Kapitel 4 - Die Gefangennahme
Zwei Tage später saß Marcus am frühen Morgen schon an dem Tisch auf der Brücke. Er zerbrach sich immer noch den Kopf wegen ihrer Einsatzplanung. Seine Mutter würde wie immer an Bord bleiben und sich mit Rob, dem Schiffsroboter, um die Great Fox kümmern. Aber war es eine gute Idee zu dritt zur Planetenoberfläche von Grion XF20 zu fliegen? Drei Schiffe könnten schneller von etwaigen Radaren erfasst werden. Aber einer allein könnte zu schnell beschossen oder gefangen genommen werden falls er entdeckt werden würde. Bei zwei Piloten könnten beide Szenarien eintreten. Wie er es auch drehte und wendete. Der Fuchs wusste nicht was er tun sollte. Er stützte seinen Kopf in seine Hand und tippte mit seinem Stift immer wieder auf die Tischplatte. Während er seine Notizen durchlas und einfach auf keine bessere Idee kam. Nach einiger Zeit öffnete sich die Tür zur Brücke und Erik kam herein. Mit einem zweifelnden Blick sah er seinen Freund am Tisch sitzen.
„Bist du schon wieder hier oder immer noch, Marcus?" Marcus hob seinen Kopf und sah ihn an. Der Wolf erkannte jetzt erst seinen erschöpften Ausdruck. „Hast du überhaupt geschlafen?" fragte er daraufhin.
„Ein paar Stunden." kam die niedergeschlagene Antwort.
„Anscheinend aber in den ganzen drei Tagen in denen wir an Bord sind. Du siehst fürchterlich aus."
„Ich weiß, Erik."
Der Wölfling sah auf die Anzeigentafeln und warf einen kurzen Blick über Marcus' Schulter, als er bei ihm ankam.
„Geht es immer noch um den Plan auf Grion?" fragte er.
„Ja. Egal wie ich es plane, es gibt immer ein Risiko."
„Das ist bei dem Job hier doch aber normal... Darf ich?" Erik deutete auf den Notizblock auf dem Tisch. Der andere nickte nur und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Eine Zeit lang war es still auf der Brücke. Der Wölfling las sich die Notizen durch, während sein Freund vor sich hinstarrte. Langsam machte der wenige Schlaf sich bemerkbar. Seine Konzentration ließ nach. Er dachte nur noch an diese Mission. Selbst auf eine telepathische Verbindung zu seiner Mutter konnte er sich nicht völlig konzentrieren. Bei der gestrigen Besprechung brach seine Verbindung zu ihr einfach ab. Die Stimme des Wölflings riss ihn aber wieder aus seinen Gedanken.
„Ich finde das auf keinen Fall einer von uns allein da runter fliegen sollte. Sich einen ersten Überblick zu verschaffen ist ja in Ordnung aber allein zu gefährlich."
„Das denke ich auch. Aber wenn wir alle drei auf einmal fliegen ist das zu offensichtlich. Wenn da unten wirklich ein Piratenversteck sein sollte würden sie uns angreifen noch bevor wir richtig auf der Oberfläche ankommen."
„Warum fragst du nicht einfach deinen Vater nach seiner Meinung? Er hat mehr Erfahrung als wir."
Der Fuchs überlegte einen Moment. Mittlerweile war er nicht mehr so wütend auf ihn und sie hatten sich auch nicht wider gestritten in den letzten beiden Tagen. Trotzdem hatte er deswegen noch Bedenken. Er hatte sich noch nicht dazu geäußert, wieso er plötzlich die Leitung abgegeben hatte.
„Ich habe immer noch den Eindruck, das er mich testet. Im Moment zeige ich mich nicht unbedingt von meiner besten Seite und wenn ich nicht mal diese Einsatzplanung schaffe, stehe ich noch bescheuerter da."
„Unsinn! Er hat dir doch seine Hilfe angeboten. Und ich glaube kaum, dass er seine Planungen immer allein gemacht hat." Erik wartete vergeblich auf eine Reaktion. „Ich hab' dir schon mal gesagt das du hier nicht allein durch musst. Wir können dir alle helfen aber du musst uns auch lassen."
