Kapitel 7 - Geteiltes Leid?

Marcus wartete ungeduldig in seiner Zelle darauf das die Wölfin wieder zurückgebracht wurde. Es waren gefühlt schon Stunden vergangen seit dieser Husky sie abgeholt hatte. Auch wenn er aus ihrem Verhalten nicht ganz schlau werden konnte, machte er sich Sorgen. Da sie auch von diesen Typen gefangen genommen wurde, könnte sie nicht völlig verkehrt sein. Außerdem war Fortuna ein friedlicher Planet. Er war mit seinen Eltern schon einmal wegen eines Einsatzes dort gewesen. Mira gehörte für ihn bestimmt nicht zur falschen Seite.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte der Fuchs die Tür. Zu seiner Erleichterung war

Mira noch am Leben. Nachdem sie unsanft in ihre Zelle zurück befördert wurde, kniete er sich vor die Gitterstäbe die ihre beiden Zellen trennten. Die Wölfin lag am Boden und hatte eine Schnittverletzung am rechten Schlüsselbein. Das Blut schien aber schon angetrocknet zu sein.

„Alles okay?" fragte er, bekam aber keine Antwort. Mira sah dem Husky hinterher, der auf dem Weg nach draußen war. Erst als er die Tür hinter sich schloss, fing sie an zu reden.

„Ich glaube er plant etwas gegen Corneria."

„Was?"

„Noel. Er hat einen wahnsinnigen Hals auf die Regierung. Und er redet wie jemand der irgendwo rausgeschmissen wurde."

„Heißt das, du machst bei meinem nicht ganz so perfekten Plan mit?" fragte Marcus daraufhin.

„Irgendwas müssen wir ja versuchen. Obwohl ich noch nicht wirklich weiß was du mit den Informationen dann anfangen willst." Die Wölfin stand vorsichtig auf, eine Hand auf ihr Schlüsselbein haltend. Der Fuchs griff nach der Wasserflasche die neben seiner Liege stand und ging ebenfalls nach oben.

„Du solltest die Wunde ein bisschen säubern."

Mira sah ihn an und dann auf die volle Flasche in seiner Hand, welche er ihr durch das Gitter hinhielt. Ein kurzer Blick vor ihre Zellentür verriet ihr, dass sie von der neuen Tagesration sein musste.

„Ist schon in Ordnung." antwortete die Wölfin und drehte sich weg. Diese Geste überraschte und verunsicherte sie. Sicher konnte sie mit so etwas rechnen. Immerhin dachte der Fuchs sie wäre auch eine Gefangene. Nur fühlte sie wieder diese Zweifel. Wie in dem Moment, als sie mit Noel darüber redete Marcus Informationen zuzuspielen.

„Konntest du noch was raus finden?" fragte der wieder.

„Auf dem Weg hierher habe ich Soldaten reden hören. Sie haben hier irgendwo einen Hangar."

„Wahrscheinlich mit einigen man die Größe der Basis betrachtet."

„Das wird nicht leicht werden hier raus zukommen." antwortete die Wölfin und legte sich hin. Der Fuchs nutzte die Gelegenheit um mit seiner Mutter in Verbindung zu treten.

Krystal befand sich mit dem Wölfling auf der Brücke der Great Fox. Sie hatten den Plan der Basis aus ihrem Oberflächenscan vor sich liegen. Im Moment konnten sie allerdings nur Mutmaßungen über den Aufbau anstellen.

„Hier könnte sich ein Hangar befinden. Scheint eine ziemlich große Halle zu sein." sagte Erik und deutete auf einen großen Bereich auf der rechten Seite des Komplexes.

„Wäre möglich. Aber das hilft uns alles nicht weiter, wenn wir nicht angreifen können. Zu dritt haben wir keine Chance wenn da wirklich so viele Piraten sein sollten."

„Nein... selbst wenn wir Rückendeckung von der Great Fox hätten."

Krystal seufzte und verschränkte ihre Arme während sie weiter auf den Plan starrte. Sie war immer noch nicht damit zufrieden das sie Corneria nicht informierten. Es ging hier immerhin um ihren Sohn. Kurz darauf spürte sie das er Kontakt zu ihr aufnahm. Erik wollte gerade noch einmal mit ihr reden, als er diesen Blick erkannte. Also wartete er zunächst ab.

