Deal …"

Der Whisky war nicht hochprozentig genug, um das dumpfe Gefühl in seinem Magen wegzubrennen.

Aber die Flasche kalt genug an seiner Stirn, um die Kopfschmerzen hinauszuzögern.

„Es ist mir unklar, aus welchem Grund Sie sich darauf eingelassen haben. Sie gehört nicht einmal zu unserem Haus."

Es ist mein Haus! – wollte er sagen.

Konnte er aber nicht. Ohne den Blutigen Baron hätte er nicht einmal gewusst, dass die Heulende Hütte nach sechzehn Jahren wieder heulte. Ohne den Blutigen Baron hätte Granger neulich Wunder was anstellen können.

„Jemand muss sich um sie kümmern."

„Zweifellos. Obgleich nicht mit diesem Trank."

„Und wie, glauben Sie, sollte man sich stattdessen um sie kümmern?"

„So wie man sich seinerzeit um alle Werwölfe gekümmert hat, deren Existenz man gewahr wurde. Insbesondere wenn es dann auch noch Hexen derartiger Herkunft gewesen sind."

Ihm kam beinahe der Whisky wieder hoch. „Was hielt Sie davon ab, sich damals um mich … zu kümmern?"

Der Baron lachte spöttisch. „An dieser Schule kümmert sich niemand mehr um irgendetwas. Der Schulleiter höchstselbst hat diese Plage erst hierher gebracht. Zwecklos, die Ursache mit der Problemlösung zu betrauen."

„Dann behalten Sie das besser in Erinnerung und überlassen es mir, die Dinge zu regeln."

„Natürlich, Professor."


Gab es ein Gesetz, das es ihm verbot, jemandem außerhalb des Vollmondes den Kopf abzubeißen? „Sie dürfen das nicht länger dulden, Schulleiter! Dieses Mal ist Potter zu weit gegangen!"

„Ich glaube Harry, wenn er sagt, dass er seinen Namen nicht in den Kelch geworfen hat."

Pah! Glauben … „Wer sonst würde ihn im Turnier sehen wollen? Er ist haargenau wie sein Vater, ich habe es immer gesagt." Das alles stank nach James Potter und seinem Drang nach Aufmerksamkeit. Und warum zum Teufel war das Glas schon wieder leer?

„Sie sollten wirklich nicht so viel trinken, Severus."

Sei froh, dass ich nicht aus der Flasche trinke, alter Mann. „Ich frage mich, wie er es angestellt hat …"

„Wenn wir herausfinden, wer es war, wird sich das Wie von ganz allein ergeben, vertrauen Sie mir."

Den Teufel würde er! „Meiner Meinung nach steht das Wer fest."

„Offensichtlich … Bedauerlicherweise kann ich in diesem Fall nichts auf Ihre Meinung geben."

Ach, wirklich? „Nun, dann kann ich ja gehen. Schulleiter." Das Knallen der Bürotür war Musik in seinen Ohren.

Die Stille in den Kerkern hingegen …

Moody. Das Dunkle Mal. Karkaroff. Vier Dutzend fremde Schüler. Granger. Und jetzt auch noch Harry fucking Potter.

Das verlangte nach mehr Whisky.


Nummer fünf auf seiner Liste von Problemen wartete allerdings zum vereinbarten Zeitpunkt pflichtbewusst vor seiner Bürotür und folgte ihm schweigend auf die andere Seite – aber zu ihrem Glück nicht hinüber ins Labor. „Wie ich sehe, ist es doch nicht Ihr Ziel, bis zu Ihrem Abschluss so viele Mitschüler wie möglich zu gefährden."

Die angelehnte Tür dämpfte ihre Antwort, das Blubbern des Trankes übertönte sie beinahe: „Das war es nie, Sir."

„Nicht?" Ich hatte einen anderen Eindruck. Bevor sie jedoch reagieren konnte, war er zurück und hielt ihr das Becherglas hin. „Austrinken!"

Anderen dabei zuzusehen, wie sie sich das Zeug reinquälten, war beinahe amüsant. Sie bekam sogar ganz feuchte Augen davon.

„Ugh … Tatsächlich ähm … war es das Schloss, das mich aufgehalten hat. Es wollte mir sehr dringend etwas im siebten Stock zeigen. Haben Sie vielleicht ein Glas Wasser für mich?"

„Nein. Im siebten Stock?"

Sie schnaufte. „Das sagte ich."

Interessant … „Und? Haben Sie herausgefunden, was das Schloss Ihnen zeigen wollte?"

„Das habe ich."

Natürlich haben Sie das. Nun, wenigstens würde sie dann nicht mehr in die Heulende Hütte gehen. „Bis morgen Abend, Miss Granger."

„Sir."

Und schon war sie wieder verschwunden. Vielleicht war Granger doch kein so großes Problem wie befürchtet …


Am nächsten Abend wiederholte sich das Spielchen.

Am Abend darauf nicht.

„Sie sind ein Ekel!"

Nun, sie hatte nicht ganz unrecht.

Aber was war das? „Offensichtlich haben Sie Mr Malfoys kleines Missgeschick zu Ihrem Vorteil nutzen können." Die Zähne also. Interessant … „Sollten Sie mich noch einmal beleidigen, wird Sie das Punkte kosten."

Sie hatte Glück, dass Dumbledore es ihm untersagt hatte, Punkte für Blicke abzuziehen. Was ihr Blick sagte, hätte sie verbal bereut.

So wie sie ihren nächsten stillen Protest bereute. Es war unklug, den Wolfsbanntrank herunterzustürzen. Er hatte diese Lektion gelernt – und sie tat es auch.

Unglücklicherweise unter Miteinbeziehung seines Bürobodens.

„Scheiße", hauchte sie, als der Trank samt ihres Abendessens seinen Teppich zierte.

„Lassen Sie es sich eine Lehre sein."

Noch ein Blick, für den er ihr keine Punkte abziehen durfte, obwohl sie es verdient hätte.

Einen Evanesco und zwei Tränke später leuchtete ihr Gesicht noch immer tomatenrot. „Gehen Sie! Ich habe für einen Tag genug von Ihnen gesehen."

„Ja, Sir!"

„Wie bitte?"

Blick Nummer drei.

„Ich sagte: Danke, Sir. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, Sir."

„Ah. Ich dachte mir, dass ich mich verhört habe. Bis morgen, Miss Granger."

Blick Nummer vier war befriedigender als jeder Punktabzug.


„Wo ist mein Tagesprophet?"

„Hm?"

Verdächtig. „Mein Tagesprophet, Minerva. Er sollte hier liegen. An meinem Platz. So wie jeden Morgen. Aber ich sehe ihn nirgendwo. Du allerdings sitzt hier und das – dem Zustand deines Frühstücks nach zu urteilen – schon länger. Also: Wo … ist mein Tagesprophet?"

„Willst du dich nicht erst einmal setzen und einen Kaffee trinken?"

Was zum Teufel … „Nein. Ich will den Tagespropheten!"

Ihr eher unfruchtbares Gespräch wurde unterbrochen von Pomonas Ankunft. „Hast du es schon gelesen, Minerva? Der arme Junge … Ich hatte ja keine Ahnung." Ein zerlesenes Exemplar der Tageszeitung landete auf dem Tisch und -

Potter.

„Severus, bitte!"

„Es stört dich doch sicherlich nicht, oder, Pomona?"

„Was? Oh, nein, nein! Nimm ruhig, ich habe ihn schon gelesen."

Zweifellos hast du das … „'Harry Potters stummes Herzeleid'?"

„Furchtbar, ganz, ganz furchtbar", untermalte Pomonas Murmeln Severus' Lektüre.

„Ich bin mir sicher", sagte Minerva laut darüber hinweg, „dass Mr Potter nichts von dem gesagt hat, was in diesem Artikel steht! Immerhin ist er von Rita Kimmkorn und wir wissen doch alle, was das bedeutet."

„Ja … Wir wissen alle, was es bedeutet, wenn das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und das Bedürfnis nach Schlagzeilen aufeinandertreffen."

„Das ist nicht das, was -"

Aber er war bereits gegangen.


Bis zur Vollmondnacht hatte Severus den Bengel diesen Artikel bereuen lassen, diverse Spitzen von Moody ignoriert und Karkaroff bereits zweimal abgewimmelt.

An Granger führte unglücklicherweise kein Weg vorbei.

„Also, wie läuft das jetzt?" Das Tappen ihrer Fußspitze auf dem Boden war wie Schläge auf Wellblech in seinen Ohren.

Tap, Tap, Tap.

Sie spürte es auch. Verschränkte Arme, verbissener Blick, blasse Lippen. Die Muskelschmerzen wurden schlimmer, das Zucken fing an, alles vibrierte.

Gleich.

„Sie bleiben im Wohnzimmer, ich in meinem Schlafzimmer."

„Warum sollte ich dann überhaupt herkommen?"

Weil Sie jetzt meine verdammte Verantwortung sind! „Weil ich sehen will, dass der Trank wirkt! Ich weigere mich, meine Nächte wieder im Wald zu verbringen." Die Zeiten waren endgültig vorbei.

„Haben Sie – Ah!"

Fuck! „Ich lasse Sie allein."

Tür zu, ausziehen, atmen! „Mmmmh!" Sein Kreuz. Weiteratmen! Nur atmen, atmen … „Ahh!" Die Gliedmaße. „Nnnhhg!" Das Gesicht.

Schluss.

Atmen, atmen, nur atmen. Bis der Schmerz verhallte, das Dunkel Licht wurde und die Stille plötzlich aus hunderten Tönen bestand. Die Luft aus tausenden Gerüchen, sein Denken aus Impulsen, die wie Glühwürmchen auftauchten und an seinem Bewusstsein sofort zu Asche verbrannten.

Er war noch da.

Und Granger war es auch. Sie lag vor seiner Couch und winselte leise.


Wenn das erste Licht des Tages sich in den Phiolen fing, sah der Trank beinahe hübsch aus. Klar, grünlich, etwas ölig.