Bevor Marcus antworten konnte, hörte er erneut das Geräusch der Tür. Seine Eltern kamen herein und nach einem kurzen Blick auf seine Uhr stellte er fest das es Zeit für die Besprechung wurde. Er stand auf während die anderen sich setzten. Kurz darauf bemerkte er den besorgten Blick seiner Mutter. Er nahm Kontakt zu ihr auf und sagte das alles in Ordnung sei. An ihrem Kopfschütteln konnte er aber sofort erkennen das sie ihm nicht glaubte.
Die Besprechung dauerte nicht übermäßig lange. Mit der Great Fox war alles soweit in Ordnung. Neue Erkenntnisse über Grion waren nicht möglich solange sie nicht dort waren. Auch aus Corneria kamen keine Funkübertragungen oder andere, neue Anweisungen. Nach einer halben Stunde beendete Marcus ihr Treffen. Er lief selbst in den Aufenthaltsraum um eine kurze Pause zu machen, nachdem die anderen gegangen waren. Dort angekommen ging er in die kleine Küche die sich im hinteren Teil des Raumes befand. Er holte sich etwas zu trinken und lief wieder in den vorderen Teil. Dort stand an der rechten Wand eine Couch und davor ein kleiner Couchtisch. Gegenüber der Couch waren zwei Sessel aufgestellt. Der Fuchs setzte sich in einen der Sessel und schloss seine Augen. Wenn sie sonst auf dem Rückweg von einem Einsatz waren, saß er immer mit seinen Eltern hier und redete. Sie sprachen darüber war sie auf Corneria machen würden, wenn sie zurück waren. Besonders nachdem er von zuhause ausgezogen war. Eigentlich hatte Marcus vor mit Liliana in seine Wohnung zu ziehen. Aber sie hielt den Druck mit der Presse nicht mehr aus. Als er anfing im StarFox-Team mitzufliegen war es eine Zeit lang sehr extrem. Er erinnerte sich oft an sie zurück. Eigentlich dachte er immer das sie die Richtige war. Aber auf der an deren Seite kam er erstaunlich schnell über ihre Trennung hinweg.
Mira arbeitete gerade mit ein paar anderen Soldaten an den Arwings, die sie mit dem letzten Transportschiff erbeutet hatten. Auch der Falke war dabei, den sie vor ein paar Tagen trainieren gesehen hatte. Er wurde gefangen genommen, als er in genau diesem Schiff unterwegs war. Jeder mit dem er arbeitete sprach ihn mit Rick an.
Nachdem sie mit dem ersten Arwing nicht so viel Glück hatten, schienen die Reparaturen bei dem zweiten besser zu laufen. Die Wölfin arbeitete gerade im Cockpit an den Anschlüssen, als sie Noel hörte.
„Wie sieht es mit dem Schiff aus, Mira?"
„Gut. Wir sollten spätestens morgen damit fertig sein." Sie sah ihn kurz an und er nickte ihr zufrieden zu. Hinter ihm standen jedoch Ethan und Leonard, die ihr diesen Blick zuwarfen. Offenbar hatten sie schon miteinander gesprochen und warteten nun beide darauf, dass sie einen Fehler machte. Für den Moment gingen sie aber alle drei weiter.
Zwei Stunden später kümmerte sich ein Techniker um die Einstellungen des Arwings. Mira wartete unterdessen mit dem Falken an der Seite. Sie lehnten an einem Werkzeugwagen und beobachteten ihn. Die Wölfin ergriff schließlich die Initiative und sprach ihren neuen Kollegen an.
„Wie alt bist du eigentlich, Rick?"
„Siebzehn." kam die knappe Antwort. Er sah sie nicht an als er auf ihre Frage antwortete. Im allgemeinen war er nicht sehr gesprächig. Wahrscheinlich weil er niemandem vertraute. Sie war genauso still als sie hier landete. Und wenn sie ganz ehrlich war, traute sie jetzt noch niemandem völlig.
„Du kommst doch von Corneria?" fing sie aber noch einmal an. „Wie ist es mittlerweile dort? Ist die Stadt wieder komplett aufgebaut?" Der Falke sah sie nun doch an, mit weit geöffneten Augen.
„Du kommst aus Corneria City?" fragte er erstaunt.
„Ich bin in einem Vorort aufgewachsen. Bis ich vor sechs Jahren hier gelandet bin."
„Wie alt warst du damals?"
„Sechzehn. Wir waren auf dem Rückweg von Titania nach Corneria. Wurden von Noel und seinen Soldaten beschossen und sind hier notgelandet... Du siehst selbst was aus mir geworden ist."