„Hast du etwas herausgefunden, Marcus?"

„Ich nicht. Aber ich habe eine Mitgefangene hier von Fortuna. Sie konnte während eines Verhörs etwas aufschnappen."

„Eine weitere Gefangene?"

„Ja, Mira. Sie hat mitbekommen das dieser Noel einen richtigen Hass auf Corneria hat. Sie vermutet er könnte vielleicht irgendwo rausgeworfen worden sein." berichtete Marcus.

„Hast du dieser Mira auch von uns und der Great Fox erzählt?"

„Noch nicht. Ich war mir nicht sicher ob ich ihr vertrauen konnte. Aber ich denke sie ist in Ordnung."

„Hoffentlich weißt du was du da tust, Marcus. Du solltest ihr vielleicht noch nicht zu viel erzählen." gab Krystal darauf zu Bedenken. Irgendwie war ihr bei seinem Vorhaben komisch.

„Ich werde schauen ob sie mir etwas über sich erzählt. Dann wird sich zeigen ob sie Vertrauen zu mir hat und was sie dabei fühlt."

„Statt ihrer Hirnmuster solltest du vielleicht lieber ihre Gedanken lesen."

„Du weißt wie ungern ich das mache, Mom."

„Ja aber ich will einfach nur das du vorsichtig bist. Dein Vater hat übrigens zugestimmt das du erst mal ein paar Tage Zeit hast. Sollte die Sache zu heikel werden, greifen wir ein und informieren Corneria."

„Ist okay."

Erik bemerkte nach einigen Minuten das sich Krystals Blick wieder entspannte.

„Gibts Neuigkeiten von Marcus?" wollte er gleich wissen.

„Ja. Ein Mädchen ist mit ihm da unten und sie versuchen gemeinsam etwas herauszufinden."

Der Wolf staunte nicht schlecht als er das hörte. Auf Corneria hatte er oft versucht seinen Freund zu verkuppeln. Jetzt fand er ein Mädchen einfach so auf einem Einsatz.

„Die beiden haben die Vermutung das Noel eventuell selbst auf Corneria war und dort irgendwo raus geflogen ist. Er scheint die Regierung sehr zu hassen."

„Ich könnte nochmal bei meinen Suchergebnissen nachsehen. Vielleicht gibt es jemanden mit einem Vorfall in der Akte durch den er verwiesen wurde." meinte Erik und lief zu seinem Bereich an der Konsole zurück.

„Ich werde Fox Bescheid geben." sagte Krystal und verließ die Brücke um nach ihrem Mann zu suchen.

Marcus sah zu Mira nachdem er das Gespräch mit seiner Mutter beendet hatte. Vielleicht hatte sie recht und er sollte ihre Gedanken lesen. Nur tat er das nicht gerne. In seinem Freundeskreis wurde er oft darum gebeten. Meist damit irgendein Kumpel herausfinden konnte was ein bestimmtes Mädchen von ihm hielt. Aber er hatte sich immer dagegen gesträubt. Selbst Lilianas Gedanken hatte er nie gelesen. Er fand es einfach nicht richtig so einen unfairen Vorteil gegenüber anderen zu hatte seine Mutter recht. Er musste sich sicher sein was Mira betraf. Er würde sehen was sie von sich preisgeben würde. Und ob ihre Hirnmuster zu dem passten was sie sagte.

Am nächsten Tag lagen die beiden Gefangenen auf ihren Liegen, starrten an die Decke und unterhielten sich. Viel mehr konnten sie auch nicht tun, als zu warten was diese Piraten weiter mit ihnen vorhatten.

„Ich frag mich, warum ich noch nicht wieder abgeholt wurde. Am Anfang klang Noel noch so als würde er versuchen wollen von mir etwas über Cornerias Verteidigung zu erfahren."

„Vielleicht plant er mittlerweile etwas anderes." antwortete Mira auf die Aussage des Fuchses.

„Zum Beispiel?"

