Outfit für Marcus McCloud, den Sohn des berühmtesten Helden von ganz Lylat. Auf dem Couchtisch vor ihm lag ein Meer von Papieren. Das war mit das Erste, das sein Vater ihm über das Team beibrachte. Er musste alles im Blick behalten. Von der Ausstattung, über notwendige Reparaturen bis hin zu den Finanzen. Seine Eltern flogen noch immer mit zu ihren Einsätzen. In letzter Zeit zogen sie sich aber mehr und mehr zurück. Besonders sein Vater übertrug ihm in letzter Zeit auffällig viele Aufgaben. Marcus schaute sich einen Ausdruck über die letzten Reparaturen an. Die Great Fox hatte neulich öfter Probleme gemacht. Anscheinend kam sie so langsam auch in ihre Jahre. Er legte das Blatt zur Seite und vergrub den Kopf in den Händen. Das war eindeutig der unangenehme Teil seiner Arbeit. Nach einer Weile sah er auf die Wanduhr. Der Fuchs saß mittlerweile schon über drei Stunden über dem Papierkram. Er beschloss eine Pause zu machen und ein bisschen an die frische Luft zu gehen, um den Kopf frei zu kriegen. Im Vorsaal zog er seine grau-schwarzen Sportschuhe und seine dunkelgraue Lederjacke an. Dann nahm er seine Schlüssel von der Kommode und warf noch einen kurzen prüfenden Blick in den Spiegel. Er sah genauso müde aus wie er sich gerade fühlte. Er verließ die Wohnung und fuhr mit dem Fahrstuhl die elf Stockwerke nach unten. Nach einem kurzen Gang durch die Eingangshalle verließ er das Appartementgebäude und trat auf die Straße.

Dafür das es schon Herbst war, waren die Temperaturen an diesem Tag noch relativ angenehm. Im Moment waren noch nicht sehr viele Passanten auf der Straße unterwegs. Der Berufsverkehr und das größere Gedränge auf den Gehwegen würde erst in etwa ein bis zwei Stunden zunehmen. Marcus lief die Straße hinunter und achtete eine Weile nicht auf all die anderen. Oder wo er eigentlich genau hinlief. Er machte sich Gedanken über das Team. Über die Great Fox, seine Eltern. Wenn sie das Team verlassen würden, müsste er die Leitung übernehmen. Er hatte sich schon lange darauf vorbereitet. Mit seiner Ausbildung und den letzten Einsätzen, bei denen er viel von seinem Vater gelernt hatte. Aber der Gedanke daran machte ihn schon ein bisschen nervös. Manchmal fragte er sich ob er dazu bereit war diese Aufgabe zu übernehmen. Es gab Tage an denen er sich absolut sicher war das er es schaffen würde. Dann gab es aber auch andere Tage. An denen alles so unwirklich und nicht machbar schien.

Nach fünfzehn Minuten sah der Fuchs sich zum ersten Mal wieder bewusst um. In seinen Gedanken versunken war er in Richtung Innenstadt gelaufen. Er erkannte die Straße in der er sich befand. Um die nächste Ecke war ein Café mit einer Terrasse im Grünen. Ein Cappuccino wäre jetzt eine gute Idee. Marcus machte sich wieder auf den Weg. Es waren noch nicht sehr viele Gäste anwesend. Der Fuchs setzte sich an einen Tisch in der Ecke und sah sich kurz um. Die wenigen Gäste die im Moment mit ihm hier waren, starrten ihn schon an. Das war der Nachteil an seinen berühmten Eltern. Jeder erkannte ihn auf der Straße. In regelmäßigen Abständen war er auch in der Zeitung. Was dazu auch einen Teil beitrug. Die Bedienung, eine junge Katze mit schwarz-weiß getigertem Fell, kam auf ihn zu und fragte nach seiner Bestellung.

