Kapitel 3 - Der Beginn der Reise
Mira saß an diesem Morgen an ihrem Schreibtisch und ging die Einsatzpläne für die Basis durch. Sie konnte sich nur nicht richtig konzentrieren. Es war so lange her das sie mit Damian versucht hatte zu fliehen. Trotzdem hatte sie in manchen Nächten noch Albträume und konnte nicht richtig schlafen. Doch sie hatte nach all der Zeit auch ihren Mut und ihre Entschlossenheit wiedergefunden. Die Wölfin hatte ihrem Verlobten versprochen nie aufzuhören zu kämpfen. Und genau das tat sie. Mira versuchte wieder sich mit Noel gut zu für Außeneinsätze zugelassen zu werden. Dann würde sie bei der ersten Gelegenheit verschwinden. Oder es zumindest versuchen. In der Woche die sie in Isolation in ihrem Zimmer verbringen musste hatte sie genug Zeit um nachzudenken. Sie wusste das es töricht war an diesem Versprechen festzuhalten. Damian war tot und selbst wenn sie es schaffen würde zu fliehen, würde ihr Leben schwer werden. Trotzdem war der Gedanke an dieses Versprechen das, was sie im Moment antrieb. Sie hatte sonst nichts anderes.
Nachdem sie es endlich geschafft hatte die Pläne komplett zu schreiben und zu kontrollieren machte sie sich auf den Weg zu Noel. Sie verließ ihr Zimmer und lief den Gang weiter nach unten. Der Raum des Wölflings war nicht weit von ihrem eigenen entfernt. Leonard stand als Wachposten vor der Tür und sah sie von weitem schon grimmig an. Bei ihm angekommen hielt er sie sofort am Arm zurück.
„Lass mich los, Leonard." protestierte die Wölfin sofort.
„Was willst du hier?" fragte der nur in seiner dunklen Stimme.
„Ich bringe nur die Einsatzpläne für nächste Woche."
Im nächsten Moment öffnete sich die Tür. Noel hatte ihre Auseinandersetzung gehört und griff nun selbst ein.
„Was ist hier los?" Er sah die beiden ernst an. Als er die Pläne sah, nahm er sie der Wölfin ab.
„Lass sie gehen, Leonard." sagte er zu dem Husky. Dann wandte er sich an Mira. „Komm mit rein, Prinzessin."
Sie folgte ihm und versuchte sich zu beherrschen. Jedes Mal wenn er sie so nannte hätte sie ihm an die Gurgel gehen können. Wie immer blieb sie vorerst an der Tür stehen während Noel noch einmal einen prüfenden Blick über die Seiten warf.
„Scheint alles in Ordnung zu sein." gab er nach einer Weile von sich. „Nur deine Position ist dieses Mal falsch eingeteilt."
Sie sah ihn fragend an. „Inwiefern?"
„Ich denke du hast dich inzwischen lange genug im Hintergrund gehalten um deine Lektion gelernt zu haben. Ich möchte dich nächste Woche im Kontrollraum haben. An meiner Seite."
Mira stutze kurz. Sie war vor ihrer Flucht auch immer mit im Kontrollraum. Doch sie hatte bis dato noch keine außergewöhnliche Aufgabe erledigt. Warum sollte sie also schon diese Position zurückbekommen?
„Stimmt etwas nicht, Mira?"
„Ich denke, ich habe mir die Position noch nicht wieder verdient."
„Vielleicht. Aber wir bereiten uns auf etwas vor und dafür brauche ich dein taktisches Geschick bei der Planung. Du solltest auch mit zur Versammlung in ein paar Minuten kommen. Dann erfährst du warum."
„In Ordnung." antwortete die Wölfin immer noch irritiert. „Ich würde mich schon auf den Weg machen... mit deiner Erlaubnis?"
„Sicher. Wir sehen uns dann."