Er schmeckte trotzdem wie alte Teebeutel.

„Was ist das?" Granger klang heiser, obwohl sie die ganze Nacht über still gewesen war. Und ihre Bluse war falsch geknöpft.

„Richten Sie das."

„Oh." Die Knöpfe glitten durch ihre zitternden Finger.

„Erst den Trank, Miss Granger."

„Okay."

Plötzlich nicht mehr so schlagfertig.

Ein Seufzen wie 'Möglicherweise gibt es einen Gott. Und möglicherweise steckt ein Stück von ihm in diesem Trank'. Er wusste, was sie meinte.

„Was ist das?"

„Eigenentwicklung."

„Einfach großartig … Danke!"

„Hm."

Im Büro war er weit genug weg von seiner nur halb angezogenen Schülerin, die er bereits einmal zu oft nackt gesehen hatte.

„Was tun Sie eigentlich, wenn Sie in einer Vollmondnacht gebraucht werden?"

„Meine Schülerin in die Heulende Hütte schleifen und sie außer Gefecht setzen."

Im Unterricht hätte er ihr das Augenverdrehen nicht durchgehen lassen.

Und erst recht hätte er es nicht mit Ehrlichkeit belohnt: „Das entscheide ich, wenn es dazu kommt."

Es tat ihm nichts Gutes, dass jemand Bescheid wusste. Jemand, der nicht der Blutige Baron war.

„11. Dezember, Miss Granger."

„Ich weiß."

Natürlich.

Miss Neunmalklug wusste alles.


Wenn Remus Lupin auch nur einen Monat lang so gewesen wäre wie Granger, dann wäre das letzte Schuljahr so viel einfacher gewesen.

Jeden Monat stand sie eine Woche lang abends pünktlich vor seiner Tür, nahm ihre Dosis des Tranks und ging wieder. Wirklich das kleinste der Probleme auf seiner Liste.

Nach dieser ersten Vollmondnacht mit dem Wolfsbanntrank überließ er es ihr, wo sie die Nacht verbrachte. Raum der Wünsche, Schlafsaal, Gewächshaus III – es kümmerte ihn nicht. Er hatte andere Dinge, um die er sich sorgen musste.

Potters Überleben im Turnier zum Beispiel.

Karkaroff.

Das Dunkle Mal auf seinem Arm, das immer dunkler wurde.

Karkaroff.

Moodys Sticheleien und Provokationen.

Karkaroff!

Und um einen Dieb, der seine Tränkevorräte plünderte.

Im März nutzte er Grangers angeschlagenes Ego (Kimmkorn hatte sie wirklich auf dem Kieker und er fragte sich, wie viel Wahrheit in diesen Artikeln steckte; sie war mit Krum auf dem Weihnachtsball gewesen …), und warf einen schnellen Blick in ihren Geist. Aber sie schien nichts über die Diebstähle zu wissen. Also vielleicht doch nicht Potter.

„Ist das Felix Felicis?"

„Geht Sie das irgendetwas an?"

Das Augenverdrehen wurde zu einer schlechten Angewohnheit von ihr. Vielleicht musste er sie im Unterricht mal wieder härter anpacken.


Aber ja, es war Felix Felicis gewesen.

Und Severus verdankte es diesem Trank, dass er seine Rückkehr in die Dienste des Dunklen Lords überlebte.

Zwei Stunden später auf den Ruf zu reagieren, war mehr als gewagt gewesen. Nichts, das Todesser taten und überlebten.

Daher genoss er Lucius' Blick auf dem nächsten Empfang.

„Ich habe heute Abend nicht mit dir gerechnet."

„Du solltest immer mit mir rechnen, Lucius."

Mit Barty Crouch Jr. hingegen konnte niemand mehr rechnen und Severus tat etwas, das er niemals für möglich gehalten hatte: Er dankte Merlin für Cornelius Fudges Übereifer.

Und fragte sich im selben Gedankengang, ob nicht auch da der Felix Felicis seine Finger im Spiel gehabt hatte. Die Dinge waren manchmal auf den seltsamsten Wegen miteinander verknüpft und Severus verbrachte die halbe Nacht damit, darüber zu rätseln, ob eine seiner Entscheidungen unter dem Einfluss des Felicis zu Bartys Schicksal geführt hatte.

Vielleicht besser, dass er es nicht wusste.

Aber wenn Barty die Chance gehabt hätte, dem Dunklen Lord Bericht zu erstatten, nachdem Severus das ganze Jahr über versucht hatte, Moodys Zweifel zu zerschlagen …

Er brauchte mehrere Tage, um glauben zu können, dass er diesen Drahtseilakt überlebt hatte.

Und um zu realisieren, was das bedeutete …


Auf das Klopfen hatte er bereits gewartet; morgen fuhren die Schüler nach Hause.

„Kommen Sie herein, Miss Granger."

„Guten Abend, Professor Snape. Ich ähm … wollte fragen, ob Sie mir auch über den Sommer Wolfsbanntrank schicken werden."

„Sofern Sie keinen Weg gefunden haben, Ihre Lykanthropie vorübergehend auszuschalten, halte ich das für empfehlenswert."

Ihre Wangen wurden rot und … war das etwa eine Wutfalte auf ihrer Stirn? „Danke." Das Stück Pergament, das sie ihm anschließend auf den Tisch legte, war etwas zerknittert. „Die Adresse meiner Eltern."

Bath, interessant. „Sonst noch etwas?"

„Ja. Ich möchte Ihnen Geld geben. Für die Zutaten."

„Ich brauche Ihr Geld nicht."

„Aber -"

„Nein! Und jetzt machen Sie, dass Sie wegkommen, Miss Granger. Sie werden von mir hören."

„Ja, Sir."

Das polierte Holz der Tür, das Stück Pergament, die Stelle des Bodens an der Granger gestanden hatte – die Punkte eines Dreiecks, das sein Blick beschrieb, bis ihre Schritte verklungen waren. Dann schloss er die Augen gegen das Echo ihrer Stimme.

Er brauchte kein Geld für die Zutaten, weil er alle Ausgaben dafür auf das Schulkonto anrechnete. Es war Dumbledores Schuld, dass Lupin zweimal die Gelegenheit gehabt hatte, jemanden zu verwandeln; es war nur fair. Sie zahlten genug, alle beide.


Granger hielt einen Staubwedel in der Hand.

Ein kurzer Blick, ein Zucken ihrer Augenbrauen, das nächste Bücherregal.

„Kannst du dein Haus nicht einmal mehr selbst putzen, Black?"

Der Köter ging ihm nur deswegen nicht an die Gurgel, weil Mollys Hand auf seiner Schulter ihn aufhielt. „Wir haben unsere Hilfe angeboten."

„Wie … aufmerksam." Trotzdem fiel niemandem auf, dass Granger im letzten Jahr um ungefähr zehn gealtert war.

„Du kannst den Keller ausfegen, Snape, da haben Ratten genistet."

„Ratten sind doch eher dein Metier."

„WAS genau führt dich her, Severus?" Es fehlte nicht mehr viel und Molly würde sich auf Blacks Schoß setzen, um ihn im Zaum zu halten.

„Ich muss mit Dumbledore sprechen. Minerva sagte, er sei hier."

„Er ist im Moment unterwegs. Kann ich ihm etwas ausrichten?"

„Nein, das ist … vertraulich."

„Hat Lucius Malfoy nach dir gepfiffen?" Seine Demonstration ließ selbst Molly die Augen verdrehen.

Severus beendete es mit einem Zucken seines Zauberstabes. Langlock! „Ich komme später wieder."

Laut genug, dass auch Granger es hörte, und er wusste, dass er später zufällig in sie hineinlaufen würde. Dass er „Passen Sie doch auf!" sagen und sie „Entschuldigen Sie, Sir" antworten würde und dass anschließend ein Zettel in ihrer Tasche stecken würde.


Grangers Ankunft erlöste ihn vom Anblick schlechter Graffittis und alter Kaugummis neben verblassten Telefonnummern und einem 'Ich liebe dich' ohne Empfänger. „Hat Sie jemand gehen sehen?"

„Natürlich nicht." Ihr Blick war überall nur nicht bei ihm.

Vielleicht machte die schmale Gasse sie nervös. Vielleicht weil sie zwei Zugänge hatte und es Sicherheit nur mit einer Wand oder einem Partner im Rücken gab und diese Wände nicht so aussahen, als ob sie noch irgendwem Sicherheit bieten könnten.

Oder weil auch in den Phiolen, die hier den Besitzer wechselten, nur Platz war für ein winziges Stück Sicherheit.

„Sie müssen heute anfangen."

„Schon klar!"

Ausdruck!

Die Mahnung erreichte sie unausgesprochen: „Entschuldigung, Sir. Ähm … Wissen Sie, dass Harry angegriffen wurde?"

Ah. „Ja. Es wird ein unbequemes Jahr."

„Wir werden so schnell keine besseren mehr bekommen, oder?"

„Nein, Miss Granger. Ihr toter Mitschüler am Ende des letzten lässt wenig Raum für Hoffnung. Besser Sie verschwenden keine Energie darauf."

„… Ich verstehe."

„Gut. Dann gehen Sie! Bevor jemand Ihr Verschwinden bemerkt."

„Niemand bemerkt etwas."

Ich habe etwas bemerkt."

„Und ich habe dazugelernt."

Ja, das haben Sie.

„Auf Wiedersehen, Professor Snape."

„Miss Granger."

Bevor sie um die Ecke bog, sah sie sich nach ihm um. Bis er disapparierte.


Dumbledore dabei zuzuhören, wie er ihnen Dolores Umbridge als neue Professorin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste anpries, war, als würde er dem Verrückten Hutmacher zuhören.

Aber das würde ihn zu Alice machen …

Auf keinen Fall!

Kaum drei Tage später allerdings war Granger plötzlich die Verrückte im Schloss: „Ich will die ganze Wochendosis."