Ein paar Minuten später beobachtete er durch das Fenster die Straße. Der Verkehr nahm allmählich zu und es liefern auch mehr Personen über die Gehwege. Der Fuchs dachte oft an die Geschichten die sein Vater ihm erzählt hatte. Das Corneria in den beiden Kriegen gegen Andross und die Aparoiden schwer zerstört worden war. Nun war auch das letzte Gebäude seit knapp drei Jahren wieder aufgebaut und nicht eine Spur davon mehr zu sehen. Die Bürger der Stadt gingen unbekümmert ihrer Wege. Obwohl im Lylat System nicht alles ruhig war. Marcus konnte ein Lied davon singen. Corneria City bekam nicht viel davon mit. Aber sie flogen regelmäßig durch das System um verdächtige Aktivitäten zu untersuchen. Zumeist stellte sich heraus das Piraten ihr Unwesen trieben.

„Hey, Marcus!"

Der Fuchs sah in die Richtung aus der die vertraute Stimme kam. Ein Wölfling, mit einem breiten Lächeln im Gesicht, kam auf ihn zu. Groß, mit grauem Fell und blauen Augen. Das weiße Fell zwischen seinen gepiercten Ohren war leicht nach hinten gegelt. Er trug eine dunkelblaue Jeans und einen braunen Kurzmantel.

„Hi, Erik." begrüßte Marcus ihn freundlich. Er und Erik Williams gingen auf der der Akademie in eine Klasse und hatten sich schon nach kurzer Zeit angefreundet.

„Was machst du hier?" fragte der Wolf und setzte sich zu ihm an den Tisch.

„Ich flüchte vor dem Papierkram."

„Schon wieder?" Erik grinste und bestellte sich kurz darauf einen Kaffee, als die Bedienung an den Tisch kam.

„Es wird eben einfach nicht besser. Die Reparaturen nehmen manchmal Überhand und es gibt auch keinen Auftrag der übermäßig viel einbringt."

„Hm... Aber du übernimmst die Sache doch trotzdem irgendwann, oder? Ich meine jeder rechnet fest mit dir. Du musst dir nur mal die Zeitungsberichte ansehen. Unter den Truppen wird auch schon diskutiert wann es soweit ist."

„Woher willst du das denn so genau wissen?"

„Ich lebe praktisch im Verteidigungsgebäude." lachte Erik bei der Frage. „Die Offiziere unterhalten sich in letzter Zeit immer öfter darüber. Um ehrlich zu sein hab' ich auch was läuten hören das dein Vater wohl das Ruder immer mehr aus seiner Hand gibt."

Der Wolf nahm einen Schluck von seiner Tasse und sah sein Gegenüber erwartungsvoll an. Marcus seufzte und trank den Rest seines Cappuccinos aus bevor er antwortete.

„Ich glaube fast, allzu lange wird es nicht mehr dauern. An Bord der Great Fox kenne ich mich mittlerweile komplett aus. Mit Reparaturen und Konten schlage ich mich in letzter Zeit auch schon alleine herum."

„Aber?"

„Es wäre schön wenn Dad offen mit mir darüber reden würde, anstatt einfach nur seine Aufgaben nach und nach abzugeben. Außerdem... Glaube ich, ich bin einfach nervös was die Übernahme betrifft. Wie du schon sagst, jeder rechnet fest mit mir. Es ist auch nicht so das ich es nicht will. Ich weiß nur nicht ob ich alle Erwartungen erfüllen kann."

„Wenn du deine Aufgabe nur halb so gut erledigst wie deine Ausbildung an der Akademie dann musst du dir wirklich keine Sorgen machen."

„Du warst genauso gut wie ich, Erik." gab der Fuchs das Kompliment zurück.

„Nicht ganz. Bei der Abschlussprüfung hattest du ein paar Punkte mehr."

„Es waren doch nur acht."

„Ja. Acht Punkte über die ich mich heute noch ärgere."

Der Wölfling trank nun auch seinen Kaffee aus und grinste seinen Freund an. Einen Moment lang schwiegen die beiden und jeder war mit seinen Gedanken allein. Marcus wünschte sich manchmal die Zeit an der Akademie zurück. Alles war viel einfacher. Er musste sich keine Sorgen über den Zustand der Great Fox machen. Oder überhaupt darüber, dass er bald das berühmteste Söldnerteam von ganz Lylat anführen würde.