Mira verließ den Raum und bekam vor der Tür wieder einen giftigen Blick von Leonard. Ohne weiter auf ihn einzugehen lief sie in die untere Etage und machte sich auf den Weg zum Versammlungsraum. unterwegs kam sie an der Übungshalle vorbei. Dort trainierten sie Situationen wie einen Einsatz auf offenem Areal oder einen Angriff auf die Basis. Durch zwei Fenster links und rechts neben der Tür konnte man in die Halle schauen. Zurzeit hielt sich ein Falke mit schwarzen Federn gleich vorne im Raum auf. Er war noch nicht lange in der Basis. Erst seit ein paar Wochen, nachdem ein Schiff abgeschossen wurde. Fast so wie bei ihr. Mit einem Hologramm eines Soldaten schien er seine Nahkampffähigkeiten zu trainieren. Die Wölfin beobachtete ihn einen Moment. Er war sehr geschickt. Schon nach kurzer Zeit landete der Falke ein paar gute Treffer und das Hologramm verschwand. Das Zeichen das er den Soldaten in einem richtigen Kampf getötet hätte. Er drehte sich um und schien Mira sofort zu bemerken. Sie sah ihm kurz direkt in die Augen bevor sie ihren Weg fortsetzte.
Im Versammlungsraum warteten schon ein paar andere höhere Mitglieder der Basis. Sie saßen alle an dem großen, ovalen Tisch, der fast den ganzen Raum ausfüllte. Hinter dem Tisch hing eine große Tafel an der Wand mit einem Bild des Lylat Systems. Auch Ethan saß schon an seinem Platz. Mit seinen blauen Augen starrte er sie gebannt an ohne eine Miene zu verziehen. In seiner Gegenwart fühlte Mira sich fast noch unwohler, als in der seines Bruders. Leonard redet wenigstens noch mit ihr. Auch wenn es nur Beleidigungen oder Drohungen waren. Ethan starrte immer nur. Das ließ seine Aura irgendwie gruselig und bedrohlich wirken. Beinahe noch bedrohlicher als die Noels.
Die Wölfin setzte sich auf den Platz an dem sie immer saß und versuchte die anderen auszublenden. Jedoch konnte sie ihre Blicke auf sich spüren. Es war seit Monaten die erste Versammlung an der sie teil nahm. Kurze Zeit später kam zu ihrer Erleichterung Noel mit Leonard in den Raum. Nun konzentrierten sich wenigstens alle auf ihn. Er lief um den Tisch zu dem Stuhl der direkt an der Stirnseite des Tisches, vor der Tafel stand. Er setzte sich und sah kurz in die Runde bevor er anfing zu reden.
„Also... wie ihr alle wisst haben wir über die letzten Jahre einige Rekruten für unser Projekt gewonnen. Ich finde das es langsam an der Zeit ist zum Ende unserer Vorbereitungen zu kommen." Noel machte eine kurze Pause. Dann drückte er auf einen Knopf an seinem Stuhl. In der Mitte des Tisches ploppte ein Hologramm eines Planeten auf. Mira erschrak als sie Corneria in dem Abbild erkannte. Er konnte doch nicht so verrückt sein.
„Es ist Zeit das wir Lylat mal beibringen das sie nicht die Größten sind. Einen Feind schaltet man am schnellsten aus indem man sein Nervenzentrum lahm legt. Und Lylats Nervenzentrum sitzt auf Corneria."
„Wir können sie nicht einfach blind angreifen. Wir haben zu wenige Informationen über die ihre Verteidigung." mischte Leonard sich darauf ein.
„Das stimmt. Genau deswegen wird jemand von uns nach Corneria fliegen. Ich arbeite derzeit an einem frisierten Lebenslauf. Mit dem werden wir Ethan bei Corneria's Verteidigung einschleusen um Informationen zu sammeln."
Ethan nickte daraufhin nur. Danach wandte Noel sich an Mira.
„Mira, du hast in letzter Zeit viel im Hangar gearbeitet. Haben wir Schiffe die in Corneria City nicht auffallen?"
„Das letzte Transportschiff hatte ein paar ein paar ältere Arwing-Modelle an Bord. Wir sollten eines davon zum Laufen kriegen."
