Kapitel 5 - Eine neue Chance?

Mira wurde von einem ziemlichen Lärm an diesem Morgen geweckt. Nachdem sie kurz im Bad war, zog sie sich ihre schwarze Kleidung an. Dann verließ sie ihr Zimmer und lief die nahegelegene Treppe nach unten. Sie wollte wissen was plötzlich los war.

Ein Teil der Soldaten war in heller Aufruhr. Einige Gruppen standen in den Korridoren und tuschelten. Die Wölfin bekam von ihren Gesprächen nur Wortfetzen mit. Das Corneria jetzt ‚Amok laufen' könnte oder das sie nun ein '!a Druckmittel' gegen sie hätten. Die Wölfin machte sich auf den Weg zum Kontrollraum, in dem sie Noel vermutete. Unterwegs traf sie jedoch auf Rick.

„Mira!" er kam aufgeregt auf sie zu.

„Weißt du was hier los ist, Rick?"

„Ein Arwing wurde vor einer halben Stunde mit dem Laser erwischt."

„Ein Arwing?"

„Ja. Soweit ich weiß geht das Gerücht um, dass Marcus McCloud gefangen genommen wurde."

Mira sah ihn mit großen Augen an. Das war definitiv eine Neuigkeit, mit der sie nicht gerechnet hatte. Und es wäre ein Gefangener auf den Noel stolz sein könnte, was die Kommentare mit dem Druckmittel auch erklärte.

„Wenn das wirklich stimmt, könnten Streitkräfte von Corneria hierher unterwegs sein. Vielleicht kommen wir doch noch hier raus." meinte der Falke.

„Das glaube ich kaum." antwortete sie und zerstörte damit ein Stück weit Rick's Vorfreude. „Das StarFox-Team wurde, soweit ich mich erinnere, immer allein losgeschickt. Selbst wenn die Armee schon mit hier sein würde, dann würden sie kaum jeden von uns fragen ob wir uns ergeben, bevor sie die Basis angreifen."

Marcus kam derweil langsam wieder zu sich. Er öffnete etwas seine Augen und wurde sofort von einem grellen Licht geblendet. Dann fühlte er das er Schmerzen hatte. An seinem Kopf und seiner rechten Körperhälfte. Als er sich endlich richtig an die Helligkeit gewöhnt hatte, sah er an sich herunter. Er saß auf einem Stuhl, an Hand- und Fußgelenken angebunden. Seine Jacke lag vor ihm auf dem Boden. Sein Headset und seine Waffe waren weg. Was ihn aber am meisten wunderte, waren die Verbände. Er hatte Verbände an seinem rechten Arm und seinem rechten Oberschenkel. Und er fühlte das wohl auch ein Verband oder eine Kompresse an seinem Kopf war. Der Fuchs sah sich im Raum um. Eine einzelne Lampe hing über ihm an der Decke. Die Wände und der Boden waren aus Metall. Es gab kein Fenster und nur eine Tür schräg links vor ihm. Er versuchte sich zu bewegen, doch die Fesseln waren zu straff.

„Verdammt." fluchte er leise vor sich hin. Dann kam ihm ein Gedanke und er versuchte eine telepathische Verbindung zu seiner Mutter aufzubauen. Aber es waren so viele andere Hirnmuster in der Nähe und er fühlte sich so schwach. Im Moment schaffte er es nicht.

Es dauerte gar nicht lange bis plötzlich die Tür aufging. Er sah einen großen Wolf auf sich zukommen. Er blieb etwa zwei Meter vor ihm stehen und sah ihn ernst mit seinen bedrohlichen, eisblauen Augen an.

„Wie ich sehe ist unser neuer Gast endlich aufgewacht."

„Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?" fragte Marcus sofort.

„Fragen über Fragen." grinste Noel. Er konnte sehen das der Fuchs versuchte selbstsicher zu wirken. Aber er witterte seine Angst schon, als er den Raum betreten hatte. „Ich bin Noel. Ich leite diese Basis hier. Und du scheinst offenbar ein kleiner Junge mit Selbstmordabsichten zu sein."

Marcus versuchte diese letzte Aussage zu ignorieren und fragte erneut was Noel von ihm wollte.

„Informationen. Über Corneria. Seine Verteidigung."