„Hast du eigentlich über meine Frage nachgedacht, Erik?" sagte er schließlich. Als sie vor ein paar Wochen schon einmal über dieses Thema geredet hatten, fragte Marcus den Wolf ob er sich vielleicht dem Team anschließen würde. Sobald er es übernommen hatte. Erik schwieg noch ein paar Sekunden. Dann sah er sein Gegenüber mit entschlossenem Blick an.

„Ich hab' dir schon oft gesagt das du auf mich zählen kannst, Marcus. In der Beziehung ist es nicht anders."

Der Fuchs entspannte sich etwas als er sein Lächeln sah. Ihm war jedoch auch bewusst, dass sie das Team nicht zu zweit halten konnten. Allerdings war er sich nicht sicher wen er noch fragen sollte. Einer von Slippy Toads Söhnen hatte die Akademie ebenfalls besucht. Aber wie sein Vater, der ein Mitglied des StarFox-Teams war, ist er ein besserer Mechaniker als Pilot. Erik bemerkte das sein Freund grübelte. Seit er mit im StarFox-Team flog, war er viel ernster geworden. Momente, in denen er ihn lachen sah, waren sehr selten geworden.

„Hast du heute Abend schon was vor?"

Marcus sah sein Gegenüber kurz irritiert an. „Nein."

„Ich denke du musst dringend mal wieder unter die Leute. Und nein, ich meine damit nicht das du dich in irgendein Café setzt und einfach alle beobachtest."

„Danke für das Angebot aber ich hab' noch mit den Unterlagen zu tun."

„Gerade eben hast du gesagt, dass du heute Abend nichts vor hast. Und nebenbei bemerkt war das kein Angebot sondern eine Feststellung. Wann warst du überhaupt das letzte Mal unterwegs?"

Der Fuchs öffnete leicht sein Maul um zu antworten. Hielt kurz danach jedoch inne. Das letzte Mal als er richtig ausgegangen war muss eine gefühlte Ewigkeit her gewesen sein.

„Keine Ahnung, hm?" fragte der Wolf erneut und hatte ein siegessicheres Grinsen im Gesicht.

„Okay. Ich geb's ja zu. Es ist eine Weile her."

„Das müssen mindestens fünfzig Jahre sein, wenn du dich nicht mal erinnern kannst."

Marcus lachte leise, wandte dann aber seinen Blick ab. Er griff nach seinem Portemonnaie in seiner Jackentasche um zu bezahlen. Langsam sollte er sich wieder auf den Heimweg machen um diese Papiere noch komplett durchzusehen.

„Wie wärs wenn wir heute Abend mal in einen Club gehen? Wie in der Ausbildung vor fünf Jahren. Ich komm' dich abholen."

„Also gut. Du hast mich überredet." gab der Fuchs sich endlich geschlagen.

„Cool. Dann um 9:00 Uhr bei dir."

Am Abend war Marcus ein wenig unruhig. Er stand vor dem Spiegel in seinem Badezimmer und richtete seinen Hemdkragen. „Warum hab' ich mich überhaupt darauf eingelassen?" fragte er sich selbst und lief ins Wohnzimmer. Er nahm die letzten Ordner vom Tisch und stellte sie in das Regal neben sich zurück. Dann sah er auf die Wanduhr. Es war zehn Minuten vor um neun. Der Fuchs beschloss seinem Kumpel entgegen zu kommen. Im Flur griff er nach der Lederjacke und warf noch einmal einen prüfenden Blick in den Spiegel. Eine dunkelgraue Jeans und ein schwarzes, legeres Hemd. Das sollte für einen Club reichen. Er lief zum Fahrstuhl und stellte sich, unten angekommen, vor die Eingangstür. Es dauerte auch gar nicht lange bis Erik um die Ecke bog und auf ihn zukam.

„Was ist denn das für ein Gesicht? Kannst du nicht wenigstens so tun als wärst du begeisterst?" Der Wolf legte einen Arm um ihn und zog ihn neckend an sich.