„Gut. Bis nächste Woche müsst ihr damit fertig sein. Ethan hat schon mit allen anderen gesprochen die etwas über Corneria wissen. Ich will das ihr beiden euch gleich nochmal zusammen setzt. Vielleicht weißt du noch etwas das ihm weiterhilft."
Der Wolf wandte sich schließlich noch einmal an alle im Raum. „Während Ethan uns das nötige Wissen beschafft werden wir sämtliche Waffen und Schiffe inspizieren und notfalls warten. Das heißt wir haben in der nächsten Zeit viel Arbeit vor uns. Haltet also die Leute in euren Abteilungen wachsam."
Der Wolf beendete die Versammlung, nachdem keine weiteren Fragen kamen. Mira wurde nervös, als sie Ethan auf sich zukommen sah. Er setzte sich neben sie und starrte sie mit seinen blauen Augen weiter an. Sie wartete darauf, dass er ihr eine Frage stellte. Aber er schwieg einfach nur und hatte diesen durchdringenden Blick.
„Also... ich weiß nicht ob ich dir helfen kann. Ich war seit über sechs Jahren nicht mehr auf Corneria." sagte sie schließlich. Ihre Stimme war etwas zittrig. Der Husky antwortete aber immer noch nicht darauf. Mira fühlte sich unbehaglich. Am liebsten wäre sie aufgestanden und raus gerannt. Nun da alle anderen verschwunden und es totenstill im Raum war, bekam sie richtig Angst. Letztendlich fing Ethan doch an zu reden. Seine Stimme war nicht so bedrohlich wie sie es erwartet hatte. Trotzdem aber noch sehr tief.
„Hast du direkt in Corneria City gelebt."
„Nein. In einem Vorort."
„Ich weiß schon über das Verteidigungsgebäude und die Stadt an sich Bescheid. Gibt es irgendetwas was du mir über Schiffe, Waffen oder spezielle Einheiten sagen kannst?"
„Die meisten Schiffe sind Arwings. Wahrscheinlich werden die neuesten schon moderner sein als das was wir für dich reparieren. Es sollte aber kein Problem sein. Die Schiffe aus dem letzten Transportschiff sind höchstens vier Jahre alt. Irgendwo in Corneria werden diese Modelle noch fliegen."
„Das hab ich selbst schon alles gelesen."
Nach dieser Aussage war es wieder still im Raum. Die Wölfin war immer noch sehr zurückhaltend ihm gegenüber. Diese Stille ließ sie auch wieder so nervös werden. Letztendlich stand sie auf um zum Hangar zu gehen.
„Ich sollte mir die Schiffe ansehen. Noel wird sauer sein wenn keines von ihnen fertig ist."
Ethan stand ebenfalls auf und griff nach ihrem Oberarm um sie aufzuhalten. „Du hast die Geschichte mit Damian immer noch nicht richtig verwunden, nicht wahr?"
„Was willst du damit sagen, Ethan? Das hat doch mit allem nichts zu tun."
„Ich finde doch. Denn ich glaube nicht das du schon wieder auf unserer Seite bist."
„Damian ist tot. Ich trauere ihm nicht mehr nach und ich habe keinen Grund mehr zu fliehen." antwortete Mira darauf. Sie versuchte dabei so entschlossen wie möglich zu klingen.
„Ich traue dir nicht. Und ich werde meinem Bruder sagen das er noch mehr auf dich achtet wenn ich nicht da bin."
„Tu was du nicht lassen kannst, Ethan."
Sie zog ihren Arm von von ihm zurück und verließ den Versammlungsraum in Richtung Hangar. Das Leonard noch mehr hinter ihr her sein würde gab ihr zu denken. Sie musste nun vorsichtig sein. Die beiden Huskys wurden zu Bluthunden wenn sie eine Gefahr witterten. In solch einem Augenblick war bereits nur einer von ihnen schon gefährlich.