„Du bist doch bestimmt ziemlich wichtig auf Corneria. Würden die nicht alles tun um dich wieder zurück zu kriegen?"

„Ich glaube dafür reicht meine Popularität noch nicht aus." lachte Marcus. „Bei meinem Vater vielleicht eher aber nicht bei mir."

Die beiden schwiegen einen Moment, bis die Wölfin erneut das Wort ergriff. „Warum bist du alleine hier, Marcus? Solltest du nicht mit dem StarFox-Team fliegen?"

„Eigentlich schon. Aber ich hatte ein paar... Differenzen mit meinem Vater. Ich bin alleine her geflogen... Unglaublich wie dumm ich gewesen bin."

„Würde er nicht trotzdem versuchen die hier raus zu holen?"

„Vielleicht... Die Differenzen waren ziemlich groß. Außerdem weiß er womöglich gar nicht wo ich bin." Marcus wartete einen Augenblick ab. Doch es kam keine weitere Frage von ihr. Offenbar kaufte sie ihm seinen nicht ganz korrekte Geschichte ab.

„Was ist mit dir?" fragte er nun selbst. Er wollte herausfinden wie viel sie ihm erzählte.

„Was meinst du?"

„Wie bist du hier gelandet?"

Mira wurde kurz nervös nach seiner Frage. Sie musste sich jetzt schnell etwas plausibles einfallen lassen. Letztendlich kam ihr nur ihre wirkliche Ankunft in den Sinn. Sie beschloss sie einfach etwas abgewandelt zu erzählen.

„Wir waren gerade auf dem Rückweg nach Fortuna. Ich glaube es gab irgendein Problem mit dem Kurs und wir sind in der Nähe von Grion raus gekommen."

Marcus konzentrierte sich auf ihre Hirnmuster während sie erzählte. Sie schien unruhig zu sein. Aber vielleicht war das die Erinnerung daran.

„Wir wurden angegriffen und sind hier notgelandet. Dann kam Noel mit ein paar seiner Soldaten und es stellte sich heraus das sie die Angreifer waren... Jetzt bin ich die Einzige die noch lebt." Mira spürte das die Erinnerungen an Damian zurück kamen. Die Bilder in denen er vor ihr kniete und erschossen wurde. Marcus fühlte das sie trauerte. Eine tiefe Trauer, als wäre jemand Bestimmtes getötet worden. Dann hörte er das sie ein paar Mal tief einatmete. Anscheinend um sich zu beruhigen.

„Du hast jemanden verloren der dir wichtig war, oder?"

„Meinen besten Freund. Damian." antwortete die Wölfin knapp.

Marcus hörte auf sich auf sie zu konzentrieren. Langsam fühlte er sich selbst schlecht. Er versuchte das Thema zu wechseln um sie auf andere Gedanken zu bringen.

„Hast du sonst Familie auf Fortuna?"

„Nein. Damian war die einzige Familie die ich noch hatte." Ihre Stimme klang leise und zittrig.

‚Das lief ja super.' dachte Marcus bei sich. Eigentlich wollte er sie mit den Gedanken an ihre Familie aufmuntern. Nun hatte er das Gegenteil erreicht. Bevor er sich entschuldigen konnte, fing die Wölfin noch einmal an zu reden.

„Manchmal frage ich mich wozu ich überhaupt noch weitermache."

Dieser Satz klang fast noch schlimmer als der Rest. Der Fuchs war sich für seinen Teil nun sicher das sie ihm nichts vorspielte. Mit solchen Geschichten und Aussagen machte man keine Scherze.

„So solltest du nicht denken, Mira."

„Sind wir doch mal ehrlich. Keiner von uns weiß ob wir hier wieder raus kommen. Selbst wenn, hätte ich keine Ahnung ob ich einfach so weitermachen könnte wie vorher."

Mira hörte das ihr Mitgefangener versuchte etwas zu sagen. Ein paar Mal. Aber er wusste wohl nicht was. Für einen Moment fragte sie sich auch warum sie ihm das alles erzählt hatte. Sie ging in sich und dachte darüber nach was sie gesagt hatte. Eigentlich war es größtenteils die Wahrheit. Die Wölfin wusste wirklich nicht was sie tun sollte wenn sie jemals entkommen könnte. Sie konnte sich kaum mehr daran erinnern wie ihr Leben auf Corneria war. Sie wusste nicht ob ihre Eltern noch lebten. Und dann noch die Geschichte mit Damian. Solange sie hier war ist er wirklich die einzige Familie gewesen die sie hatte.