„Tut mir Leid. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht mehr an solche Sachen gewöhnt."

„Ach komm'. Vielleicht finden wir auch ein Mädchen für dich damit du endlich auf andere Gedanken kommst." Marcus sah ihn mit diesem Blick an der so etwas sagte wie ‚Ist das dein Ernst?'.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen machten die beiden sich auf den Weg zur U-Bahn-Station zwei Straßen weiter. In der Bahn war Marcus' Stimmung immer noch nicht wirklich besser. Er war angespannt, was auch seinem Freund auffiel. Der versuchte schließlich ihn mit einem weiteren Gespräch auf andere Gedanken zu bringen.

„Du musst wirklich wieder ein bisschen lockerer werden, Marcus. Was ist überhaupt mit dir passiert das du plötzlich so ernst bist? Vor ein paar Jahren bist du noch wirklich gerne mit weg gegangen."

„Ich weiß nicht." seufzte der Fuchs. „Vielleicht liegt es einfach an der Arbeit."

„Es ist einfach seine Arbeit dafür verantwortlich zu machen. Das kann nicht der einzige Grund sein. Ich arbeite auch bei der Verteidigung aber ich vergrabe mich nicht in meiner Wohnung oder beobachte die anderen Leute einfach nur."

Marcus schwieg und ging einen Augenblick in sich. In der Ausbildung war er oft mit Erik und ein paar anderen Klassenkameraden unterwegs Sie hatten immer viel Spaß zusammen.

„Du hast recht, Erik. Ich sollte mich wirklich wieder ein bisschen ändern."

„Das sollte jetzt kein Vorwurf sein, Marcus. Ich mache mir einfach so meine Gedanken. Eben, weil ich dich anders kenne." Der Wölfling machte eine kurze Pause und beobachtete seinen Freund einen Moment. Er schaute mit niedergeschlagenem Blick nach unten. „Was ist eigentlich genau mit Liliana gewesen? Du hast nie erzählt wieso das zwischen euch auseinander gegangen ist."

„Das ist nicht wichtig."

„Aber ihr habt euch doch in etwa zur selben Zeit getrennt, als du angefangen hast mit deinen Eltern zu arbeiten."

„Damit hatte das nichts zu tun. Aber ich würde jetzt lieber nicht über Lili reden."

Erik nickte ihm zu und blieb für den Rest der Fahrt still. Er wollte die Stimmung nicht noch mehr drücken.

Fünfzehn Minuten später kamen die beiden am Vision an. Ein Nachtclub mit zwei Etagen. Der Türsteher winkte sie sofort durch als er Marcus erkannte. Manchmal war es für ihn schon von Vorteil so bekannt zu sein. Die meiste Zeit belastete es ihn aber. Gerade jetzt wo diese Diskussionen über seine Übernahme des StarFox-Teams wieder aufflammten. Die Presse konnte grausam sein.

Auf der untersten Etage des Clubs war es ziemlich überfüllt. Erik deutete dem Fuchs das sie nach oben gehen sollten. Marcus nickte ihm zu. Sie kämpften sich durch die Menge zur Treppe auf der gegenüberliegenden Seite. Dort angekommen ließ das Gedränge erstmals etwas nach.

„Es ist verrückt das an einem Donnerstag schon so wahnsinnig viel los ist." stellte der Wolf fest.

„Du weißt das gerade Ferien sind, Erik. Die meisten da unten sind kaum älter als 17."

Auf der oberen Etage war es ruhiger. Wahrscheinlich lag es auch daran das überwiegend Rock und alternative Musik gespielt wurde. Das jüngere Publikum hielt sich eher an das was in den Charts lief. Direkt an der rechten Wand befand sich die Bar, die sich auch über die komplette Länge der Wand hinzog. Rote Leuchtröhren waren an der Front angebracht. Gegenüber des Treppenaufgangs standen einige rote Sessel und Sofas im hinteren Teil des Saals. Links war die Tanzfläche mit beleuchtetem Fußboden und DJ-Pult im Hintergrund. Die beiden liefen an die Bar um sich etwas zu trinken zu holen und setzten sich dann auf eines der Sofas.