Marcus lief an diesem Morgen mit Erik durch die Great Fox um ihm alles zu zeigen. Er hatte sein Angebot angenommen und ihn am vorigen Abend gebeten mit ihm zu kommen. Der Fuchs hatte auch schon seine Uniform angezogen. Ein ärmelloser Overall in einem dunklen braun. Am Reißverschluss verlief eine schwarze, dünne Linie nach oben, die auf Höhe der Brust zu einem Dreieck wurde das zum Hals weiterlief. Dazu trug er er ein rotes Halstuch und eine weiße Jacke, deren Ärmel bis kurz vor seine Ellenbogen nach oben aufgekrempelt waren. Seine Stiefel waren silberweiß und reichten bis zu seinen Knien. An den Händen trug er kurze, fingerlose, schwarze Handschuhe. Erik hatte ihm gleich einen skeptischen Blick zugeworfen, als er am Hangar ankam und ihn in seiner Uniform sah. Seine erste Frage war sofort ob er dieselbe Farbe tragen musste. Marcus bemerkte das sein Freund ihn mit dieser Frage nur necken und aufmuntern wollte. Seine Stimmung war seit dem Vortag aber noch immer niedergeschlagen.
Letztendlich trug Erik aber eine ähnliche Uniform, nachdem er sich an Bord umgezogen hatte. Sie war dunkelblau und seine Stiefel und Jacke waren schwarz. Ihr Rundgang endete auf der Brücke. Gleich gegenüber des Eingangs stand ein Tisch mit sechs Stühlen. Ein Laptop stand an einer Seite auf dem Tisch. Links daneben waren ein paar Anzeigetafeln. Von der Mitte bis zu rechten Seite der Fensterfront waren Konsolen zu finden. In regelmäßigen Abständen standen drei Stühle vor den Konsolen. Direkt in der Mitte des Raumes stand ein einzelner Stuhl auf deinem kleinen Podest mit einer eigenen kleinen Konsole. Der Wolf lief zielstrebig zum Tisch und sah sich die Anzeigetafeln an. Marcus folgte ihm und stellte sich neben ihn.
„Grion XF20... Ich habe einige Hauptleute darüber reden hören." sagte Erik, als er sich die Bilder und Daten genauer ansah.
„Ja. Wir sollen uns das mal ansehen. Ich mache nachher noch ein genaues Briefing sobald meine Eltern da sind."
„Haben sie noch irgendwas dazu gesagt?"
„Wegen gestern? Dad hat sich kurz am Telefon bei mir entschuldigt und gefragt wann sie heute kommen sollen." Marcus verschränkte seine Arme und schaute mit einem leicht genervten Blick zu Seite. „Mom hat danach noch ein paar Mal versucht in meinen Kopf zu kommen aber ich hab sie abgeblockt."
„Diese Telepathie-Sache die ihr da habt ist immer noch gruselig." schmunzelte Erik. Dann sah er seinen Freund jedoch an und erkannte, dass dem gerade gar nicht nach Scherzen war. „Du bist immer noch sauer, stimmts?"
„Sie hätten mir einfach Bescheid geben können, Erik. Ich hätte kein Problem damit gehabt wenn sie mir vorher gesagt hätten das ich diesen Einsatz leiten soll."
„Hör auf dir Sorgen zu machen. Du kannst das, Marcus. Und außerdem bin ich auch noch da."
Der Fuchs seufzte und ließ seine Arme wieder hängen. „Ich will gar nicht wissen was passiert wenn ich irgendwas verbocke. Ich habe jetzt schon den Eindruck das Dad mich testen will, ob ich das alles schaffe."
Der Wolf wollte erneut widersprechen. Doch ihm fiel nichts besseres ein als das, was er eben schon gesagt hatte.
„Ich verstehe ja das es wohl immer wieder Situationen geben wird in denen ich vorher noch nie gewesen bin." fing Marcus erneut an. „Aber ich finde was das Team betrifft hätte Dad das nicht tun müssen."
„Dein Vater hat auch immer sein Team um sich gehabt. Du musst hier nicht allein durch, Marcus. Also hör auf dir einzureden das du alles allein schaffen musst und am Ende als Einziger die Schuld hast wenn etwas schief geht."
Der Fuchs dachte über die Aussage nach. Vielleicht sollte er wirklich von diesen Gedanken loskommen und sich erst einmal auf das Briefing konzentrieren. Seine Eltern sollten auch jeden Moment hier eintreffen.