„Wir alle wollen etwas … Das heißt nicht, dass wir es bekommen."

Ihr Stöhnen war nicht besser als das Augenverdrehen. „Ich habe zu viel zu tun, um eine Woche lang jeden Abend herzukommen!"

„Oh, natürlich, der Weg vom Abendessen hierher ist endlos."

„Ich esse nicht, bevor ich den Trank nehme."

Weise Entscheidung.

„Und möglicherweise schaffen Sie es nicht, zur vereinbarten Zeit vor Ort zu sein …"

Ihr Blick auf seinem linken Arm ließ ihn beinahe die Hand ballen. „Passen Sie auf, was Sie sagen!"

„Das habe ich."

Oder war er der Verrückte von ihnen?

Denn er gab ihr wirklich die ganze Wochendosis mit. „Geben Sie acht, dass niemand ihn sieht."

„Und ich wollte ihn vor versammelter Mannschaft nehmen …"

„Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus! Und melden Sie sich, wenn Sie Probleme haben."

„Sicher."

Irgendjemand von ihnen war definitiv verrückt und er fürchtete den Moment, in dem er herausfinden würde, wer.


„Halten Sie den Raum der Wünsche für sicher, Sir?"

Was zum … Muffliato! „Das ist nicht der richtige Ort und nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen, Miss Granger!"

„Es ist niemand mehr hier und die nächste Unterrichtsstunde beginnt erst in zehn Minuten. Niemand kommt zu Ihrem Unterricht früher als nötig. Sir."

Nicht zu fassen … Selbst Druck auf seine Nasenwurzel würde diese Kopfschmerzen nicht mehr stoppen. Umbridges Regime, der Dunkle Lord und seine Pläne, Potters Okklumentik-Unterricht, zu viele verdammte Vollmonde und jetzt auch noch Grangers fixe Ideen. „Warum fragen Sie?"

„Ich will eine Weile lang auf den Trank verzichten."

Bitte was? „Warum?"

„Weil es mir beschissen geht! Mir ist eine Woche lang permanent schlecht und abgesehen davon, dass ich nicht wild werde, bringt er mir gar nichts! Wenn ich in einem sicheren Umfeld bin, kann ich mich ohne den Trank wenigstens … fallenlassen. Ich muss nicht die ganze Nacht spüren, dass ich ein Wolf bin. Der Wolfsbanntrank ist doch nur für die anderen eine Erleichterung, nicht für uns …"

Hatte sie etwa Tränen in den Augen?

„Also, wenn Sie den Raum der Wünsche für sicher halten …"

Ja, tatsächlich. Aber kam das wirklich überraschend? Der Trank war hart …

„Ja, der Raum ist sicher."


Verdammter Bengel … Er hatte kein Recht! Keines! Was fiel ihm eigentlich ein?! War noch viel zu glimpflich davongekommen! Wenn er sich gestern nicht um Montague hätte kümmern müssen … Und um den scheiß Vollmond! Dann …

Das Knallen der Badezimmertür war nur ein unbefriedigender Ersatz für das, was er gern mit Potter getan hätte.

„Immer noch erbost aufgrund der gestrigen Vorfälle?"

Fuck! „Können Sie nicht anklopfen?"

„Nein."

Zwei Jahrzehnte später und noch immer konnte der Blutige Baron keine Privatsphäre respektieren. „Was ist so wichtig, dass Sie mich vor dem Anziehen heimsuchen müssen?"

„Das Mädchen ist immer noch im Raum der Wünsche."

Fuck …


Der Wald war still.

„Miss Granger?"

Gespenstisch.

Expecto patronum!" Wo sind Sie?

Seine Hirschkuh sprang nach Osten davon und verschwand.

Bitte seien Sie nicht tot …

„Miss Granger?"

Minuten später, die zweite Hirschkuh. Melden Sie sich! Sie sprang davon.

Aber ihr Glühen blieb.

Und da war Granger. Ihre bleiche Haut leuchtete im Licht des Patronus, ein blutiger Ast ragte aus ihrer Flanke.

Ein Ast, der zu einem umgestürzten Baumstamm gehörte.

2%.

Die Vergangenheit legte eine eiskalte Hand in seinen Nacken und wisperte 'Hast du mich vermisst?' in sein Ohr wie ein Liebhaber, der einem das Schlafen abgewöhnt hatte.

Nein!

„Miss Granger!"


Sich mit dem Tod anzulegen, war für Severus nichts Neues.

Schüler hatten die Angewohnheit, sich in alle möglichen und unmöglichen Situationen zu bringen und da er im Gegensatz zu den meisten Lehrern für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, die Albus in den letzten sechzehn Jahren eingestellt hatte, tatsächlich etwas von eben jenen verstand, war er zu oft derjenige, der die Schüler aus diesen Situationen befreien musste.

Aber er hatte noch nie eine Schülerin von einem Ast befreien müssen.

Wie war noch die richtige Reihenfolge? Erst der Trank und dann rausziehen? Oder umgekehrt? Hätte er bloß bei Poppy besser aufgepasst …

Seine Bürotür knallte gegen die Wand, Granger stöhnte, als er sie auf der Couch in seinem Wohnzimmer ablegte.

„Vertraue darauf, dass Gryffindors selbst an sicheren Orten Wege finden, um sich umzubringen."

Ugh … Ich vertraue hauptsächlich darauf, dass jähzornige Mörder mich offenbar niemals in Ruhe lassen können … „Sie ist nicht tot."

„Ach? Bedauerlich …"

Aristokratischer Scheißkerl! „Verschwinden Sie! Sofort!"

„Ts!" Der Blutige Baron flog durch ihn hindurch und verschwand.

Fuck … Die Kälte fuhr in seine strapazierten Muskeln wie ein Blitz in einen Baum, der Boden presste sich hart gegen seine Knie.

Atmen! Atmen! Besser … Dann los!

Bevor der Tod ihm doch noch zuvorkam.


Der Ast weckte sie. Als wäre das Herausziehen ein Fortreißen und ihr Aufbäumen ein Versuch, ihn festzuhalten. „AH-hgn!"

„Ruhig!"

Ihr Blick war eine Motte auf der Suche nach Licht, fand aber nur Blut, sehr viel Blut. „Scheiße …"

Kein 'Was ist passiert?', kein 'Wo bin ich?', kein 'Sie hatten es mir doch versprochen!'.

Nur: „Scheiße, verdammt!"

„Hier!" Der erste Trank. „Und diesen!" Der zweite. „Und -"

„Schon klar!"

Keine Schmerzen mehr zu haben, machte sie offenbar noch garstiger, als sie es voher schon gewesen war.

„Mmmhhnghahh! Soll das so wehtun?"

„Ja."

„Ahhgh! Ich hasse Sie!"

Was genau die Worte gewesen waren, die er Poppy an den Kopf geworfen hatte, als sie ihm das erste Mal diesen Heiltrank gegeben hatte. Anscheinend wirkt er …

Aus Grangers Perspektive heraus hatten die ersten Minuten bis der Schmerz nachließ allerdings länger gewirkt. Sie sank schließlich in sich zusammen. „Was tun Sie mit mir?"

„Ich versuche, Ihr Leben zu retten, Miss Granger. Und Ihrer Wunde nach zu urteilen, gelingt es mir." Ratzeputz! Ja. Die Wunde hatte sich geschlossen.

„Und wofür? Mehr hiervon …"

Bitte?! „Hören Sie mir zu! Mehr hiervon bedeutet auch mehr Zeit, mehr Leben! Wagen Sie es nicht, das wegen einer Nacht im Monat wegzuwerfen!"

„… Ja, Sir."


Grangers Problem gelöst, kehrte er zurück zu seinem. Welches war wohl der würdevollste Weg, um vom Boden wieder aufzustehen? Elender Geist …

Eins, zwei -

Nun, auf die Tischplatte war ein Anfang.

„Ich dachte, ich würde sterben …"

Ich auch. „So leicht stirbt es sich als Werwolf nicht."

„Ach ja? Sie sehen beschissen aus und haben sich nicht mal aufgespießt."

„Ausdruck!"

„Tun Sie nicht so, als ob Sie niemals fluchen würden …"

Mein Ausdruck steht hier nicht zur Debatte, Miss Granger. Und wagen Sie es nicht, die Augen zu verdrehen!"

„Schön! Dann sagen Sie mir bitte, wo meine Sachen sind, Sir."

Impertinente Besserwisserin! Mit einem Schnipsen seines Zauberstabes verwandelte er das Laken, in das er sie gewickelt hatte, um sie nicht nackt durchs Schloss tragen zu müssen, zurück in ihre Kleidung und warf anschließend ihren Zauberstab obenauf. „Da sind Ihre Sachen."

Nur dürftig von Ärmeln und Hosenbeinen bedeckt, krümmte Granger sich. „Danke!"

Wer's glaubt … „Ziehen Sie sich an. Langsam! Ich will Sie nicht noch ein zweites Mal zusammenflicken müssen. Und wenn Sie sich kräftig genug fühlen, kommen Sie ins Büro."

„Ja, Sir."

An der Tür sah er zurück und ihre impertinente Schale zerfallen. Verbissen zu müde zu nur ein Mädchen.

Sie wird wie ich.


Die Abissinische Schrumpelfeige ist in der Muggelwelt nicht bekannt, obwohl sie auch in Muggelgegenden …

Wenn Sie schon abschreiben, dann tun Sie es wenigstens korrekt, Miss Harper. Das rote E glänzte über dem falsch geschriebenen Wort, das rote M unter dem Essay und Grangers rote Augen in ihrem ausdruckslosen Gesicht. Fünf Minuten … Er hatte geglaubt, dass sie länger brauchen würde, um sich fertigzumachen.

„Sie sollten darüber nachdenken, ob Sie nicht doch jemanden über Ihren Zustand informieren wollen."

„Will ich nicht." Als wäre sie stark, aber ihr zitternder Körper betrog sie.