Drei Stunden und ein paar Getränke und kurze Tänze später sah Erik noch immer diese Füchsin, die mittlerweile an der Bar saß. Als er mit Marcus auf der Tanzfläche war ist sie auch ein paar Mal in der Nähe gewesen. Als er mit seinem Freund wieder zum Sofa ging setzte er sich so das der an ihm vorbei in ihre Richtung sehen konnte. Marcus nahm einen Schluck aus seinem Glas und beobachtete kurz die anderen Gäste auf der Tanzfläche.

„Du hast eine Interessentin an der Bar." sagte der Wolf und grinste ihn an. Bekam aber nur einen fragenden Blick als Antwort.

„Hinter mir an der Bar." fing Erik noch einmal an. „Die Kleine in dem pinken Top und dem schwarzen Mini. Die schaut dir schon seit fast einer Stunde hinterher."

Marcus sah unauffällig an dem Wölfling vorbei und erkannte eine Füchsin mit rotbraunem Fell an der Bar auf einem Hocker sitzend.

„Ich hab' vorhin einen Kollegen gesehen. Ich werd' ihn suchen gehen, damit du eine Zeit lang frei bist."

„Warte, Erik." Marcus versuchte ihn aufzuhalten aber sein Freund hörte gar nicht auf ihn.

„Falls wir heute nicht zusammen nach Hause gehen, hab' ich kein Problem damit." Er nahm sein Getränk und zwinkerte ihm zu als er ging.

„Verdammt." fluchte der Fuchs leise vor sich hin. Er sah kurz mit seinen Augen in Richtung Bar und erkannte wie die Füchsin ihn immer noch ansah. Einen Moment lang dachte er darüber nach, ob er auch gehen sollte. Auf der anderen Seite könnte er aber wenigstens noch einmal versuchen mit einer Frau zu reden. Einfach um zu schauen ob er es noch konnte. Seine Beziehung mit Liliana war schon fast zwei Jahre her. Seitdem hatte er keinen Kontakt mehr zum anderen Geschlecht. Zumindest nicht in der Hinsicht. Im nächsten Moment wurde er von einer weiblichen Stimme aus seinen Gedanken gerissen.

„Hi. Ich dachte mir ich komm' mal 'rüber. Du bist Marcus McCloud, nicht wahr?"

„Urm, ja." antwortete der Fuchs etwas überrascht. Er hatte gar nicht bemerkt das sie auf ihn zugekommen war.

„Ich bin Alissa." lächelte die Füchsin, setzte sich neben ihn und schlug die Beine übereinander. „Du bist nicht oft hier, oder?"

„Nein, um ehrlich zu sein hatte ich zuletzt nicht wirklich viel Zeit um irgendwo hinzugehen."

„Dann hab' ich ja richtig Glück gehabt heute."

Marcus sah sie einen Moment lang an. Sie hatte ein hübsches Lächeln und definitiv eine gute Figur. Allerdings blitzten ihre hellgrünen Augen auch etwas frech unter ein paar Haarsträhnen hervor. Gepaart mit ihrer letzten Aussage schien sie sehr in Angriffslaune zu sein. Der Fuchs versuchte sich nun ein bisschen zu entspannen. Er wollte sehen wo die Sache noch enden könnte. Vielleicht kam er selbst doch etwas in Flirtstimmung.

„Du hast ein tolles Lächeln, Alissa."

„Danke." sagte sie und schaute ein bisschen verlegen zur Seite. „Wollen wir vielleicht ein bisschen tanzen?"

„Klar."