„Danke Erik... und Entschuldigung dafür, dass ich dir damit immer auf die Nerven gehe."
„Ich kenne dich seit der Akademie, Marcus. So langsam bin ich daran gewöhnt, dass du dich vor einer Herausforderung immer verrückt machst." Die beiden lächelten sich an, als Marcus plötzlich die Stimme seiner Mutter in seinem Kopf hörte. Sie waren jetzt am Hangar und würden gleich an Bord kommen. Der Wolf erkannte diesen Blick und fragte ihn was los ist.
„Sie sind hier."
Marcus antwortete ihr das er auf der Brücke ist und wartete darauf das sie durch die Tür kommen würden. Erik setzte sich derweil an den Tisch. Der Fuchs lief auch noch einmal zu seinem Laptop um die letzten Informationen über Grion zu kontrollieren. Ein paar Minuten später ging die Tür zur Brücke auf und seine Eltern standen im Türrahmen. Fox trug seinen typischen, grünen Overall mit einer cremefarbenen Jacke, einem roten Halstuch und weiß-silbernen Stiefeln. Wie Marcus hatte er die Ärmel seiner Jacke bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt. An seiner sonst braunen Fellfarbe konnte man aber schon erkennen, dass er nicht mehr der Fox McCloud war, der für Corneria Kriege gewonnen hatte. An einigen Stellen verblasste das braun und wechselte teilweise etwas zu grau. Krystal hatte die übliche Uniform schon lange abgelegt. Sie trug eine weiße Hose und ein längeres schwarzes Shirt. Um ihre Taille hatte sie einen weißen Gürtel geschnallt. Dazu hatte sie eine weiße, kurze Jacke an, deren Saum knapp unter ihrer Brust endete. Ihre schwarzen Stiefel reihten bis knapp unter ihre Knie und hatten nur noch einen leichten Absatz von etwa drei Zentimetern.
Marcus stellte sich aufrecht hin und sah seinen Vater ernst an. Seine Mutter versuchte er erst einmal nicht zu beachten. Er konnte jedoch schon wieder ihre Stimme in seinem Kopf hören. Sie versuchte ihn zu beruhigen. Um einen ersten Konflikt zu vermeiden begrüßte Fox erst einmal Erik.
„Du hast gar nichts davon erzählt, das du dir Unterstützung geholt hast." wandte er sich letztendlich doch an seinen Sohn.
„Das musste ich doch. Bis gestern Abend hab ich ja nicht gewusst ob ihr überhaupt noch mitkommt oder ob ich alleine nach Grion fliegen muss."
Erik räusperte sich um Marcus' Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Mit einer Kopfbewegung in Richtung Anzeigetafeln versuchte er ihm klar zu machen der er mit dem Briefing anfangen sollte. Marcus atmete tief durch und versuchte seinen Ärger für einen Moment hinten anzustellen. Er würde noch genug Zeit haben um mit seinem Vater zu diskutieren.
„Also gut... Ich erzähl euch erst mal worum es geht."
Fox und Krystal kamen daraufhin näher und setzten sich an den Tisch. Dann nahm die Füchsin noch einmal telepathisch Kontakt zu ihrem Sohn auf.
„Du siehst nervös aus, Marcus. Ist alles okay?"
Er nickte nur und öffnete auf seinem Laptop eine Datei mit Notizen, die er eingetippt hatte um den Faden nicht zu verlieren.
„Wie gesagt, es um Grion XF20 in der Nähe von Titania und Fichina." Marcus deutete auf die Anzeigetafel auf der ein Bild des Planeten und eins seines Umfeldes im Lylat System zu sehen war. „Es gab neue Vorfälle mit Piraten und wir sollen uns ansehen was da vor sich geht."
„Gibt es genaue Informationen über diese Piraten?" fragte Krystal daraufhin.
