Hass. Ein unheimlich starkes Wort, das man nicht unterschätzen sollte.
Jahrelang hatte ich genau diese Emotion gespürt, wenn Draco Malfoy in der Nähe war. Allein seine Anwesenheit hat mich wütend gemacht. Ich hatte alles an ihm gehasst wie die Pest: Seine schnarrende Stimme, seine wasserstoffbleichen Haare, die nach Leiche aussahen, seine schwarzen Anzüge und seine ganze Art.
Nicht selten wollte ich ihn anschreien und schlagen, bis sein Gesicht nur noch in Fetzen herunterhing.
Ich hatte ihn so sehr gehasst, dass ich blind war und meine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle hatte. Hass war ein starkes Wort, eine starke Emotion, so stark, dass sie schnell ins Gegenteil umschlagen konnte.
Erst hatte ich dem keinen Glauben geschenkt, doch dann... Mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass da mehr war. Mehr als nur reiner Hass. Es war wie der Sommerregen, der sanft auf die heißen Straßen fiel, wie das kleine, knisternde Feuer, das mich nach einem langen Tag, voller Kälte aufwärmte. Es war wie der Lichtschein nach einem Tag voller Grau.
Draco Malfoy hatte mich stets dazu gebracht, emotional zu werden, egal in welche Richtung. Erst war es purer Hass und irgendwann war es Liebe. Und so sehr ich mich auch dafür verabscheute- ich hatte mich in ihn verliebt.
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Emily Hunter war schon immer anders gewesen.
Es gab Leute wie Daphne oder Pansy, die immer an meiner Seite standen, bei jedem Wort, das meine Lippen verließ, nickten und zustimmten und es nie wagen würden, mich herauszufordern. Als Anhängsel perfekt; als Freund eher weniger.
Dann gab es noch Leute wie Granger oder Potter: Leute, die ich abgrundtief hasste, weil sie entweder schlauer, berühmter oder beliebter waren. Egal wohin sie kamen, sie wurden wie Könige behandelt und das hasste ich. Sie hassten mich ebenso und jede ihrer Beleidigungen, brachte mich dazu, sie noch mehr zu hassen.
Und dann gab es Leute wie Emily. Sie war wie ein Parasit; egal wohin ich kam, sie war da. Ich wünschte, ich könnte von mir behaupten, dass ich sie ebenso abgrundtief verachtete wie Granger oder Potter, doch mein Herz hatte diesen Wunsch absolut gekonnt ignoriert.
Sie war die Art von Person, die den Raum betrat und alle Augen auf sich zog, nicht weil sie zu extravagant oder auffallend war, sondern weil ihre natürliche Ausstrahlung jeden Zentimeter eines Raumes einnahm und die anderen seltsam blass erscheinen ließ.
Es wäre vielleicht einfacher gewesen, wenn ich sie nicht, seit wir sieben waren, kannte. Ich war mit der kleinen Emily aufgewachsen und hatte gesehen, wie aus dem kleinen Mädchen jemand wurde, die allein mit ihrer Art zu sprechen, Magie bewirkte.
Ihre Blicke waren tödliches Gift, wenn man sie reizte und ihr Ehrgeiz, war so verbissen, dass sie lieber sterben, als aufgeben würde.
So sehr ich mein Herz dafür hasste, es wünschte sich manchmal, dass sie mich nicht so sehr hassen würde, doch wenn ich eine Sache wusste, dann war es, dass Emily Hunter sich lieber umbringen würde, als mit mir auch nur ein positives Wort zu sprechen.
Und deswegen hatte ich mir vorgenommen, ihr nie auch nur ein Sterbenswörtchen, darüber zu sagen, dass ich sie eigentlich nicht so übel fand, wie ich ihr sonst immer mitteilte.
Und so passierte es, dass sich Emily Hunter und Draco Malfoy, jahrelang gegenseitigen Hass vorspielten, weil sie nicht wussten, dass der jeweils andere, sie doch nicht hasste und nur zu stolz war, es zuzugeben.