Er gab ihr den Trank für den Morgen danach. „Warum nicht?"

Ein Seufzen, beinahe unhörbar. „Warum sollte ich?"

„Weil es hilft, Freunde zu haben."

„Freunde … ja. So wie Remus Lupin Freunde hatte, die nur für ihn Animagi geworden sind. Damit er noch mehr Menschen in Gefahr bringen konnte. Freunde, die es cool fanden, was er ist. Aufregend. Ach so abenteuerlich. Die ihn benutzt haben, um einem neugierigen Mitschüler einen Schreck einzujagen."

Wagen Sie es nicht!

„Bis dieser neugierige Mitschüler sich gerächt hat, indem er Lupin vor der ganzen Welt geoutet hat."

Miese, kleine … „Raus!"

„Natürlich, Sir." Ein leises Klonk, die leere Phiole.

Sie zersprang in tausend Scherben an der geschlossenen Tür.


„Worauf muss bei Flussgras geachtet werden, Mr Potter?"

„Ich weiß es nicht, Sir."

„Natürlich nicht. Welche Farbe sollte ein Stärkungstrank haben, Miss Granger?"

„Am -"

„Falsch! Mr Potter, wie lange müssen Schrumpelfeigen gekocht werden, um die Haut entfernen zu können?"

„Sieben Minuten, Sir."

„Nein. Fünf Punkte Abzug von Gryffindor für erbärmliches Raten. Wie kann man getrocknete Alraune von Ingwer unterscheiden, Miss Granger? Nichts? Bedauerlich. Ich erwarte nächste Woche ein zwanzig Zoll langes Essay von Ihnen beiden über diese Themen."

Mmh, ja. Genau das hatte er heute gebraucht. Kichernde Slytherins und wütende Gryffindors.

Und dazwischen Weasley: „Mann, was habt ihr bloß angestellt?"


„Sirius ist tot."

„… Wie?"

„Einer von Bellatrix' Flüchen hat ihn durch den Vorhang stolpern lassen."

Der Vorhang … „Sonst jemand?"

„Nein. Dank Ihrer Intervention waren wir rechtzeitig da, um die Kinder zu retten."

„Retten …"

„Miss Granger wird wieder. Sie hatte Glück."

Glück?

Glück, Dumbledore? Es war Ihre verdammte Aufgabe, sie -

Sie haben versagt!

Schon wieder!

Und nicht nur das! Ich musste Poppys Gedächtnis verändern! Damit sie die Narben vergisst, die Granger durch Ihr erstes Versagen hat! Wissen Sie eigentlich, wie schmutzig ich mich jetzt fühle, Dumbledore? Poppy! Wenn es jemanden unter uns gibt, der noch ein wirklich reines Gewissen hat, dann sie!

„Wenigstens hat dieser Abend auch etwas Gutes gebracht. Die Prophezeiung ist vernichtet und niemand hat sie gehört. Voldemort wird niemals ihren genauen Wortlaut erfahren."

„Das nennen Sie gut?"

„Ich muss mit dem zufrieden sein, was sich ergibt. Nachdem Sie sich weigerten, Harry weiterhin in Okklumentik zu unterrichten …"

Wie bitte?! „Er hat alles in Gefahr gebracht, Dumbledore! Weil er neugierig gewesen ist! Wenn er eine der anderen Erinnerungen im Denkarium gesehen hätte und der Dunkle Lord hätte dabei zufällig in seinen Geist geschaut -"

„Schon gut, Severus. Wir haben das hinreichend diskutiert."

Klar. „Ich werde mich um Grangers Tränke kümmern."


Wenn man einen Käfer zermahlte und ihn danach Körnchen für Körnchen wieder zusammensetzte, dann war das ungefähr, wie Granger ein paar Tage später aussah. Die Stuhllehne knackte unter dem Druck ihrer Hände.

„Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, Sir. Mein Verhalten war unangebracht."

War es.

„Und ich möchte mich bedanken. Für alles."

Hm.

„Und …"

Und, was? „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Miss Granger."

„Ich wollte fragen, ob ich doch wieder den Wolfsbanntrank bekommen könnte."

„Da die Ferien demnächst beginnen, halte ich das für unumgänglich."

„Danke, Sir."

Hm. „Sonst noch etwas?"

„Ja. Soll ich Ihnen die Tränke wirklich nicht bez-"

„Nein."

„Aber die Kosten, die Sie -"

„Ich habe keine Kosten, Miss Granger!" Aber Kopfschmerzen. „Da Professor Dumbledore sowohl bei Ihrem als auch bei meinem Schutz versagt hat, lasse ich alle Bestellungen über das Schulkonto laufen."

„Oh. Das … habe ich nicht erwartet."

Ach was. „Verbringen Sie die Ferien bei Ihren Eltern?"

„Nein, im Fuchsbau."

Hm.

„Danke, Sir."

„Das sagten Sie bereits."

Die Röte tat ihrem Erscheinen gut. „Ich denke, ich kann es nicht oft genug sagen. Ohne Sie …"

„Werden Sie jetzt etwa rührselig, Miss Granger?"

„… Natürlich nicht."

Gut. „Kommen Sie übermorgen her, um sich die Tränke abzuholen."

„Ja, Sir."

Merlin …


„Was – genau tust du hier, Wurmschwanz?"

„Ich sehe mich um, Schn-"

Langlock! „Ich schlage vor, du wählst deine Worte mit etwas mehr Bedacht."

„Hnngh!"

„Oh, ich weiß. Der Dunkle Lord hat dich hierher beordert, um mir … Gesellschaft zu leisten. Aber weder muss ich mich von dir beleidigen lassen noch muss ich dich in meinem Labor dulden. Verstanden?"

„Hnnff!"

Wie bitte?"

„Hhgnf."

„Besser." Finite incantatem! „Verschwinde! Und übe dich in nonverbaler Magie."

„Der Dunkle Lord wird das -"

„Den Dunklen Lord – interessiert es nicht, dass du dich von mir ungerecht behandelt fühlst, Pettigrew. Wenn er wissen will, welcher Art die Experimente sind, die ich hier durchführe, steht es ihm frei, sich diese Information von mir zu besorgen."

„Er wird davon erfahren!"

„Natürlich wird er das."

Ja, Wurmschwanz, starr mich ruhig an. Wenn du auch nur einen Funken Legilimentik beherrschen würdest, könntest du dem Dunklen Lord meinen Kopf auf einem Silbertablett servieren. Aber du bist nutzlos. Er wollte dich loswerden, darum bist du hier.

„Habe ich mich unklar ausgedrückt?"

Der Gnom von einem Zauberer bebte regelrecht, seine Rattenzähne pressten sich hart in seine Unterlippe. Schließlich zog er ab, aber das „Schmieriger Schleimbeutel …" hing noch in der Luft, als es an der Tür klopfte.


War die Tür immer so warm? Als würde von außen jemand eine Hand gegen das Holz pressen und diese Wärme direkt in seine eigene fließen.

Oder war es nur, weil ihm so kalt war, seitdem Bellatrix und Narcissa gegangen waren?

Das werde ich …"

Wurmschwanz kroch auf ihn zu wie die dritte der zehn Plagen. „Was wollten sie denn?"

Stupor!

Eine temporäre Lösung für ein dauerhaftes Problem.

Er musste Dumbledore informieren.

Aber der Dunkle Lord durfte es nicht erfahren.

Trink das …"

Merlin, er vertrug keinen Elfenwein. Alles drehte sich, Übelkeit schlug ihre Krallen in seinen Magen, seine Brust brannte.

Und sein Arm. Der rechte, dieses Mal. Er war gebunden, sein Leben der Einsatz.

Fuck!

Er hatte nicht geahnt, wie sehr er daran hing, bis die Perspektive, es zu verlieren, ihn auf den Teppich kotzen ließ, den er mit neunzehn von Lucius' Dachboden hatte mitgehen lassen; vollkommen sorglos, weil Lucius ihn niemals vermissen und niemals einen Fuß in dieses Haus setzen würde.

Narcissa schon.

Aber sie hatte ihn nicht wiedererkannt.

Er sie auch nicht.

Narcissa, es ist genug. Hör mir zu!"

Hören Sie mir zu!"

Verdammt …

Granger.

Was sollte mit ihr passieren, wenn er seinen Schwur erfüllte?

Sie musste noch einmal dazulernen.


Drei Wochen im Schloss, die alten Routinen und kleine Feuer an allen Ecken hatten dieselbe Wirkung auf ihn wie eine halbe Flasche Feuerwhisky und der eine oder andere Trank aus seinem Repertoire: Die Realität verblasste so angenehm.

Miss Granger war der Morgen danach.

„Warum keine … freie Verwandlung im Raum der Wünsche mehr?"

„Harry braucht mich."

Ah.

Apropos … „Sie müssen lernen, die Tränke zu brauen."

Das Quietschen einer Gabel auf Porzellan hätte ihm kein unangenehmeres Gefühl geben können als ihr viel zu erwachsener Blick, in dem ungefähr ein halbes Dutzend Puzzleteile so offensichtlich ihren Platz fanden, dass er glaubte, das Klicken hören zu können.

Hören Sie auf zu denken, Miss Granger! Um Merlins Willen, hören Sie auf, so viel zu verstehen!

„Okay. Ich habe an den Donnerstagabenden Zeit. Passt Ihnen das?"

Muss es.

„Was ist das?" Sie deutete auf die dritte Phiole neben den üblichen Zweien.

„Gegen die Übelkeit. Einnahme nach Bedarf."

„Oh. Danke."

„Verschwinden Sie!"

Granger und die drei Phiolen waren schon beinahe gegangen, als sie plötzlich einen auf Columbo machte. „Wissen Sie, was mit Professor Dumbledores Hand passiert ist?"

Netter Versuch, Miss Granger. „Das geht Sie nichts an."

„Hm." Noch ein Blick, noch mehr Puzzleteile.