„Es gibt Berichte von zwei Einheiten die schon dort waren. Sieh haben starke Verluste erlitten und erzählen von aggressiven Angreifern im Bereich um Grion." Der Fuchs drückte auf eine Taste auf einer Fernbedienung und auf einer der Tafeln erschien der letzte der Berichte. Er schaute zu seinem Vater, der aber nur schweigend auf das Dokument sah. Erik riss ihn einen Augenblick später wieder aus seiner Beobachtung.
„Wenn sie überwiegend nur in diesem Bereich angreifen könnten sie irgendwo einen Unterschlupf haben. Wahrscheinlich sogar auf Grion."
„General Harrison vermutet, dass es eine Basis geben muss. Wenn es so sein sollte, sollen wir herausfinden ob sie etwas gegen Lylat planen und was sie im allgemeinen so trieben. Er entscheidet nach unserem Bericht was weiter passiert."
„Klingt nach einem Plan." antwortete der Wolf mit einem aufmunternden Lächeln. Auch Krystal sah ihn ermutigend an. Nur sein Vater war noch immer von ihm abgewandt und schwieg. Marcus wusste nicht was er davon halten sollte. Es schien als wäre er plötzlich abweisend und völlig gleichgültig geworden.
„Gibts noch Fragen?" warf er schließlich noch einmal in die Runde.
„Im Moment nicht." antwortete Fox nun doch. Die anderen hatten ebenfalls nichts. Der Fuchs nickte und klappte seinen Laptop zu. Nachdem er noch einmal tief Luft holte stellte er sich wieder aufrecht, in entschlossener Haltung.
„Dann sollten wir uns auf den Weg machen."
Während die anderen aufstanden, wollte Marcus sich auf den Weg zu seinem Platz machen. Plötzlich wurde er von seinem Vater aufgehalten.
„Ich denke wir sollten die Plätze tauschen, Marcus. Und unser neuer Kollege braucht noch eine Aufgabe an Bord." Er sah ihm direkt in die Augen und fühlte sich kurzzeitig wie vor den Kopf gestoßen. Er konnte doch nicht schon wieder einfach so eine Bemerkung fallen lassen. Wenn er die Führung abgeben wollte, könnte er es doch ganz normal sagen. Marcus spürte jedoch das im nächsten Moment sein Ärger und seine Wut zurückkamen. Seine Wut darüber das sein Vater nicht einfach normal mit ihm darüber sprechen konnte.
„Bitte." sagte der Fuchs in einem leicht wütenden Ton und streckte seine Hand aus. In Richtung seines nun ehemaligen Platzes, als würde er seinen Vater dazu einladen Platz zu nehmen. Fox hatte für einen kurzen Moment einen traurigen Ausdruck in den Augen, bevor er an ihm vorbeiging. Dann wandte er sich an Erik, welcher kurz darauf vor ihn trat.
„Kümmerst du dich bitte mit um die Schiffsüberwachung?"
„Klar." Der Wolf hatte einen verständnisvollen Blick. So als wüsste er was in ihm vorging.
Nachdem alle anderen auf ihren Plätzen saßen, lief Marcus zu dem einzelnen Stuhl in der Mitte des Raumes. Er hatte ein mulmiges Gefühl als er sich setzte. Sein Vater meinte zwar, dass sie die Plätze tauschen sollten aber er hatte noch keinen Satz gehört der ihn offiziell zum Anführer erklärte. Seine Hand zitterte ein wenig, als er auf seiner Konsole die beiden Knöpfe drückte, die alle anderen Systeme starteten.
Einen Augenblick später fühlte er sich plötzlich panisch. Normalerweise müsste er jetzt den Schiffsstatus abfragen. Aber irgendwie fand er gerade seine Stimme nicht. Krystal konzentrierte sich auf seine Hirnmuster und registrierte seine Angst.
„Navigation und Radar funktionieren einwandfrei." sagte sie, um einfach mit dem Prozedere zu beginnen und ihrem Sohn seinen ersten Start etwas leichter zu machen.
„Antrieb, Schilde und Hülle sind ebenfalls in Ordnung." meldete sich Erik danach.
„Steuerung und Waffensysteme sind voll funktionsfähig." teilte Fox nun auch ohne zu zögern mit.