Schon nach wenigen Augenblicken auf der Tanzfläche bemerkte Marcus das die Füchsin ihm näher kam. Sie ließ keine Gelegenheit aus um zu flirten. Er ging zunächst darauf ein und kurze Zeit später waren sie schon eng umschlungen. Alissa hatte ihre Arme um seinen Nacken gelegt und drückte sich fest an ihn. Der Fuchs spürte ihre Bewegungen als er ihre Taille umfasste. Zuerst dachte er das er sich komplett auf sie einlassen könnte aber nach und nach fühlte er sich irgendwie unwohler. Als das Lied ausging verließen die beiden Füchse die Tanzfläche. Alissa zog Marcus direkt in eine abgelegene Ecke des Saals und drückte ihn an eine Wand. Marcus erwiderte ihren Kuss zunächst bis er ihre leise Stimme kurz darauf vernahm.

„Vielleicht... Sollten wir irgendwo hingehen wo wir allein sein können?"

Der Fuchs lockerte seine Umarmung als er diesen Satz hörte. „Ich glaube, das ist keine gute Idee."

„Warum nicht? Ich denke es würde nicht schaden wenn du auch mal ein bisschen Spaß hast." Alissa startete einen neuen Versuch und drückte sich wieder etwas an den Fuchs. Der schob sie nun aber endgültig von sich weg.

„Tut mir Leid, Alissa. Dafür solltest du dir besser jemand anderen suchen."

Marcus lief durch die Menge in Richtung Treppe. Eigentlich fühlte die Füchsin sich gar nicht so übel an. Aber er wollte nie zu den Typen gehören, die ein Mädchen nur für eine Nacht mit nach Hause nahmen. Unter anderen Umständen hätte er sich eventuell auf sie eingelassen. Ohne nach seinem Freund Erik zu suchen verließ er den Club und machte sich auf den Heimweg.

Fünf Tage später bekam Marcus überraschend einen Anruf von General Harrison. Er fragte sich wieso er ihn direkt anrief. Normalerweise war sein Vater der Ansprechpartner wenn es um das StarFox-Team ging.

Der Fuchs betrat das Verteidigungsgebäude und sah noch einmal auf seine Armbanduhr. Es war jetzt genau 9:47 Uhr. Bis zu seinem Termin mit dem General hatte er noch gute zehn Minuten Zeit. Er lief geradeaus auf die Rezeptionistin zu. Eine junge Katze mit braun-schwarz getigertem Fell und freundlichen, leicht goldfarbenen Augen. Sie war vollkommen auf ihren Computer fixiert und bemerkte Marcus erst, als sie seine Schritte in ihre Richtung kommend vernahm.

„Oh. Hallo, Marcus." begrüßte sie ihn mit einem freudigen Lächeln. Ihre Schnurrhaare zuckten aufgeregt. Die beiden kannten sich schon seit er mit seinen Eltern zu Besprechungen hierher kam. In der Regel wechselten sie dann ein paar Worte bevor er das Gebäude nach diesen Treffen wieder verließ.

„Hi, Melina. Ich habe einen Termin bei dem General."

„Ja, Mr. Harrison hat mich gebeten dich direkt zu ihm zu schicken sobald du hier bist. Er ist in seinem Büro. Den Weg kennst du ja. Ich gebe ihm inzwischen Bescheid das du auf dem Weg bist."

„Danke. Bis nachher."

Marcus setzte seinen Weg fort und lief in Richtung Fahrstuhl. Er drückte auf die Taste und sah noch einmal zu Melina, die gerade telefonierte. Er konnte hören wie sie sagte das ‚Mr. McCloud nun auf dem Weg ist.'. Das kam ihm alles so unwirklich vor. Eine Unterredung alleine mit dem General. Er musste darüber definitiv noch einmal mit seinen Eltern sprechen. Sie hätten es ihm auch persönlich sagen können, wenn er das Team nun langsam übernehmen sollte. Das Klingeln des Fahrstuhls riss ihn aus seinen Gedanken. Er trat ein und betätigte die Taste für das oberste Geschoss.