„Und sie glauben ernsthaft das ich das alles verrate?"

„Das wirst du früher oder später. Ich denke, Fox McCloud wäre nicht so leicht zu knacken gewesen." grinste der Wolf erneut und beugte sich zu Marcus. Er stützte seine Hände neben die des Gefangenen auf die Armlehnen und starrte ihm direkt in die Augen. „Aber deine Angst konnte ich schon riechen, als ich durch diese Tür gekommen bin. Irgendwann werde ich erfahren was ich wissen muss. Auf die eine oder andere Art."

Noel verließ den Raum wieder und der Fuchs blieb allein zurück. Wenn dieser Wolf Informationen wollte wusste er nun auch wieso seine Verletzungen versorgt wurden. Tot hätte er ihm nichts genützt. Und er hatte recht was er über ihn sagte. Er hatte Angst. Dann hörte er Stimmen vor der Tür. Kurz darauf ging das Licht im Raum aus und er hörte wie jemand zur Tür hereinkam. Marcus versuchte sich anhand der Geräusche zu orientieren, was ihm aber nicht hundertprozentig gelang. Er hörte nur zwei verschiedene Paar Schritte, die um ihn herumliefen. Dann spürte er wie plötzlich seine Fesseln gelöst wurden. Der Fuchs wollte seine Chance sofort nutzten, doch die beiden anderen waren zu stark und seine Verletzungen zu schmerzhaft. Er wurde unsanft zu Boden geschleudert und hörte wie die Tür abgeschlossen wurde. Nun war er alleine in der Dunkelheit. Er hatte keine Ahnung wo genau er in der Basis war. Und seine Eltern wussten nicht einmal das er noch lebte. Der Fuchs tastete um sich und bemerkte das er in der Nähe einer Wand war. Er lehnte sich sitzend daran und atmete tief ein und aus.

‚Okay... bleib ruhig, Marcus.' dachte er für sich um sich etwas zu musste etwas tun. Er musste Kontakt zu seiner Mutter aufnehmen. Sie würden ihm vielleicht nicht sofort hier raus helfen können aber sie mussten wissen das er noch lebte.

Stunden später saßen Fox, Krystal und Erik immer noch auf der Brücke. Sie hatten die Oberfläche des Planeten gescannt und gingen die Bilder durch. Die Basis war riesig. Und es war zu gefährlich dorthin zu fliegen um nach Marcus zu suchen. Vor allem wussten sie nicht ob er noch am Leben war, obwohl sie das alle hofften.

„Eigentlich müssten wir Corneria sofort Bescheid geben, das die Sache zu groß für uns ist." meinte Krystal.

„Aber wir wissen nicht warum wir Marcus' Signal verloren haben." antwortete Fox. „Die werden ohne genauerer Informationen keine Armee losschicken."

„Man sollte meinen das sie uns mehr vertrauen, nach allem was wir schon für Corneria getan haben." antwortete die Füchsin daraufhin.

„Im Verteidigungsgebäude funktioniert nie etwas ohne entsprechenden Antrag oder stichhaltige Informationen. Egal um wen es geht." mischte Erik sich nun ein. Er hoffte damit auch die Anspannung etwas zu lockern. ie machten sich alle Sorgen, doch die beiden Füchse hörten sich an, als würden sie gleich streiten. Krstal seufzte und stand auf. Sie lief zum Fenster und schaute nach Grion. Er durfte einfach nicht tot sein...

Plötzlich hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf. Leise und schwach aber sie erkannte sie sofort.

„Marcus, geht es dir gut?!" fragte sie ihn sofort.

„Es geht schon. Ich bin in der Basis. Ein Typ der Noel heißt kontrolliert das alles hier. Laut den Hirnmustern müssen sehr viele andere hier sein."

Die Füchsin drehte sich zu den anderen und tippte auf ihre Schläfe um ihnen klar zu machen das sie mit ihrem Sohn Kontakt hatte. Fox sah sie mit einem erwartungsvollen Blick an, schwieg aber um ihre Verbindung nicht zu stören. Erik wusste auch sofort was los war. Diesen sehr konzentrierten Blick hatte er schon ein paar Mal bei seinem Freund gesehen.

„Hast du eine Möglichkeit zu entkommen?" fragte Krystal ihren Sohn.