Am Abend wurde sie nochmals abgeholt und zu Noel gebracht. Für ihre tägliche Berichterstattung. Marcus hatte erneut protestiert und sich mit Leonard angelegt. Langsam wurde ihr die Sache unangenehm.

„Du siehst heute irgendwie erschöpft aus." stellte Noel fest, als die Beiden sich am Schreibtisch gegenüber saßen. Er hatte irgendwie einen mitfühlenden Blick.

„Er schöpft Verdacht." fing Mira an zu erzählen, ohne auf seine Frage einzugehen. „Weil immer nur ich aus der Zelle geholt werde."

Noel lehnte sich in seinem Stuhl zurück und sah sie nachdenklich an. „Vielleicht sollten wir seine Verletzungen behandeln. Auf diese Weise kommt er aus der Zelle und kann sich erst mal nicht mehr beschweren."

Er rief nach Leonard der, wie sonst auch immer, vor der Tür stand. Der Husky sah über seine Anweisung nicht erfreut aus.

„Warum sollten wir Verbände und medizinische Vorräte an ihn verschwenden?" fragte er mit seiner dunklen Stimme.

„Stell meine Anweisung nicht in Frage, Leonard! Es ist auffällig wenn wir nur Mira aus ihrer Zelle holen."

Leonard zog sich mit einem leisen Knurren zurück und befolgte den Befehl nur widerwillig.

„Hast du sonst noch etwas erfahren, Mira?"

„Marcus fängt langsam an mit mir zu reden. Er hat erzählt er wäre alleine hier und das er ‚Differenzen' mit seinem Vater hat."

„Glaubst du ihm?"

„Ich denke schon das die Geschichte mit seinem Vater stimmt. Ob er alleine hier ist weiß ich nicht."

„Um ehrlich zu sein bin ich mir dabei auch nicht sicher. Von seiner Reaktion, als er hier ankam, vermute ich das der Rest des Teams irgendwo außerhalb der Planetenumlaufbahn wartet. Vielleicht kannst du noch erfahren wo genau."

Mira nickte, doch sie fühlte erneut das sie zweifelte. Sie wurde unsicher ob sie diese Informationen wirklich noch weitergeben wollte. Schließlich versuchte sie sich mit dem Gedanken abzulenken das diese Aktion ihre Fahrkarte in die Freiheit sein könnte. Trotzdem interessierte sie was Noel mit dem Rest des Teams vorhatte.

„Wenn du sie vor dem Planeten vermutest, warum greifst du sie dann nicht an?" fragte sie.

„Ich denke nicht das das nötig ist. Allein kommen sie gegen unsere Größe nicht an. Das wissen sie auch. Sonst hätten sie schon lange versucht Marcus hier raus zu holen."

„Und wenn sie Corneria informieren?"

„Corneria ist arrogant. Ohne genaue Daten über ihren Feind machen sie keinen Finger krumm. Glaub mir, ich weiß das."

Die Wölfin sah wie Noel sie anlächelte und senkte ihren Blick. Es war ihr unangenehm das er sie so ansah. Sie hasste es das er sie für seine Tochter hielt. Auch wenn seine Sonderbehandlung ihr eine Menge Ärger ersparte.

„Übrigens ist Ethan in Corneria City angekommen." fing der Wolf an zu berichten. „Er ist schon im Verteidigungsgebäude und hat uns erste Informationen zugespielt. Das heißt, das du dich auf Marcus und das StarFox-Team konzentrieren kannst."

„In Ordnung. Ich werde sehen was ich noch herausfinden kann." Miras Stimme klang etwas unsicher bei dieser Aussage worauf ihr Gegenüber sie kurz zweifelnd ansah.

„Ist alles okay mit dir, Prinzessin?"

„Ja... alles okay."

„Gut. Aber pass auf das du deine Aufgabe am Ende nicht zu ernst nimmst."