„Die letzten Arbeiten in Corneria City wurden vor drei Jahren abgeschlossen." antwortete Rick schließlich auf ihre erste Frage.
„Ich würde die Stadt gerne nochmal sehen." sagte Mira vor sich hin und beobachtete weiter mit verschränkten Armen den Techniker.
„Du glaubst nicht daran das wir hier jemals rauskommen?" hörte sie wenig später sein Flüstern. Die Wölfin kämpfte kurz wieder damit die Fassung zu bewahren.
„Ich hab es versucht. Zusammen mit meinem Verlobten und ein paar anderen, vor einem Jahr."
„Ist er...?"
„Tot, ja. Genau wie alle anderen. Ich wäre wahrscheinlich auch tot, wenn Noel mich nicht für seine Tochter halten würde."
„Aber es müsste dir doch leichter fallen wenn er so denkt. Du kannst dich doch sicher freier bewegen als alle anderen."
„Seit meinem Fluchtversuch nicht mehr. Ich habe mein privates Zimmer aber das war's auch schon. Die beiden Huskys hast du bestimmt schon gesehen?"
Der Falke nickte.
„Leonard und Ethan. Vor den beiden solltest du dich in Acht nehmen. Sie sind wie Bluthunde. Mich haben sie auch auf dem Kieker seit letztem Jahr. Sie glauben das ich noch immer meine Flucht plane."
„Tust du das?" wollte Rick wissen.
Mira schwieg einen Moment, bevor sie ihm dann direkt in seine Augen sah.
„Es ist besser wenn du darüber nicht zu viel weißt. Zu deiner eigenen Sicherheit."
Kurz darauf meldete sich der Techniker zu Wort. Er hatte alles eingestellt und das Schiff wäre bereit für einen Probeflug.
„Ich darf nicht nach draußen." antwortete die Wölfin. „Am besten sagst du Ethan Bescheid. Er muss das Teil nach Corneria fliegen."
Einige Zeit später war der Testflug abgeschlossen. Ethan kam sehr schnell mit der Steuerung des Arwings zurecht. Das Schiff schien in Ordnung zu sein. Mira musste nur noch ein paar letzte kleinere Arbeiten erledigen. Für einen Moment überlegte sie etwas zu manipulieren. Damit Ethan Corneria nie erreichen würde. Aber das Risiko war doch zu groß. Die anderen beobachteten die letzten Handgriffe mit Adleraugen und die Testläufe mit den Überwachungssystemen waren sehr genau. Irgendwann würde sie eine andere Gelegenheit finden. Vielleicht wenn sie sich auf der Brücke gut anstellte...
Am Sonntag Morgen, nach Corneria-Zeit, wachte Marcus vom Piepen seines Weckers auf. Er hatte diese Nacht länger geschlafen als die Nächte davor, jedoch nicht wirklich ruhiger. Nach einer schnellen Dusche kontaktierte er per Headset ihren Schiffsroboter auf der Brücke.
„Rob, wie ist unsere derzeitige Position zum Ziel?"
„Grion XF20 ist noch 254 km entfernt."
„Gut. Wir fliegen vorsichtig bis auf 100 km ab und bleiben auf Position. Die meisten Radare können nur 80 Kilometer um den Planetenorbit Schiffe von Größe der Great Fox scannen."
„Bestätige."
Der Fuchs machte sich auf den Weg in den Aufenthaltsraum. Er hatte noch Zeit um eine Kleinigkeit zu essen, bevor er selbst zur Brücke gehen würde. Er hatte immer noch keine Ahnung was er tun sollte um Grion genauer zu untersuchen. Im Aufenthaltsraum vor sich hin grübelnd wurde er auf einmal von einer Stimme aus seinen Gedanken gerissen.
„Guten Morgen. Du bist schon zeitig auf, Marcus."
„Du auch, Mom." stellte er fest. Krystal setzte sich mit einem Lächeln neben ihn an den Küchentisch. Schon nach einem kurzen Augenblick verschwand ihr freudiger Ausdruck aber wieder und wurde ernst und besorgt.
„Es geht dir nicht gut, nicht wahr?"
Der Fuchs zögerte einen Moment. Schlussendlich schüttelte er nur leicht den Kopf. Er wusste das es nichts bringen würde ihr etwas vorzumachen.