Merlin stehe ihm bei …


Schüler, unfähig, sich gegen eine Mücke zu verteidigen.

Die einen, weil sie erst elf waren und kaum den Zauberstab richtig halten konnten.

Finite incantatem! „Passen Sie auf, wohin Sie zielen, Miss Edwards!"

Und die anderen, die es nicht konnten, obwohl sie sollten.

Rennervate! „Das ist kein Schildzauber, Mr Biggs, sondern eine Beleidigung!"

Vollmond.

Todessertreffen.

Mylord.

Draco.

„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Professor Snape. Darf ich wieder in den Unterricht zurück?"

Nein, Mr Malfoy. Hinsetzen! „Natürlich. Sie wissen, wo Sie mich finden."

Dumbledore.

„Ich weiß nicht, was er plant, Schulleiter." Nein, auch nicht, wenn Sie mich so ansehen.

Granger.

„Ich weiß nicht, wozu ich das überhaupt lernen soll. Es ist schließlich nicht so, als ob ich mir dieses Equipment leisten könnte. Geschweige denn dass ich einen Ort hätte, an dem ich es aufbauen könnte!"

Das ist mir egal! Sie werden es lernen! „Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage, Miss Granger."

Slughorn.

„Ich wünschte, Sie wären als Schüler damals schon so fähig gewesen, Severus. Ich hätte Sie sofort in meinen Club geholt."

War ich. Und haben Sie nicht. Fatzke.

Noch mehr Schüler.

„Professor Snape!"

Noch ein Treffen.

Mylord!

Und ein Vollmond.

Atmen!

Und ein Hogsmeade-Wochenende.

„Es ist Katie Bell, Severus."


„Mr Malfoy ist bereit, drastischere Maßnahmen zu ergreifen, als ich vermutet hatte."

dreizehn, vierzehn, fünfzehn. Der Trank versickerte in der toten Hand des Schulleiters. „Das hätte ich vielleicht auch sein sollen."

„Legilimentik?"

„Zum Beispiel."

Dumbledores Schweigen grub sich in seine Ohren wie ein Blutegel.

„Es hätte das Mädchen beinahe das Leben gekostet, Schulleiter!"

„Nun, dank glücklicher Umstände hat es das nicht. Im St.-Mungos ist man optimistisch, dass sie vollständig genesen wird."

„Nächstes Mal wird Mr Malfoy besser sein."

„Oder noch verzweifelter …"

„Beides macht ihn gefährlicher."

„In der Tat. Sie behalten ihn besser aufmerksam im Auge. Ich verlasse mich auf Sie."


„Haben Sie heute noch etwas Besseres vor, Miss Granger?"

„Nein, Sir."

Lüge. „Warum schauen Sie dann ständig zur Uhr?"

„Tue ich gar nicht."

Noch eine Lüge. „Wenn es Sie ablenkt von diesem äußerst herausfordernden Trank, dessen Zubereitung ich Ihnen in meiner Freizeit beizubringen versuche, dann -"

„Es lenkt mich nicht ab, Sir. Es gibt nichts, das mich ablenken könnte."

Und eine dritte Lüge. Sie war rot wie Salamanderblut, aber ihre Augen waren verschlossen. Wie Dracos. Warum hatten plötzlich alle gelernt, wie Okklumentik funktionierte? „Konzentrieren Sie sich!"

„Natürlich, Sir."

Aber sie war abgelenkt und deswegen folgte er ihr, nachdem er die Stunde zehn Minuten später als üblich beendet hatte. Wie ein durstiger Affe zum Wasserloch huschte auch sie geradewegs auf die Eingangshalle zu, blickte nicht links, nicht rechts und schon gar nicht zurück.

Ich dachte, Sie hätten dazugelernt, Miss Granger …

Nun, vielleicht hatte es auch etwas Gutes, dass sie offenbar in manchen Dingen doch noch ein normaler Teenager war. Michael Stevens, Ravenclaw, siebtes Jahr. Severus erkannte ihn sofort an den Segelohren. Er wartete offenbar auf Granger, denn sie tauschten ein paar Worte, die Severus nicht verstand, und gingen hinaus.

Noch eine Stunde bis zur Ausgangssperre, Mr Stevens. Wehe ich erwische Sie danach …


„Lieber lasse ich mich mit dem Cruciatus foltern!"

„Meinetwegen, aber du wirst danach trotzdem zu Slughorns Weihnachtsfeier gehen."

„Sagt wer?"

„Sage ich! Wir müssen alle unsere halbe Stunde absitzen, Severus, du wirst dich nicht davor drücken."

Er hatte dem nur nicht widersprochen, weil Minerva gegangen war.

Und jetzt sprach er nicht, weil niemand hier war, mit dem zu sprechen es sich lohnte.

Stattdessen hörte er zu – und er hörte Interessantes.

„Guck mal, Granger ist mit McLaggen hier."

„Ich dachte, sie hätte sich mit Stevens getroffen."

„Hat sie. Aber er meinte, es lief nicht so gut."

„Was ist passiert?"

Ein Schulterzucken. „Konnte er nicht genau sagen, aber er nimmt an, dass er's irgendwie vergeigt hat."

„McLaggen scheint es auch zu vergeigen."

„Ja, voll!"

Severus sah Paul Graham und Jason Owens hinterher, deren Anwesenheit auf dieser Veranstaltung er sich nur durch die Plus Eins-Regel oder Erpressung erklären konnte.

Aber in einem Punkt hatten sie recht: So wie Granger dreinblickte, war McLaggen dabei, es gründlich zu vergeigen.

Womit der diese Gelegenheit verdient hatte, war Severus jedoch unklar. Weder Stevens noch Granger hatten neulich unzufrieden ausgesehen. Und was hatte Owens gemeint mit 'konnte Stevens nicht genau sagen'? Was war da passiert?

„Severus?"

Ugh, Slughorn …


„Legilimentik bei einem Schüler, Severus? Sind wir als Gesellschaft über derartige Methoden nicht inzwischen hinaus?"

„Ich denke, da fragst du den Falschen, Filius."

„Touché. Trotzdem war ich der Meinung, diese Praktiken würden sich nicht auf deinen Unterricht ausdehnen. Was hat Mr Stevens angestellt, dass du zu derartigen Mitteln gegriffen hast?"

„Genau das habe ich herauszufinden versucht."

Warum tust du so etwas, Severus? Warum kannst du dich nicht einmal vernünftig benehmen? Warum musst du immer anecken und die Menschen provozieren, die es gut mit dir meinen?" – Filius sagte nichts davon, aber es klang in seinem kleinen Seufzen mit und klingelte in Severus' Ohren.

Was er laut sagte, war: „Ich brauche etwas Besseres als das, Severus."

Natürlich. Alle brauchen immer etwas Besseres. „Ich hatte den Verdacht, dass Mr Stevens obliviiert worden ist."

Oh, sieh an, so schnell werden wir hellhörig.

„Und?"

„Ich habe mich geirrt. Er ist einfach nur vergesslich."

Und schon ist der müde Gesichtsausdruck zurück. „Vielleicht kannst du deinen Verdacht nächstes Mal anders überprüfen."

„Natürlich, Filius."

Ein Abschiedsnicken, ein Türklicken, Nach-Abendessen-Gewusel.

„Mr McLaggen? Auf ein Wort bitte!"

Möglicherweise hatte er Granger unterschätzt.

Möglicherweise hatte sie doch das eine oder andere dazugelernt.

Und bald würde sie noch etwas lernen: Ihn kennen.


Doch der Januarvollmond machte es kniffelig. Am Freitag hatte er Unterricht bis um halb fünf, Granger nicht. Er musste auf die letzten Schüler warten, Granger nicht. Ihn passte Trelawney ab, Granger nicht.

Aber!

Granger hatte sich an eine Sperrstunde zu halten. Er nicht. Und sie war spät dran.

McLaggen verließ zuerst den Raum der Wünsche, sichtlich verwirrt, das Hemd halb aus der Hose hängend. Blindlings stolperte er an Severus vorbei. Wirklich, schon aus Mitleid zog er ihm keine Punkte ab.

Granger hingegen entdeckte ihn sofort, einen Finger noch in der Tür.

Denken Sie nicht mal daran!

Sie klickte zu.

„Mitkommen!"


„Gedächtniszauber, Miss Granger? Gedächtniszauber? Was fällt Ihnen eigentlich ein? Ich sollte Sie dem Ministerium melden!"

„Er wollte mich verraten!"

„Und Mr Stevens? Was hat er getan, das für Sie einen Gedächtniszauber legitimiert?"

Stille. Handtellergroße Augen und Stille.

„Nicht einmal Albus Dumbledore hat sich eines Gedächtniszaubers bedient, als ich hinter sein Geheimnis kam! Nicht einmal er war so niederträchtig!"

„Hören Sie auf!"

Nein! Sie sind zu weit gegangen und Sie werden sich anhören, was ich Ihnen zu sagen habe! Ich habe Ihr Geheimnis bewahrt! Ich habe gelogen für Sie! Wiederholt! Und so danken Sie es? Indem Sie hingehen und Ihre Mitschüler obliviieren, nachdem Sie sie in Ihr Bett gelockt haben?"

Sie sog so scharf die Luft ein, dass es sich für einen Moment anfühlte, als wäre keine mehr übrig, für keinen von ihnen.

„Ja, ich weiß, was Sie mit Ihren Mitschülern getan haben. Ich spiele dieses Spiel schon länger als Sie."

„Sie ähm … sie haben meine Narben gesehen und -"

„Das ist kein Grund, ihre Gedächtnisse zu verändern! Sie wollen es geheim halten, also finden Sie einen Weg, um mit den Konsequenzen klarzukommen oder machen Sie es öffentlich! Das war das letzte Mal, dass ich für Sie gelogen habe. Verstanden?"

„… Ja, Sir!"


Wie viele gab es noch?

Wie viele Mitschüler hatte Granger noch in den Raum der Wünsche gelockt und verführt, um sie dann zu obliviieren, nur weil sie Augen im Kopf und Interesse an ihr gehabt hatten?