Ein paar Minuten später begleitete Leonard Mira schon wieder in Richtung ihrer Zelle. Sie dachte noch über Noels letzten Satz nach. Er schien an ihr zu zweifeln. Aber warum sollte sie anfangen ihre Aufgabe zu ernst zu nehmen? Das war doch absurd. Allerdings stellte sie im nächsten Moment fest, dass auch Leonard so zu denken schien.

„Du solltest aufpassen das du dich nicht zu sehr an den Kleinen klammerst."

„Warum denkt das hier jeder? ich mache nur meine Arbeit." erwiderte die Wölfin. Im nächsten Augenblick wurde sie jedoch von Leonard gepackt und gegen die Wand gedrückt. Sie starrten sich gegenseitig in die Augen. Er hatte einen bedrohlichen Blick, der Mira sofort einschüchterte.

„Wir wissen alle was mit dir und Damian war. Du hast einfach zu viele Gefühle. Du bist für unsere Basis hier einfach zu weich."

„Ich bin nicht zu weich, Leonard. Aber irgendwie muss ich ja an die Informationen kommen die Noel will."

„Vielleicht kannst du das Noel erzählen aber nicht mir. Ich werd schon noch raus finden das mehr hinter der Sache steckt. Und dann bist du bei ihm endlich unten durch."

„Du bist doch völlig verrückt!" protestierte Mira sofort. Der Husky holte aber nur aus und schlug ihr in die Magengegend. Sie brach zusammen und hielt sich den Bauch.

„Noel wird dir dafür die Hölle heiß machen." gab sie mit gequälter Stimme zurück.

„Es ist mir egal was er dazu sagt." widersprach Leonard und schlug ihr noch einmal gegen den Kopf. Danach brachte er sie in ihre Zelle zurück.

Mira legte sich hin und hielt sich die Hand an den Kopf. Bei ihrem nächsten Blick darauf stellte sie fest das Blut an ihr klebte.

‚Verdammt!' dachte sie und fluchte innerlich auf den Husky. Sie versuchte die Augen zu schließen und ein wenig auszuruhen. So langsam ging diese Aufgabe etwas zu weit was die Umstände betraf.

Marcus kam gerade in Begleitung eines Soldaten vom Arzt der Basis zurück. Er versuchte immer noch daraus schlau zu werden was das alles sollte. In den Gedanken des Arztes konnte er dazu nichts finden. Auch der Soldat hatte keinen hilfreichen Gedanken. Alles was er in seinem Kopf lesen konnte waren wüste Beschimpfungen ihm gegenüber. Auf dem Weg durch die Gänge versuchte er so viel wie möglich aufzuschnappen um seiner Mutter alles weiterzugeben.

„Geh weiter!" ertönte die Stimme des Soldaten hinter ihm und er schubste ihn vorwärts. Der Fuchs warf ihm einen wütenden Blick über seine Schulter zu.

Im Vorbeigehen sah er zu Mira, die in ihrer Zelle auf der Liege lag. Sie hatte die Augen geschlossen. An ihrem Kopf befand sich eine Platzwunde. Das Blut daran war schon von ihrer Stirn über die Liege bis auf den Boden getropft.

„Was habt ihr mit Mira gemacht?" fragte er mit wütender Stimme.

„Das hat dich nicht zu interessieren." gab der Soldat kalt zurück. Er schubste den Fuchs in seine Zelle und verriegelte die Tür.

„Mira? Kannst du mich hören?" Marcus bekam keine Reaktion auf seine Frage. Er stand an den Gitterstäben und sah wie gebannt auf die Wölfin. Ihr Brustkorb bewegte sich noch also schien sie wenigstens noch zu atmen. Er sah dem Soldat hinterher, der gerade die Tür erreichte.

„Hey! Sie braucht Hilfe!"

„Was immer sie hat sie wird nicht dran sterben. Leonard weiß wie er zuschlagen muss." Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich. Marcus knurrte leise, konzentrierte sich aber wieder auf die Wölfin.

„Mira?" Immer noch keine Reaktion. Er setzte sich auf seine Liege und beobachtete sie. Obwohl er keine Ahnung hatte was er tun sollte, falls ihr Zustand sich verschlimmern würde.