„Okay... also los." Marcus' Stimme klang etwas zittrig. Obwohl er in erster Linie froh war überhaupt wieder reden zu können.
Die Great Fox hob langsam ab, flog aus dem Hangar und in Richtung Weltraum. Dort angekommen entspannte der Fuchs sich allmählich wieder. Die letzten Minuten vom Hangar zum Orbit fühlten sich an als hätte er einen Krampf gehabt. Mit der Zeit schien er sich jedoch an diese Situation zu gewöhnen. Er atmete ein paar Mal tief durch und wandte sich ans seine Mutter.
„Setzen wir Kurs auf Grion. Wir sollten allerdings bei unserer Ankunft noch ein paar Kilometer Abstand halten. Die Great Fox ist leicht zu entdecken."
Krystal gab die Koordinaten ein, die sie aus den Unterlagen über ihren Einsatz hatten. „Der Kurs ist gesetzt. geschätzte Ankunft ist in dreieinhalb bis vier Tagen." meldete sie sich zurück, als sie fertig war.
„Dann hätten wir den ersten Teil geschafft." sagte Marcus erleichtert. „Wir treffen uns hier täglich zur Besprechung. Jeweils um 10 Uhr. Die nächste wäre also wieder morgen Vormittag."
Dieser Satz war für alle das Zeichen das der Start damit abgeschlossen war. Im Normalfall könnten sie jetzt aufstehen und sich frei an Bord bewegen, sofern kein anderer Notfall auftrat. Allerdings blieb vorerst jeder an seinem Platz sitzen. Marcus holte sich den Ordner vom Tisch, den er von General Harrison bekommen hatte und setzte sich wieder auf seinen neuen Platz. Nach ein paar Minuten stand Fox schließlich auf und ging zu seinem Sohn.
„Gut gemacht, Marcus."
„Danke, Dad." antwortete er ohne ihn anzusehen. Er blätterte weiter im Ordner und sah sich Daten zu Grion an. Vielleicht könnte er daran ausmachen wie groß eine Basis sein könnte. Sofern denn wirklich eine existierte. Außerdem musste er auch noch planen wie sie weiter vorgingen, sobald sie dort ankamen. Dann bemerkte er das sein Vater noch immer vor ihm stand.
„Gibts noch was, Dad?" fragte Marcus erneut ohne ihn anzuschauen.
„Ich kann dir mit der Planung helfen wenn du willst."
„Danke, ich komm zurecht."
„Ich bin im Hangar falls du mich brauchst." sagte Fox noch einmal und verließ die Brücke als erster. Eigentlich hatte der Fuchs noch keine Ahnung wie ihr Vorgehen auf Grion sein sollte. Aber im Moment wollte er gerade von seinem Vater keine Hilfe haben. Ein paar Minuten später verließen auch Krystal und Erik die Brücke.
Alleine mit sich selbst stand Marcus auf und stellte sich vor die Konsolen. Er sah aus dem Panoramafenster und dachte nach. Er fragte sich wieso sein Vater ihn so in die Führung drängte. Ohne große Emotionen und ohne ihn darüber ordentlich zu informieren. Dem Fuchs wurde unwohl bei diesen Gedanken. Er verschränkte die Arme und ließ mit geschlossenen Augen den Kopf hängen. Er fühlte das er Angst hatte. Sein Vater hatte ihm alles über das Schiff beigebracht. Sie hatten schon einige Missionen zusammen geplant. Doch das alles jetzt in getauschten Rollen zu tun... war ihm unangenehm. Er war etwas komplett anderes jetzt selbst für drei andere Leben verantwortlich zu sein. Wenn irgendetwas schief laufen würde, könnten im schlimmsten Fall alle sterben. Sich dieser Sache bewusst zu werden machte sein Gefühl nur noch schlechter.
Marcus wusste das er diese Angst irgendwie loswerden musste. Er konnte mit diesen Gedanken im Hinterkopf keinen Einsatz planen. Um sich abzulenken verließ er selbst die Brücke und machte sich auf den Weg in den Aufenthaltsraum Vielleicht sollte er die Hilfe seines Vaters doch annehmen?