Der Fuchs wurde immer nervöser. Er war schon öfter bei Gesprächen dabei, doch nie allein. Ihm kamen wieder diese Bedenken, dass er den Anforderungen nicht gerecht werden könnte. Er verließ den Fahrstuhl, als dieser das oberste Stockwerk nach kurzer Zeit erreicht hatte, und lief geradeaus auf die Doppeltür zu General Harrisons Büro zu. Nach links und rechts gingen weitere Gänge ab. Dort befanden sich Büros der Hauptleute und Leutnants. An den Wänden waren Bilder der früheren Generäle Corneria's angebracht. Die meisten kannte Marcus nur aus der Ausbildung, als sie die Geschichte der Verteidigungsstreitkräfte durchgingen. Peppy war der einzige den er persönlich kannte. Aber auch nur als Privatperson, wenn er sie in seltenen Fällen zuhause besuchte. Er starb als der Fuchs gerade acht Jahre alt war. Vor dem Büro standen links und rechts je ein Soldat, die Marcus noch einmal aufhielten. Er wiederholte erneut, dass er einen Termin hatte. Einer der Soldaten klopfte daraufhin an die Tür und trat ein, als er General Harrisons Stimme hörte.

„General Harrison? Marcus McCloud wäre jetzt hier."

„Ja, danke. Schicken Sie ihn bitte herein."

Der Fuchs atmete noch einmal tief durch, als der Soldat beiseite trat um ihm Platz zu machen. General Harrison saß an seinem Schreibtisch mit einem Stapel Papieren vor sich. Der Wolf trug die typische rote Uniform. An der Vorderseite war sie mit Schnallen versehen die in schwarz und gold gehalten waren. Auf seiner linken Brust prangte ein Orden. Dazu trug er schwarze Stiefel die ihm bis knapp unter die Knie reichten. Sein Fell war überwiegend hellbraun mit einer leichten, grauen Schattierung über den Augen und sein Maul hob sich in weiß etwas davon ab. Seine Augen waren orange-braun und starrten angestrengt auf ein Blatt Papier in seinen Händen.

„Guten Tag, General Harrison." sagte Marcus in der Tür stehend und versuchte dabei so selbstbewusst wie möglich zu klingen.

„Ah, da bist du ja, Marcus. Sehr pünktlich." Der Wolf stand auf, als der andere auf ihn zukam und reichte ihm seine Hand zur Begrüßung. „Nimm platz."

„Danke."

Der Fuchs setzte sich in einen der beiden Stühle nebenan und sah sich einen Moment um. Das Büro schien sich von der Einrichtung her nie zu ändern. An der linken Wand, neben dem großen Holzschreibtisch, stand ein langes Regal mit vielen Ordnern. Hinter dem General befand sich eine große Glasfront von der aus man die Innenstadt Corneria Citys sehen konnte. Rechts war ein großer Tisch mit sechs Stühlen drumherum vorzufinden. Schließlich konzentrierte Marcus sich wieder auf sein Gegenüber. Der General lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete seine Hände ineinander.

„Du fragst dich sicher warum nur du hier bist, Marcus. Um eines vorneweg zu nehmen: ich habe mit deinem Vater telefoniert, da offiziell er das StarFox-Team leitet. Er hat mich allerdings gebeten den Auftrag mit dir zu besprechen. So wie es aussieht, überträgt er dir wohl langsam die Verantwortung."

„In diesem Punkt sind Sie dann allerdings besser informiert als ich." Der Fuchs lachte ein wenig um seine Nervosität zu überspielen.

„Offensichtlich." lachte der General nun auch. Kurz danach wurde sein Ausdruck allerdings etwas ernster. „Genauso offensichtlich sollte ich jetzt wohl eine andere Ausdrucksweise Ihnen gegenüber anschlagen, Mr. McCloud."

Einen Moment war es still im Raum. Nur das Ticken einer Wanduhr war zu hören. Marcus fühlte sich regelrecht unbehaglich von dem General jetzt so angesprochen zu werden.

„Also... weswegen ich Sie hergebeten habe..." General Harrison stand auf und ging zu dem Regal neben seinem Schreibtisch. Er nahm einen Ordner heraus, legte ihn auf den Tisch vor Marcus und schlug ihn auf. Dann setzte er sich zurück auf seinen Stuhl. „Es geht um Grion XF20. Ihr hattet mit dem Planeten schon vorher zu tun."