Wie viele hatte sie noch hintergangen?

„Zehn Punkte Abzug von Gryffindor, Miss Granger!"

Ihr Blick sagte Leck mich! deutlicher als Worte.

Potter hingegen keuchte ein „Was? Wofür?"

„Und noch zehn Punkte mehr, Mr Potter!"

„Aber -"

HALTEN Sie den Mund oder es werden fünfzig!"

Potters Blick schrie Ungerechtigkeit! und Hass!, aber seine Lippen konnten die Worte bändigen. Gerade eben.

Gut so.

Granger hatte das verdient.

Sie hatte noch viel mehr verdient!

Vielleicht war Potter sogar eines von Grangers Opfern. Vielleicht hatte sie ihn auch benutzt und hintergangen und belogen und verraten. Vielleicht war er der erste gewesen. Vielleicht hatte sie dann Weasley genommen, bevor sie sich bei anderen umgesehen hatte. Es bot sich an, oder?

Stupor!

Protego!"

Die ganze Klasse zuckte zusammen, keuchte, begriff nicht mal, was passiert war, als es schon längst vorbei war.

Granger begriff es. Sie funkelte ihn durch ihren Schutzzauber an.

„Sie müssen immer auf einen Angriff vorbereitet sein! Einen Feind erkennen Sie erst, wenn er Sie aus dem Hinterhalt attackiert!"


Und aus dem Hinterhalt attackierte Granger ihn.

Nicht einmal er konnte sich vor diesem Angriff schützen, nicht im Schlaf.

Es war, als hätte man sie alle in Wackelpudding gegossen. Stumm. Verlangsamt. Erstickt.

Dumbledore musste da weg! Es war zu früh!

Aber er konnte ihn nicht erreichen, seine Füße … Er konnte nicht …

Nein!

Der sternenbesetzte Umhang fiel in sich zusammen, direkt vor seinen Fingerspitzen.

Granger hatte den Zauberstab noch erhoben, eine abgefeuerte Waffe. Das Grün wirbelte in ihren Augen und zog ihn fort.

Zurück blieb Mulcibers Gesicht über seinem, wie damals: Feixend, jung und unvergesslich. „Jetzt, Severus, bist du wirklich gefickt."


Eine Dosis?"

„Offensichtlich."

Dieses Mal stand noch mehr in ihren Augen als Leck mich! und bedauerlicherweise durfte er noch immer keine Punkte dafür abziehen.

Nicht einmal für ihr Schnaufen, er hatte das mit Dumbledore diskutiert.

Mehrmals.

„Es sind Teenager, Severus, was erwarten Sie?"

„Respekt."

„Nun, einer muss den Anfang machen, denken Sie nicht?"

„Sobald sie es verdienen, werde ich das tun, Schulleiter."

Aber sie verdienten es nicht. Die meisten jedenfalls nicht. Sie alle versuchten bloß, seinen Launen aus dem Weg zu gehen und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Manche wagten es, ihm ganz offen die Stirn zu bieten (und bereuten es), die meisten taten es nur im Stillen (und bereuten es ebenfalls). Denn sie alle vergaßen eines: Er war Experte im Jemandem-anders-als-verbal-Nichtachtung-Zeigen. Er wusste, wie der Hase lief.

Granger inzwischen auch.

Und er hatte es einreißen lassen. Hatte es ihr gestattet, ihm auf der Nase herumzutanzen.

Nochmal würde das nicht passieren.

„Morgen Abend bekommen Sie die nächste Dosis, Punkt acht Uhr."

„Ja, Sir." Das leere Becherglas knallte lauter auf den Tisch als sonst (aber nicht laut genug, um sie Punkte zu kosten), die Tür ebenfalls.

Er würde ihr Respekt beibringen und wenn es das Letzte war, was er tat!


„Alkohol … Alkohol! Sie sind eine Demütigung für das Haus Slytherin!"

Ugh …

Geister-Banne!

Gab es so etwas?

Er musste das recherchieren. Oder entwickeln. Irgendwas.

Was hatte der Blutige Baron noch gesagt?

Ach ja. Demütigung bla bla. „Das Haus Slytherin wird nichts davon erfahren, solange Sie die Klappe halten."

Hätte er auch tun sollen. Die Klappe halten. Einfach machen. Wäre alles einfacher, wenn er nichts wüsste.

Jetzt musste Potter sterben und er würde niemals wiedergutmachen können, was -

Niemals.

Fuck.

Das Klappern der Flasche auf der Schreibtischplatte schnitt dem Hausgeist der Slytherins das Wort ab.

Gut so. Hatte sowieso nicht hören wollen, was er zu sagen hatte.

„Ich sehe, es ist bald so weit."

Das auch nicht.

„Nun, dann sollte ich wohl die verbleibende Zeit nutzen, um Sie darüber zu informieren, dass Ihr Mündel auf dem Weg hierher ist."

Mündel? „Wer?"

„Das Mädchen. Der andere Werwolf!"

Was?"

„Tsk! Diese Ausdrucksweise … Miss Granger ist auf dem Weg hierher. Ich vermute, das war nicht geplant?"

Nein, das war nicht geplant gewesen. Sonst hätte er nicht seinen halben Whisky-Vorrat getrunken.

Vermutlich.

„Was zum Teufel will sie hier?"

Das Klopfen beendete ihr Gespräch.

Fast: „Fragen Sie sie!" Direkt bevor der kleine Scheißkerl durch die Decke verschwand.

Fuck …


Lily, als sie das erste (und einzige) Mal einen Trank vor ihm korrekt brauen konnte. Mulciber, nachdem er ihn zweimal innerhalb von zehn Minuten hatte kommen lassen. Dumbledore, bei seiner Rückkehr vom ersten Treffen mit dem Dunklen Lord vor knapp zweieinhalb Jahren.

Und jetzt Granger.

Merlin, ich hasse diesen Blick.

„Was wollen Sie hier? Jetzt?"

„Da Sie mich die ganze Woche lang haben antanzen lassen, dachte ich, ich soll vielleicht auch diese Nacht hier verbringen. Offensichtlich können Sie mir nicht mehr vertrauen."

Sie versuchte, schnippisch zu klingen, aber die Verwandlung war zu nahe, der Wolf rumorte unter ihrer Haut und begann sich aufzubäumen.

Seiner auch, andernfalls hätte sie eine andere Antwort von ihm bekommen. Etwas Härteres als: „Nun, jetzt ist es zu spät, um diese Nacht irgendwo anders zu verbringen." Er überließ sie dem Knarzen der Bürotür und ging so gerade wie möglich in sein Schlafzimmer.

„Haben Sie etwa getrunken, Sir?"

„Das geht Sie nichts an, Granger!"

Zack!

Die Tür war zu.

Sollte sie doch sehen, wo sie blieb. Er musste seine Kleidung loswerden, bevor sie ihn strangulierte.

Verdammte Scheiße!

Alkohol machte die Verwandlung nicht einen einzigen Deut besser.

Dass Granger kurz darauf leichtfüßig auf sein Bett sprang, auch nicht.


Wie zum Teufel können Sie es wagen?

Durch die immer noch offen stehende Schlafzimmertür fiel ein Streifen Licht auf ihr graues Fell, das sich als Antwort auf sein tiefes Grollen aufstellte.

Runter von meinem Bett! Sofort!

Aber nein, sie knurrte einfach zurück. Sie hatte nicht mal den verdammten Anstand aufzustehen! Lag einfach da, ein wildes Funkeln in den Augen, Wolfsbanntrank oder nicht.

Er schnappte nach ihr, verpasste ihre Schnauze um Millimeter. Letzte Warnung!

Urplötzlich wirbelte sie herum, packte ihn mit ihren Zähnen im Nacken, zwang ihn zurück aufs Bett.

Was zum …

Schön! Spielen wir!

Er wand sich herum – und Granger gleich mit. Die Zähne gefletscht, starrte sie ihm direkt in die Augen, knurrte.

Er knurrte zurück.

Schluss damit!

Aber nein. Sie würde nicht klein beigeben, nicht jetzt.

Nicht während sie auf Augenhöhe waren.

Deswegen war sie hergekommen! Solange er ihr Lehrer war, konnte sie ihm nicht die Stirn bieten. Als Wolf hingegen …

Die Rechnung haben Sie ohne den Wirt gemacht, Granger.

Dieses Mal zielte er, um zu treffen. Fauchend grub er seine Zähne in ihr Fell, aber sie duckte sich weg, rutschte beinahe vom Bett, warf sich wieder auf ihn.

Sie schnappte nach seinem Nacken, skrupellos, hart -

Und biss zu.


Als das letzte Mal jemand sein Gesicht in ein Kissen gepresst hatte, war Severus sowohl erregt als auch zu laut gewesen.

Zu laut für den Jungenschlafsaal der Slytherin-Siebtklässler.

Jetzt war er nur wütend.

Wie konnte sie es wagen?

Ohne den Whisky wäre ihm das nicht passiert …

Aber Potter …

Der Schwur …

Und jetzt auch noch Granger!

Zum Teufel mit ihnen!

Er presste sich hoch und schlug ihr die Zähne ins Bein.

Sie jaulte, ließ los.

Aber wenn er gedacht hatte, dass sie aufgeben würde, hatte er sich geirrt.

Sie knurrte und bellte, schnappte nach seinem Bein, seinem Schwanz, seinem Nacken. Immer wieder der Nacken.

Er zielte auf ihre Kehle.

Leg dich niemals mit einem Slytherin an, Granger.

Aber genauso wie im Unterricht parierte sie seinen Angriff.

Zweimal.

Es musste am Alkohol liegen!

Sein Gehirn fühlte sich an, als würde es frei in seinem Kopf schwimmen, alles war ein bisschen unscharf im schummrigen Licht und Granger hatte ein verdammtes Ziel.

Seinen – scheiß – Nacken!

