Ihr Kopf ruhte auf seinem Bauch. Lächelnd befeuchtete er seine schmalen Lippen, die soeben noch die Glut der Liebe geschmeckt hatten. Er schloss die Augen, denn er spürte noch immer ihre steifen Knospen auf der Zunge, die sie ihm im Augenblick höchster Erregung entgegen gereckt hatte.
Dieses junge Mädchen bei sich zu wissen, ließ seine Erregung nur langsam abklingen. Sie hatte sich unter ihm gewunden, so als wolle sie entkommen – und doch hatte sie sich ihm schließlich willig hingegeben. Bei jedem seiner harten Stöße hatte sie zuerst gewimmert. Tränen waren ihr in die haselnussbraunen Augen getreten. Sich selbst in der Schwebe wissend, wollte er sich schon zurückziehen, doch ein heiß pulsierendes Brennen in der Lendengegend trieb ihn dazu, sich tiefer in sie zu versenken.
Sie stemmte sich gegen ihn, nachdem sie begriffen hatte, dass sie eine Grenze überschritten hatte. Ihre Finger hatten sich in seine Brust verkrallt – welch' wonnevoll zarter Schmerz, der ihn nur zu noch höherem Tempo angespornt hatte. Die blutigen Kratzer auf seinen Oberarmen – so als stammten sie von einer kleinen, in die Ecke gedrängten Katze – zeugten von ihrem gemeinsamen Liebesspiel.
Dieses Mädchen, Klügste ihres Jahrgangs, war ihm ihrer Aufmüpfigkeit wegen schon sehr bald in ihrem ersten Schuljahr aufgefallen. Sie hatte ihn gereizt – diese neunmalkluge kleine Schlange – hatte ihm immer widersprochen und damit seine Ausführungen und Autorität in Frage gestellt.
Nun aber hatte sich etwas Seltsames zugetragen. In der Mittagspause war er aufs Klo gegangen und wollte sich gerade Erleichterung verschaffen, als er das Klappen der Tür vernahm und seinen Namen hörte. Er spitzte die Ohren, wusst er doch sofort, wer da sprach.
„Mensch Harry, jetzt hab' ich's, wie wir Snape seine Gemeinheiten heimzahlen und unseren Spaß mit ihm haben können", hatte Weasley hervorgebracht.
„Wie denn?"
„Ich wette, dass Mine diesen Fettkopp in sich verliebt machen kann. Was wetteste dagegen?"
Bemüht, kein Geräusch zu machen, lauschte Snape weiter. Offensichtlich fühlten sich die beiden Jungen vollkommen sicher. Dass er hier so dich neben ihnen saß, ahnten sie nicht.
„Ron, das macht Hermine nie. Die lässt doch noch nicht mal uns ran", versetzte Potter und Snape musste sich ein Lächeln verkneifen, bei dem Gedanken, wie dieser Milchbubi sich bei Granger abmühte.
„Man, Harry, die soll den ja auch nicht an sich ranlassen, sondern nur mit ihm üben, dann klappt's auch endlich mal mit … mit ... Na ja … Verstehste? Also was wetteste."
„Ich glaube nicht, dass sie das machen wird. Es gibt doch eine Grenzen des guten Geschmacks."
Grenze des guten Geschmacks!
Snape verzog das Gesicht.
Na warte, Bürschchen, das hat ein Nachspiel!, murmelte er.
„Och, das macht sie. Wenn's drum geht, Schniefelus zu verarschen, ist sie doch immer mit von der Partie. Also, was setzt du?"
Das gibt einen Monat lang Nachsitzen – auch für dich, Weasley, zischte Snape und stellte schon vor, wie er diesen Burschen eingetrocknete Flubberwürmer und anderes Getier von den Tischen kratzen lassen würde. Am liebsten würde er ihn jedoch in einen dunklen Raum mit lauter Spinnen sperren und an der Tür lauschen … Die Schreie des Jungen wären ihm wie eine süße Melodie im Ohr. Snape rieb sich die Hände. Da ließe sich doch sicher etwas machen – mit Filch als engem Freund.
„Einen Fünfziger?"
„Ok Mann, das wird'n Spaß. Los und jetz' ab zum Mittag, Hermine wartet schon."
Ihr Scheißkerle!, hatte Snape geflüstert und musste sich zwingen, ihnen keinen Fluch hinterher zu schicken und blieb, um sich zu beruhigen, noch etwas auf dem Klo hocken.
Wenn er das richtig verstanden hatte, sollte Granger mit ihm flirten, ihn in sich verliebt machen und zu Unüberlegtheiten verleiten, um ihn der Lächerlichkeit Preis zu geben. Welch' primitive Idee, die selbstverständlich nur von diesem Flachdenker Weasley stammen konnte. Aber eine saftige Strafe würde dieser Pickelaugust dafür kassieren – so wahr er Professor Severus Snape hieß.
Mit verkniffenem Mund begab er sich in die große Halle, um sein Mittagessen einzunehmen.