„Willst du nicht mal deinen Vater wegen dem Einsatz fragen? Er kann dir bestimmt weiterhelfen." sagte sie dann. Als würde sie genau wissen wo das Problem lag.
„Ich denke ich sollte das alleine hinbekommen."
„Aber du zerbrichst dir schon die ganze Zeit lang den Kopf deswegen. Frag ihn einfach nach seiner Meinung zu deinem Plan."
„Nein, Mom!" erhob der junge Fuchs seine Stimme. „Es hat ihn schon nicht interessiert das er mich einfach alleine zu dieser Besprechung mit General Harrison geschickt hat. Wo ich übrigens erst von Harrison erfahren habe, dass es überhaupt um eine Einsatzbesprechung ging."
„Das hast du ganz falsch verstanden, Marcus." versuchte Krystal ihn zu beruhigen.
„Genauso wie die Situation auf der Brücke? Als er einfach nur der Meinung war, wir sollten die Plätze tauschen? Ich hab mich ehrlich vor den Kopf gestoßen gefühlt. Er kann doch bitte mit mir normal darüber reden."
Für eine Weile war es still im Raum. Marcus redete sich nicht oft den Kummer von der Seele. Er versuchte vor seinen Eltern immer stark zu wirken. Sich nicht anmerken zu lassen das er auch Probleme haben konnte. Aber manchmal platzte einfach alles aus ihm heraus.
„Du solltest mit ihm sprechen, Marcus. Dein Vater hat mit dieser Situation auch Probleme." versuchte die Füchsin ihren Sohn umzustimmen. Der sah nur auf seine Uhr.
„Ich sollte langsam zur Brücke gehen. Es war vorhin nicht mehr allzu weit bis Grion und wir könnten jeden Moment ankommen."
Auf dem Weg den Gang entlang dachte Marcus über die Worte seiner Mutter nach. Vielleicht stellte er sich einfach zu stur. Er hätte wirklich schon lange mit seinem Vater reden können. Wie Erik ihm auch schon geraten hatte. Aber er fühlte sich irgendwie als musste er sich vor ihm beweisen. Vor allem weil sie nicht darüber geredet hatten, ob er nun das Team übernehmen sollte oder nicht. Es kam ihm alles vor wie ein Abschlusstest. Und Prüfungen mochte er noch nie.
Als der Fuchs die Tür zur Brücke öffnete, sah er seinen Vater am Tisch stehen. Er hatte seinen Notizblock in der Hand, den er offenbar am Vorabend vergessen hatte zu den anderen Unterlagen zurück zu legen.
„Oh... du bist schon hier, Marcus." sagte Fox, als er seinen Sohn entdeckte. Der hatte langsam den Eindruck, dass seine Eltern selbst nachgesehen hatten wann sie ankommen würden. Es war merkwürdig das sie auch so zeitig wach waren. Genau zum richtigen Zeitpunkt. Bevor er allerdings antworten konnte, meldete Rob sich.
„Die Entfernung zum Ziel beträgt noch 120 Kilometer. Die endgültige Position ist in fünfzehn Minuten erreicht."
„In Ordnung." antwortete Marcus und betrat nun richtig den Raum. Er lief auf seinen Vater zu.
„Halten wir Abstand zum Planeten?" wollte Fox wissen.
„Ja, 100 Kilometer."
„Gut."
Marcus beobachtete seinen Vater, der wieder auf seinen Notizen sah. Er fühlte das er wütend wurde. Anstatt mit ihm zu reden, hatte er sich einfach seien Notizblock genommen. Und er legte ihn noch nicht mal zur Seite, nun wo er vor ihm stand.
„Dein Ansatz ist gut, Marcus. Aber wir sollten vorher mit dem Oberflächenscan der Great Fox den Planeten scannen. Und dann sollte auf keinen Fall einer von uns allein fliegen."
„Ist das dein Ernst, Dad?" fragte der junge Fuchs. Er versuchte damit überhaupt erst mal seinen Vater auf sich aufmerksam zu machen. Während der ihm seine Vorschläge unterbreitete, hatte er ihn noch nicht mal angesehen. Jetzt wandte er seinen Blick aber doch zu ihm. Mit einem fragenden und teils überraschten Ausdruck in den Augen.
„Du hast einfach meine Notizen genommen und wirfst mir so nebenbei deine Verbesserungen an den Kopf ohne mich dabei anzusehen."