„Im Moment nicht. Ich bin eingesperrt. Sie versuche... da kommt jemand. Ich muss aufhören, Mom. Ich werd dich wiederfinden."

Als Fox sah wie seine Frau sich entspannte, fragte er sofort nach Marcus.

„Er ist irgendwo eingesperrt. Jemand namens Noel kontrolliert die Basis und er scheint einige Untergeben zu haben. Marcus wollte mir sagen was sie vorhaben aber er wurde unterbrochen. Er meldet sich wieder."

„Wenigstens wissen wir das er noch lebt." sagte der Fuchs erleichtert. Dann wandte er sich an Erik. „Erik, schau bitte nach ob irgendwann ein gewisser Noel schon mal irgendwie aufgefallen ist."

Der Wolf nickte und zog sich an einige der Konsolen zurück.

„Ruh dich aus, Krystal. Falls Marcus sich meldet brauchst du deine Konzentration. Ich werde sehen ob es doch eine Möglichkeit gibt, irgendwie an diese Basis zu kommen."

Marcus wurde in seiner Zelle nach oben gezogen und wieder auf den Stuhl gesetzt. Kurz darauf spürte er, dass er erneut angebunden wurde. Als er versuchte sich zu wehren bekam er einen Schlag gegen seinen verletzten Arm. Er stöhnte kurz auf, während gleich danach das Licht anging. Vor sich erkannte er zwei Huskys, die sich augenscheinlich nur in ihrer Augenfarbe unterschieden. in ihren Händen hielt jeder eine Brille. Anscheinend Nachtsichtgeräte, was erklärte wie sie ihn in dieser Finsternis auf den Stuhl fesseln konnten.

Einen Moment später kam auch Noel wieder in den Raum. Er stellt sich zwischen die beiden Huskys und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken. Marcus hatte immer noch Probleme seine Augen an das Liecht zu gewöhnen,, versuchte aber Augenkontakt zu ihm zu halten.

„Also... wir sollten uns jetzt mal etwas intensiver unterhalten." fing der Wolf an. „Wo ist denn der Rest eures tollen Teams?"

Marcus schwieg und versuchte seinen ernsten Blick beizubehalten.

„Hm... keine Antwort. Wir können das auf die sanfte oder die harte Tour machen. Deine Entscheidung, Junge."

„Ich werde Ihnen gar nichts sagen."

„Weit werden sie mit Sicherheit nicht sein. Wahrscheinlich nur so weit vom Planeten entfernt das die Radare sie nicht erfassen." Noel erkannte eine Spur Überraschung im Blick seines Gefangenen und grinste fies. „Volltreffer"

‚Mist.' dachte Marcus nur. Er hatte sie verraten ohne etwas zu sagen. Wie ein blutiger Anfänger.

„Nächste Frage: wie weit hat sich Corneria's Verteidigung schon wieder erholt?"

„Genug um ihre verfluchte Basis im Handumdrehen in die Luft zu jagen." entgegnete der Fuchs nun. Noel schien überrascht über seine Antwort. Im nächsten Moment verfinsterte sein Blick sich aber wieder.

„Nun entscheidet er sich auch noch frech zu werden... Ethan!"

Bevor Marcus wusste wie ihm geschah holte einer der beiden Huskys aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesciht. Er gab einen kurzen Laut von sich, setzte sich aber wieder aufrecht hin.

„Willst du nochmal über deine Antwort nachdenken?"

„Nein."

„Leonard!"

Ein weiterer Schlag ins Gesicht von dem anderen Husky. Diesmal war er kräftiger und der Fuchs schmeckte Blut auf seiner Zunge.

„Ihr Cornerianer haltet euch für so viel besser als alle anderen... Wie schnell denkst du ist eure Armee hier um deinen mickrigen Hintern zu retten?" kam Noels nächste Frage.

„Immer noch zu schnell, als das Sie es rechtzeitig merken." Nach seiner Antwort erkannte Marcus das sein Gegenüber noch wütender wurde als ohnehin schon. Dann zog er auf einmal seine Waffe und er schluckte kurz.