Und sie bekam ihn.

Aber nur weil er unachtsam gewesen war!

Schnaufend pinnte sie ihn mit ihrem Gewicht auf die Matratze, die Zähne fest, nicht schmerzhaft in sein Fell verbissen. Hab dich! schien ihr Grollen zu sagen.

Vorläufig! seines.


Alkohol war wie der alte Priester aus seiner Kindheit. Man suchte nur ein kleines bisschen Beistand und ehe man es sich versah, kniete man am Boden und bettelte einen Gott um Gnade an.

Ganz so weit war Severus noch nicht, aber als die Nacht verblich und sie sich zurückverwandelten, splitterfasernackt nebeneinander auf seinem derangierten Bett, und Granger nicht die Flucht ergriff; als sie ihn herausfordernd ansah und ihr Blick zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her sprang, wusste er, dass er genau dort landen würde: Auf seinen Knien. Um Gnade bettelnd.

Vergib mir Vater, denn ich werde sündigen.


Sie tat es.

Küsste ihn.

Wie kannst du es wagen?

Aber dann hielt er sie fest und küsste sie zurück, wild, in wirklich jeder Hinsicht, gierig, unverfroren. Obwohl es ihm mies ging. Fiebrig, verkatert, sein ganzer Körper ein Puzzle, dessen übrig gebliebene Teile falsch zusammengesetzt worden waren, um irgendwie zu funktionieren. Verlangen und Übelkeit und Erregung und die Erwartung von Erlösung verknoteten sich in seinem Magen und deswegen zog er Grangers Bein nur weiter über sich, als sie sich rittlings auf ihn setzte.

„Ich brauche dich" und „So sehr!", geflüstert im Dunstschleier des frühen Morgens, Nachvollmondekstase, und ein „Bittebittebitte" erschlug seine Zweifel, heiß und kläglich an seinem Ohr.

„Ja." Bitte!

Fuck! Sie war so … und er so … Ein wortloses Flehen löste sich aus dem Knoten in seinem Magen. Es ertrank im Stöhnen, das sie wie ein Geschenk in seinen offenen Mund fallen ließ.

„Ja", hauchte sie, ihre Stirn gegen seine gepresst, was auch immer sie damit meinte.

Ja …

Sein Blick hing an ihrem, geradezu hypnotisiert, und obszön waren die Geräusche ihrer kollidierenden Körper, schamlos, hemmungslos, tabu. Verdammt, verdammtperfekt. Severus war lange nicht mehr so erregt gewesen, so trunken, so absolut neben sich.

Als er kam, wimmerte sie in Ekstase.


Hermine Granger war, in der Tat, ein Mensch voller Narben. Ihre Arme, ihre Beine, ihre Schulter, ihre Augen. Je mehr Nachvollmondekstase von ihr abfiel, desto deutlicher wurden sie.

Hatte nun er sie ausgenutzt?

Oder sie ihn?

Oder sie beide einander?

Irrelevant …

„Das hätte nicht passieren dürfen."

„Soll ich dir die Erinnerung nehmen?"

Wie bitte?!

„Das war ein Scherz! Niemand wird jemals hiervon erfahren."

Eine Narbe nach der anderen verschwand. Erst die in ihren Augen, dann die auf ihrem Körper und schließlich Granger selbst.

In die Leerstellen floss Reue, wie er sie noch nie empfunden hatte.

Sex mit einer Schülerin.

Fuck.


Dreieinhalb Tage lang fühlte er sich, als gäbe es einen Stempel auf seiner Stirn, den alle sehen konnten, wenn sie nur genau hinschauten.

Minerva beim Frühstück am nächsten Tag.

Dumbledore bei der Besprechung am Abend darauf.

Mrs Norris, als sie seinen Weg kreuzte.

Und dann fiel ihm wieder ein, dass niemand in Hogwarts jemals genau hinschaute. Seit zweiundzwanzig Jahren verwandelte er sich beinahe ununterbrochen jeden Monat hier im Schloss in einen Werwolf und außer des Blutigen Barons hatte es niemals jemand bemerkt.

Grangers Worte sollten sich tatsächlich als wahr erweisen.

Niemanden interessierte, was hier passierte.

Niemand würde jemals davon erfahren.


Genauso wie er nichts über Dracos nächsten Plan erfuhr, bis er Weasley beinahe umbrachte. Es war das Thema im Lehrerzimmer.

„Zum Glück war Mr Potter da. Ich wusste so schnell gar nicht, was passierte, aber der junge Mr Potter hat sofort geschaltet und Mr Weasley mit einem Bezoar das Leben gerettet. Beeindruckend, dieser Junge, wirklich beeindruckend!"

Potter wusste, was ein Bezoar war? Tatsächlich? „Stellt er sich sonst auch so geschickt an in Ihrem Unterricht, Horace?"

„Oh, ja ja! Sehr talentierter Schüler, Severus, ganz genau wie Sie damals."

Hm.

„Beginnst du etwa, deine Lehrmethoden in Frage zu stellen?"

Spar dir die Schadenfreude, Minerva, oder ich könnte auf die Idee kommen, dir zu erzählen, was ich neulich mit deiner Lieblingsschülerin getan habe. „Ich wüsste nicht, weswegen ich das tun sollte. Offensichtlich habe ich ihn optimal auf seinen UTZ-Kurs vorbereitet."

„Nicht, dass du ihn in deinem Kurs akzeptiert hättest …"

„Dass ich ihn optimal auf Horaces Kurs vorbereitet habe, bedeutet nicht, dass er einen Platz in meinem verdient hätte." Insbesondere da der Bengel sich offenbar einer Quelle bediente, die nicht Horace Slughorn hieß.

„Akzeptiere einfach, dass du dich in ihm geirrt hast, Severus."

„Danke, ich verzichte."

Aber selbst wenn: Sterben musste der Junge trotzdem.


Es war so leicht zu vergessen.

Das Grauen.

Die Reue.

All die Blicke, die es nie gegeben hatte.

Woran er sich erinnerte, war der perfekte Moment. Der Moment, kurz bevor die Woge brach und ihn gegen den Felsen der Realität schmetterte.

Er wollte mehr solcher Momente. Solange er sie noch haben konnte. Bevor er Dumbledore töten und Potter sterben lassen musste. Bevor Malfoy die nächste Dummheit beging. Bevor alles den Bach runterging.

Eine Dosis, Sir?", fragte Granger also sieben Tage vor dem Vollmond im März.

„Eine Dosis, Miss Granger."

Er sah weg und ihr Lächeln trotzdem noch.

Der Countdown läuft.


Zehn.

Illusionen, wie die billigen Tricks eines Muggel-Zauberkünstlers auf einem sechsten Geburtstag mit fünf Gästen, zwei davon bereits scheintot, waren das größte Erbe der Familie Prince.

Seine Großeltern taten so, als hätten sie keine Tochter mehr.

Seine Mutter tat so, als wäre sie keine Hexe mehr.

Er tat so, als wäre er kein Todesser mehr.

Wahlweise auch, als wäre er der treuste Todesser.

Meistens, als würde er nicht den Verstand verlieren.

Und niemals, als könne man ihm vertrauen. Wie Minerva es einmal formulierte: Wenn er bellte, biss er nicht, wenn er biss, dann bellte er nicht.

Allein für diese Wortwahl hatte er sie zwei Wochen lang ignoriert.

Aber vielleicht glaubte Granger deswegen dem Knurren nicht, mit dem er sie beim nächsten Vollmond in seinem Schlafzimmer begrüßte. Vielleicht knurrte sie deswegen einfach zurück und legte sich neben ihn, als hätte sie das verdammte Recht dazu, nur weil -

Sie haben kein Recht, Miss Granger!

Aber eine Einladung.

Und einen Herzschlag und Wärme und eine Seele, die sich gegen seine schmiegte, wie keine Schülerseele sich gegen eine Lehrerseele schmiegen sollte. Kein Recht, keine Angst, keine Hemmungen.

Keine Grenzen, solange der Mond am Himmel stand.

Keine Reue vor dem Morgen.

Die Illusion von Frieden.


Neun.

Grangers Augen waren so braun wie Filius' Tee, Pardon, Milch, in die sich ein Schluck Tee verirrt hatte, und sie waren das erste, was im Morgengrauen wieder menschlich wurde.

Für einen Augenblick, wortwörtlich, stand mehr darin als in jedem ihrer Essays; klar und deutlich, ohne Füllwörter und unnötige Bemerkungen, ohne blumige Formulierungen. Splitterfasernackt und so, so verletzlich.

Dann verschlossen sie sich, vielleicht gegen die Gischt, die die harsche Welle der Rückverwandlung einem ins Gesicht spritzte wie Zitronensaft.

Und obwohl sein Gehör in genau diesem Moment wieder menschlich wurde, wusste er, dass ihre Herzen im Gleichtakt schlugen, als: „Scheiße …"

Fuck …


Acht.

„Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass ich Sie in meinem Bett haben will?" Ihr Blick, die Rückverwandlung, sein Gewissen in Form eines pulsierendes Schmerzes direkt hinter seinen Augenbrauen ließen seine Stimme kratzig klingen wie Schmirgelpapier auf Glas.

„Ich weiß, dass du mich willst. Ich kann deinen Herzschlag hören."

„Lüge."

„Ich konnte deinen Herzschlag hören. Die ganze Nacht. Am liebsten hättest du -"

Kein Wort mehr! Er sorgte dafür mit seinem Mund auf ihrem, ein Sakrileg, das viel zu süß schmeckte für einen Morgen wie diesen, nach einer Nacht wie der letzten und Menschen wie ihnen.

Ich schweige, wenn Sie schweigen.


Sieben.

„Ist es möglich, dass Potter ein auffällig altes Tränkebuch besitzt?"

Ihre Finger, eben noch auf seiner Brust, in seinen Haaren, gekrallt in seinen Bizeps, verloren den Knopf, den sie gerade schließen wollte. „Was?"