„Tut mir leid, Marcus." Fox seufzte und legte den Notizblock auf den Tisch zurück. „Ich wollte dir nur helfen. Und ich hab mir Sorgen um dich gemacht... weil du in den letzten Tagen ein bisschen überfordert wirkst."
„Wundert dich das, Dad? Erst bin ich allein bei dieser Besprechung ohne zu wissen warum. Dann sagst du mir auf der Brücke plötzlich das wir die Plätze tauschen sollten und gibst mir das Gefühl das du mich testest."
„Das war nicht meine Absicht."
„Dann hättest du verdammt nochmal mit mir reden können!" Marcus sah in das erschrockene Gesicht seines Vaters und realisierte nun selbst erst, dass er ihn angeschrien hatte. Aber er war einfach so wütend.
„Vielleicht sollten wir uns erst mal setzen." versuchte der ältere Fuchs seinen Sohn zu beruhigen.
„Nein, danke. Ich muss erst mal raus hier."
Marcus lief zur Tür und sah seine Mutter vor sich, als er die Brücke verlassen wollte. Er bemerkte ihren sorgenvollen Blick und kurz darauf ihre Stimme in seinem Kopf, nachdem er schweigend an ihr vorbei ging. Allerdings konnte er darauf nun auch verzichten und gab das mit einem lautstarken ‚Raus aus meinem Kopf' auch zu verstehen. Krystal wandte sich daraufhin, fast schon panisch, an ihren Mann.
„Was ist passiert, Fox? Habt ihr euch etwa wieder gestritten?"
„Leider ja. Ich hab mir seine Notizen angesehen."
„Ohne ihn zu fragen, oder?"
Fox nickte. Krystal ließ den Kopf hängen.
„Wir sollten ihm ein paar Minuten Zeit geben. Dann versuche ich noch einmal Kontakt zu ihm aufzubauen.
Marcus war mittlerweile im Hangar angekommen. Aus seiner Wut war Aggression geworden. Er lief zum nächstbesten Container, trat dagegen und schrie laut. Dann fiel sein Blick auf seinen Arwing. Wenn sein Vater ihn testen wollte, konnte er sich so vielleicht endlich beweisen. Er packte seine Ausrüstung zusammen und bereitete sich auf den Start vor.
Ein paar Minuten später kam Erik auf der Brücke an. Als er die beiden Füchse sah, hatte er schon ein schlechtes Gewissen. Er schien der letzte zu sein der an diesem Morgen zum Einsatz erschien. Er hatte Marcus zwar noch nicht gesehen doch er konnte sich nicht vorstellen das der noch nicht aufgestanden war.
„Ich hoffe, ich habe nichts verpasst?" fragte der Wolf nach der ersten Begrüßung.
„Nein, wir haben noch nicht über den Einsatz gesprochen." meinte Fox daraufhin.
„Wo ist Marcus überhaupt? Wir scheinen fast soweit zu sein." stellte er nach einem Blick aus dem Fenster fest. Gleich danach wurde auch von Rob bestätigt, dass ihre Position erreicht war.
„Ich glaube er braucht noch ein paar Minuten um sich zu sammeln." antwortete Krystal darauf.
Erik sah die beiden Füchse kurz an. Er erkannte einen Ausdruck in ihren Gesichtern, der ihm verriet das irgendetwas vorgefallen sein musste. Sein Freund brauchte die paar Minuten wahrscheinlich nicht, weil er in seinem Zimmer etwas vergessen hatte. Er verschränkte seine Arme und schaute wieder aus dem Panoramafenster. Als ihm auf einmal etwas auffiel. In seinem Bereich der Konsole blinkte eine Anzeige, die sich vorher noch nie bemerkbar gemacht hatte. Er lief schnellen Schrittes an seinen Platz, was Krystal auf ihn aufmerksam werden ließ.
„Stimmt etwas nicht, Erik?"
Der Wölfling beugte sich über die Konsolen, als er mit einem Schrecken feststellte was ihm da angezeigt wurde.
„Im Hangar startet gerade ein Schiff!"
„Was?!" rief Fox entsetzt. Dann stürmte er sofort zu dem einzelnen Stuhl, auf dessen Konsole die Kommunikation gesteuert wurde. Er versuchte eine Verbindung zu Marcus' Arwing zu bekommen. Nichts.