„Du bist zäher als du aussiehst, Junge." Mit einem Schwung nach oben schlug Noel ihm seine Waffe ins Gesicht. Durch die Wucht des Schlages wurde Marcus' Kopf nach hinten geworfen. Er fühlte sich wie benommen und hatte starke Schmerzen in seiner Nase, als er kurz danach seinen Kopf nach vorne sinken ließ.

„Ich werde mir wohl etwas anderes für dich überlegen müssen. Verpasst ihm eine Abreibung und schafft ihn in eine Zelle!" befahl Noel den Huskys und ging. Die Beiden schlugen noch ein paar Mal auf den Fuchs ein und lösten dann seine Fesseln. Marcus fiel direkt von seinem Stuhl auf den Boden. Er versuchte sich hoch zu stützen, bekam im nächsten Augenblick aber einen Tritt in den Magen. Am Boden liegend, kurz davor wegzutreten, packten sie ihn an den Armen. Der Fuchs wurde einen Gang entlang geschleift. Bis er das Geräusch einer Metalltür hörte. Er war so benommen, dass er seine Umwelt kaum mehr wahr nahm. Er versuchte sich umzusehen, wurde im nächsten Moment aber unsanft zu Boden geworfen. Der Sturz setzte ihm noch einmal zu und er wurde nun endgültig ohnmächtig.

Am Abend wurde Mira überraschend von Noel in ihrem Zimmer aufgesucht. Die beiden setzten sich auf ihr Bett und der Wolf legte einen Arm um sie. Für einen Moment fühlte sie sich unbehaglich wartete aber ab was der Grund für seinen abendlichen Besuch war.

„Mira, wir wissen beide das wir im letzten Jahr ein paar Differenzen hatten. Du hattest mich wirklich sehr enttäuscht."

Die Wölfin sah zu Boden. „Ich weiß, Noel."

„Genau. Das weißt du jetzt." Er zog sie noch ein wenig an sich und fing an über ihren Arm zu streifen. Sie schloss ihre Augen und versuchte an sich zu halten damit sie ihn nicht von sich stieß. In diesen Momenten fiel es ihr schwer gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

„Ich habe eine Aufgabe für dich, Mira. Wenn du deine Sache gut machst, lass ich dich wieder bei Außeneinsätzen mitmachen."

Mira horchte auf und sah den Wolf verdutzt an. Für einen Augenblick wunderte sie sich ob sie das gerade richtig verstanden hatte.

„Was müsste ich denn tun?" fragte sie nun doch.

„Du hast sicher die Gerüchte gehört heute?" Noel sah sie kurz an und sie nickte ihm zu.

„Es ist wahr was du gehört hast. Wir haben Marcus McCloud. Aber die herkömmliche Methode hat nicht funktioniert. Er redet nicht."

„Also... soll ICH jetzt etwas aus ihm heraus kriegen?"

„Ja. Wir sperren dich morgen zu ihm in eine Zelle. Du spielst ihm vor eine weitere Gefangenee zu sein und versuchst sein Vertrauen zu gewinnen."

„Du meinst wirklich, dass er mir das abkaufen wird?"

Der Wolf lächelte sie an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Mira... du hast es geschafft mit deiner süßen Art Damian um den Finger zu wickeln. Er sollte ursprünglich an Ethan's Stelle stehen und dann hat ein einziges junges Mädchen gereicht um ihn weich werden zu lassen."

Die Wölfin wendete ihren Blick ab und schluckte.

„Ich bin deswegen nicht mehr böse, Prinzessin. Ich will nur wissen, ob du das nochmal schaffst."

Mira wurde nervös und rieb ihre Finger aneinander. Sie dachte darüber nach. Sie hatte es bei damian nicht darauf angelegt. Es war einfach so passiert. Ob sie jemanden mit Absicht ‚um den Finger wickeln' könnte, hatte sie noch nie probiert. Doch andererseits war das ihre Chance. Wenn sie diesem Marcus McCloud ein paar Informationen abringen könnte, würde sie vielleicht endlich hier raus zukommen.

„Gibt es einen genauen Plan, was ich ihm dann über mich erzählen soll?" fragte sie schließlich.

„Morgen Vormittag 9:30 Uhr kommst du mit zur Versammlung. Danach reden wir darüber was du tust."

„In Ordnung, Noel."

„Mein braves Mädchen." lächelte der Wolf und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. Dann verließ er ihr Zimmer.