Die Granger lässt sich niemals auf diese unterbelichtete Idee ein!, hatte er vor sich hingebrabbelt und sich über den Eintopf hergemacht.
Die nicht!
Später in seinen Gemächern hatte er Weasley's Vorhaben schon wieder vergessen, zu sehr beschäftigen ihn seine neusten Forschungen. Experimentierend verbrachte er den Abend und fiel anschließend todmüde ins Bett.
Granger saß in der kommenden Stunde wie eh und je in ihrer Bank – buschiges Haar, schwarzer Umhang, das weiße Hemd bis zum Kinn geschlossen – gouvernantenhaft. Sie braute ihren Trank zusammen und kassierte, als er, mufflig wie immer, an ihrem Tisch stehen geblieben war, das gewohnte „OG".
Wie erstaunt war er jedoch, als sie ihren Kopf hob und ihn anlächelte. Beinahe hätte er ihr Punkte für allzu aufdringliches Grinsen abgezogen, besann sich dann aber eines besseren, zog seine geliebte linke Augenbraue hoch und zischte: „Miss Granger, Ihnen genügt wohl das „OG" nicht, wie?"
„Aber Professor", antworte sie, ihren Blick schamhaft niederschlagend.
In der nächsten Unterrichtsstunde glaubte er zu bemerken, dass Granger seinen Blick suchte und immer dann lächelte, wenn er mit einer ausgesucht finsteren Miene an ihrem Tisch vorbei schritt. Wie nebenbei ließ sie ihre Zunge so gekonnt über ihre Lippen gleiten, dass sich deine Augen an ihrem Mund fest sogen.
Eigentlich hätte er über dieses, des klugen Köpfchens unwürdige Verhalten verächtlich lachen können. Wie tief war Granger gesunken, zu versuchen, ihn, Severus Snape, in sich verliebt zu machen. Er würde sich nicht dazu herablassen, auch nur ein bisschen darauf einzugehen, zumal er um die Hintergründe wusste.
Potter und Weasley, diese beiden pubertären Rotzgören! Noch hatte er keinen Anlass gefunden, ihn Strafarbeiten aufzubrummen, gleichwohl er schon begonnen hatte, Spinnen im Glas zu sammeln. Ein spezielles Geschenk für Weasley …
Am Abend vertiefte er sich in seine Forschungen, ohne sich zu fragen, warum sein Herz einige Takte höher schlug. Es musste zweifelsohne am Trank liegen, den er vollkommen verhunzt hatte und der nun wie eine trübe Brühe vor sich hinblubberte.
Am Freitagnachmittag fiel Snape sofort die Veränderung an Hermine auf. Statt des sonst üblichen weißen, bis zum Kinn zugeknöpften Hemdes, trug sie heute ein äußerst knappes und tief ausgeschnittenes T-Shirt. Seinen Blick kaum von ihr lösen könnend, begann er den Unterricht mit seiner gewohnt muffigen Laune.
„Wenn sie es wirklich ernst meinen würde …", schoss es ihm plötzlich durch den Kopf und er schluckte schwer.
Er schwor sich, auf dieses Spiel nicht einzugehen, ertappte sich jedoch wenig später dabei, Hermine beim Tränkebrauen zu beobachten. Hin und wieder warf sie ihm einen, sein Inneres zum Glühen bringenden Blick zu.
Den Kopf schief legend, sog er ihre ruhigen, leicht beschwingten Bewegungen in sich auf. Ihre zarten Hände bereiteten die Zutaten mit einer Zuverlässigkeiten vor, die er nur bei sehr wenigen Menschen je zuvor bemerkt hatte. Vor allem aber weibliche Wesen neigten dazu, den Tränken eine besondere Note zu verleihen.
Wandte er seinen Blick hingegen den beiden, die Froschschenkel zerhackenden Bengeln zu, hätte er am liebsten vor Ekel ausgespuckt.
Hermine murmelte den Zauberspruch und rührte ihren Trank um. Gleich einer Dirigentin nannte sie alle Kräuter des Trankes beim Namen und ließ sie sich zu einer vollkommenen Einheit verschmelzen. Sie tat das, während sie hin und wieder einen, zugegeben sehnsüchtig verliebten Blick in seine Richtung warf.
Hätte er es nicht besser gewusst, hätte er meinen können, dass sie tatsächlich etwas für ihn empfand. So aber fühlte er sich nur gefoppt. Warum aber stotterte sein Herz bei jedem dieser Blickkontakte, die er zweifelsohne forcierte, weil er das Mädchen noch immer beobachtete? Er kam sich wie ein dummer Junge vor, der in seinen eigenen Furz rannte.
In der Nacht wanderte seine Hand unter die Decke, um die in seinem Kopf kreisenden Bilder zu verarbeiten. Er keuchte in sein Kopfkissen, ergoss sich schließlich in wenigen aber kräftigen Stößen und schlief erleichtert ein.