„Er blockt die Kommunikation." Krystal versuchte nun telepathischen Kontakt zu ihm aufzubauen. Doch sie hatte auch keinen Erfolg. Erik konnte unterdessen beobachten, wie ein einzelner Arwing aus dem Schiffsrumpf in Richtung Planet flog. Er griff nach dem Headset an seinem Gürtel, legte es an und versuchte nun selbst sein Glück. Kurze Zeit später hörte er Marcus' Stimme. Vor Panik hörte er gar nicht auf dessen Erklärung, sondern fing selbst an auf ihn einzureden.
„Marcus, du dämlicher Idiot! Was zum Teufel glaubst du, was du da tust?!"
Die beiden Füchse liefen sofort zu ihm als sie hörten das ihr Sohn wenigstens mit Erik zu sprechen schien.
„Tut mir Leid, Erik. Aber anders kann ich mich wohl im Moment nicht beweisen." antwortete der Fuchs seinem Freund, während er weiter auf Grion zuhielt. „Ich fliege zur Oberfläche und sehe was ich herausfinden kann."
„Das Einzige das du damit beweist, ist das du wahrscheinlich den schnellsten Weg gefunden hast dich zerlegen zu lassen."
„Ich werd schon aufpassen."
„Darf ich dich dabei an deine eigenen Notizen erinnern?"
Der Fuchs seufzte bevor er antwortete. „Ich weiß das ich selbst dagegen war."
„Dann brich deinen Selbstmordversuch ab und komm zurück."
„Ich melde mich wieder." antwortete Marcus nach einer kurzen Pause und schaltete nun auch sein Headset ab.
„Marcus?" Der Wölfling erhielt keine Antwort mehr und schüttelte nur den Kopf, als er dessen Eltern ansah.
„Ich fliege ihm nach und halte ihn auf." meinte Fox sofort. Im nächsten Moment konnten die drei jedoch beobachten, dass Marcus seinen Turbo zündete und kurze Zeit später sein Arwing nicht mehr zu sehen war.
„Was machen wir jetzt?" fragte Krystal ängstlich. Doch die beiden anderen standen genauso sprachlos neben ihr.
Marcus kam kurze Zeit später im Orbit des Planeten an und machte sich auf den Eintritt in die Atmosphäre gefasst. Wenn er erste Informationen sammeln und zurück zur Great Fox fliegen konnte, hätten sie schon einen ersten Erfolg. Und sein Vater würde vielleicht nicht mehr so abwertend ihm gegenüber sein.
Nachdem der rotglühende Ball um seinen Arwing verschwunden war, erkannte Marcus schon die Basis. Er sah sie mit offenem Maul und großen Augen an. Sie war riesig. Viel größer als er vermutet hatte.
‚Verdammt. Sie haben mich sicher schon entdeckt.' dachte er, als er sich endlich wieder bewusst wurde. Er musste schnellstens wieder verschwinden. Gegen eine Basis dieser Größe konnten sie nichts ausrichten. Nicht zu viert. Der Fuchs wollte gerade wieder abdrehen, als ein heller Laserstrahl auf ihn zukam. Er konnte nichts mehr ausweichen und machte sich auf das Schlimmste gefasst. Doch da war keine Explosion. Stattdessen war sein Arwing von jetzt auf sofort tot und reagierte auf nichts mehr.
‚Nein!' schrie Marcus in Gedanken und sah nur noch den Boden näherkommen.
An Bord der Great Fox zuckte Krystal kurz zusammen. Irgendetwas war in ihrem Kopf. Fox bemerkte sofort das etwas nicht in Ordnung war, als sie unruhig wurde.
„Was ist lost, Krystal?"
„Ich weiß nicht. Irgendwas hab ich gehört."
„Marcus?"
„Ich bin mir nicht sicher."
Erik behielt derweil die Anzeigen der Konsole im Blick. Kurz darauf änderte sich die Anzeige von Marcus' Arwing von blau zu rot. Ein Text über dem Symbol des Arwings zeigte in Großbuchstaben ‚kein Signal'.
‚Oh verdammt.' dachte er bei sich und drehte sich zu den beiden Füchsen um. Sie sahen noch immer aus dem Fenster. Fox hatte seinen Arm um seine Frau gelegt, die leicht zitterte.
„Wir haben ein Problem." fing er an und wartete, dass sie ihn ansahen. „Ich habe eben sein Signal verloren."