Marcus kontaktierte einige Zeit später seine Mutter. Sie hatten herausgefunden das ein gewisser Noel Blake einmal bei der Verteidigung Cornerias angestellt war. Im Krieg gegen die Aparoiden schlug er eine grenzwertige Strategien vor. In seiner Akte war vermerkt das er sonst ein guter Taktiker war. Nur die besagten Strategien waren für seine Befehlshaber zu gefährlich. Auf deren Ablehnung reagierte Noel mit einem ziemlichen Aufstand. Sein Verhalten ging bis zu körperlichem Angriff worauf er entlassen wurde. Als Krystal ihn beschrieb, erkannte Marcus sofort den Wolf aus der Basis wieder.

Nach ihrem Gespräch schaute er gleich wieder zu Mira. Sie lag noch immer so da wie vorher. Die Beine leicht angewinkelt, eine Hand auf ihrem Bauch, den anderen Arm hinter ihrem Körper entlang. Ihre Kopfwunde schien mittlerweile nicht mehr zu bluten. Aber ihr Anblick ließ ihn trotzdem noch erschauern. Die Hälfte ihrer Stirn war mit getrocknetem Blut bedeckt. Außerdem machte er sich Sorgen um sie. Mira war ebenso außergewöhnlich wie er selbst. Der Fuchs fühlte dadurch irgendeine Art Verbindung zwischen ihnen. Nach einer weiteren Zeit des Wartens und der Stille hörte Marcus Geräusche neben sich. Er stand sofort auf und kniete sich vor das Gitter. Die Wölfin stöhnte leicht und griff sich an den Kopf während sie langsam die Augen öffnete. Ihr Kopf fühlte sich an als hätte ihn jemand gegen eine Wand geschlagen. Als sie sich aufrichten wollte kam sofort der Schmerz in ihrer Magengegend dazu. Mira biss auf die Zähne und kniff die Augen zusammen. Dann hörte sie Marcus' Stimme.

„Vielleicht solltest du besser liegen bleiben."

Sie sah ihn an und erkannte sofort seinen besorgten Blick.

„Es wird schon irgendwie gehen." Die Wölfin erschrak in dem Moment schon vor ihrer eigenen kratzigen Stimme. Dann sah sie das Blut auf ihrer Liege und dem Boden.

„Du musst deinen Blutverlust wieder ausgleichen." sagte der Fuchs und stellte ihr durch die Gitterstäbe seine Wasserflasche hin.

„Die brauchst du selbst, Marcus."

„Hör bitte auf zu widersprechen. Dir geht es schlechter als mir." Mira sah ihm direkt in die Augen, konnte den Blickkontakt aber nicht lange halten. Es fühlte sich plötzlich so komisch an. Er verhielt sich wie Damian. Wenn er sich um sie gesorgt hatte sprach er auch mit so einer ruhigen Stimme.

„Mira?" Die Wölfin sah wieder zu ihm. Seine grünen Augen blickten mit Besorgnis auf sie zurück. Sie atmete tief ein und wandte ihren Blick erneut ab.

„Du solltest aufhören dir Sorgen um mich zu machen."

„Ich kann auch ziemlich stur sein." antwortete der Fuchs darauf. Dann setzte er sich auf den Bode an seine Zellentür von der aus er seine Mitgefangene besser anschauen konnte. Er hatte ein paar Mal bemerkt das sie Probleme hatte Augenkontakt zu halten. Also konnte er sie so bestimmt dazu bringen das sie sich um sich selbst kümmerte.

Mira wurde unruhig als sie seinen Blick auf sich fühlte. Er war wirklich genauso stur wie er sagte.

„Das ist nicht fair." sagte sie nach ein paar Minuten und sah Marcus an.

„Ich weiß. Aber anders kriege ich dich wohl nicht dazu dir selbst zu helfen." antwortete der mit einem Lächeln. Dann sah er sie ebenfalls lächeln. Das erste Mal seit er mit ihr zusammen hier war hatte sie wirklich ein warmes Lächeln, das nicht erzwungen aussah.