Der Fuchs sah sich das erste Blatt im Ordner an. Ein kleinerer Planet am Rande des Lylat Systems. In der Nähe von Titania und Fortuna.

„Ich erinnere mich. Wir haben Piraten verfolgt im Umfeld des Planeten. Haben Sie wieder Aktivitäten bemerkt?" wollte Marcus wissen.

„Mehr als das. Wir haben schon zwei Einheiten dorthin geschickt. Beide haben starke Verluste erlitten. Die Überlebenden die es zurück geschafft haben berichten von sehr aggressiven Piraten in diesem Bereich. Die weiteren Details finden Sie auf den nächsten Seiten."

„Ich nehme an wir sollen uns das genauer ansehen?"

„Genau. Und uns dann Bericht erstatten was dort genau vor sich geht. Danach entscheiden wir, wie wir weiter verfahren."

„Gibt es schon irgendwelche Vermutungen, was wir auf Grion finden könnten?"

„Meine persönliche ist eine Basis, die sich diese Piraten dort aufgebaut haben. Aber ich will wissen ob sie etwas bestimmtes vorhaben. Ob eventuell etwas gegen das Lylat System geplant wird."

„Wir werden uns so schnell wie möglich auf den Weg machen." antwortete Marcus darauf, nachdem er ein paar weitere Blätter in dem Ordner überflogen hatte. „Ich denke wir sollten morgen Vormittag abflugbereit sein."

„In Ordnung." Die beiden standen auf und reichten sich die Hände. „Sie können den Ordner mitnehmen. Eine digitale Form der Unterlagen lasse ich noch einmal an die Great Fox schicken."

„Vielen Dank, General Harrison."

„Viel Glück, Mr. McCloud."

Marcus lief in Gedanken versunken zum Fahrstuhl. Er war froh das Gespräch hinter sich gebracht zu haben. Aber er fragte sich warum sein Vater ihn vorgeschickt hatte. Ohne etwas dazu zu sagen oder ihn vorzuwarnen. Als er auf den Knopf für die Eingangshalle drückte, rauschte plötzlich noch jemand mit in den Fahrstuhl.

„Marcus, ich wollte dich heute schon anrufen. Du hast dich ja gar nicht mehr gemeldet."

Erik drückte auf die Taste für die achte Etage.

„Ich hatte ziemlich viel zu tun." antwortete Marcus, nur um eine Ausrede zu haben.

„Ich hab' dich gar nicht mehr im Club gesehen am Donnerstag. Lief da noch was mit der Kleinen?"

„Nein." kam die knappe Antwort.

„Warum nicht? Ich meine, ich hab' euch noch tanzen sehen. War schon ziemlich vielversprechend."

„Ich wollte einfach nicht, Erik."

Der Wölfling sah seinen Freund irritiert an. Er bemerkte nun das er heute sehr anders war.

„Stimmt was nicht, Marcus?"

„Ich war gerade bei einer Einsatzbesprechung."

„Moment mal... Allein?"

„Ja. Ich war darüber genauso überrascht. Das es um einen Einsatz ging und das mein Vater mich sozusagen allein hergeschickt hat, hab' ich auch erst hier erfahren."

„Meinst du er lässt dich den Einsatz allein machen?"

„Ich weiß es nicht, Erik."

Marcus seufzte und spürte das er immer noch nervös war. Er musste unbedingt mit seinem Vater sprechen. Als die Tür des Fahrstuhls in der achten Etage aufging, hielt der Wolf seine Hand dagegen und wandte sich noch einmal an seinen Freund.

„Marcus, wenn du Hilfe brauchst... Ich kann mit dir kommen."

„Ich muss erst mal anderes abklären. Kann ich mich deswegen nochmal bei dir melden?"

„Natürlich. Du kannst mich jederzeit anrufen."

Erik verließ den Fahrstuhl und die Tür schloss sich nun wieder.

In der Eingangshalle angekommen verließ der Fuchs das Gebäude ohne diesmal noch einmal zu Melina zu gehen.