„Schon gut." Das war Antwort genug.

„Woher weißt du das?"

„Von dir. Du hast es mir gerade gesagt."

„Aber du hast es geahnt! Was ist das für ein Buch? Ich sage Harry schon das ganze Jahr, er soll es abgeben und -"

Der Moment, in dem sie verstand, war gekleidet in Stille.

Du bist der Halbblut-Prinz."

Ugh. Was hatte ihn bloß geritten, das Buch mit diesem Namen zu kennzeichnen?

„Kein Wort!"

„Schon gut! Wie hast du es herausgefunden?"

„Slughorn schwärmt von Potters Leistungen wie eine Vierzehnjährige von den Schwestern des Schicksals. Widerlich …"

„Eifersüchtig?"

„Wohl kaum." Doch! Ihn hatte Slughorn damals nicht so über den grünen Klee gelobt! Er war nur das unzivilisierte Halbblut gewesen, das unglücklicherweise in seinem Haus gelandet war. Eitler Wichtigtuer … „Aber wenn du es entwenden könntest, würde ich mit Genuss dabei zusehen, wie Potter sein wahres Talent zeigt."

Wenn ich es ihm entwenden kann, dann nur, um mir deine Anmerkungen abzuschreiben. Slughorn ist ein Idiot."

Tsk! „Ausdruck, Miss Granger!"

Sie ging mit einem Feixen.


Sechs.

Fast sechzehn Jahre.

187 Monate.

193 Vollmonde – und nie hatte jemand ihn in einer dieser Nächte gebraucht.

Natürlich hatte Dumbledore derjenige sein müssen, der seiner Glückssträhne ein Ende setzte. Schließlich setzte er auch allem anderen ein Ende.

„Ich kann Sie nicht umbringen, wenn Sie jetzt sterben, Schulleiter, also reißen Sie sich zusammen!" Und wenn möglich, bitte in den nächsten zehn Minuten.

Aber die Verfassung des Schulleiters – bewusstlos, Puls kaum noch tastbar – ließ nicht viel Raum für Hoffnungen. Der Fluch schritt fort, er musste …

Dreizehn Minuten später tauchte er aus dem Dunst der Schwarzen Magie wieder auf wie ein Feuerwehrmann, der einen Hund aus dem Flammenmeer geholt hatte, nur um ihn dann einschläfern zu müssen. Wie sinnlos, das alles …

„Madry!"

„Professor Snape, Sir?"

„Kümmere dich bitte um den Schulleiter. Diesen Trank musst du ihm alle halbe Stunde geben, drei Tropfen. Schaffst du das?"

„Natürlich, Sir!"

„Gut." Benehmen Sie sich, Schulleiter!

Bis er in den Kerkern war, konnte er den Wolf bereits spüren als würde er seine Krallen an der Innenseite seines Schädels wetzen.

Granger ging es offenbar ähnlich: „Wo bist du gewesen?"

„Geht dich nichts an."

Zwei Türen knallten ins Schloss, bevor der erste Verwandlungsschub ihn in die Knie zwang.


Fünf.

„Wie kommt es, dass du keine Narben hast?"

„Warum? Bin ich dir noch nicht kaputt genug?"

„Ugh, vergiss es, ich gehe."

Selbst er erschrak über seine Hand an ihrem Arm. Und sie anzusehen, sie und die letzten Spuren des Nach-Vollmond-Katers, die steinernen Gesichtszüge, die eben noch weich gewesen waren, und vor allem den Kranz aus weißen Narben auf ihrer Schulter, der von ihm stammte und sie für immer zeichnen würde, mehr als alles, was er sonst noch mit ihr getan hatte und weiterhin tun würde, war schwerer, als er erwartet hatte. „Es … liegt daran, dass ich mich selten in geschlossenen Räumen verwandelt habe. Und wenn, dann hatte ich die richtigen Mittel, um meine Wunden sofort und korrekt zu versorgen."

„Also wusstest du, dass Narben bleiben würden?" Wie ungewollt zuckte ihr Kopf zum Beweisstück eins.

„Ja."

„Und hast es trotzdem nicht verhindert."

„Ich hatte anderes zu verhindern."

„Klar."

Als die Tür hinter ihr zuknallte, hatte er bereits die Augen geschlossen und versuchte, sein Herz dazu zu überreden, weniger heftig und weniger häufig zu schlagen, am liebsten gar nicht mehr, und ihm eine kleine Pause zu gönnen.

Das alles wurde viel zu intim.

Als ob es das bisher nicht gewesen wäre …


Vier.

Eine traurige Inszenierung von Kälte, drei Wochen später. Obwohl sich doch jedes Haar auf seinen Armen und mindestens die Hälfte in seinem Nacken aufstellten, wie magnetisch von ihr angezogen.

„Professor Snape."

„Miss Granger."

Die die Situation auf dem Schreibtisch studierte: Eine Wochendosis Wolfsbanntrank und eine Dosis für den Morgen danach.

Zeit, ihr Was-auch-immer zu beenden. Würde es ohnehin bald, enden. Und Narben hatte sie genug.

Trotzdem bog sich seine Feder zwischen seinen Fingern wie ein Zahnstocher, mit dem man zu tief im wunden Fleisch herumbohrte.

Dann schnappte sie sich die Phiole – und entkorkte sie!

Was zum - „Miss Granger, das -"

Sie besaß die Frechheit, ihn mit einem erhobenen Finger zum Schweigen bringen zu wollen.

„Nehmen Sie sofort den Finger runter! Und wenn Sie es wagen, mir wieder auf -"

Gleichgültig knallte sie die offene Phiole zurück auf den Tisch, bevor sie sein Kinn packte, als wäre sie nicht siebzehn und er keine zwanzig verdammte Jahre älter und ihr Lehrer, und ihn auf die unausstehlichste Art überhaupt küsste.

Er packte ihre Hand. „Schluss jetzt! Nehmen Sie die Tränke und gehen Sie!"

In ihren Augen stand Rebellion, in seinen blanker Zorn. „Schön! Aber mach dir nichts vor, ich weiß, dass du mich willst!"


Drei.

Sein Elternhaus hinter sich lassen, ein Star in Hogwarts werden, mit Lily zusammen die Welt regieren – mit elf war das, was er gewollt hatte, illusorisch gewesen.

Mit fünfzehn sinnlos (kein Werwolf sein, alle büßen lassen).

Mit zwanzig zu hoch gegriffen (Lily retten).

Und mit siebenunddreißig?

Vor allem Potter retten.

Und Dumbledore nicht umbringen, selbstverständlich.

Aber beides unmöglich.

Und …

An Vollmond nicht alleine sein.

Nicht solange er mit ihr sein konnte.

Ein Mal noch.

Drei Minuten bis zu Verwandlung, höchstens, als er sich hinter Granger in den Raum der Wünsche drängte.

„Ich wusste es!"

„Sei einfach still." Nur ein Mal.


Zwei.

Zurück als Werwolf im Wald sangen die Bäume und der Gegenwind begrüßte ihn wie einen heimgekehrten Bruder, dabei war er nie fort gewesen und hatte nie zurückkehren wollen, hatte ihn keine Sekunde und jede einzelne vermisst.

Vielleicht, nur vielleicht, hatte auch der Wolf eine Seele, die gezähmt an die Oberfläche schwebte und in das Lied der Wildnis einstimmte. Und vielleicht, nur vielleicht, hatte Grangers Wolf dieselbe Seele, denn er fühlte sich ihr hier, während sie nebeneinander und furchtlos durch das Unterholz preschten, näher als in jeder Nacht, die sie gemeinsam in seinen Räumen verbracht hatten. Näher als bei jedem Orgasmus, den sie in seinen Mund gestöhnt hatte. Näher als jedes seiner Geheimnisse in ihren Gedanken sie jemals hätte aneinander binden können.

Es war das erste Mal, dass er wirklich verstand, warum Wölfe in Rudeln lebten. Warum Werwölfe den Drang hatten, sich mit ihresgleichen zu umgeben. Das erste Mal, dass er akzeptieren konnte, dass Granger und er kaum eine Chance gehabt hatten, den Lauf der Dinge zu ändern. Dass ihre Seelen vom ersten Moment an begonnen hatten, sich miteinander zu verweben und aneinander festzuhalten wie Schlingpflanzen an einem Gerüst.

Ja, er wollte sie.

Und das hier.

Und alles.

Für immer.


Eins.

Und so lief er rückwärts, blindlings, nachvollmondverkatert in seinen eigenen unrühmlichen Untergang, brachte ihren Mund mit seinem zum Schweigen und mit ihrem Körper die Stimme, die in der Melodie der Bäume sang: Egal, wie fest du deine Augen verschließt, was passieren muss, wird passieren, und es war kein Mut, der dich die Geschichte hat lesen lassen, obwohl du das Ende bereits kanntest, sondern wenig mehr als Egoismus und die Narben davon wird sie für immer tragen.

„Severus? Worüber denkst du nach?" Fingerspitzenworte wie Spinnweben an seiner Schläfe.

„Nichts."

Gar nichts.

Wirklich nicht.

Nur …

Bitte …

Bitte …

Sei nicht meine Schülerin.


Null.

„Es sind Todesser im Schloss, Severus! Wir brauchen dich!"

Stupor! „Es tut mir leid, Filius." Wirklich.

Und noch mehr, als sie plötzlich da stand. Sie und Luna Lovegood.

Sieh mich nicht so an! „Kümmern Sie sich um Professor Flitwick!"

„Ja, Sir, natürlich."

Er kam ungefähr zehn Meter weit, ehe er doch stehenblieb.

Zurücksah.

Und ihrem Blick begegnete.

Es tut mir leid. Ich wünschte, die Dinge lägen anders.

Aber Albus Dumbledore würde heute Nacht sterben.

Die Schule würde bald in der Hand der Todesser sein.

Potter würde nicht hierher zurückkehren.

Und Granger auch nicht.

Du hättest mir niemals vertrauen dürfen.